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Baden, Schnorcheln, Tauchen und Technisches Tauchen können Gefahrenmomente beinhalten, die sich allein durch ständiges Training und die sachkundige Ausbildung bei lizenzierten Tauchschulenminimieren lassen. Verlag und Autoren empfehlen dringend, innerhalb der durch Ausbildung, eigene Erfahrung und Tagesform gesetzten Grenzen zu tauchen. Verlag und Autoren übernehmen keine Haftung für Unfälle oder Todesfälle, die aufgrund von Informationen aus diesem Buch entstanden sind oder sein könnten.
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3., Auflage 2019
© Delius Klasing & Co. KG, Bielefeld / Verlag Stephanie Naglschmid, Stuttgart
Folgende Ausgaben dieses Werkes sind verfügbar:
ISBN 978-3-667-10664-3 (Print)
ISBN 978-3-667-10230-0 (PDF)
ISBN 978-3-667-10754-1 (Epub)
Herausgeber und Lektorat: Dr. Friedrich Naglschmid
Titelfoto: Phil Simha
Fotos: (siehe Fotonachweis auf Seite 127)
Umschlaggestaltung: Phil Simha – SUNFISH productions
Layout und Bildbearbeitung: Michael Kokoscha
Datenkonvertierung E-Book: HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice, München
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Es gibt tausend Gründe, mit dem Freitauchen zu beginnen. Für die einen ist es der Höhepunkt einer Liebesgeschichte mit dem Wasser, die ihren Anfang beim Schwimmen von unendlich vielen Längen im chlorhaltigen Schwimmbadwasser nahm, dann zum Tauchen mit der Flasche führte und schließlich im Wunsch nach Freiheit endete, die sie in der Unendlichkeit von Zeit und Raum der Unterwasserwelt fanden. Der Film »Im Rausch der Tiefe« hat das seinige dazu beigetragen. Er verdrehte einer ganzen Generation den Kopf, indem er eine völlig neue Sicht auf die Tiefen der Meere bot. Für andere ist es der Wunsch, dem rasenden Tempo des Alltages zu entfliehen, indem sie die Luft anhalten, um so die Gedanken abzuschalten.
Für mich waren es die Herausforderung, die Suche nach den menschlichen Grenzen und der Ruf des Unbekannten, die mich als Teenager dazu bewogen, in die Tiefen des Meeres einzutauchen. Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Versuche, im Bett liegend die Luft anzuhalten, wo jeder Versuch eine körperliche Erfahrung war und sich mir ungeahnte neue Fähigkeiten eröffneten. Und an meine ersten Tauchgänge, als ich 14 Jahre alt war: an den Geruch von Gummi in meiner Tauchermaske, den Lärm der von den Wellen hin und her geschoben Kieselsteine in der Bucht der Engel, die Mai-Sonne, die langsam das kalte Winterwasser erwärmte, und die wenigen Flossenschläge, die die Welt der Badenden von der Welt der Taucher trennte.
Die Vorstellung der unendlichen Tiefe des Meeres war beängstigend und aufregend zugleich – dies war meine Apollo-Mission, meine Forschungsreise, meine Suche nach einer anderen Welt, die sich direkt vor meinen Augen auftat. Dies sind die Erinnerungen im Ozean meines Gedächtnisses, die, wie das Salz in der Suppe, meiner Existenz den besonderen Geschmack verleihen.
Auch du hast deine ganz persönliche Geschichte, die dich mit dem Freitauchen verbindet. Du liest die ersten Zeilen dieses Buches nicht ohne Grund. Und ich wünsche dir, dass die folgenden Seiten, die du bald aufschlagen wirst, ebenfalls Teil deiner zukünftigen Erinnerungen werden und dich für immer nähren.
Meine Herangehensweise an das Freitauchen gleicht derjenigen einer Kampfsportart, wo die Werte ebenso wichtig sind wie die Technik. Die grundlegenden Prinzipien meiner Philosophie, die aus meiner Lehrzeit in Nizza stammen, wo nach dem Film »Im Rausch der Tiefe« die Wiege des modernen Freitauchens entstand, gründen sich auf der kollektiven Praxis des Freitauchens.
