Inhaltsverzeichnis
Prolog: Was wäre, wenn …?
Hör auf zu warten: Warum der richtige Moment niemals kommen wird
Zögerst du noch oder setzt du schon um?
Wer sich nicht verändert, der wird verändert
Das Ende der Ausreden
Die Macher-Mentalität
Die innere Motivation zur Veränderung wecken: Warum tschakka tschakka längst out ist
Motivation 1.0: Die Flucht vor dem Säbelzahntiger
Motivation 2.0: Zuckerbrot und Peitsche
Motivation 3.0: Tschakka, du schaffst es!
Motivation 4.0: Sinnvolle Veränderung statt hohler Phrasen
Der Pfad des Changemakers: Warum die größte Erfüllung im Machen liegt
Macher zu sein ist kein Titel, sondern eine innere Haltung
Schluss mit der Selbstsabotage
Chef sein kann jeder
Die Frage, die alles verändert
Keine Angst vor Veränderung: Warum unsere größte Schwäche gleichzeitig unsere größte Stärke ist
Die Angst ist dein Freund
Sinn statt Unzufriedenheit
Die einzige Angst, die Sie haben sollten
Intention schlägt alles
Einzig, nicht artig: Warum es sich lohnt, einzigartig statt anders zu sein
Einzigartig statt anders
Ihre persönliche Unabhängigkeitserklärung
Die Renaissance der Werte
Zehn Minuten im Olympiastadion
Vorhaben in Ergebnisse transformieren: Warum zwei Worte das Potenzial haben, Ihr Leben zu verändern
Sagen Sie #AU JA! zur Veränderung
Entscheiden Sie sich, zu entscheiden
Sind Sie S.E.K.S.I. genug?
Nutzen Sie die 1%-Formel
Der Sinn des Lebens ist Leben: Warum New York manchmal direkt um die Ecke liegt
Der New-York-Quick-Check für nachhaltige Veränderung
Eine Stunde macht den Unterschied
Die vier Stufen des Lernens
Feuern Sie die Nörgler, Besserwisser und Miesepeter
Epilog: Schreiben Sie Geschichte
Anhang
Danksagung
Mein Angebot an Sie
Über den Autor
Impressum
Anmerkungen
Für Silke.
Liebe meines Lebens.
Hör auf zu warten: Warum der richtige Moment niemals kommen wird
»And I think it’s gonna be a long long time,
Till touch down brings me round again to find,
I’m not the man they think I am at home.
Oh, no no no, I’m a rocket man.«
Elton John, »Rocket Man«
Es ist Montag, der 16. Juni 2014. Ich sitze an der Panke, einem kleinen Fluss im Norden von Berlin, und genieße den Tag. Nicht eine Wolke steht am Himmel, und das Thermometer ist bereits um elf Uhr morgens auf 25 Grad geklettert. Nachdem ich die letzte Zeit fast durchgehend für Vorträge auf Reisen war, nutze ich den ersten freien Tag seit Wochen, um meine Seele ein wenig baumeln zu lassen. Und während ich die vergangenen Erlebnisse an meinem geistigen Auge vorüberziehen lasse, bleibt mein Blick an einem Stück Holz hängen, das mit der Strömung auf dem Wasser treibt. Die Beobachtung fasziniert mich. Jede Bewegung ist mehr oder weniger zufällig und der Kurs wird von den äußeren Gegebenheiten bestimmt. So manches Mal bleibt das Holzstück an einem Stein oder einer Pflanze hängen, bis es dann irgendwann mit einer schnelleren Stromschnelle aus meinem Blickfeld verschwindet.
