CHERRIE LYNN
Rock me
Roman
Ins Deutsche übertragen
von Katrin Mrugalla und Richard Betzenbichler
Titel
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Die Autorin
Impressum
CHERRIE LYNN
Roman
Ins Deutsche übertragen
von Katrin Mrugalla und Richard Betzenbichler
Zu diesem Buch
Behütet aufgewachsen hat Candace Andrews endgültig genug davon, immer so zu sein, wie andere sie haben wollen. An ihrem Geburtstag beschließt sie daher, etwas zu tun, was keiner von ihr erwartet, und landet im Tattoostudio von Brian, zu dem sie sich schon lange hingezogen fühlt. Als sie sich in seine kunstfertigen Hände begibt, lodert ein leidenschaftliches Feuer zwischen ihnen auf, dem sich auch Brian nicht entziehen kann. Mit Brian, der immer tut, worauf er Lust hat, und dem egal ist, was andere von ihm denken, fühlt sich Candace so frei wie noch nie ihrem Leben. Doch so stark ihre Gefühle füreinander auch sind, weiß Brian doch, dass ihre Familie ihn nicht akzeptieren und er nie einen festen Platz in Candace’ Leben haben wird. Unterschiedlich wie Tag und Nacht verlangt ihre Liebe Entscheidungen, von denen keiner von beiden dachte, dass er sie jemals treffen muss …
Für meinen eigenen Bad Boy und unseren großartigen Nachwuchs. Ihr seid super! Besonderen Dank auch an die Romandiven, für all die Unterstützung während des Schreibprojekts JulNoWriMo.
Es war nur ein Tattoo. Eine niedliche, farbenfrohe kleine Zeichnung auf ihrer Haut, die – oh ja – für immer dort sein würde. Niemand würde sie sehen, außer wenn sie es wollte. Dennoch saß Candace Andrews in ihrem Wagen und starrte zu dem Neonschild des Tattoostudios empor, als wäre es der Vorbote des Unheils.
So eine Riesensache ist es nun auch nicht, versuchte sie sich einzureden. Alle, die ich kenne, haben mindestens eins.
»Ich glaube, du spinnst.«
Nun ja, fast alle. Neben ihr saß ihre beste Freundin, die Gesichtszüge weich im orangefarbenen Licht der frühen Dämmerung. Aber auch das machte Macys abschätzigen Gesichtsausdruck nicht angenehmer.
»Wieso?«
»Du hast neuerdings echt einen Knall.«
Candace machte eine abwehrende Geste und öffnete die Wagentür. Macys Angst schien ihre Entschlossenheit noch zu verstärken. »Du warst doch diejenige, die gemeint hat, ich müsste feiern.«
»Ja, feiern, nicht völlig den Verstand verlieren. Deine Eltern werden dich umbringen. Und mich gleich mit.«
»Die werden es gar nicht sehen.«
Macy packte Candace am Arm, bevor diese aussteigen konnte. »Wohin willst du es dir überhaupt machen lassen? Lass dir bloß nicht deinen Hintern tätowieren, Candace.«
»Das tue ich nicht! Du führst dich auf, als wollte ich mit einer Rockergang davonlaufen, und das alles wegen ein bisschen Farbe auf meiner Haut! Manchmal glaube ich wirklich, mein Daddy bezahlt dich.« Sie riss sich los, stieg aus und bückte sich, um in Macys sorgenvolles Gesicht zu schauen. »Also, was ist? Kommst du jetzt mit oder bleibst du lieber hier sitzen und schmollst?«
Während Macy widerwillig aus dem Wagen stieg, betrachtete Candace mit leichtem Schaudern das ultramoderne Äußere von Dermamania. Obwohl sie den Besitzer kannte, war sie noch nie hier gewesen. Er war der Exfreund ihrer Cousine, und heute Abend war er offensichtlich im Studio. Neben dem Gebäude stand sein Pick-up, der so dunkelblau war, dass er fast schon schwarz wirkte. Wäre Brian nicht hier gewesen, hätte sie die Erfüllung ihres Geburtstagswunsches auf einen anderen Tag verschoben. Er war derjenige in der Stadt, zu dem man ging, wenn man ein Tattoo wollte.
Meine Güte, sie konnte nicht aufhören zu zittern. Sie war nicht gerade ein Fan von Nadeln, schon gar nicht, wenn sie in die Nähe ihrer Haut kamen. Ob es der Gedanke an die Schmerzen war, der ihren Puls rasen ließ, oder die Vorstellung, Brian zu sehen, hätte sie nicht sagen können. Als er noch mit Michelle gegangen war, hatte Candace’ Herz bei mehr als einer Gelegenheit zu flattern begonnen, wenn sich der Blick seiner dunkelblauen Augen lässig abschätzend auf sie gerichtet hatte. Er war der Inbegriff des Verbotenen, aber das änderte nichts an der Wirkung, die er auf sie hatte.
»Zuschauen werde ich aber nicht«, sagte Macy, als sie durch die laue Aprilnacht auf die Tür zugingen.
»Das habe ich auch nicht verlangt.«
»Kaum trinkst du an deinem Geburtstag ein paar Schluck Wein, kommt das hier dabei raus?«
»Ach, halt die Klappe. Das war doch schon vor Stunden.«
Drinnen lief die Klimaanlage auf vollen Touren, als wäre es Hochsommer und nicht Frühling. Drei Tätowierer blickten von ihren Kunden hoch, an denen sie gerade arbeiteten, ohne ihre Gespräche zu unterbrechen. Candace’ Blick richtete sich automatisch auf eine junge Frau, die einen etwas gequälten Eindruck machte. Ihr wurde gerade ein Schmetterling innen auf den Fußknöchel tätowiert. Sie verzog schmerzvoll das Gesicht und kaute auf ihrer Unterlippe herum.
Candace schluckte. Sie spürte, wie sie der Mut verließ. Sie hatte vorgehabt, gleich auf Brian zuzustürzen, aber der war nirgendwo zu sehen.
»Was kann ich für die Damen tun?«, fragte der Typ, der gerade an dem Schmetterling arbeitete, ohne dabei von seinem Werk hochzuschauen. Er hatte eine Glatze, einen Spitzbart und einen großen Plug in dem Ohrläppchen, das Candace von ihrer Position aus sehen konnte.
»Ist Brian da?«
»Schon, aber eigentlich nicht, wenn du weißt, was ich meine.«
»Ähm … nein.«
Der Typ sah noch immer nicht hoch. Hingebungsvoll füllte er den Flügel des Schmetterlings mit knallpinker Farbe. Das Tattoo würde richtig hübsch sein, wenn er erst fertig war, und trotz ihrer Nervosität spürte sie einen Hauch von Vorfreude.
»Er nimmt heute Abend keine Kunden an.«
Ihr wurde mulmig. Sie hatte ihren ganzen Mut zusammennehmen müssen, um sich hierher zu trauen, und später würde er sie bestimmt verlassen. Das hier war ihre einzige Chance. »Oh. Also … ich kenne ihn. Ich meine … könnte ich ihn mal kurz sprechen?«
Mr Spitzbart zuckte mit den Schultern und wandte den Kopf in Richtung Hinterzimmer. »He, B! Hier will dich jemand sprechen.« Er widmete sich wieder dem Tattoo, ohne Candace und Macy – die während des kurzen Gesprächs wie angewurzelt dagestanden und sich ängstlich umgeblickt hatte – weiter zu beachten.
