Wenn der Kindheitstraum auf die Bestsellerliste führt: Maria Nikolai schreibt schon immer gerne. Spätestens seit ihrer Schokoladenvilla-Trilogie ist sie aus den Herzen der Fans historischer Romane nicht mehr wegzudenken.
Zum Interview mit der sympathischen Autorin kommt ihr hier.
Maria Nikolai im Interview mit PocketBook
Passend zu deiner Schokoladenvilla müssen wir natürlich fragen: Wie gerne isst du selbst Schokolade - auf einer Skala von 1-10? Welche sind deine liebsten Sorten?
Schokolade ist für mich selbstredend eine 10 von 10! Und das Schreiben der Schokoladenvilla war eine, sagen wir mal, disziplinarische Herausforderung ;-). Ich hatte ständig Lust auf Schokolade. Meine liebsten Sorten sind eher auf der zartbitteren Seite, wobei mit Zartbitter-Schokolade überzogene Erdbeeren mein absoluter Favorit sind.
Was fasziniert dich am Schreiben von historischen Romanen am meisten?
Es ist das Eintauchen in andere, längst vergangene Zeiten und die Faszination, die davon ausgeht. Mir ist es wichtig, ein authentisches Setting zu kreieren, dafür verwende ich alte Land- und Stadtkarten, jede Menge Bücher (oft antiquarisch), gerne auch historische Reiseführer. Dann mag ich es, die Szenen auszugestalten – welches Geschirr, welche Tischdecke, welche Kleidung? Wie war ein Haus, eine Villa, eine Mietwohnung, ein Laden damals eingerichtet? Hierzu geben Museen oft ganz tolle Einblicke. Oder eben historisches Bildmaterial. Es gibt hervorragende Bildbände. Für Reihen wie Little Germany recherchiere ich dann auch in Englisch.
Wie meisterst du es, so komplexe Reihen zu schreiben und stets den Überblick über Personen, die jeweilige Zeit und die historischen Fakten zu behalten? Arbeitest du mit Steckbriefen, Pinnwänden, Moodboards, …?
Zunächst gibt es ein Exposé, das die Geschichte, die ich schreiben will, samt Figuren und Setting grob vorskizziert. Aber tatsächlich habe ich (fast) alles im Kopf. Die Figuren halte ich in einem A 5 - Bullet Journal fest, auch die Historie, die ich einarbeiten möchte, fasse ich darin zusammen, und zwar bezogen entweder auf bestimmte Ereignisse oder auf die nächsten Kapitel (meistens werden es im Laufe des Romans 3 Bulletjournale ;-) ). Ich schreibe wahnsinnig gerne von Hand, deshalb liebe ich es, diese Vorarbeiten wirklich mit Stift und Papier zu machen, bevor dann alles im Manuskript zur Story wird – das natürlich am Rechner.
Deine starken Frauenfiguren sind eins deiner Markenzeichen. Wer oder was inspiriert dich zu deinen Protagonistinnen?
Manche entstehen in mir, andere werden von echten historischen Personen inspiriert, wiederum andere von der Historie oder auch einfach Informationen, die mir über den Weg laufen. Dass Frauen lange Zeit nicht wählen durften, nach der Heirat ihren Ehemännern „gehörten“, keine eigenen Entscheidungen treffen durften, ihr Radius auf das Haus und die Kinder beschränkt war, ruft geradezu nach Frauenfiguren, die sich widersetzen und einen Weg für sich suchen.
Wie viel von dir selbst steckt in deinen Charakteren?
In jedem ein bisschen. Von dem, was ich war, dem was ich gerade bin, und dem, was ich gerne sein möchte … im Sinne einer Weiterentwicklung, die hoffentlich nie aufhört. Dann aber abstrahiere ich natürlich, schaue mir an, wo meine Figur herkommt, wohin sie sich entwickelt. Entwerfe in mir die passende psychologische Figurenführung.
Was hat dich in deinem Autorinnenleben bisher am meisten überrascht und was waren deine größten Herausforderungen?
Die größte Überraschung – wie im Film – war der Weg der Schokoladenvilla. Vom Anruf des Agenten über das Verlagsgespräch bis hin zur Bestsellerliste. Ein Traum, unwirklich. Die größte Herausforderung ist auf jeden Fall immer wieder aufs Neue das weiße Papier – dann, wenn eine Reihe neu beginnt und noch kein Buchstabe geschrieben ist. Werde ich es wieder schaffen eine vielfältige, heimelige Welt zu schaffen? Wird die Story gut, schlüssig, spannend. Weckt sie Gefühle im Leser, fasziniert sie ihn? Kann er sich hineinfallen lassen und alles andere für eine Weile vergessen?
Wer darf deine Texte als erstes lesen und wer sind deine größten Kritiker?
Meine Lektorin, bzw. meine Lektorinnen. Sie legen den Finger in die Wunden. Jedes gute Buch hat ein gutes Lektorat und als Autor ist es wichtig, diese Kritik dazu zu nehmen, besser zu werden. Das ist wichtig, gerade bei groß angelegten Romanen über mehrere Bände. Passt die Storyline? Stimmt das Verhältnis Handlung-Atmo? Stimmt die Gewichtung der historischen Anteile? Passt die Figurenführung? Es ist wichtig, dass jemand die Außensicht behält. Deshalb werden die Bücher anschließend noch einmal von einer Redakteurin gelesen, die einen ganz frischen Blick hat. Seit Little Germany habe ich auch zwei sehr gute Testleserinnen.
Welche drei Bücher hast du zuletzt gelesen? Hast du Lieblingsgenres?
Meine letzten drei Bücher waren alles Recherchebücher zu Little Germany:
Edward T. O’Donnell: Der Ausflug. Das Ende von Little Germany New York
Ulrike Dotzer: Goldener Boden
Esther Chain: The Gilded Age in New York
Mein liebstes Genre ist sind die Histos, aber ich komme kaum mehr dazu, Romane zu lesen. Meistens vertiefe ich mich in Sachbücher und Biografien.
An was schreibst du aktuell? Kannst du uns schon etwas verraten?
Im Moment stehen zwei Stoffe zur Auswahl. Um was es geht, kann ich leider noch nicht verraten, aber es wird wieder echte Historie dabei sein. Und es wird vermutlich wieder eine Dilogie.
Last but not least:
Liest du auch E-Books und hörst du Hörbücher oder bleibst du lieber beim klassischen Printbuch? Welche Editionsform ist deine liebste und warum?
Das Print. Die Haptik, der Geruch, das Cover – das gehört für mich zum Lesegenuss.
Maria Nikolai – Bücher
Schokoladen-Saga:
Bodensee-Saga:
Alle Bücher von Maria Nikolai könnt ihr euch selbstverständlich auch als Hörbuch anhören.