Und ich weiß nicht mehr genau, woran es lag, aber in diesem Moment musste ich daran denken, wie viele Menschen ein Leben nach genau diesem Muster führen. Man treibt mehr oder weniger zufällig dahin, ohne dass man ein klares Ziel oder eine konkrete Aufgabe hätte. Man wartet lieber ab und passt sich an, anstatt die eigene Zukunft aktiv zu gestalten. Diese Form der passiven Lebensführung hat gravierende Auswirkungen. Jeder verlässt sich darauf, dass andere schon Verantwortung übernehmen werden. Niemand traut sich mehr zu entscheiden. Keiner will einen Fehler machen. Kurs, Richtung und Geschwindigkeit des eigenen Lebens unterliegen einer fatalen Beliebigkeit, und irgendwann arrangiert man sich mit der zweifellos auftretenden Unzufriedenheit. Lieber wird der Stillstand verwaltet, als das Schicksal selbst in die Hände zu nehmen und Veränderungen eigenständig anzustoßen.
Ich möchte Ihnen ein typisches Beispiel geben. Vor Kurzem leitete ich einen Workshop mit Managern der mittleren Führungsebene, die für die Niederlassung eines großen Konzerns mit Umsätzen in zweistelliger Millionenhöhe verantwortlich waren. Ich kenne viele Führungskräfte, die sich nach diesem Job alle zehn Finger geleckt hätten. Aber die handelnden Personen empfanden ihre eigene Situation eher als eine große Belastung. Mehr noch, hätte es noch keine Definition von Stillstand gegeben, so hätte man sie dort live und in Farbe vorfinden können. Dies lag vor allem daran, dass der ehemalige Niederlassungsleiter vor einigen Jahren verstorben war, der bis dahin sämtliche Entscheidungen herzlich, aber schlussendlich doch patriarchisch getroffen hatte. Alle Beteiligten hatten sich mit der Situation angefreundet, schließlich lief alles mehr oder weniger reibungslos.
Doch obwohl die Verantwortung nach dem Tod des ehemaligen Chefs zumindest theoretisch auf mehrere Schultern verteilt wurde, entstand auf einmal ein tückisches Vakuum. Das Ergebnis war fatal. Projekte blieben liegen, wichtige Kunden gingen verloren und es herrschte insgesamt eine Atmosphäre der Unsicherheit, die sämtliche Mitarbeiter lähmte. Und die Reaktion der versammelten Führungsriege zeigte mir einmal wieder sehr deutlich, wie groß der Bedarf an Menschen ist, die mit einer hohen inneren Motivation als Vorbild vorangehen. Denn auf meine Frage, wer denn in den letzten Monaten für die großen und kleinen Veränderungen des Unternehmens zuständig war, erhielt ich von einer der anwesenden Führungskräfte wie selbstverständlich die Antwort: »Na, keiner. Es war ja niemand da, der es hätte entscheiden können!«
Zögerst du noch oder setzt du schon um?
Wie sieht das bei Ihnen aus, liebe Leserinnen und Leser, wie häufig waren Sie schon in Situationen, in denen Sie gedacht haben: »Da müsste jetzt dringend jemand etwas machen«? Wie häufig hätten Sie etwas gerne geändert, haben sich aber darauf verlassen, dass sich jemand anders schon kümmern wird? Wie häufig waren Sie mit einem bestimmten Bereich Ihres Lebens unzufrieden, haben aber so lange gezögert, bis dann schlussendlich alles beim Alten geblieben ist? Ich kenne dieses Verhalten aus meiner eigenen Vergangenheit nur zu gut. Ich war ein wahrer Experte darin, die Verantwortung abzugeben und darauf zu hoffen, dass andere schon die richtigen Entscheidungen für mich treffen werden. Doch eines Tages habe ich begriffen, wohin mich diese Haltung geführt hatte, nämlich in ein fremdbestimmtes und von Unzufriedenheit geprägtes Leben. Und es war beileibe nicht leicht, mich aus diesem Verhaltensmuster zu befreien und die volle Verantwortung für sämtliche meiner Ideen, Entscheidungen und Taten zu übernehmen.
