Ulli Olvedi
Die Energien des Lebens und des Sterbens
Meditative Energiearbeit nach den Prinzipien des buddhistischen Tantra
Knaur e-books
Die renommierte und erfolgreiche Autorin Ulli Olvedi ist diplomierte Qi Gong-Lehrerin und ausgebildet in Atemarbeit, buddhistischer Psychologie und buddhistisch-tantrischer Energiearbeit. Auf dieser Basis entwickelte sie die »Meditative Energiearbeit« für westliche Menschen, die sie in Seminaren unterrichtet. Ulli Olvedi gründete die Hochschule für traditionelle tibetische Medizin, das Shelkar Tibetan Medical Institute in Kathmandu, und ist Fachbereichsleiterin für Spiritualität an der Akademie PANTA RHEI in Seefeld bei München.
www.ulli-olvedi.gmxhome.de
Wie lassen sich die Energien der Chakras wahrnehmen und zur Heilung von Körper und Geist nutzen? Wie erlebt man in der Sexualität die weiblichen und männlichen Energien zugleich? Was ist das wahre Selbst?
Je mehr wir über das feinstoffliche Energiesystem unseres Körpers wissen, desto mehr können wir uns selbst helfen und uns weiter entwickeln.
Auf praxisnahe Weise vermittelt Ulli Olvedi sehr effektive buddhistische Methoden, die unsere Gefühlswelt und unser Leben nachhaltig klären und harmonisieren.
Ein wegweisendes Buch in eine bisher unentdeckte Erfahrungsdimension des Menschen.
eBook-Ausgabe 2013
Knaur eBook
© 2007/2013 O. W. Barth Verlag
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverabbildung: © Finepic®, München
ISBN 978-3-426-41791-1
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Neue wissenschaftliche Forschungen hingegen machen deutlich, dass die konventionellen westlichen Vorstellungen längst überholt sind. Siehe: McTaggart, Lynne, Das Nullpunkt-Feld. München: Goldmann 2007
Siehe Gebser, Jean, Ursprung und Gegenwart. München: dtv 1973
Die Wörter Magie und Macht haben dieselbe sprachliche Wurzel.
Magazin Shambhala Sun. Boston: Shambhala, Sept. 20, 2006, S. 71
Guenther, Herbert V., Tantra als Lebensanschauung. München: O. W. Barth 1974, S. 21–22:
»Die Entwertung des Körpers und die Verwerfung der Welt am Beispiel der Askese und der Ausschweifung erreichen ihren Höhepunkt im Gedanken der Transzendenz. Diese wird als etwas anderes begriffen, das aber in keiner positiven Beziehung zur Welt der Wahrnehmung steht, und ist damit die Negation und Aufhebung nicht nur der Welt, sondern auch ihrer selbst. Dieser Nihilismus wird nicht abgefangen durch eine sogenannte transzendente Meditation, die nichts anderes ist als eine Neuformulierung des Nihilismus in nichtwestlicher Terminologie. Das wirklich Transzendente ist jenseits des Seins und nicht eine Ursache, die gewisse eigene Eigenschaften als Wirkung ausgibt. Es hilft uns nicht für das Verständnis unserer selbst oder der Welt, aber es scheint Nihilismus und Nichtsein schmackhafter zu machen.«
Allione, Tsültrim, Tibets weise Frauen. Berlin: Theseus 2001, S. 21
Maturana, Umberto/Varela, Francisco, Der Baum der Erkenntnis. Bern: Scherz 1987
Ein Beispiel für missdeutete Anorexie ist die heilige Margret von Cortona. In einem Brief an ihren Beichtvater, der ihr geboten hatte, ihr religiöses Fasten zu beenden:
»Lieber Vater, ich werde nicht zulassen, dass meine Seele Frieden mit meinem Körper schließt, und ich habe auch nicht die Absicht, mich zu verstellen. Deshalb erlaubt mir, meinen Körper zu zähmen, indem ich meine Ernährungsweise nicht verändere; ich werde für den Rest meines Lebens nicht mehr damit aufhören, bis kein Leben mehr in mir ist. Mein Fleisch ist keineswegs so schwach, wie es den Anschein hat; es verhält sich nur deshalb so, damit ich nicht Buße fordere für die Schuld, die es auf sich lud, als es weltliche Freuden suchte … Oh, mein Körper, warum hilfst du mir nicht, meinem Schöpfer und Heiland zu dienen? Warum bist du jetzt nicht ebenso gehorsam, wie du vorher ungehorsam warst? Klage nicht, weine nicht; gib nicht vor, halbtot zu sein. Du wirst das Gewicht tragen, das ich auf deine Schultern lege, alles … Nicht nur der Nahrung wollte ich mich in diesem meinem sterblichen Leben enthalten, sondern jeden Tag tausend Tode sterben, wenn dies möglich wäre.«
Margret von Cortona starb 1297 durch Verhungern und wurde dafür heiliggesprochen.
