Über die Autorin

Sophie Trelles-Tvede wurde in Dänemark geboren, besuchte die Schule in Zürich, studierte in England und arbeitet nun in München. Hier gründetet sie zusammen mit den Brüdern Felix und Daniel Haffa sowie Niklas Epstein das Unternehmen invisibobble. Forbes ehrte Sie dafür 2016 mit einer Erwähnung in der Liste »30 unter 30«.

@sophie_invisibobble

@invisibobble

Website: https://www.invisibobble.com/

1.

Fahrräder für
Goldfische

0 verkaufte invisibobbles

Bäng. Bäng. Bäng. Klack. Klack. Klack.

Noch bevor ich sah, wie die Männer Bettgestelle vom Lastwagen warfen, konnte ich sie schon hören. Sie schrien herum, fluchten, packten jeweils vier oder fünf der Metallrahmen auf einmal und ließen sie zu Boden poltern. Die Betten sahen aus wie Gefängnispritschen. Darauf sollte ich also in meinem ersten Semester als BWL-Studentin in der englischen Universitätsstadt Warwick meine Nächte verbringen.

Meine Mutter und ich standen auf dem Bürgersteig, als die Betten vor meinem Studentenwohnheim abgeladen wurden – einem hässlichen flachen Block aus den 1970er-Jahren, der zu Fuß mindestens 20 Minuten vom Campus entfernt war (und meine vierte Wahl als Studentenunterkunft war). Mir kam es so vor, als lägen Welten zwischen der Universität Warwick und meiner Heimat Zürich.

Ich wurde 1993 in Dänemark geboren, doch wir zogen in die Schweiz, als ich noch ein Baby war. Meine Eltern hielten es für eine gute Idee, dort ein Unternehmen zu gründen. Ich hatte das Glück, in einem lachsrosa Haus an einem See aufzuwachsen – in einem Ort mit weniger als 2000 Einwohnern, umgeben von grünen Hügeln und Kühen, im heimeligen Dunst frischer Kuhfladen. An einem Ort, wo die Züge pünktlich fahren, Reinlichkeit gleich nach der Gottesfurcht kommt und die Menschen wegen der guten Alpenluft alle so frisch und gesund aussehen.

Auf dem Weg durch die endlosen Flure meines Wohnheims wurde mir immer mulmiger zumute. Ausländische Studenten durften eine Woche früher anreisen, um sich mit den Eigenheiten des Studentenlebens vertraut zu machen. Deshalb waren erst wenige Leute da. Mein Zimmer lag ganz am Ende eines langen Korridors mit lauter verschlossenen Türen. Neben einem der besagten Metallbetten befanden sich darin ein Waschbecken, ein Schrank, ein Stuhl und ein langer, an die Wand montierter Schreibtisch. Ich fragte mich, was mich hier wohl erwartete.

Nachdem sich meine Mutter tränenreich verabschiedet hatte, wurde mir klar: Wenn ich nicht total vereinsamen wollte, musste ich mich auf den Weg zur Uni machen, wo kostenloses Essen für die Studierenden angeboten wurde. Es gab nur ein Problem: Von meinen Eltern hatte ich ein arrogantes »Resting Bitch Face« geerbt – deshalb kamen andere selten von allein freundlich auf mich zu. Außerdem war ich ziemlich schüchtern und total unbegabt für Small Talk (eine Kunst, die ich inzwischen deutlich besser beherrsche). Mir graute daher vor den Verrenkungen, die ich würde machen müssen, um Anschluss zu finden.

Ich warf einen Blick in den Spiegel, ermahnte mich, zu lächeln, und holte tief Luft. Dann riss ich meine Tür auf – und stand prompt einem anderen Mädchen gegenüber. Sie kam aus Frankreich, hieß Marie, und wir gingen zusammen vom Wohnheim zur Uni. Marie schickte der Himmel.

Im ersten Semester war ich überwiegend damit beschäftigt, Party zu machen, auszuschlafen, möglichst nicht am Wodka-Tonic-Kater zu sterben und mich in das eher schmuddelige Studentendasein einzufinden.

Unsere Küche teilten sich 18 Leute. Einmal schmorte einer in einem riesigen Topf ein Hühnchen auf dem Ofen und ließ es einfach stehen. Niemand erhob Anspruch auf den gegarten Vogel. Also schoben ihn andere nach etwa drei Wochen in eine Ecke. Irgendwann fiel uns auf, dass weißer Flaum aus dem Topf herauswuchs und an der Wand hochkletterte. Daher war klar: Ich würde in dieser Küche so wenig wie nur irgend möglich kochen.

Die Bäder sahen noch schlimmer aus als die Küche, vor allem am Mittwochmorgen. Dienstagabends fand nämlich immer die große Party im Campus-Club statt, und nach vielen Stunden mit hartem Alkohol, heißen Flirts und dann noch einem Curry um 2 Uhr morgens schaute gern mal der flotte Otto vorbei und kontaminierte die Toiletten.

