Mirjam Müller
Karriere nach der
Wissenschaft
Alternative Berufswege für Promovierte
Campus Verlag
Frankfurt/New York
Über das Buch
Der wissenschaftliche Arbeitsmarkt bietet nur für einen kleinen Teil hochqualifizierter Nachwuchsforscher eine dauerhafte Beschäftigungsperspektive. Nach der Promotion – oder später in der akademischen Laufbahn – stellt sich die Frage nach Alternativen: In welchen Berufsfeldern werden Promovierte gebraucht? Welche Qualifikationen, Kompetenzen und Interessen führen zu Berufszielen jenseits der Professur? Wie kann eine erfolgreiche Bewerbungsstrategie aussehen? Mirjam Müller entwirft eine praktische Anleitung für die Planung alternativer Berufswege. Dreizehn Porträts promovierter Geistes- und Sozialwissenschaftler beschreiben, wie der Ausstieg aus der Wissenschaft gelingt, wie der neue Arbeitsalltag in verschiedenen Branchen aussieht und welche Qualifikationen erwartet werden. Der Ratgeber bietet Selbstcoaching-Übungen sowie Strategien für den erfolgreichen Einstieg in eine Tätigkeit in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur.
Vita
Mirjam Müller arbeitet als Personalentwicklerin an der Universität Konstanz. Berufliche Stationen führten die Historikerin von einem Wirtschaftsunternehmen ins Wissenschaftsmanagement. Als Wissenschaftscoach hat sie zahlreiche Postdocs auf dem Weg zu ihrer ersten Professur und in Berufsfelder außerhalb der Wissenschaft begleitet.
Vorwort
1.Einführung: Ausstieg aus der Wissenschaft
Praktische Anleitung
Praxisbeispiele
Reflexionsübungen und Checklisten
Tipps für die Unterstützung an Wissenschaftseinrichtungen
2.Strategien und Motivationen für den Berufswechsel
»Zweite Reihe«
»So hatte ich mir das nicht vorgestellt«
»Verkanntes Talent«
»Geplanter Ausstieg«
»Plan B«
3.Was könnte ich arbeiten?
3.1Qualifikationen aus der Wissenschaft
3.2Reflexion des individuellen Berufsprofils
4.Wo könnte ich arbeiten?
4.1Der Arbeitsmarkt für promovierte Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen
Fachkompetenz
Feldkompetenz
Vorerfahrung
Ausbildung
Exkurs: Alternative wissenschaftliche Tätigkeiten
Wissenschaftsmanagement
Politik und Verwaltung
Kultur, Medien, Bildung
Wirtschaft und Beratung
4.2Recherchestrategien
Internetrecherche
Recherche über Berufsverbände und Veranstaltungen
Informationsgespräche
Praxiserfahrung und Ausbildungen
5.Wie bekomme ich eine Stelle?
5.1Bewerbungsstrategien
Stellenanzeigen und Jobbörsen
Persönliche Netzwerke
Soziale Medien
Selbstmarketing
5.2Tipps für Bewerbungsunterlagen und Vorstellungsgespräch
Bewerbungsunterlagen
Vorstellungsgespräch
5.3Planung einer beruflichen Selbständigkeit
Meine Idee
Dienstleistung/Produkt
Zielgruppe
Marktanalyse
Mein Finanzierungskonzept
Kosten
Einnahmen/Gewinn
Marketing
Meine Umsetzungsstrategie
Infrastruktur
Netzwerke
Unterstützung beim Aufbau der Selbständigkeit
6.Promovierte in alternativen Berufsfeldern: Porträts
6.1Exkurs: Alternative wissenschaftliche Tätigkeiten
6.1.1Fachhochschulprofessorin
Von der Sozialwissenschaftlerin zur Fachhochschulprofessorin
Lehre, Forschung, Gremien: Ein typischer Arbeitstag
Lehre, Freiheit, Arbeitsintensität: Licht- und Schattenseiten
Forschung, Lehrerfahrung, Berufspraxis: Erwartete Qualifikationen
Lehrprobe und Kommissionsgespräch: Das Berufungsverfahren
Verbeamtung und Lebenszeitstelle: Karriereoptionen
Ausbau und neue Karrierewege: Entwicklungen im Berufsfeld
Von der Universität an die Fachhochschule
Weiterführende Informationen
Literaturhinweise
Berufsverbände und Netzwerke
Datenbank Fachhochschulprofessur
Lehrbeauftragtenprogramme
Stellenausschreibungen
6.2Wissenschaftsmanagement
6.2.1Forschungsreferentin in der Universitätsverwaltung
Von der Historikerin zur Forschungsreferentin
Förderlogiken, Beratung, Antraglesen: Ein typischer Arbeitstag
Teamgeist, Abwechslung, Verwaltung: Licht- und Schattenseiten
Neugier, Multitasking, analytisches Denken: Erwartete Qualifikationen
Strukturiertes Interview und Arbeitsprobe: Das Bewerbungsverfahren
Institutionswechsel als Vorteil: Karriereoptionen
Professionalisierung und Spezialisierung: Entwicklungen im Berufsfeld
Von der Wissenschaftlerin zur Forschungsreferentin
Weiterführende Informationen
Literaturhinweise
Berufsverbände und Netzwerke
Weiterbildungen
Stellenausschreibungen
6.2.2Referentin im Schreibzentrum
Von der Ethnologin zur Schreibberaterin
Lehren, forschen, verwalten: Ein typischer Arbeitstag
Themenvielfalt und Befristung: Licht- und Schattenseiten
Lehrerfahrung und Schreibdidaktik: Erwartete Qualifikationen
Hineindenken in die Situation vor Ort: Das Bewerbungsverfahren
Entfristung oder Selbständigkeit: Karriereoptionen
Bewährt und verstetigt: Entwicklungen im Berufsfeld
Von der Wissenschaftlerin zur Schreibberaterin
Weiterführende Informationen
Literaturhinweise
Berufsrelevante Zeitschriften
Berufsverbände und Netzwerke
Weiterbildung
Stellenausschreibungen
6.2.3Referent bei einer Forschungsförderorganisation
Vom Historiker zum Referenten bei einer Forschungsförderorganisation
Zwischen AntragstellerInnen und GutachterInnen: Ein typischer Arbeitstag