Zitiert in: Hornbacher, Marya, Alice im Hungerland. Berlin: Ullstein 2005, S. 212
Bei einem deutlich falschen Atemmuster ist eine Atemtherapie zu empfehlen.
Mokusen Miyuki (Hrsg.), Die Erfahrung der Goldenen Blüte. München: O. W. Barth 2000, S. 81
Tarab Tulku spricht von der »Körper/Geist-Wechselwirkung auf der groben, der subtilen und der subtilsten Ebene ihrer Matrix«.
Siehe Olvedi, Ulli, Das Stille Qi Gong. München: O. W. Barth 1994
Im tibetischen System heißt es, dass im Tod, wenn sich Körper und Geist trennen, die subtile Energie, die alle karmischen Informationen des früheren Individuums trägt, durch diesen Punkt aus dem Körper austreten solle; alle anderen Körperöffnungen, zumal die unteren, sind ungeeignet. Dieser Austritt wird mit der tibetisch-buddhistischen Praxis des Phowa geübt.
Weitere Ausführungen zum Kleinen Kreislauf in Olvedi, Ulli, Das Stille Qi Gong, a.a.O.
Green, Hannah, Ich habe dir nie einen Rosengarten versprochen. Reinbek: Rowohlt 1967, S. 9
Tompkins, Peter/Bird, Christopher, Das geheime Leben der Pflanzen. Bern: Scherz 1974
ebd., S. 45
Smith, Penelope, Gespräche mit Tieren. Frankfurt/M.: Zweitausendeins 1995, S. 28
Halifax, Joan, Fruitful Darkness. San Francisco: Harper 1993, S. 141
ebd.
Jungclaussen, Emmanuel, Der Meister in dir. Freiburg: Herder 1975, S. 114
Tarab Tulku erklärte im Hinblick auf schwere psychische Traumatisierung, dass man solche zwar in manchen Fällen nicht heilen könne; doch man könne die Energieebene wechseln und sie damit zurücklassen.
S. H. Dalai Lama XIV., Goldene Worte des Glücks. Bergisch Gladbach: Lübbe 2004, S. 78
Ma-gcig Lab-sgron, Gesänge der Weisheit. Dietikon: Garuda 1998, S. 43
ebd., S. 42
Siehe Bauer, Joachim, Warum ich fühle, was du fühlst. Hamburg: Hoffmann und Campe 2005
Siehe Chögyam Trungpa, Der Mythos Freiheit und der Weg der Meditation. Berlin: Theseus 1989, S. 82
Siehe Süddeutsche Zeitung 2006, Nr. 8, Kraft, Ulrich, »Mönche in der Magnetröhre«
Jung, C. G., Psychologie der Übertragung. Olten: Walter 1973, S. 15
Paul, Diana Y., Die Frau im Buddhismus. Hamburg: Papyrus 1981, S. 126
ebd., S. 203
Das, Surya, Tibetische Weisheitsgeschichten. München: Heyne 1995, S. 121
McTaggart, Das Nullpunktfeld, a.a.O , S. 166–187
Sloterdijk, Peter (Hrsg.), Mystische Zeugnisse. München: Diederichs 1994, S. 100
Ich erlebte einmal bei einem Qigong-Kongress in München, dass ein rotchinesischer Qigong-Meister von den potenziellen Einsatzmöglichkeiten der Macht tibetischer Mantras für militärische Zwecke zu schwärmen begann. Ich ging.
Chögyam Trungpa, Mudra. Alpem: Zero 1980, S. 65
Shaw, Miranda, Erleuchtung durch Ekstase. Frankfurt/M.: Krüger 1997, S. 99f.: »Die verbreitete Interpretation des tantrischen Buddhismus, die die Männer hervorhebt und den Frauen eine marginale Opferrolle zuweist, ist größtenteils das Ergebnis einer androzentrischen Ausdeutung tantrischer Quellen.« Shaw weist vor allem grammatikalische Missverständnisse in Übersetzungen nach, die sich aus entsprechenden Voreingenommenheiten ergaben.
ebd., S. 104
ebd., S. 174
Dowman, Keith, Sky Dancer. London: Routledge and Kegan Paul 1984, S. 86
Diese intuitive Klarheit wird prajna (Sanskrit) genannt.
Dies bezieht sich auf eine persönliche Erfahrung der Autorin mit einem jungen Lama, der den Posten des spirituellen Leiters in einem tibetisch-buddhistischen Zentrum in Dänemark innehatte.
Shaw, Erleuchtung durch Ekstase, a.a.O., S. 281
Guenther, Tantra als Lebensanschauung, a.a.O., S. 22
ebd.
