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Eine Versammlung von Menschen – Meistern und Schülern – zu rituellen Zwecken (Anmerkung des Autors)
Heilige Maria,
ohne Sünden empfangen,
bete für uns,
die wir uns an dich wenden.
Amen.
Für den Namen, der am
12. Oktober 1988 in den Glorieta Canyon
geschrieben wurde.
Und siehe, des Herrn Engel
trat zu ihnen, und die Klarheit
des Herrn leuchtete um sie.
Lukas, 2:9
J. und ich hatten uns am Strand von Copacabana zum Abendessen getroffen. Mit der Freude und Begeisterung eines Autors, der gerade sein zweites Buch veröffentlicht hatte, übergab ich ihm ein Exemplar von Der Alchimist. Ich sagte ihm dazu, dass das Buch als Dank für alles, was ich in den sechs vergangenen Jahren von ihm gelernt hatte, ihm gewidmet sei.
Zwei Tage später begleitete ich ihn zum Flughafen. Während wir warteten, dass sein Flug aufgerufen wurde, sagte er zu mir: »Alles, was einmal passiert, passiert möglicherweise nicht noch einmal. Falls es aber zweimal passiert, wird es bestimmt ein drittes Mal passieren.« Ich fragte, was er damit sagen wolle. Er erklärte mir, dass ich schon zwei Chancen, meinen Traum zu leben, ungenutzt hätte verstreichen lassen, und zitierte dann aus einem Gedicht von Oscar Wilde:
Doch jeder mordet, was er liebt,
sei jeder dess belehrt,
Mit schmeichelndem Wort, mit bittrem Blick,
nach jedes Art und Wert;
Der Feige mordet mit einem Kuss,
der Tapfre mit einem Schwert!
»Der Fluch muss gebrochen werden«, meinte J. und schlug mir vor, an einem einsamen Ort die »Geistlichen Übungen« des heiligen Ignatius von Loyola zu machen. Erfolg erfülle den Menschen mit Freude, löse aber zugleich Schuldgefühle aus. Die Übungen könnten mich auf das vorbereiten, was die Zukunft für mich bereithalte.
Als ich ihm daraufhin erzählte, es sei schon immer mein Traum gewesen, vierzig Tage in einer Wüste zu verbringen, schlug er mir vor, in die Mojave in den Vereinigten Staaten zu fahren, wo er jemanden kenne, der mir helfen könnte, das zu akzeptieren, was ich liebe – meine Arbeit.
Das Ergebnis dieser Erfahrung findet sich in diesem Buch. Die Ereignisse, von denen Schutzengel erzählt, haben sich zwischen dem 5. September und dem 17. Oktober 1988 zugetragen. Manchmal habe ich die Abfolge der Ereignisse ein wenig verändert und mich zweimal zum besseren Verständnis des Lesers der Mittel der Fiktion bedient, doch alle wesentlichen Fakten sind wahr. Der im Nachwort des Buches zitierte Brief ist im Notariat für Titel und Dokumente von Rio de Janeiro unter der Nummer 478038 hinterlegt.
Paulo Coelho
Sie waren jetzt schon sechs Stunden unterwegs. Zum hundertsten Mal fragte er seine Frau, die auf dem Beifahrersitz saß, ob dies auch wirklich der richtige Weg sei.
Zum hundertsten Mal schaute sie auf die Karte. Ja, es war der richtige Weg. Obwohl durch die grüne Landschaft ein schöner Bach floss und die Straße von Bäumen gesäumt war.
»Lass uns an einer Tankstelle anhalten und fragen«, schlug sie vor.
Schweigend fuhren sie weiter und hörten dabei einen Sender, der Oldies spielte. Chris wusste, dass es nicht notwendig war, an der Tankstelle zu halten, da sie auf dem richtigen Weg waren, auch wenn die Umgebung ganz anders aussah als erwartet. Aber sie kannte ihren Mann – Paulo war argwöhnisch, traute ihr nicht zu, die Karte richtig zu lesen. Er würde sich erst beruhigen, wenn sie jemanden fragten.
