Leichte Sprache ist ein zu umfassendes Thema für dieses Buch. Bei Interesse sind die Publikationen von Bettina Bock (die inzwischen sehr große Anzahl findet man auf ihrer Website) und Christiane Maaß (ebenso) empfehlenswert.
Eine empirische Bestätigung fehlt; es handelt sich um Momentaufnahmen, bei denen die Autorin Studierende anderer Fächer, die sie beim Videoschauen sah, um ihre Meinung bat. Diese Einzelfälle bewerteten die Untertitel nicht unbedingt als gut, aber als preiswertes Mittel zur Verständnisunterstützung.
DVD-Player sind keine selbstverständliche Ausstattung mehr – passen Sie auf, dass im Unterrichtsraum überhaupt einer zur Verfügung steht. DVDs schlucken weit weniger Strom als Streaming.
Auch kommunale Kinos sind offen für Aufführungen von im Unterricht übersetzten Filmen, wie unsere Studierenden selbst erfahren durften. Hier muss die Rechtslage zu hundert Prozent geklärt sein. Für die Übersetzung für eine öffentliche Aufführung benötigt man eine Genehmigung der Urheberrechtsinhaber. Eventuell werden auch Kosten fällig.
Für diejenigen, die nicht aus dem übersetzungswissenschaftlichen Bereich kommen, empfiehlt sich ein Blick in das Handbuch Translation (Snell-Hornby et al., mehrere Auflagen seit 1998).
Ein Gebiet, das besonders in Studierendenarbeiten beliebt ist, ist die Kritik an der AV-Übersetzung von Witzen und Wortspielen. Serien wie The Big Bang Theory (USA 2007-2019) und Friends (1994-2004) wurden inzwischen zu diesem Zweck fast schon geschreddert. Bei diesen Arbeiten wie bei allen anderen, die sich kritisch mit Produkten der AV-Übersetzung auseinandersetzen, sollte man fair bleiben und beachten, dass AV-Übersetzer oft unter hohem Zeitdruck arbeiten und dass sie – nicht überall, aber doch allzu oft – schlecht bezahlt werden und sich ein längeres Nachdenken schlichtweg nicht leisten können.
Danan (1991) beleuchtet das Problem ausführlich und führt eine Kombination aus Gründen für die Entstehung von Synchron- und Untertitelungsländern an. Für sie hat allerdings der Nationalismus Vorrang vor anderen Gründen; wie oben dargelegt, muss man mit dieser Erklärung vorsichtig sein. Zur Filmzensur in Italien 1927-1943 siehe Mereu (2012).
Ich frage mich immer, wenn ich diesen Passus lese, ob das nicht mit einem Augenzwinkern gemeint ist. Vermutlich ist die Familie Koolstra sehr kommunikativ.
Wer sich noch nie mit Filmanalyse beschäftigt hat und sich nur im Rahmen der audiovisuellen Übersetzung Grundkenntnisse aneignen will, der ist mit folgenden Standardwerken gut bedient: Monaco (1991), Hickethier (1993) und Watts (1990).
Sehr oft werden hier die englischen Begriffe pre-production script und post-production script genutzt. Das Postproduktionsskript wird überdies auch oft als Continuity bezeichnet ‒ Vorsicht, diese Bezeichnung ist nicht eindeutig.
Es würde den Rahmen dieses Buches sprengen, diese Verfahren genau zu erklären; ausführlich über die Frühzeit der Untertitelung und die verwendeten Verfahren informiert Brandt, in verkürzter Form Nagel 2009: 31ff und 100ff und Ivarsson und Carroll 1998: 12-26.
Interessanterweise ergibt sich in Künzlis Umfrage ein anderes Bild (Künzli 2017: 85-86). Ich kenne persönlich aber mehrere Übersetzer, die das Untertiteln wegen der schlechten Bezahlung wieder aufgegeben haben.
Diese Project Settings gibt es bei jeder Untertitelungssoftware. Man stellt dort die Frames/second, die Schriftarten, maximale Untertitellänge etc. ein.
Die Richtlinien von Netflix kann man teilweise im Internet einsehen (https://partnerhelp.netflixstudios.com/hc/en-us/articles/217351587-German-Timed-Text-Style-Guide. Abgerufen am 09.03.2020)
Krazy Kat von George Herriman ist auch als Comic empfehlenswert, schon wegen der eigenartigen Kunstsprache, die dort verwendet wird. Der Film ist inzwischen rechtsfrei.
Schilder, Briefe etc. kommen in Filmen nicht gehäuft vor. Wer üben will, tut das am besten mit den Comics von Jacques Tardi. Tardi verwendet diesen Kunstgriff sehr oft.
Richtig. Schauen Sie sich den Film an.
Der Text bedeutet: „Wenn man keine Angst hat, ist man ein wenig verrückt.“
Künzli machte in seiner empirischen Untersuchung allerdings die Erfahrung, dass zusätzliche Informationen zu Kulturspezifika in Übertiteln sehr positiv aufgenommen wurden (Künzli 2017: 184). Vermutlich liegt es an der Wiederholung und an der bei Anime anders gearteten Zielgruppe (alle als Fans eine Art Profi), dass diejenigen meiner Studierenden, die Fansubs schauen, sich negativ zu diesen Kommentaren äußerten.