Meine Mentoren, Claude Chapuis (Gründer von AIDA International) und Loic Leferme (fünf Weltrekorde in No-Limits – 171 m), wiederholten wie ein Mantra immer wieder den Satz »l’apnée est collective ou n’est pas«, was so viel bedeutet wie »Freitauchen praktiziert man gemeinsam oder gar nicht«. Er illustriert die Überzeugung, dass die persönliche Leistung nur dann gesteigert werden kann, wenn man in einer sicheren Umgebung und gemeinsam in der Gruppe trainiert. Ich selber tauche auch nach über 18 Jahren Erfahrung nie alleine und jede angestrebte Tiefe wird vorher diskutiert und gemeinsam im Team beschlossen.
Der Begriff Geduld ist ein weiterer Grundpfeiler meines Ansatzes. Du wirst sehen, mit zunehmender Geduld wird deine Motivation, deine Leistungen zu verbessern, unendlich. Und du wirst lernen und integrieren müssen, dass das Schlüsselwort beim Freitauchen Anpassung lautet. Und dass Anpassung nur dann nachhaltig ist, wenn sie langfristig praktiziert wird. »Geduld und Zeit vermögen mehr als Gewalt und Wut« (Jean de la Fontaine).
Um all die Werte zu beschreiben, die mich in meiner täglichen Praxis leiten, müsste ich ein ganzes Buch schreiben. Doch bevor ich dich der spannenden Lektüre dieses Buches überlasse, möchte ich dir einige aus meiner Sicht wichtige Gedanken mit auf den Weg geben. Es ist ein langer Weg, der heute hier für dich beginnt, ein spannender Lernprozess in einer komplexen und gleichzeitig instinktiven Disziplin. Du wirst die Sprache deines Körpers neu erlernen, dich in einen intimen Dialog begeben, der seit langem verstummt war, und deine schönste Reise antreten, die Reise in dein Innerstes.
Wenn man unter die Wasseroberfläche und in die Tiefen seines Seins eintaucht, muss man bereit sein für tiefgreifende Veränderungen: Man isst ausgewogener, man schläft besser, man lebt gesünder – Freitauchen ist eine Lebensschule. Und auf diesem langen Weg im Angesicht des Lebens, der alles andere als ruhig und friedlich verlaufen wird, wirst du auf Schwierigkeiten treffen. Begegne ihnen, ohne sie zu vermeiden, heiße sie willkommen, betrachte sie als Gelegenheit zu lernen und vorwärts zu kommen. Und wenn die Hindernisse zum Dschungel werden, orientiere dich immer an der Lust, an diesem Gefühl, das dich während deiner ersten Versuche begleitet und beflügelt.
Freitauchen steht in einer engen, ebenso leidenschaftlichen wie gefährlichen Beziehung zu Zahlen. Zeit, Strecke oder Tiefe, ständig wirst du in Kontakt sein mit Zahlen. Auch wenn sie als Orientierung bezüglich deines Fortschritts und als Motivation dienen, achte immer darauf, eine gewisse Distanz zu ihnen zu bewahren, denn nur allzu schnell vergiften sie das Klima. Wenn die Zahlen zur Obsession werden, ist es vorbei mit deiner Lust und sehr bald auch mit deiner Leistungssteigerung.
Deshalb orientiere dich immer am »warum« und nicht am »wie viel«, und ich verspreche dir ewiges Glück bei deiner neuen Lebenskunst. Viel Vergnügen bei der Lektüre und gute Reise.
