Dr. Dr. med. Thomas Beck
NATÜRLICHE
HORMONE
Mehr Gesundheit und Lebensfreude durch
einen ausgeglichenen Hormonhaushalt
Teil I | Einführung
Grußwort von Dr. Volker Rimkus
Vorbemerkung des Autors
Einleitung
Mein Weg zur Methode Rimkus®
Die »Wechseljahre« – was ist das und was passiert da eigentlich?
Was also kann man tun?
Wechseljahre und »Midlife-Crisis«
Die Wechseljahre (Menopause)
Wechseljahre auch beim Mann?
Hormone, Lebensphasen und das Altern – Wechseljahre und Transformation
Wesentliche biologische Faktoren: Die Ursachen des Alterns
Was ist Gesundheit – und wie kommt es zu Krankheit
Lebenserwartung und »Anti-Aging«
Teil II | Grundlagen
Die Sexualhormone
Was sind eigentlich »Hormone« und wie werden sie reguliert?
Die Bildung der Sexualhormone
Wie werden Hormone in den Geweben wirksam?
Was passiert beim Abfallen der Hormonspiegel?
Hormon-Zyklus (Frau), Östrogen, Progesteron
Testosteron, Prostata, DHEA
Vitamin D
Eisenmangel und seine Behandlung
Das Dilemma mit der Wissenschaft: Ärztliche Erfahrung und wissenschaftliche Forschung – und der Einfluss der Industrie
Grundlegende Studien zu natürlichen Hormonen
Naturheilkundliche Möglichkeiten zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden und hormonellen Umstellungen
Teil III | Therapie
Die Therapie mit natürlichen human-identischen Sexualhormonen
Der erste Schritt: Russell E. Marker und das Progesteron – oder: Woher kommen die Hormone eigentlich?
Der zweite Schritt: Die Entwicklung der Antibabypille
Der dritte Schritt: Die heute übliche Behandlung mit synthetischen und semi-synthetischen Hormonen – Risiken und Nebenwirkungen
Was ist die Rimkus®-Therapie eigentlich?
Die Entwicklung der Rimkus®-Therapie
Die Theorie der Rimkus-Methode®
Erfahrung – die Praxis der Rimkus®-Therapie
Die Rimkus®-Therapie heute
Häufig gestellte Fragen
Hormonspiegel-Messungen, Verläufe, Dosierungen und Rezepte
sowie Behandlungsindikationen und typische Fälle
Östrogentherapie beim Mann?
Hinweise für Frauen und Männer mit Krebserkrankungen – Brustkrebs, Gebärmutterkrebs, Eierstockkrebs und Prostatakrebs
Anhang
Fußnoten
Das Hormon-Netzwerk
Weiterführende Literatur
Danksagung
Register
Impressum
Eine Therapie mit natürlichen human-identischen Hormonen nach Rimkus® ist der eleganteste Weg, das Nachlassen der körpereigenen Hormonproduktion auszugleichen. So kann man bis ins hohe Alter hinein den Verlust der Hormone auf natürliche Weise abfedern. Doch was unterscheidet die Rimkus®-Therapie von anderen Therapieformen und wie kam es dazu?
Es wird wohl kaum einen Menschen geben, der nicht sein Leben lang bestimmte Träume und Wünsche vor sich herschiebt und sich sehr freut, wenn dann einige – vielleicht sogar der größte Teil – irgendwann einmal auch in Erfüllung gehen. Manche Wünsche erscheinen einem aber selbst schon von Anfang an so hoch gegriffen, dass man kaum damit rechnen kann, jemals ihre Erfüllung zu erleben. Ich jedenfalls für meine Person bin ein Mensch, der sein Leben lang Wünsche und Träume hegt, und ich bin fest davon überzeugt, dass das Leben eigentlich aufhört, wenn alle Träume erfüllt oder erloschen sind und wir keine Träume und Wünsche mehr haben.
Wenn sich dann aber aus der Gruppe der großen Träume und Wünsche ein paar von denen doch erfüllen, und man das nicht oder kaum mehr zu hoffen gewagt hat, dann ist die Freude natürlich riesengroß – und damit bin ich bei dem wunderbaren neuen Buch meines Freundes und Kollegen Dr. Dr. Thomas Beck!
Um Ihnen verständlich zu machen, warum mit diesem Buch einer meiner ganz großen Wünsche in Erfüllung gegangen ist, muss ich ein wenig zurückblicken:
Es war Anfang der Neunzigerjahre, als mir bei meinen Patientinnen in unserer Praxis – die ich mit meiner Frau Barbara als Praxisgemeinschaft geführt habe –, bedrückend auffiel, dass die von unseren universitären Vorbildern gelehrten und hochgelobten Konzepte zur Behandlung der Wechseljahre sich nicht nur als so gut wie wirkungslos erwiesen, sondern darüber hinaus sogar mit teilweise fatalen Nebenwirkungen und negativen Spätfolgen einhergingen. Als ich dann selbst in ein »kritisches« Alter geriet, musste ich feststellen, dass es für uns Männer nicht nur überhaupt keine Konzepte gab, um uns in diesem kritischen Lebensabschnitt eine Hilfe anzubieten. Ja man streitet sich in den wissenschaftlichen Kreisen sogar bis heute darüber, ob es denn überhaupt Wechseljahre des Mannes gebe.
Meine wichtigste und grundlegende Entdeckung verschaffte mir Klarheit über den Grund, warum die in meinem Fachgebiet Gynäkologie angebotenen Therapiekonzepte für die alternde Frau solche enttäuschenden Ergebnisse zeigten: Die Arzneien, die uns Frauenärzten als »Hormone für die Wechseljahresbehandlung« an die Hand gegeben wurden, waren traurige Fälschungen der natürlichen Substanzen, die uns seit Tausenden von Jahren nach einem strengen Selektionsprozess von der Natur zu unserem Segen zugedacht sind. Unsere Wissenschaftler haben im Verein mit der pharmazeutischen Industrie kleine chemische Veränderungen an den Originalmolekülen vorgenommen, diese neuen Substanzen anschließend fatalerweise jedoch nicht mit neuen Namen versehen, sondern diese auch in der wissenschaftlichen Literatur weiterhin als »Östrogen« bzw. »Gestagen« (Progesteron) bezeichnet.