Das ähnelt der in deutschen Theatern beliebten Praxis, den Torstand wichtiger Fußballspiele während der Aufführung durch einen Darsteller durchzusagen. Oft werden diese Durchsagen elegant in Text und Handlung eingebaut. In einer Opera seria würde man das niemals tun.
Wer wirklich auf sich hält, leidet, und trägt einen dicken Klavierauszug spazieren, kein kleines gelbes Reclam-Libretto. Allerdings sollte man dann auch damit umgehen können. Nichts ist peinlicher als falsches Blättern im Klavierauszug. Musikstudenten haben in Oratorienkonzerten oder bei konzertanten Aufführungen, wo es hell genug zum Lesen ist, oft Klavierauszüge dabei und lesen mit.
Zurzeit bekommt man das Textbuch für 14€, den Klavierauszug für 116€.
Man denke nur an „Wie eiskalt ist dies Händchen“ aus Puccinis La Bohème. In einigen deutschen Fassungen der Addams Family ist sogar die selbständig agierende Hand, „das eiskalte Händchen“ (im Original „Thing“), danach benannt.
Normalerweise ist es kein Problem, auch die allerkleinsten Takes zu einem glatt verlaufenden Ton zusammenzusetzen. Wie man Unfug damit treiben kann, können Sie aus dem Film Doktor Murkes gesammeltes Schweigen (nach Heinrich Böll, Deutschland 1964) lernen.
Etwa ab dem WS 2015/16 reagierten meine Studierenden verwundert auf die Anmerkung, dass es sich hier um einen Anglizismus handelt. Für sie war das ein völlig normales Sprichwort. Der frühe Vogel ist sozusagen gelandet.
Natürlich gibt es auch das im Film! Sie küssten und sie schlugen ihn (Les Quatre Cents Coups, Frankreich 1959) von Truffaut bietet eine ersprießliche Szene, in der ein Englischlehrer einen Schüler geradezu mit seinem /th/ vollspeit.
Wer sich für diese Forschung interessiert, kann unter https://repositori.upf.edu/handle/10230/28223 eine Handreichung für die Trafilm-Einträge herunterladen. Die Sonderform des „polyglotten Films“ mit seinen Subgenres wird auch in Wahl 2003 erläutert. Heiss (2004) bietet einige Lösungsvorschläge zum Thema.
Sternberg (1981) bietet eine ausgezeichnete Übersicht über das Thema Polylingualismus mit einer Auflistung häufig vorkommender Typen der Mehrsprachigkeit im Film. Leinert beschreibt die Entscheidung für die jeweils eingesetzte Sprache anhand von Madame Mallory und der Duft von Curry (100 Foot Journey, Indien / USA 2014) (Leinert 2015: 52)
Der Komponist von My Fair Lady, Frederick Loewe, war ein Emigrant aus Berlin. Er fand die Entscheidung für Berlinerisch sehr gut und soll zu „Et jrünt so jrün“ für „The Rain in Spain“ gesagt haben, es klinge: „Janz jenauso, wenn nicht noch schöner!“ (Plattenhülle My Fair Lady, Philips o.J.)
Eine Sammlung der beliebtesten Sprüche aus Die 2 steht unter http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2005/08/16/a0118.
Der Artikel von Chaume enthält leider sehr wenige Querverweise und kaum Quellenangaben – für einen wissenschaftlichen Artikel sehr ungewöhnlich. Bei solchen ausgefallenen Themen und Verfahren empfiehlt sich ausnahmsweise der Griff zur Wikipedia.
Dagmar Koller ist als Operettensängerin und Frau des inzwischen verstorbenen Wiener Oberbürgermeisters Helmut Zilk in Österreich sehr bekannt.
Allerdings passte dieser Akzent vorzüglich zu ihrem Auftritt als Apanatschi auf dem Nockherberg 2018.
Die Anmerkung mag albern wirken, aber gerade in dem Moment, als ich das schreibe, läuft im SWR-Fernsehen Winnetou. Die Filme sind ein echtes Samstagnachmittags-Kulturgut.
Mein persönlicher „ich kann das Original nicht leiden“-Film ist Out of Africa (Jenseits von Afrika, USA 1985). Denys Finch-Hatton war Engländer. Der Name verweist außerdem klar auf die englische Upper Class. Robert Redford klingt einfach falsch, da kann er sich noch so sehr bemühen. In der Synchronfassung fällt das natürlich nicht auf.
Zum gleichen Thema die unveröffentlichte BA-Arbeit von Juliane Yvonne Jäger: Disneys „Das Dschungelbuch“ – eine Analyse der Übersetzungen ausgewählter Songtexte (2016)
Kaindls Analyse der Übersetzung von Popularmusik behandelt verschiedene Strategien bei diesen Übersetzungen, die beispielsweise durch den für den Zieltext vorgesehenen Interpreten bestimmt sein können (Kaindl 2005). Viele seiner Überlegungen kann man auch auf Filmsongs übertragen.
Eine ausführliche Liste typischer Einsatzgebiete, Auftraggeber, Aufgaben des VO-Übersetzers und eventuell gelieferter Vorlagen findet sich in Franco et al. (2010: 132-133), allerdings mit einem deutlichen Bezug auf Spanien.
Noch einmal als Kurzinformation: Die Plattform TED enthält eine große Menge an Vorträgen zu den unterschiedlichsten Themen. Die Untertitelung im Internet erfolgt ausschließlich durch Ehrenamtliche, ebenso die Qualitätskontrolle der Übersetzungen und das Skripten. Diese Praxis hat einen ausgesprochen zwiespältigen Charakter, da ein Besuch der TED-Tagungen, auf denen diese Vorträge gehalten werden, ausgesprochen teuer ist.
