Cover

Das Buch

Toto Berger war die gefeierte Nummer eins des Welttennis. Bis er überraschend zurücktrat, schwer krank, medikamentenabhängig. Ein Geheimnis, das niemand wissen durfte. Drei Jahre danach liegt sein Leben in Trümmern. Da fordert ihn die neue Nummer eins zu einem letzten Duell. Vor 30.000 Zuschauern auf Schalke. 10 Millionen Preisgeld. All or nothing. Noch einmal versammelt Toto Berger in einem einsam gelegenen Haus an der Ostsee seine Gefährten von einst um sich - seine Sherpas. Darunter die Frau, die er schon lange liebt. Und sein Sohn, den er stets verleugnet hat. Noch einmal bringt er sich in Form. Bis er begreift: Bei diesem Spiel muss er nicht seinen Rivalen besiegen. Sondern sich selbst.

Das Haifischhaus ist die Geschichte eines unglaublichen Comebacks, gleichzeitig erzählt es vom Drama des Spitzensports, von Freundschaft und Verrat, und der Frage, welchen Preis wir bereit sind, für einen Sieg zu bezahlen.

Der Autor

Rüdiger Barth, Jahrgang 1972, wuchs im Schwarzwald auf und lebt mit seiner Familie am Rande Hamburgs. Er arbeitet als Head of Print bei der Looping Group, die er gemeinsam mit drei Freunden gründete. In seinen fünfzehn Jahren als Reporter für das Magazin stern traf er viele Größen des Sports, etwa Bastian Schweinsteiger, Pete Sampras, Oliver Kahn und Joachim Löw. Als Tennisspieler verfügt Barth über eine, wie er sagt, recht vertrauenswürdige Vorhand und eine Rückhand, die er meist vergeblich zu umlaufen versucht. Er schrieb mehrere Sachbücher, zuletzt Die Totengräber (mit Hauke Friederichs). »Das Haifischhaus« ist sein Romandebüt.

Rüdiger Barth

Das

Haifisch

haus

Roman

Wilhelm Heyne Verlag

München

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Copyright © 2019 by Rüdiger Barth

Copyright © 2019 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Jürgen Teipel

Umschlaggestaltung: Johannes Wiebel | punchdesign unter Verwendung von Motiven von © shutterstock (Ilya Khuroshvili)

Fotos Vor- und Nachsatz: Erik Weiss

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN: 978-3-641-25197-0
V001

Für meine Familie

Das Licht schwindet, und obwohl jeder das aufeinandergetürmte Gewicht all dessen spürt, was vorher geschehen ist, müssen die Spieler noch in der Gegenwart spielen, müssen sie noch die Vergangenheit beiseiteschieben, um einen weiteren Aufschlag zu returnieren, während jeder einzelne Zuschauer sich fragt, wie sie es machen – nicht nur, sich den Schlag vorzustellen, sondern auch, im Geiste nicht vorzupreschen und sich Niederlage oder Sieg auszumalen. Ihr Verlangen verbirgt sich im Spiel selbst.

Leitartikel in der New York Times zum Wimbledon-Finale Rafael Nadal gegen Roger Federer (Juli 2008)

Ein Spitzensportler beim Ausüben seiner Sportart ist eine kostbare Mischform aus Tier und Engel, die wir unschönen Normalsterblichen in uns selbst schwerlich erkennen können.

David Foster Wallace

Die Nummer eins ist das Einzige, was zählt, John. Das weißt du so gut wie ich. Wenn du Nummer zwei bist, kannst du genauso gut Nummer drei und vier sein. Dann bist du ein Niemand.

Björn Borg zu John McEnroe, nachts in einer Hotelbar, irgendwo in Amerika (November 1985)

NULL

Ich halt mich fern von Verlierern. Das schleicht sich sonst so rein. Wie ’ne Krankheit, wie die Grippe oder Masern. Das fängt in den Synapsen an und landet dann in den Fingern. Kribbelt wie verrückt. Und dann kriegst du das Weiche in der Birne nicht mehr raus. Miloslav Mecir hat mal von unten aufgeschlagen, weil er von oben nicht mehr konnte. Das war lange vor meiner Zeit, aber in der Kabine haben sie immer davon angefangen. Ich irgendwann auch, um die Jungen zu erschrecken. »Echt?«, haben sie gesagt. Große Augen. Und dann haben sie selbst gewackelt. »Das kommt vom Nachdenken«, hat Erdmann immer gesagt. »Nachdenken ist beim Tennis ein brachialer Fehler.«

Ich logge mich ein und setze zweitausend, dass DiMarco dieses Spiel gewinnt. Einfach, wie er zum Aufschlag läuft. Der sichere Griff. Ich seh so was. Ich weiß so was. Es gibt Menschen, denen sieht man an, dass sie Sieger sind. Und den anderen, dass sie, wenn’s drauf ankommt, weich in der Birne sind. Dass sie es vermasseln.

Verlieren ist schlimmer, als Gewinnen schön ist. Das begreift natürlich niemand da draußen, aber das ändert nichts daran, dass es stimmt. Da tut sich ein Loch im Boden auf, und du verschwindest darin. Und das Loch hast du dir selbst gegraben. Wie bei einem Duell im Western. Der Kerl, der hinfällt, ist tot, und damit hat sichs.

DiMarco hat den ersten Satz abgegeben, aber ich glaube noch an ihn. Die Quote, dass er das Match rumreißt, liegt jetzt bei sieben zu eins. Ich glaube trotzdem an ihn. Das ist eine Sache des Gefühls. Das hat man oder hat’s nicht. Ich habs’s.

Ein Therapeut in Burlington, Vermont, sagte mir mal, ich würde oft das Wort »ich« benutzen. 

»Ich?«, habe ich geantwortet. »Was wäre die Alternative?«

Das war am Anfang der Entgiftung. Hat lange gedauert. Hat keiner mitbekommen. Kostete viel Geld, dass es keiner mitbekommen hat. Als entgiftet entlassen zu werden hörte sich gut an.

Aber es gibt ja viele Arten Gift.

Vor dem Smartphone kauern und auf Sport wetten, ist in Wahrheit Leistungssport. Man muss hoch konzentriert sein. Man darf keine Fehler machen. Sobald die Wette platziert ist, stelle ich das Fernsehbild aus und schaue auf den Liveticker. Ich weiß, es nimmt den Burschen auf dem Platz ein wenig von dem Druck, wenn einer weniger zuschaut. 

DiMarco führt im dritten Satz. Er muss seine Aufschlagspiele nur durchbringen, nur weitermachen. Was manchmal das Schwerste auf der Welt ist. Manchmal tritt man trotzdem aufs Gas und fährt gegen die Wand. Alles erlebt.

Ich mache den Livestream an. Man muss sich dem Elend stellen.