Als dann die ersten Studien mit negativen Ergebnissen bezüglich erschreckender Nebenwirkungen, einschließlich einer Erhöhung der Krebsrate, publiziert wurden, verpassten unsere Wissenschaftler die große Chance, an dieser Stelle die fatale Irreführung durch die falsche Benennung der angewendeten Substanzen zu korrigieren und klar herauszustellen, dass all diese negativen Eigenschaften nur bei Anwendung der chemischen »Hormonplagiate« aufgetreten waren. Und bis zum heutigen Tage haben unsere Wissenschaftler noch nicht den Mut aufgebracht, eine klare Abgrenzung zwischen human-identischen Hormonen und den »Chemikalien mit hormonähnlicher Wirkung« vorzunehmen. (Mehr dazu lesen Sie ab hier)
Als ich dann Anfang der Neunzigerjahre die medizinische Öffentlichkeit und die Laienpresse über das sensationelle Ergebnis meiner Forschungen in Kenntnis setzte, stieß ich in den medizinischen Kreisen auf eine breite Ablehnung. Hatte ich doch mit meiner ausschließlichen Verwendung bioidentischer Hormone einen wichtigen Schlüssel zur Erklärung der bisherigen negativen Erfahrungen gefunden, der die ganze Behandlung von Frauen in den Wechseljahren revolutionieren konnte, ja sogar musste!
Schon der gesunde Menschenverstand sagte uns ja, dass die gesündeste Lebensphase des Menschen in seiner Jugend liegt, also im Lebensalter mit den höchsten körpereigenen Hormonspiegeln, in einer Phase, wo die typischen Alterskrebsarten wie Mammakarzinom (Brustkrebs) oder Prostatakarzinom eben auch so gut wie gar nicht zu beobachten sind. Während die Häufigkeit der Erkrankungen beim Mammakarzinom um das 60. Lebensjahr der Frau ihren Gipfel erreicht und das Prostatakarzinom des Mannes sogar erst über dem 70. Lebensjahr am häufigsten auftritt. In diesen Lebensabschnitten sind aber bei Männern und Frauen nur noch Rest-Hormonspiegel im Körper nachweisbar. Es kann also gar nicht zutreffen, was von unseren Onkologen immer noch postuliert wird: dass die Sexualhormone – und hier vor allem die Östrogene – Kanzerogene sind, wenn hohe Hormonspiegel doch erfahrungsgemäß Gesundheit bedeuten und die Krebsgefahr erst bei kaum mehr messbaren Spiegeln drastisch ansteigt. Eine Substanz, die gar nicht mehr vorhanden ist, kann schwerlich noch als »Gift« wirken!
Rein von der Logik her war es mir dann auch sofort klar, dass bei der Anwendung bioidentischer Hormone zur Behebung von Mangelzuständen in den Wechseljahren das Krebsrisiko auf keinen Fall erhöht werden würde und wir Frauenärzte damit ein Konzept in der Hand haben, unseren Patientinnen eine wertvolle Hilfe zur positiven Bewältigung der zweiten Lebenshälfte anzubieten, ohne ihr Krankheitsrisiko dadurch zu erhöhen.
Ich dachte mir damals, dass ich mit diesem Konzept in den Kreisen der Gynäkologie buchstäblich offene Türen einrennen würde, denn gerade Frauenärztinnen und Frauenärzte erleben ja sozusagen »an der Front der Wechseljahre« das unter Umständen enorme Leid sehr vieler Patientinnen, wenn um das 50. Lebensjahr deren körpereigene Hormonproduktion zusammenbricht.
Doch das Gegenteil war und ist der Fall! Mit einer mir unverständlichen Starrheit beharren meine Fachkolleginnen und – kollegen in der Mehrzahl auch heute noch unbeirrt und unbeirrbar auf der Anwendung »hormonähnlicher Chemikalien«, wozu eigentlich seit Anfang der Neunzigerjahre und den verheerenden Studienergebnissen keine Indikation mehr bestanden hätte.
Die Laienmedien hingegen waren an der von mir vorgestellten Alternative hochinteressiert und trugen dann wesentlich dazu bei, dass die Öffentlichkeit über die Möglichkeiten einer neuartigen Hormonbehandlung, besser: einer Behandlung mit den unveränderten Originalhormonen, gut informiert werden konnte. In der medizinischen Fachwelt erntete ich – überraschenderweise – aber leider Häme und Ablehnung.
Und als ich dann auch noch – auf der Basis der Anwendung bioidentischen Östradiols und Progesterons – ein Konzept für den Mann zur Behandlung seiner alterstypischen Hormondefizite entwickelte, zur Reife brachte und publizierte, musste ich eine unglaubliche Flut von Schmähungen seitens der Vertreter der Andrologie über mich ergehen lassen.
Da ich selbst aber tief in meinem Inneren vom ersten Tag an felsenfest davon überzeugt war, dass ich mit der Erarbeitung eines Konzepts, das auf der ausschließlichen Verwendung human-identischer bzw. bioidentischer Hormone fußt, eine neue Therapie begründet hatte, die vielen Millionen Menschen eine ganz neue Lebensqualität und Altersgesundheit bescheren kann, wurden zwei ganz große Wünsche in mir geboren, deren Realisierung zu erleben ich allerdings nicht zu hoffen wagte.
Ich habe von Anfang an sehr viel Energie darauf verwendet, Vorträge im kleineren Kreis vor Ärztegesellschaften und Laien zu halten, und immer davon geträumt, dass ich vielleicht einmal nicht selber vorne auf dem Podium stehen würde, sondern mitten im Publikum sitzen dürfte, um von dort aus mitzuerleben, wie an meiner Stelle eine Kollegin oder ein Kollege einem interessierten Publikum die großen Vorzüge meiner Methode erläutert.
Als ich dann in der Zeit kurz vor dem Ende meiner aktiven ärztlichen Tätigkeit im Jahr 2005 und in den Folgejahren insgesamt vier Bücher über die Grundzüge meiner Methode verfasst habe, nahm in mir ein zweiter großer Wunschtraum Gestalt an: Ich hoffte, vielleicht auch einmal ein Buch in den Händen halten zu können, worin ein anderer Autor als ich die enorme Bedeutung und die praktische Anwendung meiner Methode (Methode Rimkus®) auf der Basis eigener, selbst erworbener Erfahrungen darlegt. Letzterer Wunsch erschien mir angesichts der großen Ablehnung meiner Methode seitens der ärztlichen Kreise allerdings von vornherein als Utopie.