»Wir sind hier, damit du mit deinem Schutzengel redest«, sagte sie nach einer Weile. »Aber wie wäre es, wenn du einstweilen mit mir reden würdest?«
Er schwieg weiter, den Blick starr geradeaus auf die Straße gerichtet. ›Es bringt nichts, darauf zu bestehen‹, dachte sie. Wenn doch bloß schnell eine Tankstelle auftauchte! Sie waren direkt vom Flughafen von Los Angeles losgefahren – und Chris hatte Angst, dass Paulo zu müde sein und am Steuer einschlafen könnte.
Und dieser bescheuerte Ort kam und kam nicht.
›Ich hätte einen Ingenieur heiraten sollen‹, sagte sie sich.
Sie würde sich nie daran gewöhnen können: Immer wieder ließ Paulo von einem Augenblick auf den anderen alles stehen und liegen, jagte hinter heiligen Wegen, Schwertern, Gesprächen mit Engeln her, tat alles nur Erdenkliche, um auf dem Weg der Magie weiterzukommen. ›Er hat schon immer diese Manie gehabt, alles stehen- und liegenzulassen, auch bevor er J. getroffen hat.‹
Sie erinnerte sich an den Tag, an dem sie beide zum ersten Mal miteinander ausgegangen waren. Sie waren gleich im Bett gelandet, und eine Woche später hatte sie ihr Reißbrett in seine Wohnung gebracht. Ihre gemeinsamen Freunde sagten, Paulo sei ein Hexer, und eines Nachts hatte Chris den Pastor der protestantischen Kirche angerufen, in die sie immer ging, um ihn zu bitten, für sie zu beten.
Im ersten Jahr hatte Paulo kein einziges Mal von Magie gesprochen. Er arbeitete in einer Schallplattenfirma, und das war es.
Im darauffolgenden Jahr verlief ihr Leben genauso. Dann kündigte er und wechselte zu einer anderen Schallplattenfirma.
Im dritten Jahr kündigte er erneut (seine Manie, alles aufzugeben) und beschloss, fürs Fernsehen zu schreiben. Sie fand das merkwürdig, jedes Jahr den Job zu wechseln – aber Paulo schrieb, verdiente damit Geld, und sie lebten gut.
Bis er am Ende des dritten Jahres auch den Job beim Fernsehen hinwarf. Er gab keine Erklärungen, sagte nur, er habe es satt, das zu tun, was er mache, es würde nichts bringen, immer wieder zu kündigen und irgendwo anders neu anzufangen. Er müsse herausfinden, was er wirklich wolle. Sie hatten etwas Geld angespart und beschlossen, durch die Welt zu reisen.
›In einem Wagen, genau wie jetzt‹, dachte Chris.
In Amsterdam hatten sie dann J. getroffen, als sie im Hotel Brouwer einen Kaffee tranken und auf die Singelgracht schauten. Paulo war ganz blass und nervös geworden. Schließlich hatte er Mut gefasst und war zum Tisch dieses großen, weißhaarigen Mannes im Anzug hinübergegangen. Am Abend, als sie beide wieder allein waren, hatte Paulo dann eine ganze Flasche Wein getrunken (er vertrug nicht viel und war immer gleich betrunken) und ihr gestanden, dass er sieben Jahre lang damit beschäftigt gewesen sei, Magie zu erlernen (was sie bereits wusste, da Freunde es ihr erzählt hatten). Aber er hatte es aus irgendeinem Grund (den er nie offenlegte, obwohl sie ihn mehrfach danach gefragt hatte) aufgegeben.
»Aber vor zwei Monaten habe ich im Konzentrationslager Dachau diesen Mann in einer Vision gesehen«, hatte er gesagt und damit J. gemeint.
Sie erinnerte sich an diesen Tag. Paulo hatte heftig geweint; angeblich hatte er einen Ruf vernommen, aber nicht gewusst, wie er ihm nachkommen solle.