Weil ich weiß, wovon ich spreche, ist mir dieses Buch auch ein absolutes Herzensbedürfnis. Durch meinen heutigen Beruf habe ich das große Glück, mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt treten und arbeiten zu dürfen. Und unabhängig vom sozialen, wirtschaftlichen oder hierarchischen Status beobachte ich täglich, wie der Großteil dieser Menschen sich mit einer fatalistischen Sicherheit darauf verlässt, dass andere schon für sie entscheiden und die Richtung vorgeben werden. Weil der weitverbreitete Irrglaube vorherrscht, dass man einen Titel, Geld oder die Erlaubnis anderer bräuchte, um erfolgreich Veränderungen anzustoßen. Doch diese Denkweise hat gravierende Auswirkungen, denn schleichend verlernt man dabei, Verantwortung zu übernehmen, sich aktiv zu verändern und das eigene Potenzial in seiner vollen Gänze auszuschöpfen. Es bricht mir immer wieder das Herz, wenn ich Menschen begegne, die mit einzigartigen Talenten, wundervollen Fähigkeiten und einer großartigen Kreativität gesegnet sind und diese Gaben einfach verkümmern lassen.
Und nur falls Sie jetzt denken, dass es nur ein paar Auserwählte sind, die über diese Art von inneren Schätzen verfügen, dann möchte ich Ihnen eine meiner tiefsten Überzeugungen mitteilen: In jedem einzelnen Menschen schlummert ein riesiges Potenzial, das nur darauf wartet, an die Oberfläche befördert und dort genutzt zu werden. Und es spielt keine Rolle, welchen Job Sie gerade ausüben, welchen Titel Sie haben oder von welcher Ausgangsposition Sie starten. Es ist auch nicht von Bedeutung, ob Sie ein erfolgreicher Unternehmer, ein Angestellter im öffentlichen Dienst oder Hausfrau und Mutter sind. Entscheidend ist einzig und allein, ob Sie bereit sind, sich weiterzuentwickeln. Die Welt wartet darauf, bewegt zu werden. Und zwar von Ihnen. »Aber Ilja«, werden Sie jetzt möglicherweise einwenden, »ich soll mein Unternehmen, mein Umfeld oder sogar die Welt verändern? Ich komme ja kaum dazu, meinen Alltag vernünftig zu organisieren. Und außerdem habe ich weder Beziehungen noch genügend Macht oder Geld.«
Glauben Sie mir, ich habe Verständnis für diese Einwände, denn schließlich höre ich sie so gut wie jeden Tag. Allerdings habe ich schon vor langer Zeit beschlossen, diese Art von Ausreden nicht mehr gelten zu lassen. Denn auch wenn man Ihnen regelmäßig einreden will, dass die Weltenbeweger der heutigen Zeit über besonders außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen würden, könnte dies falscher nicht sein. Ganz im Gegenteil, es sind immer Menschen wie Sie, die regelmäßig die größten Dellen ins Universum schlagen. Es sind Menschen wie Sie, die mit Ihren Ideen und Innovationen einen Unterschied machen. Es sind Menschen wie Sie, die mit Ihren Entscheidungen und Taten dafür sorgen, dass die Welt jeden Tag ein kleines Stückchen besser wird. Und Sie benötigen dafür weder Titel noch Geld und auch nicht die Erlaubnis von anderen. Nicht von Ihrem Chef, nicht von Ihren Kollegen und auch nicht von Ihrem sozialen Umfeld. Alles, was Sie brauchen, um Ihre ganz persönliche Motivation zur Veränderung zu wecken, tragen Sie bereits in sich. Sie zweifeln an dieser Aussage? Dann lassen Sie uns gemeinsam die folgenden Faktoren anschauen, die außer Ihnen niemand sonst beeinflussen kann.
Zehn Dinge, die Sie auch unter schwierigen Rahmenbedingungen jederzeit beeinflussen können
1. Sie können jeden Tag mit einer positiven Attitüde durchs Leben gehen.
2. Sie können jeden Tag mit Ihren Gedanken, Entscheidungen und Taten für andere Menschen ein Vorbild sein.
3. Sie können jeden Tag Ihre Arbeit mit Leidenschaft, Ehrgeiz und Motivation erledigen.
4. Sie können jeden Tag an Ihrer persönlichen Entwicklung arbeiten.
5. Sie können jeden Tag dafür nutzen, groß zu träumen und mutig zu handeln.
6. Sie können jeden Tag einem anderen Menschen eine Freude machen.
7. Sie können jeden Tag mit hohen Standards und Erwartungen dafür sorgen, dass Ihre Kollegen, Kunden und Mitarbeiter sich an Ihnen orientieren können.