Doch es sollte anders kommen!
Ein Glücksfall brachte mich mit Herrn Dr. Dr. med. Thomas Beck zusammen, einem ungemein aufgeschlossenen und mit immenser wissenschaftlicher Neugier ausgestatteten Kollegen, dem Autor dieses Buchs. Dieser Kollege – typischerweise kein Gynäkologe! – erkannte sofort die therapeutische Potenz, die in der Anwendung meiner Methode steckte. Er vertiefte sich mit allergrößtem Engagement in die Materie, und ich stand ihm zu Beginn seines Lernprozesses sehr gerne zur Seite, um offene Fragen zu klären oder mögliche Zweifel auszuräumen.
Dr. Dr. Beck hatte dann vor etwa fünf Jahren nicht nur die Idee der Gründung eines Netzwerks, sondern regte auch an, meine Methode unter Markenschutz zu stellen, um einen etwaigen Missbrauch durch unqualifizierte Nachahmer zu verhindern. Und er war es dann auch, der die – mittlerweile sechs – Intensivseminare einführte, womit die Teilnehmer die Berechtigung erwerben, die Methode Rimkus® anzuwenden. (Näheres zu unseren Intensivseminaren unter www.hormon-netzwerk.de/Intensivseminare)
Diese Intensivseminare, die wir seither alljährlich gemeinsam in vier deutschen Großstädten und ab Herbst 2016 auch in Wien anbieten, werden immer sehr gut besucht – von einem hoch motivierten ärztlichen Teilnehmerkreis wie auch von Heilpraktikern, die sich in den Grundzügen dieser Methode ausbilden lassen möchten. Dank dieser Angebote des Hormon-Netzwerks, das in die Arbeitsgemeinschaft biologische Medizin (www.ag-biomed.de), deren Vorsitzender Herr Dr. Dr. Beck ist, integriert wurde, nimmt die Anzahl der Praxen, die ihren Patienten die Methode Rimkus® anbieten, ständig zu.
Interessierte Frauen und Männer finden diese Praxen, deren Inhaber alle ein Zertifikat über die Teilnahme an den Intensivseminaren erworben haben, auf der Homepage des Netzwerkes (www.Hormon-Netzwerk.de/Therapeutenliste). Und was besonders erfreulich ist: Es sind sogar zunehmend mehr Frauenärztinnen und Frauenärzte bereit, ihren Patientinnen die Hormone im Original anzubieten und sie damit vor den Schäden durch Hormon-Plagiate zu bewahren.
Bei den Intensivseminaren haben wir, Herr Dr. Dr. Beck und ich, uns von vornherein die Referate über die einzelnen Themen aufgeteilt, und so ging dann mein erster Traum in Erfüllung! Während Herr Dr. Dr. Beck, mit dem mich inzwischen eine tiefe Freundschaft verbindet, seinen Seminarteil bestreitet, sitze ich in der hinteren Reihe und kann mich nicht nur daran erfreuen, wie eloquent und sachkundig er meine Methode vermittelt, ich sehe vielmehr auch, dass er inzwischen auf der Basis seiner eigenen und sehr großen Erfahrung in vielen Teilgebieten der Medizin auf den Grundzügen der Methode fußende kreative eigene Ideen und fachübergreifende Therapiekonzepte einbringt, eben weil er als Nichtgynäkologe auch nicht in den natürlichen Grenzen dieses Fachgebiets agieren muss.
Und so ist dann auch das jetzt vorliegende Buch natürlich ein Buch über die Methode Rimkus®. Aber die Leserinnen und Leser dürfen sich freuen und gespannt sein, wenn sie nun – vielleicht auch in Kenntnis der von mir bereits verfassten Literatur – erfahren können, wie lebendig eine Methode doch sein kann, wenn zwar weiterhin an ihren Grundprinzipien festgehalten wird, aber wie sich zusätzlich eigene Erfahrungen, ein großes Fachwissen in der Endokrinologie, ein scharfer Verstand, Mut, wissenschaftliche Neugier und nicht zuletzt das große Organisationstalent des Autors segensreich in diesem Buch widerspiegeln.
Und so wünsche ich allen Leserinnen und Lesern eine spannende Lektüre!
Ich bin mir sicher, dass auch langjährige Anwender meiner Methode hier viele neue Gesichtspunkte und Impulse – auch aus einem anderen Blickwinkel auf meine Methode – erfahren werden.
Lieber Thomas, ich wünsche Deinem Buch, mit dem Du mein Lebenswerk weiterträgst, einen guten Start. Mit seinem Erscheinen geht nun mein letzter großer Wunsch in Erfüllung, wofür ich Dir sehr dankbar bin!
Möge das Interesse wissbegieriger Kolleginnen und Kollegen niemals versiegen – und das dann zum Wohl der Frauen und der Männer!
Volker Rimkus
Strande, den 23. Juni 2016
Abb. 1:
Dr. Volker Rimkus mit dem Autor, Dr. Dr. Thomas Beck
Irgendwann ab Mitte 40 stehen viele Menschen meist mehr oder weniger überrascht vor dem Nachlassen ihrer Leistungskraft. Sie erleben den allmählichen Rückgang von Vitalität und Gesundheit. Die Lebensfreude wird geringer – und oft stellt sich auch eine Vielzahl von Wehwehchen ein, die berühmten »Zipperlein«.
Bei Männern nennen wir diese Phase dann meist »Midlife-Crisis«. Sie ist oft ein letztes Aufbäumen, bevor »man« sich damit abfindet, »alt« zu werden, aus dem aktiven Gestalten auszuscheiden und nur noch am Spielfeldrand des Lebens zu stehen.
Bei Frauen sind das üblicherweise die »Wechseljahre« – eine Phase, in der bekanntermaßen die Hormone abfallen und dadurch körperliche wie auch seelische Veränderungen eintreten. Die Fortpflanzungsfähigkeit geht verloren, das Altern beginnt unwiderruflich.