Spannend, ergebnisorientiert, arbeitsintensiv: Licht- und Schattenseiten
Fachexpertise und Kommunikationsfreude: Erwartete Qualifikationen
Mehrstufige Auswahlgespräche: Das Bewerbungsverfahren
Vertikale oder horizontale Mobilität: Karriereoptionen
Steigender Bedarf und strategische Agilität: Entwicklungen im Berufsfeld
Vom Wissenschaftler zum Referenten bei einer Forschungsförderorganisation
Weiterführende Informationen
Literaturhinweise
Berufsverbände und Netzwerke
Forschungsförderorganisationen und Projektträger
Stellenausschreibungen
6.3Politik und Verwaltung
6.3.1Referentin im Ministerium
Von der Politologin zur Referentin im Ministerium
Vorlagen für den Minister: Ein typischer Arbeitstag
Politikbezug und Hierarchien: Licht- und Schattenseiten
Fachexpertise plus Kommunikation: Erwartete Qualifikationen
Assessment-Center oder Vorstellungsgespräch: Das Bewerbungsverfahren
Referatsleitung oder andere ministeriale Einrichtungen: Karriereoptionen
Abhängig vom Wahlergebnis: Entwicklungen im Berufsfeld
Von der Wissenschaftlerin zur Referentin im Ministerium
Weiterführende Informationen
Literaturhinweise
Stellenausschreibungen
6.3.2Politische Referentin in einer Nichtregierungsorganisation
Von der Historikerin zur wissenschaftspolitischen Referentin
Monitoring, Netzwerken, Texte verfassen: Ein typischer Arbeitstag
Teamwork und Leistungsparameter: Licht- und Schattenseiten
Feldwissen, Takt, interkulturelle Kompetenz: Erwartete Qualifikationen
Virtuelle Tests und Interviews vor Ort: Das Bewerbungsverfahren
Sprungbrett für nationale und internationale Aufgaben: Karriereoptionen
Professionalisierung und Wachstum: Entwicklungen im Berufsfeld
Von der Wissenschaftlerin zur wissenschaftspolitischen Referentin
Weiterführende Informationen
Berufsverbände und Netzwerke
Hochschulpolitische Organisationen
Übersichten weiterer Nichtregierungsorganisationen
Weiterbildung
Stellenausschreibungen
6.3.3Referent in einer Stiftung
Vom Psychologen zum Referenten in einer Stiftung
Projektbetreuung, Ideenentwicklung, Evaluation: Ein typischer Arbeitstag
Gestaltungsspielraum, Stress, Verantwortung: Licht- und Schattenseiten
Identifikation und Moderationskompetenz: Erwartete Qualifikationen
Vorstellungsgespräche oder Assessment-Center: Das Bewerbungsverfahren
Berufliche Kontinuität und wachsende Verantwortung: Karriereoptionen
Kooperationen mit Politik und Stiftungen: Entwicklungen im Berufsfeld
Vom Wissenschaftler zum Referenten in einer Stiftung
Weiterführende Informationen
Literaturhinweise
Berufsrelevante Zeitschriften
Berufsverbände und Netzwerke
Übersicht der Stiftungen in Deutschland
Weiterbildung
Stellenausschreibungen
6.4Kultur, Medien, Bildung
6.4.1Verlagslektor
Vom Anglisten zum Lektor
Projektmanagement zwischen AutorInnen und Vertrieb: Ein typischer Arbeitstag
Spannende Themen und schnelllebiger Markt: Licht- und Schattenseiten
Verlagserfahrung, Bildung, Selbstorganisation: Erwartete Qualifikationen
Volontariat und Vorstellungsgespräch: Das Bewerbungsverfahren
Ein Leben lang Lektorat oder in den Vertrieb: Karriereoptionen
E-Books und Vermarktung: Entwicklungen im Berufsfeld
Vom Wissenschaftler zum Lektor
Weiterführende Informationen
Literaturhinweise
Berufsrelevante Zeitschriften
Berufsverbände und Netzwerke
Weiterbildung
Stellenausschreibungen
6.4.2Wissenschaftlicher Bibliothekar
Vom Germanisten zum wissenschaftlichen Bibliothekar
Bestandsaufbau, Vermittlung, Bestandspflege: Ein typischer Arbeitstag
Fachnahe Tätigkeit und feste Arbeitsstrukturen: Licht- und Schattenseiten
Fachexpertise und Vielseitigkeit: Erwartete Qualifikationen
Praktische Übungen oder Assessment-Center: Das Bewerbungsverfahren
Lebenszeitstellen oder Aufstieg in Leitungsfunktionen: Karriereoptionen
Digitalisierung und Automatisierung: Entwicklungen im Berufsfeld
Vom Wissenschaftler zum wissenschaftlichen Bibliothekar
Weiterführende Informationen
Literaturhinweise
Berufsrelevante Zeitschriften
Internetressourcen
Berufsverbände und Netzwerke
Ausbildung und Berufseinstieg als wissenschaftliche Bibliothekarin/wissenschaftlicher Bibliothekar
Berufsbegleitende Masterstudiengänge
Stellenausschreibungen
6.4.3Media Consultant bei einer Zeitung
Vom Historiker zum Media Consultant
Vertrieb an der Schnittstelle zu Hochschulen: Ein typischer Arbeitstag
Schnelle Erfolg und Fokussierung auf Verkauf: Licht- und Schattenseiten
Kommunikations- und Feldkompetenz: Erwartete Qualifikationen
Vorstellungsgespräch und Fallstudie: Das Bewerbungsverfahren
Teamleitung oder Wechsel im Verlag: Karriereoptionen
Vom Wissenschaftler zum Media Consultant
Weiterführende Informationen
Literaturhinweise
Berufsverbände und Netzwerke
Weiterbildung
Stellenausschreibungen
6.5Wirtschaft und Beratung
6.5.1Personalerin in einem Unternehmen
Von der Sprachwissenschaftlerin zur Personalerin
Mitarbeiter einstellen, Führungskräfte beraten: Ein typischer Arbeitstag
Gestaltungsspielraum und Zeit für Konzeption: Licht- und Schattenseiten
Praxiserfahrung und vernetztes Denken: Erwartete Qualifikationen
Praxiskontakt oder klassische Bewerbung: Das Bewerbungsverfahren
