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Impressum

Dieses E-Book ist der unveränderte digitale Reprint einer älteren Ausgabe.

 

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg

Copyright für diese Ausgabe © 2018 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages

Umschlaggestaltung Anzinger | Wüschner | Rasp, München

 

 

Impressum der zugrundeliegenden gedruckten Ausgabe:

 

 

ISBN Printausgabe 978-3-499-20265-0

ISBN E-Book 978-3-688-10876-3

www.rowohlt.de

ISBN 978-3-688-10876-3

1

«Hallo?»

Markus ruft schon zum drittenmal. Er geht ein paar Treppenstufen wieder hinauf, weil er nicht weiß, wo er die fremde Stimme gehört hat. Im siebenten oder im achten Stock.

«He! Hallo!»

Nein, er kann sich eigentlich nicht getäuscht haben. Da war doch was. Aber es ist wie verrückt in diesem Riesenhaus. So viele Geräusche, die nicht genau zu bestimmen sind.

Das fünfzehngeschossige Haus an der Ringstraße ist ziemlich neu. Die letzten Mieter ziehen gerade ein, aber die ersten schon wieder aus. Es liegt etwas außerhalb der Stadt, im Grünen. Tatsächlich gibt es drumherum ein Wiesengelände, das früher mal von einem Bauern genutzt wurde. Aber jetzt wird es von einem Autobahnzubringer durchschnitten.

«Hallo!» ruft Markus noch mal.

Seit zwei Monaten wohnt der elfjährige Markus im zwölften Stockwerk. In der ersten Zeit war alles wahnsinnig aufregend. Gleich am Anfang blieb einer der Aufzüge auf seinem Weg nach unten stecken. In dem heißen Kasten mußte Markus fast eine Stunde lang toben und schreien, bis der Hausmeister ihn befreite. Seitdem kriegt kein Mensch ihn in einen der Aufzüge. Lieber trippelt er die 157 Treppenstufen hinauf oder hinunter, und jedesmal ist ihm von den Kurven ein wenig schwindelig.

Und jetzt, so mitten im Haus, dieser komische Schrei. Zweimal wiederholte er sich, und er zog sich reichlich lang hin. Sonst hätte Markus ihn gar nicht mitgekriegt. Auf einer der Stufen bleibt er stehen, lauscht. Er zögert. Einfach weitergehen, das möchte er nicht. Wer weiß, was da los ist. Damals, in dem Aufzug, da hat auch irgend jemand sein Geschrei gehört und Hilfe geholt.

Beckberg steht an einer Tür neben dem Treppenabsatz. Nie gehört. Schon will er sich umwenden, als der Schrei wieder da ist. So eine Mischung aus Hilfeschrei und Freudenschrei. Mit einem Finger klopft Markus an die Wohnungstür. Er drückt ein Ohr ganz fest daran – nichts. Nur sein Herz hämmert so wild, daß es eigentlich alle Leute hören müßten. Auch hinter den Türen.

Schließlich legt er eine Hand vor den Mund, stößt einen langgezogenen Schrei aus und läßt die Hand vor den Lippen hin und her hüpfen. In dem Hausflur bekommt jeder Ton mächtige Kräfte. Augenblicklich springt die Tür vor ihm auf. Ein stämmiger, aber blasser Junge steht da. Bertram, vielleicht zwei Jahre jünger als er. Markus hat ihn mal auf dem halbfertigen Spielplatz hinterm Hochhaus gesehen.

«Hast du so gebrüllt?»

«Klar», sagt Bertram, «muß ich doch. Ich bin der Shi-Kai.»

«Hm, was machst du? Ski laufen oder so?»

«Shi-Kai, der Rebell mit den starken Fäusten.»

«Hast du deshalb das rote Tuch um den Kopf? Sieht ja stark aus.»

«Klar doch. Deshalb.»

An Bertram kann Markus sonst nichts erkennen, was nach so einem wilden Typ aussehen könnte. Genaugenommen hat er auch gar keine Vorstellung von einem Rebellen mit diesem eigenartigen Namen. Daß Bertram dieses mörderische Geschrei loslassen kann, das sieht man ihm wirklich nicht an.

