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© 2022 Olaf Ehlerding
Illustration und Cover: Liam und Olaf Ehlerding
1. Auflage
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7562-5156-8
Der Hofalchemist rührte geistesabwesend im Bronzetopf herum. Seine knöchernen Finger ließen den Kochlöffel nur in eine Richtung kreisen. Auch sein Kopf kreiste im monotonen Takt mit. Darüber, in der aufsteigenden Hitze des Ofens, pendelte an einer dünnen Kette eine gehäutete Trockenkatze. Ihr Maul weit geöffnet, die weißen Reißzähne böse schimmernd, die Krallen gespreizt, als würde sie auf das lauern, was sich in der siedenden Brühe bewegte.
Den Alchemisten konnte nichts aus der Ruhe bringen. Selbst die lästigen Fliegen nicht. Diese naschten mit ihren filigranen Saugrüsseln unablässig den wässrigen Schleim an seinen Nasenlöchern. Es war mehr als genug für alle da. Das, was die Fliegen nicht verspeisten, tropfte auf den Herd und verdampfte mit einem leisen Zischen. Manche Tropfen verirrten sich auch in die gelbrote Brühe, wo graue Krötenbeinchen, Ziegenaugen, Skarabäen und Schlangenköpfe getrieben durch den Löffel einen brodelnden Reigen tanzten.
Schmierig und schulterlang hing Deremteps grauer Haarkranz herab. Am Hals blühte frisch der rote Ausschlag und sein bleiches, eingefallenes und faltiges Gesicht ließ die verlebten Jahre deutlich erkennen. Genauso alt musste seine mit Flecken und Flicken übersäte purpurne Robe sein. Alles an ihm war eigentlich wie sonst, abgesehen von den Veränderungen in seinem Gesicht. Aus irgendeinem Grund wurde Deremteps starrer Blick von einer milchigen Substanz auf seinen Augen getrübt. Außerdem waren die Ohren verschwunden und die Lippen zugenäht.
Keine frische Luft konnte in die geschlossene und fensterlose Kammer eindringen. Ein paar Ölfunzeln flackerten in der Düsternis, weshalb es stark nach Ruß stank. Dieser mischte sich mit dem von toten Tieren und Schimmel. Nur das Knistern im Ofen war zu hören, dazu das Brodeln der Brühe im Topf sowie das permanente Rühren des Kochlöffels. Mehrere Regale standen an den Wänden. Darin lagerten allerlei getrocknete tierische und pflanzliche Zutaten, Pilze, Mineralien, leere sowie gefüllte Phiolen und sogar Mumienteile. Schaben, Tausendfüßler und andere Insekten krabbelten dazwischen herum, von denen sich manche in Spinnennetzen verfangen hatten und zappelten.
Der Hofalchemist war heute allerdings nicht allein. Noch jemand verweilte in seiner Kammer, eine Gestalt mit vollen weißen Haaren und einem gepflegten Vollbart, der das alte Gesicht einrahmte. An dem schmutzigen Tisch mit seinen vielen Kerben und Schnittspuren schien er auf etwas zu warten. Ungeduldig klopfte er mit den Fingern darauf herum.
Als die Tür knarrte, blickte der besorgt dreinschauende Alte auf. Ein Mann mittlerer Jahre und mit dunklen Haaren trat ein. Dessen makelloses Gesichts wies Unrast und eine Spur von Zorn auf. »Wo ist er? Jedes Mal kommt er zu spät.« Zu einer netten Begrüßung ließ sich der Ankömmling nicht herab.
»Einen schönen guten Tag, Argwöhnischer! Du warst in deiner Jugend vor unendlich langer Zeit auch nicht pünktlicher«, erwiderte der ältere Mann und legte seine Hände gefaltet auf den Tisch.
»Und deine Zeit läuft bald ab!«, gab der Argwöhnische unfreundlich zurück. Laut schlug er die Tür zu, um seiner steten Unrast Luft zu verschaffen. Dann sah er sich im Raum um und rümpfte die Nase. »Es stinkt hier widerlich! Hast du keinen besseren Ort für unsere Zusammenkunft finden können?«
Der Alchemist schien die beiden Männer nicht zu bemerken und rührte mit dem Löffel in Gedanken versunken weiter.
»Es gibt immer bessere Orte«, entgegnete der Alte. »Aber hier sind wir nah am Geschehen und zugleich abgeschieden.«
Abfällig blickte der Argwöhnische zum Alchemisten hinüber.
»Deine Sinneszauber wirken also immer noch.«
In diesem Moment erschien aus dem Nichts eine Lichtkugel mit wirbelnden Blitzen und metallischem Scheppern. Obwohl die Kugel unbeschreiblich grell strahlte und laut tönte, löste sie weder bei dem Besorgten noch beim Argwöhnischen ein müdes Augenzucken aus. Der Alchemist am Ofen bekam von dem schallenden Getöse immer noch nichts mit.
Eine Gestalt in dunkler Kutte stieg nun aus dieser Lichtkugel und warf ihre Kapuze nach hinten. Seine blondgelockten Haare schimmerten beinahe so hell wie die Blitze, die weiterhin um die Kugel zuckten. »Entschuldigt meine Verspätung. Ich hatte noch zu tun.« Sein junges, strahlendes Lächeln konnte fast alle in den Bann ziehen. Der Besorgte und vor allem der Argwöhnische ließen sich jedoch nicht beeindrucken.
»Was gibt es denn noch Wichtigeres als unsere regelmäßige Zusammenkunft?«, beschwerte sich der Argwöhnische über die Unpünktlichkeit des Freundlichen. »Es ist immer dasselbe mit dir!«
»Doch, es gibt Wichtigeres, mein Bester. Menschen glücklich zu machen ist das Wichtigste schlechthin«, konterte er mit breitem Grinsen. »Aber davon verstehst du ja genauso viel wie ein Esel von der Schreibkunst.« Ohne erst eine borstige Gegenreaktion des Argwöhnischen abzuwarten, setzte sich der Freundliche zum Besorgten Mann an den Tisch und fragte: »Ist es endlich so weit?«
»Ja, es ist wieder so weit!«, sagte der Alte. »Und diesmal wird es uns gelingen.«
»Wer weiß, wer weiß?«, wandte der Argwöhnische ein, der an einem Regal lehnend die Arme verschränkte.
Der Besorgte blickte schroff zu ihm hoch. »Nur, weil du es vor zwei Generationen nicht geschafft hast, muss es bei mir ebenfalls fehlschlagen? Nein! Es wird so geschehen, wie es geplant war. Davon bin ich felsenfest überzeugt.«
»Solltest du aber genauso versagen wie der Argwöhnische, dann schlägt meine Stunde. Denn nur mit Liebe und Glück, mit Freundlichkeit und einem Lächeln auf den Lippen lässt sich die Zukunft in die richtige Spur bringen«, behauptete der Freundliche in seiner galanten Art und schmunzelte den Besorgten mit einem Augenzwinkern an.
»Mag sein! Dennoch kommt deine Zeit erst in ferner Zukunft und diese ist sogar auch für uns ungewiss«, erwiderte der Besorgte Mann.