Während DiMarco zu rutschen beginnt – ich sehe es ihm an, seine Oberlippe flattert, seine Rückhand schiebt er statt zu schlagen –, setze ich tausend Dollar auf die Chicago Bulls gegen die L.A. Clippers, drei Komma fünf zu eins, ich setze auf Lewis Hamilton beim Großen Preis von Spanien, vierhundert Dollar und vier zu eins, ich setze darauf, dass Dembélé beim Spiel des FC Barcelona gegen den FC Málaga das erste Tor schießt, hundert Dollar und zwölf zu eins, und die restlichen zwanzig Dollar sind schon weg für Miller Lite.

Meine letzte Wette für heute. Nicht zu spät ins Bett, keine Drinks mehr oder nur noch einen, einen schnellen, sonst wird der Flug der Horror. Ich würde auch gar nicht fliegen, wenn’s nach mir geht.

Aber Liv Hansen … Sie schreibt sonst nie. Ich hätte ihr vielleicht mal antworten sollen. Nur auf ihre Fragen. Ihre Art, in mich reinzuschauen – das hält man auf Dauer nicht aus. Jetzt hat sie wegen Dagmar geschrieben: »Komm, bevor es zu spät ist.«

Zurück in Deutschland, werde ich so tun, als ob alles okay wäre. Als wäre da nicht ein einziger Scherbenhaufen, den man sich am besten mit dem Fernglas anschaut.

DiMarco lässt jetzt los. In seinen Augen steht alles. Ich sehe es und weiß, dass er es nicht aufhalten kann. Sein Körper tut noch so, als wehrte er sich. Seine Gedanken sind schon weit weg. Das ist interessant.

Lamenteaus verdammte gebräunte Faust. DiMarcos ausgestreckte Hand. Zweitausend Dollar flöten. Vielleicht wollte ich auch nur Lamenteau endlich verlieren sehen. Erleben, wie ihn einer vor sich hertreibt, aber auf eine Art, die der Herr nicht erwartet; dass seine Fassade bröckelt; dass man sieht, was dahinter ist. Ich bestelle mir noch ein Bier. Ich werde nicht mehr wetten, nie mehr.

Oder ich muss mir früher die Augen anschauen. Man bräuchte eine Eye-Cam. Nur auf die Augen gerichtet. Dann wäre ich vermutlich unbesiegbar.

Eins

1

Sie nannten es das Haifischhaus, und niemand hat je bezweifelt, dass dies der richtige Name war. Es stand auf einem Felsvorsprung, gut zehn Meter über der mit Kies und Steinbrocken durchsetzten sandigen Bucht. Für den Bau war vor vielen Jahren ein dunkles, harzig duftendes Holz verwendet worden, Schiffszimmerleute hatten ihn errichtet. Aus seinem Dach wuchs ein Turm wie ein Baum.

Am späten Nachmittag sah Toto von der Terrasse aus schweigend zu, wie die Jachten auf der Flensburger Förde ihre Segel herunterholten und nach Südwesten hielten, in Richtung des Hafens von Steinhagen. Das Blubbern der Diesel hörte er noch, nachdem die Schiffe um die Landzunge verschwunden waren. Die Fischerboote hörten sich anders an, rauer. Das Licht der Küste hatte er gleich wiedererkannt. Das war das Erste gewesen, was ihm in Deutschland vertraut vorgekommen war. So leuchtet nur der Himmel über der Ostsee, wenn der Raps blüht. Das andere war fremd. Er fühlte sich wie schwerelos, das lag am Jetlag. Nur das Licht, nur der Himmel.

Mit der Dämmerung kam ein kühler Wind aus Nordost auf. An den Fuß der Klippe begannen Wellen zu schlagen, und er ging hinein. Erdmann entfachte im Kamin gerade ein Feuer, mit reibenden Händen schaute er den Flammen zu, pfiff dabei lautlos ein Lied. Sie tranken zu viel, an diesem ersten Abend des Wiedersehens.

Sie brauchten den Wein, um sich zu erzählen, wie es ihnen ergangen war. Sie brauchten den Wein, damit Erdmann von den anderen erzählen konnte – den Sherpas –, wo sie sich gerade herumtrieben. Sie brauchten den Wein, um über Toto Berger sprechen zu können, den Mann, den die Welt Mount Berger genannt hatte.

Es war spät, als sich Erdmann verabschiedete und mit schwerem Gang hinauftappte, wo Dagmar hoffentlich schlief. Toto, noch immer ruhelos, setzte sich ans Kopfende des Eichentischs. Seine Hände hinter dem Nacken verschränkt und die Ärmel des Hemds bis zu den Ellenbogen hochgeschoben, sodass sich das Spiel der Muskeln auf seinen Unterarmen abzeichnete. Fast so, als gehörte ihm der nächste Tag.

Früher war sein rechter Unterarm viel dicker gewesen als der linke. Berufsanomalie.

2

Warten war was für Verlierer. War es immer gewesen.

Die Augen halb geschlossen, vernahm er den Bass seines Pulses, seinen gleichmäßigen Atem, das Flüstern der Ostsee. Der Strandhafer knisterte, von einer Böe bewegt. Vielleicht lag es am Himmel, der sich wie eine hellblaue Folie über dem Meer spannte, oder an der vorsichtigen Wärme, die aus dem Sand aufstieg. Vielleicht ja nur daran. Das Vermissen drang jetzt wie etwas Dingliches in ihn ein, schnitt in die Tiefe. Das Vermissen entsprang einem Sehnen, das aus einer Welt jenseits der Gedanken stammte. Nicht zu greifen, dieser Dorn, nicht herauszuziehen, aber irgendwie auch beruhigend.

Als würde das helfen, sprang Toto auf, ging zum Bohlenweg, holte Schwung, kippte mit dem Oberkörper nach vorn und stand auf seinen Händen. Unter den Fingerkuppen spürte er einzelne Sandkörner auf dem rissigen Holz. Er knickte etwas in den Knien ein, das erleichterte die Balance. Er konnte das Meer hören und riechen, den trocknenden Tang und das Salz, aber er sah es nicht mehr. Wie er sich zum Strand vortastete, baumelte vor seinen Augen weißer Stoff.

Fünf, sechs Meter hatte er geschafft, da begann ihm der Schweiß von der Stirn in die Haare zu rinnen. In seinem Kopf staute sich das Blut, und die Adern an den Schläfen pochten. Als er endlich mit den Händen versank, ließ er sich zur Seite fallen und landete mit dem Gesicht halb im Sand. Etwas fuhr ihm in die Lendenwirbel. Sand klebte auf der Zunge, im Ohr, zwischen den Zähnen, in den Nasenlöchern. Am Abgang würde er arbeiten müssen.

Ein paar Sekunden lang blieb er bewegungslos liegen, dann rappelte er sich auf und klopfte sich ab. Böiger Westwind, der die See furchte. Das Wasser war so frisch, dass ihm der Atem stockte, doch er watete weiter, bis es tief genug war, um zu schwimmen. Als Kind hatte er seine glücklichsten Momente an der Förde erlebt. Baden, wenn noch kein anderer badete oder keiner mehr, das Meer erobern, Atem holen, untertauchen –

Stille.

