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5. Auflage 2011

© 2011 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlagbild und Innenillustrationen: Franziska Harvey

Umschlaggestaltung: schwecke.mueller Werbeagentur GmbH, München

cl ∙ Herstellung: Claudia Zobel / Sabine Kittel

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

Reproduktion: Reproline mediateam, München

ISBN 978-3-641-05533-2
V003

www.cbj-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

Das erste Kapitel: Der frühe Vogel fängt den Wurm!

Das zweite Kapitel: Totales Ohrensausen

Das dritte Kapitel: Heiße Schokolade ist ...

Das vierte Kapitel: Vorfreude ist die beste Freude

Das fünfte Kapitel: Total verrückt sein können

Das sechste Kapitel: Nie wieder Geburtstag!

Das siebte Kapitel: Liebe auf den ersten Blick

Das achte Kapitel: Hunde: verzweifelt gesucht!

Das neunte Kapitel: Natürlich Sammy!

Das zehnte Kapitel: Hunde überall!

Das elfte Kapitel: Jaaa! Geburtstag! Total verrückt!

Aus Neles Tagebuch

Das erste Kapitel

beginnt sehr früh am Morgen geht mit tiefsinnigen Gedanken weiter mündet in einen Geistesblitz ruft alle auf Burg Kuckuckstein auf den Plan und endet mit

Der frühe Vogel fängt den Wurm!

Es war noch früh am Morgen. Schläfrig trottete Nele im Schlafanzug ins Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen und sich für die Schule frisch zu machen. Als sie in den Spiegel schaute und ihr müdes Gesicht betrachtete, fragte sie sich zum dutzendsten Mal, wie es kam, dass manche Menschen von Geburt an Frühaufsteher waren.

Ihr Papa zum Beispiel. Der hüpfte bereits beim ersten Hahnenschrei so munter herum wie Tannes kleiner Hund. Zudem war er morgens sehr gesprächig und wollte ständig für alles gelobt werden. Weil er die Türen neu gestrichen hatte. Oder weil er Neles kaputten Fahrradreifen geflickt hatte. Sogar dafür, dass er die Kaninchen mit Salatblättern fütterte. Obwohl ihm das in Wirklichkeit riesigen Spaß machte.

Nele hatte herausgefunden, dass es dann am besten war, ein strahlendes Gesicht aufzusetzen und »Super, Papa!« zu rufen. Mindestens dreimal hintereinander und vor allem sehr laut. Auf diese Weise konnte sie ganz in Ruhe weiter auf ihrem trockenen Stück Brot herumknabbern. Mehr bekam sie morgens nämlich nicht herunter. Ihr erster Hunger kam frühestens in der großen Pause.

Auch Mama war morgens schon putzmunter. Glücklicherweise las sie zuerst die Tageszeitung von vorne bis hinten und trank eine Kanne schwarzen Kaffee, bevor sie Nele mit Aufgaben überschüttete. Seit Kurzem war Mama leider der Meinung, Nele könnte ruhig ein bisschen mehr im Haushalt mithelfen. Schließlich machte so eine Burg ziemlich viel Arbeit. Momentan fiel ihr jeden Morgen etwas Neues ein, das Nele nach der Schule erledigen sollte.

Nele fand das nicht besonders toll. Als Schulkind hatte sie schließlich Stress genug. Nach dem Berg Hausaufgaben war sie immer total fertig und wollte lieber mit ihrer besten Freundin Tanne spielen oder zum Handballtraining gehen.

Als sie vor ein paar Tagen den Burghof fegte, begann sie plötzlich schrecklich zu niesen und kriegte ganz geschwollene Augen. Vermutlich war sie allergisch gegen Staub, meinte Großtante Adelheid und übernahm das restliche Fegen für sie.

Leider fand Mama rasend schnell neue Arbeit für Nele. Momentan musste sie jeden Nachmittag Unkraut in Mamas Gemüsegarten zupfen und die Schnecken aus den Salatbeeten jagen. Sie hatte bereits eine ganze Armee Schnecken auf die Kaninchenwiese umgesiedelt, aber die eigensinnigen Biester wanderten immer wieder in ihr Kopfsalatheim zurück.

Allmählich fühlte sich Nele ähnlich wie Aschenputtel. Zum Glück mochte Mama weder Erbsen noch Linsen, sodass sie wenigstens keine Hülsenfrüchte sortieren musste.

Nur Großtante Adelheids Papagei Plemplem war genauso ein Morgenmuffel wie Nele. Sosehr ihr der eingebildete Vogel manchmal auf die Nerven ging: In dieser Sache verstanden sich beide prima. Plemplem war nach dem Aufwachen noch so angenehm müde, dass er nicht einen einzigen Pieps machte. Manchmal, wenn er in Neles Zimmer übernachten durfte, hüpfte er auf Neles Kopfkissen und legte sein Köpfchen auf Neles Schulter, während er verschlafen an ihrem Ohrläppchen knabberte. Das fand Nele so süß, dass sie ihn am liebsten dafür geknutscht hätte.

Aber das konnte Plemplem gar nicht leiden. Mit Vögeln konnte man nicht so gut kuscheln.