Guillaume Néry
Vorwort
Grundlagen
Equipment
Sehen
Atmen
Schwimmen
Anzug
Messen
Tarieren
Atmung
Luft
Wie wir atmen
Richtig atmen
Vor dem Tauchgang
Atemreiz
Nach dem Tauchgang
Meditation und mental
Mentale Arbeit
Sicherheit
Partnertauchen
Training
CO2 und Intervallläufe
Muskeln
Technik
Maximalversuche
Spaß
Statik
Equipment
Anzug
Maske, Noseclip und Brille
Uhr
Sonstiges
Nützliche Techniken
Autogenes Training
Phasen des Tauchgangs
Warm-up
Voratmung
Warm-up im Wasser
Trainingstabellen
Rolle des Coachs
Sicherheit
Zeit nehmen
Achtsamkeit
Trainingsplan Statik
1. Woche
2. Woche
3. Woche
4. Woche
Trainingstabelle Statik
Dynamik
Equipment
Neopren
Flossen
Blei und Tarierung
Dynamik mit Stereoflossen
Richtige Geschwindigkeit
Richtiger Flossenschlag
Richtige Körperhaltung
Wende
Häufige Fehler mit Stereoflossen
Dynamik mit Monoflossen
Richtiger Flossenschlag
Richtige Körperhaltung
Wende
Häufige Fehler mit Monoflossen
Dynamik ohne Flossen
Richtiger Bewegungsablauf
Gleitphase und Koordination
Wende
Häufige Fehler ohne Flossen
Training für das Streckentauchen
CO2-Training
Laktattoleranz
Maximalversuch
Atmung, Stretching und Geist
Warm-up
Mental
Sicherungstaucher
Trainingsplan Dynamik
1. Woche
2. Woche
3. Woche
4.–6. Woche
Tieftauchen
Equipment
Neopren
Maske
Noseclips und Goggles
Schnorchel
Flossen
Blei
Computer
Ausrüstung am Tauchplatz
Boje
Seil
Grundgewichte und -platte
Lanyard
Atmen, Stretching und Warm-up
Zwischenrippenmuskulatur
Zwerchfell
Richtiges Warm-up
Tauchgang
Beginn mit dem Duck dive
Neutraler Punkt
Freier Fall
Wende
Aufstieg
Auftauchen
Sicherungstaucher
Rettung
Verletzungsrisiken
Mentale Aspekte
Druckausgleich
Wie man Druck ausgleicht
Frenzel-Methode
Mouthfill
Béance tubaire volontaire
Druckausgleich erleichtern
Trainingsplan Tief
Lifestyle
Ernährung
Kraft der Natur
Vor dem Tauchen
Fitness und Gesundheit
Stretching
Atmung
Meditation
Freediving-Erlebnisse
Ausbildung
Sonderaktivitäten
Reisen und Ausflüge
Erleben und Leben
Anhang
Register
Dank der Autoren
Quellen
»Freediving« ist heute eine Sportart, die das Potenzial hat, zu einer breiten Sportbewegung zu werden. Vor einigen Jahren noch haben uns die Gerätetaucher als Schnorchler belächelt. Auch die Hersteller haben uns wie Stiefkinder behandelt. Denn warum sollte man viel Energie auf Leute verschwenden, die so gut wie kein Equipment brauchen? Manche dachten sogar, dass wir uns nur deshalb mit Freitauchen beschäftigen, weil wir kein Geld haben, um »richtig« zu tauchen.
Im Lauf der Zeit wurden die Hersteller von Tauchequipment etwas sensibler. Es gab einen Markt und niemand bediente ihn. Die Apnoetaucher bastelten sich mit primitiven Mitteln Equipment und kauften zu hohen Preisen bei Spezialisten ein. Die Idee der bewussten Reduktion auf das Wesentliche beim Freediving war den Herstellern nicht von Anfang an klar.
Der Grund, warum es heute Equipment in einem Tauchladen zu kaufen gibt, liegt darin, dass die Branche das Wachstumspotenzial dieser Sportart erkannt hat. Darüber hinaus spricht das Freediving eine jüngere Zielgruppe an als das klassische Sporttauchen.
Das Freitauchen ist mit einem von einem Künstler gezeichneten Bild vergleichbar. Für jeden wird es etwas anderes sein. Für den einen ist es die sportliche Herausforderung, für den nächsten das »bei sich zu sein« und wieder andere möchten näher an die Lebewesen unter Wasser herankommen.
Für mich gilt: »Abhängig davon, ob ich beim Tauchen nach innen schaue und in mich hinein höre oder viel von der Unterwasserwelt sehen möchte, wähle ich auch meine Maske aus. So kann es sein, dass ich für das Tieftauchen gänzlich auf eine Maske verzichte oder sogenannte Fluid Goggles benutze, also eine mit Wasser gefüllte Schwimmbrille (mehr zu den Fluid Goggles im Kapitel Tieftauchen auf S. 83). Oder aber ich benutze eine Maske, die es mir ermöglicht, bei meinen Unterwasserausflügen möglichst viel zu sehen.«
Die Maske sollte ein kleines Innenvolumen haben.