Nun trat der Argwöhnische einen Schritt auf den Tisch zu. »Ich habe versagt, wohl wahr! Aber der Kelch ist nun bei dir. Das ist jetzt unsere zweite Chance. Wenn diese fehlschlägt und der Freundliche in ferner Zukunft ebenso scheitert, habe ich die verdammte Pflicht, den letzten Feuersturm in dieser Welt zu entfachen. So lautet der Auftrag. Da geht kein Kamel durchs Nadelöhr.«
»Das ist nichts Neues!«, ermahnte ihn der Besorgte. »Wie häufig willst du uns noch belehren? Erzähl mir lieber, wie weit du mit dem Kaskäer bist!«
Die Gesichtszüge des Argwöhnischen wurden noch bissiger, als stünde er nicht nur davor, die Kammer des Alchemisten mit einer Explosion in die Luft zu jagen, sondern die ganze Welt in Schutt und Asche zu legen. Doch dann beruhigte er sich.
»Ich habe ihm in Tarhuntassa einen Besuch abgestattet. Es ist schwierig, ihn auf unsere Seite zu ziehen. Er ist von widerspenstiger Natur. Aber er hat Einfluss in Hatti und bei seinen Landsleuten, den Kaskäern. Wenn es gelingt, ihn auf unseren Weg zu führen, kann jeder Bedrohung aus dem Norden getrotzt werden.«
Der Besorgte musterte nun den Freundlichen. »Wie steht es bei dir?«
»Keine Sorge, alter Mann. Den Maatermittler aus Theben habe ich im Archiv der Akademie ordentlich durcheinandergebracht. Momentan versucht er dem Wein abzuschwören. Außerdem ist er hoffnungslos verliebt. Sie heißt Anemina und ...«
»Diese Details interessieren mich genauso wenig wie ein kackender Hund an der Jerichoer Mauer!«, unterbrach ihn der Besorgte Mann gereizt.
»Schade! Denn gerade diese Alltagskleinigkeiten entscheiden nicht selten den Weltenlauf«, fuhr der Freundliche fort. »Aber gut! Ich fasse mich kurz. Hadit ist gerade in Pi-Ramesse angekommen. Es läuft alles nach Plan. Außer ...«, zögerte er weiterzusprechen.
»Außer was?«, fragte der Argwöhnische skeptisch.
Der Blondgelockte lächelte verschmitzt. »Nun, eine Agentin des Ausgestoßenen begleitet Hadit. Shantai ist ihr Name.«
»Shantai! Das ist nicht gut! Dieser gelbgesichtige Bastard hat mit ihr seine schärfste Waffe gezogen.« Die Sorgenfalten des Besorgten gruben sich tiefer ein.
»Ja, das ist wirklich nicht gut.« Diesmal offenbarte sich ein leichter Hauch von Unsicherheit in dem ansonsten strahlenden Gesicht des Freundlichen. »Du aber hast von uns allen die heikelste Aufgabe. Bekommst du Ramses wieder auf die Beine?«
»Ich weiß es nicht«, gab sich der Besorgte nachdenklich.
»Seinen Schädel hat es hart getroffen. Es ist überaus fraglich, ob wir ihn überhaupt noch für unsere Zwecke einsetzen können. Ich brauche auf jeden Fall mehr Zeit.«
»Die hast du aber nicht!«, warnte ihn der Argwöhnische. »Der Ausgestoßene wird alles versuchen, damit wir scheitern und er triumphieren kann.«
»Und er kann es schaffen, weil er alle Regeln bricht.« Der Freundliche sprang plötzlich vom Stuhl auf, ging zur blitzenden Lichtkugel und griff mit beiden Händen hinein. Heraus zog er einen anthrazitfarbenen Stab mit schuppenartiger Oberfläche. Das obere Ende besaß einen Schlangenkopf, während das untere spitz wie ein Speer zulief. Damit kam er zurück und legte ihn vor dem Besorgten auf die Tischplatte. »Den habe ich dir mitgebracht. Bestimmt hast du ihn vermisst.«
Der Alte starrte wenig begeistert auf den Stab und ließ ihn liegen. »Ich habe ihn nicht vermisst. Ich schaffe es auch ohne ihn!«
Auf einmal ging der Argwöhnische um den Tisch herum, näherte sich dem Holzkasten, der zwischen den Füßen des Besorgten Mannes stand. Sofort presste dieser die Beine zusammen und griff nach dem kupfernen Griff. Zu groß war für ihn die Gefahr, dass ein anderer sich des Kastens bemächtigten könnte. Das galt auch für den Argwöhnischen. »Glaubst du etwa, du kannst den Nefilim ewig unter Kontrolle halten?«, fragte jener harsch.
»Es reicht mir, wenn er mir gelegentlich aus der Klemme hilft.« Nun nahm der Besorgte doch den Schuppenstab an sich. »Falls es zu gefährlich wird, werde ich ihn mit dem Stab dorthin zurückschicken, wo er hergekommen ist.«
»Du hast aber noch nie gegen einen Nefilim gekämpft. Woher weißt du, dass du ihn mit dem Stab bezwingen kannst?«, fragte der Argwöhnische.
»Ich weiß es nicht«, räumte der Alte ein. »Aber ich hoffe es.«
Der Freundliche schaute den Argwöhnischen achselzuckend an.
»Dann alles Glück der Welt, Unterwelt und des Himmels!«, wünschte er daraufhin dem Besorgten Mann.
»Dann gibt es ja nichts weiter zu besprechen! Wir sehen uns bei der nächsten Zusammenkunft.« Ohne eine unnötige Abschiedsfloskel zu vergeuden, verschwand der Argwöhnische aus der Alchemistenkammer.
»Egal, ob du es schaffst oder nicht, meine Zeit wird trotzdem kommen«, sagte der Freundliche mit größter Zuversicht nach einem Moment.
»Ich weiß, mein Freund.« Der Besorgte rieb sich angespannt das Gesicht. »In Wahrheit hat der Argwöhnische nicht versagt, auch wenn er sich das immer wieder vorwirft. In Wirklichkeit hat er für uns sogar den Weg geebnet, so wie ich ihn bald für dich ebne. Es ist alles Teil des großen Plans.« Der Besorgte Mann erhob sich vom Stuhl, reichte dem Freundlichen die Hand und drückte fest zu. »Die Zukunft ist ungewiss.«
»Und deshalb spannend!«, fügte der Freundliche zum Abschied hinzu. »Auf Wiedersehen, mein Freund!«
Während sich der Besorgte auf den Stuhl zurückfallen ließ, zog der Freundliche seine Kapuze hoch und steuerte mit strahlendem Gesicht auf die Lichtkugel zu. Die Blitze zuckten wild und es schepperte ohrenbetäubend. Augenblicklich fiel die Kugel laut knallend und mit einem Funkensprühen in sich zusammen. Nur noch Asche rieselte langsam zu Boden herab.