Ich kaufte mir ein Fahrrad, um mobil zu sein. Doch weil ich damit schneller unterwegs war, brach ich grundsätzlich erst in letzter Sekunde zur Uni auf und musste mir dann die Seele aus dem Leib strampeln, um pünktlich im Hörsaal zu sein. Oft kam ich trotzdem zu spät an – stets schweißnass und außer Atem. Bis ich dann nach ein paar Wochen praktisch gar nicht mehr hinging.

Im Dezember überkamen mich schreckliche Schuldgefühle. In meinem Kopf ging eine rote Warnleuchte an, weil ich ganze zehn Wochen lang so wenig getan hatte. Als die Weihnachtsferien nahten, schämte ich mich vor mir selbst und war total unzufrieden.

Dieses BWL-Studium in Warwick war doch mein Traum gewesen. Und nun?

Ich fand es bocklangweilig.

Ich überlegte, wie ich meine Zeit produktiv nutzen könnte. Der Basketballmannschaft beitreten? Nee, doch nicht mit meiner lädierten Schulter und meinem kaputten Knie. Ich könnte mich natürlich ehrenamtlich engagieren. Aber halte ich das auch durch? Vielleicht sollte ich doch lieber Skifahren gehen? Ich meldete mich für das Universitätsteam an, stieg aber sofort wieder aus, als ich erfuhr, dass es sich um Grasski handelte.

Um gute Leistungen zu bringen, muss ich mich wirklich für eine Sache interessieren, sonst wird das bei mir nichts. Weil ich unbedingt herausfinden wollte, was ich mit mir anfangen könnte, schloss ich mich im Dezember eine Woche lang in meinem Zimmer ein. Ich saß an meinem Wandschreibtisch und überlegte, was ich herstellen und verkaufen könnte – sozusagen als Nebenprojekt gegen Langweile und Schuldgefühle.

Eines Nachmittags dachte ich darüber nach, dass mir herkömmliche Haargummis immer Kopfschmerzen verursachten. Sie lösten offenbar Spannungsgefühle auf meiner Kopfhaut aus, weil sie an den Haaren rissen, und dann tat mir der ganze Kopf weh – total ätzend. Ich fragte mich, ob sich das mit ein bisschen Kreativität nicht anders lösen ließe.

Am selben Abend fand auf dem Campus eine »Bad-Taste«-Party statt. Dafür musste man sich so geschmacklos wie möglich anziehen, viel trinken und hoffen, dass das eigene Outfit genügend Gesprächsstoff bot (und sich positiv auf mein Resting-Bitch-Face auswirken würde). Ich wollte gerade los, als mein Blick auf das Spiralkabel an meinem Festnetztelefon fiel. Spontan zog ich es heraus, wickelte es ein paarmal um meinem Pferdeschwanz und ließ die spiraligen Enden herausstehen: Perfekt! Es sah komplett daneben aus.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich das Kabel noch immer im Haar. Mir war zwar ein bisschen schwummerig von diversen Wodka Tonics, doch mein Pferdeschwanz verursachte mir keinerlei Spannungsgefühle.

Kopfschmerzen? Fehlanzeige.

Da saß ich in meiner einfachen kleinen Studentenbude an der Uni Warwick, 1195 Kilometer von meiner Schweizer Heimatstadt und mehr als 160 Kilometer von einem damaligen Freund Felix entfernt, und fragte mich, ob ich auf etwas Vielversprechendes gestoßen sein könnte. In meinem Bauch kribbelte es leicht.

Ich, Sophie Trelles-Tvede, Studentin an einer führenden BWL-Fakultät, die für die Zulassung zu diesem Studium alles gegeben hatte, interessierte mich für etwas, was so gar nichts damit zu tun hatte, was ich mir vom Ende meines ersten Semesters versprochen hatte.

In mir kam tatsächlich Begeisterung auf für ein Stückchen gedrehtes graues Telefonkabel.

Ich rief Felix an, der an der Business School der Universität Bath studierte – drei Zugstunden von Warwick entfernt.

»IchwaraufeinerBadTastePartyundhabmirdieHaaremiteinemTelefonkabelhochgebundenundbingradeohneKopfschmerzenaufgewacht!«

»Was?«

»Ich habe mir die Haare mit dem Spiralkabel von meinem Telefon hochgebunden und gar keine Kopfschmerzen! Ich habe mir gedacht, ich könnte Haargummis aus solchem Kabel herstellen – so als kleines Nebenprojekt.«

Schweigen in der Leitung. Für Felix muss sich meine Idee wohl ziemlich abgedreht angehört haben – als wolle ich Ohrringe für Hunde verkaufen oder Fahrräder für Goldfische.

Schließlich sagte er: »Wie viel hast du denn dafür ausgegeben?«

Typisch Felix. Er braucht immer erst Fakten und Zahlen und kann sich nur dann für etwas erwärmen, wenn es auch nachweislich funktioniert. Doch ich sah ihm nach, dass er am Potenzial dieser Idee zweifelte.

Felix frustrierte sein Studium ebenfalls. Sein älterer Bruder Dani und dessen Geschäftspartner Niki lebten in München, wo auch Felix herkam. Sie waren gut im Geschäft mit dem Deutschlandvertrieb einer Haarbürste namens Tangle Teezer. (Vertrieb bedeutet, was der Name schon sagt: Man kauft Produkte en gros beim Hersteller und vertreibt sie dann an verschiedene geeignete Verkaufsstellen wie Friseursalons.)