Mit der Entdeckung und Einführung der Antibabypille in den Sechzigerjahren schien in den synthetischen Sexualhormonen nicht nur ein »Verhütungswundermittel«, sondern möglicherweise auch ein Wundermittel gegen Wechselbeschwerden gefunden. Leider stellte sich aber bei genaueren wissenschaftlichen Studien in den Neunzigerjahren heraus, dass mit der Hormonersatztherapie (HET) erhebliche Risiken verbunden waren: von einer Erhöhung des Schlaganfall- und Herzinfarktrisikos bis zu einer vielfach höheren Wahrscheinlichkeit, Brustkrebs zu bekommen.
Auch alternative Behandlungsansätze (von der Akupunktur und Homöopathie über pflanzliche Mittel bis zu energetischen und psychologischen Heilverfahren) waren und sind leider nicht erfolgreich. Der ursächliche Mangel an Hormonen konnte und kann damit nicht behoben werden.
Also müsste eigentlich der Hormonverlust wiederaufgefüllt werden: Wir bräuchten eine »Hormonergänzungstherapie«. Eine Behandlung, die eben genau die individuellen Defizite individuell ausgleicht – und das mit vollkommen natürlichen human-identischen Hormonen.
Mit den »natürlichen human-identischen Hormonen nach Rimkus®« gibt es nun tatsächlich einen eleganten Weg, das Nachlassen der körpereigenen Hormonproduktion durch die Einnahme von Kapseln auszugleichen. Die individuell in der Apotheke hergestellten Hormonkapseln werden genau an den tatsächlichen Hormonspiegel des jeweiligen Menschen angepasst.
In diesem Buch beschreibe ich, was »natürliche human-identische Hormone« sind, und erläutere Ihnen, wie sie wirken, was sie von synthetischen Hormonen unterscheidet und wie sie gewonnen und eingenommen werden.
Dazu erfahren Sie vieles über die Hintergründe, wie unser Körper arbeitet und was es mit dem »Wechsel« oder der »Midlife-Crisis« so auf sich hat – und was man (frau) dagegen und für sich tun kann. Und Sie bekommen klare Hinweise, wo Sie entsprechend qualifizierte Therapeuten finden.
Guten Erfolg und viel Spaß beim Lesen!
Dr. Dr. med. Thomas Beck
München, den 5. August 2016
Anfang 2009 rief mich eine befreundete Heilpraktikerin an und fragte, ob ich mit naturidentischen Hormonen »nach Rimkus« behandelte. »Die genaue Methode ist doch einerlei, so meine Antwort, wenn es um natürliche Hormontherapie geht, dann bin ich der Richtige«. Aber nein, entgegnete sie, sie wolle mir die Patientin nur schicken, wenn ich diese besondere Art der biologischen Hormontherapie durchführte.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits ausgiebige Erfahrungen in der üblichen naturheilkundlichen Behandlung von Wechseljahresbeschwerden gesammelt – leider ohne besonderen Erfolg. So war ich dann doch bereit, mich zumindest einmal über den Kollegen und seine angeblich so besondere Methode zu informieren.
Und tatsächlich, es gab einen Dr. Rimkus, der mit natürlichen Hormonen arbeitete, und seine Internetseite zeigte ein durchaus sympathisches Foto. Ich schrieb ihm eine E-Mail und erhielt kurz darauf eine sehr freundliche Antwort mit der Einladung, ihn zum kollegialen Austausch anzurufen.
Da ich mir keine Blöße geben wollte, bestellte ich mir erst einmal sein aktuellstes Buch, las es übers Wochenende durch – und dann rief ich ihn an einem Dienstag an. Das Gespräch war überaus freundlich, und wir stimmten in vielem überein, nur bei zwei Punkten waren wir unterschiedlicher Ansicht: Er befürwortete die Messung der Hormonspiegel im Blut – das erschien mir von der viel moderneren Speichelmessung überholt, die ich in meiner Praxis durchführte. Und zum anderen bestand Herr Dr. Rimkus auf der Verabreichung von Kapseln – dabei hatte ich bisher immer Cremes verordnet.
Nach einigem Diskutieren hielt mein Gesprächspartner inne und schien am Telefon zu lächeln: »Bevor wir hier weiterreden – darf ich Sie etwas fragen, Kollege Beck? Sagen Sie mir doch einmal, wie sind eigentlich Ihre Erfolge?« Nun saß ich in der Falle: Was sollte ich antworten?
Wenn ich sagte, dass ich sehr gute Erfolge hätte, wäre das zum einen die Unwahrheit gewesen – und zum anderen, warum hätte ich ihn dann überhaupt anrufen sollen? Wenn ich aber wahrheitsgemäß zugab, dass meine Erfolge bescheiden waren, weshalb argumentierte ich dann gegen ihn?
Es half nichts, ich hatte eigentlich keine Wahl und gestand, dass ich leider mit meinen bisherigen Therapien keine besonderen Erfolge feiern konnte.
»Was spricht denn dann dagegen, dass Sie es einmal mit meiner Methode versuchen?«, kam sofort die von mir bereits befürchtete Nachfrage des Kollegen Rimkus. Was sollte ich jetzt tun? Ich hatte doch eigentlich nur einen unverbindlichen kollegialen Austausch im Sinn gehabt – und nun wollte mich dieser alte Fuchs gleich auf seine Methode verpflichten?
Ein rettendes Argument fiel mir doch noch ein: »Ich weiß ja gar nicht, wie Ihre Methode genau funktioniert, da müsste ich mich erst einmal gründlicher einarbeiten.« – »Kein Problem, lieber Herr Kollege Beck«, erwiderte Rimkus: »Da helf ich Ihnen! Bestimmen Sie bei Ihrer nächsten passenden Patientin einfach die entsprechenden Blutwerte, und wir besprechen dann miteinander, wie vorzugehen ist!«
Nun war die Falle zugeschnappt – er hatte mich gefangen. Und mir blieb nur noch zu hoffen, dass, sobald niemand mit Wechseljahresbeschwerden zu mir käme, damit Gras über die ganze Sache wachsen konnte.