Ein kleines Innenvolumen hat den Vorteil, dass die Augen automatisch nah am Glas positioniert sind. Dadurch hat man auch mit einem kleinen Innenvolumen eine gute Rundumsicht.
Je kleiner die Maske, desto mehr vom Gesichtsfeld bleibt frei. Gerade im Augen- und Stirnbereich befinden sich die wichtigen Rezeptoren für den Tauchreflex. Dieser ermöglicht uns lange und entspannte Tauchgänge. Apnoe und Wasser begünstigen den Tauchreflex.
Beim Tieftauchen spielt der Druckausgleich in der Maske eine große Rolle. Man hat nur einen Atemzug, und je weniger Luft man in die Maske blasen muss, um das Volumen der dichter werdenden Luft auszugleichen, desto mehr steht für den Druckausgleich in den Ohren zur Verfügung.
Das Wichtigste aber ist, dass die Maske gut passt. Denn nur, wenn sie sich gut an die Gesichtsform angepasst ist, ist sie dicht und lässt kein Wasser eindringen.
Vor allem beim Speerfischen sind gespiegelte Gläser populär. Nach Aussagen von Unterwasserjägern, die mit der Harpune jagen, erkennen die Fische, wohin der Speerfischer schaut. Außerdem sind sowohl Speerfischer als auch Freitaucher viel an der sonnigen Oberfläche und gespiegelte Gläser haben einen Sonnenbrillen-Effekt. Doch was für Speerfischer passend ist, gilt nicht für Freitaucher. Denn gerade die Sicherheit ist ausschlaggebend für den Apnoesport. Die Augen sind mit der wichtigste Indikator für die Entspannung eines Tauchers. Wenn ich beim Freitauchen jemanden mit gespiegelten Gläsern sichere, fühle ich mich selbst blind. Ich sehe nicht, wie es ihm geht, »lächeln« seine Augen oder sind sie weit aufgerissen vor Angst oder vor Unsicherheit?
Fast alle Apnoetaucher benutzen schwarze Silikonmasken. Dieser »Dresscode« hat den Hintergrund, dass man sich viel an der Oberfläche aufhält und das einfallende Licht ungewollte Reflexionen im Gesichtsbereich verursachen kann. Und schwarzes Silikon vergilbt nicht so schnell. Der Nachteil ist aber, dass man einen stärkeren Tunneleffekt hat. Das Gesicht bekommt weniger Helligkeit ab. Dies ist zwar meist beabsichtigt, um den Sehsinn auf das Wesentliche zu konzentrieren, z. B. wenn man den Fokus auf die Linie beim Streckentauchen oder das Seil beim Tieftauchen legen möchte. Wenn man aber zum Spaß im See oder Meer taucht, ist transparentes Silikon sehr angenehm.
Silikonmasken rufen keine Allergien hervor und verformen sich in der Sonne nicht.
Die Dichtlippe hilft, die Maske gut ans Gesicht anzupassen.
Temperiertes Sicherheitsglas ist auch unter Druck robust. Freitaucher nutzen zwar gelegentlich Masken mit Plastikgläsern, die jedoch sehr schnell beschädigt oder verkratzt werden. Und es bedeutet zusätzlichen Stress, wenn man bei einem tiefen Tauchgang das Glas verliert.
Für manche Apnoemasken und Schwimmbrillen gibt es optische Gläser.
Der Schnorchel wird meist zum Sichern benutzt. Die Schnorchelatmung ermöglicht es, den Tauchgang des Partners entspannt zu verfolgen, ohne dabei selbst außer Atem zu geraten. Außerdem begünstigt die Entspannungsphase vor dem Abtauchen mit dem Gesicht im Wasser das Auslösen des Tauchreflexes. Dies ist am einfachsten mit dem Schnorchel im Mund möglich.
Je größer der Schnorchel ist, desto mehr Wasserwiderstand bietet er. Er kann dadurch zu flattern oder am Maskenband zu zupfen beginnen, was einen entspannten Tauchgang beeinträchtigen kann. Wenn er flexibel ist, das Mundstück also aus einem sehr weichen Material besteht, dann wackelt er noch mehr. Wir suchen aber Ausrüstung, die eng am Körper anliegt und einen möglichst geringen Wasserwiderstand bietet.