In England wusste jeder, was ein Tangle Teezer war. In Deutschland nicht. Also verhalfen Dani und Niki der Marke zu mehr Bekanntheit. (Zuvor hatten sie es mit einer Decke mit Ärmeln versucht, doch wie sich zeigte, kam diese nur bei wenigen Kunden an.) Dani und Niki hatten uns alles über ihr Geschäft erzählt, und wir wussten daher viel über die Wirtschaft, die wirkliche Welt und auch über das Geldverdienen. Offen gestanden beneideten wir sie sehr um ihren Erfolg.

Felix wusste auch, dass ich von handelsüblichen Haargummis immer Kopfweh bekam. Sobald er begriffen hatte, dass die Telefonkabelvariante dieses Problem lösen konnte, erwachte sein Interesse an der Idee.

»Also gut«, sagte Felix am Telefon. »Erzähl mir mehr.«

2.

Haargummi für
Mädchen
aus Telefonschnur

0 verkaufte invisibobbles

2012 waren Haargummis noch einfache textilbezogene Gummiringe, die in der 30-Stück-Packung für etwa 1 Euro zu haben waren – eine alltägliche Notwendigkeit, die Frauen verwendeten, um ihr Haar zum Pferdeschwanz zu binden oder die Zöpfe ihrer Kinder zu fixieren. Sie waren billige No-Name-Produkte – und definitiv nicht haarfreundlich.

Mir verursachten sie nicht nur Kopfschmerzen. Die Gummienden waren meist mit einem kleinem Stückchen Metall zusammengeschweißt, in dem sich meine Haare verfingen. Manchmal bildeten sich deshalb kleine Knoten auf meinem Kopf, und ich zog dann an meinem Pferdeschwanz, um sie zu glätten. Dadurch entstanden jedoch gewöhnlich noch mehr Unebenheiten. Mit dem Telefonkabel war mir das ganz anders vorgekommen. Meine Haare wurden ganz glatt zusammengehalten.

Als ich mit dem Kabel herumprobierte, fiel mir noch etwas auf: Wenn ich es herauszog, gab es keine Abdrücke. Ich habe langes, feines, blondes Haar, und herkömmliche Haargummis hinterließen darin immer einen hässlichen Knick. Wie ich wusste, hatten andere – bei ganz unterschiedlicher Haarstruktur – das gleiche Problem.

Über die Weihnachtsferien und Anfang 2012 entwickelten Felix und ich uns zu wahren Experten für Telefonkabel. Wir stellten fest, dass sie unterschiedlich dick waren, manche ganz rund, manche aber auch auf der Innenseite abgeflacht. Instinktiv dachte ich, die runde Variante würde besser aussehen und haarschonender sein.

Wir brauchten jemanden, der das Kabel für uns fabrizieren konnte, und zwar ohne die Stromdrähte. Einen Hersteller, der in der Lage war, die Enden des Kabels zu verschweißen. Von Anfang an wollten wir ein Produkt kreieren, das sich von handelsüblichen Haargummis grundlegend unterschied. Es musste aus einem elastischen Kunststoff mit glatter Oberfläche bestehen. Es sollte formbeständig sein und sich im Haar gut anfühlen.

Man kann aber nicht einfach »Telefonkabel ohne Draht« googeln und dann eine Menge brauchbarer Treffer erwarten. Und es ist auch nicht dasselbe, als würde man eine neuartige Büroklammer erfinden. Es gab noch andere spiralige Produkte – Spiralblöcke, Slinkys (das sind diese spiralförmigen Spielzeuge, die eine Treppe »hinuntertanzen« können), Duschschläuche –, doch alle hatten Metallkomponenten, die wir nicht brauchen konnten.

Wir suchten bei Alibaba, einer riesigen chinesischen Version von Amazon, wo man praktisch alles kaufen kann, vom lebenden Hummer bis zum ferngesteuerten Vibrator. Dort fanden wir rund 15 potenzielle Hersteller und mailten sie mit folgender Betreffzeile an: »Haargummi für Mädchen aus Telefonschnur.« Wir dachten damals, das mache am besten klar, worum es uns ging: ein spiraliges Haargummi, das aussah wie ein Telefonkabel.

Schließlich stießen wir auf einen Typen namens Liang, der Telefonschnüre und die dünnen Kabel herstellte, die von Bodyguards verwendet wurden. Wir konnten ihn überreden, unsere ersten Prototypen herzustellen. Dazu war ein bisschen Verhandlungsgeschick erforderlich, da Produzenten offenbar oft Mindestbestellmengen haben. Ich schrieb ihm eine E-Mail und griff dabei ein paar Zahlen aus der Luft.

ORIGINALNACHRICHT

Von: Sophie Tvede

An: “趙 李”

Gesendet: Montag, 6. Februar 2012, 07.46.46 UTC+0800

Betreff: RE: RE: Haargummi für Mädchen aus Telefonschnur

Hallo Liang,

teilen Sie mir doch bitte mit, wie viele Tage die Lieferung der Muster in Anspruch nimmt und wann Sie sie versenden können. Dann überweise ich das Geld innerhalb der nächsten 24 Stunden via PayPal.