Am Wochenende nach diesem Telefonat mit Herrn Dr. Rimkus war ich wieder in Baden-Baden in meiner Zweitpraxis. Eine 24-jährige Patientin hatte für ihre 51-jährige Mutter einen Termin vereinbart und sie mit den Worten angekündigt: »Wenn Sie meiner Mama nicht helfen, bring ich mich um – oder ich bringe meine Mutter um!« – das klang nun wirklich dramatisch. Und tatsächlich: Die 51-jährige Patientin wies die gesamte Palette klassischer Wechseljahresbeschwerden auf: von Hitzewallungen und Schlafstörungen über den Libidoverlust bis hin zu einer ausgeprägt depressiven Stimmungslage – im Wechsel mit Aggressivität und Energielosigkeit und der Unfähigkeit, sich einfachste Dinge zu merken und die Hausarbeit zu erledigen.
Nach dem Anamnesegespräch drang die Patientin auf mich ein und meinte, sie wisse genau, dass nur noch ich ihr helfen könne. Es sei ihr ganz egal, was ich machte, sie wollte unbedingt alles versuchen, auch wenn es ein neues und wissenschaftlich nicht gesichertes Verfahren wie diese »naturidentischen Hormone« seien. Sie vertraue auf mich und meine Heilkünste – schließlich hätte ich ihrer Tochter ja auch geholfen. Auch meine Einwände, dass die Tochter an völlig anderen Dingen leide, nutzten nichts – ich sollte nur loslegen und ihr helfen.
Da war sie also, meine erste »Rimkus-Patientin«! Ich nahm der Frau Blut ab, um die notwendigen Werte zu bestimmen – und tauschte mich darüber mit Herrn Dr. Rimkus aus. Im Anschluss daran erstellte ich nach seinem Vorschlag das entsprechende Rezept. Die individuellen Kapseln wurden von der Apotheke für die Patientin angefertigt und ihr per Post zugeschickt; mit der Maßgabe, täglich morgens und abends jeweils eine Kapsel einzunehmen – das war’s auch schon!
Einen Monat später war ich turnusmäßig wieder in meiner Praxis in Baden-Baden. Die Tür ging auf – und vor mir stand die Tochter, die mich umarmte und mir einen riesigen Blumenstrauß in die Hand drückte. Dahinter erschien die Mutter mit einer großen selbst gebackenen Obsttorte. Beide bedankten sich überschwänglich für meine fabelhafte Behandlung: Die Mama sei wieder ganz die »Alte«, und auch die Mutter selber beteuerte immer wieder, wie glücklich sie sei, mich gefunden zu haben – alle ihre Probleme hätten sich in Luft aufgelöst, es sei ein Segen.
Was hatte ich da eigentlich entdeckt? Was war geschehen?
Ich musste mich unbedingt näher und detaillierter mit dieser offensichtlich hervorragenden Methode beschäftigen – sie schien ja tatsächlich etwas ganz Besonderes zu sein!
Und was ich bei dieser näheren Beschäftigung so alles erfahren und gelernt habe, das beschreibe ich in diesem Buch genauer.
Jeder hat schon einmal von den »Wechseljahren« gehört. Vielen Männern erscheint das als eine geheimnisvolle Sache, die uns letztlich nichts angeht. Frauensachen eben!
Aber ist das wirklich so?
Die Wechseljahre sind ein Phänomen, das jede Frau betrifft, wenn sie nur alt genug wird. Aber betrifft es wirklich nur Frauen? Wechseljahre gehören irgendwie zum Leben dazu – und machen vielleicht sogar Sinn? Aber worin soll der »Sinn« eines Nachlassens der Lebenskräfte denn bestehen?
Wechseljahre treten im Alter um die 50 auf. Vielleicht kommen wir über das Wort »Wechseljahre« weiter? Es geht irgendwie um einen Wechsel, um eine Veränderung. Was »wechselt« da eigentlich? Was wird anders? Vielleicht können wir Frauen fragen, was sich verändert. Dazu haben wir einen Fragebogen gemacht, siehe nächste Seite. Sie können sich diesen Fragebogen wie auch anderes Informationsmaterial zur Behandlung mit natürlichen human-identischen Hormonen unter www.hormon-netzwerk.de/downloads aus dem Internet herunterladen.
Offensichtlich wird im Wechsel etwas ganz Wesentliches »anders«. Es scheint sich etwas sehr Bedeutsames, fast wie ein Schwerpunkt, zu verschieben oder sogar zu erlöschen. Für viele Männer und Frauen fühlt sich das an, als würden zentrale Hormone »umschalten«, manche sagen sogar, dass die Hormone »abschalten«.
Nachdem doch immerhin ein Drittel aller Frauen damit keine oder fast keine Schwierigkeiten hat, ist in diesen Fällen eine Therapie natürlich auch nicht erforderlich. Umgekehrt heißt das aber: Zwei Drittel aller Frauen leiden unter Wechseljahresbeschwerden – teilweise sogar ganz massiv! Und offensichtlich bleiben auch Männer nicht davon verschont!
Nachdem die üblichen Behandlungen entweder nicht wirklich helfen oder mit heftigen Nebenwirkungen verbunden sind, entwickelte Dr. med. Volker Rimkus in den Achtzigerjahren mit unermüdlichem Forscherdrang eine neue Methode, um den allmählichen Hormonabfall durch individuelle Zufuhr natürlicher human-identischer Hormone auszugleichen. Tief berührt von seinen ersten Erfolgen, hat er über Jahrzehnte hinweg seine Methode weiterentwickelt, Mangelzustände der Sexualhormone präzise auszugleichen. Diese Methode besteht im Wesentlichen darin, ein mögliches individuelles Hormondefizit exakt zu bestimmen und dann mit natürlichen human-identischen Hormonen in der entsprechenden individuellen Dosierung wiederaufzufüllen.
Es geht also eigentlich »nur« um den Ausgleich eines Mangels – mit genau den Hormonen, die fehlen, und genau in der fehlenden Menge (Dosierung).
Immer größeres Interesse an dieser Methode führte schließlich dazu, dass ich zusammen mit Dr. Rimkus 2012 das Hormon-Netzwerk (www.hormon-netzwerk.de) gründete.