Unter Wasser machte er noch einen Handstand, wobei er sich mühte, die Beine bis in die Zehen zu strecken. Wasser lief ihm in Nase und Ohren, er kam wieder hoch. Prustend schaute er sich um. Ein paar Meter weiter führte der verfallene Pier, an dem vor langer Zeit Ausflugsdampfer festgemacht hatten, weit ins Meer hinein. Toto watete zurück an den Strand und griff in seiner Tasche nach dem Kästchen, das er mitgebracht hatte. Er öffnete es ein letztes Mal, strich über das Gold, das das Kupfer bedeckte.

Ich schenke es dir, Tom Torge. Mach mir keine Schande.

Behutsam öffnete er die wasserdichte Hülle, steckte das Kästchen hinein, legte zwei große Kieselsteine dazu und verschloss sorgfältig den Beutel. Im Wasser tastete er sich an den Pfeilern entlang. Als er den Boden unter den Füßen verlor, schwamm er weiter, bis er unter Wasser das letzte Betonfundament erkennen konnte. Hier tauchte er in die Tiefe. Mit den Händen grub er am Sockel Richtung Land eine Mulde, presste den Beutel hinein und bedeckte ihn mit einem Kissen aus Steinen. Erst nach drei Tauchgängen war er zufrieden.

Hinterher warf er sich auf sein Handtuch im Sand und ließ sich von der Sonne trocknen. Kein Mensch außer ihm war zu sehen. Eine Sonnenbrille wäre nicht schlecht gewesen. Mit den Handflächen trommelte er auf Bauch und Brust das Gitarrenriff von »Smells Like Teen Spirit«.

Dangdang

Diddeldiddeldi

Dangdang

Diddeldiddeldi

Dangdang

Angenehm gerundet, so fühlte er sich. Die paar Kilo zu viel waren nach all den Jahren seine kleine private Revolution gewesen. Die hatte er sich anfangs gegönnt, wie andere sich eine Fünf-Sterne-Kreuzfahrt gönnen. Nicht mehr den ganzen Tag nachdenken zu müssen, wie er sich verbessern könnte, war Luxus. Außer Form sein zu dürfen war Luxus. An einem Tag wie diesem keinem Trainingsplan folgen zu müssen war Luxus.

Nachdem er ein Weilchen gedöst hatte, setzte er sich auf und betrachtete seine Beine. Die Operationsnarben zu beiden Seiten der Knie schimmerten wächsern, und wenn er darüberstrich, war die Haut bar jeden Gefühls. Auf den Rücken seiner Zehen wuchsen Härchen. Hatte er noch nie wahrgenommen. Die Härchen waren weich und gaben unter dem Druck seiner Finger nach, federten hinterher aber zurück in ihre Ausgangsstellung, als wären sie nie gebeugt gewesen.

»Smells Like Teen Spirit«. Nirvana. Anfang der Neunziger das, was die großen Jungs gehört hatten. Die Stimme einer Erlösung, von der er als Jugendlicher erwartete, dass sie kommen werde, bald.

I feel stupid and contagious

Here we are now, entertain us

A mulatto, an albino

A mosquito, my libido

Yeah

Den Refrain hatte er öfter gesungen als das Vaterunser im Konfirmandenunterricht gebetet. Was zum Teufel wollte Kurt Cobain damit sagen? Contagious. Womit hatte der sich infiziert?

Kilian würde sich melden. Sobald er die Werte vorliegen hatte. Aber er meldete sich nicht. Konnte doch nicht so lange dauern, das bisschen Blut und Urin auszuwerten.

Im Aufstehen griff Toto einen flach geformten Kieselstein und wandte sich im Ausholen um, den Stein in der Hand. Da sah er über der Schulter etwas aufblitzen, oben am Steilhang. Wohl hundert Meter von ihm entfernt, erhob sich ein Mann in einer Tarnweste aus einem Busch, hielt kurz inne und rannte schließlich davon. Im Laufen verstaute er eine Kamera in seinem Rucksack.

»Hey«, rief Toto ihm nach. »Hey«, rief er und formte mit den Händen einen Trichter um den Mund.

»Komm runter!« Er sah fliegende Waden, eine Hand, die eine Kappe auf den Kopf presste. Einfach weg, der Kerl.

Toto setzte sich auf die Kühlerhaube seines Wagens und spielte mit dem Handy herum. »Ki-li-an«, sang er, »wo bist du?«

Nachrichten aktualisieren.

Nichts.

Er strich sich über die nassen Haare.

Diese verdammten Werte müssten längst da sein.

Wieder checkte er das Smartphone.

Nichts.

Ihre Nummer stand ganz oben auf der Liste. Die vertraute Stimme klang gehetzt und dünn.

»Tom, bist du es?«

»Ja, Mam. Ich bin zurück. Zurück.«

»Tom, du? Bist du es?«

Hör nicht hin. Lass gut sein.

»Stell dir vor, Mam, wo ich bin. An der Förde. Ja, an unserem Strand! Es ist wundervoll, ganz friedlich.«

»Zu Hause bist du? Du bist zu Hause.«

Draußen, auf der See, rauschte ein graues Schnellboot der Marine heran, es zog ein weißes Band hinter sich her wie eine Schleppe. Hatte sicher fünfzehn Knoten drauf. Seine Mutter sagte nichts mehr. Er hörte nur ihre kurzen Atemzüge – offenbar hielt sie den Hörer dicht an ihren Mund – und nahm wahr, dass diese sich, während er sprach, langsam vertieften.

»Mir geht es so gut, das glaubst du nicht, Mam.« Dann verstummte er. Es fiel ihm nichts ein, was er ihr hätte sagen können, was sie hätte verstehen können. Nach einer Weile hörte er einen Laut des Mutterglücks – und verabschiedete sich, bis morgen, wie immer. Und immer ging es ihm gut.

Hinter den Dünen begannen die Felder. Ringsum leuchtete es gelb und stach in seine Augen wie eine Reflexion der Sonne.

Da vibrierte sein Handy. Eine SMS. Kilian.

Ruf mich an, Toto Berger, asap

3

Er kuppelte aus, Flugstunde. Der in die Jahre gekommene Porsche 911 glitt wie ein Raumschiff durch die Allee.

»Und?«, fragte Toto.

Der Arzt klang, als hätte er einen gezwitschert. »Toto, bleib cool«, sagte er mit heiserer Stimme. »Ich würd’s dir lieber persönlich sagen.«

Toto hielt die Luft an.

»Komm noch mal kurz vorbei. Keiner wird dich sehen.«

»Schieß einfach los. Ich bin seit drei Jahren durch damit. Ich hab mich dran gehalten. Keine Rückfälle. Nicht mal, wenn ich’s nicht mehr ausgehalten habe.«

»Trotzdem ist das dünnes Eis.«

»Was meinst du damit?«

»Deine Werte. Sehen auf den ersten Blick einigermaßen manierlich aus. Deine Nieren scheinen wieder fast okay zu arbeiten. Die Konzentration an Kreatinin ist immer noch zu hoch, das hat das Diclofenac gemacht, schätze ich.«

»Und sonst?«

»Deine Leber macht mir Kummer. Bei aller Vorsicht, Toto. Ich will dir keinen Scheiß erzählen.«

»Mach es wie früher. Offenes Visier.«

»Ich mach mir Sorgen, Toto. Du hast echt nichts mehr genommen?«

Na ja, bis auf den Alkohol.

