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Martin Schwabe ist Diplom-Ingenieur und schreibt heute als unabhängiger Autor für Print- und Onlinemedien. Nach 15 Jahren als foto-community-Admin und Hauptautor einer Online-Fotoschule verfügt er über viel Erfahrung in der Vermittlung fotografischen Wissens. Er besitzt ein eigenes Fotostudio und hat bereits mehr als ein Dutzend erfolgreiche Bücher über Canon-EOS-Kameras veröffentlicht.

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Martin Schwabe

Canon EOS R6

Das Handbuch zur Kamera

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Martin Schwabe

Lektorat: Boris Karnikowski

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

ISBN:

Print

978-3-86490-818-7

PDF

978-3-96910-143-8

ePub

978-3-96910-144-5

mobi

978-3-96910-145-2

1. Auflage 2021

Hinweis:

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Vorwort

Lieber Leserin, lieber Leser,

nachdem ich zehn Jahre lang Bücher über Kameras geschrieben hatte, habe ich eine Zeitlang pausiert und mich stärker dem Schreiben in digitalen und sozialen Medien gewidmet, um thematisch mehr in die Breite zu gehen.

Mit der Ankündigung der Canon EOS R6 hat sich das wieder geändert. Auch wenn ich lange Zeit ein großer Anhänger von Kameras mit optischen Suchern war (und noch bin), reizte mich diese Kamera ungemein. Ich legte mir spontan ein Exemplar zu, begab mich auf die Reise in die große Welt der EOS-R-Modelle und war begeistert, welche neuen Möglichkeiten sich darin eröffneten. Es kam zum Kontakt mit dem dpunkt.verlag, für den ich früher schon geschrieben hatte. Und nun liegt das fertige Buch vor Ihnen.

Dieses Buch hat nicht das Ziel, die Bedienungsanleitung Ihrer Kamera zu ersetzen. Ich habe absichtlich nicht alle Funktionen der EOS R6 beschrieben, denn vieles davon ist altbewährte Technik, die sich nicht oder kaum verändert hat. Ich habe mich auf die Bereiche konzentriert, die für Ihre fotografischen Ergebnisse besonders wichtig sind: Schärfe und Belichtung. Ich möchte Ihnen damit die Möglichkeit geben, schnell und sicher in die fotografische Praxis mit der EOS R6 einzusteigen.

Sollten nach dem Lesen noch Fragen offen sein, lade ich Sie ein, der Facebook-Gruppe www.facebook.com/groups/canoneosr5r6 beizutreten, in der ich mich regelmäßig mit anderen Nutzern der EOS R6 und R5 austausche. Sie werden dort hilfreiche Tipps bekommen, und soweit ich Zeit habe, stehe ich dort auch für Fragen zur Verfügung.

Ich möchte folgenden Personen danken:

Ich wünsche Ihnen viel Freude mit diesem Buch und viel Spaß beim Fotografieren mit Ihrer EOS R6!