8. Sie können jeden Tag alles dafür geben, heute etwas besser zu sein, als Sie es gestern waren.
9. Sie können jeden Tag einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Großartigkeit machen.
10. Sie können jeden Tag Ihre Talente, Ihre Fähigkeiten und Ihre Erfahrungen dafür einsetzen, zur besten Version von sich selbst zu werden.
Sehen Sie, was ich meine? Für all diese Dinge brauchen Sie keine Titel, kein Geld, auch nicht die Erlaubnis anderer Menschen. Es liegt alles an Ihnen. Es liegt alles in Ihnen. Und niemand verlangt, dass Sie sofort die gesamte Welt retten sollen (das überlassen Sie am besten Tim Bendzko). Nein, fangen Sie bei sich an. An Ihrem Arbeitsplatz, in Ihrer Familie und in Ihrem Umfeld. Eines meiner Lieblingszitate stammt von Mutter Teresa, die einmal gesagt hat: »Wenn jeder einzelne Mensch vor seiner eigenen Tür kehren würde, dann wäre die Welt ein sehr sauberer Ort.« Recht hatte sie, diese bemerkenswerte Dame. Veränderung beginnt immer im Innen und wird dann über unsere Taten im Außen sichtbar.
Wenn Sie diese Grundregel verinnerlicht haben, wird sich Ihnen eine vollkommen neue Welt eröffnen. Nicht äußere Umstände, externe Ereignisse oder andere Menschen sind der Ausgangspunkt von Veränderungen in Ihrem Leben. Wenn Sie etwas anderes sein, tun oder haben möchten, liegt der Ursprung immer in Ihnen. Sie müssen der Funke sein, der am Ende das große Feuer der Veränderung entzündet. Und genau deshalb trägt dieses Buch auch den Titel: »Mach es einfach!« Egal, was genau Sie verändern möchten, warten Sie nicht auf andere, sondern gehen Sie immer mit gutem Beispiel voran. Denn Ihre persönliche Entwicklung und Ihre äußeren Ergebnisse sind untrennbar miteinander verzahnt. Sie folgen einer klaren Reihenfolge, die ich Ihnen wieder in zehn Punkten zusammengefasst habe.
Zehn äußerliche Erfolge, die Ihren Ursprung im Innern haben
1. Wenn Sie als Person wachsen, kann auch Ihre Lebensqualität wachsen.
2. Wenn Sie sich selbst helfen, können Sie auch anderen helfen.
3. Wenn Sie für sich sorgen, können Sie auch für andere sorgen.
4. Wenn Sie motiviert sind, können Sie auch andere motivieren.
5. Wenn Sie zur besten Version von sich selbst werden, können Sie auch das Potenzial von anderen entfalten.
6. Wenn Sie begeistert sind, können Sie auch andere begeistern.
7. Wenn Sie Ihren Fokus auf Chancen und Möglichkeiten richten, kann Ihr Umfeld positiver werden.
8. Wenn Sie sich selbst wertschätzen, können Sie auch Ihre Mitmenschen wertschätzen.
9. Wenn Sie sich selbst aufbauen, können Sie auch ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen.
10. Wenn Sie sich verändern, können Sie auch die Welt verändern.
In Ihnen schlummern so viele wundervolle Schätze, die darauf warten, gehoben und genutzt zu werden. Wenn Sie wollen, können Sie sofort damit beginnen. Alles, was es dafür bedarf, ist eine Entscheidung. Das unbedingte Bekenntnis dazu, ab sofort Verantwortung für Ihre Ergebnisse, Ihre Karriere und Ihr Leben zu übernehmen. Und ehe Sie sichs versehen, werden Sie damit eine gigantische Domino-Rallye auslösen, die sich auf Ihre Mitarbeiter, Kollegen und Kunden übertragen wird. Genau das passiert nämlich, wenn Sie aufhören zu warten und stattdessen mutig vorangehen und Ihre Mitarbeiter, Kunden und Kollegen auf Ihrem Weg mitnehmen. Wenn Sie nichts von anderen erwarten, wozu nicht auch Sie bereit wären. Wenn Sie Taten statt Worte sprechen lassen. Wenn Sie zuerst sich selbst verändern und dann beobachten, wie sich um Sie herum alles ändert.
