Jan Becks Thriller sind etwas Besonderes.
Dorn – Zimmer 103 ist ein genialer Auftakt seiner neuen Reihe und punktet mit einzigartigen Protagonisten und einem atemberaubenden Fall. Ganz große Klasse!
Simon Dorn ist nicht nur ein begnadeter Kriminalpsychologe, er ist auch ein Eigenbrötler. Inzwischen lebt er im leerstehenden Hotel seiner Familie, abgeschottet von der Außenwelt und löst in den zahlreichen Zimmern des Dornwald Cold Cases.
Als seine einzige Verbindung zur Außenwelt, Ermittlerin Karla Hofbauer, während unautorisierter Ermittlungen in Hamburg ums Leben kommt, weiß Simon zunächst nicht, wie er sich weiter über Wasser halten soll. Doch zum Glück gibt es noch mehr Leute, die den Serienkiller, dem nun scheinbar auch Karla zum Opfer fiel, stoppen wollen.
Lea Wagner hat ihren eigenen Kopf und ist mit der normalen Polizeiarbeit eigentlich ziemlich unterfordert. In der Cold Case Einheit von Karla Hofbauer wäre sie besser aufgehoben gewesen, doch dazu kam es nie. Als sie nun von deren Tod erfährt, reißt es ihr nicht nur den Boden unter den Füßen weg, für sie ist auch ganz klar, dass sie nun diesen Fall lösen muss.
Dass sie sich dafür mit jemandem wie Simon Dorn auseinandersetzen muss, war sicherlich nicht ihr Plan, aber man nimmt ja, was man kriegen kann, oder?
„»Lass mich in Ruhe!«, hat er das Dornwald angebrüllt, von dem er bisher geglaubt hatte, es gehöre ihm. Seit gestern wusste er: Es war umgekehrt.
Er gehörte dem Hotel.“
Protagonisten mit Ecken und Kanten, genau dafür hat Jan Beck ein Händchen. Auch in Dorn - Zimmer 103 zeigt der österreichische Autor wieder, was in ihm steckt.
Mit Simon Dorn und Lea Wagner hat er ein ungleiches Duo geschaffen, das trotz aller Reibereien perfekt füreinander ist. Es wäre wahre Verschwendung, wenn es nur bei diesem einen gemeinsamen Fall bleiben würde.
Auch die Nebencharaktere, allen voran die Ermittler Johannes Lorenz und Markus Aschbrenner, haben uns sehr gut gefallen. Jan Beck schafft es, all seinen Figuren Tiefe zu geben und sie authentisch auszugestalten – dafür lässt er sich Zeit, aber es wird keineswegs jemals langweilig. Chapeau!
Mit Buddy, dem streunenden Hund, haben wir in diesem Buch übrigens auch einen der wohl ungewöhnlichsten und gleichermaßen wundervollsten Nebencharaktere, die die Thrillerwelt je gesehen haben dürfte. Da soll nochmal einer sagen, dass nur Zweibeiner gut ermitteln können.
„Keine Fehler. Ich kenne seine Gesetze. Wenn ich sie befolge, passiert mir nichts.“
Dorn - Zimmer 103 ist ein gelungener Auftaktband, der sich Zeit dabei lässt, die besonderen Protagonisten in aller Ruhe einzuführen. Die Spannung steigt dadurch zunächst eher langsam, baut sich aber Stück für Stück auf, um am Ende nahezu in einer Explosion zu gipfeln - genau so soll es bei guten ersten Bänden sein!
Die stetigen Perspektivwechsel passen perfekt zu diesem Thriller und ließen uns viele Theorien aufstellen und wieder verwerfen. Dorn – Zimmer 103 lädt zum Miträtseln ein, kann überraschen und punktet mit mehr als nur den Charakteren.
Wir haben definitiv Lust auf mehr und wenn man sich die Menge der Zimmer im Hotel Dornwald so anschaut, dürften sicherlich noch einige knifflige Cold Cases auf Simon Dorn und Lea Wagner warten.
„Aber Dorn konnte den Studien nichts abgewinnen, die besagten, dass das Sonnenlicht direkt mit Gesundheit und Lebensglück verbunden sei. Er war niemals krank, und das Glück – was auch immer man darunter verstand – hatte nichts mit der Sonne zu tun, sondern mit dem Ausbleiben von Dunkelheit. Nicht um uns herum, sondern in uns drin“
Über Jan Beck
Jan Beck ist tatsächlich ein Pseudonym – und zwar das des Österreichers Joe (eigentlich Johann) Fischler. Als Joe Fischler schreibt er Kriminalromane, als Jan Beck widmet er sich den Thrillern.
Seine vier Thriller um Inga Björk und Christian Brand landeten alle auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Bevor er sich dem Schreiben widmete, arbeitete Jan Beck als Jurist. Er lebt gemeinsam mit seiner Familie in der Nähe von Innsbruck.
Mit Dorn – Zimmer 103 und den beiden Protagonisten gelingt Jan Beck ein fulminanter Auftakt zu seiner neuen Thriller-Reihe. Dieses Buch macht Lust auf mehr und die Protagonisten sind mindestens genau so einzigartig wie Inga Björk und Christian Brand.
„Dorn stieß die Luft aus, was nur halb wie ein Lachen klang. »Sie sind eine schreckliche Nervensäge, Wagner.«
»Ich bin der einzige Mensch, den Sie hier als Verbündeten haben«, erwiderte Lea. Sie sah ihm an, dass jedes ihrer Worte einschlug wie eine Granate.“
Inga Björk und Christian Brand: