Für Chrissy, ohne die ich mich niemals in Eden und Melody hätte verlieben können.
Von: Vironex
Betreff: Neue Sichtung
Leute, das werdet ihr mir nicht glauben! Gestern wurde eine Freundin von mir Augenzeugin, wie im Ostbezirk ein Vampir von der Nachtpolizei niedergeschossen wurde!
Von: Taralein
Was? Das ist nicht dein Ernst, oder?
Von: Karl
Wow, das wäre die erste Sichtung seit Monaten.
Wieso konnte sie dir davon erzählen? Musste sie nicht sofort die Verschwiegenheitsklausel unterschreiben?
Von: Vironex
Doch, aber sie hat den Schauplatz verlassen, bevor die Polizei ihr das Schriftstück vor die Nase halten konnte. Erst zwei Stunden später haben sie sie abgefangen
Von: Taralein
Gigantisch!
Von: Junior-Vampir
Das ist so aufregend! Was hat sie erzählt?
Von: Karl
Wie sah er aus? Hat sie die Vampirzähne gesehen?
Von: Herkules
Du musst uns unbedingt alles berichten!
Von: Vironex
Ich kann es noch immer nicht glauben …
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Ihre Regierung
Missmutig betrachtete ich das Gitter vor mir, das mir den Zutritt in den Untergrund versperrte. Ein leicht muffiger Luftzug wehte mir aus der dahinterliegenden Kanalisation entgegen und übertünchte sogar den Abgasgeruch der Autos. Eine alles verschlingende Dunkelheit lag in dem Tunnel, aber ich war mir sicher, dass sich dort etwas befand. Etwas, von dem sich die meisten wünschten, dass es nicht existierte.
»Mel«, jammerte Daisy hinter mir. »Lass es gut sein. Du hast mir bewiesen, dass du mutig bist. Jetzt lass uns heimgehen. Es ist kalt und schon sehr spät.«
Kurz hob ich den Blick und ließ ihn über den sternenklaren Himmel gleiten. Keine Wolke bedeckte ihn und nicht einmal der Mond zeigte sich. Nur das schmutzig gelbe Licht der Stadt, deren Häuser sich um den alten Wasserkanal, in dem wir uns befanden, in die Höhe schraubten, beleuchtete unsere Umgebung. Dadurch wirkte die Nacht ungewohnt hell und ließ sogar die Sterne verblassen.
Lichtsmog.
Wie ich ihn hasste.
»Ich will aber wissen, ob es Vampire wirklich gibt«, maulte ich und blickte wieder zu dem Gitter, das mir den Weg in die Kanalisation versperrte.
»Melody, bitte!«, flehte Daisy inzwischen. Ich hörte das Rascheln ihres Parkas, an dessen Saum sie vor Nervosität herumnestelte.
»Hast du dich nie gefragt, ob die Gerüchte wahr sind?«, entgegnete ich und versuchte etwas zwischen den Gitterstäben hindurch zu erkennen. Alles schien still, bis auf das beständige Summen der Autos, die auf der Straße über uns hinwegfuhren.
»Mir ist total egal, ob es tatsächlich Vampire im Untergrund gibt oder nicht. Mir ist auch egal, dass es welche bei der Nachtpolizei geben soll. Ich bin glücklich, wenn ich in Ruhe gelassen werde und du mich aus diesem Loch begleitest«, schimpfte Daisy.
»Wieso bist du dann mit mir hierhergekommen?«
Nun fauchte mich meine Freundin regelrecht an. »Falls du es vergessen hast: Du hast mich hier heruntergezogen, um mir dieses Gitter zu zeigen! Ich hingegen wollte ganz gemütlich nach Hause laufen … Freiwillig bin ich also nirgendwohin mitgekommen!«
Leider musste ich ihr da sogar Recht geben, aber die Geschichten über die Vampire, die es im Untergrund und teilweise auch unmittelbar unter uns geben sollte, faszinierten mich. Seit unserer frühesten Kindheit haben unsere Eltern uns diese Geschichten erzählt, damit wir abends rechtzeitig nach Hause kamen und nicht von den Blutsaugern abgepasst werden konnten.
Doch ich hatte noch nie einen gesehen.
Weder einen dieser bösartigen Vampire, von denen uns erzählt wurde, noch die offiziellen Hüter der Nacht, die bei der Polizei arbeiten sollten. Und nicht einmal in der Presse gab es Berichte über Vampire oder deren Angriffe auf Menschen. Woher also sollte ich wissen, dass es sie wirklich gab und ob sie gefährlich waren? Sie könnten genauso gut erfunden sein, um uns still und verängstigt zu halten. Ein moderner Mythos, den ich gern erforschen wollte.
»Was ist, wenn es sie gibt und wir uns hier in Gefahr befinden?«, gab Daisy verunsichert zu bedenken.
Ich verzog den Mund, denn sie konnte durchaus Recht haben. War ich wirklich so lebensmüde diesen möglichen Monstern bewusst in die Arme zu laufen? Nur, weil mich Vampire faszinierten?
Frustriert trat ich gegen das Gitter und wandte mich dann Daisy zu. Sie sah mit den hochgezogenen Schultern und dem Schal, in den sie das Kinn tief vergrub, wirklich sehr verängstigt aus und nun tat es mir leid, dass ich sie hier heruntergezogen hatte.
Daisy war nur ein Jahr jünger als ich, aber sehr schüchtern und schnell zu ängstigen. Normalerweise würde ich sie niemals an solche Orte schleppen, weil sie hier einfach nicht hergehörte, aber heute hatte es mich irgendwie überkommen.
»Entschuldige«, gab ich klein bei. »Lass uns gehen.«
Ich trat von dem Gitter fort und Daisy atmete erleichtert auf. Doch gerade, als ich bei ihr ankam und wir den Aufstieg hoch zur Straße in Angriff nahmen, hörten wir ein Geräusch hinter uns.
Daisy keuchte voller Angst auf und blickte gehetzt über die Schulter. »Was war das?«
Ich blickte ebenfalls zurück, doch hinter dem Gitter war nun wieder alles still.
»Keine Ahnung«, meinte ich und machte kehrt.
»Mel, komm da weg!«, zischte Daisy, aber ich hielt bereits inne und musterte das Gitter aus einer sicheren Entfernung von drei Metern.
»Hm, nichts«, sagte ich und wandte mich erneut um.
Da zischte es mehr als deutlich hinter mir und bevor ich reagieren konnte, prallte etwas mit solcher Wucht gegen das Metall der Stäbe, dass das Gitter aus seiner Fassung geschmettert wurde und mich trotz meines Abstandes in den Rücken traf.
Schmerz explodierte in meinem gesamten Körper, aber ich war noch so geistesgegenwärtig, die Hände auszustrecken und zu verhindern, dass ich mit dem Gesicht auf den rauen Beton prallte. Das Gewicht des Gitters presste mir alle Luft aus den Lungen und drückte mich fest zu Boden. Wie gelähmt blieb ich liegen, während Daisy voller Panik schrie.