Die letzten Jahre seiner Karriere hatte er nur mit Schmerzmitteln und Schlaftabletten durchgehalten. Sein Körper war durch, geschunden von zwei Jahrzehnten Leistungssport. Und dazu das ganze Psychokarussell.

Wie schlimm es um ihn stand, hatte er nicht mal geahnt, bis er auf Dagmar hörte. Kilian war ihr Bruder, Erdmanns Schwager, Internist. Heimliche Untersuchung. Würde keiner je erfahren.

»Wenn du noch ein halbes Jahr so weitermachst, kippst du tot um.« Das hatte Kilian, der frühere Olympia-Segler, damals gesagt.

Toto hatte nicht geantwortet. Sich nur hingesetzt und an die Wand gestarrt. Schließlich gefragt: »Kann ich was tun?«

»Du kannst was tun«, hatte der Arzt gesagt. »Aufhören. Sofort.«

»Du bist wahnsinnig.«

»Sofort.«

Toto hatte geschwiegen. Dagesessen und geschwiegen. Kilian hatte sich hinter seinem Schreibtisch nicht bewegt.

»Nur noch das eine«, hatte Toto schließlich gesagt. »Nur noch Wimbledon.«

»Es ist dein Leben.« Kilians Abschiedsworte.

Und so hatte er nach Wimbledon aufgehört. Brüskierte seine Vertrauten, die man die Sherpas nannte, überraschte die Sportwelt, trat zurück nach dem 0:6 im fünften Satz des Endspiels gegen den jungen Frédéric Lamenteau, sodass es so aussah, als wäre es deswegen gewesen, wegen der Demütigung. War aber nicht deswegen. Er hörte auf, um sein Leben zu retten.

Und tauchte unter, drüben in Amerika. Erklärte es niemandem. Den Entzug durchzuhalten, das war ihm gelungen. Bis das Karussell langsamer wurde, hatte es länger gedauert.

»Toto?« Kilians Stimme. Plötzlich sehr klar.

Die Straße war von Linden gesäumt, alle paar Meter einer jener Bäume, deren Blätter früher marschierende preußische Grenadiere vor der nordischen Sonne geschützt hatten. Eine von Erdmanns Trainergeschichten. Es ging nun etwas bergab. Toto nahm die Hände vom Lenkrad, kuppelte wieder aus, ließ den Wagen segeln. Etwas stieg in ihm auf, kalt und heiß zugleich, er kannte es von früher, das Gefühl, kapitulieren zu sollen.

Kürzlich hatte ihm der Chef seiner Hausbank per Mail mitgeteilt – ans Telefon war Toto nicht gegangen –, man werde seine Konten sperren, »bis eine Gesundung Ihrer Finanzen erreicht« sei. Toto hatte geantwortet, er freue sich auf den Tag, an dem »eine Gesundung Ihrer Synapsen erreicht« sei. Geholfen hatte das nicht. Vor drei Monaten war die Kündigung als Markenbotschafter von United Mobile eingetroffen.

Sein letzter Vertrag dieser Art. Hatte ja keiner verstanden, damals, seinen Rücktritt. Die Vorwürfe. Die Gerüchte. Sein Schweigen. United war noch treu gewesen, aber jetzt gab es eine Abschlagszahlung gegen Stillhalten, nach fünfzehn gemeinsamen Jahren. Eine halbe Million, und auch die musste er direkt weiterleiten an die Gläubiger, die sich mit seinen Anwälten stritten, jenen Steuerspezialisten, die das Chaos um die ToToBe Vermarktungs GmbH und die TTB-Immobilienverwaltungsgruppe und die Mount Berger Financial Consultants verursacht hatten.

Hättest ja nicht unterschreiben brauchen, Amateur.

»Du hast versprochen«, sagte Toto matt ins Telefon, »das wird wieder.«

Statt einer Antwort kam ein gequältes Lachen, das in Husten endete.

»Das habe ich gehofft. Aber du hast das offenbar zu lange betrieben. Keiner hat dich gestoppt. Keiner hat dich gewarnt. Sorry, mein Lieber. Das sieht nicht gut aus. Komm her, und ich erkläre es dir.«

Er hatte Kilian nie gemocht. Häuptling Großes Gift, so nannte ihn Erdmann, wenn Dagmar nicht zuhörte.

»Okay«, sagte Toto.

»Komm vorbei, jederzeit, wenn dir danach ist.«

»Kein Wort zu Dagmar. Keines zu Bernd.«

»Ich weiß. Ärztliche Schweigepflicht.«

»Kein Wort.«

»Dein Problem, Toto, ist, dass du immer …«

Das Handy rutschte über den Beifahrersitz und prallte gegen die Tür.

Diese Stille.

Dangdang

Diddeldiddeldi

Dangdang

Diddeldiddeldi

Er wusste nicht, was er denken sollte. Was er fühlen sollte. Er war ein Mann ohne Gegenwart.

Yeah

Er ließ das Fenster herunter, kuppelte ein, gab Gas und streckte die linke Faust hinaus, zerteilte damit den Fahrtwind. Das Vermissen kam wieder von selbst, aber es ging nicht von selbst.

Beinahe bog er zu spät in den Schotterweg ein, der nicht ausgeschildert und zwischen den dicht stehenden Birken kaum zu erkennen war. Der zerbeulte Briefkasten am Baum war das Zeichen, halb von einem Ast verborgen. Durch die Lücken zwischen den Blättern drang das Licht des jungen Tages. Es schien Toto, als führe er in einen glühenden Tunnel hinein.

4

Es war ein Schritt. Wie viele Schritte würden noch folgen? Hundert? Tausend? Smilla turnte seit ein paar Wochen auf dem Spielplatz herum, ohne sich ständig nach ihr umzudrehen oder sie zu rufen, und seitdem konnte sie bei den anderen Müttern auf dem Holzgeländer Platz nehmen, die ihre Kinder aus den Augenwinkeln beobachteten, sich wahlweise über ihre Männer, die Möglichkeit, halbtags zu arbeiten, oder die besorgten Fragen ihrer eigenen Mütter unterhielten und sich gegenseitig Tee aus Thermoskannen anboten. Gerade kehrten, sie zu Rooibos-Vanille zurück.

Liv trug einen dunkelblauen Troyer zu einem langen Wollrock. Am Morgen hatte sie sich im Spiegel betrachtet und gedacht: Man entkommt sich selbst niemals. Braun gebrannt, sehnig und durchgepustet sah sie aus wie die Tochter eines dänischen Fischers. Wie denn auch sonst.