Eins musste sie Brians Angestellten lassen: Sie gingen völlig in ihrer Arbeit auf. Candace setzte sich in den Wartebereich neben der Tür, und Macy nahm neben ihr Platz. Candace war beeindruckt, wie sauber und einladend das Studio war. Die Wände waren nicht über und über mit Tattoomotiven bedeckt, wie sie das in anderen Studios gesehen hatte, sondern mit abstrakter Kunst sowie Postern von Rockgruppen und Kat von D dekoriert. In jeder Ecke des Raums befand sich ein Plasmabildschirm. Es lief ein Musikvideo. Da Brians Vorliebe für etwas düsterere Musik während seiner Zeit mit Michelle auch auf Candace abgefärbt hatte, wusste sie sofort, dass es Deep von Nine Inch Nails war.
»Das da ist … anders«, murmelte Macy, den Blick auf die Bildschirme geheftet. Der Countrysänger Toby Keith war eher ihr Ding.
»Ja, die sind echt gut.«
»Ich wusste gar nicht, dass du auf so was stehst.«
»Durch Brian habe ich eine Menge neuer Bands kennengelernt. Er hat mir oft CDs geliehen.«
»Tja. Horizonterweiterung kann nie schaden.«
Candace zuckte mit den Schultern. »Wenn ich laut sagen würde, dass ich Rockmusik mag, sogar manchmal Heavy Metal, würdet du und meine Familie mich doch gleich für eine Teufelsanbeterin halten.«
»Oh, ich nicht.« Macy senkte die Stimme. »Michelle ist mit dem Typen gegangen. Niemand hat etwas über sie gesagt.«
»Soll das ein Witz sein?«, flüsterte Candace, so laut sie sich traute. Sie war sich ziemlich sicher, dass der sinnliche Beat der Musik, die surrenden Nadeln und die Witze, die hin und her flogen, ihr Gespräch übertönten. »Es hat ihre Eltern schier in den Wahnsinn getrieben. Meine sogar auch. Michelle hat Brian sehr gemocht, aber mit der Szene, in der er sich bewegt, konnte sie nie so richtig was anfangen.«
Sämtliche Elternteile wären entzückt gewesen, dass Michelle mit jemandem aus Brians Familie ging, wenn sie sich nur den richtigen Bruder ausgesucht hätte. Candace hatte es immer für eine Hinterhältigkeit des Schicksals gehalten, dass Brian in eine wohlhabende Familie hineingeboren war, die von ihren Kindern erwartete, dass sie Ärzte oder Rechtsanwälte wurden. Zwischen seinen Geschwistern – seinem Bruder Evan, dem Anwalt, und seiner Schwester Gabby, die in Kürze ihr Medizinstudium beginnen würde – stach er heraus wie ein Zebra unter Schafen, und offensichtlich gefiel ihm das.
»Wehe, hier liegt nicht mindestens einer im Sterben …«
Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nicht mitbekommen hatte, wie er durch die Tür hinter dem Tresen getreten war. Aber seine tiefe Stimme glitt über ihren Rücken wie eine streichelnde Hand. Egal ob sie sanft oder provozierend oder abweisend klang, immer löste sie bei ihr eine Gänsehaut aus.
Als er sie sah, blieb er abrupt stehen. Vielleicht war es nur Wunschdenken, aber sie hätte schwören können, dass sich sein Gesicht aufhellte. »… oder sitzt da und sieht hübsch aus«, beendete er seinen Satz mit einem Grinsen, das ihr beinahe das Herz stehen bleiben ließ.
Sie konnte kaum noch atmen. Seit Monaten hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Seit sechs, um genau zu sein. Viel zu lange ohne einen Blick auf das einzige Objekt der Begierde, das sie jemals wirklich gehabt hatte. Aber deswegen war sie nicht hier. Zumindest musste sie sich das immer wieder einreden.
Dieses Lächeln – Candace konnte gut verstehen, dass Michelle untröstlich gewesen war, als er sie kurz nach ihrer Reise zu Evans Hochzeit auf Hawaii verlassen hatte. Einzelheiten über ihre Trennung waren nicht bekannt, aber das spielte keine Rolle. Candace würde ganze Ozeane weinen, wenn sie einen Mann mit solch einem Lächeln verlieren würde. Es war ansteckend, und bevor sie wusste, was sie tat, eilte sie schon quer durch den Raum auf ihn zu.
Brian stützte sich lässig auf den Tresen. »Hallo, Sonnenschein? Was verschafft mir die Ehre?«
Sie wusste nicht, warum er sie oft so nannte, aber es ließ sie immer kichern wie einen Teenager. »Dreimal darfst du raten.«
Brians Blick wanderte zu Macy, die irgendwie den Mut aufgebracht hatte, Candace zum Tresen zu folgen. Sein Lächeln wurde noch breiter. »Deine Freundin will einen Zungenring, und du begleitest sie.«
Candace lachte, aber Macy erbleichte und trat entsetzt einen Schritt zurück. Candace packte sie am Arm, bevor sie davonrennen konnte. »Meine Güte, nein, sie ist ein Weichei.« Und ehrlich gesagt bin ich auch eins. Warum tat sie bloß derart cool? Sobald die Nadel ihre Haut berührte, würde sie vermutlich hysterisch werden.
»Und du?«, fragte Brian und zog eine seiner dunklen Augenbrauen nach oben.
»Ich hatte eigentlich auf ein Tattoo gehofft.«
»›Eigentlich‹ gibt es da nicht, Mädel. Entweder lässt du dir eins stechen, oder du lässt es bleiben.«
»Ich weiß.« Sie versuchte nicht auf seine Arme zu schauen, die noch immer auf dem Tresen ruhten. Er trug ein eng geschnittenes schwarzes Hemd, dessen Ärmel so lang waren, dass sie fast schon seine Hände bedeckten. Aber sie wusste, dass unter diesen Ärmeln seine Arme von den Schultern bis zu den Handgelenken in allen Farben schillerten.
Schade, dass ihr das alles jetzt vorenthalten blieb. Seine tätowierten Arme hatten ihr immer gefallen, und sie musste immer richtig kämpfen, nicht dauernd hinzuschauen. Wenn sie es sich recht überlegte, war es vermutlich das Beste, dass alles verborgen war. Nachdem sie ihn so lange nicht gesehen hatte, hätte sie sich garantiert lächerlich gemacht. Wie oft hatte sie sich vorgestellt, mit den Fingern all die Linien und Muster und Farben nachzufahren, die sich schlängelnden Formen zu betrachten, die Aussagen zu entziffern, die ihm wichtig genug erschienen waren, um sie für alle Zeit in seine Haut einzuritzen …?
Sehr oft. Und jedes Mal hatte sie sich schrecklich schuldig gefühlt. Aber jetzt stand Michelle nicht mehr im Weg. Sie hatte wieder einen Freund und war glücklich. Außerdem – anschauen kostete doch nichts, oder?