Führungslaufbahn und übertarifliche Bezahlung: Karriereoptionen
Zukunftsfähiges Denken wird relevanter: Entwicklungen im Berufsfeld
Von der Wissenschaftlerin zur Personalerin
Weiterführende Informationen
Literaturhinweise
Berufsrelevante Zeitschriften
Berufsverbände und Netzwerke
Weiterbildung
Stellenausschreibungen
6.5.2Unternehmensberaterin
Von der Kunsthistorikerin zur Unternehmensberaterin
Projektarbeit beim Kunden und im Büro: Ein typischer Arbeitstag
Thematische Vielfalt und Gestaltungsspielraum: Licht- und Schattenseiten
Analytische Fähigkeiten und Feedback-Affinität: Erwartete Qualifikationen
Auswahlgespräche und Case Studies: Das Bewerbungsverfahren
Partner werden oder zum Kunden wechseln: Karriereoptionen
Trotz Wirtschaftsschwankungen stabil: Entwicklungen im Berufsfeld
Von der Wissenschaftlerin zur Unternehmensberaterin
Weiterführende Informationen
Literaturhinweise
Berufsverbände und Netzwerke
Übersicht der Unternehmensberatungen in Deutschland
Weiterbildung
Stellenausschreibungen
6.5.3Selbständig als Trainer
Vom Philosophen zum Trainer
Gründercoaching und Zielgruppensuche: Der Weg in die Selbständigkeit
Seminare, Akquise, Büroarbeit: Eine typische Arbeitswoche
Identifikation, Erfolg, Selbstmotivation: Licht- und Schattenseiten
»Produkt«, Fleiß, Kommunikationsfreude: Erwartete Qualifikationen
MitarbeiterInnen einstellen, Kundenstamm erweitern: Entwicklungsperspektiven
Vom Wissenschaftler zum Trainer
Weiterführende Informationen
Literaturhinweise für TrainerInnen
Berufsverbände und Netzwerke für TrainerInnen
Weiterbildung
7.Schlusswort: Beruflich neue Wege gehen
8.Anhang
8.1Berufswechsel und Zielfindung
Literaturempfehlungen zu alternativen Karrierewegen für WissenschaftlerInnen
Literaturempfehlungen zur beruflichen Zielfindung
Persönlichkeitstests online
8.2Berufsfelder und Netzwerke
Literaturempfehlungen zu Berufsfeldern
Online-Informationen zu Berufsbildern
Gehaltsübersichten
Berufsverbände
Karrieremessen
Literaturempfehlungen zum Networking
8.3Jobbörsen, Bewerbung und Berufseinstieg
Jobbörsen im Internet
Literaturempfehlungen zu sozialen Medien
Literaturempfehlungen zur schriftlichen Bewerbung
Literaturempfehlungen zum Vorstellungsgespräch
Literaturempfehlungen zu Gehaltsverhandlungen
Literaturempfehlungen zum Berufseinstieg
8.4Unterstützung an Wissenschaftseinrichtungen
Personalentwicklung
Career Services/Career Center
Mentoring
Seminare zu alternativen Karrierewegen
Wissenschaftscoaches
Gründerberatung
8.5Informationen zum Wissenschaftsmanagement
Literaturhinweise zum Wissenschaftsmanagement
Berufsrelevante Zeitschriften
Berufsverbände und Netzwerke
Weiterbildungen
Stellenausschreibungen
8.6Informationen zur beruflichen Selbständigkeit
Literaturhinweise zur beruflichen Selbständigkeit
Online-Informationen zur beruflichen Selbständigkeit
Gründernetzwerke
Bundesweite branchenübergreifende Gründerwettbewerbe
Gründerberatung
9.Literatur- und Quellenverzeichnis
10.Anmerkungen
Wissenschaftskarrieren zielen auf eine Professur oder eine andere dauerhafte Tätigkeit in Forschung und Lehre. Aufgrund der begrenzten Anzahl an Dauerstellen im Wissenschaftssystem kann jedoch von zehn Promovierten nur eine oder einer dieses Traumziel erreichen.1 In meiner Arbeit als Wissenschaftscoach an der Universität Konstanz sowie als Trainerin und Vortragende zum Thema Wissenschaftskarriere begegnen mir daher viele NachwuchswissenschaftlerInnen, die vor der Entscheidung stehen, ob sie die Wissenschaftskarriere weiterverfolgen oder Berufswege in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur2 einschlagen sollen.
In meinem Buch Promotion – Postdoc – Professur. Karriereplanung in der Wissenschaft habe ich beschrieben, welche Anforderungen an eine wissenschaftliche Karriere gestellt werden und wie man eine Wissenschaftskarriere strategisch planen kann. Mit dem vorliegenden Band möchte ich nun denjenigen NachwuchswissenschaftlerInnen eine Unterstützung an die Hand geben, die sich mit Karriereoptionen jenseits der Wissenschaft auseinandersetzen oder praktische Schritte hin zu Berufsfeldern in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur unternehmen wollen.
Inhaltlich gilt mein Dank allen NachwuchswissenschaftlerInnen, die mich an ihren Überlegungen und Gefühlen zum »Ausstieg« aus der Wissenschaft haben teilhaben lassen und mir verdeutlicht haben, dass der Schritt, die Wissenschaft zu verlassen, in den meisten Fällen als ungleich schwieriger empfunden wird als viele andere berufliche Wechsel. Viele haben ihren Karriereweg erfolgreich in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur fortgesetzt. 13 Promovierte haben sich bereit erklärt, ihren persönlichen Weg den Leserinnen und Lesern dieses Buches zu erzählen. Ihnen möchte ich besonders danken. Meine Überzeugung, dass es sich lohnt, den eigenen Berufswünschen auf die Spur zu kommen und diese umzusetzen, habe ich bei einem Life-Work-Planning-Seminar (nach Richard N. Bolles) bei John C. Webb, in Vorträgen und Workshops von Barbara Sher sowie in der ErfolgsteamleiterInnen-Ausbildung bei Gudrun Schwarzer mit praktischen Methoden fundieren können.