»Soll ich zur Magie zurückkehren?«, hatte er sie gefragt.
»Das solltest du«, hatte sie darauf geantwortet, ganz sicher war sie sich allerdings nicht gewesen.
Seit der Begegnung mit J. hatte sich alles verändert. Es hatte Rituale, Exerzitien, Übungen gegeben und lange Reisen mit J., bei denen das Datum der Rückkehr nie feststand. Es hatten intensive Begegnungen mit seltsamen Männern und mit hübschen Frauen stattgefunden, die eine ungeheure Sinnlichkeit ausstrahlten. Es hatte Herausforderungen und Probleme gegeben, lange, schlaflose Nächte und lange Wochenenden, an denen sie das Haus nicht verließen. Doch Paulo war zufriedener geworden, kündigte nicht mehr ständig. Sie hatten gemeinsam einen kleinen Verlag gegründet, und er hatte einen alten Traum verwirklicht – Bücher zu schreiben.
Endlich tauchte eine Tankstelle auf. Ein junges, indianisch aussehendes Mädchen kam heraus. Sie stiegen aus dem Wagen, um sich die Beine zu vertreten, während das junge Mädchen den Tank füllte.
Paulo nahm die Karte und verglich die Route. Sie befanden sich auf dem richtigen Weg.
›Jetzt entspannt er sich. Jetzt wird er mit mir reden‹, hoffte Chris.
»Hat dich J. hierhergeschickt, damit du hier deinen Engel findest?«, fragte sie ganz vorsichtig.
»Nein«, sagte er.
›Immerhin, er hat mir geantwortet‹, dachte Chris, während sie auf das satte Grün schaute, das von der untergehenden Sonne angestrahlt wurde. Hätte sie unterwegs nicht immer wieder auf die Karte geschaut, hätte sie selbst auch Zweifel gehabt, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Es mussten noch etwa zehn Kilometer bis zu ihrem Ziel sein, aber die Szenerie schien ihnen zu sagen, dass sie noch sehr, sehr weit davon entfernt waren.
»J. hat mir nicht ausdrücklich gesagt, dass ich hierherfahren soll«, fuhr Paulo fort. »Er meinte, jeder andere Ort sei auch gut. Aber hier habe ich eine Kontaktperson, verstehst du?«
Natürlich verstand sie ihn. Paulo hatte immer Kontaktpersonen. Er sprach von diesen Menschen immer als von »Angehörigen der ›Tradition‹«. Doch Chris nannte sie in ihrem Tagebuch immer nur ›die Konspiration‹. Unter ihnen waren auch Hexen und Zauberer, die einem Alpträume verschaffen konnten.
»Jemand, der mit Engeln redet?«
»Ich bin mir nicht sicher. J. hat irgendwann ganz nebenbei einen Meister der Tradition erwähnt, der hier lebt und der weiß, wie man mit Engeln redet. Aber es könnte auch nur ein Gerücht sein.«
Vielleicht meinte er das ernst. Aber Chris wusste, dass er unter den vielen Orten, an denen er »Kontakte« hatte, willkürlich einen herausgepickt hatte. Einen Ort, an dem er weit weg vom Alltag war und sich besser auf »das Außergewöhnliche« konzentrieren konnte.
»Und wie wirst du mit einem Engel reden?«
»Das weiß ich nicht.«
›Eine merkwürdige Art zu leben‹, dachte Chris. Sie folgte ihrem Mann mit den Augen, als er zu dem indianischen Mädchen ging, um die Rechnung zu bezahlen. Er wusste nur, dass er mit Engeln reden musste, mehr nicht! Dafür ließ er, was er gerade machte, stehen und liegen, bestieg ein Flugzeug, flog die weite Strecke bis Los Angeles, fuhr danach sechs Stunden bis zu dieser Tankstelle, wappnete sich mit genügend Geduld, um vierzig Tage in der Gegend verbringen zu können – und das alles nur, um mit seinem Schutzengel zu reden oder es vielmehr zu versuchen.