Obwohl sie schon wie eine Sirene klang, steigerte sich ihr Kreischen noch mehr, als hinter mir Schritte ertönten. Das Gitter wurde von mir gerissen und aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie es davonflog, als wäre es so leicht wie ein Blatt Papier. Ich wollte mich umdrehen, um zu sehen, was Daisy in solche Panik versetzte, aber da wurde bereits mein Fuß gepackt und unbarmherzig Richtung Abwassertunnel gezerrt.
»Melody!«, kreischte Daisy.
Ich warf mich herum, um den Angreifer mit meinem freien Fuß zu treffen, erstarrte aber, als ich das Wesen über mir sah.
Es handelte sich um eine Art Mensch, der so dürr war, dass ich jeden einzelnen Knochen zu erkennen glaubte. Seine Haut besaß die ungesunde Farbe von Kalk und er schien komplett unbehaart zu sein. Kleider trug das Wesen nämlich keine und als es sich umwandte, um Daisy drohend anzuzischen, erkannte ich deutlich die spitzen Fangzähne.
Ich hatte meinen Vampir gefunden.
Sofort wünschte ich mir, nie hierhergekommen zu sein, denn trotz seiner schmächtigen Gestalt steckte in dem Vieh eine erstaunliche Kraft. Es schleifte mich so schnell davon, dass ich erst reagieren konnte, als ich schon halb im Tunnel verschwand. Ängstlich warf ich mich erneut herum und versuchte irgendwo Halt zu finden.
»Daisy!«, rief ich ängstlich, als ich keinen fand, und hielt meiner Freundin die Hände hin.
Eilig kam sie heran, doch bevor sie auch nur den Tunnel erreichte, zog mich der Vampir hinein in die Dunkelheit.
»Nein! Mel, Mel!«, weinte Daisy und hielt verängstigt inne.
Sie traute sich nicht den Tunnel zu betreten und lief davor auf und ab. Erschreckend schnell schmolz der kleine Kreis des Ausganges dahin und wollte mir das restliche Licht nehmen, ohne das ich absolut nichts sehen konnte.
Nun kämpfte ich wild gegen meinen Entführer, trat um mich, wand mich wie eine Schlange und kreischte meine Angst heraus, aber das Einzige, das ich mir dadurch einbrachte, war die Wut des Wesens.
Mit einem Zischen zog es an meinem Bein, so dass ich regelrecht nach vorn geschleudert wurde und schmerzhaft gegen die Betonwand zu meiner Rechten prallte. Dann warf mich das Wesen gegen die gegenüberliegende Wand und erneut presste es mir die Luft aus den Lungen. Schmerz pulsierte in Wellen durch meinen Körper, wodurch ich wohl kurz das Bewusstsein verlor, denn als nächstes spürte ich, wie ich über der Schulter des Wesens lag und wie ein Sack durch die Dunkelheit geschleppt wurde. Für kurze Zeit war ich so orientierungslos, dass ich mich einfach nur festhielt, aber die bleiche Haut unter meinen Fingern fühlte sich so klamm und unnatürlich rau an, dass ich augenblicklich wieder losließ.
Pure Angst brandete in mir auf. Wenn dieses Wesen wirklich ein Vampir war, wusste ich nur zu genau, wie diese Geschichte enden würde. Ich begehrte bei dem Gedanken auf, schlug um mich, trat, biss und schrie. Ich gab alles, um mich befreien zu können, und doch hätte ich mich genauso gut entspannen können. Denn all meine Bemühungen waren umsonst. Das Wesen war so stark, dass ich absolut nichts ausrichten konnte.
Verzweifelt schluchzte ich, bäumte mich ein letztes Mal auf und schrie so laut um Hilfe, dass mir die Kehle schmerzte. Aber hier unten würde mich niemand hören, das dachte ich zumindest.
Denn im nächsten Moment schlitterte ein so helles Licht vor mir in den Tunnel, dass es mich für kurze Zeit blendete – und mit ihm zusammen kam uns ein Mann in einem langen schwarzen Mantel hinterhergerannt. Unmenschlich schnell rannte er uns hinterher und das Wesen, das mich trug, zischte wütend. Ich spürte, wie es schneller wurde und versuchte zu entkommen.
Hoffnung erwachte in mir und erneut bemühte ich mich keine allzu leichte Beute zu sein. Da schlagen, treten oder kreischen das Wesen unbeeindruckt ließen, warf ich mich kurzerhand zur Seite und versuchte gleichzeitig mich um meine eigene Achse zu drehen. Tatsächlich brachte dies das Wesen aus dem Gleichgewicht und unser Verfolger machte wichtigen Boden wett.
Er kam so nah an uns heran, dass ich in ihm einen Mann mit rabenschwarzem Haar erkannte, der fest die Zähne aufeinanderbiss und wohl all seine Kraft hineingab, um uns zu erreichen. Egal, wer er war, er sah weit menschlicher aus, als dieses furchtbare Wesen und ich gab gern alles, um zu ihm zu gelangen.
Gegen den festen Griff des Wesens ankämpfend, streckte ich mich und hielt meinem Retter eine Hand entgegen, die er nur zwei Sekunden später ergreifen konnte. Zu meiner Überraschung sprang er nach vorn und riss so hart an meinem Arm, dass ich glaubte entzweigerissen zu werden. Dadurch wurde das Wesen unter mir nach hinten gezerrt und mein Retter flog regelrecht auf uns zu. Sein Fuß traf das Wesen in den unteren Rücken und ich hörte es laut knacken.
Der Vampir kreischte so hoch auf, dass es in meinen Ohren dröhnte. Dabei ließ er mich los, weshalb ich nun erschreckend heftig Richtung Boden prallte. Wieder kam mir der Mann mit dem schwarzen Haar zu Hilfe, indem er mich packte und zu sich heranzog. Durch dieses Manöver landete ich direkt auf ihm und nicht wie erwartet schmerzhaft auf dem Beton. Trotzdem konnte ich einige Sekunden nichts Anderes tun, als einfach liegenzubleiben.
»Alles okay?«, fragte mich mein Retter und strich mir mit einer behandschuhten Hand die zerzausten Haare aus dem Gesicht, während der Vampir weiterhin kreischte und sich am Boden wand. Ich blickte ihn an und bemerkte erst jetzt, dass er kaum älter als ich sein konnte.
»Ja«, brachte ich hervor, obwohl sich die Welt um mich herum drehte.
»Gut, dann musst du runter von mir«, meinte er und stieß mich lieblos zur Seite.
Nun landete ich doch auf dem Boden und spürte Moder, Dreck und Steine unter meinen Händen. Schnell hob ich den Kopf, damit dieser nicht ebenfalls im Dreck landete.
Bevor ich mich allerdings über die rohe Behandlung beschweren konnte, stand mein Retter bereits wieder aufrecht und zog eine Pistole aus dem Holster an seinem Gürtel. Ohne lange zu fackeln, schoss er dem unheimlichen Wesen mitten in den Kopf. Erschrocken japste ich auf, als Blut und anderes aufspritze. Laut hallte der Schuss durch die alten Abwassertunnel, doch das unheimliche Kreischen des Vampirs verstummte. Er zuckte nur noch einmal und blieb dann still liegen.