Von Dr. med. Volker Rimkus entwickelter Fragebogen für Frauen mit Wechseljahresbeschwerden
Inwieweit treffen folgende Aussagen auf Sie zu? Bitte vergeben Sie für jede Frage Punkte: nie (0), selten (1), häufig (2), stark (3).
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Ich leide unter Gelenk-/Rückenschmerzen |
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Meine Merkfähigkeit lässt nach |
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Ich schwitze auch ohne körperliche Belastung tagsüber und/oder nachts |
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Ich schlafe schlecht, wache häufig auf |
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Ich leide unter Kopfschmerzen |
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Meine sexuelle Lust nimmt ab |
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Ich nehme immer mehr an Gewicht zu |
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Ich muss nachts Wasser lassen |
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Ich leide unter Trockenheit von Haut/Schleimhäuten (Augen/Scheide) |
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Ich beobachte einen zunehmenden Haarausfall |
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Ich leide unter Luftnot bei körperlicher Belastung |
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Ich leide unter Herzstolpern und Herzrasen |
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Meine Lebensenergie lässt nach |
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Ich habe Anfälle von Traurigkeit (Weinerlichkeit) |
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Ich bin meines Lebens überdrüssig |
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Ich habe das Gefühl, weniger wert zu sein |
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Ich drücke mich zunehmend vor Verantwortung |
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Gesamtpunktezahl: |
Auswertung: 1–17 Punkte: noch keine sicheren Wechseljahresbeschwerden; Behandlung als Prophylaxe (zur Vorbeugung) empfohlen
18–34 Punkte: eine Behandlung sollte erfolgen
über 34 Punkte: dringende Behandlungsbedürftigkeit
Nachdem ich von Ärzten und Patienten immer wieder mit sehr ähnlichen Fragen konfrontiert wurde, habe ich mich entschlossen, einen Ratgeber zu schreiben.
So will die vorliegende Schrift sowohl Patientinnen als auch andere Ärzte über die Behandlung mit natürlichen human-identischen Hormonen informieren.
Einerseits fußen meine Ausführungen im Wesentlichen auf den vielen Seminaren, die Dr. Rimkus und ich in den letzten Jahren gehalten haben.
Andererseits ist dieses Buch auch die Antwort auf die inzwischen sehr zahlreichen Anfragen, die mich über meine Praxisseite und/oder das Hormon-Netzwerk erreicht haben.
Mithilfe dieses Buchs werden Sie verstehen, wie wichtig die Sexualhormone für unser körperliches und seelisches Wohlbefinden sind, was sie für unsere Vitalität und Lebensfreude bedeuten – und was passiert, wenn die Hormonspiegel abfallen. Und natürlich, was Sie dagegen tun können!
Sie halten mit dem vorliegenden Buch einen Ratgeber in der Hand, der Sie sicher durch eine gut begründete und vieltausendfach erprobte Behandlung mit natürlichen human-identischen Hormonen führt.
Wenn Sie diese Behandlung in Betracht ziehen, dann ist zunächst eine Besprechung mit Ihrem Rimkus-Arzt notwendig (Anamnese). Hier haben Sie die Gelegenheit Ihre Fragen zu stellen. In meiner Praxis reservieren wir für das Erstgespräch mindestens eine bis eineinhalb Stunden. Danach folgen eine orientierende körperliche Untersuchung und die Blutabnahme. Falls Sie Ihre Blutwerte bereits mitgebracht haben, können wir diese natürlich gemeinsam durchgehen.
Anhand Ihrer Symptome und der Blutwerte stellen wir dann eine erste Verordnung für die Hormonkapseln aus. Diese wird für jeden Patienten individuell in speziell qualifizierten Apotheken angefertigt.
Diese erste Verordnung (Startdosis) ist absichtlich niedriger dosiert, als es anhand der Blutwerte naheläge.
Warum?
Weil sich der Körper erst wieder daran gewöhnen muss, dass die Zeit des Mangels vorbei ist. Dazu ein Beispiel: Wenn Ihr Garten einen heißen Sommer lang ausgetrocknet ist, dann werden Sie ihn auch nicht gleich aus einem Wasser-Tanklastzug gießen, denn das könnte die Erde gar nicht aufnehmen. Sondern Sie fangen mit einer geringeren Menge an. Mit der allmählich steigenden Wasseraufnahmefähigkeit müssen Sie zunehmend immer mehr gießen, damit Ihr wiederauflebender Garten die passende und notwendige Feuchtigkeitsmenge auch tatsächlich bekommt. Zu viel darf es aber auch nicht sein, denn dann würde die Erde feucht und matschig werden und damit die optimalen Wachstumsbedingungen verfehlen.
Ähnlich ist es mit den Hormonen: Ein Körper kann hormonell vielleicht schon einige Jahrzehnte lang ausgetrocknet sein und sich diesem Mangel angepasst haben – also an die »Mangelwirtschaft gewöhnt sein«. Würden Sie sich jetzt sofort die volle Menge Hormone zuführen, könnte Ihr Körper mit dieser Menge gar nicht richtig umgehen. Deswegen muss die Dosis dem dann erst allmählich wieder steigenden Verbrauch auch allmählich angepasst werden.
Ein Buch kann eine nötige ärztliche Beratung nie ersetzen, aber es kann die Grundlage für ein tieferes Verständnis bilden und damit die persönliche ärztliche Beratung ergänzen und vertiefen. Und genau das wollen wir mit diesem Buch erreichen: dass Sie sich und Ihre Hormone besser verstehen und nachvollziehen können, warum etwas so und nicht anders geschieht.
Medizin als Wissenschaft ist immer im Fluss, das gilt insbesondere, wenn »Neuland« betreten wird wie in diesem Fall: die Therapie mit natürlichen human-identischen Hormonen nach Rimkus. Fehler lassen sich auch bei größter Anstrengung nicht immer zu 100 Prozent vermeiden, deshalb empfehlen wir Ihnen, sich bei Fragen vertrauensvoll an Ihren Arzt zu wenden.
Wir freuen uns über Anregungen und auch über Kritik. So helfen Sie uns, die Methode (und auch dieses Buch) laufend zu verbessern.
Und nun viel Spaß beim Weiterlesen!