Ich danke meinen ersten LeserInnen Dr. Anke Bohne, Dr. Julia Breitbach, Dr. Uta Hoffmann, Dr. Stefanie Preuß, Dr. Anne Schüttpelz und PD Dr. Sebastian Wolf für hilfreiche Rückmeldungen und engagierte Diskussionen. Dajana Langhof hat mir Einblicke in ihre langjährige Erfahrung im Gründercoaching gegeben. Meinen KollegInnen vom Academic Staff Development der Universität Konstanz und vom Coachingnetz Wissenschaft danke ich für ihre Impulse zum Wissenschaftscoaching. Ulrike Scheuermann bin ich dankbar für Ihre klugen Tipps zu meinen beiden Büchern. Mein besonderer Dank geht an den Campus Verlag für die angenehme und produktive Betreuung des Buchprojekts.
Sie sind Nachwuchswissenschaftlerin oder Nachwuchswissenschaftler. Sie haben bereits promoviert oder stehen kurz vor dem Abschluss Ihrer Doktorarbeit. Sie forschen leidenschaftlich gern – und dennoch wollen oder können Sie nicht in der Wissenschaft bleiben. Möglicherweise liegt das daran, dass Sie Ihre Chancen, auf eine der wenigen freiwerdenden Professuren Ihres Fachs berufen zu werden, als zu gering einschätzen. Vielleicht hatten Sie sowieso vor, nach der Promotion einen anderen Berufsweg einzuschlagen, auf dem Sie Ihre Stärken besser einbringen und Ihre Interessen verwirklichen können. Möglicherweise läuft Ihr Vertrag bald aus und Ihr Vorgesetzter oder Ihre Vorgesetze sieht keine Möglichkeit für eine Verlängerung. Vielleicht sind Sie es auch leid, im ständigen Wettbewerb um Publikationen und Drittmittel zu stehen, sich von befristetem zu befristetem Vertrag zu hangeln und bei maximalem Leistungsdruck minimale berufliche Sicherheit zu haben. Oder Sie interessieren sich für Karrierewege jenseits der Wissenschaft, um Ihre wissenschaftliche Karriere mit einem Plan B in der Tasche mit mehr Sicherheit fortführen zu können.
Es gibt viele Gründe, die Wissenschaft zu verlassen und einen beruflichen Weg in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur zu verfolgen. Laut einer aktuellen Umfrage der Zeit denken 81 Prozent aller NachwuchswissenschaftlerInnen über einen Ausstieg aus der Wissenschaft nach.3 Das liegt nicht zuletzt an den Beschäftigungsperspektiven im Wissenschaftssystem, die nicht für alle Habilitierten oder äquivalent Qualifizierten eine Dauerstelle an einer Hochschule oder außeruniversitären Forschungseinrichtung vorsehen. In Deutschland kann derzeit nur eine oder einer von zehn Promovierten auf eine der freiwerdenden Universitätsprofessuren berufen werden.4 Bei den Habilitierten und äquivalent Qualifizierten liegt das Verhältnis etwa bei eins zu drei.5 Die jüngsten Forderungen des Wissenschaftsrats nach einem schrittweisen Aufwuchs um 7.500 Professuren an Universitäten sind daher zu begrüßen.6 Im Rahmen des Programms zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses7 werden in Deutschland in den kommenden Jahren voraussichtlich 1.000 Tenure-Track-Professuren geschaffen, die den wissenschaftlichen Karriereweg für diejenigen berechenbarer machen, die eine solche Stelle bekommen. Ein grundsätzlicher Wandel des wissenschaftlichen Karrieresystems ist jedoch derzeit nicht abzusehen. Für das Gros der NachwuchswissenschaftlerInnen ist daher nicht der Verbleib, sondern der Ausstieg aus der Wissenschaft die Regel.
Dessen ungeachtet vermittelt das deutsche Wissenschaftssystem weitgehend eine eindimensionale Karriereperspektive: Forschung wird als Beruf und Berufung gesehen, das anzustrebende Karriereziel ist ergo die Professur, gemeint ist die Universitätsprofessur. Andere Optionen für eine dauerhafte wissenschaftliche Beschäftigung an Universitäten sind derzeit kaum vorgesehen. Auch die Qualifikationsanforderungen sind in der Wissenschaft ausschließlich auf eine Universitätsprofessur ausgerichtet. An dieser Perspektive werden auf dem Karriereweg Publikationsleistung, Erfolg bei der Einwerbung von Drittmitteln und Einsatz in der Lehre gemessen. Sehenden Auges werden hier mehr WissenschaftlerInnen ausgebildet, als das System perspektivisch aufnehmen kann. Bezüge zu Berufsbildern jenseits der Universitätskarriere werden ab der Promotion kaum hergestellt, entsprechende Qualifikationen in der Regel nicht vermittelt. Der Ausstieg aus der Wissenschaft wird von NachwuchswissenschaftlerInnen oft nicht als Normalfall, sondern als persönliches Versagen wahrgenommen. In einem System, in dem das Erlangen einer Professur das ultimative wie unwahrscheinliche Karriereziel ist, wird ein Wechsel in andere Berufsfelder als Abweichen von der Norm betrachtet und als »alternativer Karriereweg« bezeichnet.
Je länger der Verbleib in Forschung und Lehre, umso schwieriger erscheint NachwuchswissenschaftlerInnen der berufliche Wechsel – mental und praktisch. Das liegt zum einen an der eben geschilderten Exklusivität des vermittelten Berufsbilds. »Wissenschaft« gilt als Traumjob und wird von den meisten an der Universität Forschenden und Lehrenden als solcher empfunden. Auch und gerade bei den Ausstiegswilligen ist es daher oft so, dass der Verlust dieses Traumes schmerzt und zu einem Gefühl der Perspektivlosigkeit führt. Der Abschied aus der Wissenschaft läuft in vielen Fällen etappenweise ab: Erst nach Phasen der Desillusionierung und der Frustration oder Trauer können neue berufliche Pläne geschmiedet werden.