Ich sah dieses Wesen ungläubig und völlig schockiert an. Seine blasse Haut wirkte nun im Tod beinahe grau und die feinen Glieder sahen noch dürrer und abgezehrter aus. So hatte ich mir einen Vampir wirklich nicht vorgestellt. Meine Lust, einen davon kennenzulernen, schwand nicht nur gegen null, sondern wanderte in den Minusbereich.
»Hey«, sagte mein unbekannter Retter und riss mich damit von dem mageren Wesen los. Mit weitaufgerissenen Augen sah ich zu ihm auf.
Er hockte neben mir und hatte seine Waffe inzwischen wieder weggesteckt. Dafür strich er sich nun mit den lederumhüllten Fingern durch das schwarze Haar, um es zu richten. Wieder fiel mir auf, wie jung er wirkte. Er konnte kaum Mitte zwanzig sein. Dafür beherrschte er aber wirklich beeindruckende Moves.
»Bist du sicher, dass du nicht verletzt bist?«, fragte er mich erneut und musterte mich mit Augen, die so ein dunkles Braun aufwiesen, dass sie auch hätten schwarz sein können.
»Ja … Ich denke schon«, brachte ich hervor und betrachtete kurz meine Hände. Sie waren dreckig und bluteten an manchen Stellen, auch mein Rücken schmerzte, aber ich konnte mich noch problemlos bewegen.
»Hm«, machte mein Retter und nahm kurz meine rechte Hand in seine, um sie zu betrachten. »Blut. Das wird alles erschweren. Komm, ich muss dich hier herausbringen.«
»Wer bist du überhaupt?«, fragte ich und wollte mich gegen seine Berührung wehren. Doch wieder wurde ich mit einer solchen Kraft gepackt, dass ich nicht dagegen ankommen konnte. Schon stand ich auf meinen Beinen.
Mein Retter dachte scheinbar nicht daran, mir verbal auf meine Frage zu antworten, sondern tippte nur auf einen Aufnäher an seinem rechten Ärmel. Dort erkannte ich das Wappen der Nachtpolizei: Ein goldener Stern mit Fledermäusen, die ihn umflogen.
Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich starrte meinen Retter mit großen Augen an. Seine schnellen Bewegungen, seine immense Kraft und sein Auftauchen genau im richtigen Moment. Konnte er ebenfalls ein Vampir sein? Aber wieso unterschied er sich so extrem von dem mageren Wesen?
Ich sah den toten Vampir an und suchte nach Ähnlichkeiten, während mein Retter nach einem Funkgerät an seinem Gürtel griff, an dem neben einer Pistole auch noch ein Leuchtstab angebracht war, der uns den Tunnel ausleuchtete. »Scott, ich habe ein Problem.«
Kurz wartete er und sah währenddessen zu mir. Ich erstarrte beinahe unter seinem neutralen, wenn auch nicht unfreundlichen Blick. Obwohl er mir gerade das Leben gerettet hatte, kam er mir distanziert vor.
Knisternd erwachte das Funkgerät zum Leben.
»Hey Kleiner, was ist los? Solltest du nicht bereits im Dienst sein?«, fragte eine tiefe, männliche Stimme.
Mein Retter seufzte und hob das Gerät an den Mund, um Antworten zu können. »Bin ich auch. Sogar früher als du ahnst. Ich war gerade auf dem Weg zu euch, als ich ein schreiendes Mädchen am Kanal sechsunddreißig bemerkte. Ihre Freundin wurde von einem Wilden in den Untergrund gezerrt. Ich konnte sie retten, habe währenddessen allerdings die Orientierung verloren. Kannst du mich orten und mir den nächsten Ausgang mitteilen?«
»Klar. Blutet die Kleine?«
Mein Retter blickte kurz auf meine Hände, die ich sacht aneinander rieb, um den Schmutz zu lösen. Die Wunden brannten, aber ich erkannte in dem hellen Licht, das von dem Leuchtstab am Gürtel meines Retters ausging, dass sie bereits zu bluten aufgehört hatten.
»Minimal«, sagte mein Retter. »Aber wir haben die Wilden in letzter Zeit viel zu gut aufgehalten. Sie werden Hunger haben und selbst das bisschen Blut riechen.«
»Was ist mit dem Gitter am Zugang?«, fragte nun eine weitere Stimme. Diese klang ausgesprochen kühl und musste von einer Frau stammen.
»Das wurde einfach herausgebrochen«, murrte mein Retter, erhielt aber keine Antwort von der Frau.
Unbehaglich trat ich derweil von einem Fuß auf den anderen.
Zwar fühlte ich mich in der Gegenwart des schwarzhaarigen Mannes einigermaßen sicher, aber wir standen immer noch in diesem unheimlichen Abwasserkanal. Es roch muffig und die lauernde Dunkelheit verstärkte das beengende Gefühl der kaum vier Meter messenden, halbrunden Kanäle. Gern wäre ich schon einmal losgelaufen. Auch um der Leiche des Vampirs zu entkommen. Aber mein Retter bewegte sich nicht. Unauffällig trat ich näher an ihn heran.
»Okay, ich habe dich, Kleiner. Aber du bist tief in den westlichen Teil der Anlage geraten. Dort gibt es nicht viele Ausgänge«, teilte uns Scott schließlich mit.
»Schon gut, sag mir einfach, wo ich bin, dann finde ich den Weg schon.«
»Ecke Lonely Road West End.«
Kurz drehte sich mein Retter im Kreis und blickte dann auf einen Kompass, der ebenfalls an seinem Gürtel hing. »Dann ist der nächste Ausgang Richtung Osten, richtig?«
»Korrekt.«
»Alles klar, dann melde ich mich, wenn ich hier wieder raus bin. Könnt ihr jemanden zum Kanal schicken? Das Gitter muss repariert werden und die Freundin des Mädchens wartet dort. Jemand sollte ihr sagen, dass es ihrer Freundin gutgeht.«
»Wird gemacht, bis später.«
Mein Retter steckte das Funkgerät weg und wandte sich wieder mir zu. »Komm, ich bringe dich von hier weg.«
Dagegen hatte ich sicher nichts einzuwenden, weswegen ich mich ihm anschloss, als er über den toten Vampir stieg und in die Richtung ging, die auch der Vampir eingeschlagen hatte. Mir kam das komisch vor, aber da ich mich hier unten überhaupt nicht auskannte, musste ich ihm wohl vertrauen.
»Willst du es einfach da liegenlassen?«, fragte ich und warf einen Blick zurück auf das unheimliche Wesen.
»Keine Sorge, er wird nicht lang dortbleiben«, antwortete mein Begleiter.
»Soll das heißen, dass er wieder aufsteht?«, fragte ich mit viel zu hoher Stimme.
Doch mein Retter verneinte. »Sobald man das Gehirn zerstört, steht auch ein Vampir nicht wieder auf.«
»Also ist es wirklich einer«, murmelte ich und holte dann schnell zu meinem Retter auf. »Will ich wissen, was du dann meintest?«
Bevor er den Leuchtstab hob, um uns den Weg besser auszuleuchten, sah er mich aus den Augenwinkeln an. »Nein, das willst du nicht.«
Das beruhigte mich eher weniger. Meine Gedanken bildeten dadurch die verschiedensten Ideen, was noch mit dem Vampir passieren könnte. Ich verdrängte sie alle, doch die grauen Betonwände um uns herum bedrückten mich, so dass ich voller Unbehagen die Arme um mich schlang. Irgendwie musste ich mich ablenken.