Martin Schwabe

Inhaltsverzeichnis

imageEinführung

1.1Ein Blick auf die Hardware

1.1.1Gehäusevorderseite

1.1.2Linke Gehäuseseite

1.1.3Gehäuseoberseite

1.1.4Gehäuserückseite

1.1.5Gehäuseunterseite und rechte Gehäuseseite

1.2Ein Blick auf die Details

1.2.1Bajonett

1.2.2Akku

1.2.3Speicherkarten

1.2.4Verschluss

1.2.5Sensor

1.2.6Sucher

1.2.7Menüstruktur und Bedienung

imageAutofokus

2.1Funktionsweise und Technik

2.1.1Die Funktion des Phasen-Autofokus

2.1.2Kontrast-Autofokus

2.1.3Das Beste aus beiden Welten: Dual Pixel CMOS AF II

2.1.4Autofokus-Messfelder auswählen

2.2Autofokus-Funktionen im Detail

2.2.1Grenzen des Autofokus

2.2.2Problemfälle

2.2.3One Shot optimieren

2.2.4Der Autofokus-Modus Servo

2.2.5Servo AF-Ausgangsfeld für Verfolgung

imageDen Autofokus der EOS R6 praxisgerecht einsetzen

3.1Der Autofokus der EOS R6 im Vergleich

3.1.1Back- und Frontfokus

3.1.2Autofokus-Funktion auch mit kleinsten Offenblenden

3.2Der Fall für die Fälle – der »Case«

3.3Cases

3.3.1Case 1 – der Universelle

3.3.2Case 2 – Konstanz ist gefragt

3.3.3Case 3 – der Erfasser

3.3.4Case 4 – nichts ist konstant

3.3.5Case A(uto)

imageDen Autofokus perfekt konfigurieren

4.1Autofokus-Methoden im Detail erklärt

4.2Die richtige Autofokus-Methode wählen

4.2.1Spot-Autofokus

4.2.2Einzelfeld-Autofokus

4.2.3Autofokus-Bereich erweitern

4.2.4Die Zonen-Autofokus-Modi

4.2.5Automatische Wahl: Alle Felder (Gesichtserkennung/-verfolgung)

4.3Der Turbo für den Autofokus: Tastenbelegung

4.3.1Die Taste »AF-ON« konfigurieren

4.3.2Abblendtaste

4.4Manuelles Fokussieren

4.4.1Manuelles Fokussieren ohne Autofokus-Unterstützung

4.4.2Manuelles Fokussieren mit Autofokus-Unterstützung

4.4.3Bildstabilisator

imageBelichtung

5.1Die Verdopplung des Lichts

5.2Histogramm im Detail

5.2.1Die 18 Prozent und die Graukarte

5.2.2Das Live-Histogramm verwenden

5.3Belichtungsmessung mit der EOS R6

5.3.1Mehrfeldmessung

5.3.2Selektivmessung

5.3.3Mittenbetonte Messung (Integralmessung)

5.3.4Spotmessung

imageProgramme

6.1Automatische Motiverkennung

6.1.1Belichtung in der automatischen Motiverkennung

6.1.2Autofokus in der automatischen Motiverkennung

6.2Kreativprogramme

6.2.1Programmautomatik (P)

6.2.2Blendenautomatik (Tv)

6.2.3Zeitautomatik (Av)

6.2.4Die flexible Automatik Fv

6.2.5Programm M(anuell)

6.2.6B(ulb)

6.2.7Einstellung der Empfindlichkeit (ISO)

6.3Die individuellen Programm-Sets C1, C2 und C3

6.3.1Die Programmbelegung

6.3.2Eigene Einstellungssets

imageBesondere Aufnahmetechniken

7.1Mehrfachbelichtung

7.1.1Bildverrechnung

7.2High Dynamic Range (HDR)

7.2.1HDR-Einstellungen der EOS R6

7.3Fokus-Bracketing

7.3.1Die Einstellungen des Fokus-Bracketing

7.3.2Was sollten Sie sonst noch beachten?

7.3.3Fokus-Stacking

imageVideo mit der EOS R6

8.1Einige wichtige Grundlagen

8.1.1Videoformate

8.1.2Speichergrößen

8.1.3Objektive

8.2Ausgesuchte Videofunktionen

8.2.1Die Aufnahmemenüs im Videomodus

Index

1

Einführung

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(Foto: Canon)

Nachdem viele Stimmen behauptet hatten, Canon sei viel zu spät dran gewesen mit der Entwicklung und Präsentation spiegelloser Systemkameras, errang der Kamerahersteller mit den beiden Kameras EOS R und EOS RP im Herbst 2018 bzw. Anfang 2019 einen Achtungserfolg.

Und nun geht es Schlag auf Schlag: Kaum haben sich die EOS R und die EOS RP auf dem Markt etabliert und ihre Kunden gefunden, zieht Canon mit der EOS R6 und der EOS R5 nach.

In diesem Buch stelle ich Ihnen die EOS R6 im Detail vor und zeige, wie Sie im Alltag mit dieser Kamera optimale Ergebnisse erzielen.