«Weißt du», erklärt Bertram, «wenn meine Eltern nicht da sind, dann bin ich immer Shi-Kai, das ist ein ganz Gefährlicher.» «Mensch, das kannst du doch auch spielen, wenn sie zu Hause sind», meint Markus.

«Irrtum», sagt Bertram und beginnt zu flüstern. «Geht nicht. Dann muß ich mucksmäuschenstill in meinem Zimmer hocken. Nichts zu machen, sonst gibt’s was.»

«Versteh ich nicht», sagt Markus mit gelangweilter Stimme.

«Na, ist doch klar.»

«Nee, gar nicht», widerspricht Markus, denn irgendwie ärgert es ihn, daß er überhaupt haltgemacht hat wegen so einem dämlichen Geschrei.

«Also, wenn mein Vater zu Hause ist, dann will er seine Ruhe haben. Da darf ich mich höchstens mal auf den Balkon stellen und Seifenblasen runterpusten.»

«Aber deine Mutter?»

«Genauso. Die arbeitet jetzt wieder, vormittags. Als Putzfrau beim Bauamt. Wir brauchen das Geld ganz unbedingt wegen der Wohnung, sagt mein Vater.»

«Ich find, dann sollten die dich wenigstens rauslassen, wenn sie ihre Ruhe haben wollen», sagt Markus und dämpft auch schon die Stimme, weil Bertram den langen Gang entlangsieht.

«Du hast gut reden», knurrt Bertram und lehnt sich wieder an den Türpfosten. «Eigentlich soll ich jetzt nämlich Hausaufgaben machen. Aber die hab ich längst fertig, und gemeckert wird sowieso.»

«Mensch, dann hau doch einfach ab!»

«Hm, ja», flüstert Bertram, «aber das –»

«Na ja, bis sie zurück sind, bist du auch wieder da. Oder komm zu mir rauf», schlägt Markus vor, «wir wohnen oben im zwölften.»

«Hier im Haus?»

«Wo denn sonst? Oder gibt’s hier noch was anderes?»

«Also, wenn das so ist – find ich klasse. Dann komm doch rein. Ich zeig dir mal, was ich mache. Bin grad erst angefangen.»

Markus folgt ihm zögernd. Ein flauschiger Teppichboden zieht sich durch die ganze Wohnung. Alle Türen sind geöffnet, so daß er sich schnell einen Überblick verschaffen kann. Nirgendwo macht sich Unordnung breit.

«Und wann kommen deine Eltern zurück?» fragt Markus vorsichtshalber.

«Wir haben noch genau zwanzig Minuten Zeit», stellt Bertram mit einem besorgten Blick auf seine Armbanduhr fest. «Also beeilen wir uns. Sie sind zum Einkaufen los.»

Wieder stößt er einen Schrei aus, springt lachend in einen Sessel, von dort über einen schmalen Tisch in einen Ledersessel und läßt sich auf den Boden rollen.

«Das hier sind Bäume und Felsen», sagt er, «und jetzt, jetzt reite ich durchs hohe Gras. Meine Feinde reit ich alle nieder. Wie der richtige Shi-Kai. Gefangene werden nicht gemacht. Ab damit ins Land der Schatten!»

Markus nickt ihm nur zu. Er hat sich auf den Boden gehockt, das heißt ins Gras. Er sieht sich Bertram nun genauer an. Irgendwie scheint alles an ihm reichlich kurz geraten. Nicht nur der unscheinbare Hals, auch die Arme und Beine. Der große Schub nach oben läßt noch auf sich warten. Und seine dunkelblonden Haare sind so kurz geschnitten, daß die Ohren überdeutlich hervorstehen.

Im Eßzimmer ist Bertram inzwischen unter einen Eichentisch gekrochen. Er späht an zwei Stühlen vorbei zu Markus hinüber.