»Danke, dass du mich gerettet hast«, sagte ich deswegen leise.
»Kein Problem.«
»Wie heißt du eigentlich?«, fragte ich neugierig und betrachtete den jungen Mann neben mir.
Er besaß eine unbegreifliche Ausstrahlung voller Kraft, obwohl er zwar groß, aber nicht besonders kräftig wirkte. Der schwarze Mantel war zudem so eng geschnitten, dass ich erkennen konnte, dass mein Retter eher drahtig als muskulös gebaut war. Woher also kam seine Kraft? Wenn er allerdings wirklich zur Nachtpolizei gehörte, konnte es gut sein, dass er ebenfalls ein Vampir war. Am liebsten hätte ich ihm den Mund aufgestemmt, um hineinsehen zu können.
»Das brauchst du nicht zu wissen«, erwiderte er und lief weiter durch das finstere Gewölbe.
»Bist du sicher?«, fragte ich. »Wie soll ich dich denn dann nennen? Netter Mann von der Nachtpolizei? Wenn mich jemand angreift, muss ich ihn also kurz stoppen, damit ich das vorher aussprechen kann, um zumindest eine kleine Überlebenschance zu haben.«
Nichts.
Keine Reaktion von meinem Begleiter. Dabei musste ich bei dem Gedanken selbst fast lachen.
»Ich heiße übrigens …«
»Lass gut sein.«
»… Melody«, endete ich unbeeindruckt.
Nun traf mich doch ein Seitenblick aus diesen beinahe schwarzen Augen. »Wirklich? Melody? Ein sehr ungewöhnlicher Name.«
»Ja, meine Eltern lieben das Spezielle. Du kannst mich aber gern Mel nennen. Lässt sich auch schneller rufen, wenn du mir verzweifelt zur Rettung kommen willst.«
Endlich erhaschte ich ein amüsiertes Schnauben, das jedoch die einzige Reaktion auf meine Worte blieb.
Ich seufzte und sah mich bang um. Ich gab es nicht gern zu, aber ich redete gerade so viel, weil ich furchtbare Angst hatte. Natürlich, ich war zu diesem Gitter gegangen. Doch eigentlich hatte ich nicht daran geglaubt, dass es wirklich so etwas wie Vampire gab. Ich schluckte schwer, als mir bewusst wurde, dass ich mich geirrt hatte.
»Eden«, kam es von meinem Retter.
»Gesundheit.«
»Nein, so lautet mein Name.«
Meine Augenbrauen schossen in die Höhe. »Wieso sagst du ihn mir nun doch?«
»Um dir ein wenig von deiner Angst zu nehmen«, meinte er einfach.
»Ich habe keine Angst!«
»Aha.«
Ich bestrafte ihn für diese Antwort mit einem finsteren Blick, den er jedoch nicht einmal wahrnahm. Mit einem Seufzen ließ ich die Schultern sinken und betrat einen versöhnlicheren Weg. »Es ist schön, dich kennenzulernen. Und danke noch einmal, dass du mich gerettet hast. Das weiß ich durchaus zu schätzen.«
»Danke mir noch nicht, denn wir müssen dich noch heil an die Oberfläche bringen«, erwiderte Eden und sah sich aufmerksam um. Wenn er ein Hund gewesen wäre, hätte er wohl die Ohren aufgestellt, um ja kein Geräusch zu überhören.
»Du meinst, hier sind noch mehr Vampire?«, fragte ich bang.
Überraschend traf mich ein amüsierter Blick. Ganz so emotionslos, wie er zu sein vorgab, war er wohl doch nicht. »Ja, es gibt hier noch eine ganze Menge, aber nicht vor allen brauchst du dich zu fürchten.«
»Vor dir beispielsweise nicht?«, fragte ich lauernd.
Aber Eden schwieg. Was mir meine Vermutung, dass auch er zu den Vampiren gehören musste, erst recht bestätigte.
Fasziniert betrachtete ich den jungen Mann neben mir. Er wirkte so normal und wies keinerlei Ähnlichkeit zu dem Wesen auf, das mich angegriffen hatte. Er sah auch nicht außergewöhnlich schön, makellos oder gar glitzernd aus, wie es durchaus schon in Vampirfilmen beschrieben wurde. Er wirkte vollkommen normal. Auch, wenn es mir gefiel, wie sein schwarzes Haar im Schein des Lichtstabes schimmerte.
»Vorsicht«, sagte Eden und im gleichen Moment stolperte ich über eine kleine Ansammlung von Geröll, das wohl durch das Überfluten der Kanäle angespült worden war.
Überrascht schrie ich, fing mich aber im letzten Moment, bevor ich hingefallen wäre und mir wohl schon wieder die Hände aufgeschrammt hätte. Eden schnaubte erneut belustigt, was wohl seine Art eines Lachens darstellte.
»Das ist nicht lustig!«, fuhr ich ihn an.
Jeder andere hätte wohl gelacht oder zumindest etwas erwidert. Eden nicht. Er ging einfach stumm und ohne Regung weiter.
Rüpel!, dachte ich und folgte ihm schmollend.
Wir gingen weiter durch die halbrunden Tunnel, die immer wieder Abzweigungen in tiefergehende Gänge, rauschende Abgründe und steile Schächte aufwiesen. Die Luft wurde feuchter und das Geräusch von fließendem Wasser begleitete uns nun beständig. Eden schien ganz genau zu wissen, in welche Richtung wir gehen mussten und zögerte an keiner einzigen Kreuzung.
Mich beruhigte das zwar einerseits, aber andererseits beleuchtete sein Stab die Umgebung nur ein paar Meter weit, so dass sich um uns herum eine ständig lauernde Dunkelheit ballte. Hinter jeder Ecke, hinter jedem Durchgang und aus jedem Loch konnte erneut ein Vampir auftauchen. Mein Hirn gaukelte mir zudem Schatten vor, die es nicht gab, Geräusche, die ich nie im Rauschen des Wassers hätte hören können, und Fantasien, die nur im Fernsehen Bestätigung fanden. So wie die Vampire …
Ich warf Eden einen Blick zu und schluckte schwer. Wer wusste schon, was nicht noch alles Wirklichkeit war.
»Wie kam es eigentlich, dass dich der Wilde in den Tunnel gezogen hat? Gestern war das Gitter noch intakt gewesen«, eröffnete Eden ein weiteres Gespräch, obwohl ich nicht damit gerechnet hatte. Aber ich war ihm dankbar dafür, denn es lenkte mich von den Wesen ab, die es nicht in unserer Nähe gab.
»Es war auch vorhin noch unbeschädigt, als Daisy und ich hingegangen sind. Ich wollte gern einen Blick auf einen Vampir werfen, weil ich nicht wirklich daran glaubte, dass es welche gibt.«
»Dumme Entscheidung«, warf Eden ein.
»Danke … das weiß ich jetzt auch. Aber woher sollte ich wissen, dass diese Wesen so stark sind? Es hat das Gitter mit einem Schlag aus den Angeln gerissen.«
»Das ist schlecht«, murmelte Eden und zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen.