Warum sollen Wechseljahresbeschwerden überhaupt behandelt werden, sind sie doch etwas ganz und gar Natürliches? Diese Frage ist nicht ganz unberechtigt. Dringt man jedoch ein wenig tiefer in die Materie ein, zeigt sich schnell, dass die Antwort darauf nicht ganz einfach gestrickt ist.
Die Wechseljahre (oder »Midlife-Crisis«) sind weitgehend bekannt – aber man kann sich schon die Frage stellen, weshalb diese überhaupt behandelt werden sollten. Das ist doch ein natürlicher Vorgang! Und außerdem – man bedenke die Risiken einer Hormontherapie!
In der Geschichte der Medizin herrschte lange Zeit die Meinung vor, Wechseljahresbeschwerden wären Zeichen von typisch weiblicher »Hysterie« und am besten mit kaltem Wasser oder Elektroschocks zu behandeln.
Wenn wir diese wohl früher vorwiegend von Männern vertretene Interpretation der Wechseljahresbeschwerden – wie so manches andere medizinische Dogma – als »geschichtlichen Irrweg« großzügig übergehen, dann stellt sich die Situation heute folgendermaßen dar:
→ |
Ungefähr ein Drittel der Frauen hat keine bis (sehr) geringe Wechselbeschwerden. |
→ |
Ein weiteres Drittel der Frauen hat mittelstarke Wechselbeschwerden, die zwar ihren Alltag beeinträchtigen, aber ihre berufliche Leistungskraft nicht wesentlich schmälern. |
→ |
Ein Drittel der Frauen hat so starke Wechselbeschwerden, dass ihre berufliche Leistungskraft dadurch wesentlich beeinträchtigt wird. |
→ |
50 bis 80 Prozent der Betroffenen berichten von einem Verlust der kognitiven Fähigkeiten (Erinnerungsvermögen, Merkfähigkeit, Abstraktionsvermögen, Stressbelastbarkeit etc.). |
→ |
30 bis 60 Prozent der Betroffenen leiden unter typischen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Depressionen. |
→ |
Die Mehrheit beklagt einen spürbaren Verlust von Lebensfreude, Vitalität, Spannkraft. |
→ |
Fast alle stellen ein zunehmendes Nachlassen der Gesundheit fest und ein allmähliches Auftreten von »Zipperlein«, von Befindlichkeitsstörungen bis zur Ausbildung von Krankheiten (das wird auch als »normale Altersbeschwerden« eingeordnet). |
→ |
Manche Männer und Frauen »arrangieren« sich mit der Situation, bei manchen halten die Symptome allerdings bis zum Lebensende an. |
Insgesamt sind deutschlandweit ungefähr laufend 10 bis 12 Millionen Frauen in den Wechseljahren (Perimenopause). Die Perimenopause umfasst die Jahre um die Wechseljahre herum. Die Menopause beginnt etwa ab dem 45./46. Lebensjahr, erreicht statistisch um das 51. Lebensjahr ihren Höhepunkt und endet ungefähr fünf Jahre später, also um das 55./56. Lebensjahr. Es geht also um einen großen und relevanten Teil der deutschen Bevölkerung, der 10 bis 15 Jahre lang unter teilweise massiven Beschwerden leidet, die zur Arbeitsunfähigkeit und auch zu Krankheiten führen können.
Wenn auch die älter werdenden Männer mit messbarem Abfall der Sexualhormone (Andropause) dazugezählt werden, verdoppelt (grob geschätzt) sich die Zahl der Betroffenen fast, und wir kommen auf circa 20 Millionen Menschen – also gut 25 Prozent der Bevölkerung – allein in Deutschland!
Dies ist eine gewaltige Belastung – für den jeweiligen individuellen Menschen, aber natürlich auch für die gesamte Gesellschaft! Die Notwendigkeit einer Behandlung kann demnach nicht infrage stehen. Dabei zielen die bisherigen therapeutischen Angebote entweder einseitig auf die Duldsamkeit der Patienten ab (»Lernen Sie, damit umzugehen«), oder sie sind mit Nebenwirkungen belastet, die kaum hinnehmbar sind: so etwa die erheblich erhöhte Wahrscheinlichkeit für Brustkrebs und vermehrte Herzinfarkte und Schlaganfälle bei der Gabe synthetischer Sexualhormone.
Abb. 2: Frau in den Wechseljahren mit Hitzewallungen
Eine Alternative, ein neuer Behandlungsansatz ist also dringend nötig!
Was sind die häufigsten Symptome der Wechseljahre?
Körperliche Veränderungen:
→ |
Hitzewallungen und spontane, massive Schweißausbrüche |
→ |
Schlafstörungen |
→ |
Rückgang bzw. Verlust der Libido, die Schleimhäute trocknen aus, das geht bis zur Verkleinerung des Genitales, Potenzstörungen |
→ |
Veränderung (meist Anstieg) des Körpergewichts mit Verlangsamung des Stoffwechsels, was auch zu Energieverlust führt |
→ |
Verringerung der körperlichen und geistigen Belastungsfähigkeit |
→ |
Zunahme von Entzündungen und Schmerzen etc. |
→ |
Bluthochdruck |
→ |
Schlafstörungen |
→ |
Haarausfall |
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Alt werden und alt aussehen (vermehrte Faltenbildung) |
Mentale und geistige Veränderungen:
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Nachlassen der kognitiven Fähigkeiten (häufigstes Symptom!) |
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Stimmungsschwankungen |
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Abnahme der Leistungsfähigkeit |
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Verminderung der geistigen Belastbarkeit |
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Rückgang der Konzentrationsfähigkeit |
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Nachlassen der Merkfähigkeit für Namen und Zahlen |
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Neigung zu Depressionen |
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Verringerung der Stressresistenz |
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Verlust von Energie, Lebenskraft und Lebensfreude |
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Depressionen |
Dieses Buch zeigt einen möglichen, natürlichen und bewährten Weg, dieses Problem zu lösen. Doch vielleicht lässt sich diese Lebensphase nicht nur als Verlust und Niedergang ansehen, vielleicht bietet sie ja auch Möglichkeiten und Chancen? Dieser Frage werden wir im weiteren Verlauf des Buches nachgehen.