Für eine Weile starrte der alte Mann noch auf den schäbigen Tisch mit seinen vielen Kerben. Sie waren im Laufe der Jahrzehnte durch das Zerschneiden unzähliger Ingredienzen entstanden. Schließlich nahm er den rauschuppigen Stab mit dem Schlangenkopf, warf noch einen prüfenden Blick darauf und schlurfte schließlich zur Tür. »Hoffentlich muss ich ihn niemals benutzen!« Dann schnippte der Besorgte Mann mit den Fingern und verließ die düstere Kammer im Kellergeschoss des Palastes.
Das Trübe in den Augen des Alchemisten verschwand daraufhin. Die Fäden, welche seine Lippen verschlossen hatten, lösten sich auf und seine Ohren drehten sich aus dem Kopf heraus. Zwar noch etwas benebelt, konnte Deremtep nun mit seinen Sinnen wieder alles um sich herum wahrnehmen. Irritiert blickte er sich um. »Ist hier jemand?«
Als niemand antwortete und sich nichts in der Kammer bewegte, widmete er sich erneut seiner Brühe mit den sonderbaren Zutaten. Einmal noch rührte der Alchemist um. Zu guter Letzt schmeckte er sie mit dem Holzlöffel ab. »Gar nicht so übel! Das wird der Pharaonin sicherlich schmecken«, stieß er mit einem höhnischen Gelächter aus. Er holte einige leere Phiolen aus dem Regal und befüllte sie mit der Brühe aus dem Topf. Fertig war der meisterliche Trank, welcher frischem Wundeiter verdächtig ähnlich sah.
Liebstes Ramöschen, wie stark ich Dich und auch Deinen kleinen Ramose vermisse. Es ist schon unendlich und unerträglich lange her, als Du mich in Deinen Armen gehalten, als Du mit mir das Bett geteilt und in mir Platz gefunden hast. Wie gerne wäre ich jetzt bei Dir, wie gerne würde ich Dich jetzt spüren. Der Baumeister saß auf einem kleinen Findling im Schatten eines Felsbrockens und las bereits zum dreiundzwanzigsten Mal diesen sehnsuchtsvollen Brief. Immer dann, nachdem er die letzte Zeile beendet hatte, machte er mit einem Kohlestift einen kleinen Strich am unteren Rand der Papyrusrolle. Auf diese Weise konnte Ramose seinem geliebten Eheweib nach seiner Rückkehr zum Tal der Wahrheit beweisen, wie oft er ihre Liebesbekundung in seinen Händen gehalten und in der Einsamkeit nach ihr geschmachtet hatte. Selbstverständlich hätte ein mehr oder minder schlauer Ehemann alle Striche auf einmal aufmalen und somit ergebenste Liebe vorgaukeln können. Er jedoch nicht. Er, der vielleicht etwas zu klein geratene Ramose, aber immerhin höchster Baumeister Ägyptens, würde sich niemals zu einem derartigen Lug und Trug hinreißen lassen. Er liebte sie wirklich abgöttisch. Außerdem war dieses Papyrus mit einigen Neuigkeiten darüber gespickt, was sich im entfernten nördlichen Theben alles zutrug. In diesem Brief standen also nicht nur liebreizende Dinge, sondern interessante Ereignisse, auch unheimliche, welche ihm allerlei Kopfzerbrechen bereiteten.
Der alte Zamotep hat alles gut im Griff. Ramses’ Schrein, in dem irgendwann einmal der Sarkophag unseres geliebten Pharaos eingebettet werden wird, musste mehrmals verschoben werden, bis er seine endgültige Position gefunden hatte. Aber keine Sorge, liebstes Ramöschen, diesmal ist der Schrein völlig unversehrt geblieben. Als er diese Zeilen zum ersten Mal gelesen hatte, war ihm ein Stein vom Herzen gefallen. Das Befördern des Schreins in Ramses’ Grabstätte war nämlich die mit Abstand schwierigste und gefährlichste Angelegenheit. Eine Seitenwand dieses Schreins hatte während des ersten Transportes direkt vor der Grabstätte einen langen irreparablen Riss bekommen. Eine neue Schreinwanne musste deswegen aus Stein geschlagen und nochmals ein gefährlicher Transport zu Ramses’ letzter Ruhestätte gewagt werden.
Jetzt ist das Grab unseres hohen Pharaos fertig. Zamotep lässt es Tag und Nacht durch unsere Dorfbewohner bewachen und hat nun viel mehr Zeit, mir bei unserem Grab behilflich zu sein. Ich erspare mir die Zeilen, Dir zu beschreiben, wie es aussehen wird. Du wirst es bei Deiner Rückkehr vor Spannung kaum noch aushalten können, es endlich zu sehen. Ich will aber nicht hoffen, dass unser Grab mehr Spannung bei Dir erzeugt als ich. Der alte Zamotep ist eigentlich ein loyaler und gutherziger Mann, wie es sich gehört. Manchmal aber ist er ein ganz dreister Halunke. Besonders dann, wenn er anzügliche Bemerkungen macht. Aber vielleicht macht er das nur, um mich abzulenken, um meinen Kummer über Deine Abwesenheit zu mildern. Jetzt grinst er gerade schäbig beim Aufschreiben meiner Worte.
Ramose rieb sich vor Aufregung seine Knollennase. Dies machte er immer dann, wenn ihm etwas säuerlich aufstieß. Zamotep sollte es nur einmal wagen, mit seinen faltigen Schmiergriffeln Bicherisis zarte Haut zu begrapschen! Der würde schon sein blaues Wunder erleben, wenn er heimkäme! Trotzdem war der Baumeister heilfroh, dass der mit vielen Kindern und Enkelkindern gesegnete Mann die Zeit aufbrachte, diese Zeilen für seine Gemahlin aufzuschreiben. Denn sie war der Schrift nicht mächtig, ganz zu schweigen von den heiligen Worten, welche allgegenwärtig auf Stelen und Fassaden der Tempel graviert und gemalt waren. Außerdem konnte sich der kleine Baumeister beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieser Greis seinen Obelisken überhaupt noch zum Stehen bekäme. Jedenfalls hatte sich Ramose fest vorgenommen, spätestens nach Ende dieses Bauprojektes seiner Liebsten Lesen und Schreiben beizubringen. Zwar bewahrte Zamotep absolute Verschwiegenheit über die Inhalte, aber in Anbetracht seines Alters würde er nicht bis in alle Ewigkeiten Bicherisis Briefe schreiben.
In Theben ist zurzeit gewaltig was los. Zusätzlich zu den Pilgern, die sonst fortwährend aus dem ganzen Land die Stadt besuchen, sind viele Menschen aus den umliegenden Städten und Dörfern angereist. Man feiert Ramses’ Sieg in der Schlacht von Kadesh, wo er die barbarischen Hethiter vernichtet hat. Gaukler spielen in Thebens Gassen den hohen Pharao nach, wie er dem Großkönig Muwattalli und seinem kränklichen Bruder Hattusili mächtig in den Hintern tritt. Die Leute lachen sich kaputt darüber. Der Tempel spendet Wein und Speisen. Überall wird getrunken, gefeiert, getanzt, gelacht und gesungen. Gerne wäre ich dabei. Aber ohne Dich macht es mir einfach keinen Spaß. Hoffentlich schaffst Du es, zum Amunfest zurück zu sein. Das alljährliche Spektakel darfst Du Dir nicht entgehen lassen. Oh! Ich kann Deine Heimkehr gar nicht mehr abwarten.