»Und schmerzhaft«, murrte ich. Meine Hand wanderte automatisch in meinen Rücken, der noch immer ordentlich schmerzte.
Eden sah mich aufmerksam an. »Du hast es abbekommen?«
Ich nickte. »Nicht nur das. Ich wurde auch äußerst zärtlich gegen die Tunnelwände geschleudert.«
Bevor ich weiterreden konnte, trat Eden vor mich, nahm meinen Kopf in beide Hände, drehte ihn kurz hin und her und zog die Haut unter meinen Augen hinab, damit er besser hineinsehen konnte. Er überraschte mich damit so sehr, dass ich mich nicht wehrte.
»Keine Anzeichen auf Verletzungen im Kopf und dass du laufen kannst, beweist, dass du dir nichts gebrochen hast. Trotzdem sollte dich ein Arzt untersuchen, wenn wir hier raus sind. Verstanden?«
Während er sprach, starrte ich ihm auf den Mund und versuchte bei seinen Bewegungen die spitzen Zähne auszumachen, die er mit Sicherheit besaß. Ohne nachzudenken, hob ich die Hand und wollte glatt sein Kinn hinabziehen. Aber bevor ich ihn auch nur berühren konnte, packte er mein Handgelenk und sah mich warnend an.
Ertappt blickte ich zur Seite. »Entschuldige, ich wollte nur sehen, ob du wirklich zu den Vampiren gehörst.«
»Das geht dich nichts an«, sagte er abweisend und ging wieder auf Distanz.
»Ich wollte dich nicht verärgern«, sagte ich schnell und folgte ihm. »Aber die Vampire faszinieren mich einfach.«
»Wieso?«, fragte Eden wieder völlig neutral und inzwischen konnte ich auch keine Gefühlsregung mehr aus seinem Gesicht ablesen.
Ich zuckte mit den Schultern und lächelte einfach, denn ich wusste es wirklich nicht.
Nach einer Minute, die wir stumm nebeneinander hergelaufen waren, schnalzte Eden mit der Zunge. »Du solltest dich nicht für die Vampire interessieren. Menschen, die sich ihnen nähern, sterben unweigerlich und du bist zu jung, um jetzt schon getötet zu werden.«
»Wenn wir über diese unheimlichen, abgemagerten Wesen reden, gebe ich dir durchaus recht. Wenn sie allerdings alle so wären wie du, würde ich dir widersprechen.«
Es war ein Versuch, durch Edens undurchsichtige Maske zu blicken, doch er reagierte nicht darauf, sondern blieb abrupt stehen und hob die Hand, um mir zu verdeutlichen, dass ich still sein sollte.
Die Angst vor den Wilden, wie Eden sie nannte, kam sofort zu mir zurück und ich erstarrte wie ein verängstigtes Kaninchen. Ich lauschte ebenfalls, doch mehr als das Rauschen des Wassers konnte ich nicht hören. Eden aber scheinbar schon, denn er nahm nun schneller seinen Weg auf und zog das Funkgerät hervor.
»Scott, sie haben das Mädchen gewittert. Sie sind schon recht nah und wir werden es kaum rechtzeitig zum Ausgang schaffen, ohne ihnen zu begegnen. Kannst du uns jemanden schicken, der uns entgegenkommt?«
Unmittelbar danach erhielten wir eine Antwort. »Schon geschehen. Ein Einsatztrupp ist auf dem Weg zu euch und wird euch in etwa auf der Hälfte des restlichen Weges entgegenkommen.«
»Sehr gut, danke«, sagte Eden, steckte das Gerät weg und lauschte noch einmal, ehe er nach meinem Handgelenk griff. »Komm, wir müssen uns beeilen.«
Schon zog er mich so schnell davon, dass ich kaum hinterherkam.
»Eden, nicht so schnell«, rief ich keuchend, denn durch die harten Schritte schmerzten mein Rücken und nun auch Arme und Beine erheblich.
»Reiß dich zusammen, wenn du überleben willst«, erwiderte Eden und fest biss ich die Zähne aufeinander. Er hatte wahrscheinlich Recht, aber er hätte ruhig etwas netter sein können.
Ein um den anderen Tunnel zog mich Eden weiter, hetzte durch die inzwischen feuchten und dadurch glitschigen Gänge. Laut hallten unsere Schritte in meinen Ohren und wurden doch durch das Rauschen beinahe übertönt, das so allumfassend wurde, dass es fast mein Wimmern schluckte, das ich nicht mehr unterdrücken konnte. Mir tat alles so weh …
Bei jedem Schritt schoss ein Schmerz durch mein Bein bis hinauf in meine Schulter und ich konnte nicht verhindern, dass ich zu humpeln begann. Mein Rücken zwang mich beinahe in die Knie und Edens fester Griff um mein aufgeschürftes Handgelenk machte auch nichts besser. Trotzdem bemerkte nun auch ich das Zischen und die vereinzelten hohen Schreie hinter uns, die wie Jagdrufe klangen.
Eden blickte zu mir, als ich beim nächsten Schritt stöhnte. Fast glaubte ich Besorgnis in seinen Augen zu sehen, aber er wandte sich nur wieder dem Weg vor uns zu.
Der Tunnel, durch den wir gerade rannten, mündete vor uns in einem gigantischen Kanal, der unseren von rechts nach links durchschnitt. Zehn Meter unter uns flossen Massen an Wasser durch den Kanal hindurch und dröhnten regelrecht in den Ohren. Die andere Seite des Kanals befand sich gut zwanzig Meter weit weg, war kaum mehr im Licht des Leuchtstabes zu erkennen und so wie Eden schaute, mussten wir genau dorthin.
Kurz stoppte er am Abgrund und sah sich um.
Dankbar für die Pause stützte ich mich auf den Knien ab und versuchte, durch den Schmerz hindurch, genug Luft zu bekommen. Zusammenreißen hin oder her, aber ich würde nicht mehr lang durchhalten.
»Wir müssen auf die andere Seite, aber die Brücke dazu ist zu weit entfernt. Mit deinen Verletzungen werden wir sie nicht rechtzeitig erreichen«, teilte mir Eden über das Rauschen des Wassers hinweg mit.
»Was schlägst du also vor?«, fragte ich und stellte mich wieder auf.
Eden antwortete mir nicht, sondern sah mich abschätzend an, ehe er mich unerwartet packte und auf seine Arme hob. Die Überraschung und auch der Schmerz, der bei Edens Aktion durch meinen Rücken schoss, hinderten mich am Aufbegehren.
»Um deine Frage von vorhin zu beantworten«, sagte er ernst und trat währenddessen an den Rand des Kanals. »Ja, auch ich bin ein Vampir.«
Voller Angst schrie ich, als Eden einfach aus dem Stand heraus absprang.
Fest krallte ich mich an ihm fest und war überzeugt gleich mitten in den reißenden Fluten zu landen. Doch das geschah nicht. Fast mühelos übersprang Eden den Abgrund und kam dann auch noch leicht wie eine Feder auf der anderen Seite auf.
Als er mich abstellte, starrte ich ihn einfach fassungslos an. Er musterte mich hingegen aufmerksam, als ob ich gleich kreischend weglaufen würde.
