„Das Haus in der Half Moon Street“ von Alex Reeve



„Das Haus in der Half Moon Street“ von Alex Reeve

1880 in London: Leo ist Assistent in der Gerichtsmedizin. Als seine große Liebe Maria plötzlich erschlagen aufgefunden wird, bricht seine Welt zusammen. Aber nicht nur das, er erkennt auch Zusammenhänge, die der Polizei egal zu sein scheinen …

 

Das Haus in der Half Moon Street – Worum geht es?

Was hat es mit dem titelgebenden Haus in der Half Moon Street auf sich? – Richtig, es ist ein Bordell.

In dieses Haus kehrt Protagonist Leo Stanhope regelmäßig ein, um seine große Liebe Maria zu treffen. Sie ist eine der wenigen Personen, die sein persönlichstes Geheimnis kennen und dennoch für ihn da sind. Er wünscht sich eine gemeinsame Zukunft mit ihr. Doch bis es so weit ist, muss er sich damit abfinden, sie mit anderen Kunden zu teilen.

Nachdem Maria zu einer Verabredung im Theater nicht erscheint, begegnet sie Leo jedoch an anderer Stelle. Sie liegt vor ihm auf dem Tisch in der Gerichtsmedizin, offensichtlich ermordet. Doch warum? Während die Polizei sich zunächst sogar auf Leo als möglichen Täter einschießt, beginnt er selbst mit den Nachforschungen. Und er erkennt, dass ein Zusammenhang mit dem mutmaßlich durch einen dummen Unfall verunglückten Jack Flowers besteht. Der Fall ist deutlich komplexer als die Polizei ahnt.

 

Leo Stanhope – Ein starker Protagonist

Als wäre der Tod seiner großen Liebe Maria für Leo nicht schlimm genug, wird er auch noch als erster für verdächtig gehalten. Diese Verdächtigung könnte dazu führen, dass Leos großes Geheimnis ans Licht kommt. Sollte das passieren, würde er vermutlich ins Irrenhaus gesteckt – denn das passiert im 19. Jahrhundert nun mal mit Männern, die im Körper einer Frau geboren wurden. Zum Glück kommt er schnell wieder frei, fängt dann aber auf eigene Faust mit den Ermittlungen an und bringt sich immer wieder selbst in Gefahr.

Autor Alex Reeve hat eine tolle Art, seinen queeren Hauptcharakter vorzustellen. Leos Werdegang und die enormen Schwierigkeiten in der damaligen Zeit werden hier ausführlich erläutert. Zeitgleich passiert das Ganze aber auf angenehm unaufgeregte Weise, ohne erhobenen Zeigefinger und ohne zu gewollt zu erscheinen. Es werden sogar weitere trans Personen erwähnt, sodass uns Lesenden zwischen den Zeilen gezeigt wird, dass Transidentitäten auch schon vor über 100 Jahren normal waren.

 

Unsere Meinung

Wir sind begeistert!

Wie ihr schon lesen konntet, hat es uns natürlich vor allem Leo Stanhope selbst angetan. Es ist schön, wenn auch ein Krimi von guten Charakteren lebt und nicht nur der Fall selbst im Vordergrund steht.

Spannung ist natürlich trotzdem garantiert. Viele Personen sind verdächtig, zwielichtig und undurchsichtig. Man kann beim Lesen also gut gemeinsam mit Leo rätseln und versuchen, die eingestreuten Hinweise in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen. Dass der Polizeiapparat zu dieser Zeit offensichtlich ein wenig anders funktionierte als heutzutage, erklärt auch, warum Leo überhaupt ermitteln muss.

Das Haus in der Half Moon Street ist ein historischer Kriminalroman, der aus der Masse heraussticht. Das viktorianische London bietet eine wirklich tolle Kulisse für Leos Ermittlungen. Aber nicht nur der Protagonist, sondern auch der angenehme Schreibstil und der gut konstruierte Fall sorgen dafür, dass wir uns auch schon nach nur einem einzigen Buch als Alex-Reeve-Fans bezeichnen möchten.

Überzeugt euch selbst!


 

Über Alex Reeve

„Das Haus in der Half Moon Street“ ist der Debütroman von Autor Alex Reeve. Der Universitätsdozent aus Buckinghamshire wurde für dieses Werk von der britischen Presse bereits hochgelobt, nun startet er auch in Deutschland durch.

Macht euch auf etwas gefasst, denn Leo Stanhope wird noch weitere Fälle bekommen. Dies ist erst der Auftakt einer spannenden, neuen Krimi-Reihe.

Der Autor ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt mit ihnen in Marlow.