Ramose starrte gedankenversunken zur hohen Felswand. Dutzende Steinmetze meißelten und hämmerten dort. Gerne würde er seinen Urlaub mit Bicherisi während dieser wichtigsten Festtage verbringen. Aber erst mussten die vier Sockel aus dem Fels geschlagen und der Eingangsbereich ausgehöhlt werden, um im Zeitplan zu bleiben. Ob dies zu schaffen war, stand derzeit in den Sternen und nur die Götter kannten die Zukunft. Ramses’ künftiger Tempel hier im südlichen Kusch, unweit der nubischen Grenze, sollte etwas ganz Besonderes werden. Etwas, was man noch in tausenden Jahren bewundern sollte. Die Idee dazu war auf Ramoses Mist gewachsen. Jetzt musste die Biersuppe bis zum bitteren Ende ausgelöffelt werden, mit allen Unwägbarkeiten und Schwierigkeiten, die solch einem herausfordernden Bauprojekt immer drohten. Lieferengpässe bei den Materialien, Werkzeugen, Proviant, unzufriedene ägyptische Arbeiter, widerspenstige kuschitische Sklaven und einiges mehr. Damit musste man immer rechnen.
Die grüne Stoffhaube schützte seine Glatze vor der sengenden Sonne. Allerdings trieb die Mittagshitze den Schweiß aus den Poren. Bald würde es für die Steinmetze zu heiß sein und ein Signalhorn sollte dann die Mittagspause ausrufen. Die Soldaten aus der nahen Festung Meha quälten sich hier ebenso mit Speer und Schild in der prallen Sonne. Zwar war der letzte Aufstand im Lande Kusch vor mehr als zehn Jahren von Sethos und dessen Sohn Ramses blutig niedergeschlagen worden. Dennoch durfte einem Kuschiten niemals vertraut werden. Obendrein konnte man vor Räubern und Landstreichern hier nicht sicher sein. Die Festung Meha und ihre Soldaten boten eine gewisse Sicherheit und halfen mit ihrer Anwesenheit, die Arbeiter und besonders die kuschitischen Sklaven bei Arbeitslaune zu halten und anzuspornen, ihr tägliches Arbeitssoll abzuleisten. Zwei Tagesreisen südlich von Meha lag noch Buhen. Ein staubiges und verlaustes Kaff im Niemandsland, in dem keine ägyptischen Soldaten mehr stationiert waren und sich lauter verruchte Gestalten und Halsabschneider tummelten. Nur einige versoffene Medjai harrten dort aus. Jene galten jedoch als der größte Abschaum, den dieser Söldnerorden aufzubieten hatte.
Ehrlich gesagt, ich freue mich auch deshalb auf Deine Rückkehr, weil hier in letzter Zeit vermehrt Medjai ihr Unwesen treiben. Keiner weiß den Grund, warum sie hier sind. Aber einmal stand einer von ihnen am Tor unseres Dorfes und wollte mit dem Baumeister höchstpersönlich sprechen. Da Du nicht da warst, hatte man mich zum Tor geholt. Ich muss sagen, das war ein ganz grauenerregender Mann auf einem schwarzen Hengst, welcher genauso finster aussah wie sein stoppelbärtiger Reiter. Der Kerl hatte zu aller Hässlichkeit noch eine fürchterliche Narbe im Gesicht. Diese zog sich von der Stirn bis zum Unterkiefer hinab. Sogar eine seiner Augenbrauen wurde von ihr gespalten. Solch ein abscheulicher Mann ist mir noch nie untergekommen. Er hat neugierige Fragen gestellt, zum Beispiel, wo Du gerade bist. Wann Ramses’ Grabstätte fertig wäre und auch jene von Paser, Nefertari, Tuja, Neba und Isisnofret außerhalb des Pharaonentals. Ich war äußerst misstrauisch und gab vor, ein ahnungsloses Eheweib zu sein, das seine ganze Zeit nur vorm Ofen oder dem Waschbrett verbringt. Solche Frauen, die von nichts wüssten, dafür aber gut kochten, sich um die Kinder kümmerten, die zukünftigen Gräber pflegten und ansonsten die Klappe hielten, seien den Männern doch am liebsten, hatte ich dem Söldner gesagt. Seinem verschlagenen Grinsen war leicht zu entnehmen, dass er mir die kleine Notlüge vom ahnungslosen Eheweib und dem Waschbrett nicht abgekauft hatte. Aber er ritt davon. Ich habe allerdings das unangenehme Gefühl, ihn nicht zum letzten Mal gesehen zu haben.
Wieder einmal, als Ramose diese Zeilen las, bekam er klar vor Augen, um wen es sich bei diesem mysteriösen Medjai handelte. »Ammit möge Muntaris’ abscheuliches Herz verschlingen, um es dann wieder in Stücken herauszukotzen«, murmelte er in sich hinein. Eine außerordentlich zwielichtige Gestalt war dieser Medjaihauptmann. Ein Grund mehr, schnellstens nach Theben zurückzukehren. Der zügige Baufortschritt brannte ihm schon allein deswegen auf den Nägeln.
Na gut, mein Ramöschen, das war auch schon alles. Es gibt hier sonst nichts Neues. Obwohl, ich bin nicht sicher, ob ich es Dir jetzt schon verraten sollte. Aber ich glaube, ich bin schwanger. Zumindest könnte es sein, denn die Monatsblutung ist nun zum wiederholten Male ausgeblieben. Vielleicht hat es den Göttern gefallen, wie entschlossen wir jetzt den Bau unseres gemeinsamen Grabes vorantreiben. Manchmal wird man für Gutes bereits im Diesseits belohnt, findest Du nicht auch? Mein liebes Ramöschen, komme bitte schnell zurück! Ich brauche Dich, ich vermisse Dich, ohne Dich ist es selbst im schönsten Sonnenstrahl nur öde und grau. Deine Dich ewig liebende Bicherisi!
Auch wenn seine Gemahlin von einer möglichen Schwangerschaft berichtete, machte sich Ramose nichts vor. Schon mehrmals war die Monatsblutung ausgeblieben und kehrte schließlich unverhofft zurück. Seine Hände wurden feucht, nicht nur von der Hitze. Wehmut und Sehnsucht plagten ihn hier in der Trostlosigkeit der kahlen kuschitischen Hügellandschaft. Dieses Land Kusch hatte nicht viel zu bieten. Niemand würde auf die Idee kommen, hier zu leben, wären da nicht die in die Hügel getriebenen Goldminen, in denen erbärmliche Gestalten unter dem elenden Joch der Sklaverei bis zum Tod schuften mussten. Einzig die Provinzstadt Meha östlich der Baustelle bereitete ein wenig Abwechslung in der ansonsten gelben Ödnis. Der Nil mit seiner grünen Vegetation zerschlug wie ein Schwert die trockene Landschaft. An beiden Ufern hatten Veteranen der Armee vom Pharao Landparzellen geschenkt bekommen, damit sie nach ihrem aktiven Dienst für den eigenen Lebensunterhalt sorgen konnten. Jetzt aber, wo die fehlende Nilschwemme kein Wasser und keinen fruchtbaren Boden mehr auf die Felder spülte, bettelten viele Veteranen in Meha um Almosen. Welch jämmerlicher Anblick der einst stolzen Krieger, dachte Ramose. Keinesfalls würdig für einen langjährigen Soldaten, der für Pharao und Reich treu seinen Kopf und Kragen riskiert, viele Kameraden und vielleicht sogar Körperteile verloren hatte.