Wer sich nicht verändert, der wird verändert
In meinem Buch »Die Veränderungs-Formel: Aus Problemen Chancen machen« habe ich die These aufgestellt, dass der erfolgreiche Umgang mit dem immer schneller werdenden Wandel die wichtigste Schlüsselkompetenz der Zukunft sein wird. Seitdem ist einige Zeit vergangen und es reicht ein Blick in die Tageszeitung Ihrer Wahl (sofern es diese überhaupt noch gibt), wie sehr ich mit dieser Aussage ins Schwarze getroffen habe. Die Gesellschaft wandelt sich, die Welt dreht sich immer schneller und die permanente Veränderung ist zu einem täglichen Begleiter geworden. Die Regeln haben sich geändert und Werte verschieben sich. Was gestern noch Standard war, kann heute schon längst wieder überholt sein.
Ich bin in den unterschiedlichsten Unternehmen und in den unterschiedlichsten Branchen unterwegs. Und es gibt eine Frage, die ich wieder und wieder gestellt bekomme: »Ilja, die Veränderungen hören nicht auf, und wir haben gefühlt schon die hundertste Umstrukturierung hinter uns, wann wird es denn endlich wieder normal?« Darauf biete ich gerne folgende Idee an: »Aber was wäre, wenn es das ist? Was wäre, wenn die permanente Veränderung längst die neue Normalität geworden ist?« Die Frage ist heutzutage nicht, ob Sie von Veränderungen betroffen sind, sondern: »Wie gut sind Sie vorbereitet, und wie gehen Sie damit um?«
Doch genau da liegt der große Knackpunkt. Statt die notwendigen Veränderungen anzugehen, haben sich viele Menschen darauf spezialisiert, lieber auf den richtigen Moment zu warten. Und so verpasst man es, die eigene Karriere anzukurbeln, die Abläufe am Arbeitsplatz mitzugestalten oder den lange gehegten Traum in die Tat umzusetzen. Auch die Unternehmen haben sich auf die veränderten Rahmenbedingungen noch nicht eingestellt. In manchen Fällen habe ich sogar den Eindruck, dass einige Organisationen gedanklich vor über 30 Jahren stehen geblieben sind. In der Praxis spiegeln sich diese verkrusteten Strukturen meist in ausgeprägtem Hierarchiedenken und einer strikten Top-down-Führungskultur wider, und dadurch zwangsläufig auch in sehr viel Bürokratie. Die Denkweise ist einfach: Je länger und exotischer der Titel eines Managers auf seiner Visitenkarte ist, desto mehr Macht hat er im Regelfall. Diese Mentalität führt jedoch dazu, dass Entscheidungswege in die Länge gezogen werden, Verantwortung von unten nach oben delegiert wird und Veränderungen sehr lange dauern bzw. gar nicht erst stattfinden.
Im Tagesgeschäft hat dies enorme Auswirkungen: Wenn die Chefetage nichts entscheidet, passiert auch nichts. Die Folge: Es bildet sich langsam, aber sicher eine Kultur der Apathie, in der man sich zurücklehnt, abwartet und darauf vertraut, dass jemand anders es schon richten wird. Und ehe man sichs versieht, befindet man sich in einem Dilemma. Während sich die Überzeugung immer mehr intensiviert, dass Veränderungen ohne Titel, Geld oder Erlaubnis anderer unmöglich sind, gibt man Schritt für Schritt die eigene Selbstverantwortung ab. Man verlernt die Fähigkeit, eigenständige Entscheidungen zu treffen, strategische Entwicklungen zu beurteilen und sich selbst zu verändern. Lieber jammert man (meist auf sehr hohem Niveau) über die viel zu anspruchsvollen Kunden, die faulen Kollegen oder die äußeren Umstände, anstatt die notwendigen Veränderungen selbst umzusetzen.