Allione, Tibets weise Frauen, a.a.O., S. 123
Siehe Guenther, Herbert V., The Life and Teaching of Naropa. Boston: Shambhala 1986
Allione, Tibets weise Frauen, a.a.O., S. 126
Erscheinungen in der Welt der Illusion
Lhalungpa, Lobsang P., The Life of Milarepa. Boston: Shambhala 1984, S. 216
Thinley Norbu, Magic Dance. Boston: Shambhala 1999, S. 16
Shaw, Erleuchtung durch Ekstase, a.a.O., S. 266
Dhondup, K., Songs of the Sixth Dalai Lama. Dharamsala: Library of Tibetan Works and Archives 1981, S. 36
Robinson, Marnia, Peace between the Sheets. Berkeley: Frog 2002, S. 36
Chögyam Trungpa, Der Mythos der Freiheit, a.a.O., S. 90
ebd., S. 90
Guenther, The Life and Teaching of Naropa, a.a.O., S. 204
ebd., S. 205
Bharati, Agehananda in: Shaw, Erleuchtung durch Ekstase, a.a.O., S. 197
Varela, Francisco, Traum, Schlaf und Tod. München: Diederichs 1998, S. 153
ebd.
Guenther, The Life and Teaching of Naropa, a.a.O., S. 205
Buddha, der Sieger über Begierde, Aggression und Ignoranz
Shaw, Erleuchtung durch Ekstase, a.a.O., S. 203
ebd., S. 264
ebd., S. 207
Thubten Yeshe, Wege zur Glückseligkeit. Jägerndorf: Diamant 1988, S. 165
Levine, Ondrea und Stephen, In Liebe umarmen. Bielefeld: Kontext 1995, S. 192
Stephen Levine ist ein bekannter Vipassana-Lehrer und Sterbebegleiter in den USA.
Sloterdijk, Mystische Zeugnisse, a.a.O., S. 127
Schimmel, Annemarie, Rumi. Köln: Diederich 1980, S. 185
Namkhai Norbu, Traum-Yoga. München: O. W. Barth 1994, S. 129
In der alttibetischen Bön-Tradition heißt es, dass in den tiefsten Schlafphasen in den ersten zwei Dritteln der Nacht die Gefahr der unkontrollierten Beeinflussung durch Geister am größten sei, und dass im Traum die Geister Verbindung mit uns aufnehmen können. Das ist ein vorbuddhistisches Verständnis, das als relative Anschauung in den tibetischen Buddhismus aufgenommen wurde. Denn buddhistisch betrachtet ist alles, was wir wahrnehmen, »geistgeschaffen«, sei es »normal« oder »übersinnlich«.
Varela, Traum, Schlaf und Tod, a.a.O., S. 45
C. G. Jung, Erinnerungen, Träume, Gedanken. Olten: Walter 1971, S. 201
Frank Ostaseski, Sterbebegleiter, hält auch Seminare in Deutschland bzw. Europa, siehe www.alayainstitute.org oder www.mettainstitute.org
Chökyi Nyima Rinpoche, Das Bardo-Buch. München: O. W. Barth, S. 92
Jung, C. G./Wilhelm, R., Das Geheimnis der Goldenen Blüte. Olten: Walter 1973, S. 25
Sloterdijk, Mystische Zeugnisse, a.a.O., S. 116
Mokusen Miyuki (Hrsg.), Die Erfahrung der Goldenen Blüte, a.a.O., S. 81
Thubten Yeshe, Inneres Feuer. München: Diamant 2001, S. 105
Scott, Jim (Hrsg.), Selected Songs of Realization. Kathmandu: Marpa Translation Committee 1996, S. 8
Dies wird in der tibetischen Medizin Nying-lung genannt
Allione, Tibets weise Frauen, a.a.O., S. 204
Original: ›die allgute Mutter‹
Original: »der allgute Buddha«
Evans-Wentz, W. Y., Das Tibetanische Totenbuch. Olten: Walter 1971, S. 170–171
Levine, In Liebe umarmen, a.a.O., S. 20
Vor allem Verstorbene mit sehr viel Negativität (Rachegefühle usw.) können noch sehr lange nach dem Tod als Geister in Erscheinung treten. Tibetische Lehrer weisen darauf hin, dass man Verstorbene auf keinen Fall mittels spiritistischer Sitzungen herbeirufen solle, da dies nur zu ihrer Verwirrung beitrage.
Evans-Wentz, Das Tibetanische Totenbuch, a.a.O., S. 179
ebd., S. 180
Siehe auch: Dowman, Keith, Der heilige Narr. München: O. W. Barth 1982
Dieses Buch ist mit tiefem Dank
Tarab Tulku Rinpoche
und allen meinen wunderbaren
tibetischen Lehrern gewidmet.
Die Theorie und die praktischen Übungen in diesem Buch stützen sich auf die Prinzipien des buddhistischen Tantra, wie Tarab Tulku (1935–2004), einer der für den Westen bedeutendsten tibetischen Gelehrten und Meditationsmeister, sie unter dem Namen Unity in Duality (Einheit in der Dualität) dem westlichen Verständnis zugänglich gemacht hat.