Die Bedienungsanleitung der Kamera hat unglaubliche 900 Seiten – ein Umfang, der zeigt, wie komplex die Funktionen der EOS R6 sind. Niemand wird und muss diese 900 Seiten komplett lesen, denn wie das mit Bedienungsanleitungen so ist, sind die Texte oft schwer verständlich, wichtige Hinweise finden sich nur in den Fußnoten, und mit der Anwendung in der fotografischen Praxis hat das Ganze wenig zu tun.

Mit meinem Buch möchte ich Ihnen – genauso wie in meinen früheren Büchern – diesen Übertrag in die Praxis abnehmen. Ich habe mich mit der EOS R6 intensiv auseinandergesetzt, mich mit ihren wesentlichen Funktionen eingehend beschäftigt und sie nicht nur genutzt, um dieses Buch zu schreiben, sondern sie auch in meiner täglichen fotografischen Praxis verwendet.

Ich möchte Sie mit diesem Buch in den fotografischen Alltag mitnehmen und mit Ihnen gemeinsam den praktischen Einsatz der Kamera beleuchten.

1.1Ein Blick auf die Hardware

Es hat sich bewährt, mit Ihnen zusammen zu Anfang des Buches eine Art gemeinsames »Unboxing« zu unternehmen. Denn das ist das Erste, was Sie vermutlich machen, wenn die lang ersehnte Kamera bei Ihnen eintrifft: Sie packen sie aus und betrachten sie von allen Seiten. Was kommt Ihnen bekannt vor, was ist neu?

Genau diesen Weg möchte ich mit Ihnen gehen und dabei auch gleich wichtige Hintergrundinformationen vermitteln. Ich gehe davon aus, dass Sie zumindest grundsätzliches Wissen über den Aufbau einer Digitalkamera haben und die wesentlichen Bedienelemente kennen.

1.1.1Gehäusevorderseite

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Abb. 1.1Die Vorderseite der EOS R6 mit geschlossenem Verschluss. Ist die Kamera ausgeschaltet, wird der Sensor durch den mechanischen Verschluss verdeckt.
(Foto: Canon)

Im ersten Moment unterscheidet sich die Vorderseite der EOS R6 kaum von der früherer EOS-Modelle. Die wenigen kleinen, aber feinen Unterschiede liegen im Detail. Die Kamerafront wird – wenig überraschend – vom RF-Bajonett beherrscht. Der sichtbare mechanische Verschluss befindet sich nah am Bajonett (dazu später mehr).

Direkt rechts vom Bajonett finden Sie die bekannte Objektiventriegelungstaste image, unten im Bajonett die vergoldeten Kontakte für die Stromversorgung image und den Datenaustausch mit den Objektiven.

Die Abblendtaste image (oder »Schärfentiefen-Prüftaste«, unten links am Bajonett) funktioniert an einer EOS R6 im Prinzip wie an einer DSLR, nur besser. An der DSLR wird beim Abblenden über die Taste nur die relative Änderung der Schärfentiefe angezeigt. Das heißt, es lässt sich nicht die tatsächliche Schärfentiefe ablesen, sondern nur ihre Veränderung. Zudem wird das Bild im Sucher zum Teil erheblich dunkler. Bei der EOS R6 bleibt es hell, außerdem wird die absolute Veränderung der Schärfentiefe angezeigt.

Ansonsten finden sich an der Vorderseite der Empfänger für den IR-Fernauslöser image sowie eine kleine Lampe image unterhalb des Programmwahlrades image, die das Ablaufen des Selbstauslösers signalisiert.

Besonders erwähnen möchte ich die kleine Klappe image unten an der Innenseite des Griffs. Sie ist leicht zu übersehen. Dort wird das Kabel herausgeführt, wenn Sie mit einem Netzteil arbeiten.

Der Auslöser image funktioniert nicht anders, als Sie es gewohnt sind: Der erste Druckpunkt startet die Belichtungsund Schärfemessung, der zweite Druckpunkt löst die Aufnahme aus (Werkseinstellung).