Er sollte weich sein, denn er wird meistens unter dem Maskenband getragen und nicht an der vorgesehenen Halterung befestigt. Grund dafür ist, dass er in dieser Position enger am Kopf liegt und beim Tauchen nicht flattert.
Er darf kein Drytop haben – also keinen Verschluss am oberen Ende – und selten ein Auslassventil, da all das den Schnorchel schwerer macht, was wiederum zum Flattern führt. Außerdem machen solche Accessoires einen Schnorchel meist teurer.
Der Schnorchel sollte günstig sein, da man ihn häufig verliert – beispielsweise, weil man ihn beim Abtauchen im offenen Gewässer an der Oberfläche (an der Boje oder beim Buddy) zurücklässt und er dabei fallengelassen oder weggetrieben wird.
Für unsere Strecke und Tiefe suchen wir die perfekte Flosse. Die perfekte Flosse ist diejenige, mit der sich mit dem kleinstmöglichen Aufwand die größtmögliche Strecke zurücklegen lässt, ganz gleich, ob horizontal oder vertikal.
Wunschformel:
minimaler Input
+ extrem dynamisches Flossenblatt
= maximaler Vortrieb
Die klassischen Apnoeflossen sind aus Kunststoff. Die Flossen kommen überwiegend aus dem Speerfischen und können problemlos für das Tief- und Streckentauchen verwendet werden. Interessanterweise unterscheiden sich die Flossen nur durch die Fußteile, nicht aber in der Länge. Natürlich gibt es von unterschiedlichen Herstellern auch unterschiedlich lange Flossen. Aber die Flossen einer Produktreihe – außer bei dem Hersteller Omer – unterscheiden sich in der Länge nicht, unabgängig davon, ob der Taucher 1,50 m oder 1,99 m groß ist.
Bei den Flossen kommt es auf ein dynamisches Flossenblatt an. Die Frage ist, was man für einen Flossenschlag investieren muss und was die Flosse selbst leistet. Dabei ist die Flosse die Verlängerung des Körpers. Ein Flossenschlag wird nicht aus den Knien oder den Beinen generiert, sondern überträgt sich aus den Hüften über die Oberschenkel bis hin zum Fußspann. Lange Stereoflossen (Bi-Fins) sind am gebräuchlichsten. Sie haben meist ein sehr dynamisches Flossenblatt.
Als dynamisches Flossenblatt bezeichnet man also Flossen, deren Output besonders groß ist. Der Output gibt an, was meine Flosse nach meinem Input aus eigener Flexibilität zum Vortrieb beisteuert. Eine Flosse, die nur langsam wieder in die Normalposition zurückschwingt, wird mich bei meinem Flossenschlag nicht besonders gut unterstützen. Der Input, also das, was man an Kraft aufbringt, hängt von der Technik, vom Trainingszustand und vom Härtegrad der Flosse ab.
Wenn die Technik nicht gut ist, nützt auch die lange Flosse nichts. Zum Beispiel, wenn man mit dem Beinschlag die Länge der Flossen ignoriert, diese also schlägt, als seien es kurze Schnorchelflossen. Es gibt noch eine Reihe weiterer Fehler, auf die wir beim Strecken- und Tieftauchen eingehen werden. Auch eine noch nicht ausreichend vorhandene Muskulatur verträgt sich nicht mit langen, harten Flossen. Erst eine gut entwickelte Muskulatur generiert zusammen mit der richtigen Technik mit langen Flossen einen tollen Vortrieb.
Immer dann, wenn man sich Techniken aus dem Tierreich abschaut, ist man auf dem richtigen Weg – in unserem Fall ist es der Delfinschlag. In punkto Effizienz sind die Monoflossen den Stereoflossen überlegen. Die Kraft, welche in einen Flossenschlag mit der Monoflosse übertragen wird, wird vom gesamten Körper generiert. Körperregionen, die über viel Muskulatur verfügen, leisten dabei den Großteil der Arbeit. Beim Monoflossenschlag sind das die Stütz- und Rumpfmuskulatur sowie die Oberschenkelmuskulatur.
