Titel
Impressum
Widmung
KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
KAPITEL 11
KAPITEL 12
KAPITEL 13
KAPITEL 14
KAPITEL 15
KAPITEL 16
KAPITEL 17
KAPITEL 18
KAPITEL 19
KAPITEL 20
Hintergrund zum Buch
Azita Tayebi
Was zählt schon das Leben einer Frau?
Gefängnis Iran
Biografie
DeBehr
Copyright by: Azita Tayebi
Herausgeber: Verlag Debehr, Radeberg
Erstauflage: 2019
ISBN: 9783957537195
Umschlaggrafik Copyright by adobe stock by Gecko Studio
Für
meine Schwester,
im Herzen
immer bei mir
KAPITEL 1
Roksana stand vor dem Spiegel und kämmte ihre langen schwarzen Haare. Sie sah wie andere Leute aus dem Norden des Iran aus. Sie hatte wunderschöne große braune Augen und schöne volle Lippen. Sie war schlank, und insgesamt war sie ein gutaussehendes Mädchen. Parviz betrat das Zimmer. Als er Roksana vor dem Spiegel sah, ärgerte er sich darüber und fragte: „Warum stehst du denn wieder vor dem Spiegel?“
Roksana zitterte am ganzen Körper, und ihr fiel die Holzbürste aus ihrer Hand auf den Boden. Parviz begann wie immer, sie zu beschimpfen: „Verschwende nicht deine Zeit so einfach. Steh nicht so viel vor dem Spiegel. Du wirst bald heiraten, und ich verlange von dir, dass du für deinen Mann eine gute Hausfrau bist. Also statt vor dem Spiegel zu stehen, lerne, wie man eine gute Hausfrau sein kann!“ Roksana senkte ihren Kopf, Tränen traten ihr in die Augen. Parviz fragte: „Hast du kapiert?“ Roksana antwortete traurig: „Ja, Vater, ich habe kapiert.“
Parviz setzte sich aufs Sofa und schaltete den Fernseher an und sagte: „Bring mir ein Glas Tee.“ Roksana ging in die Küche und kam ein paar Minuten später mit einem Glas Tee in der Hand zurück. Parviz sagte ärgerlich: „Ich muss diesen verdammten Teppich dem Kunden verkaufen. Er hat mir im Voraus etwas Geld dafür bezahlt, und wegen deiner Faulheit ist der Teppich noch nicht fertig.“ Roksana erwiderte: „Ich bin nicht faul, ich webe an dem Teppich jeden Tag, der wird bis morgen schon fertig sein. Nach diesem Satz setzte sie sich vor den Webstuhl und begann, den Teppich weiterzuweben.
KAPITEL 2
Die Bibliothek der Universität war ziemlich leer und ruhig. Die Studenten und Studentinnen waren im Café der Universität und unterhielten sich miteinander, aber Pedram war wie immer in der Bibliothek. Er gab Patrick ein paar Seiten Papier und sagte: „Ich habe alle diese Matheübungen selbst geschrieben, ich hoffe, dass du dadurch deine Mathezensur verbessern kannst.“ Patrick sagte: „Das ist sehr nett von dir, das hilft mir wirklich sehr, danke schön.“ Pedram sagte: „Nichts zu danken.“
Ein bisschen entfernt von Pedram und Patrick saßen zwei Jungen aus dem Iran auf dem Stuhl. Einer von denen warf für einige Male einen Blick auf Pedram, plötzlich sagte er: „Der Junge, der Patrick Mathenachhilfe gibt, ist ein Iraner, ich habe gehört, dass sein Vater ein großes Restaurant hat. Das weiß ich, er hat auch einige Male mir Nachhilfe gegeben. Er sagte, dass er an der Universität Politik studiert, aber er hat Glück und kann auch sehr gut Mathe, und für die Nachhilfe verdient er gutes Geld, er hat für zwei Stunden zwanzig Dollar von mir gekriegt. Sein Verhalten hat mir nicht gefallen, ich bin einer seiner Landsleute, deswegen erwartete ich, dass er mir kostenlos Nachhilfe gibt.“ Der andere Junge erwiderte: „Solche Menschen gefallen mir auch gar nicht. Der Vater und der Sohn denken nur an Geld.“
