„Weltenwandlerin, Wortschöpferin und kreativer Multihead“ – Interview mit April Wynter

September 14, 2023|byPocketbook
„Weltenwandlerin, Wortschöpferin und kreativer Multihead“ – Interview mit April Wynter

Heute stellen wir euch April Wynter ein wenig näher vor. Die sympathische Autorin ist auch in vielen anderen Bereichen kreativ unterwegs, beispielsweise als Fotografin oder Coverdesignerin. Außerdem ist sie als Bloggerin seit Juli 2023 Teil unserer PocketBook Familie.

Schaut unbedingt auch auf ihrer Homepage vorbei, es lohnt sich!

 

Jetzt aber erst einmal zum Interview:

April, wie viele Länder hast du in deinem Leben schon bereist? Gibt es einen Favoriten?

Das ist, als würde man mich fragen, wie viele Bücher ich schon gelesen habe und welches ich am liebsten mag. Schwer zu beantworten. Über zwanzig sind es bestimmt, wobei ich nicht sicher bin, ob Polen zählt, weil sich lediglich mein Handy mit dem polnischen Netz verbunden hat, da ich so nah an der Grenze war. Und bei Slowenien bin ich mir auch unsicher, weil ich da nur vom Zug in den Schienenersatzverkehr nach Kroatien umgestiegen bin.

Ganz weit oben auf meiner Favoritenliste steht Kanada, weil die Menschen dort herzensgut und absolut gastfreundlich sind. Die wunderschöne Landschaft trägt natürlich auch dazu bei, aber viel wichtiger war für mich das Gefühl zu Hause zu sein.

 

Vom sicheren Job in die Selbstständigkeit, dieser Schritt erfordert viel Mut. Hast du deine Entscheidung schon einmal bereut?

Ich hatte panische Angst vor dem Schritt, bin aber froh ihn gegangen zu sein. Ich liebe meinen Job, die Flexibilität und die Möglichkeit immer wieder neue Aufgaben zu finden und mit den Herausforderungen zu wachsen.

Bereuen kann man es nicht nennen, aber in Bezug auf die gesundheitliche Handhabung ist die Selbstständigkeit anders als ein Angestelltenverhältnis. Das habe ich letztes Jahr leider erfahren müssen, als ich nach meiner Endometriose-OP ein paar Wochen gebraucht habe, um wieder auf die Beine zu kommen. Krankengeld gibt’s erst nach sechs Wochen und eine Reha mit unbestimmtem Datum war mit meiner Verantwortung für meine Kundschaft nicht möglich. Dafür konnte ich an PMS-Tagen einfach vom Bett aus arbeiten, statt mich wie bei meinem vorherigen Job krankschreiben lassen zu müssen.

 

Fiel dir das Schreiben nach deiner ersten Veröffentlichung leichter, macht Übung wirklich den Meister?

Ja, es wird wirklich leichter. Mit dem ersten Buch habe ich mir selbst bewiesen, dass ich es kann und mich ernst genommen. Aber auch heute ist es noch so, dass mir manche Bücher leichter fallen als andere. Gerade habe ich unglaublich viel Spaß daran wieder in eine Fantasywelt abzutauchen, mir politische Systeme auszudenken und Magieleitfäden zu erstellen. Eine Zeit lang wollte ich aber einfach nur schreiben, ohne komplexes Worldbuilding, und habe mich deshalb auf Romane konzentriert, die direkt aus dem Leben gegriffen waren.

 

Hast du eine feste Routine, bestimmte Wortziele oder ähnliches in deinen Alltag etabliert?

Das mit der Routine versuche ich immer wieder. Inzwischen habe ich festgestellt, dass das nicht für mich funktioniert. Wenn ich in eine meiner Welten abtauche, will ich mich ganz darauf konzentrieren können. Deshalb schreibe ich ein Buch lieber in ein bis zwei Monaten runter, statt es regelmäßig über ein halbes Jahr verteilt zu Ende zu bringen. Wenn ich so viel Zeit in ein Buch stecke, bleibt anderes dafür auf der Strecke, weshalb ich danach auch wieder eine Pause vom Schreiben einlege.

 

Ob Design, das Schreiben oder die Fotografie: Du beweist, dass die Kreativität dir im Blut liegt. Wenn du dich jemals für einen Zweig entscheiden müsstest, welcher wäre das? (Wir sind fies, das wissen wir!)