Heute Abend sah Brian von Kopf bis Fuß ziemlich brav aus. Zumindest für seine Verhältnisse. Kurz war sie in Versuchung, ihn zu fragen, was los sei. Sein Haar hatte seine ursprüngliche glänzende schwarze Farbe – sie hatte es schon in allen Farben des Regenbogens gesehen – und war ein bisschen zu lang, sodass es ihm ins Gesicht hing. Nicht zottelig oder ungepflegt – was sie bei Männern überhaupt nicht mochte –, sondern seidig und schön, zum Darüberstreicheln … Okay, meine Liebe, hör sofort auf damit.
Selbst seine Augenbrauenringe hatte er herausgenommen. Normalerweise trug er in der rechten Augenbraue zwei Ringe nebeneinander. Irgendetwas war eindeutig los in seinem Leben.
Vielleicht hatte er nachher noch eine Verabredung. Mit irgendeiner super aussehenden, konservativen Frau, die er unbedingt beeindrucken wollte. Vielleicht hatte sie nicht viel übrig für seine Körperkunst. Allein der Gedanke – auch wenn es reine Spekulation war – machte sie wütend. Brian war Brian. Er hatte es nicht nötig, sich für irgendjemanden zu verstellen.
Sie räusperte sich und versuchte, die Bilder zu verjagen. »Ich möchte ein Tattoo. Heute ist mein Geburtstag, und die Rebellin in mir ist erwacht.«
Er zog einen Mundwinkel leicht nach oben. »Du möchtest, dass ich es dir steche, stimmt’s?«
Sie nickte und versuchte, keinen Schmollmund zu machen. »Aber sie haben gesagt, dass du heute Abend keine Kunden annimmst.«
Er schob den Ärmel ein bisschen hoch und sah auf seine Uhr. Sie erhaschte einen Blick auf seine bunte Haut, und das Herz rutschte ihr in die Hose. »Eine Stunde habe ich ungefähr noch Zeit.« Dann muss er also wirklich irgendwohin. »Wenn du nichts allzu Aufwendiges willst, kann ich es noch machen.«
Candace lachte und hob abwehrend die Hände. »Oh nein. Nichts Großes.« Wohin sie es haben wollte, war die interessantere Frage.
»Was hättest du denn gern?«
»Ich habe schon eine Idee, aber kann ich mir noch ein paar von deinen Zeichnungen anschauen?« Sie deutete mit dem Kopf auf die Poster mit den Motiven.
»Klar. Und hier findest du sicher auch so einiges, vor allem kleinere Motive, wie sie dir vermutlich vorschweben.« Er bückte sich und kam mit zwei schwarzen, an den Bindungen bereits auseinanderplatzenden Fotoalben wieder hoch. »Aber nimm nichts, was dir nicht wirklich gefällt. Wenn du hier nichts findest, was dich anmacht, kann ich dir auch alles zeichnen, was dir vorschwebt. Das schaffen wir dann vielleicht nicht mehr heute Abend, weil ich nicht so lange Zeit habe, aber letztlich ist es das immer wert.«
»Jetzt gibst du mir das Gefühl, als würde ich das übereilen«, beschwerte sie sich und schlug eins der Alben auf. Zu ihrer Verwunderung beugte sich auch Macy darüber, um die Bilder anzuschauen. Es waren farbige Zeichnungen dabei und Fotos von frisch gestochenen Tattoos, die Haut der Tätowierten noch gerötet. Candace drehte sich fast der Magen um. Lieber Gott, bitte lass mich bei der Prozedur nicht ohnmächtig werden.
»Manche Leute entschließen sich wirklich zu schnell.« Sie konnte die Wärme seines prüfenden Blicks regelrecht spüren. Vielleicht bildete sie sich das aber auch nur ein. In seiner Nähe gingen ihr immer die seltsamsten Gedanken durch den Kopf, und die verrücktesten Bilder kamen ihr in den Sinn.
»Ich kann mir gar nicht vorstellen, wieso jemand so versessen darauf sein sollte«, sagte Macy. »Auf dem eigenen Körper! Für alle Zeiten!« Candace hätte ihr am liebsten einen Stoß in die Rippen versetzt.
»Nicht?«
»Absolut nicht.«
Candace blickte auf, als er auf die halbhohe Tür am Ende des Tresens zuging. »Kommt, ich will euch mal zeigen, an was ich gerade arbeite. Es dauert nur einen Moment.«
Er führte sie durch die Tür, durch die er vorhin gekommen war, einen kurzen Flur entlang in einen spärlich eingerichteten Raum mit heller Beleuchtung, einem schrägen Zeichenbrett und sonst quasi nichts. Candace tat sich schwer, den Blick von der dunkel gekleideten Gestalt vor ihr abzuwenden, von den breiten Schultern, die den Stoff seines Hemds ausbeulten, der schwarzen Cargohose, die die Form seines Hinterns betonte. Das war ein Hintern, in den sie nur zu gern ihre Fingernägel gekrallt hätte. Er war wirklich zum Anbeißen.
»Schaut mal«, sagte er und zeigte auf die Zeichnung, an der er gearbeitet hatte. Direkt daneben hing das Foto eines niedlichen kleinen Mädchens mit dunklen Haaren, das sein Kinn auf die winzigen Fäuste gestützt hatte und in die Kamera lächelte. Brian hatte das Foto perfekt in eine Zeichnung umgesetzt, nur dass es ihm noch zusätzlich gelungen war, die Kleine irgendwie ätherisch aussehen zu lassen, wie ein Engel. Darüber stand in einem Spruchband in wunderschön geschwungener Schrift: »Zu schön für diese Welt.«
»Oh!«, flüsterte Candace. Mehr gab es dazu nicht zu sagen … und sie hatte Angst, in Tränen auszubrechen, wenn sie sich irgendwelche Worte abringen würde.
»Das tätowiere ich einem Mann nächste Woche auf den Rücken. Zumindest fange ich nächste Woche damit an. Dafür sind mehrere Sitzungen nötig. Das ist seine fünfjährige Tochter, die bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist.« Prüfend musterte er sein Werk. »Ich glaube, ich habe sie ganz gut getroffen. Hoffentlich gefällt ihm, was ich daraus gemacht habe.«
»Das ist … unglaublich«, sagte Macy leise. Candace warf ihr einen Blick zu. Ihre Freundin war völlig fasziniert von den weichen Linien und der engelhaften Schönheit des Motivs. Candace konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Brians Talent beeindruckte selbst den ungnädigsten Kritiker.