Er lächelte ihr zu, sie lächelte zurück. So schlimm war es doch auch wieder nicht. Sie hatten ihren Alltagsärger, mussten Rechnungen bezahlen, Schecks ausstellen, aus reiner Höflichkeit Leute besuchen, Unangenehmes schlucken.
Aber dennoch glaubten sie an Engel.
»Wir werden es schaffen«, sagte sie.
»Danke für das ›wir‹«, antwortete er. »Aber der Magier hier bin ich.«
Das Mädchen von der Tankstelle hatte ihnen bestätigt, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Zehn Minuten fuhren sie schweigend dahin, jetzt mit abgestelltem Radio. Es gab eine kleine Anhöhe, doch erst als sie hinaufgefahren waren und auf der anderen Seite ins Tal sahen, wurde ihnen klar, wie hoch ihr Aussichtspunkt lag. Sie waren die ganzen letzten Stunden, ohne es zu merken, stetig bergauf gefahren.
Aber sie waren angekommen.
Er hielt den Wagen am Straßenrand an und schaltete den Motor aus. Sie warf einen Blick zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren: ja, nichts als grüne Bäume, Pflanzen, üppige Vegetation.
Doch vor ihnen erstreckte sich bis zum Horizont die Mojave. Die riesige Wüste, die über fünf amerikanische Staaten und bis nach Mexiko reicht, die Wüste, die sie als Kind in so vielen Wildwestfilmen gesehen hatte, die Wüste, in der es Orte mit seltsamen Namen wie Regenbogenwald oder Tal des Todes gab.
›Sie ist rosa‹, dachte Chris, sprach es aber nicht aus. Paulo starrte auf die unendliche Weite, wer weiß, vielleicht versuchte er herauszufinden, wo die Engel wohnen.
Borrego Springs erwies sich als so klein, dass man vom Hauptplatz aus sehen konnte, wo es anfing und wo es aufhörte. Dennoch hatte der kleine Ort drei Hotels. Im Winter kamen Touristen hierher, um Sonne zu tanken.
Paulo und Chris ließen ihr Gepäck im Zimmer und aßen in einem Restaurant mit mexikanischer Küche zu Abend. Der junge Mann, der sie bediente, blieb lange in ihrer Nähe, um herauszubekommen, welche Sprache sie sprachen, und da er es nicht schaffte, fragte er sie schließlich. Als er erfuhr, dass sie aus Brasilien kamen, meinte er, er habe noch nie einen Brasilianer kennengelernt.
»Jetzt kennen Sie gleich zwei«, sagte Paulo lachend. ›Wahrscheinlich wird es am nächsten Tag der ganze Ort wissen‹, dachte er. In Borrego Springs gab es nicht viele Neuigkeiten.
Sie beendeten die Mahlzeit und schlenderten Hand in Hand durch die Außenbezirke des Ortes. Paulo wollte die Wüste betreten, die Wüste spüren, die Luft der Mojave einatmen. Und so stolperten sie schließlich über den mit Steinen und Felsbrocken übersäten Wüstenboden. Nach einer halben Stunde hielten sie an, drehten sich um und konnten im Osten die wenigen fernen Lichter von Borrego Springs sehen.
Dort in der Wüste war der Himmel besonders klar. Sie setzten sich auf den Boden, und als sie Sternschnuppen sahen, wünschte sich jeder von ihnen etwas anderes. Der Mond schien nicht, aber die Sterne funkelten.
»Hast du auch schon das Gefühl gehabt, dass in bestimmten Augenblicken deines Lebens jemand beobachtet, was du tust?«, fragte Paulo.
»Woher weißt du das?«
»Ich weiß es eben. Es sind Augenblicke, in denen wir, ohne dass uns dies bewusst wird, die Gegenwart von Engeln wahrnehmen.«
Chris erinnerte sich an ihre Jugend. Damals war dieses Gefühl sehr viel stärker gewesen.