Dieser Artikel erschien nach der ersten Auflage des Lehrbuchs, daher wird im Verlauf nicht immer darauf Bezug genommen.
Unter Relaisdolmetschen versteht man, dass ein bereits gedolmetschter Text als Grundlage für eine weitere Verdolmetschung dient. Als Beispiel: Ein Redner spricht Französisch, der erste Dolmetscher dolmetscht Französisch-Deutsch, der nächste dolmetscht ausgehend von dieser deutschen Fassung ins Englische.
Eine Liste von DVDs mit deutschsprachiger Audiodeskription findet sich unter http://www.hoerfilm.de. Die Seite http://www.hoerfilm.ev bietet eine Hörfilmdatenbank mit Suchfunktion. Welche englischsprachigen DVDs eine Audiodeskription haben, kann man beispielsweise über die Homepage des Royal National Institute of Blind People (www.rnib.org.uk) herausfinden.
Blinde sprechen davon, dass sie Filme sehen. Diese Formulierung wird daher auch im vorliegenden Lehrbuch genutzt.
Das schwarze Buch der Farben ist ein Buch, in dem Assoziationen zu Farben und die Farben selbst beschrieben werden; die Texte sind sowohl auf Deutsch als auch in Brailleschrift abgedruckt (deutsche Ausgabe Cottin / Faría 2008). Es ist für die gemeinsame Nutzung von blinden und sehenden Kindern gedacht und zeigt Sehenden, dass auch sie Farbvorstellungen haben, die nicht vom Gesichtssinn abhängen.
Leider habe ich keine deutsche Ausgabe des Filmtexts gefunden. Eine englische gibt es unter dem Titel: Ingmar Bergman (1989 [1967]): A Film Trilogy: Through a Glass Darkly, The Communicants (Winter Light), The Silence. Trans. Paul Britten Austin. NY, London: Marion Boyars. Eine schwedische Ausgabe gibt es selbstverständlich auch: En Filmtrilogi. Stockholm 1963.
Der Workshop fand 2018 statt. Als Basis dienten die Empfehlungen für Standards barrierefreier Filmfassungen der FFA auf www.ffa.de/foerderung-von-barrierefreiheit-im-kino.html (Stand: Juli 2017).
Gehörlose gehören zu den Hörgeschädigten.
Danke an Isabel Wiemer vom BR für das genaue Datum!
Ein Cochlea-Implantat erlaubt eine auditive Sprachwahrnehmung, die sich jedoch von der Lautwahrnehmung Hörender unterscheidet. Im Internet gibt es inzwischen viele Informationsmöglichkeiten und Hörbeispiele, z. B. https://www.kgu.de/einrichtungen/kliniken/hals-nasen-ohrenheilkunde/audiologische-akustik/forschung-und-projekte/demos-zur-elektrisch-akustischen-stimulation-eas/.
Selbstverständlich wird auch dieses Problem in einem Film thematisiert: Monty Pythonʼs The Life of Brian (Das Leben des Brian, Großbritannien 1979), und zwar die Szene mit der Bergpredigt.
Generell zur vorproduzierten Untertitelung siehe https://www.daserste.de/specials/service/vorproduktion-von-untertiteln100.html; zur Live-Untertitelung mittels Re-Speaking siehe https://www.daserste.de/specials/service/live-untertitelung100.html und zu Methoden der Live-Untertitelung siehe https://www.daserste.de/specials/service/weiterentwicklung-technischer-methoden100.html. Die Richtlinien finden sich hier in Anhang 1.
Die Sendung ist in der BR-Mediathek zu finden (www.br.de/mediathek/video/quer-09012020-allein-gegen-die-versicherung-instagram-touristen-in-bayern-quer-jahresvorschau-av:5dd55fd7abe6fd001accce8f).
https://www.nytimes.com/2004/11/04/technology/circuits/giving-voice-to-video-games.html ist ein sehr amüsanter Beitrag über die Kunst des Sprechens für Games.
Bereits 1993 erschien eine Dissertation über sprachliche Elemente bei D&D (Dungeons and Dragons) an der Universität Mainz (Nagel 1993).
Man spricht das „Koderdoodcho“. Ein Dojo ist ein Trainingsraum für asiatische Kampfsportarten. Coderdojos sind analoge Räume (tatsächlich!), in denen sich Schüler treffen und Spiele etc. programmieren. Onlineinformationen auf https://coderdojo.com/de-DE/resources.
Falls Ihnen das nichts sagt: Schauen Sie sich doch einmal Isʼ was, Doc? (What’s Up, Doc? USA 1972) an.
2010 erschien die erste Auflage dieses Buches – zu einem Thema, das man damals getrost als Nischenthema bezeichnen konnte. Wie sehr sich das geändert hat, sieht man sowohl am Umfang als auch am Inhalt der Neuauflage.