1.1.2Linke Gehäuseseite

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Abb. 1.2Die linke Seite der EOS R6 mit den Schnittstellen und Anschlüssen
(Foto: Canon)

Die EOS R6 eignet sich sehr gut für Videoaufnahmen, sofern Sie geeignete Objektive besitzen, die entweder einen STM- oder USM-Antrieb für den Autofokus oder aber einen sehr feinfühlig zu bedienenden Fokusring haben, um die Schärfe manuell zu »ziehen«. Zwar hat die Kamera tatsächlich an der Vorderseite zwei Mikrofone, aber beide taugen aufgrund der geringen Größe und der Platzierung nicht wirklich für professionelle Tonaufnahmen, da sie jede Erschütterung am Gehäuse in unangenehmer Lautstärke aufzeichnen.

Um dies zu umgehen, besitzt die EOS R6 auf der linken Gehäuseseite unter der vorderen Abdeckung zwei Anschlüsse (3,5-mm-Klinke) für ein externes Mikrofon image und einen Kopfhörer image. Direkt darunter befindet sich der Anschluss für den kabelgebundenen Fernauslöser (RS-80N3 und TC-80N3) image. Wer noch einen Kabelauslöser des Formats E3 besitzt, kann diesen per Adapter verwenden; preislich lohnt sich das allerdings nicht.

Unter der hinteren Abdeckung verbergen sich die Anschlüsse für USB und HDMI image. Das Format der Anschlüsse hat sich allerdings im Vergleich zu früher geändert, und die Kabel werden auch nicht mehr mitgeliefert. Der Anschluss für USB entspricht jetzt USB-C; HDMI wurde von Mini- auf Micro-HDMI verkleinert.

1.1.3Gehäuseoberseite

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Abb. 1.3Die Oberseite der EOS R6
(Foto: Canon)

Spannend ist die Gehäuseoberseite, denn das Design hat sich gegenüber den DSLRs deutlich verändert – aus meiner Sicht zum Positiven: Es wurde deutlich entschlackt und intuitiver.

Auf der linken Seite sitzt nur noch der Ein- und Ausschalter image, der sich blind ertasten lässt. In der Mitte ist der Blitzschuh image angebracht. Einen internen Blitz besitzt die EOS R6 nicht. Damit bleibt sie der Tradition von Canon treu, denn bisher hatte keine Canon-Kamera im Kleinbildformat einen internen Blitz.

Auf das Kopfdisplay auf der rechten Seite hat Canon verzichtet, was aus meiner Sicht aufgrund der umfangreichen Anzeigemöglichkeiten im Sucher verschmerzbar ist. Die Anordnung der Tasten und Stellräder ist dadurch aufgeräumter. Die einzelnen Bedienelemente lassen sich nun nach kurzer Übung auch blind (mit dem Auge am Sucher) finden.

Das Programmwahlrad image direkt neben dem Blitzschuh hat – wie bei Kameras mit großem Sensor üblich – keine Motivprogramme mehr, dafür aber erfreuliche drei Speicherplätze für eigene Einstellungs-Sets. Relativ neu ist der Modus Fv (Flexible value), dessen Funktion ich Ihnen in Kapitel 6 näher erläutern werde.

Neben dem Programmwahlrad finden Sie ein Schnellwahlrad image. Auf die genaue Funktion gehe ich später in Kapitel 5 zur Belichtung näher ein. So viel vorab: Es erweitert Ihre Flexibilität deutlich.

Auslöser image und Hauptwahlrad image kennen Sie sicher schon. Die Bedienung hat sich nicht geändert, ebenso wenig wie die der Multifunktionstaste M-Fn image. Neu hinzugekommen ist die Taste für Videoaufnahmen image (mit dem roten Punkt); geändert hat sich, dass die Lock-Funktion zur Blockade der Einstellräder und Tasten kein Schiebeschalter mehr ist, sondern eine Taste auf der Oberseite image.