«Das hier ist meine Hütte», verkündet er. «Hier besucht mich der Mongo, mein starker Freund. Es gibt ein paar Leute, die meine Freunde sind.»

«Dann ruf sie doch mal, deine Freunde», sagt Markus spöttisch. Wieder läßt Bertram sein Gebrüll hören. Erstaunlich, was seine Stimmbänder hergeben. Auf Händen und Füßen kriecht Markus zum Tisch, also zur Hütte, um das Spiel besser mitzukriegen.

«Siehst du», sagt Bertram, «schon kommt er, der riesige Typ, der Mongo. Leider hat er nur einen Arm.»

«Ist der Kerl wirklich so gefährlich?»

«Keine Angst, dir tut der nichts. Meine Freunde sind auch deine Freunde. Mongo macht alles für mich. Sogar mit einem Arm.»

«Ja, schon gut», bemerkt Markus, der ziemlich verblüfft ist.

«Wir haben gerade den linken Haken und den Außenblock geübt.» «Hm? Was für Zeug?»

«Kung-Fu! Hier steht’s. So muß man’s machen.»

Er zieht ein abgegriffenes Heftchen zu sich heran, in dem ein paar braune Muskelmänner unwahrscheinliche Verrenkungen vorführen.

«Kannst du mir glauben, meine Handkante ist härter als Granit!» behauptet Bertram mit Stolz. «Bald kann ich die dicksten Bretter spalten. Mit einer einzigen Hand.»

«Na ja, schon möglich. Und wie lange machst du das schon?» fragt Markus, um auf etwas anderes zu kommen.

«Ein halbes Jahr wohnen wir hier. Aber Shi-Kai findet hier nicht die richtigen Freunde.»

«Ist doch klar. Ich kenne hier auch noch nicht alle», bestätigt Markus.

Plötzlich steht Bertram auf. Die Begeisterung, die eben noch in ihm steckte, ist verschwunden. Er hat es nun eilig. Er schiebt alle Stühle wieder an den Tisch heran, streicht den Teppichboden glatt, zupft an den Fenstervorhängen.

«Noch fünf Minuten Zeit zum Aufräumen, Kumpel», stellt er mit einem erneuten Blick auf seine Uhr fest.

Markus sieht ihn verständnislos an. Aber Bertram, der kleine Rebell mit der großen Stimme, arbeitet wie ein Roboter. Die Sessel kommen an ihren ursprünglichen Platz, alle Kissen werden glattgestrichen.

«Vorher merk ich mir immer genau, wie alles steht», erklärt Bertram.

Prüfend läuft er durch die beiden Zimmer, die eben noch sein Kampfgebiet gewesen sind. Übriggeblieben ist eine Wohnung, die ziemliche Ähnlichkeit mit einem Museum hat. Markus steht unschlüssig da.

«Also, ich mach jetzt lieber die Fliege», sagt er.

«Roger. Aber wenn ich wieder allein bin», schlägt Bertram vor, «dann gibt dir Shi-Kai ein unüberhörbares Zeichen.»

«Kann ja sein, daß wir uns mal draußen treffen», meint Markus.

«Nee, du, so oft lassen mich meine Eltern nicht raus», gesteht Bertram leise. «Kannste dir ja denken, Hausaufgaben und so. Weil die mich jetzt aufs Gymnasium geschickt haben.»

«Wo denn?»

«Albert Einstein. Ist doch das beste hier.»

«Ach du Schreck, da geh ich auch hin. Klasse 6 b», erklärt Markus.

«In meine Schule? Ist ja Spitze!»

«In deine und meine.»

«Dann fährst du auch mit dem dreiunddreißiger Bus?» fragt Bertram eifrig. «Sieben Uhr zwanzig?»

«O Mann, der kommt mir zu früh. Sieben Uhr zweiundvierzig. Der Karren ist auch nicht so voll.»

