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GEO
Die Welt mit anderen Augen sehen
Gruner + Jahr GmbH & Co KG,
Am Baumwall 11, 20459 Hamburg
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Das geplante Wunder
Von Jürgen Broschart und Johanna Romberg
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Wegweiser: Gut zu wissen – Informationen für Betroffene
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Dieses blöde Zittern. Es überfällt mich beim Aufwachen, verfolgt mich bis in die späte Nacht. Es hat meine rechte Hand so unerbittlich im Griff, dass ich kaum noch die Tasten meines Computers treffe.
Seit vielen Monaten schon schwinden meine Kräfte, verweigert mein Körper zusehends den Dienst. Meine Bewegungen sind unerträglich langsam geworden; selbst einfachste Handgriffe wie das Zuknöpfen von Hemd und Hose dauern ewig. Von Woche zu Woche fühle ich mich mehr in einen Zombie verwandelt.
Ich habe Parkinson. Im fortgeschrittenen Stadium. Das Ende meines Arbeitslebens als Redakteur ist nur noch eine Frage der Zeit. Wenn nicht ein Wunder geschieht.
Dieses Wunder ist bereits geplant. „Tiefe Hirnstimulation“, abgekürzt THS – so lautet der medizinische Fachausdruck für das, was meine Ärzte mit mir vorhaben. Sie sprechen von einem erprobten Eingriff, der an manchen Kliniken bereits Routine sei. Doch was sie mir über die Wirkung des Eingriffs erzählen, klingt nichts weniger als wunderbar: THS, auch „Hirnschrittmacher“ genannt, wird meine Beschwerden dauerhaft lindern, wenn nicht beseitigen.
Das hat allerdings seinen Preis.
Ich muss mir, bei vollem Bewusstsein, zwei Löcher in meinen Schädel bohren lassen; durch diese werden anschließend zwei acht Zentimeter lange Sonden in meinem Hirn versenkt. Ein Stimulator in meiner Brust, ebenfalls fest implantiert, wird später Stromimpulse durch diese Sonden schicken, um die Nervensignale in meinem Kopf, die zurzeit wild durcheinanderfeuern, wieder zu ordnen.
Der Eingriff ist aufwendig und, wie jede Operation, nicht ohne Risiko. Zudem wirft er Fragen auf. Werde ich, mit zwei Elektroden im Hirn, noch derselbe sein? Oder ständig „unter Strom“ stehen, wie ferngesteuert von einer Maschine?
So sehe ich dem Tag X nicht völlig angstfrei entgegen. Zuvor werde ich mein Testament aufsetzen, eine Patientenverfügung verfassen. Und ich werde mich, noch einmal, meiner großen Leidenschaft hingeben: Am 11.11. reise ich zum Karnevalsauftakt nach Köln.
Was eine Woche später während der mehr als zehnstündigen Operation passiert, wird meine Kollegin Johanna Romberg protokollieren. Und die Geschichte meiner Erkrankung ergänzen, die ich im Rückblick erzählen werde – dann, wenn alles überstanden ist. Hoffentlich.