Peter Grandl im Interview – Unser Autor des Monats Juni

June 1, 2025|vonPocketbook

Er begeistert seine Leserschaft mit Hochspannung, brisanten Themen und gut recherchierten Fakten. Peter Grandl ist nicht nur gefeierter Thriller-Autor, sondern auch unser Lieblingsautor im Monat Juni. Lest hier mehr zu ihm und seinen Büchern.

Peter Grandl im Interview mit PocketBook

Wenn du deinen neuesten Thriller Reset in nur drei Worten beschreiben musst, welche wählst du?

Abgründig. Hochaktuell. Verstörend.

Was waren beim Schreiben bisher deine größten Herausforderungen und wie hast du sie gemeistert?

Die Recherchen für meine Romane sind immer aufwendig, aber Reset hat alles getoppt. Mir ist es wichtig, die Fiktion auf ein Minimum zu reduzieren, um die Realitätsnähe spürbar zu machen. Dafür gehe ich wissenschaftlichen Fragen wie der Quantencomputer-Technologie genauso nach wie den Berufen meiner Hauptfiguren – etwa einer Kampfpilotin oder der Leiterin einer Interpol-Task-Force. Ich will wissen, wie diese Menschen ticken. Auch die Schauplätze besuche ich persönlich – in Reset zum Beispiel die Wicklow Mountains in Irland oder die Redaktion der New York Times in Manhattan.

Die Herausforderung: Manche Recherchen waren noch nicht abgeschlossen, während ich schon mitten in der Reinschrift steckte. Und dann war da noch das Inhaltliche – Reset ist keine Dystopie, sondern verdammt nah an dem, was bereits Realität ist. Und diese Realität ist oft beängstigend. Da nicht den Boden zu verlieren und trotzdem an Hoffnung festzuhalten, war für mich der zweite große Kraftakt. Ein Tag in den Bergen hat da oft Wunder gewirkt.

Als deine literarischen Vorbilder werden online Philip K. Dick, Stephen Fry und Michael Crichton genannt. Sind diese drei es auch heute noch?

Ja – absolut. Philip K. Dick, Stephen Fry und Michael Crichton gehören nach wie vor zu meinen wichtigsten literarischen Einflüssen. Jeder von ihnen auf ganz eigene Weise.

Philip K. Dick, weil er früh verstanden hat, dass Realität verhandelbar ist – und weil er in seinen Geschichten mit einer existenziellen Tiefe operiert, die mich bis heute beschäftigt. Seine Werke stellen nicht nur technische, sondern vor allem menschliche Fragen.

Stephen Fry beeindruckt mich mit seiner sprachlichen Eleganz und seinem messerscharfen Witz. Er schafft es, selbst komplexe Themen zugänglich und unterhaltsam zu erzählen – ohne je banal zu wirken. Diese Mischung aus Intellekt, Charme und Haltung ist für mich einzigartig.

Und Michael Crichton war ein Meister darin, Wissenschaft und Spannung miteinander zu verweben. Seine Romane hatten stets eine technologische Brisanz, die ihrer Zeit oft voraus war – genau das versuche ich auch mit Reset: aktuelle Entwicklungen so zuzuspitzen, dass sie unterhalten, aufrütteln und im besten Fall zum Nachdenken führen.

Wer darf deine neuen Werke als erstes lesen?

Früher habe ich meine Manuskripte zuerst einem festen Kreis aus Freunden und Familienmitgliedern gezeigt – interessanterweise waren das immer Männer. Bei Reset wollte ich das bewusst ändern. Drei der vier Hauptfiguren sind Frauen: Seiko Itō, Expertin für Cyber Crime beim japanischen Geheimdienst; Camille Milloz, genannt „Milo“, die charismatische Leiterin einer Interpol-Task-Force; und Jill Jones, Gesellschafterin und Archivarin bei der New York Times.

Deshalb habe ich diesmal zwei Buchbloggerinnen um eine frühe Einschätzung gebeten – und das war genau die richtige Entscheidung. Durch den anderen Blickwinkel, aber auch durch diese drei weiblichen Hauptfiguren, ist Reset spürbar emotionaler geworden als meine bisherigen Romane.

Wenn du in deiner Freizeit liest, welche Bücher wählst du am liebsten?

Das lässt sich nicht leicht bündeln. Ich lese ziemlich breit – je nach Stimmung, Neugier und Zeit. Aktuell liegt bei mir wieder einmal The Great Gatsby auf dem Tisch. Außerdem habe ich mir gerade eine schöne Neuausgabe von Thomas Manns Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull gekauft. Und wenn ich zwischendurch abschalten will, schmökere ich in Ken Folletts Trilogie Sturz der Titanen. Drei völlig unterschiedliche Welten – und genau das liebe ich am Lesen.

