Das vorliegende Buch, das 1901 erstmals veröffentlicht wurde, informiert über Methoden der Persönlichkeitsentwicklung, die auf alten Traditionen und persönlichen Erfahrungen des Autors beruhen. Wer sie anwendet, tut dies in eigener Verantwortung. Der Herausgeber beabsichtigt nicht, Diagnosen zu stellen oder therapeutische Ratschläge zu geben. Die nachstehend beschriebenen Methoden sind keinesfalls als Ersatz für professionelle therapeutische Behandlung bei psychischen oder gesundheitlichen Problemen zu verstehen.
Alle Rechte der Verbreitung durch Schriften, Fernsehen, Funk, Film, Video, und fotomechanische oder digitale Verfahren sowie durch zukünftige Medien und für die Übersetzung sind vorbehalten.
James Allen: Der Weg zu Glück und Wohlstand
Titel der Originalausgabe: The Path of Prosperity
Erstausgabe in englischer Sprache: 1901
Übersetzung aus dem Englischen: Günter W. Kienitz
1. Auflage: September 2015
© 2015 by Günter W. Kienitz
Internet: weisheiten-aus-jahrtausenden.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Umschlaggestaltung: Bettina Kienitz
unter Verwendung einer Reproduktion des Gemäldes
„The Square of Bastille, Paris“ von Konstantin Korovin
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7392-5964-2
James Allen veröffentlichte, als einer der ersten Autoren von Büchern zu Persönlichkeitsentwicklung und Motivation, sein Erstlingswerk im Jahr 1901. Das Buch trug den Titel „From poverty to power, or, the realization of prosperity and peace“ (deutsch: Von Armut zu Macht oder die Verwirklichung von Wohlstand und Frieden). Ein Jahr später legte er sein zweites Buch vor, das zu seinem bekanntesten und am weitesten verbreiteten wurde und untrennbar mit seinem Namen verknüpft ist: „As a Man Thinketh“ (deutsch: Wie ein Mensch denkt).
„From Poverty to Power“, das in zwei eigenständige Teile gegliedert war, wurde später in Form zweier separater Bücher neu aufgelegt: „The Path of Prosperity“ (deutsch: Der Pfad des Wohlstands) und „The Way of Peace“ (deutsch: Der Weg des Friedens). Die Übersetzung des ersteren halten Sie in Händen.
Wie viele andere Autoren und Autorinnen von Büchern zur Persönlichkeitsentwicklung neben und nach ihm, war James Allen davon überzeugt, dass der Verlauf des Lebens eines Menschen mit all seinen Höhen und Tiefen kein Zufallsprodukt ist, sondern vom Betroffenen nicht nur selbst beeinflusst und gesteuert werden kann, sondern dies auch tatsächlich jederzeit wird.
Falls Sie selbst mit Ihrem Leben unzufrieden sind – und wer ist das heute nicht? -, und sich als Opfer der Umstände betrachten, ist diese Sichtweise vermutlich erst einmal schwer zu verdauen, denn im Klartext heißt das: Sie haben sich selbst dahin manövriert, wo Sie im Augenblick stehen, und zwar in allen Bereichen des Lebens. Auch nur den Gedanken zuzulassen, dass Sie selbst die Verantwortung für Ihre Lebensumstände tragen, kann schockierend sein.
Sobald Sie sich mit dieser Sichtweise aber erst einmal angefreundet haben – und das sollten Sie, wenn Sie Nutzen aus diesem Buch ziehen wollen, und sei es nur als Gedankenspiel -, dann eröffnen sich Ihnen völlig neue Perspektiven. Sie können die Rolle des Opfers der Umstände ablegen und stattdessen aktiv werden, indem Sie Ihr Leben in die Hand und Einfluss auf die Umstände nehmen.
James Allen erklärt Ihnen, wieso man in widrige Lebensumstände gerät und wie man sich daraus befreien kann. Was wünschen Sie sich im Leben? Lassen Sie mich raten: Gesundheit, Erfolg, Einfluss und Wohlstand? All dies ist erreichbar. Und alles, was Sie dazu tun müssen ist, Ihr Denken zu ändern.
Das hört sich zu einfach an, um wahr zu sein? Wenn Sie das glauben, irren Sie sich. Denn die Denkmuster, die man sich über Jahre hinweg angeeignet hat, lassen sich nicht mit einem Fingerschnippen auflösen. Die mentale Wandlung erfordert Anstrengung. Aber anstrengend ist ein Leben als Opfer der Umstände schließlich auch. Warum also Kraft und Energie nicht lieber für eine Zukunft nach dem eigenen Geschmack aufbringen, als dazu, das zu erdulden, was Sie als widrige Umstände empfinden, auf die Sie keinen Einfluss haben?