Diese Prinzipien sind natürliche Gesetzmäßigkeiten und deshalb kulturübergreifend, doch das ist nicht ohne weiteres erkennbar, solange ihre spezielle kulturelle bzw. religiöse Verpackung sie als fremdartig und exotisch erscheinen lässt. Tarab Tulku definierte Tantra als »Weg der Energie« – als einen spirituellen Prozess, der darin besteht, die subtilen Energien unserer Körper/Geist-Ganzheit kennenzulernen und methodisch mit ihnen umzugehen.
Die geistige Entwicklung in unserer abendländischen Gesellschaft befindet sich in einer Umbruchphase (die wohl noch mehrere Generationen andauern mag). Dieser Paradigmenwechsel lässt ein immer vollständigeres Bild dessen zu, was »Ganzheitlichkeit« wirklich ist. Während die Physik die Energieseite der Materie im Laufe der Neuzeit erkennen lernte, wird nun auch die Energieseite des Geistes erkannt werden und damit das ganze Ausmaß der Verbindung von Körper und Geist. Dazu gehört auch, den Tod – als Kontinuität subtiler Energie – nicht vom Leben zu trennen.
Ein tibetischer Weisheitsspruch sagt: »Richtig sterben lernen heißt auch richtig leben lernen« – und umgekehrt. Leben und Tod sind zwei Seiten einer Medaille; hat man die eine, gehört die andere untrennbar dazu. So ist das Tibetische Totenbuch ebenso ein Lebensbuch wie eine Hilfe zum Sterben. Es beschreibt den Prozess der Veränderung, den die subtilen Körper/Geist-Energien im Sterben durchlaufen. Und nicht nur im Sterben: Wann immer Veränderungen auf körperlicher oder geistiger Ebene stattfinden, hat dies mit Veränderungen im subtilen Energiesystem zu tun und bildet – wie zum Beispiel beim Einschlafen – den Sterbeprozess bis zu einem gewissen Grad auf einer äußeren Ebene ab.
»Energie« ist ein Begriff, der heute nicht mehr nur im eng abgesteckten physikalischen Rahmen benutzt wird. Da ist die Rede von Lebensenergie, psychischer Energie, sexueller Energie, auch von Chakra-Energie und anderen, der Parapsychologie oder Randbereichen der Psychologie zugeordneten Energien (»Psi« und Wilhelm Reichs »Orgon«). Begriffe wie »Qi« und »Prana«, Praxisformen mit der subtilen Energie wie »Qigong« oder »Pranayama«-Yoga sind vielen bekannt. Doch die Kultur des christlichen Abendlands ist die einzige Kultur, in deren konventionellem Konsensus diese subtilen Energien noch immer weitgehend ignoriert oder gar geleugnet werden[1], während das Wissen darum in anderen Kulturen respektiert und teilweise konsequent entwickelt und zu hoher Blüte gebracht wurde.
Je mehr wir über die subtilen Energien wissen, die in unserem Leben und Sterben eine so große Rolle spielen, und bewusst mit ihnen umgehen, desto mehr können wir uns selbst helfen bei zentralen Ereignissen des Lebens wie der Selbstheilung von Körper und Geist, bei der Persönlichkeitsentwicklung, in der Entfaltung einer erfüllten sexuellen Kommunikation, bei der Arbeit mit den Energien des Traums usw. und schließlich beim Sterben, um vorbereitet und in innerer Harmonie in den Tod zu gehen.
Ich hatte das große Glück, bei Tarab Tulku lernen zu dürfen und mit ihm besprechen zu können, wie ich mir eine Verbindung meiner Seminararbeit (Stilles Qigong, Atemarbeit, Kontemplative Therapie, buddhistische Psychologie) mit seiner Art, die buddhistischen Lehren und Methoden zu präsentieren, vorstellte. In der äußeren Form der Präsentation folgte ich seinem Beispiel, Theorie und Praxis in einem gleichgewichtigen Wechselspiel anzubieten. Ein buddhistischer Spruch sagt: »Ein Vogel braucht zwei Flügel, um fliegen zu können.« Diese beiden Flügel sind die philosophisch/psychologischen Lehren einerseits und die meditative Praxis, die methodische Arbeit mit dem Geist, andererseits. Ein Flügel reicht nicht, beide müssen zusammenarbeiten, Studium und Praxis, Intellekt und Intuition.
Dieses Buch will auf möglichst einfache Weise und in einer uns vertrauten Terminologie die kulturübergreifenden Prinzipien der spirituellen Entwicklung klären. Damit dient es auch als Hilfe zum Verständnis des traditionellen tantrischen Buddhismus, der angesichts seiner exotisch anmutenden äußeren Form für westliche Menschen sehr fremdartig wirkt.
