„Der Honigmann“ von Peter Huth

August 4, 2024|vonPocketbook
„Der Honigmann“ von Peter Huth

Der Honigmann hat für uns Jahreshighlight-Potenzial!

Ein kluger Roman voller Gesellschaftskritik und dem Blick für die feinen Nuancen des Zwischenmenschlichen. Lest hier mehr…

 

Der Honigmann – Worum es geht

Fischbach steht für Dorfidylle vom Feinsten, für Gemeinschaft, für Freundschaft, für das Miteinander.

Die Kinder spielen gemeinsam im Garten, die Eltern treffen sich regelmäßig zum Grillen und in der Schule läuft auch alles bestens.

Als dann ein schnuckeliger kleiner Laden aufmacht, in dem guter Honig, außergewöhnlicher Tee und stilvolle Dekoration angeboten wird, sind die Einwohner begeistert. Vor allem die Frauen kommen gerne für einen Plausch in den Laden, die Kinder bekommen stets umsonst etwas zu trinken und allen geht es gut dabei.

Der Honigmann wird schnell zu einer Institution im Ort.

„Fischbach, das ist für uns eigentlich gar kein Wohnort, sondern eine Art Ferienresort, nur eben für das ganze Leben. Dachten wir.“

  

Doch als eine Mutter einen Zeitungsartikel aus der Vergangenheit ausgräbt, ist der Schock groß. Ausgerechnet der Honigmann soll wegen eines abscheulichen Verbrechens angeklagt und sogar verurteilt worden sein.

Sind jetzt die Kinder im Ort in Gefahr? Haben sich alle nur von einer schönen Fassade blenden lassen und sich so in dem Mann getäuscht? Das kann so nicht weitergehen!

Der Honigmann muss weg aus ihrem beschaulichen Fischbach, damit alle hier wieder in Frieden leben können.

„Aber das war die Stadt, das brutale Leben, die freie Wildbahn. Nicht Fischbach, der Rückzugsraum, das Paradies, die unschuldige Idylle.“

 

Der Honigmann – Worum es eigentlich viel mehr geht

Entgegen dem Titel des Romans geht es hier nicht allein um den Honigmann.

Es geht um Fine und Tim, die einfach raus aus der Stadt und ein ruhigeres Leben wollten und nun mit ihrer Tochter Clara mitten in Fischbach leben.

Katja und Robert, deren Leben durch die Kündigung etwas weniger leicht ist als zuvor und deren Sohn Justus gerne und viel beim Honigmann ausgeholfen hat.

Louisa und Albert, die irgendwie nicht so ganz dazugehören, weil sie ein Stück abseits ihrer Freunde und nur zur Miete wohnen.

Es geht um Hasso, der schon vor Jahren beschlossen hat, mit der Mühle gutes Geld zu verdienen. Er bietet den neutralen Boden, ist der Vermittler Fischbachs, der Hüter der Idylle.

 

„Wir waren alle so trunken vor Glück, hier zu sein, in Fischbach, dass wir überhaupt gar nicht auf die Idee kamen, dass diese Idylle von irgendetwas bedroht werden könnte. Und als es so weit war, wollten wir es einfach nicht wahrhaben. Es durfte nicht sein, was nicht sein sollte.“

  

Die Tatsache, dass der Honigmann selbst erstaunlich wenig vorkommt, unterstreicht genau das, was hier passiert. Alle haben eine Meinung, untereinander wird geredet, die Stimmung heizt sich schnell auf – doch niemand kommt jemals auf die Idee, den Honigmann anzusprechen.

Er wurde geschätzt und beinahe schon idealisiert, bis das Gerücht für den großen Fall sorgte. Und plötzlich ging es nur noch um eines: Diesen Mann so schnell wie es geht aus der Stadt zu bekommen. Koste es, was es wolle.

„Mit der einzigen Person, die zur Aufklärung hätte beitragen können, sprach niemand: dem Honigmann.“

  

Wie uns Der Honigmann gefallen hat

Gesellschaftskritik on point!

Was Peter Huth hier geschaffen hat, ist einfach phänomenal.

Sein Roman Der Honigmann kommt ohne erhobenen Zeigefinger daher, schafft es aber zwischen den Zeilen so viele Eindrücke zu vermitteln und so viele Handlungsweisen in Frage zu stellen, dass jede einzelne Seite ein Genuss ist.

Sein Schreibstil ist kurzweilig und klug, seine Charaktere vielschichtig und abwechslungsreich.

„Und manchmal ist man im Nachhinein eben doch nicht klüger. Sondern nur älter.“

  

Wir kamen nicht daran vorbei, uns beim Lesen von Der Honigmann mehr als einmal zu fragen, wie wir in gewissen Situationen reagiert hätten, was wir gesagt oder eben nicht gesagt hätten.

Und wenn wir darauf eine Antwort gefunden hatten, hinterfragten wir sie auch gleich wieder, denn: Wie verhält man sich im sozialen Gefüge und unter dem Druck einer Gruppe dann wirklich? Verselbstständigen sich manche Dinge nicht fast schon von allein? Und wer ist dann überhaupt schuld an allem?

Fragen über Fragen, die ihr euch wohl am besten selbst beantworten müsst – nach dem Lesen dieses großartigen Romans!

„Jeder liebt die Hexenjagd, aber keiner die Hexenjäger […]“

  


Über Peter Huth

Peter Huth ist bereits seit etlichen Jahren sehr erfolgreich als Journalist tätig.

Nach seinem Volontariat beim Mitteldeutschen Express in Halle arbeitete er unter anderem bei der B.Z., der BILD und der Welt am Sonntag.

Seit März 2024 ist er stellvertretender Sprecher des Deutschen Presserats.

Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Politik, Gesellschaft und Kultur.

   

„Der Roman »Der Honigmann« erzählt pointiert von den Ängsten der Mittelschicht und dem Kampf um ihre scheinbar heile Welt.“

(Droemer Knaur)

    

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