Nun, gestand sich Ramose zum wiederholten Male ein, er hatte sich diese Biersuppe selbst eingebrockt. Wäre er bloß weniger eitel gewesen und hätte dem Pharao nicht die Pläne von diesem Retempel gezeigt. Dann müsste er hier nicht ausharren und könnte stattdessen öfters bei Bicherisi in Theben sein. Ein stinknormales Leben als Baumeister hätte er führen können. Aber nein, er musste der Hoheit unbedingt beweisen, was für ein außergewöhnlich talentierter Baumeister er war. Und es kam, wie es kommen musste. Reichte man einem Herrscher den Nagel des kleinsten Fingers, wurde einem der ganze Arm samt Schultergelenk herausgerissen. Denn obendrein hatte Ramses ihm noch den Bau eines Hathortempels für seine geliebte Gattin Nefertari aufs Auge gedrückt. Den sollte der kleine Baumeister gleich in der Nähe des Retempels errichten. Natürlich kleiner, wie es der über allen stehende Herrscher mit einem höhnischen Lächeln verlangt hatte, aber immerhin aufwendig genug.
Dann aber versetzte sich Ramose wieder in seine damalige Situation zurück. Das beruhigte ihn wieder. In Pi-Ramesse hätte er mit all den Finanzierungsproblemen weiterbauen müssen. Unter diesem Druck, bei täglicher Beaufsichtigung durch den Pharao, würde sein Talent nur verkümmern. Er wäre dort nichts weiter als ein gewöhnlicher Handlanger ohne jeglichen Freiraum zur Kreativität. Hier jedoch konnte er als Baumeister mit der Unterstützung des Amuntempels schöpferisch wirken. Keiner schaute ihm auf die Finger oder wollte ein Wörtchen bei der Gestaltung mitreden. Und wenn doch einmal ein hoher Würdenträger erschien, war er nur für einen kurzen Aufenthalt hier. Hier gab es sonst nichts, was zum längeren Verweilen einladen würde.
Ramose schaute argwöhnisch zu Pasers großem Zelt hinüber. Warum sich der erste Wesir des Staates die Mühe gemacht hatte, so weit zu reisen, um seine Baustelle zu inspizieren, war ihm vollkommen schleierhaft. Bei Amun-Retap hätte er es verstehen können. Schließlich wurde hierfür das Gold des Amuntempels aufgewendet, wenngleich es doppelt zurückgezahlt werden musste. Dafür musste allerdings Ramses einstehen und die Rückzahlung samt Zinsen sollte kein Problem darstellen. Er hatte die Hethiter besiegt und deshalb dürfte genügend Tribut aus dem Norden fließen.
Aus welchem Grund der Wesir hier weilte, darüber brütete Ramose schon seit dem frühen Vormittag, als Paser mit seinem Gefolge hier unvermittelt aufgetaucht war. Ganz bestimmt hatte er nicht allein wegen der Besichtigung des Baufortschrittes die Strapazen einer langen Reise von Theben bis Meha auf sich genommen, zumal sein Gesundheitszustand nicht als der beste galt.
Plötzlich riss ihn ein schrilles Tröten aus seinen tiefen Gedanken. Er schreckte hoch. Untermalt wurde dieses lautstarke, wenig den Ohren schmeichelnde Getöse von einem aufdringlichen rhythmischen Trommeln. Der Baumeister sprang von seinem Stein auf, rollte eilig das Papyrus seiner Frau zusammen, steckte es hastig unter sein Leinengewand und blickte mit mulmigem Bauchgefühl zu dem, was da unerwartet anrollte. Arbeiter und Sklaven hörten abrupt auf zu meißeln und hämmern. Die Wachen aus Meha hielten ihre Speere und Schilde kampfbereit.
Ein riesiger Wagen erschien im Tal, gezogen an vier langen Seilen von Dutzenden Sklaven, deren schwarze Körper vom Schweiß in der Sonne glänzten. Neben ihnen trotteten ebenso dunkle Aufseher, die ihre Peitschen über den Rücken der Sklaven knallen ließen. An den Flanken wurde der große Wagen von schwarzen Speerträgern in Leopardenfellen begleitet. Trommler und Flötenspieler heizten den Zug ununterbrochen mit ohrenbetäubenden Klängen an. Dazu wirbelten wilde Tänzer mit weißer Gesichtsbemalung und bunten Straußenfedern auf ihren Köpfen sowie Federschurzen, aus denen bei manchen das dunkle Gehänge baumelte. Sie schlugen dämonische Grimassen, als wären sie vom Wahnsinn befallen. Entsetzliches Geschrei entfuhr aus ihren Kehlen, dessen Worte Ramose nicht verstand. Den Baumeister beschlich eine unheimliche Ahnung, woher dieser sonderbare Tross stammen konnte. Ägypter würden solch einen absonderlichen Mummenschanz niemals zur Schau tragen. Mit Neugier betrachtete Ramose das monströse Fuhrwerk aus Holz. Ein gewöhnlicher Fürst konnte sich so etwas nicht leisten. Von vorne wirkte dieses auf übergroßen Scheibenrädern rollende Gefährt wie eine fahrende Pyramide. Das lag an den vielen Stufen, die hinaufführten. Die Seiten aber standen senkrecht wie Häuserfassaden. Auf denen befanden sich bemalte Schnitzereien von allerlei Tieren wie Elefanten, Nashörnern, Hyänen, Giraffen, Gazellen und sogar zähnefletschenden Löwen.
Mit respektvollem Abstand versuchte Ramose einen Blick auf das Hinterteil des großen Gefährts zu erhaschen. Schließlich bekleidete er das Amt des Baumeisters und ihn interessierte daher alles, was von Menschenhand konstruiert wurde. Das Heck ging wie die Seitenteile steil nach oben, besaß aber einen Zugang und darüber einen kleinen Balkon. Offensichtlich war dieses Vehikel als Gemach für lange Reisen gebaut worden.
Ganz oben auf der Plattform befand sich ein massiver Thron mit großen Armlehnen, in die vorne fledermausartige, vergoldete Gottheiten mit spitzen Zähnen geschnitzt waren. Darauf saß ein muskelbepackter Mann in einem buntschillernden Federgewand. Auf dem Kopf trug er eine goldene Ringkrone, aus der eine Uräusschlange nach vorne lugte. Ein Segeltuchdach schützte ihn vor der heißen Sonne. Um den Thron herum standen einige Höflinge, die ebenfalls in bunte Federkleider gehüllt waren, wenngleich sie nicht so kostbar wie beim Mann auf dem Thron waren. Mit weißen Zähnen grinsten die dunkelhäutigen Höflinge auf Ramose herab. Dies konnte nichts Gutes bedeuten. Als der Mann auf dem Thron seine Hand hob, hörte das Tröten und Trommeln schlagartig auf. Die Tänzer wichen zur Seite. Mit einem Mal war es so still wie in einer Grabkammer.