Ein Buch kann natürlich den spirituellen Lehrer nicht ersetzen, aber es kann die Neugier auf den eigenen Geist wecken und Orientierung und Inspiration vermitteln, so wie eine Landkarte die Richtung weisen kann und Beschreibungen eine Vorstellung von der Landschaft ermöglichen, bevor man die Reise antritt. Die Anweisungen zu Übungen und Meditationen für die Selbstentwicklung geben einen Eindruck von der Art der Meditativen Energiearbeit. Wer will, möge sie ausprobieren, sollte sich aber klar darüber sein, dass man mit gelegentlichen Versuchen nur sehr begrenzte Erfahrungen machen kann. Die meditative Praxis bedarf der Kontinuität und der Kommunikation mit einem spirituellen Lehrer (oder einer Lehrerin) oder zumindest mit einem erfahrenen spirituellen Freund (oder einer Freundin).
Um des Leseflusses willen wird in diesem Buch häufig nur die maskuline Form verwendet, wie »der Lehrer«, »der Schüler« usw.
Die Tarab-Tulku-Zitate entstammen Mitschriften aus seinen Seminaren, die noch nicht veröffentlich wurden.
Das Äußere der Materie ist das Sichtbare.
Das Innere der Materie ist Energie.
Das Äußere des Geistes ist das Denken.
Das Innere des Geistes ist Energie.
Tarab Tulku
Zu Beginn, als ich das in Tarab Tulkus Seminaren Gelernte mit meiner Gruppenarbeit verband, schien mir der Titel Integrale Energiearbeit passend. Er bezog sich auf den Grundgedanken der Integration und auf die Inspiration, die ich aus dem Studium der Thesen des Philosophen Jean Gebser[2] gewonnen hatte. Gebser beschrieb Entwicklungsphasen des kollektiven Bewusstseins, beginnend mit einer ursprünglichen »archaischen Bewusstseinsstruktur«, die dann von einer »magischen« und später einer »mythischen« Struktur abgelöst wurde. Anschließend an diese entwickelte sich die »mentale« Struktur, auf der unsere moderne Weltsicht beruht. Dieser mentale Modus, der nur eine Phase im großen Entwicklungsprozess des menschlichen Bewusstseins hätte sein sollen, spaltete sich jedoch von den anderen völlig ab, wurde verabsolutiert und gilt im Abendland – und zunehmend auch darüber hinaus – nun als der Gipfel der Entwicklung. Die Erlösung aus dieser Entwicklungssackgasse wäre ein »integrales« Bewusstsein, das alle vorhergehenden Strukturen umfasst, aber in einer »durchsichtigen« Weise (Gebser nannte es »diaphan«), und damit etwas Neues, Ganzheitliches darstellt.
Ein wichtiger Aspekt dieses integralen Bewusstseins ist die Fähigkeit, eine Haltung des Sowohl-als-auch anstatt des Entweder-oder einzunehmen: nicht entweder Körper oder Geist, sondern Körper und Geist im Zusammenspiel – verkörperter Geist; nicht entweder Intellekt oder Intuition, sondern beide in Balance. Die Harmonie, die diese Balance bewirkt, streben wir mit den Mitteln der Meditativen Energiearbeit an.
Die Ausführungen in diesem Kapitel mögen zunächst nicht ganz leicht zu verstehen sein. Das Thema erschließt sich in seiner Komplexität erst im Umkreisen, was im weiteren Verlauf des Buches bei der Behandlung einzelner Themenpunkte geschieht. Ein besonders wichtiger Zugang ist natürlich die eigene Erfahrung der Körper/Geist-Energie mit Hilfe der beschriebenen Meditationen. Es ist ein Grundsatz des buddhistischen Weges, dass die Theorie nicht für sich steht, sondern dazu dient, der meditativen Praxis den Weg zu bereiten. Und das ist letztlich der Zweck dieses Buches.
»Meditation« ist ein vielfältig befrachtetes Wort und so schien es sich zunächst nicht für diese spezielle Energiearbeit anzubieten. Doch weist dieser Begriff darauf hin, dass es sich hier um eine stille, in die Innenräume unserer Wahrnehmung gerichtete Praxis handelt. Das ist wichtig, da »Energie« oftmals mit äußerer Dynamik assoziiert wird, daher änderte ich schließlich die Integrale Energiearbeit in Meditative Energiearbeit um.
Im weiteren Verlauf werden Begriffe, deren Interpretation nicht eindeutig ist, umkreist und im Rahmen unseres speziellen Kontextes möglichst genau bestimmt. Meditation in unserem Rahmen bedeutet eine Veränderung des geistigen Modus von der Denkebene zur Fühlebene und schließlich zur Energie-Ebene. Zu diesem Zweck werden bestimmte Entspannungs-, Atem- und Imaginationstechniken eingesetzt.
Das Wort Energie kommt vom griechischen érgon – Werk, wirken. In der Physik definiert man Energie als »die Fähigkeit eines Körpers oder Systems, Arbeit zu verrichten«. Im allgemeinen Sprachgebrauch bedeutet Energie im nichtmateriellen Zusammenhang so viel wie Willenskraft, Tatkraft, Schwung, Entschlossenheit, Nachdruck.
