Der Mathematiker und theoretische Physiker Dr. Paul Kirchberger (1876 - 1945) zeichnete sich durch seine Erfahrung in der Informationsvermittlung als Professor an der Leibniz-Oberrealschule zu Charlottenburg aus. Er veröffentlichte zahlreiche gemeinverständliche Werke aus den Bereichen Mathematik, Astronomie und Physik einschließlich der Quantentheorie. Dabei stand er nicht nur in Verbindung mit renommierten Wissenschaftlern wie Arnold Sommerfeld, Moritz Schlick, Max von Laue oder David Hilbert, sondern war mit einigen von ihnen befreundet. Das garantierte seinen Veröffentlichungen Authentizität und wissenschaftliche Zuverlässigkeit.

Der Naturwissenschaftler Dipl.-Math. Klaus-Dieter Sedlacek, Jahrgang 1948, lebt seit seiner Kindheit in Süddeutschland. Er studierte neben Mathematik und Informatik auch Physik. Nach dem Studienabschluss 1975 und einigen Jahren Berufspraxis gründete er eine eigene Firma, die sich mit der Entwicklung von Anwendungssoftware beschäftigte. Diese führte er mehr als fünfundzwanzig Jahre lang. In seiner zweiten Lebenshälfte widmet er sich nun seinem privaten Forschungsvorhaben. Er hat sich die Aufgabe gestellt, die Physik von Information, Bedeutung und Bewusstsein näher zu erforschen und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Im Jahr 2008 veröffentlichte er ein aufsehenerregendes und allgemein verständliches Sachbuch mit dem Titel „Unsterbliches Bewusstsein – Raumzeit-Phänomene, Beweise und Visionen“. Er ist unter anderem der Herausgeber der Reihen „Wissenschaftliche Bibliothek“ und „Wissenschaft gemeinverständlich“.

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek:

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte

bibliografische Daten sind im Internet über

www.dnb.de

abrufbar.

Neubearbeitung

Coverdesign, Gestaltung, Überarbeitung:

Klaus-Dieter Sedlacek

Internet: https://toppbook.de

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7412-5924-1

Inhaltsverzeichnis

  1. DER FIXSTERNHIMMEL
  2. DIE WANDELSTERNE

Foto 1: Ausschnitt aus einer Karte des Sternenhimmels von 1699

1 DER FIXSTERNHIMMEL

1.1 Vorbemerkungen

Diese kleine Schrift will sozusagen mit dem Auge gelesen werden, während das andere auf den Himmel gerichtet ist. Es hat keinen weiteren Ehrgeiz als den, ein treuer Führer durch die Himmelswanderung zu sein.

Der Anblick des ausgestirnten Himmels ist der größte, den uns die Natur zu bieten vermag, und kein empfängliches Gemüt kann sich seinem Eindruck entziehen. Aber dieser Eindruck verringert sich nicht etwa, sondern er verstärkt, vertieft und veredelt sich, wenn wir nicht nur seine Schönheit genießen, sondern sie auch mit Verständnis verfolgen können, wenn wir die Bilder, die das Menschengeschlecht Jahrtausende lang in den Sternhimmel hineingesehen hat, wiederzuerkennen vermögen, wenn wir die Sternlein oben mit ihrem Namen benennen rund als liebe alte Bekannte begrüßen, auch die Wanderung von Sonne und Mond sowie der übrigen Wandler verfolgen können. Die Schwierigkeiten, die einer solchen Kenntnis des Sternhimmels entgegenstehen, werden bei Weitem überschätzt. Es macht sehr viel weniger Mühe, sich ein klein wenig in den Sternhimmel hineinzulesen, als etwa die hauptsächlichsten Pflanzen unserer heimischen Flora zu kennen, was doch gemeinhin auch noch nicht als Zauberkunststück gilt. Man tut nur gut, sich von vornherein einige Regeln zu merken.

Die erste und wichtigste dieser Regeln ist die, dass man um einen Stern zu bestimmen, ihn von anderen unterscheidet, indem man weder seine Lage zu irdischen Gegenständen ins Auge fasst, noch mit Fingern auf ihn weist, wenn mehrere Personen den Sternhimmel betrachten. Denn seine Lage gegenüber irdischen Gegenständen ändert sich von Minute zu Minute. Die einzige sinnvolle Möglichkeit ist vielmehr, ihn mit anderen, als bekannt angenommenen Sternen zu vergleichen, also etwa festzulegen, wie weit rechts oder links oder über oder unter ihnen er steht. Noch besser ist's freilich, wenn wir nicht von „rechts“ oder „links“ oder „über“ oder „unter“ sprechen, sondern auch wieder die Richtung nach andern als bekannt angenommenen Sternen zu bestimmen suchen, wobei auch die Größe der Entfernung am besten durch himmlische, nicht durch irdische Vergleiche gemessen wird. Um diesen Vorschriften gerecht werden zu können, müssen wir die Sterne in Gruppen zusammenfassen. Wie wir dies machen, ist an und für sich ganz gleichgültig, der unbefangene Anblick des Sternhimmels bietet uns dafür nur wenig Anhaltspunkte. Nur wenige Gruppen, wie etwa die Sterne des großen Bären, des Orion, der Cassiopeia, drängen sich uns als zusammengehörig sozusagen von selbst auf.