Stattdessen lachte ich ungläubig und sah zu dem Abgrund zurück. »Das war sowas von cool! Können wir das noch einmal machen?«
Beinahe entging mir das minimale Aufblitzen eines Lächelns bei Eden, doch als ich zu ihm sah, war seine Miene bereits erneut neutral. »Sicher nicht jetzt. Komm, langsam wird es knapp.«
Er griff nach meinem Handgelenk und dieses Mal rannte ich noch schneller, denn aus dem Tunnel auf der anderen Seite strömten Dutzende der blassen, abgemagerten Wesen hervor. Sie bleckten ihre Zähne, zischten und stießen solch unheimlichen Schreie aus, dass mir ganz angst und bange wurde.
Auch Eden bemerkte sie und gab eine Art Knurren von sich, wodurch ich für den Bruchteil einer Sekunde den viel zu langen und spitzen Eckzahn oben rechts erkennen konnte. Unerwartet fuhr mir ein Prickeln über die Arme, als ich das sah, konnte es aber nicht analysieren, weil wir unsere wilde Flucht fortführten. Ich musste wirklich alles geben, um mit Eden Schritt zu halten und nicht bei jeder Bewegung vor Schmerz zu stöhnen.
Knisternd erwachte das Funkgerät zum Leben. »Kleiner, wo seid ihr? Wir sind da und arbeiten uns vor, aber Ivy spürt unverhältnismäßig viele Wilde. Was ist bei euch los?«, fragte Scotts Stimme.
Doch selbst wenn Eden gewollt hätte, antworten konnte er nicht, da er mich immer schneller durch die Kanäle zog und unsere Verfolger trotzdem aufholten. Dafür hob er aber zwei Finger der freien Hand an den Mund und stieß einen lauten Pfiff aus. Dieser wurde von den Tunnelwänden zurückgeworfen und immer weitergetragen. Zu meiner Verblüffung antwortete ihm ein Pfiff nach wenigen Sekunden.
»Gleich geschafft«, stieß Eden hervor und stürmte mit mir im Schlepptau in einen weiteren Gang.
Aber ich stolperte nur noch hinter ihm her, da meine Kräfte quasi nicht mehr existent waren.
Ein erleichtertes Schluchzen brach aus mir hervor, als vor uns ein Licht auftauchte und mit ihm zusammen ein gutes Dutzend schwer bewaffneter Männer. Sie knieten sich nieder und zielten mit ihren Gewehren direkt auf uns – oder eher auf die Vampire hinter uns.
»Kleiner, geh weg!«, hörten wir und Eden packte mich, um mich von den Füßen zu heben.
Er beschleunigte seinen Schritt zu einer Geschwindigkeit, die ich niemals auch nur im Entferntesten erreichen würde und ließ sich dann fallen, um mit mir im Arm die letzten Meter über den Beton zu schlittern.
Noch bevor wir zwischen den Männern in Deckung rutschten, schossen sie auch schon.
Ohrenbetäubend schallten die Schüsse durch die Tunnel, die sich mit den hohen, wütenden Schreien der Vampire mischten. Doch das war inzwischen mein geringstes Problem.
Ich hatte mich bis zum Äußersten getrieben und hatte für den Moment nicht einmal das Gefühl, noch richtig atmen zu können. Völlig kraftlos lag ich auf Eden und sog Luft durch meinen schmerzenden Hals. Auch Eden blieb eine Sekunde liegen und stieß die Luft aus aufgeblasenen Wangen aus.
»Da hast du dir aber ein Wettrennen geleistet, Kleiner«, hörten wir eine tiefe Stimme, die ich als diejenige aus dem Funkgerät erkannte.
Eden setzte sich auf, weswegen auch ich mich bewegen musste. Aber es tat alles so weh.
»Damit habe ich auch wirklich nicht gerechnet«, gab Eden zurück und beugte sich dann zu mir. »Alles okay?«
»Das sieht nicht wirklich danach aus«, bemerkte Scott und ich hob immer noch keuchend den Blick, um die beiden Personen zu betrachten, die sich zu uns gesellten.
Scott war ein wahrlich beeindruckender Mann. Er übertraf, den ebenfalls nicht gerade kleinen, Eden um mehr als einen Kopf und wies dabei noch einen so muskelbepackten Körper auf, dass er wohl bei manchen Türen Probleme mit dem Hindurchkommen haben musste. Dabei besaß er einen dunklen Vollbart, der ihn aussehen ließ, wie einen Holzfäller aus den Filmen. Ihm fehlte nur noch ein kariertes Hemd. Stattdessen trug er den gleichen schwarzen Mantel wie Eden.
Auch das Mädchen, das an seiner Seite stand, war so gekleidet. Sie konnte keine zehn Jahre alt sein und sah durch ihre leicht zerzausten, braunen Haare und ihren abwesenden Blick unheimlich aus. Dieser Eindruck verstärkte sich durch ihre Augen, die beständig von einem Punkt zum nächsten huschten. Zudem murmelte sie ununterbrochen Zahlen.
»Fünfunddreißig, sechsunddreißig, vierunddreißig, fünfunddreißig, zweiunddreißig«, hörte ich sie flüstern.
»Es geht schon«, stieß ich hervor. »Ich muss nur wieder zu Atem kommen.«
Ich zuckte zusammen, als mich das Mädchen für eine Sekunde aus verschleierten blassblauen Augen musterte, ehe ihr Blick wieder weitersprang.
»Sie ist verletzt«, murmelte sie.
»Ja, das wissen wir. Ist es schlimm?«, fragte Eden und das Mädchen erschauerte kurz, wodurch ich glatt meinen abgekämpften Zustand vergaß.
Diese drei Leute waren wirklich die interessantesten und merkwürdigsten Menschen, die ich je getroffen hatte. Nun ja, wahrscheinlich gehörten sie alle drei den Vampiren an, weswegen sie nicht zu meiner Spezies zählten.
Wieder sah mich das Mädchen für eine Sekunde an.
»Prellungen, Quetschungen und kaum noch Energie«, murmelte sie. »Eine Überdehnung im linken Arm und ein Haarriss im Steiß, aber keine inneren Blutungen. Sie wird es überstehen.«
»Danke, da erübrigt sich wohl der Besuch beim Arzt«, meinte ich und kämpfte mich auf die Füße.
Eden betrachtete mich stumm nach meinen Worten, wogegen Scott auflachte und mir auf die Schulter klopfte. Scheinbar hatten sie nicht mit dieser Reaktion auf die Fähigkeiten des Mädchens gerechnet. Durch Scotts rohe Behandlung knickte ich aber beinahe wieder ein.
»Es werden mehr«, murmelte das Mädchen. »Dreiundvierzig, siebenundvierzig, fünfundvierzig, zweiundfünfzig.«
Jetzt verstand ich!
Sie zählte irgendwie die Vampire, die trotz des beständigen Kugelhagels weiter versuchten zu uns zu gelangen. Die Kugeln hielten sie auf, töteten aber nur, wenn sie den Kopf trafen. Soviel hatte ich aus Edens magerer Erklärung verstanden. Erneut erschauerte ich bei dem Gedanken, welch starke Heilungskräfte die Vampire bei solch einem Kugelhagel besitzen mussten.