Was sich nicht verändert hat: Auch dieses Mal habe ich vielen Menschen zu danken. An erster Stelle kommen meine Mutter, die unendliche Geduld bewiesen hat, und mein Vater, der die Publikation noch gern miterlebt hätte. Einen sehr wichtigen Beitrag haben auch all die Studierenden geleistet, die meine Kurse zum Audiovisuellen Übersetzen besucht, die Übungen ausprobiert und mir Rückmeldung dazu gegeben haben: an der Universität Leipzig, an der Universität Graz und an der FHWS Würzburg. Danke auch an die Teilnehmer meiner Workshops bei Universitas Austria und bei KIKA / mdr. Und natürlich danke an die Praxisvertreter, die uns im Unterricht besucht haben: Marion Peterreins, Christin Friers, Bernd Benecke und Elmar Dosch.
Vielen Kollegen verdanke ich Anregungen und gute Gespräche auf Tagungen. Ich kann nicht alle aufzählen, habe aber im Text auf alles verwiesen, was ich von euch übernommen habe. Stellvertretend nenne ich meine langjährige Team-Dozentin Susann Herold, Alexandra Jantscher-Karlhuber, Klaus Schubert, Katrin Pieper, Anne Ende, Tim Jones, Susanne Jekat, Nathalie Mälzer und Team, Alexander Künzli, Klaus Kaindl, Antonella Nardi, Mary Carroll, Minako O`Hagan, Simone Maier, Ana Díaz und Xiaohun Zhang. Meine Grundschul-Musiklehrerin Brigitte Licht für Einblicke ins Geräuschemachen. Danke auch an Peter Axel Schmitt, der mir einfach so mein erstes Seminar zur AV-Übersetzung anvertraute. Es war eine Katastrophe ... Ich habe dazugelernt. Und natürlich darf das Greenscreen-Team nicht fehlen!
Ein weiterer Dank an diejenigen, die mir Abdruckrechte überlassen haben: Daniel Frei und Daniel Wolf für die Screenshots aus Die Kunst des Spickens, Jan Meuel vom DBSV für die Richtlinien zur Audiodeskription für Kinder,Ursula Heerdegen-Wessel von der Redaktion Barrierefreiheit der ARD, Mary Carroll und Jan Ivarsson für den ESIST Code for Good Subtitling Practice.
Nicht zuletzt danke an das Team vom Narr Verlag: Tillmann Bub, der das Projekt durch die ersten Höhen und Tiefen begleitete. Es waren derer viele. Corina Popp, die dann übernahm, und der geduldigen Herstellungsabteilung, die mit dem Manuskript nicht nur Freude hatte, Tina Kaiser und Arkin Keskin.
Jetzt bleibt mir nur, allen viel Spaß beim Lesen und Ausprobieren zu wünschen!
Mainz, im August 2020 Heike Elisabeth Jüngst
Dieses Buch stellt eine praxisnahe Einführung in das audiovisuelle Übersetzen (AV-Übersetzen) mit Analyseteilen und Verweisen auf wissenschaftliche Arbeiten dar. In den einzelnen Kapiteln werden die verschiedenen Verfahren mit ihren Eigenheiten vorgestellt, analysiert und ausprobiert.
In der Neuauflage wurde die Menge an Fragen und Übungen deutlich erhöht. Fragen sind mit dem Icon und Übungen mit dem Icon gekennzeichnet. Die meisten Antworten oder Hinweise finden sich in den Lösungshilfen am Ende des Buches. Viele Antworten und Überlegungen führen das Buch jedoch logisch weiter und man muss nur ein bisschen nachdenken, um sie zu beantworten. Man sollte sich vor dem Weiterlesen mit ihnen auseinandersetzen, denn direkt nach diesen Fragen geht es mit den Antworten weiter. Diese Fragen werden mit „Mal kurz nachdenken …“ eingeleitet. Am Ende jedes Kapitels steht ein kurzer Abschnitt zu weiterführender Literatur und Forschung. Die dortigen Angaben sollen eine gewisse Bandbreite der Forschungsfragen vermitteln; im Literaturverzeichnis findet sich eine weit größere Anzahl von passender Literatur.
Der Aufbau der Kapitel wurde, soweit möglich, vereinheitlicht. Zu Beginn steht die Definition des jeweiligen Verfahrens, dann kommt ein geschichtlicher Überblick. Es folgen die typischen Arbeitsabläufe, dann Einzelaspekte und schließlich Sonderfälle. Wo es Richtlinien gibt, die für die Allgemeinheit von Interesse sind, stehen diese in Anhängen zu dem jeweiligen Kapitel.
Das Buch ist für eine heterogene Leserschaft aus Unterrichtenden und Selbstlernern gedacht. Die einzelnen Kapitel können auch in der Neuauflage unabhängig voneinander gelesen und durchgearbeitet werden. Nur die beiden Kapitel zum Thema Untertitelung ergänzen sich. Die Doppelungen aus der ersten Auflage wurden soweit möglich gelöscht und durch Querverweise zu anderen Kapiteln ersetzt. Das Kapitel „Musik und audiovisuelle Übersetzungsverfahren“, das ein bisschen unglücklich quer zu den anderen stand, wurde aufgelöst und die Unterkapitel in die Kapitel zu den einzelnen Verfahren eingefügt. Neu in dieser Auflage ist das Thema Game-LokalisierungGame-Lokalisierung, wenn auch nur als kurze Einführung. Dieses Verfahren ist hybrid; manche Übersetzungsaufgaben dort entsprechen Verfahren aus der AV-Übersetzung, so dass der Aufbau dieses Kapitels von dem der anderen abweicht. Insgesamt wurde das Buch von Grund auf überarbeitet und erweitert. Am wenigsten hat sich das Kapitel zur interlingualen Untertitelung verändert, doch auch dort wird selbstverständlich auf neue Studien und Verfahren hingewiesen.