Wenn Sie bisher nur zeitgenössische Literatur gelesen haben, mag James Allens Schreibstil befremdlich auf Sie wirken. Nun, er war ein Kind seiner Zeit, und diese Ära liegt mehr als ein Jahrhundert zurück. Nehmen Sie es ihm also nicht übel, wenn er sich hin und wieder ein wenig pathetisch anhört. Wichtig ist letztlich, was er zu sagen hat. Und das ist heute so richtig wie zu seiner und zu allen Zeiten.
Weil die Bibel, auf die sich James Allen an einigen Stellen bezieht, heute nicht in jedem Haushalt so selbstverständlich zum Nachschlagen bereitliegt, wie zu seiner Zeit, finden Sie im Anhang eine Geschichte daraus, die der Autor offenkundig als bekannt voraussetzt.
Die kleine Sammlung von Zitaten im Anhang illustriert, wie sich die Idee von der Macht des Denkens, die James Allen in all seinen Büchern vertritt, über Jahrtausende hinweg fortpflanzt.
Über den Autor selbst ist nicht viel bekannt. Er lebte still und bescheiden, womöglich nach dem Bibelzitat: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“1 Und diese Früchte sind seine Bücher.
Wie für jegliche Selbsthilfe-Literatur gilt natürlich auch für dieses Buch: Mit dem Lesen allein ist es nicht getan. Veränderungen werden Sie nur dann bewirken, wenn Sie den Inhalt beherzigen und in Ihr Leben integrieren.
Ich wünsche Ihnen einen offenen Geist, viel Erfolg und ein Leben in Glück und Wohlstand!
Günter W. Kienitz
1 - Matthäus 7, 16 und 20
Ich habe mir die Welt gründlich angesehen und dabei festgestellt, dass sie von Kummer und Sorgen überschattet wird, und dass überall heftige Feuer des Leidens lodern. Warum ist das so?, habe ich mich gefragt und nach dem Grund dafür gesucht.
Ich schaute mich um, doch ich konnte den Grund dafür nicht auf Anhieb finden. Ich forschte in Büchern, doch ich wurde nicht fündig. Schließlich blickte ich in mein Inneres und fand beides: die Ursache von Sorge und Leid und ihre hausgemachte Natur.
Und als ich noch einmal genauer hinsah, entdeckte ich auch die Lösung für das Problem.
Ich fand ein Gesetz: das Gesetz der Liebe; ein Leben: das Leben, das sich an diesem Gesetz ausrichtet; eine Wahrheit: die Wahrheit eines kontrollierten Geistes und eines stillen und fügsamen Herzens.
Und ich träumte davon, ein Buch zu schreiben, das seinen Leserinnen und Lesern – seien sie reich oder arm, gebildet oder ungebildet, weltläufig oder weltabgewandt - dabei helfen sollte, in sich selbst die Quelle allen Erfolgs, allen Lebensglücks, aller Errungenschaften und aller Wahrheiten zu finden. Dieser Traum ließ mich nicht mehr los und wurde schließlich Wirklichkeit. Und nun sende ich das Ergebnis hinaus in die Welt, damit es Heilung und Segen bringt, in der Überzeugung, dass es die Häuser und Herzen derer erreichen wird, die willens und bereit sind, es anzunehmen.
James Allen
Ruhelosigkeit, Schmerz und Sorge sind die Schatten des Lebens. Es gibt wohl kein Herz auf dieser Welt, das noch nie den Stachel des Schmerzes verspürt hätte, keinen Geist, der niemals in die dunklen Wasser der Sorge gestürzt worden wäre, und kein Auge, das nicht in unaussprechlicher Angst und Seelenqual heiße Tränen vergossen hätte, die seine Sicht verschleierten.
Es gibt keinen Haushalt, der nie von den Großen Zerstörern Krankheit und Tod heimgesucht worden wäre, die in Liebe verbundene Herzen auseinanderrissen, und ein schwarzes Tuch des Kummers über all seine Bewohner legte.
Wir sind alle mehr oder weniger in den starken, scheinbar unzerreißbaren Maschen des Übels gefangen, und der Menschheit drohen Schmerz, Elend und Unglück.
Im Bestreben, der Düsternis, die ihn überschattet, zu entfliehen oder sie wenigstens irgendwie aufzuhellen, stürzen sich Menschen blindlings in zahllose Aktivitäten und Ablenkungen, in der vergeblichen Hoffnung, auf diese Weise Glück und Zufriedenheit zu finden, die nie wieder von ihnen weichen.
Beispiele dafür sind Alkoholiker und Menschen mit ausschweifendem Sexualleben, die sich sinnlichen Reizen hingeben; extravagante Ästheten, die sich dem Elend der Welt entziehen, indem sie sich mit übertriebenem Luxus umgeben; Menschen, die nach Reichtum und Ruhm dürsten, und alles und jedes dem Erreichen dieses Ziels unterordnen; und schließlich diejenigen, die Trost in der Ausübung religiöser Riten suchen.