Sagen mir die Produkte zu, erteile ich einen Probeauftrag über 15 000 Stück. Stellt mich diese Lieferung zufrieden, bestelle ich 200 000 Stück.

Vielen Dank.

Sophie Trelles-Tvede

Ein paar Wochen später trafen die Musterhaargummis für Mädchen aus Telefonschnur in meinem Wohnheim in Warwick ein. Es waren runde Haargummis aus einem telefonkabelähnlichen Material, das an den Enden verschweißt war. Sie hatten unterschiedliche Stärken und Größen, manche waren aus abgeflachtem Kabel gefertigt, andere aus rundem.

Und alle sahen furchtbar aus.

Ich hatte mir kleine, bunte, spiralige Haargummis vorgestellt, die sich glatt anfühlten und niedlich waren. Diese waren in kränklichem Gelb und gräulichem Grün gehalten. Sie waren superelastisch, hatten eine raue Oberfläche und rochen nach Chemie. Doch etwas anderes hatte ich nicht. Also musste ich sie zumindest ausprobieren.

Vor dem Spiegel band ich mir die Haare damit hoch und wackelte mit dem Kopf.

Das Haargummi hielt.

Ich legte den Kopf zur Seite und schüttelte ihn kräftig, als hätte ich Wasser in den Ohren.

Das Gummi hielt.

Ich wirbelte kraftvoll im Kreis herum wie eine Kugelstoßerin bei den Olympischen Spielen.

Das Gummi saß.

Dann machte ich ein paar Headbanging-Bewegungen. Dabei schlug mir zwar schmerzhaft der Pferdeschwanz ins Auge, doch das Haargummi saß bequem und rutschte nicht. Vielleicht war der Prototyp noch ein bisschen schwer, doch mit ein paar kleinen Änderungen konnte daraus ein richtig gutes Produkt werden. Ich ließ das Testgummi eine Stunde lang im Haar, und als ich es herauszog, bildeten sich keine unschönen Wellen. Vor allem aber bekam ich keine Kopfschmerzen.

Ich rief Felix an. (Er hatte kurze Haare und musste mir vertrauen.)

»Die Telefonschnurgummis funktionieren, hörst du«, sagte ich.

»Cool. Packen wir’s an. Ganz oder gar nicht.«

Von Anfang an hatte sich Felix dafür stark gemacht, auf KEINEN FALL irgendwo einen kleinen Laden aufzumachen, der doch nur eine Lachnummer sein würde. Wir hatten kein kleines Geschäft im Sinn, das man zum Spaß betrieb, sondern ein Unternehmen, von dem wir leben konnten. Wir wollten es versuchen, und zwar zusammen.

Ich glaube, aus 99 Prozent aller Ideen wird nichts. Ich hatte immer gedacht, wenn man sein eigenes Unternehmen gründen will, müsse man Folgendes tun:

Das war meine Einstellung, und ich glaube, viele Menschen denken ähnlich. Meiner Erfahrung nach geht es jedoch auch anders.

Wir waren 18, als ich auf die Idee mit den Haargummis kam. Im Januar 2012, als wir das Unternehmen gründeten, wurde ich 19. Hätte ich erst 25 Jahre lang Karriere gemacht, wäre das Haaraccessoire-Unternehmen sicher nie gegründet worden. Je älter man ist, desto größer sind die wirtschaftlichen und persönlichen Risiken. Hätten wir abgewartet, hätte vermutlich entweder jemand anderer das Spiralhaargummi erfunden oder ich wäre zu dem Schluss gekommen, dass die Idee zu albern war, um meine berufliche Laufbahn dafür aufs Spiel zu setzen.

Unser Haargummi-für-Mädchen-aus-Telefonschnur-Produkt war ja auch irgendwie albern, doch ich glaubte daran. Bevor wir es allerdings auf dem Markt groß rausbringen konnten, brauchten wir noch einen Namen. Mir schwebte ein ganz neues Wort vor, das feminin klang, nett, lustig, und dabei auch noch verriet, wofür das Produkt gut war.

Es musste auch ein Name sein, bei dem noch keine Suchergebnisse aufschienen, wenn man ihn googelte. Hatten wir den Markennamen erfunden und die Leute würden das erste Mal davon hören, sollte er ganz oben auf der Seite erscheinen.

Felix nahm mich beim Wort.

Eines Abends saß ich im Schneidersitz in meinem Zimmer und textete mit ihm auf meinem BlackBerry (einem Smartphone-Typ, den es inzwischen nicht mehr gibt). Das lief ungefähr folgendermaßen ab:

Ich schrieb unsere Vorschläge auf. Die Liste war nicht besonders inspirierend.