Ich selbst bin von Haus aus Übersetzerin und Dolmetscherin und kenne daher vor allem die Probleme und Bedürfnisse dieser Zielgruppe. Für sie ist z. B. der hier in der Einführung angebotene Exkurs zur FilmgestaltungFilmgestaltung gedacht; in anderen Medienberufen ist dieses Wissen täglich Brot.
Unter audiovisueller Übersetzung (im Nachfolgenden AV-Übersetzung) versteht man allgemein das Übersetzen von Medienformaten, die einen sichtbaren und einen hörbaren Teil haben, und zwar primär die typischen Verfahren der Film- und Video-Übersetzung. Bei der audiovisuellen Übersetzung wird das ursprünglich vorliegende Material durch die Übersetzung verändert und meist ergänzt. Anders als bei vielen anderen Formen der Übersetzung bleiben Teile des ursprünglichen Materials erhalten, je nach Übersetzungsverfahren unterschiedliche. Zu Beginn jedes Kapitels wird die Definition des jeweiligen Verfahrens nach der Routledge Encyclopedia of Translation Studies angeführt; hier kommt die Definition zu Audiovisual Translation:
Audiovisual translation is a branch of translation studies concerned with the transfer of multimedial texts into another language and / or culture … Major meaning-making modes in audiovisual texts include language, image, music, colour and perspective. (Pérez González 2011 [2009]: 13)
Wie bei allen in diesem Buch angeführten Definitionen kann man dies natürlich kritisch sehen. Die nachfolgende Definition, obwohl noch keine zwanzig Jahre alt, ist für die heutige Arbeit in der AV-Übersetzung und die dazugehörige Forschung zu eng gefasst: „Die Konzentration auf den Dialogfilm stellte die verbale Sprache und ihre Übertragbarkeit in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.“ (Wahl 2003: 9)
Im Anschluss an seine Definition führt Pérez González die Vielfalt an Bezeichnungen auf, die im Englischen für die AV-Übersetzung existieren (siehe Pérez González 2011 [2009]: 13). Im Deutschen wird als Synonym zur AV-Übersetzung MedienübersetzungMedienübersetzung verwendet; sonst werden meist die einzelnen Verfahren genannt.
Die Verfahren, an die man bei dem Begriff audiovisuelle Übersetzung als erstes denkt, werden bei der Übersetzung von Filmen und Fernsehserien eingesetzt: interlingualeUntertitelinterlinguale Untertitel und intralinguale UntertitelUntertitelintralinguale Untertitel, SynchronisationSynchronisation, bei Dokumentationen auch Voice-overVoice-over. Inzwischen kann man auch die AudiodeskriptionAudiodeskription für Blinde als bekanntes Verfahren voraussetzen. Audiovisuelle Übersetzung findet aber auch im Theater statt, als ÜbertitelungÜbertitelung oder als Live-AudiodeskriptionLive-AudiodeskriptionAudiodeskriptionLive-Audiodeskription.
Man darf auch die Einflüsse auf die audiovisuelle Übersetzung nicht übersehen: Es gibt eine Reihe von TextsortenTextsorte, deren Übersetzung eng mit der AV-Übersetzung verwandt ist, die Einfluss auf die AV-Übersetzung hatten und die im Vergleich mit dieser neue Einblicke und Erkenntnisse liefern können:
La traduction audiovisuelle (TAV) relève de la traduction des médias qui inclut aussi les adaptations ou éditions faites pour les journaux, les magazines, les dépêches des agences de presse etc. Elle peut être perçue également dans la perspective de la traduction des multimédias qui touche les produits et services en ligne (Internet) et hors ligne (CD-ROM). Enfin, elle n’est pas sans analogie avec la traduction des BD, du théâtre, de l’opéra, des livres illustrés et de tout autre document qui mêle différents systèmes sémiotiques. (Gambier 2004: 1)
Manchem kommt es befremdlich vor, dass Verfahren wie intralinguale Untertitelung oder Audiodeskription als Übersetzung bezeichnet werden. Der prototypische Übersetzer beschäftigt sich mit interlingualen Übersetzungen. Doch heute sind die Anforderungen an Übersetzer weit vielfältiger.
In der übersetzungswissenschaftlichen Forschung wird in diesem Zusammenhang gern auf Roman Jakobsons Definition der verschiedenen Verfahren der Übersetzung verwiesen (Jakobson 1971: 261). Jakobson spricht von der intralingualen, der interlingualen und der intersemiotischen Übersetzung. Die interlinguale ÜbersetzungÜbersetzunginterlinguale Übersetzung entspricht unserer prototypischen Vorstellung der Übersetzung von einer Sprache in die andere. Die intralinguale ÜbersetzungÜbersetzungintralinguale Übersetzung ist eine Form der Bearbeitung. So wird ein Text z. B. für eine neue Zielgruppe vereinfacht, die Sprache wird jedoch beibehalten. Ein typisches Beispiel außerhalb der AV-Übersetzung sind Bearbeitungen literarischer Werke für Kinder, aber auch die im Zuge der gesellschaftlichen Teilhabegesellschaftliche Teilhabe und BarrierefreiheitBarrierefreiheit immer wichtigere Leichte SpracheLeichte Sprache1 gehört in diesen Bereich. Untertitel für HörgeschädigteUntertitel für Hörgeschädigte stellen eine spezielle Form der intralingualen Übersetzung dar. Bei der auch als Transmutation bezeichneten intersemiotischen ÜbersetzungÜbersetzungintersemiotische Übersetzung schließlich wird das Zeichensystem gewechselt. Ein klassisches Beispiel der intersemiotischen Übersetzung ist die Bildbeschreibung, bei der das bildlich Dargestellte in Sprache wiedergegeben wird. Die AudiodeskriptionAudiodeskription fällt daher in den Bereich der intersemiotischen Übersetzung. Eine noch detailliertere Aufschlüsselung verschiedener Formen der multidimensionalen (nicht nur der audiovisuellen) Übersetzung findet sich in Gottlieb 2005.