Ihr seid wirklich fies! Zum Glück muss ich das nicht, oder? :-P

 

Und natürlich müssen wir fragen: Wie stehst du zum digitalen Lesen? Ist es für dich auch außerhalb der langen Reisen eine Bereicherung?

Auf jeden Fall. In Schottland habe ich ein unglaublich spannendes Buch beendet, das einen so fiesen Cliffhanger hatte, dass ich unbedingt Teil zwei brauchte. Zu meinem Glück, kam der zweite Teil einen Tag später raus und wir hatten 23:31 Uhr. Eine halbe Stunde gewartet und dann war das Buch auf dem Reader und um meine Nacht war es geschehen. Bei einem Printbuch hätte ich auf die Öffnungszeiten einer Buchhandlung oder auf den Paketboten warten müssen - und der hat wohl ebenso Gleitzeit wie die Deutsche Bahn …

 

Lass uns noch kurz über zwei deiner Bücher sprechen. Wie viel von deinen Reiseerlebnissen steckt eigentlich in dem Jugendbuch Nach oben führt auch ein Weg hinab?

Eine ganze Menge. Meine Protagonistin Maddy reist die gleiche Route wie ich. Auch ich habe in Golden an einer Tankstelle eine Dusche genommen, habe ein Wettrennen gegen einen Mann im Rollstuhl in einem Canyon verloren, habe ein Salbeibad mit dem Häuptling der Redwoods genommen und mich auf einem Parkplatz versteckt, bis der Weg zum Moraine Lake wieder geöffnet wurde. Eine ganze Menge Sachen sind natürlich erfunden (zum Glück, auf die Begegnung mit einem Bären habe ich gern verzichtet), aber oft habe ich mir solche Szenen vor Ort genau so ausgemalt.

 

Wie gehst du persönlich mit dem Druck der sozialen Medien um und was rätst du deinen Kundinnen und Kunden?

Mir hat der Blick hinter die Kulissen geholfen. Da ich nicht nur meine eigenen Social-Media-Kanäle betreue und mich daher viel mit Algorithmen und Trends auseinandersetze, weiß ich, dass der Grund für einen schlecht laufender Post nicht ich bin, sondern viele Faktoren „mitspielen“, auf die ich nicht unbedingt einen Einfluss habe. Einmal lief mein Autorinnenaccount total schlecht, dafür schoss der eines Kunden durch die Decke, weil die Zielgruppe gerade einfach aktiver und deutlich größer war.

Außerdem finde ich es wichtig, mich regelmäßig mit Menschen in der Realität zu treffen. Klingt komisch, aber den Tonfall in den sozialen Medien verkneifen sich viele, wenn sie einem gegenüberstehen. Außerdem zeigen mir die sozialen Netzwerke nur das, von dem sie denken, dass es mir gefällt. Da bleiben unterschiedliche Meinungen und Eindrücke auf der Strecke – und damit auch die Toleranz. In der Realität werde ich mit viel mehr Themen konfrontiert, die die sozialen Medien vor mir versteckt halten.

Mein Tipp: Wenn es bei euren Kanälen nicht gut läuft, analysiert woran es liegt. Verändert auch mal was (ich poste zurzeit abends statt morgens) und trefft eure Follower außerhalb der sozialen Netzwerke, auf einer Buchmessen zum Beispiel.

 

Die Mischung macht’s: Wie gelingt dir der Spagat zwischen tiefgründigen Themen und lockerer Unterhaltung?

Ich halte es da wie das Leben selbst: Ohne Tiefs würde man die Hochs nicht zu schätzen wissen. Auch im echten Leben führen wir mal tiefgründige Gespräche, mal reißen wir Witze und albern rum. Bei Nach oben führt auch ein Weg hinab fiel mir der Spagat leicht. Immerhin gibt es da Grandpa Stan, der nochmal einen anderen Blickwinkel mit in die Geschichte bringt und zum anderen Maddy, deren Zickenallüren am Anfang recht unterhaltsam sind. Sie lernt nicht nur netter zu sich und ihrem Umfeld zu sein, sondern auch, das Leben zu genießen, wie ihr Großvater das tut.