Nele seufzte. Irgendwie hatte sie heute gar keine Lust, in die Schule zu gehen. Im Augenblick passierte so gar nichts Aufregendes in ihrem Leben.

Aber halt! Das stimmte ja gar nicht.

Der Gedanke traf Nele so jäh wie ein Blitz. Ich werde neun!, schoss es ihr durch den Kopf. Das war nur noch ein winziges Jahr vor zehn. Ein echter Grund, endlich einmal eine richtig tolle Geburtstagsparty zu starten. Schließlich war sie am 9.9. um Punkt neun Uhr zur Welt gekommen. Schnapszahl nannte Großtante Adelheid dieses Datum immer.

Augenblicklich war sie hellwach. Sie musste sofort loslegen und einen richtig guten Plan für ihre Feier austüfteln.

»Hey, Leute!« Sie fegte so schnell in die Küche, dass sie über einen doofen Hocker stolperte und der Nase nach hinfiel.

»Nele! Langsam«, rief ihre Mutter verblüfft und half ihr wieder auf die Beine. »Ist irgendetwas passiert?«

Nele schüttelte den Kopf und nickte gleichzeitig. »Noch nicht«, rief sie strahlend. »Aber bald!« Sie kostete den Moment aus. »Ich werde nämlich neun.«

Ihr Bruder David fing so an zu lachen, dass ihm Kakao aus den Mundwinkeln floss. »Na super«, grinste er. »Das ist ja mal eine echt tolle Neuigkeit. Ich dachte, du bist höchstens fünf. Jedenfalls kommst du mir so vor.«

Nele ignorierte sein Lästern großzügig. Sie hatte gerade wichtigere Dinge zu besprechen, als sich mit ihrem ewig nörgelnden Bruder in die Wolle zu kriegen.

»Ja genau, ich werde neun«, wiederholte sie beinahe hoheitsvoll. »Und zwar in genau fünf Wochen. Wird also allerhöchste Zeit, dass ich Einladungen schreibe und den ganzen Kram. Mama, kannst du ein tolles Foto von mir raussuchen, das wir aufdrucken können? Vielleicht eines von mir als Baby oder so.«

David konnte es nicht lassen. »Da ist der Schnappschuss, den ich mit meinem neuen Handy von dir gemacht habe, genau richtig für deine Babygruppe«, stichelte er weiter.

Jetzt wurde es Nele doch zu viel und sie stürzte sich wütend auf ihn. »Dich lade ich sowieso nicht mehr ein, du mampfst bloß wieder den ganzen Kuchen weg und ärgerst alle«, schrie sie und kniff ihn, so fest sie konnte.

»Autsch, ein Floh hat mich gezwickt«, kicherte David und sprang auf. »Aus dem Weg, du Wurm. Ich muss zum Schulbus.« Er schnappte sich seine Brotdose und flüchtete sich aus der Küche.

»Du bist total fies«, brüllte ihm Nele hinterher. Sie hatte Tränen in den Augen.

»Lass dich noch nicht immer von David ärgern, Nele«, mischte sich Großtante Adelheid ein und rührte einen dritten Löffel Zucker in ihren Tee. »Erzähl mir lieber, was du für eine Geburtstagsparty machen willst. Das ist viel spannender.«

Nele kletterte auf die Eckbank und überlegte. »Was für eine Party genau, weiß ich noch gar nicht«, sagte sie schließlich. »Letztes Jahr waren wir Eis essen, und als ich sieben wurde, hatte ich Windpocken. Richtig doll Geburtstag gefeiert habe ich noch überhaupt nie. Wir hatten doch nur so eine winzige Wohnung.«

Sie schlürfte ihren Kakao und guckte plötzlich richtig besorgt.

»Am besten, du machst erst einmal eine Liste, welche Freunde du einladen willst«, schlug ihre Mutter vor und legte die Zeitung weg. »Danach rechnen wir aus, wie viel Kuchen wir brauchen. Und dann spielt ihr so lange, wie ihr Lust habt. Platz genug ist ja hier in der Burg.«

Nele machte ein langes Gesicht. »Aber das ist doch voll langweilig, Mami«, sagte sie bestürzt. »Man wird nur einmal im Leben neun!«

»Genau!«, rief Großtante Adelheid. »Kuchenessen ist wirklich todlangweilig. Das machen wir jeden Sonntag. Was du brauchst, ist eine Geburtstagsplanerin. Einen echten Profi.« Sie strahlte über das ganze Gesicht. »Mich!!!« Sie trank ihre Teetasse in einem Zug leer. »Lass mich mal machen. Geh du mal schnell in die Schule, ich fange inzwischen mit der Planung an. Der frühe Vogel fängt den Wurm.«

Erleichtert hüpfte Nele über den Burghof. Ihr Vater war schon in seiner Werkstatt und hobelte an einem neuen Möbelstück herum. »Juchuh, Papa!«, rief Nele fröhlich. »Bald werde ich neun!«

Herr Winter hob den Kopf und winkte Nele zu. »Ach du liebes bisschen«, rief er. »Dann wird es ja höchste Eisenbahn, dass ich mir ein tolles Geschenk einfallen lasse.«

Nele nickte eifrig. Das sah sie haargenauso. Neun werden, das war wirklich etwas ganz Besonderes.