1.1.4Gehäuserückseite

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Abb. 1.4Die Rückseite der EOS R6 (Foto: Canon)

Die Gehäuserückseite der EOS R6 wirkt sehr aufgeräumt. Beherrscht wird sie von einem großen Klappdisplay image mit einer Auflösung von 1,5 MP. Das Display lässt sich in der Helligkeit regulieren und wird gern zu hell eingestellt. Fotos, die auf dem Display korrekt belichtet wirken, erweisen sich dann später als unterbelichtet. Wenn es darauf ankommt, lohnt sich daher immer der Blick auf das Histogramm, das Sie über die Taste INFO image einblenden können.

Oberhalb des Displays befindet sich der elektronische Sucher image. Wie der Name schon sagt, zeigt er kein analoges eingespiegeltes Bild, sondern besteht aus einem kleinen Monitor mit 4 MP. Diese Auflösung ist so hoch, dass Sie keine einzelnen Pixel mehr unterscheiden können. Über den Sucher werden Sie in diesem Kapitel noch deutlich mehr erfahren.

Unterhalb des Suchers befindet sich der Augensensor image. Er sorgt dafür, dass jeweils nur das Display oder nur der Sucher eingeschaltet ist, um Akku-Leistung zu sparen.

Links neben dem Sucher finden Sie die zwei Tasten RATE image und MENU image. RATE dient der Bewertung der Fotos, MENU ruft die Menüs zur Einstellung der Kamera auf. Die Lage der beiden Tasten ist gut gewählt, da sie eine Zweihand-Bedienung ermöglicht.

Rechts vom Sucher finden Sie den Multicontroller image. Er ist ein wenig nach oben gerückt, aber trotzdem gut mit dem Daumen erreichbar, da die Kamera kleiner ist als vergleichbare DSLR-Modelle. Der Multicontroller ist insbesondere dann sehr hilfreich, wenn Sie die Autofokus-Felder im Sucher schnell und komfortabel verschieben wollen.

Die Tasten in der oberen Reihe sind »alte Bekannte«: AF-ON (AF-Start) image und AE-Lock (Messwertspeicher) image und AF-Messfeldwahl image. Beide Tasten können Sie in den Individualeinstellungen mit anderen Funktionen belegen. In den spezifischen Kapiteln 2 »Autofokus« (ab Seite 31) und Kapitel 5 »Belichtung« (ab Seite 115) werde ich Ihnen die Funktion näher erläutern.

Mittig neben dem Display finden Sie das altbekannte Schnellwahlrad image mit der mittigen Taste Set zur Bestätigung getroffener Einstellungen. Ich werde es zur besseren Unterscheidung als Daumenrad bezeichnen.

Oberhalb des Daumenrades finden Sie die Taste INFO image, mit der Sie verschiedene Einstellungen vornehmen können. Eine wichtige Funktion ist die schnelle Möglichkeit, das Histogramm in der Anzeige aufzurufen, als Hilfestellung für die Belichtung.

Die Taste mit der Lupe image erlaubt eine Betrachtung im Detail. Das Q auf der dritten Taste image oberhalb des Daumenrades steht für »Quick«. Viele Parameter der Kamera lassen sich damit schnell ansteuern und verändern, entweder mit Hilfe des Displays (mit Touchbedienung) oder über die verschiedenen Stellräder.

Unterhalb des Daumenrades finden Sie die Tasten Wiedergabe image und Löschen image, die Sie für die Durchsicht Ihrer Aufnahmen benötigen.

1.1.5Gehäuseunterseite und rechte Gehäuseseite

Hier finden Sie die bekannten Klappen, um Speicherkarten bzw. den Akku einzusetzen. In beiden Fällen müssen Sie nur darauf achten, die jeweilige Klappe richtig zu schließen, da sich sonst die Kamera nicht einschalten lässt.

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Abb. 1.5Die EOS R6 besitzt zwei Kartenschächte. Der auf dem Bild vordere Schacht ist Schacht 1.