»Danke.« Er wirkte fast ein wenig verlegen, wie er so dastand und die Hände in die Taschen schob. »Ich wollte euch einfach zeigen, wie es dazu kommen kann, dass man etwas für immer auf seinem Körper haben will. Wie sollte er das hier jemals bereuen, selbst wenn er achtzig ist?«
»Das ist das Totschlagargument, oder?«, erwiderte Macy. »Die Leute sagen immer: ›Wenn du eines Tages alt und faltig bist und das Ding grässlich aussieht, wirst du es bereuen.‹«
»Das bekomme ich dauernd zu hören. Aber ich schaue lieber zurück und bereue etwas, das ich getan habe, als ich jung und verrückt war, als dass ich zurückschaue und etwas bereue, das ich nie getan habe, weil mir der Mut fehlte, und was sich nicht mehr nachholen lässt.«
»Da hast du recht«, murmelte Candace, deren letzte Zweifel bei seinen Worten endgültig verflogen waren. Von ihr aus konnte es losgehen. »Aber ich will nicht, dass du zu spät kommst, Brian. Bist du sicher, dass wir genug Zeit haben?«
»Ganz sicher.« Er streckte die Hand aus und fuhr ihr sanft durchs Haar. Sie hätte am liebsten laut aufgestöhnt. Es war so eine typische Du-bist-wie-meine-kleine-Schwester-Geste. »Dann schauen wir mal, dass wir was für dich finden.«
Als sie zurück in den Laden kamen, saßen noch mehr Leute im Wartebereich. Die beiden Alben lagen noch immer offen auf dem Tresen, und Candace machte sich erneut auf die Suche nach dem perfekten Tattoo. Brian ließ den Blick durch das Studio wandern. Alle Stühle waren besetzt. »Wir werden in eins der Hinterzimmer gehen müssen«, sagte er.
»Darum wollte ich dich sowieso bitten.« Sie versuchte, das so beiläufig wie möglich zu sagen, aber sie sah aus den Augenwinkeln, wie er sie sofort fragend musterte. Ihr Herz begann zu rasen. Endlich hatte sie es ausgesprochen.
»So? Warum?«
»Weil … wegen der Stelle, wo ich es gern hätte.«
Sie spürte sein Grinsen mehr, als dass sie es sah. »Und wo wäre das?«
»Das zeige ich dir, wenn es so weit ist.«
»Wenn es dir lieber ist, kann ich eins der Mädchen bitten, dir …«
»Nein. Du.« Sie versuchte, ihre Hände ruhig zu halten, während sie die Seiten umblätterte. Ausgerechnet in diesem Moment stieß Macy, die gerade das andere Album durchsah, einen entsetzten Schrei aus. Candace drehte den Kopf. Macy war auf die Piercings gestoßen. Genitalpiercings, um genau zu sein. Oh, verdammt. Macy lief bis zu den Haarwurzeln rot an. Die Seite vor ihr war die mit den männlichen Genitalpiercings.
Candace unterdrückte ein verlegenes Kichern, konnte aber nicht verhindern, dass sich auch ihre Wangen rot färbten. Brian grinste.
»Okay, das packe ich nicht«, murmelte Macy vor sich hin. »Das ist zu viel für mich. Warum es Leute gibt, die so etwas wollen …«
»Es intensiviert den Sex«, erwiderte Brian in einem Ton, als wäre das die offensichtlichste Sache der Welt.
»Der Sex, den ich hatte, war völlig okay. Ich verstehe echt nicht, wieso man sich quälen sollte, damit er besser wird.«
»Das klingt nach einem Problem«, gab Brian zurück. Candace blickte fasziniert zwischen den beiden hin und her.
Macys Augenbrauen verschwanden fast unter ihrem Haaransatz. »Was für ein Problem?«
»Der Sex, den du hattest, war ›völlig okay‹. Das klingt für mich nach einem Problem.« Er zwinkerte Candace zu, die sofort weiche Knie bekam.
»Wie? Willst du etwa behaupten, du hast so ein … Dingbums in deinem …?«
Brian lächelte gequält. »Dieses ›Dingsbums‹ ist ein Prinz Albert. Damit habe ich den Anfang gemacht. Irgendwann bin ich dann zu einem Apadravya übergegangen. Man muss schließlich auch an die Damen denken.« Er tippte auf die Seite und grinste Macy teuflisch an. »Wer weiß, vielleicht ist ja eins davon meins.«
Macy trat vom Tresen zurück. Sie hatte die Grenze dessen, was sie zu ertragen bereit war, erreicht. Candace versuchte, nicht auf die Bilder zu schauen, konnte sich aber nicht beherrschen. Wenigstens einen ganz kurzen Blick musste sie darauf werfen. Einige von ihnen waren wirklich … beeindruckend, und sie fragte sich, ob …
»Und, legen wir los, Süße?« Sie sah hoch. Was für schöne Augen er hatte, in einem geheimnisvollen dunkelblauen Farbton, den sie noch nie gesehen hatte. Er musste Kontaktlinsen tragen. Sie holte tief Luft.
»Ich habe mich entschieden. Fangen wir an.«
»Ich muss mich für meine Freundin entschuldigen.« Candace machte es sich auf dem gepolsterten Tisch in einem der kleinen Hinterzimmer bequem. »Ich mag sie sehr gern, aber manchmal stellt sie sich schon fürchterlich an.«
Brian lachte. »Tut mir leid, wenn ich dich in Verlegenheit gebracht habe, aber ich konnte es mir einfach nicht verkneifen, sie ein bisschen zu schocken.«
»Dann … war das vorhin also nur ein Witz?« Ein neugieriger Mensch musste so etwas einfach fragen.
»Das mit dem Apa oder dass ich ihn da draußen zur Schau stelle?«
»Äh … beides.«
»Das verrate ich nicht.« Er zwinkerte ihr zu und beschäftigte sich dann wieder mit seinen Instrumenten. Sie hatte keine Ahnung, wozu sie gut waren, aber sie hatten etwas Unheimliches an sich. Sie bewunderte, wie selbstsicher und routiniert er damit hantierte. Er hatte bereits alle nötigen Hygienemaßnahmen durchgeführt, als wäre sie eine Kundin wie alle anderen, und hatte die Farben bereitgestellt, die er brauchen würde – in ihrem Fall nur Schwarz und Rot. Die Tinten standen in zwei winzigen Schälchen neben ihr auf einem Tisch.
Sie hatte sich für ein kleines blutrotes Herz entschieden, mit schwarzen Tribals, die zu beiden Seiten über das Herz hinausragten. Den lilafarbenen Umriss hatte Brian bereits auf ihre Haut aufgetragen … so weit unten auf ihrem Bauch, dass selbst das winzigste Bikinihöschen den größten Teil verdecken dürfte. Sie schwamm oft im Pool ihrer Eltern, und die durften das Tattoo auf gar keinen Fall jemals zu Gesicht bekommen. Wenn sie es also nicht auf ihrem Hintern oder ihrem Busen wollte – und das wollte sie nicht –, war dies die einzige mögliche Stelle.
Als sie die Jeans bis zu den Oberschenkeln und den Slip so weit hinuntergezogen hatte, bis er nur noch den allerintimsten Teil ihres Körpers bedeckte, hätte sie beinahe der Mut verlassen. So weit hatte sie nicht vorausgedacht, als sie ihren Akt der Rebellion geplant hatte. Was vielleicht gut war, sonst hätte sie es vermutlich nicht einmal bis durch die Eingangstür geschafft.
