Essay aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Soziologie - Krieg und Frieden, Militär, Note: 1,0, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Anschluss an die am 2. Juni 2000 vom UN-Sicherheitsrat eingerichtete Expertengruppe zur Untersuchung der „illegalen Ausbeutung natürlicher Ressourcen und anderer Formen des Wohlstands“ im Kongo (vgl. Johnson 2008 : 127), erzeugte vor allem die Berichterstattung über den Zusammenhang zwischen der kongolesischen Kriegswirtschaft und Coltan eine breite Resonanz, nicht nur in Expertengremien.
Im Folgenden möchte ich versuchen, den Begriff der Anerkennung, wie ihn Axel Honneth in seinem Werk Kampf um Anerkennung skizziert, auf Aspekte der Gesellschaft, der Ökonomie und der Politik in der DRK zu beziehen, um darzulegen, wie das Ausbleiben gelingender Anerkennungsverhältnisse und das Fehlen von Räumen, in welchen Kämpfe um Anerkennung institutionalisiert ausgetragen werden können, militärisches Handeln, den Abbau von Coltan und so die Gewaltökonomie fördern. Um diesen kulturell vorgeprägten Begriff nicht einfach der kongolesischen Gesellschaft “überzustülpen“, will ich versuchen, den Begriff in Auseinandersetzung mit dem Textmaterial über die DRK neu zu formulieren. Hierzu wähle ich die Form des Essays, um den Anerkennungsbegriff kontextspezifisch zu bestimmen. So erlaubt der Essay ein Verständnis des Kongo im Angesicht der Begrenztheit der eigenen Perspektive und zielt mehr auf die bestimmte Deutung des Phänomens, denn auf eine abschließende Kausalerklärung:
Im ersten Teil meiner Arbeit werde ich möglichst knapp den Begriff der Anerkennung diskutieren und darlegen, warum er sowohl für das Handeln als auch die Identität der Akteure in gesellschaftlichen Kontexten einen hohen Stellenwert einnimmt. Zudem möchte ich deutlich machen, dass der Begriff „Anerkennung“ durch die Verschränkung mit dem Begriff der Identität auch einen Bezug zur Kategorie „Gender“ unterhält. Anschließend werde ich in einem kurzen Essay den Anerkennungsbegriff auf die Lebenswelt des Kivu in den Jahren 1999/2000 beziehen. In Auseinandersetzung mit den ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Segmenten, die Bestandteil des Kreislaufs der Kriegsökonomie waren, werde ich die Muster von Idenitätsbildung und die Forderungen nach Anerkennung in der Bevölkerung herausarbeiten und darlegen, wie deren Missachtung einen entscheidenden Einfluss auf das zu verstehende Phänomen hatte. Im letzten Teil werde ich auf diese Auseinandersetzung reflektieren und davon ausgehend mögliche Anknüpfungspunkte für Prozesse des Peacebuilding und Nationbuilding aufzeigen .