Zum anderen erschwert den beruflichen Wechsel, dass in einigen Fächern keine Alternativen auf der Hand zu liegen scheinen. Vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften fehlt vielen NachwuchswissenschaftlerInnen die Orientierung auf dem facettenreichen Arbeitsmarkt außerhalb der Wissenschaft. Forschungsstellen in anderen Branchen sind für die Geistes- und Sozialwissenschaften rar gesät. In diesen Fächern bestehen während der wissenschaftlichen Laufbahn wenige Berührungspunkte zu nicht-wissenschaftlichen Berufsbildern. Daher gibt es kaum Rollenvorbilder aus anderen Branchen und Vorstellungen, wie mögliche Berufsbilder aussehen, sind eher schemenhaft als konkret. Vielen NachwuchswissenschaftlerInnen in den Geistes- und Sozialwissenschaften ist unklar, welche Qualifikationen in Arbeitsbereichen außerhalb der Wissenschaft benötigt werden und wie anschlussfähig ihre in der Wissenschaft erworbenen Qualifikationen dort sind.
Entgegen dem gängigen Klischee des promovierten Taxifahrers haben NachwuchswissenschaftlerInnen sowohl nach der Promotion als auch bei einem späteren Ausstieg aus der Wissenschaft gute Berufschancen. Das zeigen Daten des Bundesberichts Wissenschaftlicher Nachwuchs: 94,1 Prozent der promovierten GeisteswissenschaftlerInnen im Alter zwischen 35 und 45 Jahren waren 2009 erwerbstätig, unter den SozialwissenschaftlerInnen mit Promotion waren es sogar 99,4 Prozent.8 Für alle Fächer zusammengenommen waren nur 10 Prozent der Promovierten in der Wissenschaft tätig, die übrigen in anderen Branchen in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur.9 44,8 Prozent hatten eine Leitungsfunktion inne.10 Die berufliche Tätigkeit außerhalb der Wissenschaft muss kein fauler Kompromiss sein: In einer Umfrage des Statistischen Bundesamts gaben 93 Prozent der Promovierten, die noch in Forschung und Entwicklung tätig waren, an, mit ihrer beruflichen Tätigkeit zufrieden zu sein. Mit 91 Prozent fast genauso zufrieden waren diejenigen Promovierten, die die Wissenschaft verlassen hatten.11
Zwischen den guten Berufschancen auf der einen Seite und der gefühlten Perspektivlosigkeit von NachwuchswissenschaftlerInnen auf der anderen Seite besteht offensichtlich eine Diskrepanz. Die Verantwortung der Universitäten gegenüber NachwuchswissenschaftlerInnen, die nach einer akademischen Laufbahn eine Tätigkeit jenseits des wissenschaftlichen Kontexts ergreifen wollen oder müssen, wird erst seit kurzem thematisiert. So fordern Wissenschaftsrat und Hochschulrektorenkonferenz, dass NachwuchswissenschaftlerInnen auf Qualifizierungsangebote für Karrierewege außerhalb der Hochschule aufmerksam gemacht werden beziehungsweise Universitäten entsprechende Zusatzqualifikationsmöglichkeiten anbieten sollen.12 An vielen Universitäten sind inzwischen Angebote zur Unterstützung nicht-wissenschaftlicher Karrierewege für Promovierende und Promovierte entstanden. Anbieter sind dabei je nach Institution die Career Services, die Personalentwicklungsabteilungen oder die zentralen Nachwuchsfördereinrichtungen. Auch zahlreiche Promotionsprogramme, Gleichstellungsbüros, Alumni-Netzwerke und Zentren für Schlüsselqualifikationen machen Angebote, die Brücken zu Berufsfeldern in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur zu schlagen. Darüber hinaus helfen universitätseigene Gründerzentren bei Plänen zur beruflichen Selbständigkeit. Es bleibt jedoch noch viel zu tun, vor allem bei der individuellen Begleitung dieser Karrierewege.
Meine Erfahrungen als Wissenschaftscoach für Postdocs möchte ich mit diesem Buch einem größeren Kreis von NachwuchswissenschaftlerInnen weitergeben. Angesprochen sind sowohl DoktorandInnen, die nach ihrer Promotion die Wissenschaft verlassen wollen, als auch Postdocs, die einige Jahre nach der Promotion oder möglicherweise erst nach der Habilitation alternative Berufsoptionen suchen. Die Kapitel 2 bis 5 bieten eine praktische Anleitung für die Suche nach einer beruflichen Tätigkeit in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur, die Porträts in Kapitel 6 stellen Praxisbeispiele für einen gelungenen Wechsel vor.
Die im Buch beschriebenen Coaching-Methoden und Vorgehensweisen sind grundsätzlich für NachwuchswissenschaftlerInnen aller Fächer geeignet. Wegen der oben genannten fachspezifischen Herausforderungen richtet sich das Buch in besonderem Maße an Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen und beleuchtet berufliche Optionen, die für sie geeignet sind. Der Karrierebegriff, den ich zugrunde lege, umfasst sowohl die klassische Bedeutung des vertikalen Aufstiegs als auch die horizontale berufliche Entwicklung von einem Aufgaben- oder Themengebiet zu einem anderen.
In Kapitel 2 werden Strategien und Motivationen für den beruflichen Wechsel vorgestellt. Dabei werden unterschiedliche Typen von NachwuchswissenschaftlerInnen charakterisiert, die über einen Ausstieg aus der Wissenschaft nachdenken oder konkrete Schritte in diese Richtung unternehmen wollen beziehungsweise müssen. Für jeden Typus werden erste Handlungsempfehlungen gegeben, die in den folgenden Kapiteln näher ausgeführt werden.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Frage nach passenden beruflichen Tätigkeiten. Hierzu wird reflektiert, welche in der Wissenschaft erworbenen Qualifikationen für den außeruniversitären Arbeitsmarkt relevant sind. Außerdem werden Methoden vorgestellt, mithilfe derer Sie weitere Fähigkeiten, Kenntnisse und Interessen sowie Werte und Präferenzen zu Arbeitsbedingungen identifizieren können.