Sie hatte aufstehen müssen, während er auf die Knie gegangen war und das Motiv auf ihre Haut gerubbelt hatte. Glücklicherweise hatte sie den Bereich vorher enthaart. Sie konnte nur hoffen, dass Brian nicht bemerkt hatte, wie ihr die Beine zitterten und wie sich ihre Brustwarzen aufrichteten, als er mit den Fingerspitzen behutsam die Schablone nachgefahren hatte. Sie entkleidet zu sehen, hatte ihm nicht die kleinste Reaktion entlockt. Vermutlich hatten hier schon Hunderte von Mädchen ihre Hosen heruntergelassen, um ihn sehr viel gewagteren Körperschmuck als ihr kleines Tattoo machen zu lassen.
Jetzt, nachdem die Zeichnung genau an der richtigen Stelle saß, lag Candace auf dem Tisch, starrte an die Decke und versuchte gleichmäßig weiterzuatmen.
»Nervös?«, fragte Brian. Sie drehte den Kopf und stellte fest, dass er sie ansah. »Du hast diesen gewissen Blick, wie ein Reh im Fernlicht, den kenne ich ziemlich gut.«
»Ja. Leugnen hat vermutlich keinen Zweck.«
»Es ist gar nicht so schlimm. Die meisten Leute vergleichen es mit einem Wespenstich.«
»Ein Wespenstich ist nicht gerade lustig.«
»Lustig nicht, aber nichts, was du nicht aushalten kannst, oder?«
»Wenn du meinst.«
Er grinste. »Sag mir, wenn du eine Pause brauchst. Ich könnte allerdings wetten, du brauchst keine. Soll ich erst mal einen Versuch ohne Tinte machen, damit du eine Vorstellung bekommst, wie es ist?«
Candace überlegte. »Lieber nicht. Nachher bin ich doch noch zu feige, aber wenn du erst mal angefangen hast, kann ich ja nicht mehr gut zurück, oder?« Als er mit seinen in schwarzen Latexhandschuhen steckenden Händen die Verpackung einer Nadel aufriss, weiteten sich entsetzt ihre Augen. »Heilige …«
»Mach es dir einfach bequem. Das hier ist nicht wie eine Spritze beim Arzt. Die Nadel dringt nur in die oberste Hautschicht ein.« Er rollte mit dem Stuhl, auf dem er saß, zu ihr hinüber. Nun kam sie sich wirklich wie in der Praxis ihres Arztes vor. Wenn sie dorthin musste, stand sie immer kurz vor einer Panikattacke.
Meine Güte. Es ging nicht. Das würde sie nicht durchstehen. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Musik, die aus den Lautsprechern drang. Es war Killswitch Engage, eine von Brians Lieblingsbands, wenn sie sich richtig erinnerte. Der Sänger hatte eine unglaubliche Stimme. Sie versuchte, sich damit abzulenken und nicht auf das Geräusch seiner Maschine zu hören – es hieß Maschine, hatte er ihr gesagt, nicht Pistole –, die er gerade testete. Aber das summende Geräusch versetzte sie von der Praxis ihres Arztes direkt in die ihres Zahnarztes, und vor nichts auf der Welt hatte sie mehr Angst. Man war hilflos, unfähig sich zu rühren, völlig der Gnade eines Menschen ausgeliefert, der einem mit seinen Instrumenten die schlimmsten Schmerzen zufügen konnte …
Wie hatte sie bloß jemals glauben können, sie würde das hier durchstehen?
»Hast du schon mal erlebt, dass du mit einem Tattoo angefangen hast und der Kunde dann so ausgeflippt ist, dass du aufhören musstest?«
»Da mach dir mal keine Gedanken. Jeder erlebt das anders, und deine Erfahrung ist die einzige, die zählt.«
Klasse. Bevor sie es zurückhalten konnte, kam ein leises Wimmern über ihre Lippen, dabei hatte er noch nicht einmal angefangen.
Er musste es bemerkt haben. »Atme«, sagte er ruhig, und erst da merkte sie, dass sie es nicht mehr tat. »Langsam ein durch die Nase, aus durch den Mund.«
Sie sog die Luft bis tief in die Lungen und atmete aus, wie er gesagt hatte. Dennoch war sie noch immer zu verschreckt, um die Augen aufzumachen und zu sehen, wie sich die Nadel ihrer Haut näherte.
»Weiter so. Gleich geht es dir wieder besser.«
»Wie gut, dass du dir da so sicher bist.«
»Wie alt bist du heute geworden, Sonnenschein?«
Sie lächelte und hätte plötzlich am liebsten geweint. Prima, das würde einen richtig coolen Eindruck machen. Aber er hatte so eine liebevolle Art, sie zu beruhigen, und vielleicht war sie ja auch einfach nur ein Volltrottel – jedenfalls fühlte sie sich dadurch irgendwie geschätzt. »Dreiundzwanzig.«
Mutig öffnete sie die Augen einen Spalt und sah, wie einer seiner Mundwinkel nach oben zuckte. »Dreiundzwanzig«, wiederholte er wehmütig. »Das war ein gutes Jahr.«
»Echt? Was war daran so gut?«
Er schwieg einen Moment, bevor er antwortete. »Ehrlich gesagt weiß ich das gar nicht so genau. Vielleicht einfach nur, dass ich da jünger war als jetzt.«
»Du redest, als wäre siebenundzwanzig schon uralt.«
»Achtundzwanzig. Ich hatte im Januar Geburtstag.«
»Ach, stimmt. Ich habe dich ganz schön lange nicht mehr gesehen. Herzlichen Glückwunsch nachträglich.« Sie nutzte die Gelegenheit, ihn genauer zu betrachten. Er hatte sich eine schwarze Baseballkappe aufgesetzt, verkehrt herum, damit ihm die Haare nicht in die Augen fielen. Mit seinen schwarzen Klamotten und den schwarzen Handschuhen sah er aus, als wolle er nachher noch einen Einbruch begehen.
Seine olivfarbene Haut war beneidenswert makellos. Großartige volle Lippen, klar gezeichnet, umrandet von einem Spitzbart, der so weich und gepflegt aussah … wie er sich wohl an ihrer Haut anfühlen würde, wenn er sie küsste? Stachelig oder samtig? Würde er kratzen oder kitzeln? Das würde sie leider niemals herausfinden, aber Träumen war schließlich nicht verboten.
Ja, und für irgendeine andere glückliche Maid würde dieser Traum vermutlich heute Abend noch Wirklichkeit werden. Was zum Teufel war eigentlich ein Apadradingsbums? Sobald sie wieder zu Hause war, musste sie sich unbedingt bei Google schlaumachen, damit sie wenigstens wusste, was mit ihm unten rum los war. Sie hatte den Eindruck, dass er sie mit dem Foto nur hatte aufziehen wollen, aber mit dem Piercing? Sie würde ihr letztes Geld verwetten, dass er eins hatte.
»Danke.« Er lächelte sie an. Es lag etwas Verführerisches in diesem Lächeln, von dem sie nur zu gern mehr gesehen hätte – solange es ihr galt.
Vielleicht war es ein Fehler gewesen, hierher zu kommen. Sie wollte sich nicht den Rest ihres Geburtstags deprimiert nach etwas sehnen, das sie nicht brauchte und auch nie bekommen würde. Ewig lange war Brian Michelles Freund und somit tabu gewesen, eine Augenweide, aber mehr auch nicht. Sie war nicht darauf gefasst gewesen, so heftig auf ihn zu reagieren, jetzt, wo diese Beziehung beendet war.