No-TrAce
TraceFREE
ElastitrACE
HairKindly
SpiralhAIR

Da fiel mir ein, dass meine englische Freundin Hope »Hair Bobbles« sagte, wenn sie Haargummis meinte. Das hatte ich schon immer lustig gefunden. Ich dachte: Dieses Produkt hinterlässt keine sichtbaren Spuren. Dazu kam mir an einem Februarabend das Wort »invisible« in den Sinn: unsichtbar. Schnitt man die Endung »le« ab und fügte es mit »Bobble« zusammen, wurde »invisibobble« daraus – das Haargummi, das keine Abdrücke hinterlässt.

Ich saß noch immer auf meinem Bett und googelte »invisibobble«.

»Meintest du: invisible bubble?«, fragte Google zurück – »unsichtbare Blase?« Ich klickte auf den ersten Treffer dafür und gelangte auf eine Website, auf der stand: »Jeder Mensch hat eine unsichtbare Blase um seinen Körper. Diese Blase bestimmt, wie nah jemand kommen darf, bevor man sich unwohl fühlt, und begrenzt auch den eigenen Abstand zu anderen.«

So sehr sich das auch nach einer Superkraft anhörte, wie ich sie gerne hätte – mit einem spiraligen Haargummi hatte es absolut gar nichts zu tun.

Für »invisibobble« gab es keine Treffer. Null Ergebnisse!

Vielleicht würde mir das Wort »invisibobble« ja erhalten bleiben, dachte ich. Vielleicht auch nicht. Aber wenn doch, dann sollte ich mich an diesen Moment erinnern, fand ich.

Für Felix war »invisibobble« akzeptabel – allerdings nur als zweite Wahl nach all den genialen Vorschlägen, die er gemacht hatte. Doch wir überlegten uns trotzdem schnell, wie unser Logo aussehen könnte. Um »invisibobble« leichter lesbar zu machen, verwendeten wir verschiedene Grüntöne für »Invisi« und »Bobble« und gestalteten den Schriftzug mit einer billigen Studentenversion von Photoshop. Darunter schrieben wir noch »The traceless hair ring« – das Haargummi, das keine Abdrücke hinterlässt –, was bis heute auf unserer Verpackung steht.

Die Palette von Waren, die man käuflich erwerben kann, reicht von so komplexen wie Atomreaktoren bis zu ganz primitiven wie Faustkeilen, und das invisibobble-Spiralhaargummi ist definitiv näher am Faustkeil. Trotzdem ist es eine gute Erfindung. Das erkannten viele meiner Freunde aber nicht gleich. Anfangs machten sie sich sogar über mich lustig.

Nach ihrer Meinung gefragt, wussten sie nicht so richtig, was sie davon halten sollten.

»Sieht ein bisschen wie eine missglückte Sprungfeder aus.«

»Verheddert sich das nicht in deinen Haaren?«

»Hat dir jemand auf den Kopf gekotzt?«

Es sei hässlich, meinten die Leute, weil sie die Farben der Prototypen nicht mochten. Auch wirke es nicht besonders modisch, fanden sie. Es war eben einfach eine seltsame Idee, sich etwas ins Haar zu binden, das aussah wie eine Telefonschnur. So etwas hatte noch keiner gemacht.

An der Uni hatten ein paar Leute 28 000 Euro Beihilfe bekommen, um ein mit dem Internet verbundenes Leuchtmittel zu entwickeln, das sich über ein Smartphone dimmen ließ. Eine tolle Idee, und der Zuschuss erregte natürlich einiges Aufsehen. Für mein Produkt gab es kein Geld, und mein Umfeld reagierte bestenfalls skeptisch.

Haargummis sind ein funktionelles Produkt, das keine großen Gefühle auslöst – so ähnlich wie Klopapier. Mit Klopapier sind die Leute im Großen und Ganzen zufrieden, wenn der Hintern damit einigermaßen sauber wird. Man braucht es, doch es macht keine besondere Freude, es zu kaufen.

Wir hatten die Chance, aus einem Haargummi – einem Accessoire mit ähnlichem Sexappeal wie Klopapier – etwas Magisches zu machen. Etwas, was den Menschen gefiel und mit Lust gekauft wurde – auch wenn es etwas teurer war.

3.

Herr Bernhard stolpert
über unsere Website

900 verkaufte invisibobbles

Trotz der negativen Reaktionen war ich mit viel Elan bei der Sache. Doch es war Felix, der richtig Druck machte. Wenn ich ihn in Bath besuchte und ausgehen wollte, nachdem wir den ganzen Tag hart am invisibobble gearbeitet hatten, saß er noch lange wach, um dem Logo den letzten Feinschliff zu geben oder den Text für unsere Website zu formulieren.

Im Winter vor Studienbeginn hatten wir beide als Skilehrer gearbeitet – ich in der Schweiz, wo ich sehr ordentlich bezahlt wurde, und Felix in Österreich, wo er kaum etwas verdient hatte. Ich hatte damals 25 Schweizer Franken (über 23 Euro) pro Stunde plus Trinkgeld bekommen und nicht einmal Steuern abführen müssen, weil ich unter der jährlichen Mindestverdienstgrenze blieb.

Jeder von uns hatte rund 1800 Euro gespart. Allerdings hatte Felix dafür wesentlich härter gearbeitet als ich. Wir hätten aber nie gedacht, dass wir einen großen Brocken unserer Ersparnisse für Tausende winziger bunter geringelter Plastikteile ausgeben würden, die schließlich in einem Container aus China eintrafen.