In unseren europäischen Sprachen gibt es keinen Begriff für die inneren, subtilen Energien wie in den asiatischen Kulturen, die eine uralte Tradition des gezielten Umgangs mit den Phänomenen der Körper/Geist-Energie haben. Natürlich gibt es kein Wort für etwas, womit man sich in der entsprechenden Kultur nicht befasst hat. Oder nicht mehr, denn in der »Wiege des Abendlands«, im alten Griechenland, waren sich die Philosophen durchaus einer benennbaren Lebensenergie bewusst. Sie unterschieden sogar deren universalen und individuellen Aspekt: Thymos nannten sie die unpersönliche, alles Lebendige durchdringende Kraft oder Energie, als psyche hingegen das, was alle geistigen Lebensäußerungen trug (vergleichbar dem tibetischen lung, dem Träger aller »Geistesregungen«).
Aristoteles führte den Begriff energeia ein – die Kraft, auf der die Entfaltung aus der Potenzialität beruht. Das geht natürlich weit über den physikalischen Energiebegriff hinaus, und so ist es durchaus angemessen, darauf zurückzugreifen und zur genaueren Bestimmung das Adjektiv »subtil« (vom lateinischen subtilis – fein, dünn, zart) hinzuzufügen.
Wie bei allem, was aus anderen Kulturen stammt, nehmen die westlichen Industriegesellschaften dem Phänomen der subtilen Energien gegenüber eine widersprüchliche Haltung ein. Die Wissenschaft leugnet sie weitgehend, doch im Dienste des Materialismus setzt man in Russland und China, aber auch in den USA seit Jahrzehnten auf die hoffnungsvolle Idee, die »PSI-Kraft« eines Tages militärisch einsetzen zu können. Schon Hitler ließ eine Niederlassung in Tibet einrichten und verfolgte den bizarren Plan, für seine militärischen Zwecke die sagenhaften Kräfte tibetischer Yogis zu benutzen.
Andererseits kursieren auch kunterbunte New-Age-Vorstellungen über die subtilen Energien, manche davon für die geistige Gesundheit nicht unbedingt zuträglich. Denn es geht ja nicht darum, sich das »Glück« trickreich zurechtzuzaubern oder beim Universum zu »bestellen«, sich durch »Geisteskraft« einen Parkplatz in der Innenstadt zu sichern oder die Medienwelt mit Shaolin-Kunststücken zu bereichern, sondern es geht um die Entfaltung des Potenzials eines ganzheitlichen Menschseins – um sinnvoll leben und sterben zu können.
Wir sollten nicht vergessen, dass wir es beim Umgang mit den subtilen Energien mit Neuland zu tun haben. Es ist also naheliegend, dass wir uns an Kulturen wenden, die über große Erfahrung im Umgang mit den subtilen Energien verfügen. Doch auch dies ist nicht unproblematisch. Wir können uns nicht einfach kulturfremde Methoden einverleiben, denn mit ihnen verbunden ist immer eine ganze Welt andersartigen Denkens und Fühlens. Wenn wir zum Beispiel schamanische Rituale amazonischer Heiler übernehmen wollten, wäre das etwa so, als würden wir die Laute einer fremden Sprache nachahmen, ohne die Worte zu verstehen. Damit die fremden Laute einen Sinn ergeben, brauchen wir viel Wissen und zudem auch Einfühlungsvermögen in andere Denkweisen, um sie angemessen in eine uns vertraute Begrifflichkeit übertragen zu können.
Es ist auch nötig, zu berücksichtigen, dass die Energiesysteme, die in verschiedenen alten Hochkulturen entwickelt wurden, zwar alle auf derselben psychophysischen Wirklichkeit beruhen, aber ganz unterschiedliche Ansätze haben und deswegen keineswegs übereinstimmen müssen. Verschiedene Denkweisen führen zu verschiedenen Strukturmustern. Im Hinblick auf die Arbeit mit subtilen Energien befinden wir uns noch im Pionierstadium und haben als Kultur wie als Individuum einen langen Weg vor uns.
Tarab Tulku sagte: »Das Äußere der Materie ist das Sichtbare, das Innere der Materie ist Energie. Das Äußere des Geistes ist das Denken, das Innere des Geistes ist Energie.« Er verwendete das Wort Energie, weil es ihm als einziger westlicher Begriff geeignet schien, um die Vielzahl tibetischer Ausdrücke für Erscheinungsformen geistiger Bewegungen zusammenzufassen, für die wir keine Termini haben.