»Und, können wir anfangen?«, fragte er.
Sie holte noch einmal tief Luft. »Ja.« Sie machte die Augen wieder zu. Er sollte sie nicht noch mehr für eine Zimperliese halten.
»Wenn du die ersten Minuten überstanden hast, werden deine Endorphine freigesetzt und die Sache wird ein total irrer Trip.«
»Okaaaay.«
Als sie bei der ersten Berührung seiner behandschuhten Finger so zusammenzuckte, dass sie beinahe vom Tisch gefallen wäre, lachte er laut auf. »Candace, wenn die Nadel deine Haut berührt, darfst du das aber nicht machen.«
»Verdammt«, grummelte sie, öffnete die Augen und holte tief Luft. »Okay. Fang an. Ich bin so weit. Oh Mann.«
»Also los.«
Sie zwang sich, den Blick nach unten zu richten, weil es ihr plötzlich sehr viel merkwürdiger vorkam, nicht zuzuschauen. Noch beeindruckender als die Nadel, die direkt über ihrer Haut schwebte, war Brians Nähe. Er war ganz nah über jenen Teil ihres Körpers gebeugt. Sie konnte sogar sein Pfefferminzkaugummi riechen. Ihr Herz raste wie das eines verängstigten Kaninchens beim Anblick des Jägers.
Mit einer geübten Bewegung zog Brian ihre Haut glatt, und als er die Nadel aufsetzte, biss sie sich auf die Unterlippe. Sie konnte sich gut vorstellen, wie diese Finger, die da ganz nah am Spitzensaum ihres Höschens hantierten, tiefer glitten und viel angenehmere Dinge taten … genauso geübt und gleichzeitig sanft wie jetzt.
Wieder schloss sie die Augen. Er wusste garantiert, wie er sie streicheln, wie viel Druck er ausüben musste, damit sie stöhnte und um mehr bettelte …
»Wie fühlt sich das an?«
»Hmmm?«, fragte sie verträumt. Wieso fragte er? Es würde sich großartig anfühlen.
»Gar nicht so schlimm, nicht wahr?«
Oh, aber sie wollte doch, dass es schlimm war, schlimm im besten Sinn des Worts. Gerade als ihr dieser unerhörte Gedanke durch den Kopf schoss, wurde ihr bewusst, dass die Nadel bereits seit ein paar Sekunden ihre Haut bearbeitete und sie kaum etwas bemerkt hatte. »Äh … ist das alles?«
»Das ist alles. Du hast dich ganz umsonst aufgeregt.«
Das Summen ging weiter, und jetzt spürte sie auch die einzelnen Stiche. Er machte mehrmals eine Pause, um mit einem Handtuch die überschüssige Tinte wegzuwischen, und sie fand, das Schwierigste bei der Sache war, unter seinen Händen reglos dazuliegen. Am liebsten hätte sie sich gerekelt und ihm das Becken entgegengewölbt. Seine Hand weiter nach unten gezwungen. Ihm hilflos und gefangen ausgeliefert zu sein, löste etwas in ihr aus, eine brennende Begierde, die ihren Magen Purzelbäume schlagen ließ. Zwischen ihren Schenkeln machte sich ein schmerzendes Pulsieren bemerkbar, nur wenige Zentimeter von der Stelle entfernt, auf der seine linke Hand ruhte.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, betrachtete sein konzentriertes Gesicht und fragte sich, was er wohl denken würde, wenn er wüsste, was in ihrem Kopf und in ihrem Körper vor sich ging. Welche Gefühle er in ihr auslöste.
Als die – von ihrer Lust gedämpften – Schmerzen, die die Nadel auslöste, sie mehr und mehr ins Schwitzen brachten, war sie froh, dass es im Raum eher kühl war. Sie beobachtete, wie sich seine Schultern mit dem Atem leicht hoben und senkten. Ihr eigener Atem ging immer unregelmäßiger, und wenn das so weiterging, würde sie bald nur noch verzweifelt nach Luft schnappen.
Denk an die Prüfungen in Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik, die demnächst anstehen. Das sollte eigentlich helfen.
»Bist du noch da?«, fragte Brian.
Meine Güte, merkte er denn nicht, was er mit ihr machte? Bevor sie antwortete, warf sie rasch einen Blick nach unten. Etwa die Hälfte des Umrisses war geschafft. Das würde noch eine Zeit lang dauern. Ein Glück. Sie wollte nicht, dass es schon vorbei war, denn so eine schmerzhafte Glückseligkeit würde sie so bald nicht wieder spüren. Außer sie kam wieder hierher. Und irgendwann würde sie dann von Kopf bis Fuß tätowiert sein.
»Äh … ich denke schon.« Und merke jetzt bitte nicht, wie meine Stimme zittert.
Pech gehabt. Zum ersten Mal, seit er losgelegt hatte, nahm er die Hände weg und sah ihr ins Gesicht. Sie war sich sicher, dass ihre Wangen rot angelaufen und ihre Stirn schweißgebadet war. »Brauchst du was?«, fragte er. »Was zu trinken?«
Das klang himmlisch, aber vermutlich kam er wegen ihr schon jetzt zu spät zu dem, was er noch vorhatte. Andererseits – wenn sie ihn von einer Frau fernhalten konnte, die seine Aufmerksamkeit nicht verdiente, konnte ihr das nur recht sein. »Alles bestens.«
»Gut, dann machen wir weiter. Das wird krass aussehen.«
»Okay.« Sie nahm an, das bedeutete so viel wie »klasse«.
Er nickte und machte sich wieder an die Arbeit. »Und was hast du sonst noch so gemacht an deinem Geburtstag?«
Jetzt sollte sie also auch noch ein normales Gespräch mit ihm führen, und das, wo sie kurz vor dem Orgasmus stand! Nie im Leben hätte sie sich vorstellen können, einmal zu flehen, dass sie keinen bekam. Aber wie ultrapeinlich wäre das?
Ihr fiel die Frage wieder ein, die sie ihm am Anfang gestellt hatte. Sie hätte ihn nicht fragen sollen, ob schon mal jemand ausgeflippt und davongerannt war, sondern wie viele Kundinnen die Kontrolle verloren und ihn angefleht hatten, sie auf der Stelle zu nehmen. »N…nicht viel. Die meiste Zeit habe ich mit Macy rumgehangen.«
»Das war alles?«
Sie zuckte zusammen, weil er an eine besonders empfindliche Stelle gekommen war, und presste die Kiefer aufeinander, als er mit dem Handtuch nachwischte. Es wurde immer schwieriger, die Oberschenkel nicht aneinanderzureiben. »So ziemlich.«
»Ich hätte gedacht, inzwischen gäbe es in deinem Leben bestimmt einen Mann … irgendeinen Glückspilz.«
Sie lachte kurz auf, bereute es aber sofort, und diesmal zuckte sie nicht wegen des brennenden Stichs der Nadel zusammen. »Nein, kein Mann, weder einen Glückspilz noch sonst einen. Himmel, allmählich halte ich das nicht mehr aus.«
»Die Nadel oder den fehlenden Mann?«
Beides. »Ich rede von der Nadel.«
»Du hältst dich tapfer.«
»Wohin gehst du nachher noch?«, platzte sie heraus. Sofort bereute sie ihre impulsive Frage. Aber sie musste sich unbedingt von dem immer drängenderen Verlangen ablenken, das sich zwischen ihren Beinen konzentrierte.