Die Verfahren der audiovisuellen Übersetzung kann man unterschiedlich einteilen. Auch die Task Force AV der FIT befasste sich 2019 mit der Einteilung dieser Verfahren, was zeigt, dass diese Diskussion noch lange nicht abgeschlossen ist. Im Handbuch Translation von 2006 (Erstauflage 1999) kommen die selten behandelten Video NarrationsVideo Narration (242-244) („der gesprochene Text zu IndustrievideosIndustrievideo“, 242) im Kapitel zu primär appellativen Texten vor, während im Kapitel „Film und Fernsehen“ Untertitelung / Übertitelung (261-264) und SynchronisationSynchronisation (unter dem selten gebrauchten Eintrag Synchronisierung) (264-266) behandelt werden. Voice-over wird im Abschnitt Synchronisation kurz erwähnt, andere Verfahren der audiovisuellen Übersetzung spielen hier keine Rolle. Das zeigt auch, dass 1999 diese Verfahren in der Praxis vieler Übersetzer noch nicht wichtig waren. In der Routledge Encyclopedia of Translation in der zweiten Auflage von 2009 werden die Verfahren versammelt unter dem Stichwort „Audiovisual Translation“, zunächst Subtitling (14-15), mit Anmerkungen zu interlingualen, bilingualen und intralingualen Untertiteln, RevoicingRevoicing (16-18) mit Voice-over, Audiodeskription, freiem KommentarKommentarfreier Kommentar, FilmdolmetschenFilmdolmetschen und Synchronisation (Pérez González 2011 [2009]). Andere Aufteilungen sind noch weit detaillierter, denn man kann all diese Verfahren weiter unterteilen, wie es auch in diesem Buch in den Unterkapiteln geschieht. Möglich ist auch eine Aufteilung nach Jakobsons Einteilung von Übersetzungen als interlingual, intralingual und intersemiotisch. Dadurch werden aber typische Verfahren und Abläufe in unterschiedliche Bereiche verschoben. Eine Einteilung nach Genres habe ich nirgends gefunden, aber auch das wäre möglich, wobei bei jedem Genre verschiedene typische Verfahren aufgeführt würden. Die Ausnahme hier ist die Game-LokalisierungGame-Lokalisierung, bei der Übersetzungsverfahren und Spieltyp gekoppelt sind.
Ich habe mich bei diesem Buch für eine andere, rein praktisch motivierte Einteilung entschieden und die Verfahren der Barrierefreiheit, Untertitelung für Hörgeschädigte und Audiodeskription für Blinde und Sehgeschädigte, an den Schluss des Buches gestellt. Für diese Verfahren gibt es eine spezielle Gesetzeslage, Richtlinien öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten, den Einfluss von Lobbygruppen, Interessenten aus anderen Fächern wie Sozialpädagogik – und nicht zuletzt bilden bei beiden Verfahren KinderKinder eine eigene Zielgruppe.
In den letzten Jahren hat das Interesse an der audiovisuellen Übersetzung in Ausbildung und Berufspraxis aus mehreren Gründen zugenommen. Es begann mit dem Aufkommen der DVD mit ihrem riesigen Speicherplatz, der für mehrere SynchronspurenSynchronspur und UntertitelspurenUntertitelspur genutzt werden kann (zu diesem Thema ausführlicher Kayahara 2005). Wer früher nie eine Kinovorstellung mit Untertiteln besucht hätte, konnte jetzt einfach ausprobieren, wie so etwas aussieht. Doch wie in vielen anderen Lebensbereichen ist es auch hier das Internet, das das Interesse an der AV-Übersetzung auch bei LaienLaienübersetzung gesteigert hat. Der Zugang zur Originalversion des jeweiligen Films ist einfach, es gibt UntertitelungsprogrammeUntertitelungsprogramm, die man leicht nutzen kann, und so beginnen auch Laien, Originalfassung und Übersetzung parallel anzusehen, zu vergleichen und nicht zuletzt selbst zu übersetzen. Die Bedeutung der Digitalisierung der Untertitelungsprogramme für entsprechende Kurse an Hochschulen darf nicht unterschätzt werden.
Auch für die Forschung sind diese Entwicklungen relevant. Das betrifft zunächst den Zugriff auf das Material. Bis in die 1990er war es ausgesprochen aufwändig, für Forschungen zur audiovisuellen Übersetzung Filmfassungen aus verschiedenen Ländern zu importieren. Im Normalfall bat man Freunde im Ausland, die Videokassetten zu besorgen. So bekam man aber fast nie deutsch untertitelte Filme. Aus Synchronländern kamen synchronisierte Filme, aus Untertitelungsländern untertitelte. Das bedeutete, dass man oft monatelang auf Materialjagd war. Man kann sich das heute kaum noch vorstellen, aber es ist wichtig zu verstehen, welches Engagement die Pioniere der Forschung zur audiovisuellen Übersetzung mitbringen mussten. Was man heute auf einer einzigen DVD oder durch einen Klick ins Internet bekommt, musste man sich mühselig zusammensuchen. Das hielten nur echte Aficionados durch.