Sie blickte zum Himmel, die Beine übereinandergeschlagen, die Arme verschränkt. Aus dem Sandkasten stieg Wärme auf. Sebastian war auf einem Kongress in Köln. Die deutschen Aktuare bildeten sich mal wieder fort. Was immer das war, ein Aktuar. Es hatte viel mit Zahlen zu tun, und ihr Mann fing immer an zu schmunzeln, wenn er es ihr erklären sollte. »Das ist so uninteressant für eine Frau wie dich«, sagte er, »wenn ich dir das erzählte, würdest du mich sofort verlassen.« Sie hatte es gegoogelt. Es stimmte.

Die Vormittage, wenn Smilla in der Kita war, waren lang. Sie joggte oder ging ins Studio, blätterte in der Berliner Zeitung oder in Monocle, las im Netz ein wenig New York Times und Buzzfeed, klickte sich durch die Seiten der Turnierveranstalter, mehr aus Gewohnheit denn aus Neugierde, kochte das Abendessen vor. Blieben immer noch ein, zwei Stunden tote Zeit, bis sie Smilla wieder abholte. Manchmal, wenn sie aus dem Fenster in die Ferne schaute, dort, wo die Spitzen der Bäume den Himmel berührten, glaubte sie das Meer sehen zu können, wenn sie den Blick unscharf stellte.

Sie blickte auf ihr Handy, ohne es anzuschalten. Im reflektierten Licht sah sie sich dasitzen. Sie straffte sich, drückte den Rücken durch. Ihre Schultern füllten den Troyer aus. Athletenschultern. Morgen Abend war Elternabend. Sie überlegte, wie sie diesmal verhindern würde, dass man ihr antrug, Elternsprecherin zu werden.

Clara, eine der jüngeren Mütter, bot ihr ihre Teekanne an, während sie eine Geschichte erzählte, von der Liv den Anfang nicht mitbekommen hatte und das Ende nicht mitbekommen wollte.

Liv schüttelte dankend den Kopf und kramte in ihrer Tasche nach der Thermoskanne. Kaffee. Sie brauchte einen starken Kaffee. Man musste die Höhepunkte des Tages gezielt setzen, dann wirkten sie. Sie schenkte sich ein. Dampfend stiegen Kringel aus der Tasse. Da kam Smilla vom Piratenschiff heruntergeklettert und lief zu ihr.

»Ich muss mal, Mama.«

Sie weinte fast.

»Großes Geschäft!«

»Toll, Smilla. Komm!«

Sie gingen hinüber in die Turnhalle, deren Türen tagsüber offen standen. In den Toiletten roch es nach Reinigungsmitteln und getrocknetem Schweiß. Die Fliesen mussten einmal weiß gewesen sein, auch die Wände, aber das war lange her.

»Ich kann das schon alleine!«, rief Smilla und verschwand in der Kabine.

Neuerdings musste Liv vor der Tür warten, bis es so weit war. Sie hörte das Rascheln der Windel, die Smilla löste. Es gab Tage, da zog sich die ganze Prozedur ein wenig hin. Was für ein seltsames Wesen so ein Kind war. Wollte im Alter von knapp drei Jahren mit aller Macht selbstständig werden und wusste dabei gar nicht, was es bedeutete, selbstständig zu sein.

Da stand sie, Liv Hansen – einunddreißig Jahre alt, ehemalige US-Open-Siegerin, mit neunzehn aufgehört, noch nicht lange verheiratet und einfache Mutter –, vor der mit Filzstiften beschmierten Tür einer Schulturnhalle in Potsdam und fragte sich, ob es richtig war.

Das alles.

Aus Langeweile, und weil sie der Anblick von Schulturnhallen an zu vieles erinnerte, nahm sie ihr Handy aus der Tasche und ging ihre Mails durch. Sie scrollte auf und ab, das Übliche; da bemerkte sie einen Tweet von Toto. Aus irgendeinem Grund, wahrscheinlich Nostalgie, folgte sie ihm noch immer. Nehoda kümmerte sich um seinen Twitter-Account, das wusste sie. Die Marke am Leben halten und so. Als Toto abgetaucht war, war der Kanal über Monate tot gewesen, und viel passierte noch immer nicht. Der Profisport war gnadenlos schnell geworden, das Vergessen kam rasch.

»Bin gleich so weit, Mama!«, rief Smilla.

»Ja-ha.«

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Sie runzelte die Stirn und lächelte, gleichzeitig. Er war also zurück in Deutschland, offenbar war ihre Botschaft angekommen. Aber gleich in eine Spielshow? Brauchte er so dringend Geld?

»Mama!«

Sie überlegte, ob sie ihm schreiben sollte. Eine Aufmunterung. Oder eine ihrer Beschimpfungen, so wie früher.

»Mama, je-hetzt.«

Sie ahnte, wie er darüber dachte. Sollte sie ihm sagen, was sie davon hielt? Am Anfang seiner Karriere wäre es gegangen. Seine Angst war im Laufe der Zeit aber so groß geworden – seine Angst, in dem, was ihn umspülte, unterzugehen –, dass sie sich irgendwann nicht mehr getraut hatte. Na, wenigstens war er konsequent gewesen. Wenn auch das Ende arg abrupt gewesen war.

»Mama!«

»Bin gleich so weit!«

Sollte sie ihm Ratschläge geben? Ihr fielen sofort ein Dutzend ein. Wie alt war er jetzt? Dreiunddreißig. Nein, er war vor Kurzem vierunddreißig geworden. Sie hatte ihn vor gar nicht langer Zeit im Fernsehen gesehen, als sie ihn nach den French Open interviewt hatten, um Frédérics Siegeszug zu analysieren. Der unschlagbare Lamenteau. Toto hatte gut ausgesehen. Wenn auch etwas abgekämpft. Seine Haare waren fast grau. Er war respektvoll gewesen. Hatte geschwärmt von ihren Duellen früher. Aber nicht sehnsüchtig. Eher sachlich. Um den Mund zuckte etwas, ein nervöser Zug, der ihr zuvor nie aufgefallen war.

Der Lügner. Der Selbstbetrüger.

Sie hatte kurz erwogen, ihn danach anzurufen, entschied sich aber dagegen. Entschied sich seit langer Zeit immer dagegen.

»Ma-ma«, sang Smilla, »Ma-ma, Ma-ma, Ma-maaaa.«

Sie kriegen dich nicht, schrieb sie. Dann löschte sie die Buchstaben, einen nach dem anderen.

»Mamaaaaa!!!!!!«

Behalt den Kopf oben, tippte sie und feuerte es in derselben Sekunde ab.

Ihr Smartphone noch in der Hand, öffnete sie die Tür. Smilla stand schon wieder angezogen da. Ein Leuchten ging über ihr Gesicht mit den runden Augen und den hochgezogenen Brauen, die Hände in die Hüften gestemmt, ihr Unterhemd hing aus der Hose. Am Boden sah Liv die aufgeklappte vollgesogene Windel.

Lieber einmal nachschauen, ob alles glattgegangen war.

5

Als er den Wagen beschleunigte, heulte der Motor auf, vom Sog zitterten die Zweige. Ein Blick auf seine handgefertigte, mechanische Taucheruhr. Sie zeigte ihm auch die Zeit in Melbourne an und war wasserdicht bis hundert Meter. Früher hatte er es als beruhigendes Gefühl empfunden, dass man jederzeit so tief mit ihr tauchen konnte und immer noch gewusst hätte, wie spät es gerade in der Rod-Laver-Arena war.

