Sandras Highlight 2022: Wolkenkuckucksland von Anthony Doerr



Sandras Highlight 2022: Wolkenkuckucksland von Anthony Doerr

Bücher sind Superhelden. Sandra von @sandra.falke.libri stellt den Roman "Wolkenkuckucksland" vor. 

  

Anthony Doerr spannt in seinem Roman Wolkenkuckucksland außerordentlich ambitionierte kompositorische, temporale und inhaltliche Bögen.

Die Geschichte handelt von allgemeinmenschlichen, generationenübergreifenden Themen wie Macht, Liebe, Integrität und Hoffnung – und nimmt sowohl historisch als auch geographisch einen enormen Raum ein.

Die Exposition führt Lesende nach Konstantinopel im Jahr 1453; in eine Bibliothek in Idaho in den 1940er und 50er Jahren – und in ein Raumschiff in der Zukunft, auf dem Weg zu einem Exoplaneten.

Das mag auf den ersten Blick nach viel, verworren und verwirrend klingen. Allerdings geht Doerr so sorgfältig und geschickt an seine Figuren und sein Material heran, dass die Lektüre ab Seite eins bis hin zu Seite fünfhundertdreißig vollständig fesselt, mitnimmt und in die tiefsten emotionalen Winkel vordringt.

Die Progatonist*innen sind Kinder an der Schwelle zum Erwachsenwerden – hier können beispielsweise Stephen-King-Fans oder Freund*innen von Carlos Ruiz Zafón die Ohren spitzen, denn sowohl die einzelnen Figurenporträts als auch ihre Schnittflächen zeichnet Doerr mit scharfem Auge für das jeweilig Individualistische und zeitgleich in Anbetracht der in jeder der Figuren zu findenden allgemein- und zwischenmenschlichen Materie.

Die individuellen Geschichten der Protagonist*innen sind mit einer geballten Ladung an emotionaler und narrativer Spannung gefüllt: Sie überwinden enorme Hindernisse, zweifeln an ihrem Wert, suchen nach dem Glück hinter Träumen und stoßen immer wieder auf unüberwindbare Abgründe und tödliche Gefahren.

So auch Diogenes‘ Hirte – im vermeintlichen Zwischenspiel, welches zum Ariadnefaden der gesamten Handlung wird.

Stilistisch wird Doerr seinen Figuren ebenso gerecht: Jedes geschilderte Jahrhundert, jedes Milieu, jede atmosphärische Kulisse wird mit überdurchschnittlicher Authentizität ausgeschmückt. Die individuelle Sogwirkung der Erzählwelten ist immens.

 

Fazit:

Meinerseits kann hier nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung mit Nachdruck gegeben werden, denn in Anthony Doerrs Roman ist für jeden Lesenden etwas dabei: Spannung und Abenteuer, Liebe und Innenwelten, Historie und Weltgeschehen, Science-Fiction und Wissenschaft, Krieg und Ungerechtigkeit, Magie und Mythos.

Die Komplexität der Perspektiven wird einige Seiten in Anspruch nehmen, um sich in den Roman einzuleben – doch ist diese großartige Lektüre den Aufwand mehr als wert.

 


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