1.2Ein Blick auf die Details

In diesem Abschnitt geht es um einige Bauteile und -gruppen, deren Funktion Sie kennen sollten, die sich aber nicht in die spezifischeren nachfolgenden Kapitel etwa zu Autofokus oder Belichtung einfügen lassen. Die Kenntnis der Details erleichtert Ihnen die Entscheidung, wenn es um die Erweiterung Ihrer Kamera mit Zubehör wie Akkus, Speicherkarten und Objektiven geht.

1.2.1Bajonett

Auf den ersten Blick unterscheidet sich das RF-Bajonett kaum vom bisher verwendeten EF-Bajonett. Beim direkten Vergleich der beiden werden Sie die erhöhte Zahl der elektrischen Kontakte im unteren Teil des Bajonetts bemerken und dass der Sensor viel näher am Bajonett sitzt.

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Abb. 1.6Das Bajonett der EOS R6 mit freiliegendem Sensor – die Kamera ist eingeschaltet. (Foto: Canon)

Der Abstand zwischen der Bajonettebene und der Sensorebene wird »Auflagemaß« genannt und ist eine ganz wesentliche Größe. Das Auflagemaß bestimmt, welche Objektive verwendet werden können und welche nicht. Objektive werden nämlich immer für ein bestimmtes Auflagemaß konstruiert. Diese Konstruktion gibt den Brennpunkt vor. Von der Lage des Brennpunktes ist abhängig, ob ein Objektiv in der Stellung »unendlich« ein scharfes Bild auf den Sensor projizieren kann.

Das Auflagemaß für RF beträgt 20 mm, EF-M hat 18 mm, EF und EF-S 44 mm, und das alte Canon-Bajonett mit FD kommt auf 42 mm. RF und EF bezeichnen Objektive, die für das Kleinbildformat gerechnet sind (FD übrigens auch). EF-S ist das Bajonett für Canons APS-C-DSLRs, EF-M das für spiegellose Kameras mit APS-C-Sensor. Den verschiedenen Auflagemaßen kommt eine besondere Bedeutung zu: Ein Objektiv mit RF-Bajonett kann direkt an die EOS R6 montiert werden, da es passend konstruiert ist.

Objektive wie EF-S und EF würden bei direkter Montage am RF-Bajonett einen zu kleinen Bildkreis mit starken Schatten in den Ecken produzieren und zudem in keinem Bereich mehr fokussieren. Sie benötigen daher einen Adapter, der die fehlenden 24 mm ergänzt. Diesen Adapter gibt es in verschiedenen Versionen – damit erschließt sich die EOS R6 die gesamte Objektivwelt der EF- und EF-S-Objektive. EF-M-Objektive der M-Reihe können dagegen nicht adaptiert werden.

Aus dem neuen Auflagemaß ergibt sich, dass auch die alten FD-Objektive verwendet werden können, was am EF-Bajonett nicht möglich war. Zur Erinnerung: EF hat ein Auflagemaß von 44 mm, FD von 42 mm. Adapter mit einer Breite von 2 mm gibt es nicht, also müsste eine Korrekturlinse verwendet werden, die sich aber katastrophal auf die Bildqualität auswirken würde. Für RF reicht ein Adapter, der das Auflagemaß von 20 auf 42 mm erweitert – so können FD-Objektive ohne Probleme manuell verwendet werden, ohne »Unendlich« zu verlieren.

Gleiches gilt auch für die große Zahl an Objektiven mit Bajonett für Nikon oder M42. Sie müssen zwar manuell fokussiert werden, die EOS R6 stellt dafür aber Hilfsmittel zur Verfügung (mehr dazu ab Seite 105).