Auf der Ebene der Energie sind Körper und Geist miteinander verbunden. Wenn wir uns nur auf das Äußere beziehen, erscheint es ganz selbstverständlich, dass Körper und Gedanken getrennt sind. Dieser dualistische Zustand ist das, was wir in unserem alltäglichen Bewusstseinszustand üblicherweise erleben. Unsere Wahrnehmung auf der Energieebene ist jedoch nicht von der Dominanz des Rationalen und seinen Abgrenzungen und Bewertungen beeinträchtigt.
Im tantrischen Buddhismus beschreibt man die Ganzheit des Menschen als »Körper – Rede – Geist«. »Rede« ist hier eine einengende Übersetzung. Es ist damit eher Schwingung gemeint, und Tarab Tulku schlug als mögliche Übersetzung »Körper – Energie – (denkender) Geist« vor.
Diese Version klingt auch in der mittelalterlichen Alchemie an, in der von »corpus – anima – spiritus« die Rede ist. Das lateinische Wort anima hat viele Bedeutungen, wie Luft, Hauch, Wind, das Bewegende, das Belebende und Leben. Damit lehnt es sich nah an das an, was wir unter subtiler Energie verstehen.
Solange wir »existieren« – worunter wir ein körperlich-geistiges Sein verstehen –, »sind« wir Körper/Geist-Energie. Wir können diese Energie wegen ihrer verschiedenen Äußerungsformen in verschieden feine oder subtile Energien unterscheiden. Sehr grob ist zum Beispiel die elektrische Energie der bioelektrischen Signale, die von Neuronen »abgefeuert« werden. Viel feiner – und nicht mehr mit unseren aktuellen Messverfahren nachweisbar – ist die Vitalenergie. Noch feiner ist die subtile Energie des Basisbewusstseins, die unsere »karmischen Informationen« trägt. Am subtilsten ist die spirituelle Energie, durch die sich reines Gewahrsein in uns manifestiert. Sie äußert sich im Individuum als vollkommene Geistesklarheit und umfassendes Mitgefühl; Geistesklarheit, welche die Komplexität der Interdependenz (das Gesetz von Ursache und Wirkung) von allem durchschaut, und Mitgefühl, das auf der Auflösung der Trennung von »Ich« und »Andere« beruht.
Im tantrischen Buddhismus existiert kein analoges Wort für »Bewusstseinsenergie«. Stattdessen werden für die diversen geistigen Manifestationen verschiedene Begriffe gebraucht, für die in den westlichen Sprachen keine Äquivalente existieren. Daraus ergibt sich zwangsläufig ein sprachliches Problem. Wenn nun im Folgenden von mehreren »subtilen Energien« die Rede ist, bezieht sich das natürlich auf die jeweiligen Eigenschaften der Energie. Energie an sich ist einfach Bewegung, Schwingung.
In der tibetischen Tradition vergleicht man das Zusammenwirken von Energie und »Geist« mit Pferd und Reiter. Das Pferd ist die Energie und der Reiter ist Motivation, Absicht, Wille, Entschluss. Doch wir haben es nicht mit einem starren System zu tun. Die Theorie dient nur dazu, Erfahrungen anzuregen, und hierfür bietet sich oft eher ein sprachliches und bildhaftes Umkreisen an als theoretisches Festnageln.
Sehr wichtig erscheint mir, dass wir ein ganz grundlegendes Denkmuster in Frage stellen: Anders als in asiatischen Kulturen pflegen wir im Westen nicht in Prozessen zu denken, sondern in Blöcken: »So ist es und so ist es nicht«, »entweder – oder« anstatt »sowohl als auch«. Wenn wir jedoch den Begriff Energie verwenden, müssen wir uns zugleich vor Augen halten, dass Energie immer in Bewegung ist, fließt. In der materialistisch fixierten Denkwelt unserer westlichen Kultur haben wir die Beziehung zum »Tanz der Erscheinungen« verloren. Wenn wir nun in den folgenden Kapiteln die Details unserer Bewusstseinsvorgänge theoretisch und praktisch untersuchen und zusammenfügen, sollten wir dabei nicht vergessen, dass auch dieser Denk- und Fühlprozess des Lernens ein Tanz ist, angeregt von der Leidenschaft des Geistes.
In Kulturen, die eine Tradition der Energiearbeit haben, wird die innere Energie in verschiedene Energiearten unterteilt und mit verschiedenen Namen versehen. Im tibetischen System unterscheidet man grundlegend zwischen verschiedenen Ebenen der Körper/Geist-Energie und den Weisheitsenergien. Die weniger feinen Energien sind dem schamanischen Bereich zuzuordnen, die subtilsten Energien gehören zum spirituellen Bereich. Diese Unterscheidung ist für unsere Arbeit wichtig.
Die beiden Begriffe »schamanisch« und »spirituell« sind zwar in unserem Sprachgebrauch üblich geworden, transportieren jedoch sehr unterschiedliche Vorstellungen und werden oft auch gleichgesetzt. Das ist kein Wunder in einer Kultur, die zu beidem keine immanente Beziehung hat. Die christlich-abendländische Kultur basiert ja auf einem vielschichtigen Import aus dem Orient, dem die originalen ethnischen Kulturen, vor allem die keltische Kultur mit ihrer hochentwickelten schamanischen Tradition, zum Opfer fielen.