»Kommen sie nur wegen mir?«, fragte ich ängstlich.
»Nein«, brummte Scott und verschränkte die mächtigen Arme vor der Brust, während er, Eden und das Mädchen zu den wilden Vampiren sahen. »Du hast sie aufgeschreckt, aber gekommen sind sie wegen Eden.«
Überrascht sah ich zu meinem Retter, der regungslos unsere Verfolger beobachtete.
»Wieso das?«, fragte ich, aber Scott antwortete mir nicht. Stattdessen wandte er sich an das Mädchen.
»Ivy, ist ein alter Freund unter ihnen?«
Wieder zuckten die Augen des Mädchens umher. »Ja«, war schließlich ihre Antwort.
Scott zeigte ein wildes Grinsen, das mir sogar an seinem Bart vorbei die spitzen Eckzähne offenbarte. »Sehr schön, dann zeigen wir ihm mal, dass er sich wieder verkriechen kann.«
Zusammen traten Scott, Eden und Ivy an den schießenden Männern vorbei in den Tunnel. Augenblicklich verstummte das ohrenbetäubende Knallen der Schusswaffen, doch zu meiner Verwunderung kamen die unheimlichen Vampire nicht näher. Sie zischten, kreischten und traten immer wieder einen Schritt nach vorne, nur um gleich darauf zurückzuweichen.
Nebeneinander stellten sich Eden und seine beiden Kollegen auf und taten ansonsten rein gar nichts.
Ich runzelte die Stirn, bekam dann aber den Schock meines Lebens, wodurch ich plötzlich nach Luft schnappen musste.
Eine Welle aus Macht schwappte über mich hinweg. Anders konnte ich es nicht beschreiben. Ich spürte die Kraft und die Macht, die von diesen drei Wesen ausging wie die Hitze eines Ofens. Sie umhüllte mich und ließ mich klein und unscheinbar zurück. In diesen Moment hätte ich wohl alles gemacht, was einer dieser drei von mir verlangt hätte. Dabei richteten sie ihre Kraft nicht auf mich, sondern auf die Vampire vor sich.
Diese verstummten schlagartig, zauderten und zogen sich dann langsam und vollkommen still zurück, bis sie in dem wenigen Licht der bewaffneten Truppen nicht mehr zu erkennen waren.
Dafür blieb eine einzelne Gestalt zurück.
Auch sie besaß kein Haar an sich, war abgezehrt, wirkte aber doch ganz anders als die anderen. Vielleicht lag es an dem ruhigen Auftreten.
Ihr finsterer Blick ließ mich selbst über die Entfernung hinweg erzittern. Scott hob aber nur eine Hand wie zum Gruß und wandte sich ab. Die entfernte Gestalt tat es ihm gleich, wenn auch etwas widerwillig.
»Wir sind hier fertig«, rief Scott seinen Männern zu. »Gute Arbeit, aber der nächste Einsatz ruft bereits.«
Erleichtert ließen die Männer ihre Waffen sinken und packten alles zusammen, um sich auf den Weg nach draußen zu machen. Sie alle trugen ebenfalls die schwarzen Mäntel der Nachtpolizei, waren im Gegensatz zu den drei Vampiren aber noch mit schweren Schutzwesten geschützt.
Eden blickte zu mir und ich versteifte mich völlig unbewusst. Ich hatte noch niemals Fähigkeiten wie die von ihm und seinen Kollegen gesehen und es flößte mir einiges an Respekt ein.
Eden bekam meine Reaktion durchaus mit und leicht zogen sich seine Augenbrauen zusammen. Auch Scott wandte sich wieder um, kam aber nicht mehr so nah an mich heran wie zuvor.
»Alles ist gut, Mädchen, du bist jetzt in Sicherheit. Geh ruhig mit den Männern.«
»Darf ich vorher eine Frage stellen?«, warf ich schnell ein, bevor er sich abwenden konnte.
»Natürlich«, meinte Scott und zog ebenfalls die Augenbrauen zusammen.
»Was war das eben?«, fragte ich und sah auf meine zerschrammten Hände, als ob ich noch immer diese Welle der Macht spüren könnte. »Ich habe noch nie erlebt, dass pure Kraft so greifbar ist. Zwar habe ich diese Stärke schon vorhin bei Eden gespürt, aber bei weitem nicht so machtvoll. Könnt ihr das einfach so freisetzen oder müsst ihr es aktiv unterbinden, um es nicht immer auszuströmen?«
Die drei Vampire starrten mich einen Moment an.
»Das ist deine Frage?«, brachte Scott schließlich hervor.
»Ja. Was hast du denn erwartet?«, erwiderte ich verwundert.
Aber Scott antwortete nicht sofort, sondern brach in ein lautes Lachen aus, das von den kahlen Wänden des Ganges zurückgeworfen wurde. Auch Ivy kicherte. Nur Eden zeigte nicht, was in ihm vorging, sondern sah mich nachdenklich an.
»Mädchen, ich hätte erwartet, dass du vor Angst schlotterst«, sagte Scott schließlich und strich sich eine Träne aus den Augenwinkeln. Dann zeigte er den Gang hinab, den auch die anderen Männer ihrer Einsatztruppe genommen hatten.
»Wieso?«, fragte ich und setzte mich in Bewegung.
Ich fühlte mich etwas erholt, humpelte aber immer noch. Es beruhigte mich, dass Ivy keine schweren Verletzungen bei mir gesehen hatte, auch wenn mir ihre Fähigkeiten durchaus Angst machten. Ich fühlte mich in ihrer Gegenwart beinahe nackt, obwohl auch das nicht an das Gefühl herankam, das einen überkommt, wenn man allein durch einen Blick so offenbart wurde.
»Weil wir diese Kraft durchaus auch gegen dich einsetzen könnten«, erklärte Scott ernst.
Ich verstand nicht, worauf er hinauswollte. »Aber ihr tut es doch nicht.«
»Wir könnten, wenn wir wollten, und allein der Gedanke daran macht den meisten Menschen Angst.«
Ah, deswegen hatte mich Eden nach unserem Sprung über die Schlucht angesehen, als ob ich gleich vor Angst wegrennen würde. Die drei schienen davon auszugehen, dass man generell Angst vor ihnen hatte.
Obwohl ich das durchaus haben sollte, war dem nicht so.
Ich zuckte mit den Schultern und deutete voraus zu den bewaffneten Männern. »Wenn sich eure Leute dort vorn entscheiden mich töten zu wollen, könnten sie das mit ihren Gewehren auch ganz einfach tun. Trotzdem ducke ich mich nicht voller Angst. Sie haben mir gerade das Leben gerettet und dafür bin ich ihnen dankbar. Und so verhält es sich auch mit euch. Wieso also sollte ich Angst haben, obwohl ihr extra für mich hergekommen seid?«
Wieder lachte Scott laut und volltönend, so dass mir die Ohren klingelten. »Ach Mädchen, erhalte dir diese Meinung bitte. Das ist eine gute Einstellung.«
Mehr sagte er nicht und ließ sich zurückfallen, um das Ende ihres Zuges zu bewachen. Ivy tat es ihm ohne ein Wort gleich.