»Zu einer Familienfeier. Mein Bruder hat nächstes Wochenende Geburtstag, aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund treffen wir uns alle schon heute Abend.« Er zuckte mit den Schultern. »Mir wurde nur mitgeteilt, dass ich unbedingt kommen soll. Hast du eigentlich gehört, dass ich inzwischen Onkel bin?«
Aha, keine Verabredung. Sie war so erleichtert, dass sie darüber beinahe alles andere vergessen hätte … bis ihr wieder einfiel, dass das nicht heißen musste, dass er nicht längst wieder eine neue Freundin hatte. »Ja, habe ich. Glückwunsch. Der Kleine ist bestimmt total süß. Muss aufregend für dich sein.«
»Ja. Echt cool.«
»Kein Wunder, dass du dich so … schick gemacht hast. Oder auch nicht schick. Wie man es sehen will …«
Es war schwer, dem Bedürfnis zu widerstehen, seine Augenbraue zu berühren, wo normalerweise seine beiden Ringe saßen. Verdammt, wem wollte sie etwas vormachen? Es war schwer, ihn nicht zu packen und auf sich zu ziehen.
Vor allem wenn er so grinste wie jetzt. »Meine Mom wird auch da sein, und meine Körperkunst bringt sie um den Verstand.«
Das konnte Candace nachvollziehen, allerdings wurde sie davon ganz anders um den Verstand gebracht.
»Ich versuche, ihr entgegenzukommen«, fuhr er fort. »Manchmal. Meistens ist es mir total egal.«
»Wie lange hat es gedauert, bis du die ganzen Tattoos hattest?«
»Angefangen habe ich mit achtzehn. Seit zwei Jahren ist nichts mehr dazugekommen, und ehrlich gesagt glaube ich, es reicht. Und so richtig extreme Sachen habe ich sowieso nie gemacht. Ich bin eigentlich ziemlich brav, verglichen mit anderen.« Er schüttelte den Kopf, den Blick konzentriert auf seine Arbeit geheftet.
Sie unterdrückte einen Seufzer. Nichts an ihm war brav, zumindest nicht nach ihren Maßstäben. Sie war sehr behütet aufgewachsen und während ihrer Kindheit und Jugend nie mit Leuten wie ihm in Kontakt gekommen. Die meiste Zeit ihres Lebens war sie zu Hause unterrichtet worden und hatte von der Welt nicht viel mitbekommen. Nicht dass ihre Eltern religiöse Spinner oder Ähnliches gewesen wären, sie hielten die meisten Dinge einfach nur für … unter ihrer Würde.
Als sie aufs College kam, war das – wen wunderte es? – ein heftiger, fast schon lähmender Schock gewesen. Sie hatte lange bitten und betteln und manche Tränen vergießen müssen, bevor ihre Eltern ihr erlaubt hatten, auf die Universität in der nächstgelegenen Stadt zu gehen. Nachgegeben hatten sie nur unter der Bedingung, dass Candace in ihrer Heimatstadt wohnen blieb und die fünfundvierzigminütige Fahrt auf sich nahm, damit sie weiter ein Auge auf sie haben konnten. Nur so ließen sie sich davon abbringen, sie an eine kleinere und angesehenere Universität zu schicken. Widerwillig hatte sie sich darauf eingelassen.
Sosehr Candace ein Leben weit weg von hier gereizt hätte – letztlich hatte sie doch davor zurückgeschreckt. Insofern konnte sie auch niemandem außer sich selbst einen Vorwurf machen, dass sie mit dreiundzwanzig noch immer so lebte, wie ihre Eltern es ihr vorschrieben.
Aber nicht mehr lange. Das Tattoo war nur ein erster Schritt zu einer Reihe von Veränderungen, die sie schon bald angehen wollte. Es musste doch möglich sein, dass ihre Eltern und sie in derselben Stadt wohnten, ohne dass sie sich dauernd in ihr Leben einmischten.
Die Einfärbung des Tattoos war lange nicht so schmerzhaft, es kitzelte eher, und ab und zu musste sie sogar kichern. Falls sie es ein paarmal bewusst tat, dann nur, um zu sehen, wie seine Mundwinkel nach oben glitten und sich Fältchen um seine Augen bildeten … nun, das brauchte er ja nicht zu wissen.
Als er sich aufsetzte und verkündete, das Tattoo sei fertig, war sie nicht nur sehr aufgeregt, sondern auch richtig stolz auf sich. Sie hatte es geschafft! Ohne dass es extrem peinlich gewesen wäre. Das kleine schwarzrote Herz war perfekt, die Farbgebung fantastisch, und es gehörte ihr allein – ihre Eltern würden es ihr nicht wegnehmen können, selbst wenn sie davon erfuhren.
»Ist das schön!«, rief sie. »Ganz herzlichen Dank.«
»Gern geschehen.« Vorsichtig strich er Salbe auf ihre Haut, und sie biss sich auf die Lippe, um nicht laut zu seufzen. Seine Berührung brachte sie um den Verstand.
»Hat das wehgetan?«, fragte er und sah sie mit gerunzelter Stirn an.
»Nein, alles bestens.« Es hatte tatsächlich wehgetan, aber nicht mal ansatzweise so, wie er glaubte. Er machte einen Verband über das Tattoo und holte dann aus einer Schublade einen Zettel mit Nachsorgeanweisungen. »Kurz zusammengefasst: Nimm den Verband frühestens in zwei Stunden ab und wasch das Tattoo dann mit desinfizierender Seife. Welche, ist egal. Kein Neosporin, reib es lieber mit Bacitracin ein. Nur ganz dünn. Baden und Schwimmen sind mindestens zwei Wochen verboten. Und, nur für den Fall der Fälle: Solltest du in diesen zwei Wochen deinen Traummann kennenlernen, musst du ein bisschen Kreativität entwickeln. An der Wunde zu reiben oder gar den Schweiß von jemand anderem hineinzubekommen, solange sie nicht richtig verheilt ist, ist echt nicht ratsam.«
Sofort lief sie dunkelrot an. Beinahe wäre ihr herausgerutscht, dass das garantiert kein Problem sein würde. »Verstehe.« Sie nahm den Zettel, faltete ihn zusammen und hoffte, dass ihre Wangen nicht wirklich so rot waren, wie sie sich anfühlten. Glücklicherweise war er mit Aufräumen beschäftigt. Sie glitt vom Tisch und knöpfte rasch ihre Jeans zu, solange er ihr noch den Rücken zuwandte. Vier Wörter tanzten ihr immer wieder durch den Kopf: Ich habe es getan! Ich habe es getan!
Allmählich konnte sie sich vorstellen, wie man danach süchtig werden konnte.