Und sie alle scheinen das Glücksgefühl, nach dem sie streben, zu erreichen. Ihre Seele wiegt sich für eine gewisse Zeit in einer angenehmen Sicherheit und vergisst in berauschter Achtlosigkeit die Existenz des Übels. Doch früher oder später kommt der Tag, an dem sie doch von einer Krankheit oder schwerem Kummer heimgesucht werden, einer Versuchung erliegen, oder an dem ein Unglück plötzlich und unerwartet über ihre ungewappnete Seele hereinbricht und das Gewebe ihres vermeintlichen Glücks in Fetzen reißt.
Über dem Kopf einer jeglichen persönlichen Freude hängt also das Damoklesschwert des Schmerzes, bereit, jeden Moment herabzufallen und die Seele jedes Menschen zu schädigen, der sich in Ermangelung des nötigen Wissens nicht davor schützt.
Das Kind sehnt sich danach, zum Mann oder zur Frau heranzuwachsen; Erwachsene weinen dem verlorenen Glück ihrer Kindheit nach. Der Arme leidet unter den Ketten der Armut, die ihn gefesselt halten, und der Reiche lebt oft in Angst vor Armut oder reist in der Welt umher, immer auf der Suche nach einem trügerischen Schatten, den er das Glück nennt.
Manchmal hat die Seele das Gefühl, beständigen Frieden und Lebensglück gefunden zu haben, indem sie einer bestimmten Religion oder Philosophie anhängt, oder sich bemüht, ein geistiges oder künstlerisches Ideal zu verwirklichen. Doch schließlich führt irgendeine Versuchung, der sie nicht widerstehen kann, dazu, dass sich die Religion als unzulänglich oder die theoretische Philosophie als nutzlos erweist; oder dass das Ideal, das sie vor langen Jahren auf einen Sockel gestellt hatte, von einem Moment auf den anderen zu ihren Füßen in Scherben bricht.
Gibt es also keinen Weg, Leid und Kummer zu entfliehen? Gibt es keine Möglichkeit, die Ketten des Übels zu sprengen? Bleibt die Vorstellung von beständigem Glück, sicherem Wohlstand und dauerhaftem innerem Frieden ein törichter Traum?
Doch – und ich sage das mit großer Freude -, es gibt einen Weg, über den das Übel für immer überwunden werden kann. Es gibt einen Prozess, durch den sich Krankheit, Armut und jegliche andere widrige Umstände überwinden lassen, um nie wiederzukehren. Es gibt eine Methode, mit deren Hilfe nachhaltiger Wohlstand erzielt und gesichert werden kann, frei von aller Angst, dass die Widrigkeiten je wieder auftauchen; eine Praxis, die es möglich macht, ungetrübten und dauerhaften inneren Frieden zu finden und ein glückliches Leben zu führen.
Der erste Schritt auf diesem Weg, der zu Wohlstand und Lebensglück führt, besteht darin, das richtige Verständnis für die Natur des Übels zu entwickeln.
Es genügt nicht, das Übel zu verleugnen oder zu ignorieren, vielmehr muss es verstanden werden. Es reicht nicht aus, Gott zu bitten, das Übel zu beseitigen. Sie selbst müssen herausfinden, wieso und wozu es vorhanden ist und welche Lektion es für Sie bereithält.
Es macht keinen Sinn und führt zu nichts, sich über die Ketten, die Sie fesseln, aufzuregen und sie zu beklagen; Sie müssen vielmehr herausfinden, wieso und auf welche Weise Sie angekettet sind. Deshalb, lieber Leser, müssen Sie Abstand zu sich selbst gewinnen und damit beginnen, sich zu beobachten und zu verstehen.
Sie müssen damit aufhören, sich wie ein ungehorsames Kind in der Schule der Erfahrung zu benehmen, sondern stattdessen damit anfangen, mit Demut und Geduld die Lektionen zu lernen, die Ihnen vom Leben vorgesetzt werden, damit Sie daran wachsen und sich vervollkommnen. Denn es hat sich gezeigt, dass das Übel, recht verstanden, keine unbegrenzte Macht oder ein Prinzip des Universums ist, sondern eine vorübergehende Phase menschlicher Erfahrung, und deshalb ein Lehrer für jeden, der bereit ist zu lernen.
Das Übel ist kein abstraktes Etwas außerhalb von ihnen, sondern eine Erfahrung in Ihrem Herzen, und wenn Sie Ihr Herz gründlich erforschen, werden Sie nach und nach den Ursprung und das Wesen des Übels entdecken, was unweigerlich zu dessen vollständiger Auslöschung führt.