Kapitel 4 gibt Impulse, welche Institutionen und Berufsfelder speziell für Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen infrage kommen. Zunächst wird ein Überblick über den Arbeitsmarkt jenseits der Universitätsprofessur gegeben. Konkretere Einsichten in interessante Berufsfelder bieten die im Anschluss vorgestellten Recherchestrategien.
Kapitel 5 widmet sich der Frage, wie Sie an eine für Sie passende Stelle kommen. Hier werden verschiedene Bewerbungsstrategien vorgestellt und konkrete Hinweise gegeben, wie Sie sich als Nachwuchswissenschaftlerin oder Nachwuchswissenschaftler bestmöglich in einer Bewerbung für den außeruniversitären Arbeitsmarkt präsentieren. Ein Exkurs vermittelt Strategien für den Aufbau einer selbständigen Tätigkeit.
In Kapitel 6 geben Ihnen 13 Porträts aus unterschiedlichen Branchen einen Einblick, wie der Karriereweg nach der Wissenschaft aussehen kann. Die Porträts erzählen den individuellen Berufsweg von promovierten Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen, die heute in unterschiedlichen Branchen beruflich erfolgreich sind. Sie beschreiben den Arbeitsalltag und die beruflichen Anforderungen verschiedener Tätigkeitsfelder. Bewerbungsstrategien und Qualifikationen für die jeweilige Branche werden ebenso skizziert wie Gehalts- und Aufstiegsmöglichkeiten. Dabei wird auch erörtert, wie die akademische Tätigkeit auf die neue berufliche Aufgabe vorbereitet hat, welche Kenntnisse und Tätigkeiten aus der Wissenschaft auch bei der außerwissenschaftlichen Karriere Anwendung finden. Im Anschluss an jedes Porträt sind weiterführende Informationen für den beruflichen Wechsel zusammengestellt, wie zum Beispiel Hinweise auf passende Jobbörsen, Weiterbildungsangebote, Adressen von Berufsverbänden sowie weiterführende Literatur.
Mit Reflexionsübungen und Checklisten kann in Kapitel 3 und 4 sowie am Ende der Porträts individuell an beruflichen Präferenzen und Strategien für eine Anstellung oder eine selbständige Tätigkeit gearbeitet werden. Viele der Übungen können Sie direkt in diesem Buch durchführen. Es empfiehlt sich jedoch, zusätzlich ein Notizbuch, eine Datei oder einen Sammelordner für Ihre Überlegungen anzulegen. Darin können Sie Ihre Erkenntnisse zu berufsrelevanten Kompetenzen und idealen Arbeitsumständen sowie Ideen und Informationen zu Berufsfeldern und Arbeitgebern zusammentragen.
In vielen Kapiteln finden Sie Infoboxen mit Tipps, wie Wissenschaftseinrichtungen Sie bei der Suche nach Berufswegen in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur unterstützen können. Career Services, Graduiertenschulen und Personalentwicklungsabteilungen bieten vielerorts Orientierungs- und Qualifikationsmöglichkeiten für den Arbeitsmarkt in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur an. Das Angebot reicht von Workshops zum Kompetenzerwerb, der Unterstützung von Entscheidungsfindung und Strategieentwicklung über die Vermittlung von Rollenvorbildern, Einblicken in Berufsfelder und Kontakten zu Arbeitgebern bis hin zur Unterstützung von Bewerbungen und Gründungsvorhaben.
Jeder Weg von der Wissenschaft in andere Berufsfelder ist einzigartig und kostet Mut, Zeit und Energie. Ein Patentrezept gibt es nicht. Ziel dieses Buches ist es, Ihnen Impulse für Reflexionen und Recherchen zu geben, die als erster Schritt für einen beruflichen Wechsel unabdingbar sind. Mit der hier vorgestellten Anleitung, den Reflexionsübungen und den Praxisbeispielen werden Sie von ersten Überlegungen über einen Ausstieg aus der Wissenschaft über die praktische Umsetzung eines alternativen Karriereplans bis hin zur erfolgversprechenden Bewerbung begleitet. Berufung zu finden und ein erfolgreiches Berufsleben zu führen, ist auch außerhalb der Wissenschaft möglich. Auf Ihrem Weg zu einer alternativen beruflichen Aufgabe in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur, die zu Ihren Fähigkeiten und Interessen passt, wünsche ich Ihnen viel Erfolg!
Als Nachwuchswissenschaftlerin oder Nachwuchswissenschaftler sind Sie vermutlich bestens mit dem wissenschaftlichen Arbeitsmarkt vertraut. Seine grundsätzlichen Spielregeln sind einfach: Das Karriereziel ist traditionell (und mangels anderer Dauerstellen) die Professur, die Qualifizierungsschritte sind bekannt (Promotion, Habilitation oder Äquivalent). Auf praktisch allen wissenschaftlichen Positionen müssen Aufgaben in Forschung, Lehre und Management übernommen werden, das Tätigkeitsspektrum umfasst jeweils Publizieren, Vortragen, Drittmittel Einwerben etc. Wissenschaftliche Stellen werden an bekanntem Ort ausgeschrieben, das Bewerbungsverfahren umfasst die Darstellung der wissenschaftlichen Parameter und ein (vor der Professur) oft berechenbares Vorstellungsgespräch zu ebendiesen Parametern.13
Der Arbeitsmarkt außerhalb der Wissenschaft ist wegen der Vielzahl an Branchen und Karrierezielen komplexer. Jedes Berufsbild verlangt spezifische Qualifikationen. Gesucht werden Menschen, die sich mit den branchenrelevanten Inhalten auskennen, zum Aufgabenbereich passende Kompetenzen mitbringen und sich mit den spezifischen Werten des Arbeitgebers identifizieren. Bei einer erfolgreichen Bewerbung sollte nicht der eigene Werdegang im Fokus stehen, sondern die individuelle Passfähigkeit zu den Anforderungen des Arbeitgebers.