Patrick ging. Pedram nahm das Buch, das auf dem Tisch lag, in die Hand und begann zu lesen. Zehn Minuten später betrat Armin, sein Freund, die Bibliothek, er ging zu Pedram und stand ihm gegenüber. Pedram war ganz beschäftigt mit Lesen und bemerkte die Anwesenheit seines Freundes nicht. Armin klopfte mit seinem Finger auf den Tisch. Pedram hob seinen Kopf, lächelte ihn an und sagte: „Na, endlich bist du gekommen, ich habe auf dich gewartet.“ Armin schaute sich um und flüsterte ärgerlich: „Scheiße, diese beiden schadenfrohen Kerle sind auch hier.“ Pedram erwiderte: „Was meinst du denn? Wer ist schadenfroh?“, wollte er wissen. „Nichts, vergiss das. Hast du Zeit für einen Kaffee?“
„Wir wollten aber heute Mathe üben. Vergiss heute die Brüder, ich möchte mit dir über etwas sprechen.“ Pedram ging mit ihm ins Café der Universität. Armin trank einen Schluck seines Kaffees, sah Pedram in die Augen und sagte: „Du bist ein netter Mensch, und ich vergesse niemals all das Gute, was du für mich getan hast.“ Pedram stellte seine leere Tasse auf den Tisch und sagte: „Nichts zu danken.“ Armin sprach weiter: „Pedram, viele komische Leute an dieser Universität verderben dich durch schlechte Aussagen, und das belastet mich sehr, weil du mein bester Freund bist. Ich kann es nicht ertragen, wenn diese komischen Leute so schlimm über dich sprechen, sie behaupten, dass du der Sohn eines schlechten, reichen Mannes bist, dass du und dein Vater sehr geldgierig seid. Ich habe dich immer verteidigt und gesagt, dass du ein netter Mensch bist, dass du mir in Mathematik immer kostenlos Nachhilfe gegeben hast, und irgendwann hast du mich abgeholt und mich dahin, wohin ich gehen wollte, gebracht. Ich habe auch gesagt, dass du mir immer Geld geliehen hast, ich habe überall von deiner Unterstützung in meinem Leben ihnen erzählt, aber das war sinnlos. Trotzdem habe ich ihnen niemals geglaubt und werde auch niemals glauben, so will ich nur eins von dir wissen: Also, obwohl dein Vater reich ist und er ein Restaurant hat, nimmst du für eine Stunde Aushilfe fünf Dollar, warum hilft dir dein Vater nicht? Warum lässt du zu, dass die Leute so schlecht von dir sprechen?“ Pedram erwiderte: „Weil mir egal ist, was sie über mich sprechen, es ist mir auf keinen Fall wichtig, ich habe es früh in meinem Leben kapiert, manche Leute haben sich auf dieser Welt daran gewöhnt, immer etwas Schlimmes über andere zu sagen, und sie verstehen gar nichts von der Bedeutung des Lebens. Ich bin seit fünf Jahren ganz unabhängig von meinen Eltern. Als ich achtzehn Jahre alt war, habe ich hier gearbeitet. Ich habe auch im Restaurant meines Vaters als Kellner und Aushilfe in der Küche gearbeitet und habe immer Geschirr gespült. Mein Auto habe ich selbst gekauft und die Miete meiner Wohnung bezahle ich selbst. Ich will auf keinen Fall mehr die Unterstützung meiner Eltern in meinem Leben. Um immer moralisch im Leben zu bleiben, muss man es immer versuchen und sich Mühe geben. Das ist meine Meinung, und sie ist für mich sehr wichtig, weil ich ein sittenstrenger Mensch bin, und die Moral bedeutet mir sehr viel.“ Armin stand vom Stuhl auf und umarmte Pedram und sagte: „Du bist in meinem Leben ein richtiges Vorbild für mich.“
***
Pedram begab sich zum Unterricht. Er war ein großer und gutaussehender Junge. Er hatte schwarze Haare und schöne blaue Augen, seine Schönheit faszinierte jedes Mädchen, ihm aber waren alle Mädchen egal. Er setzte sich auf seinen Platz und nahm aus seiner Tasche ein Buch in die Hand und begann zu lesen. Die anderen Studenten und Studentinnen unterhielten sich wie immer miteinander.