Offensichtlich ist das Phänomen der Wechseljahre beim Mann nicht so allgemein bekannt und akzeptiert wie bei der Frau. Dennoch berichten viele Männer ab 45 Jahren häufig von Symptomen, die den Wechseljahresproblemen der Frauen verdächtig ähnlich sind:
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Spontane, massive Schweißausbrüche |
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Bluthochdruck |
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Nachlassen des Gedächtnisses |
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Stimmungsschwankungen, vermehrtes Grübeln |
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Schlafstörungen |
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Verminderung der Arbeitsleistung und Arbeitslust |
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Gewichtszunahme bei gleichzeitigem Nachlassen der Muskulatur |
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Nachlassende Libido |
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Nachlassende Vitalität und Lebensfreude |
Wenn also ein Mann um die 50 mit diesen Symptomen zu einem guten Arzt kommt, reagiert dieser in der Regel mit einem allgemeinen Check-up mit EKG und Blutwerten. Dabei wird oft auch das Sexualhormon Testosteron bestimmt. Sofern dieses – altersbedingt – abgefallen ist, wird dem betreffenden Patienten die Zufuhr von Testosteron empfohlen. Wird diese Therapie durchgeführt, stellen die meisten Männer eine Verbesserung ihrer Potenz fest und gelegentlich auch die Zunahme ihres Geschlechtstriebs, manchmal berichten sie auch von vermehrten Aggressionen.
Aber die anderen Symptome werden nicht besser, manche verschlechtern sich sogar messbar – wie etwa die Fettwerte im Blut oder Bluthochdruck. Auch die allgemeine Grundstimmung geht tendenziell eher weiter zurück, sie verbessert sich zumindest nicht. Die meisten Männer finden den Erfolg dieser Therapie nicht so besonders überzeugend, sie brechen in der Regel die Behandlung ab und versuchen, sich irgendwie mit der Situation zu arrangieren – zum Beispiel mit der »Unterstützung« von Alkohol oder mit einem Sportwagen und einer (deutlich) jüngeren Freundin …
Abb. 3: Alternder Mann in der »Midlife-Crisis«
Die besondere Idee von Dr. Volker Rimkus war nun, die sehr ähnlichen Symptome von Männern und Frauen in dieser Lebensphase mit dem Abfallen genau der gleichen Sexualhormone in Verbindung zu bringen – also mit dem Abfallen von Östrogen und Progesteron. Allerdings gab es in den Achtzigerjahren keinerlei Zahlen oder Forschungsergebnisse zur altersbedingten Veränderungen dieser Hormone bei Männern – und die Forschungen hierzu sind auch noch heute äußerst mager. In jahrelangen Untersuchungen und unter Zuhilfenahme neuester Analysegeräte gelang Dr. Rimkus dann der Nachweis, dass es bei Männern prinzipiell zum gleichen altersbedingten Hormonabfall kommt wie bei Frauen. Seine Erkenntnisse stellte Dr. Rimkus erstmals 2002 der Öffentlichkeit vor mit dem Vortrag »Östrogentherapie beim Mann – Fluch oder Segen?« auf dem Heidelberger Kongress von Prof. Thomas Rabe und Prof. Thomas Strowitzki »Lifestyle und Anti-Aging-Medizin«.
Damit ist Dr. Volker Rimkus weltweit der Erstbeschreiber der natürlichen Östrogentherapie beim alternden Mann und begründete einen völlig neuen Zweig der Forschung! Zwar hatte schon Dr. K. Umbreit vor Rimkus über die Östrogentherapie beim Mann publiziert, allerdings verwendete Umbreit Östradiol-VALERAT – ein synthetisches Östrogen. Rimkus arbeitete aber erstmals mit Östradiol-Hemi-HYDRAT (also Östradiol mit einem »halben« Wassermolekül), einem natürlichen und unverfälschten Molekül. Dies kombinierte er zudem in seinen Forschungen erstmals systematisch mit Progesteron.
Leider haben Rimkus’ Erkenntnisse bisher kaum Eingang in die medizinische Praxis gefunden. Selbst im Vorwort des entsprechenden Kongress-Sammelbandes ist im Rahmen der Hormonersatztherapie nur die Rede von Menopause (Östrogen- und Progesteronabfall bei der Frau), von Andropause (Abfall des Testosterons beim Mann) oder Somatopause (Abfall von Wachstumshormonen bei beiden Geschlechtern). Aber kein Wort zum Östrogen- und Progesteronabfall beim Mann!
Nach wie vor gehen entsprechende Untersuchungen beim alternden Mann also entweder in Richtung Testosteronabfall oder in Richtung Psyche. Deshalb existieren außerhalb der Forschungen von Dr. Rimkus kaum Zahlen zum Abfall der Sexualhormone Östrogen und Progesteron beim alternden Mann. Folglich müssen wir uns leider vorerst – bis zum Vorliegen dieser dringend nötigen weiteren wissenschaftlichen Arbeiten mit Aussagen zu den Sexualhormonen Progesteron und Östrogen beim Mann – mit allgemeinen Studien über Mann und Frau gemeinsam zufriedengeben.
Abb. 4: Testosteron und Estradiol im Altersverlauf bei Männern, Quelle: Dr. Khosla et al.
Die wenigen bekannten Studien über die Veränderung der Sexualhormone beim Mann befassen sich also fast ausschließlich mit dem Testosteron (Androgen) – als hätte der Mann nicht auch die anderen Sexualhormone! Nach den Forschungen von Dr. Rimkus dürfte aber eigentlich inzwischen allgemein bekannt sein, dass es auch beim alternden Mann zu einem breiten Abfall aller Sexualhormone kommt, und zwar nicht nur von Testosteron, sondern auch von Progesteron und Östrogen! Da dieser Hormonverlust im Grund bei Mann und Frau ähnlich verläuft – nur beim Mann zeitlich über viele Jahre gestreckt –, sollte man diesen Hormonabfall wohl am besten als »Klimakterium virile« bezeichnen (Klimakterium = von griech. klimaktér, »Stufenleiter«, und virile von lat. vir, »Mann«).
Der Begriff »Midlife-Crisis« meint vor allem eine Lebenskrise in mittleren Jahren und ist eher psychologisch orientiert, bezieht jedoch den ursächlichen Hormonabfall nicht mit ein.