Das Flossenblatt einer Monoflosse verdrängt erheblich mehr Wasser als die langen Stereoflossen. Es besteht meistens aus einer Fiberglas-Kunststoff-Mischung, aus Carbon oder nur aus Kunststoff. Wichtig bei der Monoflosse ist die Auswahl des richtigen Fußteils. Es sollte eher eng sitzen und wird meistens zum Schutz vor Druckstellen mit kurzen Neoprensocken getragen, die nur die Zehen und den Spann einschließen.
Der Winkel der Flosse ist dabei so gewählt, dass bei Streckung des Fußes eine komplett horizontale Positionierung der Monoflosse erreichbar ist. Alle Weltklasse-Freitaucher sind mittlerweile auf die Monoflosse umgestiegen und seit einigen Jahren sind keine Weltrekorde mehr mit Stereoflossen gemacht worden, sei es beim Tief- oder Streckentauchen.
Hersteller: Die meisten Hersteller von Monoflossen kommen aus dem Osten, insbesondere aus Russland, der Ukraine und Estland. Die populärste Monoflosse unter den Top-Athleten ist die Glidefin von Waterway. Die Flosse kostet derzeit etwa 500,– €. Ebenfalls aus der Ukraine sind die Flossen von Triton. Die Leaderfins kommen aus Estland. Dabei handelt es sich um Top-Flossen, die alle zwischen 400,– und 500,– € kosten. Subgear bietet in Zusammenarbeit mit Trygons auch eine sehr gute Monoflosse an, die etwas günstiger ist als die »maßgeschneiderten« Wettkampfmodelle. Doch hat fast jeder Hersteller auch einfachere Flossen im Programm. Häufig machen das Flossenblatt, die Fußteile und die Winkel den Unterschied aus. Eine High-End-Flosse, wie oben beschrieben, wird von Hand nach Maß gefertigt.
Es gibt die unterschiedlichsten Fußteile, die fast alle denselben Zweck erfüllen: Sie sind das Verbindungsstück zwischen Körper und Flosse. Ein Flossenschlag wird nicht nur aus den Beinen generiert, sondern von den Hüften abwärts über die Oberschenkel, die Waden, vor allem die Schienbeinmuskulatur bis zum Fußspann. Diese Kraft überträgt sich schlussendlich auf die Gesamtlänge der Flosse.
Die Fußteile bilden dabei einen Kompromiss aus Hydrodynamik und Bequemlichkeit. Auch hier gibt es keine ultimative Formel, denn so wie jeder Fuß anders gebaut ist, haben auch verschiedene Fußteile ihre Daseinsberechtigung.
Es gibt eine Menge unterschiedlicher Fußteile. Überwiegend sind klassische Fußteile wie bei Mares, Cressi, Omer und Pathos populär. Diese Fußteile unterscheiden sich nicht von denen normaler Schwimmbad-/Schnorchelflossen.
Andere Ideen verfolgen die Falcon oder Mustang von C4. Hier gibt es ein Fußteil, welches einmal auf den individuellen Fuß angepasst wird, indem man es so schnürt, dass der Fuß einen perfekten Sitz hat. Bei der Firma Trygons legt man Wert auf extrem flache Fußteile, um möglichst wenig Strömungswiderstand zu bieten. Apnoeflossen, in die man mit Füßlingen einsteigt, gibt es nicht. Jedoch machen Neoprensocken durchaus Sinn.
Wenn die gleichen Flossen sowohl zum Streckentauchen als auch zum Tieftauchen genutzt werden sollen, dann bieten diese insbesondere in den kälteren Gewässern einen Schutz vor der Kälte. Neoprensocken verhindern außerdem Druckstellen durch den erhöhten Druck der langen Flossen auf den Fuß. Beim Einsteigen ins Wasser bieten sie einen minimalen Schutz vor Verletzungen durch maritime Lebewesen und spitze Steine.
Einige Freitaucher benutzen Kreuzbänder, um die Flosse, wenn sie im Schwimmbad ohne Socken benutzt wird, fest mit dem Fuß zu verbinden.
Der Fußteil ist groß genug, dass die Flosse mit Neoprensocken getragen werden kann. Zum einen wegen der Isolierung in kalten Gewässern, zum anderen, um Druckstellen zu vermeiden, die durch den höheren Kraftaufwand entstehen können, der bei langen Flossen aufwandt werden muss.
Das Fußteil ist bequem.