»Ich habe wirklich keine Angst vor euch«, versicherte ich Eden, der an meiner Seite blieb.
Er blickte mit diesem distanzierten Ausdruck in seinen dunkelbraunen Augen zu mir. »Vielleicht solltest du das aber haben.«
Er sagte nichts mehr auf den Weg hinaus aus den betonierten Tunneln und durch einen noch benutzten Wasserkanal, der uns hinauf in die belebte Welt der Stadt brachte. Noch nie hatte ich so gern das Hupen und Rauschen der Autos gehört und die hoch über mir aufragenden Hochhäuser gesehen. Tief sog ich den bekannten Geruch nach Asphalt, Abgasen und vielen Menschen ein und atmete erleichtert durch. Sogar der Lichtsmog machte mir nun nichts mehr aus.
»Der Krankenwagen dort vorn ist für dich«, teilte mir Scott mit und deutete auf das typische Fahrzeug, von dem mir schon zwei Sanitäter entgegensahen.
Kurz klopfte mir der große Mann auf die Schultern und wandte sich dann ab, um zu seinem Einsatztrupp zu gehen. Ivy winkte mir mit einem Lächeln zu und folgte dann Eden, der sich ohne ein Wort abgewandt hatte.
»Eden«, rief ich ihn noch einmal zurück.
Er blieb stehen und sah mit einer hochgezogenen Augenbraue und in die Taschen seines Mantels geschobenen Händen zu mir.
»Danke, dass du mir geholfen hast«, sagte ich und legte in meine Worte all die Erleichterung hinein, die nur dem jungen Vampir zu verdanken war.
Wieder musterte er mich scheinbar nachdenklich, ohne mir dabei seine Gedanken preiszugeben. Dann nickte er mir zu und wandte sich ab.
Mit einem Seufzen sah ich ihm nach, bevor ich zu dem Krankenwagen ging.
Obwohl mir heute so Schreckliches wiederfahren war, dachte ich noch sehr lange an die drei merkwürdigen Vampire. Und vor allem an den Blick in Edens dunklen Augen.
Eine Woche später stand ich vormittags am Kopierer im Büro und starrte aus dem Fenster in den sonnigen Tag, während ich darauf wartete, dass alle Kopien angefertigt wurden.
Wie so oft in den letzten Tagen dachte ich an mein Erlebnis in den alten Kanalgängen. Nur einen Tag hatte ich danach im Krankenhaus bleiben müssen, bis mich die Ärzte mit den Worten heimschickten, dass ich mich auch dort auskurieren könnte. Das war mir auch ganz Recht, denn die kühle Krankenhausatmosphäre half mir nicht gerade dabei, mich von meinem Erlebten zu erholen.
In der ersten Nacht nach der Vampirattacke marterten mich schlimme Albträume, denen ich in meiner eigenen Wohnung besser zu entkommen glaubte. Immer wieder durchlebte ich, wie mich der Vampir packte und in die lichtlose Finsternis zerrte. Immer wieder spürte ich, wie er mich gegen die Wände warf. Und immer wieder brandete der Schmerz durch meinen ganzen Körper.
Aber ich träumte auch jedes Mal von Eden.
Wie er mich rettete, von seinem verschlossenen Blick und dem leichten Lächeln, als er merkte, dass ich keine Angst vor ihm hatte. Inzwischen vermutete ich, dass er so abweisend tat, weil er generell davon ausging, dass man sich vor ihm ängstigte. Das hatte mir Scott ja beinahe wörtlich bestätigt.
Auch der riesige Mann und die kleine Ivy gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. So viele Fragen flogen immer wieder in mir auf, dass ich viel Zeit in deren Analyse steckte. Wieso unterschieden sich Eden, Scott und Ivy so sehr von diesen wilden Vampiren? Wieso halfen sie uns Menschen, wenn sie doch auf unser Blut angewiesen waren? Was hatte es mit dieser machtvollen Aura auf sich, die über mich hinweggebrandet war? Und …
»Mel? Alles okay?«, fragte mich eine zögernde Stimme.
Ich schreckte auf und erkannte Daisy, die neben mir stand und besorgt in meinem Gesicht forschte.
»Tut dir etwas weh?«
Heute war mein erster Arbeitstag seit dem Angriff des Vampirs. Dass sich meine Freundin und Kollegin sorgte, konnte ich daher verstehen.
»Nein, alles gut. Ich war nur in Gedanken«, sagte ich schnell und nahm meine Papiere aus dem Ausgabefach.
»Und worüber hast du nachgedacht? Doch nicht schon wieder über diese Vampire, oder?« Allein bei der Erwähnung schüttelte sich Daisy.
Ich lächelte unverbindlich, denn meine Freundin würde mir nur wieder eine Standpauke halten. Sie konnte meine Faszination gegenüber Eden und seinen Kollegen nicht verstehen. Mein Interesse an Vampiren war trotz der Ereignisse nicht verschwunden, sondern hatte sich auf die Vampire verlagert, die bei der Nachtpolizei arbeiteten. Ob sie alle so interessante Persönlichkeiten waren?
»Nein, zumindest nicht so, wie du denkst«, gab ich zurück, um Daisy von weiteren Fragen abzuhalten.
Tatsächlich strich sich meine Freundin nur die blonden Haare zurück und zog meine Papiere von der Kopieroberfläche, um ihre hineinzulegen. »Vielleicht solltest du dir mal überlegen, ob du zu einem Profi gehst, damit du diese Entführung besser verarbeiten kannst. Jeder würde davon Spuren zurückbehalten.«
»Nein, das möchte ich nicht. Klar, mir tut noch immer der Steiß weh und ich habe weiterhin Albträume. Aber ich werde das überstehen. Sollte ich in einigen Wochen jedoch immer noch Probleme haben, darfst du mich gern wieder darauf ansprechen.«
Daisy nickte und gab die Anzahl ihrer Kopien ein, ehe sie sich wieder mir zuwandte. Sie war eine kleine Frau, gerade einmal Anfang zwanzig und obwohl ich nicht viel älter war, kam sie mir immer wie eine kleine Schwester vor, die man beschützen musste – dabei musste ich das doch schon bei meinem Bruder tun. Nur hatte sie dieses Mal wohl diese Rolle eingenommen.
»Was hältst du davon, wenn wir dich etwas ablenken? Am Freitag könnten wir mal wieder feiern gehen. Am Fluss hat ein neuer Club aufgemacht, der jetzt schon sehr beliebt ist. Natürlich nur, wenn du nachts rausgehen willst. Ansonsten könnten wir auch einfach ein paar DVDs anschauen.«
»Nein, die Idee mit dem Club gefällt mir«, unterbrach ich sie. »Das haben wir schon so lange nicht mehr gemacht und ich hätte durchaus Lust dazu. Nur die Abwasserkanäle sollten wir meiden.«
»Bist du dir denn sicher, dass es sich um einen Vampir handelte?«, fragte Maik nun skeptisch, der gerade an uns vorbeigegangen war und bei unserem Gespräch stehenblieb. »Kann es nicht auch ein Verrückter gewesen sein, der da unten haust?«