Doch genau das taten wir, denn als wir endlich mit den Prototypen zufrieden waren, zahlten wir dem Alibaba-Mann für den ersten Auftrag über 15 000 invisibobbles rund 3600 Euro. Für uns war das damals eine Rieseninvestition – umso mehr, als uns alle anderen auslachten. Doch wir waren uns unserer Sache sicher. Neue Schuhe oder ein Urlaub konnten warten: Das war eine Idee, die einschlagen würde.

Im Preis war die Verpackung inbegriffen, denn wir hatten uns etwas Besseres einfallen lassen müssen, als unsere Haargummis einfach an ein Stück Pappe zu tackern. Ich hatte gesehen, dass Nagellack in zwei Farben in kleinen Ziploc-Beutelchen angeboten wurde, und fand das sehr ansprechend. Also schickten wir Liang eine solche Packung zur Ansicht und baten ihn, 5000 Stück davon zu produzieren. Wir gaben auch größere Beutel für fünf und zehn Haargummis in Auftrag und ließen ihn die Webadresse aufdrucken, die wir kaufen wollten: invisibobble.com.

Das alles musste schnell gehen, denn nicht nur Felix saß uns mit seinem Ehrgeiz im Nacken, sondern es stand auch ein wichtiger »echter« Termin an: die Hair & Beauty in Frankfurt. Das war eine große Fachmesse, die von Einkäufern und Salonbesitzern besucht wurde und auf der alles angeboten wurde, von Extensions bis hin zur Ladeneinrichtung. Danis und Nikis Vertriebsunternehmen New Flag war dort mit einem Stand für Tangle Teezer vertreten, und für uns würde das eine tolle Chance sein, invisibobble in der Friseurbranche bekannt zu machen. Bis zur Messe hatten wir noch zwei Monate.

Am Samstag, dem 17. März 2012 um 1:49 Uhr schickte mir Felix eine E-Mail: »Wir brauchen diese Haargummis UNBEDINGT, bevor mein Bruder und Niki zur Friseurmesse fahren. Das wäre ein richtig guter Einstieg für uns«, schrieb er. Fünf Tage später kam noch eine E-Mail:

Von: Felix Haffa<felix@invisibobble.com>

An: Mich

Gesendet: Donnerstag, 22. März 2012, 1:23 Uhr

Betreff: hihihi, schau mal, von welcher Adresse das kommt

Ach, Felix. Wir waren zusammen, seit wir uns mit 15 in der Schule in Zürich kennengelernt hatten. Bevor wir zusammenkamen, hielt ich ihn für einen gutaussehenden Typen, der immer mit ein paar engen Freunden herumhing. Ich glaube, ich habe ihn damals nicht ein einziges Mal lächeln sehen. Ich fand seine ganze Gruppe ziemlich einschüchternd und ein bisschen arrogant.

Doch dann fuhren wir zusammen auf Klassenfahrt zum Gardasee nach Italien, kamen ins Gespräch, und als ich ihn näher kennenlernte, merkte ich: Er war gar nicht arrogant – nur introvertiert. Zurück in Zürich bat er mich um ein Date.

Felix sagt, er hielt mich für schüchtern und hübsch und hätte sich nicht getraut, mich anzusprechen. Er war immer sehr ehrgeizig und verzichtete sogar darauf, sich mit Freunden zu treffen, um stattdessen zu lernen. Ich war in der Schulzeit die Geselligere. Doch in einer Hinsicht glichen wir uns: Wir lernten beide am besten allein. Er ist außerdem der ambitionierteste Mensch, den ich kenne. Alles muss absolut perfekt sein. Und dann noch einen Ticken besser. Machen wir heute mit einem Produkt 1 Million US-Dollar Umsatz, sagt Felix: »Warum nicht 2 Millionen?« Erfahren wir, dass ein Geschäft nicht läuft wie geplant, liegt er mir damit dreimal täglich in den Ohren – so lange, bis alles geregelt ist.

Es war schon immer Felix, der dafür sorgte, dass Dinge erledigt wurden. Ich bin eher die Kreative. Mein Fokus liegt sehr stark auf der Pflege unserer Marke und auf der langfristigen Planung. Felix dagegen geht es mehr um die Zahlen und darum, jetzt gleich Gewinn zu erzielen. Für eine erfolgreiche geschäftliche Partnerschaft braucht man beides, denke ich – obwohl es natürlich immer wieder für Konfliktstoff sorgt.

Doch da standen wir, im März 2012, hatten von Tuten und Blasen keine Ahnung, denn wir waren ja noch Teenager, und warteten darauf, dass unsere 15 000 kleinen Kunststoffspiralen und 5000 winzigen Tüten von einem Typen namens Liang irgendwo in China 8000 Kilometer weit zu Felix’ Elternhaus nach München geliefert wurden, wo wir die Osterferien verbringen wollten.

