Die Nominierten des deutschen Buchpreises 2021

October 2, 2021|vonPocketbook
Die Nominierten des deutschen Buchpreises 2021

Die Shortlist für den diesjährigen Deutschen Buchpreis steht fest. Die Nominierten, bestehend aus insgesamt sechs Autoren und Autorinnen, stellen wir euch hier vor:

„Eurotrash“ von Christian Kracht

Der namenlose Ich-Erzähler aus „Faserland“ ist zurück – ob es Kracht selbst ist, fragen wir uns auch noch 25 Jahre nach seinem Debütroman. Die Parallelen zu Krachts Biografie sind in jedem Fall vorhanden. Mutter und Sohn machen sich auf zu einer Reise, die durch Gespräche und Gedanken für uns Lesende zunächst verworren erscheinen mag, auf diese Weise jedoch unweigerlich zum Nachdenken anregt.

Einen richtigen Handlungsstrang scheint es in „Eurotrash“ nicht zu geben, was der Unterhaltung jedoch keinen Abbruch tut. Hat man zuvor bereits „Faserland“ gelesen, maximieren sich die Chancen, vollends in die Geschichte eintauchen zu können. Viele (pop)kulturelle Referenzen, eben auch zu seinen eigenen Romanen, und der sympathische Sarkasmus machen dieses Werk zu etwas ganz Besonderem.

„Identitti“ von Mithu Sanyal

Die Protagonistin Nivedita Anand studiert Intercultural Studies / Postkoloniale Theorie und führt ihren Blog „Identitti“ im Netz. Vorherrschende Themen in diesem Roman sind eben genau diese: Identität, Herkunft, Rassismus, aber auch Feminismus und zwischenmenschliche Beziehungen.

Rund um den Skandal des Blackfacings von Niveditas Professorin Dr. Saraswati baut Mithu Sanyal eine faszinierende Mischung aus amüsanter Unterhaltung und Sachbuch zum Thema Rassismus auf.

Die Autorin greift aktuelle Geschehnisse auf, punktet mit popkulturellen Anspielungen und dem Thema Social Media. Trotz der vielen angeschnittenen Theorien und der Thematik ist das Buch unterhaltsam und leicht zu lesen.

Ein grandioses Debüt, das noch lange nachklingen wird.

„Blaue Frau“ von Antje Ravik Strubel

Antje Ravik Strubel schafft mit „Blaue Frau“ einen vielschichtigen und erschütternden Roman, der viele schwierige Themen vereint. Die sexuelle Gewalt gegenüber Frauen und das vorherrschende Patriarchat sind genauso Thema wie sozialer Status und die immer noch ungleichen Bedingungen in verschiedenen Teilen Europas.

Wir begleiten hier die Protagonistin Adina auf ihrem schweren Weg, teils mehr Flucht als Selbstbestimmung, und hoffen mit ihr gemeinsam auf einen Neubeginn. Die Machtstrukturen, die dieses Buch beschreibt, sind gleichermaßen erschreckend wie eben leider auch traurige Realität.

Brisant, hochaktuell und nachdenklich stimmend. Sehr lesenswert!

 

„Zandschower Klinken“ von Thomas Kunst

Willkommen in Zandschow, einem fiktiven Ort im Norden Deutschlands. Hier können die Menschen frei sein und in solidarischer Gesellschaft leben. So auch Protagonist Bengt Claasen, der eher durch Zufall hier strandet. „Eine Utopie in unserer globalisierten Gegenwart“ wie der Verlag so schön schreibt.

Voller Witz, Abstrusitäten und etlichen Wiederholungen schafft Thomas Kunst einen Roman, der sich in vielen Passagen wohl erst auf den zweiten oder dritten Blick erschließt. Versteckte Anspielungen, definitiv kein linearer Erzählstrang und ein ganz eigener Charme machen dieses Buch aus. Man muss sich darauf einlassen, aber sobald man das getan hat, wird man begeistert sein.

„Vati“ von Monika Helfer

In „Vati“ tauchen wir nach „Die Bagage“ wieder in Monika Helfers eigene Familiengeschichte ein. Ihre persönlichen Erinnerungen ergänzt sie hierbei durch weitere Aufzeichnungen und auch die Ansichten ihrer Schwester und Stiefmutter. Auch auf weitere Personen ihrer Bagage geht sie ein.

Helfers Vater war nicht nur ein verwundeter Kriegsrückkehrer, der viele Schicksalsschläge erleiden musste, er war auch ein großer Bücherfreund. Ohne ihren Vater wäre sie selbst wohl nie Schriftstellerin geworden.

Mit ihrer eindringlichen Sprache zeichnet die Autorin ein sehr persönliches Bild Österreichs der Nachkriegszeit. Sie zeigt pointiert und kurzweilig, wie die traditionellen Ansichten und Lebensumstände auf die modernen Zeiten und den Wunsch nach Freiheit treffen.

Gefühlvoll, glaubwürdig und sprachlich einfühlsamer als der Vorgänger.

 

„Der zweite Jakob“ von Norbert Gstrein

Was ist das Schlimmste, das du je getan hast? Um diese Frage kreist der Roman von Norbert Gstrein, der uns Lesende einen Blick in die Abgründe der Menschheit werfen lässt.

Der Protagonist Jakob ist Schauspieler und setzt sich anlässlich seines sechzigsten Geburtstags und der Veröffentlichung seiner Biografie mit seiner Vergangenheit auseinander. Nicht alles, was in seinem Leben passierte, war stets so glanzvoll und prächtig wie es nach außen hin scheint. Dabei hat er jedoch nicht nur die anderen belogen, sondern vielleicht sogar sich selbst.

Die inneren Konflikte des Protagonisten sind fesselnd und zeichnen ein vielschichtiges Bild. Ein anspruchsvoller, äußerst geschickt formulierter und ebenso erschütternder Roman.

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