Als Promovierte oder Promovierter haben Sie in der Wissenschaft beruflich viel geleistet und erreicht. Nicht alle Aspekte dieser Arbeitserfahrung werden Sie jedoch in eine Bewerbung in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur sinnvoll einbringen können. Um in diesen Segmenten des Arbeitsmarkts zu punkten, sollten Sie sich Ihrer Fähigkeiten, Erfahrungen und Interessen bewusst sein und diese adäquat darstellen können. Darüber hinaus benötigen Sie eine fundierte Vorstellung davon, welche dieser Qualifikationen Ihr potenzieller Arbeitgeber für die ausgeschriebene Position von Ihnen erwartet.
Wenn Sie bereits während Ihrer Zeit in der Wissenschaft einen Einblick in das angestrebte Berufsfeld bekommen konnten (etwa durch Kooperationen), haben Sie vielleicht schon eine realistische Vorstellung von der zukünftigen Stelle und konnten entsprechende Qualifikationen sammeln. Wenn Sie jedoch noch unklare Vorstellungen zu alternativen Berufszielen haben, ist der berufliche Wechsel in andere Segmente des Arbeitsmarkts in der Regel kein Selbstläufer.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Ihre Arbeitssuche in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur nicht von Erfolg gekrönt sein, wenn Sie Stellenbörsen nach halbwegs brauchbaren Ausschreibungen durchforsten, Ihren wissenschaftlichen Lebenslauf auf den neuesten Stand bringen und mit einem Anschreiben losschicken, das Ihren akademischen Werdegang beschreibt. Ebenso wenig ist es empfehlenswert, sich unter Wert zu verkaufen, die eigenen Interessen zu vernachlässigen und den nächstbesten Job anzunehmen. Diese Strategien können die Ursache dafür sein, dass der berufliche Wechsel nicht gelingt oder Sie unzufrieden macht.
Verschiedene Gründe können zu der Entscheidung führen, aus der Wissenschaft auszusteigen und einen Karriereweg in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung oder Kultur zu verfolgen. Bei aller Besonderheit des Einzelfalls lassen sich meiner Erfahrung nach fünf Typen von »AussteigerInnen« beobachten. Für sie gibt es unterschiedliche Motivationen und Rahmenbedingungen und damit auch verschiedene Strategien, die sinnvollerweise bei der Orientierung auf dem Arbeitsmarkt außerhalb der Wissenschaft angewendet werden sollten. Selbstverständlich ist nicht ausgeschlossen, dass Sie sich in mehreren dieser Typen wiederfinden.
Sie arbeiten mit Freude in der Wissenschaft und verbringen viel Zeit in Forschung und Lehre. Vielleicht haben Ihre Vorgesetzten und BetreuerInnen Ihnen schon einmal positive Signale zu Ihrer wissenschaftlichen Leistung gegeben oder Ihnen Finanzierungsmöglichkeiten und Anschlussstellen angeboten. In der Arbeitsgruppe übernehmen Sie gern undankbare oder aufwändige Aufgaben, wie die Organisation von wissenschaftlichen Tagungen oder sozialen Unternehmungen, und Sie engagieren sich verantwortungsvoll in Lehre und Betreuung. In Ihrer Forschung arbeiten Sie gern gründlich einzelne Posten ab und haben dabei auch gute Ideen. Aber der große Wurf, so scheint es, ist Ihnen dabei noch nicht gelungen.
Um einen Artikel zu schreiben, brauchen Sie viel Zeit, und dann klappt es mit der Veröffentlichung eher in guten als in sehr guten Zeitschriften. Drittmittel in größerem Maßstab einzuwerben, erscheint für Ihre Forschung weniger relevant, Sie beantragen lieber kleinere Beträge aus universitätsinternen Nachwuchsfonds oder Reisemittel für internationale Konferenzen. Als die Finanzierung an Ihrer Heimatuniversität ausläuft, bewerben Sie sich bundesweit und bekommen auch kürzere Verträge in Drittmittelprojekten angeboten, die allerdings nicht hundertprozentig zu Ihrem eigenen Forschungsschwerpunkt passen. Wie sollen Sie da Ihr eigenes Forschungsprofil wirkungsvoll nach außen bekannt machen? Mit der Zeit beobachten Sie, wie KollegInnen an Ihnen vorbeiziehen und ihre Texte in angesehenen Zeitschriften unterbringen, Preise gewinnen und Stellen bekommen. Sie fragen sich immer öfter, ob Sie eigentlich noch eine Chance auf eine Dauerstelle in der Wissenschaft haben.
Was ist zu tun? Machen Sie zunächst eine Bestandsaufnahme Ihres akademischen Portfolios. Gehen Sie alle Teilbereiche durch und bilanzieren Sie, was Sie bisher in Forschung, Lehre und Management erreicht haben.14 Bitten Sie Vorgesetzte, Doktoreltern, Mentorinnen und Mentoren um Rückmeldung zu Ihrem bisherigen Karriereverlauf, zum Potenzial Ihrer Forschungsvorhaben und zu sinnvollen nächsten Karriereschritten. Es kann hilfreich sein, mit mehreren Personen Gespräche zu führen, um ein differenziertes Bild von Ihren Karriereaussichten zu bekommen.
Für die nächsten Karriereschritte sollten Sie auf Grundlage von Bilanz und Feedback eine Entscheidung treffen, ob Sie weiter versuchen wollen, eine Dauerstelle in der Wissenschaft zu bekommen. So eine weitreichende Entscheidung trifft man nicht von einem Tag auf den anderen, es bedarf in der Regel längerer Reflexionsprozesse. Manchmal ist es hilfreich, einen Zeitrahmen für die Entscheidung festzulegen. Dies kann zum Beispiel ein Jahr sein, für das Sie sich Ziele vornehmen und in dem Sie Erfahrungen sammeln. Nach Ablauf des Jahres können Sie Bilanz ziehen und die Entscheidung fundierter treffen. Wenn Sie sich für eine wissenschaftliche Karriere entscheiden, sollten Sie dieses Unterfangen aktiv und strategisch in die Hand nehmen und sich konkrete Ziele für die kommenden Jahre setzen.