Das schamanische Weltbild ist magisch und damit dualistisch.[3] Es geht im Schamanismus um die Kontrolle der Energien der Welt in allen ihren Aspekten – den irdischen, »unterirdischen« und »überirdischen«. Dazu gehören Rituale, der Umgang mit Geistern aller Art (Naturgeistern, herumirrenden Geistern von Toten, dämonischen Geistwesen), soziale Kontrolle durch Tabus, Geistheilen, Hellsehen, sogenannte Psi-Kräfte und alle »übersinnlichen Fähigkeiten«.
Der Dalai Lama weist dieser magischen Kategorie innerhalb des tibetischen Buddhismus einen klar umrissenen Platz zu: »Im Buddhismus gibt es diverse Götter und Göttinnen des Reichtums, des langen Lebens und der Heilung von Krankheiten und so weiter. Es gibt Schutzbändchen; es gibt Gebete zu Göttern um Heilung oder für bessere Geschäfte. Aber das ist oberflächlich. Nicht das, worum es geht.«[4]
Der Begriff »spirituell« bezieht sich also in unserem Rahmen auf den Kern oder die Essenz des geistigen Strebens. Religion ist nicht gleich Spiritualität. Religion ist die Verpackung und Organisation des jeweiligen schamanischen oder spirituellen Inhalts oder, wie in bestimmten Richtungen des tibetischen Buddhismus, beider Inhalte, die zusammen als Ganzheit eine hierarchische Ordnung im Mandala finden – wenngleich das vom westlichen Standpunkt aus als widersprüchlich empfunden wird. Für einen tibetischen Arzt kann es ganz selbstverständlich sein, bei einem Patienten ein exorzistisches Ritual durchzuführen, wenn der Patient in einer inneren Realität lebt, die von bösen Geistern bevölkert ist. Lebt der Patient in einer anderen inneren Realität, wie etwa der westlichen materialistischen, wird der Arzt nicht zu solch einem Ritual greifen, da er davon ausgeht, dass es nicht zur Realität des Patienten passt. Um Heilung bemüht, passt er sich dem Patienten an.
Die verschiedenen Realitäten sind relativ. Der äußere, materialistische Standpunkt ist an Form orientiert und berührt damit die Realität nur teilweise. Der innere Standpunkt ist an Energie orientiert und hat damit mehr Verbindung mit der Ganzheit der Realität.
Religion beinhaltet neben den sozialen Regeln, den Tabus bzw. Dogmen und der Ritualistik vor allem den religiösen Mythos einer Kultur – wobei der kategoriale Irrtum, Mythos und geschichtliche Realität nicht auseinanderzuhalten, sehr schwerwiegend ist. Religion ist kulturspezifisch und institutionalisiert, Spiritualität hingegen universell und offen. In diesem Zusammenhang lässt sich die Aussage des Dalai Lama verstehen: »Meine Zukunftsvision ist Spiritualität ohne Religion.«
Der »spirituelle Weg« führt zur Transformation des dualistischen Bewusstseins, zur Bewusstheit der Nichtdualität, zur Wahrnehmung der Einheit. Nur dies bezeichnen wir hier als Spiritualität. Der spirituelle Weg basiert auf bestimmten Prinzipien und beinhaltet geeignete Methoden. Die Erfahrung des Spirituellen, der Essenz des Geistes, liegt jenseits des Beschreibbaren. Deshalb werden zur Darstellung der spirituellen Erfahrung oft Paradoxa verwendet.
In den nächsten Kapiteln wird das gesamte Mandala des Seins beschrieben, von den ersten Schritten der Persönlichkeitsentwicklung bis zum spirituellen Ziel des buddistischen Tantra, auf dessen Prinzipien diese Theorie und Praxis beruhen. Der Begriff »Transzendenz« wird hier nicht verwendet, da dieser Begriff als Abwertung der natürlichen Welt missverstanden werden kann.[5]
Unter »Arbeit« versteht man häufig Anstrengung und Mühsal und assoziiert sie weniger mit Freude oder gar ekstatischer Erfahrung. Andererseits spricht man bei einem Bild oder einer Statue eines Künstlers oder bei der Komposition eines Musikers von einer »hervorragenden Arbeit«. Also schließt »Arbeit« durchaus das kreative Werk mit ein; Prozess und Ergebnis fließen hier zusammen.
Hier ist Arbeit in dieser umfassenden Weise zu verstehen. Disziplin und Anstrengung gehören zum spirituellen Weg der Entfaltung des Geistes, aber zugleich sind da auch die Frische der Neugier und Entdeckerfreude und die Beglückung durch Einsichten, Erkenntnisse und einen erweiterten Wahrnehmungsspielraum.