„Station 22 – Wo bist du sicher?“ von Anne Elvedal

Die Thriller-Sensation aus Norwegen: Station 22 lässt uns tief in die Abgründe der menschlichen Psyche blicken. Dieses Buch ist schockierend, brutal und absolut fesselnd. Für uns eine geniale Story und eine große Empfehlung an alle Psychothriller-Fans.
Station 22 – Worum es geht
Vor 23 Jahren ist ein fünfjähriges Mädchen von einem Spielplatz in der Nähe von Oslo verschwunden. Zwei Jahre später tauchte die Kleine wieder auf, ohne jegliche Erinnerungen an die Zeit der Entführung, jedoch voller körperlicher Anzeichen der schlimmen Dinge, die ihr angetan wurden. In ihrer Hand: Ein altes Hundespielzeug, ein rosa Plüschhase.
Die Station 22 der psychiatrische Klinik Østmarka ist die Spezialabteilung für erstmals erkrankte junge Erwachsene mit psychischen Leiden und Drogenproblemen. Hier arbeitet Ida Hansen, die sich zwei Jahrzehnte nach ihrer Entführung unter neuem Namen ein geregeltes Leben aufgebaut hat. Noch heute agiert sie unter größter Vorsicht, denn schließlich wurde der Täter von damals nie gefasst.
Als die junge Fanny kurz nach ihrer Entlassung spurlos verschwindet, graut Ida Böses. Kann es sein, dass der Täter von damals zurückgekehrt ist und über ihre Patientinnen an Ida herankommen will?
Nachdem nun auch noch ein rosa Plüschhase in Fannys Zimmer auftaucht, wird so ziemlich jeder verdächtig und Ida sieht nur noch einen Ausweg: Mit Hilfe von Hypnose versucht sie, an die verschütteten Erinnerungen aus ihrer Kindheit heranzukommen und sich so nicht nur endlich ihrem eigenen Trauma zu stellen, sondern auch mehr über den grausamen Täter herauszufinden.
Doch dass die Psyche solche Schutzmauern nicht umsonst errichtet, wird Ida bald am eigenen Leib schmerzhaft zu spüren bekommen.
„Wenn er Fanny nicht schon getötet hat, wird er es vielleicht dann tun, um danach mich zu verfolgen? Vielleicht will er genau das, wenn er sich andere Mädchen schnappt: mich hervorlocken?“
Die Themen in Station 22
Dieser Thriller kommt eher ruhig daher und baut auf subtile Spannung sowie die Unsicherheit, die sowohl ihre Protagonistin als auch uns Lesende befällt: Wem und woran kann man glauben? Wie zuverlässig sind die eigenen Erinnerungen? Was können Traumata aus Menschen machen? Wie gut kann man jemanden wirklich kennen?
Uns ist an dieser Stelle sehr wichtig zu erwähnen, dass hier Themen behandelt werden, die auch nicht allen eingefleischten Thriller-Fans zusagen werden.
Wir möchten daher zumindest zu einem ausgewählten Teil der Themen in Station 22 eine Inhaltswarnung anbringen, dazu gehören: Kindesentführung und -missbrauch, die Gewalt an einem Tier, Drogensucht, Essstörung, Selbstverletzung und Suizid.
„Niemand kann mir jetzt etwas antun. Warum wollen die Gefühle nicht auf die Gedanken hören? Meine Gefühle lügen.“
Station 22 hat uns begeistert – Aber warum?
Es ist sehr schwer, spoilerfrei zu beschreiben, was wir an Station 22 am besten fanden – aber wir wollen es versuchen. Lasst euch auf jeden Fall eins gesagt sein: Hier ist nichts wie es scheint und ihr werdet sicherlich mehr als nur einmal überrascht sein.
Wenn ihr psychologische Thriller mögt und mit hartem Tobak leben könnt, sollte Station 22 euer nächstes Buch werden. Wie sehr Anne Elvedal in die Tiefe geht und wie viel sie mit uns Lesenden und unseren Erwartungen spielt, ist einfach genial.
Beim Lesen aus Sicht von Protagonistin Ida hat uns von Beginn an eine gewisse Befremdung erfasst, die sich zum Teil in ihrer schrecklichen Vergangenheit erklärt. Dass wir sie darüber hinaus nicht wirklich als zuverlässige Erzählerin wahrnehmen, prägt die gesamte Lektüre und sorgt für die perfekte Grundstimmung beim Lesen.
Eine große Leseempfehlung für alle, die harte Themen, subtile Spannung und psychologische Komplexität lieben. Ein großartiges Buch!
„Es gibt keine Zufälle. Zu behaupten, dass etwas zufällig ist, bedeutet, dass einem die Informationen fehlen. Alles hängt zusammen. Alles hat seine logische Erklärung. Immer, immer.“
Über Anne Elvedal
Anne Elvedal weiß, wie man schreibt. Sie zählt zu den gefragtesten Drehbuchautorinnen Norwegens, sowohl Krimiserien als auch Spielfilme zählen zu ihrem Repertoire. Sie arbeitet bereits seit 18 Jahren als Drehbuchautorin, ist aber auch ausgebildete Krankenschwester und hat in der psychiatrischen Gesundheitsversorgung gearbeitet.
Station 22 ist ihr erster Thriller für Erwachsene – und der hat es direkt in sich! Wir hoffen auf mehr.