Wenn man eine Flosse mit dem Seitenprofil vor sich in die Luft hält, erkennt man, dass sie nicht vollständig gerade ist. Die Flosse soll beim Streckentauchen bei ausgestrecktem Fuß möglichst waagerecht im Wasser liegen. Bei absolut geraden Flossen würde sonst ein Strömungswiderstand entstehen. Anders als bei den Fußteilen der Monoflosse kann der Stellwinkel nur bei den maßgefertigten Bi- oder Stereoflossen verändert werden – er ist sonst durch den jeweiligen Hersteller vorgegeben.
Eine sehr lange Flosse zu schlagen ist anspruchsvoll. Es setzt eine sehr gute Technik und die entsprechende Muskulatur an den richtigen Stellen voraus. Ansonsten geht der Flossenschlag im Verlauf des langen Blattes irgendwo verloren. Das bedeutet, dass das verdrängte Wasser nicht nach hinten über die Kante des Flossenendes weggespült wird, sondern über die Seiten abfließt. Dadurch knickt das Flossenblatt leichter ein. Meistens erkennt man diesen Effekt, wenn die Flossen aneinander streifen. Daher haben fast alle Flossen Seitenränder, die das Wasser kanalisieren und nach hinten wegtransportieren. Bei den C4-Flossen sind die Seitenränder zum Beispiel extrem hoch. Es handelt sich somit um Hilfestellungen für einen nicht perfekten Flossenschlag. Beim Carbonflossen-Hersteller Trygons hingegen sind die Seitenränder minimal. Der Gedanke des Herstellers ist hier, dass die Seitenränder extrem dynamische Flossenblätter wie die Carbonblätter wieder einschränken. Die Idee dahinter: Was bringt ein perfektes Flossenblatt, wenn die Dynamik des Blattes durch einen Seitenrand aus Kunststoff begrenzt wird.
Auch bei der Monoflosse haben die Seitenränder und Längsruder die Aufgabe, die Flosse in der Spur zu halten. Gerade zu Beginn ist der Umgang mit der Monoflosse deswegen so schwierig, weil noch nicht genug Druck auf die Flosse gebracht werden kann. Mit der richtigen Technik und der erforderlichen Muskulatur gelingt das später. Eine wertvolle Hilfestellung bieten hier die Seitenränder (Rails) und die Längsränder (Drifts), die sich bei manchen Monoflossen wie Ruder an der Oberfläche der Flosse befinden. Beim Flossenschlag drückt man die Flosse nach unten und verdrängt so aktiv das Wasser. Dabei helfen sowohl die Außenränder als auch die Längsrillen, Stabilität herzustellen. Das Wasser kann nicht so einfach zur Seite »abhauen«, was ein Einknicken der Flosse zur Folge hätte.
Sehr häufig sind bei Flossen mit kräftigen Wings kaum Längsrillen vorhanden. Wings sind die Verstärkungen, welche meistens aus demselben Gummi/Material wie das Fußteil bestehen. Die Verstärkung setzt sich an der Oberseite über die Ränder fort und geht bis in die Rails über. Die Wings dienen dazu, das Wasser nach hinten und nicht zur Seite zu verdrängen. Ihre Hauptaufgabe ist aber eine Grundstabilität aufzubauen. Bei einem kräftigen Flossenschlag wird das Einknicken der Flosse verhindert. Weichere Flossen oder Flossen ohne Wings klappen häufig senkrecht und waagerecht stark zusammen. Dadurch kann kein allzu starker Druck auf die Flosse gegeben werden.
Ob Kunststoff, Carbon oder Fiberglas – es gibt Stereo- und Monoflossen in unterschiedlichen Härtegraden. Kunststoffflossen sind in erster Linie sehr robust, kratzfest und erheblich günstiger als Carbon- oder Carbon-Fiberglas-Mischungen. Der häufigste und gebräuchlichste Werkstoff ist dabei ein Thermoplast. Je nach Mischungsverhältnis kann die Flosse hart oder weich sein und über eine gewisse Dynamik (Input/Output) verfügen.
Jedoch sind Carbonflossen oder Carbon-Fiberglas-Gemische Meister des Minimax-Prinzips. Sie haben den Vorteil, dass sie zum einen sehr leicht zu treten sind und zum anderen einen sehr starken Vortrieb haben. Der