Damals hatten unsere kleinen Haargummis gerade mal 2,5 Zentimeter Durchmesser, und es gab sie in 27 verschiedenen Farben. Für diese dachten wir uns fantasievolle Namen aus wie Submarine Yellow, weil das Gelb so schön knallig war, oder Turtle Green für eine schlammiges Grün oder Space Blue für einen leuchtenden Blauton.

Heute wissen wir: 27 Farben und drei Verpackungsgrößen waren für den Anfang viiieeel zu viel. In Supermärkten steigen nachweislich die Verkaufschancen für ein Produkt, je kleiner die Auswahl ist. Gibt es Marmelade beispielsweise nur in drei Geschmacksrichtungen – Erdbeer, Himbeer und Aprikose –, ist die Wahl schnell getroffen. Stehen dagegen 20 verschiedene Erdbeermarmeladen, 20 Himbeermarmeladen, 20 Aprikosenmarmeladen und noch verschiedene Obstmischungen zur Auswahl, ist der Käufer so überfordert, dass er am Ende oft gar nichts kauft.

So oder so, als die Lieferung eingetroffen war, breiteten wir 15 000 Haargummis im Wohnzimmer von Felix’ Eltern auf dem Fußboden aus und sortierten sie in einem großen bunten Regenbogen nach Farben auf dem Teppich. Weil der Platz nicht reichte, mussten wir Tische, Sessel und Sofas immer weiter zur Wand schieben.

Wir saßen auf dem Boden, krochen zwischen den verschiedenen Stapeln hin und her und verpackten sie zu zwei, fünf und zehn Stück in verschiedenen Farbkombinationen in die Tütchen mit dem invisibobble-Logo. Außerdem befüllten wir noch größere Packungen mit jeweils fünf oder zehn schwarzen Spiralgummis. Das ganze Haus roch wie eine Kunststofffabrik. Nach drei Tagen kam Felix’ Vater herein, der uns bis dahin aus dem Weg gegangen war.

»Packt das bloß ALLES WEG!«, schrie er und lief ein wenig rot an.

Ich glaube, Felix’ Eltern war nicht klar, was wir da Revolutionäres erfunden hatten. Und schon gar nicht begriffen sie, wieso wir uns so sicher waren, dass spiralige Haargummis zum absoluten Renner werden würden. Zum Glück hatte Felix’ Bruder in München für New Flag einen Lagerraum angemietet. Nachdem wir unsere 15 000 Haargummis fertig verpackt hatten, erlaubte uns Dani, sie dort zu unterzubringen.

Wir hatten einen Namen, wir hatten ein Produkt – nun brauchten wir noch eine Website. Wir verwendeten eine Software von Shopify und fotografierten Freundinnen mit verschiedenfarbigen invisibobbles im Haar. Unser Logo sah aus wie der schildkrötengrüne invisibobble, und auf unserer Homepage lockte eine Präsentation mit mehreren Bildern: invisibobbles im Pferdeschwanz einer Freundin, ein mehrfarbig sortiertes Zehnerpaket, ein Stapel roter, schwarzer und gelber Haargummis und schließlich ein Bild mit neun aufgetürmten schildkrötengrünen Haargummis, die aussahen wie ein Haufen zusammengerollter Raupen.

Es gab Informationen über das Produkt, die Farben, einen »Überuns«-Abschnitt, die Versandmöglichkeiten nach Deutschland, Österreich und die Schweiz und eine FAQ-Seite mit häufig gestellten Fragen. Die Seite wirkte wirklich ziemlich professionell.

Am Tag, als sie online ging, kam prompt die erste Bestellung.

Ein Deutscher namens Uwe Bernhard hatte ein Fünferpack verschiedenfarbiger invisibobbles für 8,49 Euro bestellt und die Standard-Versandkosten von 1,99 Euro gezahlt – also insgesamt 10,48 Euro.

Herr Bernhard war zufällig über unsere Website gestolpert, hatte sich durchgeklickt und beschlossen, eine Bestellung aufzugeben. Ein fantastisches Gefühl – halb: »Heilige Scheiße, das ist absolut stark, ganz unglaublich, ab in den Mixer, scheiß drauf, kotz drauf – ein solches Gefühl gibt’s auf der ganzen Welt nicht noch mal« (eine kleine Anleihe bei Lady Gaga, die so ähnlich ihre Gefühle für den Regisseur Ryan Murphy beschreibt), halb lachten wir uns schlapp, weil ein Mann unbekannten Alters mit unbekannter Frisur und unbekanntem Beruf unsere invisibobbles gesehen und gut gefunden, seine Kreditkarte gezückt und sich einen Packen gekauft hatte.

Natürlich glaubten wir an den invisibobble, doch letztlich waren wir nur zwei unterforderte Teenager, die keine Ahnung hatten, was sie taten. Und plötzlich hatten wir an irgendeinem Typen 10 Euro verdient! Wir kriegten uns gar nicht wieder ein. Liebevoll legten wir die winzige Packung invisibobbles mit einem handgeschriebenen Lieferschein und einer Dankeskarte in eine kleine Pappschachtel. Wir hofften, wenn Herr Bernhard invisibobbles kaufte, würden es auch andere tun.