Markus zuckt mit den Schultern. So richtig glaubt er nicht an die ganze Sache, denn Bertram hat er bestimmt noch nie auf dem Schulhof gesichtet. Allerdings, er ist ja selbst noch ein Neuer. Markus schiebt sich durch die geöffnete Wohnungstür und steht schon im lindgrün gestrichenen Treppenhaus. Noch einmal hört er einen Schrei, der nun jedoch bescheidener ausfällt.

In Windeseile trippelt Markus die restlichen Treppenstufen hinunter. Unten rennt und springt er erst einmal über echten Rasen, der vom letzten Regenschauer noch ganz feucht ist. Dann dreht er sich um und schaut an der Fassade des Hochhauses hinauf. Irgendwo in der Mitte wartet Bertram in einer gründlich aufgeräumten Wohnung auf seine Eltern.

«Wirklich zu blöd», murmelt Markus.

2

Niemand da auf dem Spielplatz. Mit der schrägen Holzscheibe dreht Markus ein paar Runden, aber allein fehlt ihm der richtige Schwung. Für ein Match auf der steinernen Tischtennisplatte fehlt ihm ein Partner. Markus schüttelt den Kopf, als könnte er damit lästige Gedanken loswerden.

Seine alten Freunde sind ihm wieder eingefallen. 80 Kilometer liegen zwischen ihm und Toni, Schorschi, Gerhard und Lars, der eine ungeheuer nette Schwester hat, Marieluise. Mehr als zwei Monate sind vergangen, seit der blaue Möbelwagen vor dem kleinen, dunklen Haus vorfuhr. Da war immer was los gewesen in der schmalen Straße. Toni hat ihm noch einen Brief geschrieben, nach einer Woche, fünf Seiten, und dann war alles zu Ende.

Auf dem leeren Spielplatz entdeckt er schließlich in einer Ecke Sabine und Karin. Sie geht auch in die 6 b, die Karin aus dem dritten Stock. Von den Mädchen in der Klasse hat sie immer das stärkste Wort.

«Kennst du Bertram?» fragt Markus unvermittelt.

«Nee», sagt sie sofort, «aber ich kenne Berthold. Das ist der große Bruder von Daggi. Und Berthold kann weiße Mäuse zaubern.»

«Ach was», fährt Markus sie an, «der Scherzbold lügt doch wie gedruckt!»

«Ehrenwort», sagt Karin, «ich hab sie ja selbst gesehen.»

«Im Kopf, da hast du weiße Mäuse», knurrt Markus. «Ich meine doch Bertram, nicht Daggi oder diesen dämlichen Berthold oder deine weißen Mäuse.»

«Den kenn ich ehrlich nicht», erklärt Karin kurz.

«Noch nie was von dem Typ gehört», ergänzt Sabine und schüttelt ihre langen schwarzen Haare.

«Dann sagt’s doch gleich», brummt Markus.

Er hockt sich vor den Drahtzaun, der den Spielplatz von dem frisch gesäten Rasen trennt. Davor, an der Straße, parken eine Menge Autos, denn die Tiefgaragen reichen nicht aus oder sind zu teuer.

Durch ein Loch im Zaun kriecht gerade der spindeldürre Chris; er zieht an seiner Hose herum und hockt sich dann direkt neben Markus.

«Nichts los hier, was? Hast du diesmal die Fußballbilder zum Tauschen mit?»

«Keine Zeit. War gerade mal bei Bertram», erklärt Markus.

«Nun sag’s schon», fährt Karin dazwischen, wobei sie ganz schmale Augen bekommt, «habt euch wohl in die Wolle gekriegt?»

«War irre», sagt Markus.

«Den kenn ich, den Knaben», stellt Chris fest und spuckt ein abgebissenes Stück Fingernagel in die Luft, «das ist so ein ganz widerlich schüchterner Knilch, blöde ist der. Tschüs!»

Und schon krabbelt er zurück durch das Loch im nagelneuen Maschendraht. Für einen Moment bleibt seine Hose daran hängen. Karin lutscht an ihrer Unterlippe.

«Also gab’s doch Krach mit dem Kerl», sagt sie, um noch etwas zu erfahren.