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Abb. 1.7Der Sensor der EOS R6 sitzt im Gehäuse recht weit vorn (siehe Markierung der Sensorebene), daraus resultiert das geringe Auflagemaß.
(Foto: Canon)

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Abb. 1.8Zum Vergleich: In den DSLR-Modellen der EOS-Reihe liegt die Sensorebene deutlich weiter hinten, bedingt durch den Raum, den der Spiegelkasten einnimmt. (Foto: Canon)

Tipp

Wenn das neue Objektiv beim Wechsel plötzlich nicht mehr an die Kamera passt, ist das kein Grund zum Verzweifeln. Sie haben vermutlich nur versehentlich den EF-RF-Adapter zusammen mit dem vorigen Objektiv abgenommen und weggepackt (eigene Erfahrung).

Bildkreis und Sensornutzung

Wenn Sie ein EF-S-Objektiv (das für den kleineren Bildkreis von APS-C gerechnet wurde) nutzen, werden Sie im ersten Moment keinen Unterschied feststellen. Tatsächlich erkennt die Kamera diese Objektive und beschränkt die nutzbare Sensorfläche. Statt mit etwa 20 MP zeichnet die EOS R6 dann nur noch Fotos mit rund 7,7 MP auf, die für den Hausgebrauch meist völlig ausreichen. Dies gilt aber grundsätzlich nur für Objektive von Canon.

Sigma – hier stellvertretend genannt für alle Objektiv-Fremdhersteller – stellt Objektive her für EF (Bezeichnung DG) und für EF-S (DC). Bei manchen Objektiven erfolgt die Umschaltung auf die kleine Sensorfläche automatisch (gegebenenfalls nach einem Firmware-Update), bei anderen Modellen passiert dies nicht.

Wenn Sie ein DC-Objektiv an der EOS R6 verwenden und DC wird nicht erkannt, nimmt die EOS R6 keinen Schaden – die Fotos werden aber in den Ecken eine mehr oder minder starke Vignettierung zeigen. Fällt diese nur gering aus, lässt sie sich nachträglich leicht per Bildbearbeitung beseitigen. Ist die Vignettierung stärker und störend, können Sie die Beschränkung der Sensorfläche auch manuell aktivieren. Die Funktion dazu finden Sie im Register Shoot 1 des roten Aufnahmemenüs unter der Funktion Ausschnitt-/Seitenverhältnis.

1.2.2Akku

Die EOS R6 wird mit einem Akku der Bezeichnung LP-E6NH geliefert. Erfreulicherweise bleibt die Kompatibilität mit den DSLRs und den alten Akkus mit geringerer Kapazität erhalten. Sie können daher in der EOS R6 auch frühere Varianten dieses Akkus verwenden, also den LP-E6 oder den LP-E6N.

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Abb. 1.9Von der Form her nicht zu unterscheiden, sind die drei Versionen untereinander kompatibel. Aufschluss über die Version gibt das Etikett.

Die Versionen unterscheiden sich lediglich in der Kapazität:

Wenn Sie also ein passendes anderes Kameramodell von Canon besitzen (ab EOS 60D oder aus der Reihe EOS 7D/5D), haben Sie gleich geeignete Ersatzakkus. Die haben etwas weniger Ausdauer, reichen aber allemal als Reserve. Mit dem LP-E6NH haben Sie nach meiner Erfahrung kaum weniger Reichweite als mit den DSLRs und deren Akkus mit geringerer Kapazität, wenn Sie den Sucher und das Kameradisplay nicht allzu exzessiv nutzen.

Sollten Sie dennoch weitere Akkus benötigen, dann werden Sie schnell feststellen, dass die originalen Akkus nicht gerade günstig sind. Aktuell liegen die Preise je nach Anbieter zwischen 100 und 120 Euro – viel Geld für einen Akku. Es muss jedoch nicht zwingend ein Original-Akku sein; vermeiden sollten Sie allerdings die ganz billigen Varianten.

Die Akkus haben einen kleinen Chip, über den sie mit der Kamera kommunizieren und Akkustand und Ladekapazität melden. Ohne den Chip fehlt diese Akku-Anzeige, und die Kamera geht irgendwann einfach aus, wenn der Akku leer ist. Achten Sie daher vor dem Kauf unbedingt auf die Kapazität und auf den vorhandenen Info-Chip.