Wie stehst du zu Buchverfilmungen und wie lief der Prozess bei dir ab? Hattest du viel Mitspracherecht oder bleibst du bei diesem Thema lieber auf Distanz?

Grundsätzlich sehe ich Buchverfilmungen als eigenständige Werke – Film und Literatur folgen völlig unterschiedlichen Gesetzen, und ein direkter Vergleich führt meist in die Irre. Wenn man ihn dennoch zieht, verliert der Film in 90 % der Fälle. Es gibt Ausnahmen – Blade Runner nach dem Roman von Philip K. Dick ist für mich eine davon.

Bei der Verfilmung meines Debütromans Turmschatten als Streaming-Serie hatte ich das Glück, selbst einer der beiden Drehbuchautoren zu sein. Trotzdem: Die Anpassungen, die das Medium verlangt, haben mich innerlich zerrissen. Manche Szenen, Figurenentwicklungen und Hintergrundgeschichten lassen sich schlicht nicht eins zu eins übertragen. Am Ende war ich aber mit dem Ergebnis zufrieden.

Schreibst du schon an neuen Texten und darfst du uns etwas dazu verraten?

Klar, gerne – zumindest eine kleine Andeutung. In meinen Romanen geht es immer um die Brüchigkeit unserer gesellschaftlichen Existenz. Was muss passieren, damit unsere demokratischen Werte ins Wanken geraten – oder sogar zerbrechen?

In den Turmbüchern waren es Rechtsextremismus und Populismus, in Höllenfeuer der Glaube und seine Instrumentalisierung, in Reset der Verlust vertrauenswürdiger Nachrichten und Kommunikation. Und im nächsten Werk? Da denke ich laut über Genforschung nach. Sehr laut.

Last but not least, unsere typische PocketBook-Frage:

Liest du auch E-Books und hörst du Hörbücher oder bleibst du lieber beim klassischen Printbuch? Welche Editionsform ist deine liebste und warum?

Ich bin da ganz pragmatisch: Zu Hause greife ich gern zum klassischen Printbuch – aber auf Reisen und im Urlaub lese ich ausschließlich E-Books. Ich lese im Urlaub viel, und da gibt es einfach nichts Praktischeres als einen E-Reader. Vor allem, wenn man mal ein Buch abbricht und spontan etwas anderes lesen möchte – das geht digital einfach unschlagbar schnell.

Peter Grandl - Werdegang

Peter Grandl wurde 1963 in München geboren und war bereits in verschiedenen Bereichen der Werbebranche tätig. Er arbeitete lange Zeit als Werbetexter und gründete 1999 sein eigenes Online-Magazin für Musikbegeisterte.

Peter Grandl ist außerdem Drehbuchautor und Regisseur. Er veröffentlicht darüber hinaus seit einigen Jahren seine eigenen Bücher - zunächst über Wattpad, dann beim Eulenspiegel Verlag, später bei Piper und mit seinem neuesten Thriller Reset startet er nun bei dtv durch.

Der Autor engagiert sich ehrenamtlich bei German Dream und Schule ohne Rassismus.

Ihr findet Peter Grandl auch bei Instagram.

Peter Grandl - Schreibstil

In seinen Thrillern punktet Peter Grandl neben Spannung vor allem auch mit gut recherchierten Fakten. Er schreibt fesselnd und temporeich, regt darüber hinaus aber auch immer wieder zum Nach- und Weiterdenken an. Seine gut platzierte Gesellschaftskritik und die authentischen Figuren ergänzen einander wunderbar.

Sein Debüt Turmschatten ist nicht umsonst von Paramount verfilmt worden, denn auch an anderen Stellen erntet Peter Grandl immer wieder großes Lob.

Auszeichnungen

Nachdem Peter Grandls Debüt Turmschatten zunächst auf der Onlinepattform Wattpad erschien und dort 2019 den Watty-Award erhielt, wurde es 2020 beim Eulenspiegel Verlag und 2022 als ungekürzte Neuausgabe beim Piper Verlag veröffentlicht.

2020 wurde das Buch als bester Debüt-Roman mit dem Harzer Hammer prämiert. Turmschatten erhielt darüber hinaus noch weitere Nominierungen, unter anderem für den Crime Cologne Award, den Glauser-Preis und den Skoutz-Ward.

Die Fortsetzung Turmgold wurde 2023 durch die Heinrich-Böll-Stiftung als bester Politischer Krimi 2023 ausgezeichnet.

Höllenfeuer stand 2025 auf der Nominierungsliste des Crime Cologne Awards.

Peter Grandl – Bücher