Auf diese Uhr war er mal stolz gewesen. Natürlich hatte er sie geschenkt bekommen. Man bekommt alles geschenkt, wenn man da oben ist. Braucht kein Geld, gar keines. Er nahm sich vor, sie im Haifischhaus gleich abzunehmen. Sie sorgfältig zu verstauen, wie man einen Goldbarren verstaut, wegen des materiellen Wertes.

Nach einem Kilometer erreichte er die Schikane. Zwei Neunzig-Grad-Kurven, die er schlitternd nahm, im Stil eines Kart-Fahrers, gleichzeitig bremsend und Gas gebend. Das Problem war, dass die Bäume sich etwas nahe waren. Am Morgen hatte er die Passage ohne Kontakt überstanden, jetzt gelang ihm das nicht. Was für ein hässliches Geräusch.

Der Kies im Hof knirschte, als der Wagen zum Stehen kam. Zweiunddreißig Sekunden, handgestoppt. Neuer persönlicher Rekord. Das war ermutigend.

Er kletterte aus dem Wagen. Die Bewegung geriet ihm unrund, das lag an den Lendenwirbeln. Den Schlüssel ließ er stecken. In der Sonne glänzten die Schleifspuren auf beiden Seiten des Porsches wie Pinselstriche aus Silber. Er straffte sich und federte auf den Ballen hinüber zur weit offen stehenden Eingangstür. Seine Art zu gehen. »Mit Wupptizität«, hatte sein Vater einmal gesagt, da war Toto sechs.

Das Haifischhaus döste. Eine Burg am Meer, aus grauen, verwitterten Balken, umgeben von Eichen. Vom Wald verborgen, sah man es von keinem Punkt der Straße aus.

Damals, nach Kilians Diagnose, war er hierher geflüchtet. Dazu die Krise mit Bettie. In jenem Frühsommer schwamm das Haus tagelang in Nebel, und die See hörte sich in den Stunden, in denen er nachts wach gelegen hatte, in denen er horchte, ob etwas Unvorhergesehenes geschähe, so an, als hätte sie jemand heruntergedimmt.

Die Klippen, auf denen das Haifischhaus stand, fassten die kleine Bucht wie ein Rahmen ein. Jenseits des westlichen Felsvorsprungs, nur auf steilen gewundenen Pfaden erreichbar, für die man starke Nerven brauchte, begann der weite Strand von Steinhagen. Wenn man dort joggte, drehte sich nur selten jemand um. Steinhagen war von den Städten zu weit entfernt, als dass am Wochenende viele Touristen hierher gefunden hätten. Für einen Traumstrand war der Sand zu dunkel, zu viele Steine und Seegras im Wasser, die Strömung trieb oft Quallen hierher, ein makelhafter Badeort.

Aus dem langen Schatten, den der Turm warf, löste sich eine Gestalt. Erdmann hatte auf ihn gewartet. Der Trainer ging ihm nur bis zum Kinn und war das, was man einen kleinen Mann nennt, höchstens eins siebzig. Aber ihn schien das nicht zu stören. Er bewegte sich, als wäre er viel größer, als hätte er einen guten Überblick über die Dinge.

Erdmanns Haut war gegerbt von der Sonne, der Händedruck wie gewärmter Stein. Seine Augen schauten Toto forschend an, sie waren hellblau und wässrig, er blinzelte nicht, wandte den Blick nicht ab. Toto setzte seinen Big-Point-Blick auf. Zugekniffene Augen.

»Hör auf so zu gucken«, sagte Erdmann. »Du machst dir noch die Linsen kaputt.«

Im Lächeln legte Toto den Kopf schief, er wartete, was noch kommen würde.

»Sie haben dir im großen Stil die Hosen ausgezogen«, sagte Erdmann.

Toto hob die Brauen.

»Nehoda hat vorhin angerufen. Hat mich mal gründlich auf Stand gebracht.«

»Warum hält der Kerl nicht seinen Mund? Warum müssen immer alle quatschen?«

»Kurrrrrwa.«

»Kurrrrrwa do pici!«

Sie grinsten beide.

»Komm rein«, sagte Erdmann. »Uns wird schon was einfallen. Wie früher.«

»Kümmer du dich um Dagmar, Bernd. Ich komme gleich nach.«

Dagmar würde in ihrem Zimmer liegen, das Bett so gedreht, dass sie aus dem Fenster schauen konnte, ihre Hände im Schoß gefaltet. Die weißen Lilien, die ihr Toto zur Begrüßung gebracht hatte, dufteten ganz bestimmt noch. Als er sie gestern Abend zum ersten Mal so sah, durchscheinend wie Wind und mit einer Haut aus Seide, hatte er kein Wort herausgebracht.

»Schön, dass du wieder hier bist, Junge.« Erdmann holte tief Luft und murmelte: »Ich bin oben, wenn du mich brauchst.«

»Danke, Trainer«, sagte Toto und sah Erdmann nach, der im Schatten des Flurs verschwand. Bohlen knarzten.

Hinter dem Haus, jenseits der Klippe, schäumte das Meer.

6

Behalt den Kopf oben.

Er hatte seit der Geburt ihrer Tochter nichts mehr von Liv gehört. Bis vor Kurzem. Und jetzt das. Was für ein krummer Gruß, er ging ja nicht zu seiner Hinrichtung.

Im Haus warf er seine Mütze auf die Kommode, ging in die Küche und nahm, gegen den Kachelofen gelehnt, einen Happen zu sich. Zwei Scheiben Toastbrot mit Philadelphia und Nutella, ein Hanuta, dazu ein Hefeweizen. Seine Rentner-Diät. Iss, was du willst, und von allem nicht zu wenig.

Die Philadelphia-Packung prallte gegen eine Packung Milch, als er sie in den noch geöffneten Kühlschrank werfen wollte, und fiel zu Boden. Er zielte mit der Hanuta-Folie auf den Abfalleimer und traf die Spüle. Immerhin verwandelte er den Kronkorken direkt vom Küchentisch in den Müll, das war eine Bewegung direkt aus der NBA.

Gestern hatte er oben in der Turmstube seine Sachen abgeladen. Jetzt ging er hinauf und stellte sich an das Fenster, die Arme verschränkt. In der Ferne könne man an klaren Tagen wie diesen die Brücken von Sonderborg sehen, hatte Erdmann am Morgen behauptet. Toto vermochte am Horizont nichts zu erkennen. Sein Brustkorb hob und senkte sich. Er betrachtete sein Spiegelbild in der Scheibe.

Du verschwindest.

So fühlte sich der Nullpunkt des Lebens an. Man fühlt sich ganz leicht, wie ein Geist. Es war, als würde jemand anderes dieses Leben leben und es gedankenlos verprassen. Man schämt sich auch. Man erträgt das Nachdenken über die Scham nicht, aber morgens ist es der erste Gedanke und abends der letzte und nachts ein Mahlstrom.