  

Klappentext: Maddys Leben ist ein Albtraum: Durch das Abitur gefallen,

keinen Job gefunden und jetzt soll sie auch noch den Sommer bei ihrem

Vater in Kanada verbringen, zu dem sie seit Jahren keinen Kontakt mehr

hatte. Als sie ein Angebot erhält, als Influencerin für eine Agentur zu

arbeiten, wittert sie die Chance ihres Lebens. Ein Roadtrip durch die

Rocky Mountains soll ihre Karriere voranbringen. Blöd nur, dass sie auf

ihren im Rollstuhl sitzenden Großvater aufpassen muss …

Ein Roman über den Druck der sozialen Medien. Den Unterschied der

Generationen. Und der Liebe zu einem Land voller Tannenbäume,

Grizzlybären und türkisblauen Seen.

 

Thema… nein, Buchwechsel: Lock Down Under beschreibst du als deine alternative Lebensrealität, wenn du nicht kurz vor der Pandemie zurück nach Deutschland gekommen wärst. Hast du auf deinen Reisen tatsächlich auch als Housesitterin gearbeitet?

Weltreisen ist teuer und ohne die Möglichkeit kostenlos unterzukommen, hätte ich mir das nicht leisten können. Oft habe ich gewwooft, das heißt, gegen ein paar Stunden Mithilfe auf einer Farm, habe ich Unterkunft und Verpflegung gestellt bekommen. So lernt man Land und Leute besser kennen. Es kam häufiger vor, dass ich dann auch auf die Farm aufgepasst habe, während die Besitzer unterwegs waren. So eine schöne Villa am Strand habe ich leider nicht beaufsichtigen dürfen. Gelegenheiten waren da, aber ganz so flexibel wie Maya was Ort und Zeit betrifft, war ich zu dieser Zeit noch nicht.

 

Wie viele Parallelen gibt es zwischen deiner Protagonistin Maya und dir?

Ein paar. Ich versuche meinen Charakteren zwar immer Eigenschaften zu geben, die definitiv nicht auf mich zutreffen, damit keine Vergleiche gezogen werden, aber ein bisschen was erben alle meine Charaktere von mir. Wie Maya bin ich gern unterwegs, arbeite digital, ernähre mich vegetarisch und bin gern mit mir selbst allein. 

 

Welcher Job auf deinen Reisen hat dich am meisten herausgefordert?

Einmal war ich bei einer Familie, die mir – in meinen Augen – unnötige Aufgaben übertragen hat. Saubere Fußbodenleisten bis ins kleinste Detail schrubben oder dreimal am Tag mit dem Laubbläser die Blätter auf dem Gehweg auf die Wiese pusten, die zwei Stunden später wieder dort lagen, wo sie herkamen. Ich sehe gern einen Erfolg, das dort kam mir aber eher wie eine Beschäftigungsmaßnahme vor.

Wenn es ums digitale Arbeiten geht, hatte ich mal einen sehr preisbewussten Kunden, der viel zu wenig Geld investiert hat, aber große Erfolge erwartete. Egal was ich ihm geraten habe, er wusste alles besser und am Ende war ich schuld, wenn der Erfolg nicht wie erhofft eintrat. Inzwischen lehne ich solche Kunden von vornherein ab, aber ganz am Anfang war ich froh über jeden Auftrag. Auch so eine Sache, die ich erst lernen musste. Vielleicht gebe ich dieses Learning irgendwann einmal an einen meiner Buchcharaktere weiter.

  

Klappentext: Die sechsundzwanzigjährige Maya lebt ihr absolutes

Traumleben und reist als digitale Nomadin um die Welt. Als sie für mehrere

Wochen als Housesitterin auf eine Villa in Australien aufpassen soll, legt

eine Pandemie die Welt lahm. Da Hausbesitzer und Jungunternehmer Troy

nicht wie geplant zu seinem Geschäftstermin fahren kann, sitzen die beiden

während des Lockdowns in seinem Haus am Strand fest. Nicht nur eine

schmerzliche Erfahrung aus der Vergangenheit hält Maya davon ab, ihre

aufkommenden Gefühle für den Australier zuzulassen. Ist sie auch bereit,

für eine neue Zukunft ihr komplettes Leben auf den Kopf zu stellen?

 

product_type_E-book
Nach oben führt auch ein Weg hinab
Price
5,99 €
product_type_E-book
Lock Down Under
Price
4,99 €