Generell lässt sich feststellen, dass die Menge der Aufgaben und Aufträge im Bereich der AV-Übersetzung durch das vielsprachige Internet und die verstärkte internationale Ausrichtung verschiedener Dienste geradezu exponentiell zugenommen hat, meist im Bereich Untertitelung. Zusätzlich wurden und werden maschinelle Verfahren entwickelt wie die automatischen Untertitel bei YouTube. Trotz aller Schwächen, die diese Verfahren aufweisen, muss man anerkennen, dass ihre Entwicklung äußerst schnell erfolgte und dass viele Nutzer die Ergebnisse als völlig ausreichend für ihre Bedürfnisse ansehen.1
Die Entwicklung der AV-Übersetzung im Bereich BarrierefreiheitBarrierefreiheit wird in den betreffenden Kapiteln geschildert. Hier haben sich durch neue Gesetze und Verpflichtungen große Veränderungen ergeben (www.bundesfachstelle-barrierefreiheit.de/DE/Home/home_node.html). Behörden und öffentlich-rechtliche Anstalten sind zur Barrierefreiheit verpflichtet. So hat sich ein neuer Arbeitsbereich eröffnet und neue technische Verfahren wurden entwickelt. Wer in diesem Bereich arbeiten möchte, muss sich immer darüber im Klaren sein, dass Barrierefreiheit keine Einbahnstraße ist. Man tut nicht jemandem „etwas Gutes“, man profitiert selbst davon. Man muss sich nur fragen, ob man in der Lage ist, einfach so mit einem seit Geburt gehörlosen Menschen zu kommunizieren. Oder ob man als Hörender nicht doch einen GebärdensprachdolmetscherGebärdensprachdolmetscher benötigt.
… it would be interesting to see practices improving, by taking advantage of the new products for the benefit of audiences who should not be seen as minorities but as one of the many parts of a fragmented reality. (Neves 2009: 152)
Kurz gesagt: Man sollte sich so für die Zielgruppen dieser Arbeit interessieren, wie man sich für die Kulturen seiner Arbeitssprachen interessiert.
Die audiovisuelle Übersetzung ist in jeder Form arbeitsteilig (dazu auch Gambier 2004). Diese Tatsache muss man sich immer wieder ins Bewusstsein rufen, denn nicht jeder fühlt sich damit wohl. Die Arbeitsteilung hat einen sehr starken Einfluss auf das endgültige Produkt und darauf, was der Übersetzer darf bzw. tun soll, über welche Kompetenzen er also verfügen muss. Wie überall gilt: Je besser der Informationsaustausch zwischen den Beteiligten funktioniert, desto besser funktioniert auch die Qualitätssicherung für das fertige Produkt.
Schon an der Produktion des Films, der nun in irgendeiner Form übersetzt werden soll, ist eine Vielzahl von Menschen beteiligt. Darauf kann hier nicht weiter eingegangen werden. Es gibt aber sehr gute Handbücher zur Einführung ins Filmemachen und Arbeiten über die Filmindustrie, die entsprechende Informationen bieten. Weitere Informationen findet man auf den Websites der Filmförderungsanstalten der jeweiligen Bundesländer. Schließlich lohnt es sich, einmal nach dem Film auch den gesamten AbspannAbspann anzusehen (falls er im Kino nicht zu schnell läuft; besser geht es mit einer DVD). Bisher haben es nur die Audiodeskriptoren geschafft, sich als den anderen Mitarbeitern gleichwertig zu positionieren.
Im deutschsprachigen Raum gibt es inzwischen sowohl Studiengänge, die spezifisch auf die audiovisuelle Übersetzung ausgerichtet sind, als auch Module zur audiovisuellen Übersetzung in translatorischen oder philologischen Studiengängen. Auch Games-Studiengänge gibt es inzwischen, doch diese konzentrieren sich eher auf die Games-Entwicklung als auf die Lokalisierung. Module zur Games-Lokalisierung werden zurzeit an vielen Übersetzerinstituten aufgebaut. Das bedeutet auch, dass entsprechende Übersichten schnell veralten und man besser auf die Internetsuche zurückgreift.
Das europäische Ausland war bei der Einrichtung entsprechender Studiengänge schneller. Besonders an Barcelonas Universitäten hat sich ein Schwerpunkt der AV-Übersetzung etabliert, inklusive der Game-Übersetzung.
Bis Mitte der 1980er Jahre lag die Ausbildung der Untertitler noch ganz in der Hand der Untertitelungsunternehmen (Nagel 2009: 37). Auch heute sind die Praktika bei diesen Unternehmen wie auch die Arbeitsplätze von begrenzter Anzahl und sehr begehrt. Manche Unternehmen bieten auch heute Workshops zu AV-Verfahren an, ebenso Übersetzer-Berufsverbände (dazu Kaindl 2016). Literatur zur Didaktik der audiovisuellen Übersetzung liegt vor mit Brondeel (1994), Díaz Cintas (2008) und Díaz Cintas / Remael (2007) speziell zur Untertitelung. O’Hagan (2013) ist die erste grundlegende Einführung in die Übersetzung von Games. Speziell zu Voice-over bietet das Buch von Franco, Matamala und Orero (2010) eine Vielzahl von Übungen, allerdings sehr stark an den Bedürfnissen des spanischen Marktes ausgerichtet.