»In solchen Augenblicken«, fuhr er fort, »beginnen wir, eine Art Film zu schaffen, in dem wir die Hauptdarsteller sind und in der Gewissheit agieren, dass jemand zuschaut.
Doch je älter wir werden, desto lächerlicher finden wir das. Wir kommen uns dabei vor wie ein Kind, das davon träumt, Filmschauspieler oder Filmschauspielerin zu werden. Und vergessen, dass in den Augenblicken, in denen wir für ein unsichtbares Publikum spielten, das Gefühl, beobachtet zu werden, sehr intensiv war.«
Er schwieg nachdenklich.
»Wenn ich in den Himmel schaue, kommt dieses Gefühl häufig zurück und mit ihm die Frage: Wer beobachtet uns?«
»Und wer beobachtet uns?«, fragte sie.
»Engel. Die Boten Gottes.«
Sie starrte in den Himmel. Sie wollte Paulo nur allzu gern glauben.
»Alle Religionen und auch alle Menschen, die ›das Außergewöhnliche‹ schon gesehen haben, sprechen von Engeln«, fuhr Paulo fort. »Das Universum ist von Engeln bevölkert. Sie sind es, die uns Hoffnung bringen, wie derjenige, der den Hirten die Geburt des Messias verkündet hat. Sie bringen auch den Tod, wie jener Würgeengel, der durch Ägypten zog und alle vernichtete, die kein Zeichen an ihrer Tür hatten. Sie sind es, die uns mit einem Feuerschwert in der Hand den Zutritt zum Paradies verwehren können. Oder uns hereinbitten können, wie ein Engel es mit Maria getan hat.
Die Engel öffnen die Siegel der verbotenen Bücher, sie blasen die Trompeten des Jüngsten Gerichts. Sie bringen das Licht wie Michael oder die Finsternis wie Luzifer.«
Chris fasste sich ein Herz und fragte:
»Haben sie Flügel?«
»Ich habe noch nie einen Engel gesehen«, antwortete Paulo. »Aber ich würde es auch gern wissen. Und habe J. gefragt.«
›Wie gut‹, dachte sie. Dann war sie also nicht die Einzige, die grundsätzliche Fragen zu Engeln hatte.
»J. hat gesagt, dass sie die Form annehmen, die wir uns vorstellen. Denn in ihnen hat Gottes Denken eine lebendige Form angenommen, und sie müssen sich unserem Wissen und unseren Vorstellungen anpassen. Ihnen ist klar, dass wir sie nicht sehen können, wenn sie es nicht tun.«
Paulo schloss die Augen.
»Stell dir deinen Engel vor, und du wirst in diesem Augenblick seine Gegenwart spüren«, sagte er.
Sie lagen in der Wüste und schwiegen. Sie hörten keinerlei Geräusch, und Chris fühlte sich wieder in den Film ihrer Jugendjahre zurückversetzt, in dem sie für ein unsichtbares Publikum gespielt hatte. Je mehr sie sich darauf konzentrierte, umso sicherer war sie sich, dass etwas Starkes, Freundliches und Großzügiges gegenwärtig war. Sie begann, sich ihren Engel vorzustellen, schmückte ihn so, wie sie ihn auf den Bildern ihrer Kindheit gesehen hatte: blaues Gewand, goldenes Haar, riesige weiße Flügel.
Auch Paulo stellte sich seinen Engel vor. Er war schon sehr oft in die unsichtbare Welt, die ihn umgab, eingetaucht, darum war das alles für ihn nicht neu. Aber seit J. ihm diese Aufgabe gestellt hatte, spürte er, dass sein Engel sehr viel gegenwärtiger war – als würden die Engel sich nur von jenen bemerken lassen, die an ihre Existenz glaubten. Obwohl sie immer da waren, egal, ob die Menschen nun an sie glaubten oder nicht – Boten des Lebens, des Todes, der Hölle oder des Paradieses.
Er kleidete seinen Engel in einen langen, goldbestickten Umhang und gab ihm ebenfalls Flügel.