Er streifte die Uhr vom Handgelenk und umwickelte sie mit den Sportseiten der Süddeutschen Zeitung, die ihm Erdmann am Morgen hingelegt hatte. In der Schublade des Nachttischs lag eine zerfledderte Jugendausgabe von Moby Dick. Er legte den Packen daneben und schloss die Schublade wieder. Melbourne schlief.

Der Wind war stärker geworden, und der Bau schwankte ein wenig. Mit offenem Mund lauschte er den sich im Wind aneinanderreibenden Zweigen vor dem Fenster und Erdmanns kurzen Schritten im Haus, dessen unentwegtem Hin und Her. Das Haifischhaus war hellhörig, und seine Dielen waren für Toto wie lebendig. Die Balken zitterten, wenn sich Menschen in diesem Haus liebten, und sie zitterten, wenn sich Menschen stritten.

Sein Zimmer war nicht größer als drei mal fünf Meter, mit diesem Holzboden, der knarrte, mit Schränken, die in den Angeln quietschten. Daneben ein winziges Bad. Er stellte den Wecker, legte sich auf das Futonbett, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte eine Stunde lang an die Deckenvertäfelung. Bevor der Wecker klingeln konnte, schaltete er ihn aus und stand auf.

Er musste in Bewegung bleiben, um atmen zu können.

Zwei weiße Hemden legte er in die Tasche, in der Taille schmal geschnitten; er passte gerade noch rein. Gottlob hatten sie die Reise glatt überstanden. Die hellbraunen glatten Lederschuhe, die der junge Russe am Union Square gerade erst gewienert hatte. Den Anzug mit den superfeinen Nadelstreifen. Die Welt der Luxusartikel lernte Toto langsam wie durch einen Zaun zu betrachten. Gestern hatte er sich beim Gedanken ertappt, dass er eigentlich künftig auf der vielversprechenderen Seite des Zaunes stünde, wenn er die Abwesenheit von Geld als Chance betrachtete, mehr über sich selbst herauszufinden.

Nachdem er die Tasche in den Wagen geworfen hatte, ging er vors Haus, betrat die Terrasse und schaute prüfend aufs Meer. Die Kämpfe von früher nicht mehr kämpfen zu müssen, hätte etwas Befreiendes haben sollen. Aber wie fühlt sich Befreiung an, wenn man Freiheit nicht mal erkennt, wenn sie nackt vor einem steht? Auswilderung, das ist es eher.

Von Westen war eine Wolkendecke aufgezogen. Unvermittelt war es schwül geworden. Von Flensburg her nahte eine weißlich dampfende Walze, hinter der sich eine schwarze Wand aufbaute. Eines dieser Sommergewitter, die an der See so überraschend kommen. Ein Blitz ging ab in der Schwärze. Bald darauf kam Donner herangerollt, rollte über ihn hinweg.

Er drehte sich um. Oben, an Dagmars Fenster, stand Erdmann, die Stirn gegen das Glas gepresst, darüber die linke Hand, zur Faust geballt. Toto deutete mit der Rechten einen Gruß an und wandte sich zum Meer. Die wenigen Boote auf der Förde nahmen hektisch die Segel herunter, steuerten auf den Hafen zu. Das Haifischhaus hatte ein vorgezogenes Dach, das einen Teil der Terrasse überschattete und an einem Fahnenmast endete. Erdmann hatte gestern Morgen, nachdem er aus Gelting zurückgekehrt war, gesagt: »Da fehlt eine Fahne.« Seiner unmaßgeblichen Meinung nach rage das Haifischhaus ins Meer wie das Heck eines erstarrten Schiffes. Das denke er immer, wenn er mit seinem Folkeboot zum Angeln hinausfahre. »Und«, fügte er hinzu, »ein Schiff, das etwas auf sich hält, braucht eine majestätische Fahne!«

»Aber wir haben doch eine«, hatte Dagmar entgegnet. Sie schickte ihn auf den Dachboden, wo er eine halbe Stunde lang herumkramte – und dann fand er, was er gesucht hatte. Totos persönliches Logo, das Nehoda seinerzeit von einer Bostoner Agentur hatte entwerfen lassen, auf einer Fahne von der Größe des Küchentischs. Der Schattenriss Bergers beim Aufschlag, seine schwarze Silhouette auf einem tiefblauen Grund vor einer goldenen Outbacksonne.

Als Erdmann die Fahne nach oben wandern ließ, summte er die deutsche Nationalhymne, und Toto, der die ganze Aktion beim Mittagessen noch als »lächerlich und pathetisch« bezeichnet und nur zugestimmt hatte, weil Dagmar ihn darum ersuchte, war zur Zeremonie dazugestoßen. Sie drückte Totos Hand, während die Fahne den Mast emporstieg.

Dort oben flatterte die Fahne seitdem. Er hörte, wie der Stoff in der Luft um sich schlug.

Lange musste er es klingeln lassen. Vielleicht erkannte sie seine Nummer und ging deswegen nicht ran. Er fragte sich, ob es seltsam sein würde, mit ihr zu sprechen. Ob sie befangen sein würde. Irritiert. Oder sogar verärgert, aus Gründen, die immer nur sie kannte.

»Toto!«, rief ihre helle Stimme.

»Na?«, sagte er rau.

»Wow«, sagte Liv. »Du.«

»Hey«, sagte er. »Stör ich dich?«

»Smilla ist gerade rutschen.«

»Bin wieder da.« Er bemühte sich, gut gelaunt zu klingen. »Das heißt, was noch übrig ist von mir.«

»Jammer nicht«, sagte sie.

»Kennst du den Film All is lost?«

»Nee.«

»Heldenhaft kämpfender älterer Herr auf sinkendem Boot, umgeben vom Nichts. Robert Redford spielt das, das ist ein Trost.«

»All is lost? Und das findest ausgerechnet du gut?«, fragte sie. »Und dann zu mir, was?«

Es dauerte ein wenig, bis er antwortete.

»Danke für deine Nachricht«, sagte er. »Mich erreicht sonst nichts mehr.«

Sie schwieg. Kramte offenbar in ihrer Tasche, sagte etwas zu jemand anderem, das er nicht verstand, ganz weich.

»Ich hab dich im Fernsehen gesehen nach den French Open. Du hast furchtbar staatsmännisch dahergeredet.«

Er musste an Helmut Schmidt denken. Oder den Typen mit den Batman-Ohren, Genscher. Beide kurz nacheinander gestorben.

»Na ja«, sagte sie, »so gespielt souverän. Als würde dich Frédéric Lamenteau kaltlassen.«

»Ich bin raus, Liv. Kein Appetit mehr.«

»Das glaub ich dir nicht«, sagte sie.

Er machte einen Laut der Empörung.

Wieder ging ein Blitz nieder, draußen, in der dunklen Wolke auf dem Meer. Sekunden später donnerte es.

»Entschuldige«, sagte sie.

»Schon gut.«

»Ach, Toto.«

»Wann sehen wir uns wieder?«, fragte er.