Zum Üben benötigt man einen Computer, Filme, Software, wo möglich Filmskripte und die üblichen übersetzerischen Hilfsmittel wie einsprachige und mehrsprachige Wörterbücher, Stilwörterbücher, Synonymwörterbücher. Wer im Unterricht oder im Selbststudium audiovisuelle Übersetzungsverfahren einüben oder analysieren möchte, kann aus einer Fülle an Material wählen, Filmen ebenso wie Software. Heute stellt sich die Frage, ob man sich das technische Equipment leisten kann, nicht mehr. Eine große Menge an guter Untertitelungsfreeware oder an Software zur Filmbearbeitung steht für alle Verfahren zur Verfügung. Entsprechend werden in dieser Auflage keine Screenshots gängiger Software mehr abgebildet. Es ist deutlich einfacher, diese Programme im Internet anzuschauen und auszuprobieren. Das Internet bietet auch eine große Auswahl an Filmen. Man sollte aber der Versuchung der Sparsamkeit widerstehen und nur legale Downloads nutzen.
Sollte die Internet-Verbindung einmal gekappt sein: Die geringsten technischen Voraussetzungen benötigt das Filmdolmetschen. Hier genügen der Film und der Dolmetscher. Auch Audiodeskriptionen für Blinde kann man live einsprechenEinsprechen.
Wenn Filme als Material für die Analyse der verschiedenen Verfahren genutzt werden sollen, ist die DVD noch immer das Medium der Wahl.1 Bei den meisten DVDs lassen sich die Untertitel zu- und wegschalten und man kann die Untertitelung in unterschiedlichen Sprachen vergleichen. Ein großes Problem stellen aber deutsche DVDs von schwedischen Filmen dar, da man dort die Originalfassung nur mit deutschen Untertiteln aufrufen kann.
Wo eine Zusammenarbeit mit Studierenden aus Fächern wie Film- oder Medienwissenschaften, die selbst semi-professionelle Filme drehen, möglich ist, sollte man sie nutzen. Man bekommt in diesem Fall auch Zugang zu Drehbüchern etc., kann den Regisseur bei unklaren Stellen befragen und ist vielleicht bei der Produktion dabei. Die filmschaffenden Studierenden profitieren ebenfalls von der Zusammenarbeit, denn sie bekommen Einblicke in einen Teil der PostproduktionPostproduktion, der oft vergessen wird. Die Übersetzung läuft so vielleicht einmal im Rahmen einer Studenten-Filmwoche und findet tatsächlich ein Publikum.2
Was den Text betrifft, kann man bei Übungen direkt von der TonspurTonspur des Filmmaterials ausgehen. Oft arbeitet man im Unterricht nur mit kurzen Ausschnitten, so dass der hörbare Ton ausreicht. Da dieser nicht immer von bester Qualität ist, und da manche Menschen undeutlich sprechen, kann es hier zu interessanten Missverständnissen kommen.
Wenn man Textbücher, Drehbücher oder DialoglistenDialogliste der Filme zur Verfügung hat, hat man Glück, da man so längere und komplexere Texte bearbeiten und Teamarbeit einüben kann. Man unterscheidet PräproduktionsskriptPräproduktionsskript und PostproduktionsskriptPostproduktionsskript. Das Postproduktionsskript sollte den Textzustand des fertigen Films wiedergeben und kann so ohne dauernde Kontrolle des Films als Basis für eine UntertitelungUntertitelung oder eine Synchronfassung genutzt werden. Postproduktionsskripte bekannter Filme kann man kaufen. Verschiedene Verlage wie Faber & Faber in Großbritannien oder Suhrkamp in Deutschland bieten Texte aktueller oder klassischer Filme an.
Ideal ist es natürlich, wenn die Dozenten Praxiserfahrung haben und die dort bearbeiteten Filme mit ihren Skripten im Unterricht nutzen dürfen. Leider ist dies oft aus rechtlichen Gründen nicht möglich.
Die Konzentration auf das fesselnde Medium Film mit all seinen Eigenheiten und der Umgang mit interessantem technischem Equipment führen oft dazu, dass man nicht mehr so sehr ans übersetzerische Handwerk denkt. Doch alles, was man jemals im Übersetzungsunterricht gelernt hat, kann man bei der audiovisuellen Übersetzung anwenden. Das betrifft den größeren Rahmen aus Zielgruppe, SkoposSkopos (vereinfacht gesagt, der Zweck der Übersetzung), Textsorten und Äquivalenzfragen und den unterschiedlichsten Übersetzungstheorien ebenso wie Detailfragen zu Soziolekten / Dialekten, Stil generell, Satzbau, Wortwahl etc. Auf übersetzungswissenschaftliche Grundbegriffe wird in diesem Buch nicht eingegangen. Auch eine Kurzeinführung ist in diesem Rahmen nicht zu leisten.3 Doch gerade im Unterricht ist eine Analyse vorliegender AV-Übersetzungen mit übersetzungswissenschaftlichen Methoden ein sinnvoller erster Schritt vor praktischen Übungen. Manche Probleme sieht man erst bei einer solchen Analyse klar.
Fachwortanteil