Aber da hat der Mensch nachgeholfen, indem er, und zwar schon seit Jahrtausenden, bestimmte Bilder in den Sternhimmel hineingesehen hat. Es wäre nun wieder ein völliges Missverständnis, wenn man irgendeine Ähnlichkeit der Sterngruppen und der durch ihre Namen bezeichneten Gegenstände suchen wollte. Man könnte die Sterne des Großen Bären gerade so gut einen Löwen, die des Löwen gerade so gut einen Bären nennen, und noch weniger ist es natürlich möglich, in Bildern wie „Herkules“, „Orion“, „Andromeda“, „Cassiopeia“ eine Ähnlichkeit mit den dargestellten Personen zu erkennen. Warum man gerade auf diese Bilder und ihre Namen gekommen ist, ist nicht festzustellen. Genug, dass diese Bilder seit Jahrtausenden vollkommen festgelegt sind und ihren Weg in ungezählte Völker gefunden haben. Zwar stammen die von uns noch heute gebrauchten Sternbildernamen in der Hauptsache von den alten Griechen, sie sind also etwa 3000 Jahre alt, aber einerseits haben die Griechen manche Bilder von älteren Völkern übernommen, andererseits haben die lange nach den Griechen arbeitenden Araber dem griechischen Sternhimmel die Namen vieler Einzelsterne hinzugefügt, sodass sie noch heute in arabischer Sprache benannt werden und allgemein bekannt sind. Diese Bilder wurden so gezeichnet, dass bestimmte Sterne des Himmels bestimmte Teile des Bildes festlegten, beispielsweise fielen Auge und Hörner des Stiers auf bestimmte Sterne des Himmels, ebenso der Gürtel und die Keule des Orion oder die von der als Schnitterin gedachten Jungfrau in der Hand gehaltenen Ähre, und in vielen Fällen führen die Sterne danach ihren Namen; die große Zahl der übrigen Sterne wurde dann wieder durch die Stelle des Bildes festgelegt, auf die sie fielen. So bestimmten einerseits die Sterne das Bild, andererseits das Bild die Sterne. Wenn diese Art, einen Stern festzulegen auch ihre wissenschaftliche Bedeutung verloren hat, so wird doch der Sternfreund noch gern von davon Gebrauch machen; er wird lieber von einem „Horn des Stiers“ sprechen, als einen nüchternen wissenschaftlichen Namen gebrauchen, und wir werden diesem Brauch hier folgen.

Äußerst wichtig ist natürlich die verschiedene Helligkeit der Sterne, die man herkömmlicherweise als ihre „Größe“ bezeichnet. Die hellsten Sterne heißen solche „erster Größe“, die dann folgenden „zweiter Größe“, usw. Die schwächsten der mit bloßem Auge sichtbaren Sterne sind solche 6. Größe. Diese auch von den Griechen stammende Einteilung hat sich so vortrefflich bewährt, dass sie beibehalten worden ist. Wir werden sie am besten unmittelbar aus der Praxis kennenlernen, indem wir bei genügend zahlreichen Sternen uns ihre Größe merken. Nach der Einführung des Fernrohrs und insbesondere der Lichtbildplatte in die Himmelskunde hat sich die Zahl der bekannten Sterne ungeheuer vermehrt. (Es wird nicht unmittelbar durchs Fernrohr beobachtet, sondern es werden durchs Fernrohr Lichtbilder aufgenommen, und zwar mit sehr langer Belichtungszeit, die sich u. U. durch ganze Nächte, ja, mehrere Nächte hindurch erstreckt.) Indem nun die Größenklasseneinteilung fortgesetzt wurde, ist man bis auf Sternen etwa der 21. Größe gekommen. Die Zahl der mit bloßem Auge sichtbaren Sterne, also der ersten 6 Größenklassen, beträgt etwa 5 bis 6000, von denen bei uns im ganzen, (nicht gleichzeitig) etwa 4000 sichtbar sind; die Zahl der Sterne bis 10. Größe etwa 400.000, bis 16. Größe etwa 57 Millionen, die letzten Größenklassen können nicht unmittelbar durchs Fernrohr gesehen werden, sondern verraten ihre Existenz nur auf der Lichtbildplatte. Wir werden im Folgenden hauptsächlich Sterne der ersten drei Größenklassen berücksichtigen, nur hin und wieder auch solche 4. oder 5. Größe.

1.2 Großer Bär und andere „Hauptrichtsternbilder“

Eine Wanderung durch den Sternhimmel werden wir zweckmäßig immer mit dem großen Bären oder dem Himmelswagen, genauer gesagt, dem Himmelswagen im Sternbild des großen Bären beginnen. Denn dieses Sternbild ist nicht nur außerordentlich leicht zu erkennen und wohl bei Weitem das bekannteste von allen, sondern es hat außerdem auch den Vorzug, zu allen Jahreszeiten immer sichtbar zu sein, sodass wir es bei sternklarem Himmel ohne Mühe auffinden werden. Wir prägen uns seine Form möglichst genau ein. Da die arabischen Namen der 7 den Wagen bildenden Sterne wenig gebräuchlich sind, nennen wir sie die „Deichsel-Sterne“ (in Fig. 1