Der Mann auf dem Thron lächelte nicht, starrte stattdessen forsch auf Ramose, streckte seine Hand aus und bedeutete ihm mit entschlossenem Zeigefinger, näherzukommen.
Als sich Ramose mit Seitenblicken vergewissert hatte, dass nur er gemeint sein konnte, tapste er zaghaft durch die schwitzenden Sklaven hindurch zur Treppe. Der Baumeister wagte nicht, den Fuß auf die erste Holzstufe zu setzen, und rieb sich vor Nervosität die Knollennase. Die Furcht machte seine Beine schwer wie Senkblei.
»Komm ruhig herauf!«, rief der Mann vom Thron herab. »Ich werde dich nicht auffressen. Noch habe ich keinen Grund dazu.« Nun warf Ramose einen genaueren Blick nach oben und erkannte das Gesicht, obwohl er diesen massigen Mann noch niemals zuvor gesehen hatte. Etwas ungelenk trippelte er die Stufen hinauf. Aus den Augenwinkeln vernahm der Baumeister jetzt erst, wie hoch gebaut dieses Holzgefährt war. Genau fünfzig Stufen hatte er gezählt.
»Eine nette Hütte habe ich, mit der ich mich durch die Gegend fahren lasse, nicht wahr?«, fragte amüsiert der schwarzhäutige Mann auf dem Thron, als er Ramoses Staunen bemerkte.
Im Schatten der weitgespannten Plane verbeugte sich der Baumeister. »Eine nette Hütte? Oh ja, selbstverständlich, Eure Hoheit! Wirklich beeindruckend! Welche Ehre für mich. Ich … ich erkenne in Euch Euren Sohn. Es ist mir eine große Freude, Euch hier meine Aufwartung machen zu dürfen, mein König.«
Der Nubier blickte streng auf den kleinen knollennasigen Mann. Dann brach er schlagartig in schallendes Gelächter aus. Seine Höflinge stimmten etwas weniger laut mit ein. Keiner von ihnen riskierte es, den König zu übertönen. »Ich glaube kaum, dass es eine Freude für dich ist. Aber es ist schön zu wissen, dass du mich erkannt hast. Sag schon, Baumeister! Wer von uns beiden sieht besser aus?«
Mit seinen Kiefern und den großen weißen Zähnen könnte er jede noch so große Nuss knacken, dachte Ramose. »Ich verstehe nicht!«, erwiderte er schüchtern auf die seltsame Frage des Herrschers auf dem Thron.
»Wer von uns beiden sieht schöner aus? Ich oder mein Sohn Iduru? Das ist doch eine ganz einfache Frage.«
Das roch nach einer der typischen Fragen, bei der man nur verlieren konnte. »Ihr selbstverständlich! Äh, nein! Ich meine Euren Sohn! Oder? Ihr seid beide aus demselben Stein gemeißelt, großer Nunbal. Ihr könntet Brüder sein und seid wahrlich die Söhne der Sonne.«
»Geschliffene Worte, Baumeister! Du verstehst es, einem Herrscher Honig um den Bart zu schmieren. Und du verstehst es auch, dich aus Sackgassen herauszuwinden. Perfekter könnte ein Höfling nicht sein.« Unverhohlen beäugte Nunbal seine Hofschar, die um ihn stand. »Schneidet euch einmal von ihm eine Scheibe ab!«
Daraufhin zückten sie ihre Messer. Ramose lief es eiskalt den Rücken hinunter. Er wich einen Schritt nach hinten. Als der Baumeister die Kante der letzten Stufe übertrat, verlor er sein Gleichgewicht. Wie ein aufgescheuchtes Huhn flatterte Ramose mit den Armen. Gerade noch konnte er sich auf den Beinen halten.
Nunbal hob seine Pranke. Die Höflinge steckten daraufhin ihre Klingen zurück. »Sie verstehen nur wenig ägyptisch. Daher wissen sie nicht um die Bedeutung dieses Satzes. Ich gebe dir aber einen guten Rat für die Zukunft: Ein kluger Ägypter spricht mit einem Nubier niemals in Metaphern, sondern wählt klare und einfache Worte.« Nunbal lächelte aus irgendeinem Grund geheimnisvoll, ja sogar verschlagen.
»Selbstverständlich. Ich … ich werde es mir gut merken.« Ramose wischte sich den kalten Schweiß von seiner Stirn.
»Nun, höchster Baumeister Ägyptens, auch du bist mir nicht unbekannt. Ich habe dich mir etwas anders vorgestellt. Ein bisschen größer, ein gewiefteres Äußeres und mit einer Nase, die nicht einer Knolle gleichkommt. Aber es ist manchmal von Vorteil, wenn die Fassade einfältiger wirkt, als man tatsächlich ist. Dadurch ist man nicht so leicht zu durchschauen. Jedenfalls bist du der einzige Ägypter, von dem mir nur Gutes zu Ohren gekommen ist. Eigentlich verdächtig! Aber wer weiß? Alles ist möglich.«
Ramose versuchte zu lächeln. Zu lange weilte er schon auf der Welt, um zu wissen, dass Komplimente von Herrschern nie ohne verborgene Absichten geäußert wurden. »Freut mich zu hören, großer König.« Scheu wie ein Hase blickte der Baumeister zu Nunbal. Nur nicht zu lange wollte er ihm ins Gesicht schauen. Wie von Raubtieren wusste man auch von Despoten, dass man ihnen nicht zu lange in die Augen starren sollte. »Selbstverständlich habt Ihr wichtigere Dinge zu erledigen, als mit einem einfachen Mann zu reden. Wenn es Euch genehm ist, würde ich mich wieder an die Arbeit machen, Euer Gnaden. Ramses duldet keine Verzögerungen.« Er verbeugte sich noch demütiger als zuvor und wollte die Stufen des Wagens heruntersteigen.
»Nicht so eilig, Baumeister! In der Weile liegt die Eile, das weißt du doch selbst. Wer überstürzt handelt, wird von seinen eigenen Bauwerken erschlagen, wenn er nicht zuvor von seinem unzufriedenen Bauherrn erschlagen worden ist«, drohte Nunbal mit einem frostigen Blick. »Bevor du dich wieder in die Arbeit stürzt, sag mir, an was du gerade baust!«
Mehr Schweiß tropfte von Ramoses Stirn. Seine grüne Kappe war vollkommen durchgeschwitzt. Wenn die Mittagssonne nicht dermaßen unbarmherzig auf sein Haupt scheinen würde, hätte er sie längst abgestreift. Aber schwitzen war allemal besser, als von einem Sonnenstich heimgesucht zu werden. »Selbstverständlich, großer Nunbal. Dieses Bauprojekt ist wirklich kein großes Geheimnis. Jeder darf erfahren, was hier gebaut wird«, antwortete Ramose um den heißen Brei herum. »Darum möchte ich Euch erzählen ...«
»Dann erzähl es geschwind und spanne mich nicht unnötig auf die Folter!«, schnitt Nunbal ihm rabiat das Wort ab. Seine Fäuste knallten auf die Armlehnen des Thrones.