Ein junger Mann betrat den Raum, seine blonden Haare reichten bis über die Schultern, und er trug einen Ohrring. Es war Jack, der sich immer mit Pedram stritt. Der Grund des Streits zwischen ihm und Pedram war Anna. Das schöne Mädchen gefiel Pedram. Aber Anna und die anderen Mädchen waren Pedram ziemlich egal. Jack stand Pedram gegenüber und schrie ihn an: „Was willst du von Anna?“ Pedram hob seinen Kopf hoch und erwiderte: „Was ist denn wieder los, Jack? Ich verstehe gar nicht, was du meinst!“ Jack sagte ärgerlich: „Wie oft muss ich dir es sagen, dass du Anna in Ruhe lassen sollst. Ich konnte selbst das Buch für sie besorgen. Du solltest ihr nicht dein Buch ausleihen. Pedram erwiderte ruhig: „Sie wollte mein Buch, und ich habe es ihr gegeben.“ Jack wiederholte ärgerlich: „Du solltest nicht dein Buch geben.“ Anna betrat den Raum. Jack bemerkte aber ihre Anwesenheit nicht und sprach weiter. „Du darfst ab jetzt auf keinen Fall mit Anna Kontakt aufnehmen, sonst … Genau in diesem Augenblick unterbrach ihn Anna und sagte: „Mach Schluss, Jack, alles ist vorbei, es gibt gar nichts mehr zwischen dir und mir. Ich will mit Pedram zusammen sein.“ Jack erwiderte ärgerlich: „Wie kannst du einen muslimischen Terroristen mir vorziehen?“ Alle schauten Pedram, Anna und Jack erstaunt an. Julia protestierte: „Oh Gott, das ist wirklich komisch, müssen wir jeden Tag diesen furchtbaren Streit zwischen ihnen ansehen?“ Jason sagte: „Hey, Anna, Pedram will dich aber nicht, hast du es noch nicht kapiert?“ Anna erwiderte ärgerlich: „Du sollst deine Klappe halten, das ist meine Sache, es geht dich auf keinen Fall was an.“
Der Professor William betrat den Raum. Er war ein alter Mann und hatte lange weiße Haare und trug eine Brille. Anna und Jack setzten sich auf ihre Plätze. Und alle wurden ganz still. Professor William setzte sich auf den Stuhl und sagte: „Pedram hat heute für euch eine Präsentation, aber bevor er beginnt, möchte ich ein paar Sachen aufklären. Also, wie ihr schon wisst, Pedram ist einer von den besten Studenten an dieser Universität, und er bekommt immer die besten Noten, und das ist schon klar, dass seine guten Noten das Ergebnis seiner Bemühungen sind. Obwohl Pedram so viele gute Eigenschaften hat, behandeln manche von euch ihn rassistisch, und ich finde, das ist nicht schön, wenn jemand wegen seiner Nationalität oder seiner Religion diskriminiert wird. Er möchte euch heute mit seinem Heimatland und seinen Leuten und seiner Ansicht bekannt machen.“ Der Professor warf einen Blick auf Pedram und sagte: „Du kannst anfangen, Pedram.“