»Und, was möchtest du als Nächstes?«, fragte Brian grinsend. Er hatte die letzte Schranktür geschlossen und sich wieder zu ihr umgedreht. So, wie er sie mit seinen dunklen Augen anfunkelte, wäre sie am liebsten über ihn hergefallen. Dass er Grübchen hatte, war ihr bisher noch nie aufgefallen. Sie nahmen seinem ansonsten eher einschüchternden Äußeren die Strenge. Wie sollte ein Mann, der so lächeln konnte, schlecht für einen sein?
Aber auch ein Mann mit Grübchen hätte garantiert keine Skrupel, sie gegen die Wand zu drücken und …
»Kannst du Gedanken lesen?«, fragte sie. Oh, wow. Das hatte viel zu flirtend geklungen. »Ich hatte gerade gedacht, das könnte einen glatt süchtig machen.«
»Dafür muss ich nicht Gedanken lesen können, das sieht man dir an. Außerdem weiß ich, wie es sich anfühlt. Was meinst du, warum ich so aussehe?« Er zog einen Ärmel hoch und ließ sie seine Kunstwerke betrachten.
»Ich finde deine Tattoos total irre«, sagte sie begeistert. »Und deine Piercings auch. Schade, dass du sie rausgenommen hast.«
Hatte sich sein Gesichtsausdruck gerade verdüstert? Schlagartig schien sich die Stimmung verändert zu haben. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, und sie schlang die Arme um ihren Körper.
»Oh, die sind im Nullkommanichts wieder drin, das kannst du mir glauben.« Seine Stimme war warm und sanft wie ein Streicheln über die Haut und gab den Fantasien, denen sie sich auf dem Behandlungstisch hingegeben hatte, neue Nahrung. Falls ihre Haut inzwischen nicht mehr so rot gewesen war, lief sie jetzt erneut an. Er hatte seine schwarzen Handschuhe ausgezogen, und sie konnte den Blick kaum von seinen langen, schlanken Fingern abwenden. Wenn er sie damit berühren würde, ihre zarte Haut unter seinen harten, fordernden Händen …
irgendetwas
»Ja, also … danke noch mal.«
Er blinzelte, als wäre plötzlich irgendein Zauberschleier zerrissen. »He, ist doch selbstverständlich. Ich bringe dich noch nach draußen.«
Im Hauptraum waren Brians Angestellte und ihre Kunden in ein sehr lautes und sehr übermütiges Gespräch über seltsame Namen für erotische Stellungen vertieft. Kaum zu glauben, aber Macy, die im Wartebereich saß und mit ihrem iPhone herumspielte, lachte laut mit.
»… und dann gibt es noch das Holländische Ruder, davon redet der Typ in Zack and Miri Make a Porno.«
»Der Film war wirklich super.«
»Hab ich nicht gesehen. Was ist ein Holländisches Ruder?«
»Also, Mann, das ist, wenn jemand deinen Arm nimmt und ihn für dich bewegt, während du …«
»He«, unterbrach Brian ihn. »Es sind ein paar Damen anwesend. Das Letzte, was ich brauchen kann, ist eine Anzeige wegen sexueller Belästigung.«
»Hier wird keiner belästigt, Boss.« Der glatzköpfige Typ mit dem Ziegenbart, der jetzt so lustig drauf war, sah Candace an und fragte: »Fühlst du dich etwa belästigt?«
Sie lachte. »Ich nicht.«
Er richtete den Blick auf das süße Mädchen mit dem blauen Bubikopf, das Candace vorher nicht gesehen hatte. Sie hockte an einem Computer hinter der Theke. »Und du, Janelle?«
»Angeekelt fasziniert, das vielleicht, aber nicht belästigt«, erwiderte sie grinsend, ohne den Blick vom Monitor abzuwenden.
»Trotzdem, anstößig allein reicht schon, dass ich in Schwierigkeiten kommen könnte, und mein Bruder ist Anwalt, also keine Widerrede. Spart euch das fürs Schlafzimmer auf.« Brian schob sich an Candace vorbei hinter den Tresen und drückte ihr dabei leicht die Schulter. Die Wärme dieser Berührung hielt genauso an wie das Brennen ihres neuen Tattoos ganz unten an ihrem Bauch.
»Lieber nicht«, sagte Janelle entsetzt. »Du hättest hören müssen, was sie alles erzählt haben.«
»Ich kann es mir vorstellen.« Er warf Candace einen Blick zu und winkte sie heran. Sie hatte das Gefühl, dass Janelle sie abschätzend betrachtete. Brian nahm eine Visitenkarte aus dem Halter und schrieb etwas auf die Rückseite, bevor er sie ihr über den Tresen zuschob. »Das ist meine Handynummer. Ich bin sicher, es gibt keine Probleme, aber falls doch, ruf mich an, wenn du mich hier nicht erreichst.«
»Oh, danke.« Sie würde das kleine Rechteck hüten wie ihren Augapfel. Aus einem Impuls heraus griff sie nach dem Stift, den er gerade hingelegt hatte, und schrieb ihre Nummer auf die Lasche eines offenen Umschlags, der zwischen ihnen lag. Hoffentlich war es nichts Wichtiges. »Und, äh, das hier ist meine, falls … ach, einfach so.«
Sie wagte es nicht, ihn anzusehen. Sie ließ den Stift fallen und rannte fast schon zum Wartebereich hinüber. Mist. Was hatte sie bloß getan?
Macy stand auf und schwang sich ihre Tasche über die Schulter. »Und? Wie war’s?«, murmelte sie.
»Es war … irre.«
Stirnrunzelnd musterte Macy ihre Freundin von oben bis unten. »Du hast aber nur ein Tattoo bekommen, oder? Oder war da sonst noch was, das ich wissen sollte?«
»Also bitte. Komm jetzt.«
Candace drehte sich noch einmal nach Brian um, dessen Blick auf ihr ruhte, obwohl er mit jemand anderem redete. Irgendwie hatte sie gewusst, dass es so war, aber es bestätigt zu finden, ließ die Schmetterlinge in ihrem Bauch wild umherflattern. Das steigerte sich noch, als sie den weißen Fetzen Papier in seiner Hand sah, abgerissen von dem Umschlag, auf den sie in einem Anfall von Wahnsinn ihre Handynummer gekritzelt hatte. Er lächelte sie an, zog seine Geldbörse heraus und steckte den Zettel hinein.
Nicht einfach in die Hosentasche, wo er bei der nächsten Wäsche verloren geht, dachte Candace. Er hütet ihn.
Vermutlich zusammen mit einem Dutzend weiterer Zettel. Dumme Kuh.
Mr Ziegenbart war noch immer nicht zu bremsen. »Eins lass dir gesagt sein, Mann. ›Anstößig‹ ist relativ. Ich finde zum Beispiel das, was sie auf Skinemax zeigen, anstößiger, als wenn ich sehe, wie ein Pornostar durchgevögelt wird. In meinen Augen ist dieser Softpornodreck extrem anstößig.«
Während sie nach draußen traten, hörte Candace Brians tiefe, volle Stimme ein letztes Mal. »Halt die Klappe, sonst lasse ich dich ein paar peinliche Dinge vorführen.« Das Gelächter war noch zu hören, als die Tür bereits ins Schloss gefallen war.
»Diese Typen sind krank«, sagte Macy.
»Ich finde sie faszinierend.«
»Dann bist du auch krank.«