Tipp

Die EOS R6 kann sehr schnelle Reihenaufnahmen machen. Doch nur wenn Sie den originalen Akku LP-E6NH verwenden und dieser zu mehr als 50 Prozent geladen ist, schafft die EOS R6 die volle Geschwindigkeit von bis zu 20 Fotos/Sekunde. Mit älteren Akkuversionen ist sie ca. 30 Prozent langsamer.

1.2.3Speicherkarten

Ein wesentliches weiteres Zubehör sind die Speicherkarten, ohne die keine Fotos und keine Videos aufgezeichnet werden können. Die EOS R6 besitzt zwei Speicherslots, die Karten im Format SD aufnehmen. Beide Slots sind gleichwertig. Es ist für die Leistung der Kamera daher unerheblich, in welchen der beiden Slots Sie die Karte stecken.

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Abb. 1.10Speicherkarten mit 16 oder 32 GB, UHS-I und Class 10 reichen für fast alle Anwendungen der EOS R6 aus.

Wichtig ist eher, wie Sie die beiden Steckplätze nutzen. Die EOS R6 bietet dafür eine ganze Reihe unterschiedlicher Optionen. Es kann sinnvoll sein, zwei Karten parallel zu verwenden, auch wenn sich der Sinn nicht sofort erschließen mag. Grundsätzlich sollten Sie wissen, dass SD-Karten nur eine eingeschränkte Lebenszeit haben, da die Anzahl der möglichen Speicherzugriffe begrenzt ist. Durch interne Korrekturmaßnahmen, die die Schreib- und Lesezugriffe auf immer andere Bereiche der Karte verteilen, wird Ihnen dieser Fall eher selten begegnen – viel relevanter ist die rein mechanische Abnutzung. Ich schätze, dass ich in den letzten zehn Jahren rund ein Dutzend SD-Karten verschlissen habe.

Leider treten die Defekte ohne Ankündigung auf, und die Daten sind dann nur mit extremem Aufwand zu retten (wenn überhaupt). Wenn man privat fotografiert, mag das hinnehmbar sein, aber auch hier gibt es Momente, in denen Sie sichergehen wollen, dass Sie keine Daten verlieren (etwa bei Hochzeiten und anderen Familienfeiern). Für diesen Fall können Sie in der EOS R6 zwei Speicherkarten verwenden und beide Karten mit den identischen Daten beschreiben. Sie erzeugen also gleich bei der Aufnahme in der Kamera schon ein Backup. Für alle, die professionell fotografieren, kann dies sogar »überlebenswichtig« sein.

Eine andere Möglichkeit ist der Speicherüberlauf, der insbesondere bei Videoaufnahmen wichtig werden kann. Ist Karte 1 voll, werden alle weiteren Daten automatisch auf Karte 2 geschrieben.

Die dritte Möglichkeit wäre, dass Sie die Fotos in verschiedenen Qualitäten parallel auf die Karten schreiben: die Fotos in maximaler Qualität auf Karte 1, in geringer Auflösung auf Karte 2. Diese Karte geben Sie dann z. B. dem Model mit, damit es in Ruhe zuhause die Aufnahmen durchsehen kann.

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Abb. 1.11Über die Taste »Q« aktivieren Sie die Einstellungen auf dem Monitor und wählen mittels Multicontroller die jeweilige Funktion. Anhand der Anzeige können Sie sehen, dass zwei Karten eingesteckt sind.

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Abb. 1.12Über die Taste »Set« rufen Sie das Menü auf und können die verschiedenen Bildqualitäten einstellen. Da in diesem Fall ein EF-S-Objektiv angeschlossen war, sind einige Einstellungen grau und lassen sich nicht aktivieren.

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Abb. 1.13Sie erreichen die Einstellungen auch über die Registerkarte »Shoot 1« im roten Menü.

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Abb. 1.14Sie müssen in einem Zwischenschritt wählen, ob Sie Karte 1 oder 2 einstellen wollen.

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Abb. 1.15.