Wenn Sie sich gegen eine weitere wissenschaftliche Karriere entscheiden, wird die erste Zeit vermutlich von Frustration und dem Gefühl des Scheiterns geprägt sein. Vielleicht ist der Entscheidung auch eine Phase vorgelagert, in der sich Hoffnung und Rückschritte abwechseln. Geben Sie dem Abschied aus der Wissenschaft etwas Raum. Sprechen Sie mit engen FreundInnen aus dem akademischen Kontext und aus anderen Berufsfeldern über die Gefühle, die mit dem Ende dieser beruflichen Phase verbunden sind. Vielleicht ist auch eine Bilanz hilfreich, welche Aspekte der Wissenschaftskarriere Ihnen Freude gemacht haben und welche Aspekte Sie anstrengend oder unangenehm fanden.
Neben der Trauer sind auch Gefühle wie Perspektivlosigkeit und Zukunftsangst für diese Phase typisch: »Ich kann ja nichts anderes außer Forschung! Wer braucht mich auf dem Arbeitsmarkt schon?«, sind häufige Gedanken. Wichtig ist, dieser Angst früh mit konkreten Rechercheschritten über mögliche berufliche Perspektiven zu begegnen. Es wird auf dem Arbeitsmarkt interessante Berufsperspektiven für Sie geben, es kommt nur darauf an, möglichst schnell die passenden zu identifizieren. Dazu ist es essenziell, sich mit den eigenen Kompetenzen, Interessen und Werten auseinanderzusetzen ( Kapitel 3 »Was könnte ich arbeiten?«) und den Einblick in unterschiedliche Berufsfelder zu vertiefen ( Kapitel 4 »Wo könnte ich arbeiten?«). Vermutlich sind auch die Porträts der ehemaligen NachwuchswissenschaftlerInnen für Sie interessant, die mit Erfolg eine Karriere nach der Wissenschaft gestartet haben: Das können Sie auch schaffen.
Sie haben mit Begeisterung Wissenschaft gemacht, sich intensiv in der Forschung engagiert und auch einige Erfolge erzielt. Mit der Zeit hat sich jedoch eine gewisse Frustration bei Ihnen eingestellt. Vielleicht weil Ihre Leistung nicht so anerkannt wurde, wie Sie es eigentlich verdient hätten. Oder weil Sie durchschauen, dass das Wissenschaftssystem nicht so transparent und strikt qualitätsorientiert funktioniert, wie es sich den Anschein gibt. Die Arbeits- und Karrierebedingungen in der Wissenschaft lehnen Sie im Grunde ab und hätten gern für sich eine klare Karriereperspektive, die Ihren Leistungen gerecht wird und bei der Sie nicht ständig den Ort wechseln müssen.
Vielleicht haben Sie neben der Wissenschaft auch andere Prioritäten im Leben, wie eine Familie oder einen Kinderwunsch, ein ehrenamtliches Engagement oder ein wichtiges Hobby. Oder Sie stellen in der Elternzeit mit etwas Abstand zum Wissenschaftssystem fest, dass das Hamsterrad aus Publikationen, Lehrverpflichtungen, Konferenzen und Drittmitteleinwerbung nicht zu Ihren neuen familiären Verpflichtungen passt und vielleicht auch nicht zu dem, was Sie sich vom Leben erträumen. Wenn sich eine attraktive andere berufliche Möglichkeit bieten würde, würden Sie der Wissenschaft sofort den Rücken kehren.
Was ist zu tun? Sie hören sich an, als hätten Sie sich schon dafür entschieden, die Wissenschaft zu verlassen. Womöglich haben Sie Ihrem Chef oder Ihrer Chefin bereits angekündigt, dass Sie Ihren Vertrag nicht verlängern wollen. Prüfen Sie also, welche Optionen der außerwissenschaftliche Arbeitsmarkt für Sie bereithält. Dafür ist besonders Kapitel 4 »Wo könnte ich arbeiten?« interessant. Welche konkrete berufliche Aufgabe Sie dort gern tun würden, sagen Sie sich, werden Sie in der Orientierungsphase schon merken. Wenn nicht, nehmen Sie sich etwas Zeit für die Methoden in Kapitel 3 »Was könnte ich arbeiten?«.
Wenn der Ausstieg aus der Wissenschaft wie bei Ihnen ganz oder teilweise aufgrund der unsicheren Karrierewege, der prekären Beschäftigungssituation oder der schwierigen Work-Life-Balance unternommen wird, ist naheliegend, dass Sie sich für die neue Tätigkeit bessere Rahmenbedingungen wünschen. Der realistische Blick auf den derzeitigen Arbeitsmarkt zeigt, dass einige interessante (Einstiegs-)Stellen für AkademikerInnen auch außerhalb der Wissenschaft befristet sind und ebenso nach den Tarifverträgen des öffentlichen Dienstes bezahlt werden.15 Lange Arbeitszeiten und Überstunden sind heute in fast allen Branchen verbreitet und werden gerade in verantwortlichen Positionen erwartet. Oft widerspricht der Wunsch nach großer Unabhängigkeit im beruflichen Tun dem Wunsch nach weitgehender beruflicher Sicherheit. Informieren Sie sich daher gut, was Sie in unterschiedlichen Branchen und Positionen erwartet. Prüfen Sie, was Ihre persönlichen Grenzen sind und was Sie bereit sind, für einen Wechsel in ein spannendes neues Berufsfeld zu investieren.
Sie haben ein spannendes Forschungsthema gefunden, das eine Forschungslücke schließt. Es ist der Schlüssel zum Verständnis eines größeren Bereichs oder ein neuer Blick auf ein bekanntes Thema, das in Vergessenheit geraten ist. Außer Ihnen forschen nur wenige andere WissenschaftlerInnen auf diesem Gebiet, jedenfalls in den letzten Jahren. Vielleicht wird das Thema in Deutschland vernachlässigt, obwohl es in anderen Ländern einzelne SpezialistInnen dafür gibt. Erst wenige haben die Brisanz und das Potenzial Ihres Themas erkannt. Das führt dazu, dass Ihre Forschungsleistung nicht so gewürdigt wird, wie sie es Ihrer Ansicht nach verdienen würde.
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