Und tatsächlich trudelten danach weitere Bestellungen ein – an guten Tagen machten wir zwischen 50 und 70 Euro Umsatz. Wir wussten aber, dass es nicht kosteneffektiv war, kleine Bestellungen über eine Website zu versenden. Wenn wir mehr Geschäft machen wollten, mussten wir einen Vertriebspartner finden. Dani und Niki schlugen vor, ihren Tangle-Teezer-Lieferungen an Friseursalons Gratispacks beizulegen in der Hoffnung, dass sie Anklang fanden und die Kunden bald auch invisibobbles bestellen würden.

Was wir damals nicht wussten: Salons sind vertraglich oft an einen großen Hersteller wie L’Oréal oder Schwarzkopf gebunden und dürfen Shampoo und andere Produkte nur von diesen Unternehmen verkaufen, die Marken wie Kerastase oder Redken herstellen. Doch Haarschmuck fiel nicht unter diese Regelung, sodass es kein Problem war, an Friseure heranzukommen.

Hätten wir diese »Regeln« gekannt oder überhaupt mehr über die Kosmetik- oder Haarbranche gewusst, hätte uns das womöglich davon abgehalten oder auf den Gedanken gebracht, es könne falsch sein, den Tangle Teezers Päckchen mit invisibobbles beizulegen. Doch wir waren ja damals praktisch noch Kinder und wussten das alles nicht. In Wirklichkeit wussten wir so wenig, dass uns das Ausmaß unseres Unwissens gar nicht bewusst war.

Den Friseuren gefielen die invisibobbles, die wir ihnen mit den Tangle Teezers mitschickten, und weil die Haargummis nicht viel Platz wegnahmen, fand sich im Salon oft ein Plätzchen dafür. Wir boten 100 Stück für 51 Euro an und stellten kostenfrei eine Art Goldfischglas zur Verfügung, in dem sie präsentiert werden konnten. So konnte eine Kundin nach dem Friseurbesuch schnell noch eine Packung Haargummis mitnehmen. Die knapp 5 Euro für einen Dreierpack invisibobbles fielen angesichts dessen, was sie für den Haarschnitt oder die tolle Föhnfrisur löhnen musste, kaum ins Gewicht.

Und auch wenn es für Felix’ Vater eine echte Geduldsprobe war: Wir standen mit unseren Haargummitütchen pünktlich zur Messe in Frankfurt parat. Ich konnte nicht dabei sein, weil meine Prüfungsphase in Warwick anfing, doch was dann passierte, war wirklich unglaublich. Mein Vater war selbst Unternehmer und wollte wissen, wie sich unser invisibobble-Geschäft anließ. Also hielt ich ihn auf dem Laufenden.

Von: Mir

An: Tvede

Gesendet: Donnerstag, 17. Mai 2012, 12:56 Uhr

Betreff: Kurzes Update

Auf der Messe in Frankfurt war einer, dem zehn Friseursalons gehören, mit Connections zu über 600 Friseuren in Deutschland. Der interessiert sich sehr für unsere Haargummis.

Die Bedingungen sind für uns zwar nicht so günstig, doch wenn das klappt, wäre es eine tolle Sache, denn dann würden unsere Haargummis in 600 verschiedenen Salons im ganzen Land angeboten. Das wäre ein Supereinstieg. Für uns würde das viel Publicity bedeuten – und bessere Chancen, unser Produkt an große Kaufhäuser zu vermarkten! Alles total spannend.

Sophie

Der Friseur war Rick Vahr. Er bestellte mehrere Hundert invisibobbles für seine eigenen Salons. Verkauften sie sich gut, könnte er seinen Vertriebsleuten Muster mitgeben, um sie weiteren Friseurgeschäften anzubieten, denn unsere Produkte sind ja schön handlich. Lief das gut, würde er mit uns vielleicht einen Vertriebsvertrag für alle 600 Salons abschließen. Wir wollten schließlich 15 000 invisibobbles unter die Leute bringen, also mussten wir uns ordentlich ins Zeug legen.

4.

Mein Vater setzte Haus
und Hof

23 000 verkaufte invisibobbles

In den ersten neun Monaten dachte ich nur darüber nach, ob unsere Haargummis wirklich einschlagen würden und wie man sie möglichst optimieren konnte. Ich wollte vermeiden, dass die Leute unsere invisibobbles nur kauften, weil sie (im positiven Sinne) flippig oder ausgefallen waren, aber dann nicht gern benutzten. Unsere invisibobbles mussten einfach perfekt sein.

Ich habe langes, feines, typisch nordeuropäisches Haar, und ich wollte unbedingt wissen, wie unser Produkt mit anderen Haartypen funktionierte. Damals bestand unsere Fokusgruppe aus einer Person – mir. Deshalb verteilte ich die Haargummis an der Uni an andere Studentinnen und schaute mir an, wie sie sie benutzten.

Dabei lief gewöhnlich ungefähr folgendes Gespräch ab:

Ich: »Hi, kennst du schon dieses neuartige Haargummi?«

Studentin: »Das soll ein Haargummi sein? Verheddert sich das nicht?«

Ich: »Möchtest du es kostenlos ausprobieren?«