»Natürlich, hoher Herr, selbstverständlich.« Nervös zeigte der Baumeister auf eine schroffe Felswand. »Dort wird zu Ehren der Pharaonin Nefertari ein Hathortempel errichtet. Nicht sehr groß und nichts Besonderes.«
»Und dort?« Nunbal richtete sein Augenmerk unmissverständlich auf die vier großen aus Stein gehauenen Quader.
»Ach die? Nun, die sind auch nichts Besonderes. Ein kleiner Retempel für Ramses. Nicht der Rede wert«, verharmloste der Baumeister sein zukünftiges Schaffenswerk. Ihm war nicht wohl unter der Haut. Schließlich sollte dieses Bauwerk nicht nur ein Tempel werden, sondern auch eine Machtdemonstration, eine Warnung gerichtet nach Süden.
»So, so! Ein kleiner Tempel direkt an der Grenze. Wer soll denn hierher pilgern?«, fragte der nubische König mit zorniger Stimme. »Etwa die nutzlosen Veteranen der ägyptischen Armee? Oder will Ramses selbst hier regelmäßig zum Beten und Fasten herkommen? Vielleicht sogar mit seinen Divisionen und Streitwagen?«
»Oh, großer Herrscher aus dem Süden! Genau das hatte der Pharao vor, als er mir seinen Tempel in Auftrag gab. Aber selbstverständlich ohne Soldaten. Ihr wisst ja, wie gläubig und bescheiden er ist«, versuchte er Nunbal zu beschwichtigen, was aber vollkommen misslang.
»Baumeister! Du bist zwar der beste deiner Sorte, aber als Lügner bist du der schlechteste«, brummte Nunbal laut. Seine Höflinge gingen lieber einen Schritt zurück, denn der Herrscher war nicht nur aufbrausend. Wenn er wütend wurde, und man konnte ihn durchaus schnell auf die Palme bringen, schlug er gerne unvermittelt und heftig zur Seite. Für einen Unglücklichen, der dann nicht rechtzeitig auswich, konnte die Wucht von Nunbals Schlag im günstigsten Falle Nasen- oder Kieferbruch samt ein paar ausgeschlagener Schneidezähne zur Folge haben. Es gab jedoch auch schon einmal einen Toten mit eingeschlagenem Schädel. Doch diesmal beließ es der nubische Herrscher bei harschen Vorwürfen. »Es wird ein riesiger Tempel direkt vor meiner Haustür werden. Das verstehe ich als Drohung! Ramses will mir zeigen, wie mächtig er ist. Dabei habe ich ihm meinen besten Sohn als Geisel in die Obhut gegeben. Jetzt ist er sogar sein Leibwächter. Es ist eine große Schande, dass er mir immer noch nicht vertraut!«
»Selbstverständlich! Das ist eine große Schande.« Ramose scharrte mit den Füßen. Am liebsten wäre er von dem hohen Wagen gesprungen, ganz gleich, wie hart er unten aufschlagen würde. Die Angst schnürte seine Kehle zu. »Aber ich bin ein kleiner Baumeister und führe nur Befehle aus. Bei solchen Entscheidungen habe ich keinen Einfluss.«
»Tatsächlich?«, fragte Nunbal argwöhnisch, um nur einen Moment später wieder ins Freundliche umzuschlagen. »Sei es drum! Heute ist ein schöner Tag und ich werde dir trotz deiner hinterlistigen Schönfärberei noch einmal verzeihen. Du kannst dich zurückziehen, Baumeister! Ich habe vorerst keine Verwendung für dich.«
Das hörte sich nicht gut an, dieses Vorerst. Dennoch war Ramose erleichtert und verbeugte sich nochmals ergeben vor Nunbal. Dieser forderte ihn daraufhin mit einem abschätzigen Winken zum Gehen auf.
Zügig lief der kleine Baumeister die Treppe herunter. Bicherisis Brief unter seinem Leinengewand war zweifelsohne nassgeschwitzt. Er hoffte inständig, dass die Schriftzeichen nicht ins Unleserliche verlaufen waren. Niemals würde sich das Ramose verzeihen können.
Nach einem Fingerschnippen der nubischen Majestät und begleitet mit Peitschenhieben der Aufseher zogen die Sklaven Nunbals Wagen weiter. Unter schrillen Flötenklängen und lauten Trommelschlägen setzten die Tänzer in ihren luftigen Federschurzen ihre chaotische Darbietung fort, grinsten dazu in ihren weiß gemalten Geistern noch grauenhafter.
Völlig angespannt setzte sich Ramose auf den Findling zurück. Er beobachtete, wie der Wagen tiefe Spuren im Sand hinterließ und langsam auf Pasers Zelt zurollte. Dabei erinnerte er sich an die Zeit in Memphis zurück, als er an der Akademie der sieben Lehren den Baumeisterwettbewerb gewonnen hatte. Einen prächtigen Miniaturpalast, mehrstöckig mit vielen Säulen und einem Park mittendrin, hatte er in aufreibungsvollen Nächten aus würfelgroßen Quadern mit Mörtel erbaut, während er tagsüber die Schulbank drücken musste. Es war eine harte Zeit gewesen, doch das Fundament seiner Karriere wurde dadurch zementiert. Als Ramose den Hofstaat und weitere nubische Soldaten an sich vorbeiziehen sah, kamen ihm Zweifel auf, ob es tatsächlich lohnend gewesen war, sich vor etlichen Jahren an der Akademie so ins Zeug gelegt zu haben, den Baumeisterwettbewerb zu gewinnen. Als gewöhnlicher Baumeister, vielleicht für den einfachen Adel oder für Kaufleute, hätte er letztlich auch ein gutes Auskommen gehabt. Zerknirscht entrollte er den Papyrus und atmete zufrieden auf. Die Zeilen waren durch seinen Angstschweiß zum Glück nur wenig in Mitleidenschaft gezogen worden. Er konnte Bicherisis Brief auch ein vierundzwanzigstes Mal lesen.
Hinsichtlich Prunk und Protz mangelte es in Wesir Pasers Feldunterkunft an nichts. Ein großes Zedernbett war mit Schnitzereien verschiedenster Gottheiten verziert. Feine Leinen vom Baldachin hielten in der Nacht die Mücken auf Abstand. Ein langer Tisch auch aus Zedernholz stand mit mehreren Stühlen in der Mitte des großen Zeltes. Kostbare Vasen mit Götterbildnissen und allerlei andere Skulpturen aus Gold oder Elfenbein durften in eigens dafür aufgestellten Regalen nicht fehlen. Die Besucher sollten sofort feststellen können, mit wem sie es zu tun hatten.