»Wahrscheinlich gar nicht«, sagte sie. »Ich hab hier mein Leben jetzt.«

»Wann?«, sagte er. »Wenn ich schon mal da bin.«

»Vielleicht, wenn Smilla größer ist«, sagte sie. »Groß ist.«

»Das ist spät«, sagte er.

»Pass auf dich auf. Pass auf, dass sie dich nicht kriegen. Und kümmer dich um die beiden, hörst du?«

Er schloss die Augen, wollte sagen: Und du auf dich.

Doch sie hatte schon aufgelegt. Eine Weile stand er unschlüssig herum. Erdmann lehnte nicht mehr oben am Fenster.

Im Keller roch es feucht, nach modrigem Holz und Brackwasser. Erdmann hatte behauptet, es sei alles noch da. Nix weggeworfen, ist doch klar. Die beiden Tiefkühltruhen standen gleich rechts um die Ecke. Toto öffnete die kleinere und sah, sauber übereinandergeschichtet, ein Dutzend Tennisschläger in durchsichtigen Hüllen. Seine Wilsons. Die Originale. Sie waren noch von Moser bespannt worden, der die Schläger besprochen hatte, während er sie bearbeitete.

Den dritten von oben zog Toto aus dem Stapel. Der Griff war eiskalt. Er nahm den Schläger mit und schloss die Truhe.

Auf der Terrasse, noch unter dem Dach, setzte er sich in einen Bear Chair und riss die Hülle vom Schläger. Er dachte an die Wetten, die er setzen könnte, seine rechte Hand zuckte dabei. Wilde Böen wühlten das Meer auf, aber nur ihre Ausläufer erreichten das Haifischhaus. Das Gewitter würde an ihnen vorbeiziehen.

Die Bespannung war so, wie er es geliebt hatte. Neunundzwanzig Kilo längs, achtundzwanzig quer. Viel Kontrolle, wenig Beschleunigung. Gut, wenn man Fantasie hat und das Händchen, die Totschläger auf der anderen Seite zu überlisten. Sein Blick ging auf die von Schaumkronen betupfte See. Er zupfte an den Saiten mit den Fingern seiner rechten Hand, der Schlaghand, bis er glaubte, durch das Singen des Windes hindurch leise einen hohen Ton zu vernehmen, der ihn die Augen schließen ließ, um ihn besser hören zu können.

7

Er konnte die Luftdruckveränderung spüren. Das Tief war durchgezogen, der Himmel blank, und die Sonne brannte, aber das war es nicht. Er würde ein paar Tage bei den Erdmanns bleiben und hier alle Möglichkeiten durchgehen, alle Worst-Case-Szenarien zu Ende denken, versuchen, mal wieder ein paar Best-Case-Ideen zu entwickeln. Allerdings zog etwas auf, das war zu spüren. Spielernaturen hatten dann die Möglichkeit, sich zu ducken, damit es über sie hinwegzog, oder sich aufzurichten, um dem entgegenzutreten. Toto fürchtete nichts mehr. Er kannte doch alles. Aber aufrichten? Mühsam.

Dampfkringel stiegen vom Asphalt auf. Er bog hinaus auf die Bundesstraße, die nach Kappeln führte. Der Flieger von Hamburg nach Köln ging morgen in aller Frühe. Er würde in einem Flughafenhotel übernachten. Langsam fuhr er an der Schlei entlang. Deutschland auf dem Land. Friedlich erstickend. Er war in Kiel aufgewachsen, Minden, Bad Schwartau und Flensburg. Handballstädte. Sohn eines Profisportlers, dann selbst mit sechzehn Profisportler geworden. Als Tennisspieler waren Hotelzimmer sein Zuhause geworden. Zwischen den Turnieren hatte er später in seiner Villa an der Alster wie ein Fremder gewohnt.

Der Händler in Kappeln wartete schon mit dem schwarzen Alfa 159. Toto brauchte Bargeld, und ein Alfa, hatte er beschlossen, war ein anständiges Auto. Kurz zögerte er, ehe er den Schlüssel seines Porsches übergab. Das springende Pferd. Diese Schlangenlinien, waren das Geweihe? Nie zuvor hatte er sich den Schlüssel genauer angeschaut.

Hat keiner gesagt, dass es einfach würde.

Das alles.

Der Alfa roch nach Vanille, der Schalthebel war zerkratzt. Dichter Verkehr auf dem Weg nach Hamburg. Toto floss mit.

Behalt den Kopf oben, hatte sie geschrieben.

Er dachte ans erste Mal, dass er Liv Hansen wiedergetroffen hatte, nach ihrem Rücktritt vom Profitennis. Eine Präsentation bei United Mobile, die Ideen für Werbedrehs, ein Pflichttermin. Es war so bizarr gewesen, das Ganze, dass er zwischendrin tat, als döste er. Dabei beobachtete er die Szenerie aus den Augenwinkeln.

Neben ihm saß Nehoda, auf seinem Stuhl wackelnd, mit aufgerichteten Silberhärchen auf den Unterarmen, weil er die Elektrizität der Situation liebte. Gegenüber hatten drei Männer Platz genommen. Männer mit kahlen Häuptern, grau melierten Kinnbärten und gefeilten Fingernägeln, ins Gesicht jene Spuren gegraben, die permanentes Problemlösen bei zu viel Selbstbewusstsein hinterlassen.

Toto stellte sie sich vor, wie sie sich in einem Tennisstadion schlagen würden, allein. Wie sie sich bewährten, wenn das, was dort draußen mit ihnen geschähe, ihre Deckung aufgerissen hatte und ihr wahrer Charakter zum Vorschein gekommen war, wie er bei allen zum Vorschein kam. Dieses Spiel machte alle nackt.

Zur Linken dieser Helden, wie ein Lichtstrahl, saß aufrecht eine Frau in einem hellroten Sommerkleid. »Und diese Dame kennen Sie ja«, so wurde sie vorgestellt. »Früher Profispielerin, Praktikantin im Marketing.« Die langen Locken, die breiten Schultern, die aufrechte Haltung. Ihr kaum wahrnehmbarer dänischer Akzent mit dem etwas zu scharfen »S«.

Sie zwinkerten sich zu, Liv und er. Die Leute hatten immer gedacht, sie wären ein Paar gewesen, weil sie oft zusammen waren. Das Gerede hatte sie nicht gekümmert. Sie kannten sich schon so lange. Außerdem waren große Turniere nicht gesund für eine Freundschaft.

»Komm mir bloß nicht zu nahe«, sagte sie vor den wichtigen Spielen zu ihm.

»Komm du mir nicht zu nahe«, sagte er zu ihr.

Ihre Arme hatten wuchtige Schläge produziert, und sie genoss es, wenn Spiele eng wurden. Aber nach ihrem ersten Sieg bei einem Grand Slam war die Gier weggewesen. Es kamen die Fragen. Für wen sie das eigentlich tue. Toto wusste nichts zu antworten. Sich in andere einzufühlen, lernte man nicht auf der Tour, und wer es mal gekonnt hatte, wegen guter Erziehung oder natürlicher Sensibilität, verlernte es in kurzer Zeit.