«Überhaupt nicht.»

«Ja, Mensch, dann ist doch alles in Ordnung.»

«Denkste!»

Markus wirft ein morsches Stück Holz hinter Chris her. Er trifft, obwohl das Holz gefährlich nah an die Autos heranfliegt, doch nur den Zaun. Boing macht der, er schwingt und summt.

«Du», sagt Markus nach einer Pause, «das war wirklich irre. Der Bertram hat so einen richtigen Wahnsinnsschrei losgelassen. Weil er Shi-Kai war, im Spiel jedenfalls. Klang aber ganz anders.»

«Nie gehört, sein Wahnsinnsgeschrei. Vielleicht wohnt der zu weit oben, da hört man bei uns nichts mehr davon.»

«Na, ich meine, der klang eher wie ein Hilfeschrei.»

«Vielleicht braucht dein Schickoree auch mal Hilfe. Oder?»

«Hör doch richtig zu! Shi-Kai nennt der sich, stand auch auf so ’nem Heftchen. Schon möglich, daß der mal Hilfe braucht. Der erlebt ja in jeder Minute zehn Abenteuer.»

«Guck mal! Der war schon lange nicht mehr hier!»

Sabine deutet mit einem Daumen über die Schulter. Auf dem normalen Weg, nämlich von der Straße her über die roten Steinplatten, kommt ein Mann auf den Spielplatz zu. Schwerfällig wie ein Bär hüpft er über die Pfützen. Er heißt Tim Timpen und soll schon ein paar Jährchen über sechzig sein. Seit unendlichen Zeiten wohnt er in einem winzigen Gartenhäuschen, ganz in der Nähe.

«Wo warst du denn so lange?» ruft Sabine ihm entgegen.

«Och, bei einem alten Freund in Bremerhaven. Mußte mal wieder richtige Seeluft schnuppern. Aber die ist auch nicht mehr so gesund wie früher.»

Genaugenommen dürfte es so jemand wie Tim Timpen mit seiner Hütte in der Nachbarschaft des fünfzehnstöckigen Wohnblocks gar nicht mehr geben. Die Architekten hatten sich das anders vorgestellt. Aber nach heftigen Protesten mußten sie sich mit Tim Timpens Dasein abfinden. Er und sein Häuschen sind eine Ausnahme. Dieser winzige, geheimnisvolle Bretterverschlag, in einer Mulde gelegen und neuerdings von Erdwällen umgeben.

Allerdings wird das alles nur so lange da sein, wie es den Alten gibt. Das ist allen Leuten klar. Spätestens zwei Tage nach seiner Beerdigung fährt dann ein Tieflader vor, ein Schieber wird abgeladen, Tim Timpens Behausung umgelegt und plattgewalzt. Nichts bleibt übrig. Höchstens ein paar Büsche. Und die Erinnerung an einige phantastische Geschichten, die er den Kindern erzählt hat, Gruselgeschichten, Lachgeschichten, Abenteuergeschichten, Flunkergeschichten, Marke Tim Timpen.

«Ihr seht ja nicht gerade fröhlich aus, meine Damen und mein Herr!»

«Ist doch kein Wunder», mault Karin.

«Vielleicht kann euch Tim Timpen helfen.»

Gewöhnlich ist sein breiter Kopf mit den weißen Stoppelhaaren fast jeden Tag auf dem Spielplatz zu entdecken. Es sei denn, der Alte ist mal wieder verreist. Manche Leute im Haus behaupten, er sei nicht ganz richtig im Kopf, dieser alte Kauz. Weil er zuviel Schnaps trinkt, beispielsweise. Er ist bestimmt kein Vorbild, aber daß er nicht richtig im Kopf ist, das ist eine glatte Lüge. Mit ihm kommt man ausgezeichnet zurecht. So war das auch bei Markus, gleich von Anfang an.

«Gibt’s denn gar nichts Neues bei euch?» fragt Tim Timpen, wie immer, wenn er auftaucht.

«Nichts», behauptet Sabine prompt.