Chasna, der junge Gehilfe des obersten Wesirs von Ägypten, rubbelte auf Knien mit einem Bimsstein seinem Herrn die überschüssige Hornhaut von den Fußsohlen ab. Gelegentlich tauchte er ein Leinentuch in die Wasserschale und rieb damit die Füße ab. So konnte er besser überblicken, ob die Arbeit gewissenhaft getan war. Denn zu viel des Guten brachte die rosa Unterhaut zum Vorschein, was unnötige Schmerzen beim Gehen zufolge hätte. Der Wesir, bis auf einen Schurz völlig unbekleidet, ließ sich die Behandlung gerne gefallen und entspannte sich auf seiner Liege, während ihm zwei Wedler kühle Luft zufächelten.
Mit einer Mischung aus Ekel und Schadenfreude beobachtete Karim, wie der Altersgenosse die Hornhaut seines Herrn entfernte. Keinesfalls aber konnte sich Imhoteps Schüler etwas darauf einbilden, appetitlichere Arbeiten zu verrichten. Das Ausweiden von Verstorbenen und Befüllen des leeren Bauchraums mit Natronsäckchen war ganz bestimmt nicht jedermanns Sache. Dazu kam der strenge Leichengeruch. So trieb Karim nur die pubertäre Lust zur Stichelei an, weshalb er sich zu einem hämischen Grinsen hinreißen ließ. Sein Lehrer Imhotep, der höchste Einbalsamierer Ägyptens, stand direkt neben ihm. Mit einem kräftigen Ellenbogenstoß in die Rippen ermahnte er seinen Schüler zur Mäßigung. Karims Miene, erst peinlich ertappt, versteinerte sich daraufhin. Dennoch hatte Chasna dessen Häme sehr wohl bemerkt. Er säuberte mit einer kleinen Feile rasch noch Pasers Fußnägel. Für das Schönschleifen war nunmehr keine Zeit. Die Fußpflege gehörte ohne Zweifel zu den unangenehmsten Diensten des jungen Mannes, dennoch musste er sie zweimal wöchentlich erledigen. Gewiss konnte Paser einen Sklaven oder Diener dazu verpflichten. Allerdings verlangte der Wesir absolute Hingabe von seinem Gehilfen, damit dieser schnell seinen angeborenen Hochmut ablegte. Denn seiner Ansicht nach brachte Fügsamkeit in jungen Jahren die Weisheit in den reiferen. Zudem würde es ihm in der Zukunft gewiss leichter fallen, noch unangenehmere Dinge in Angriff zu nehmen.
In diesen Moment klang ein schrilles Tröten herein, was von lautem Trommeln untermalt wurde.
»Dein neuer Freund ist geradezu unpünktlich«, beklagte sich Imhotep. Es war um die Mittagszeit und heiß im Zelt. Der Enddreißiger wischte sich mit einem schmuddeligen Tuch den Schweiß von der Stirn. »Ich hoffe, dass sich die Anreise in diese Einöde gelohnt hat.« Drei dürre Totenknechte, die Meister und Schüler begleiteten, nickten zustimmend. Auch an ihren nackten, bleichen Oberkörpern floss der Schweiß in Strömen herab.
»Keine Sorge! Nunbals Ankunft ist der Beginn eines neuen Zeitalters«, wiegelte Wesir Paser des Einbalsamierers Unmut ab, nahm noch eine Weintraube vom Teller des Beistelltisches und spuckte deren Kerne über Chasnas Kopf hinweg zu Boden. »Es reicht!«, befahl er seinem Jüngling und stand mit leidgeplagtem Gesicht von der Liege auf. Zwei Diener bekleideten ihn daraufhin mit der blauen Amtsrobe. »Er wird uns die Tore öffnen, um unser gemeinsames Ziel zu erreichen. Setz dich lieber! Es sind genug Stühle für alle da.« Paser gehörte nicht mehr zu den Jüngsten. Er litt unter ständigen Rückenschmerzen. Jene plagten ihn seit dem Sturz aus einem Streitwagen und zogen sich hinunter bis zu den Kniekehlen. Seine ungewöhnlichen Schweißattacken führten die Hofärzte auf den damaligen Unfall zurück.
»Ich bleibe lieber stehen«, entgegnete Imhotep.
»Setz dich!«, verlangte Paser scharf. »Du machst mich nervös!« Der Wesir schnippte zu einem Wedler. Dieser huschte sofort zu Imhotep, der sich widerstrebend hinsetzte. Als der Wedler ihm mit seinem Straußenfederwedel kühle Luft zufächelte, würdigte dies der Einbalsamierer nur mit einem genervten Blick.
Das Tröten und Trommeln draußen hörte mit einem Mal auf. Es herrschte angespannte Ruhe im Zelt.
Nach einer Pause erklang erneut das Tröten und Trommeln. Es kam mit jedem Augenblick näher und tönte immer bedrohlicher. »Es ist besser, wenn alle außer Imhotep mein Zelt verlassen«, sagte Paser, ging zum Zederntisch und setzte sich.
Chasna wickelte rasch Feile, Bimsstein und die anderen Fußreinigungsgerätschaften in das feuchte Leinentuch. Dann erhob er sich von den Knien, nahm auch die Wasserschale und entfernte sich. Imhotep bedeutete Karim, es Pasers Gehilfen gleichzutun. Die beiden Wedler und alle Diener verließen ebenfalls das Zelt.
»Was ist mit deinen Totenknechten?«
»Keine Sorge, hoher Wesir!«, antwortete Imhotep mit einem Augenzwinkern. »Die werden unserem gemeinsamen Ziel nicht im Wege stehen. Außerdem gibt mir ihre Anwesenheit ein beruhigendes Gefühl. Sie werden nichts verraten.«
»Nichts verraten?«, knurrte Paser. »Unter Folter plaudert jeder, selbst deine schaurigen Knechte.«
Imhotep drehte sich auf dem Stuhl kurz zu ihnen um. Sie waren ungewöhnlich dünn, nur mit schmuddeligen Lendenschurzen bekleidet. Unter ihrer graubleichen Haut schimmerten deutlich ihre Rippen und blauen Adern hervor. Kahlköpfig, mit dunklen Ringen unter den Augen, wirkten sie auf jeden angsteinflößend, sogar auf einen König. Dazu strömte aus ihren Poren der üble Geruch von Natron und Fäulnis. »Streckt eure Zungen heraus!«, befahl Imhotep ihnen. Die Totenknechte traten hervor und öffneten ihre Münder. Allerdings kamen die Zungen nicht zum Vorschein.
»Siehst du? Sie hören nicht einmal auf dich. Wie kannst du ihnen überhaupt vertrauen, Einbalsamierer?«, fragte der Wesir verächtlich.
Imhotep schmunzelte listig. »Die hören außerordentlich gut. Nur sprechen können sie nicht mehr. Ihnen fehlen die Zungen und ihre Stimmbänder wurden bereits im Kindesalter durchtrennt, mein Wesir. Deshalb können sie nichts verraten, selbst wenn sie es wollten.«
Missfallend beäugte Paser nochmals die unheimlichen Totenknechte. »Meinetwegen«, stimmte er zu. »Aber dann sollen sie wenigstens für kühle Luft sorgen.«
Imhotep gab ihnen daraufhin ein Zeichen und die Totenknechte nahmen die Straußenfederwedel aus dem Ständer.