Dass es auch anders geht, ist mir vor Kurzem sehr bewusst geworden, als ich nach einem Vortrag von Frankfurt zurück nach Berlin geflogen bin. Wenn Sie selbst ab und zu einmal fliegen, dann wissen Sie, dass man mit den Menschen, die neben einem sitzen, manchmal richtig Glück haben kann. Mit der Betonung auf »manchmal«. Da ich an besagtem Tag noch etwas arbeiten wollte, hatte ich direkt nach dem Boarding mein MacBook Air aufgeklappt und gehofft, dass ich während des Fluges ein paar Seiten für mein neues Buch schreiben könnte. Es war ein deutliches Signal nach außen: Ich möchte meine Ruhe. Doch meinen Sitznachbarn schien das nicht zu stören, denn noch vor dem Start quatschte er mich an: »Und, fliegen Sie auch nach Berlin?« Am liebsten hätte ich geantwortet: »Nein, ich steige über Hannover aus!« Aber das Eis war gebrochen und wir unterhielten uns fast den ganzen Flug über seine aktuelle Situation im Job. Er war Manager in einem Unternehmen, das sich gerade in einem intensiven Changeprozess befand. Und seine Einstellung hat mich sehr beeindruckt. Er sagte nämlich: »Wissen Sie, Herr Grzeskowitz, unsere Lage ist wirklich nicht einfach, aber ich sehe es so: Egal, wie schwer die Rahmenbedingungen auch sind, es gibt Dinge, die ich beeinflussen kann. Und es gibt Dinge, die ich nicht beeinflussen kann. Ich habe mich entschieden, mich ausschließlich auf die erste Kategorie zu konzentrieren.«
Ziemlich beeindruckend, oder? Könnten Sie das Gleiche von sich behaupten, wenn Sie sich die Frage stellen, worauf Sie sich im Normalfall konzentrieren? Dabei ist die Wahl des Fokus grundsätzlich ziemlich einleuchtend. Sie können sowieso nicht beeinflussen, was um Sie herum passiert. Sie können nicht beeinflussen, ob die Wirtschaft sich verändert, was Ihre Konkurrenz macht oder wie sich Ihr Lebenspartner verhält. Betrachten Sie die äußeren Umstände einfach als gegeben. Aber Sie können jederzeit beeinflussen, wie Sie darauf reagieren. Genau dafür sollten Sie Ihre Kraft einsetzen. Für die Dinge, die Sie verändern können. Alleine diese Verschiebung Ihrer Attitüde gibt Ihnen eine große Macht, die Sie, so oft es geht, bewusst einsetzen sollten.
Ein praktisches Beispiel: Vorletzten Sommer habe ich meinen Urlaub in Huntington Beach verbracht. Die Stadt liegt südlich von LA und ist vor allem durch zwei Dinge bekannt: Jürgen Klinsmann wohnt dort und der Strand gilt als Surf-Mekka der USA. Und die Surfer dort haben einen tollen Wahlspruch: »Du kannst die Welle nicht verhindern. Aber du kannst lernen, sie zu reiten.«
Genau das ist die Mentalität, von der ich spreche. Mag die Situation auch noch so herausfordernd sein, Sie haben immer die Wahl. Ob Sie Teil des Problems werden oder sich auf eine mögliche Lösung konzentrieren. Ob Sie sich als Opfer der äußeren Umstände fühlen oder Verantwortung übernehmen. Ob Sie sich aktiv verändern oder passiv abwarten, was um Sie herum geschieht. Doch was machen die meisten Menschen? Sie warten und warten und warten und kommen erst dann ins Handeln, wenn Sie von den äußeren Umständen dazu gezwungen werden. Und auf einmal ist die Veränderung da, ob man will oder nicht. Daher Hand aufs Herz, waren Sie schon mal in einer Situation, in der Sie gedacht haben: »Hätte ich bloß eher gehandelt«?
Auch wenn ich gerne darauf verzichtet hätte, kenne ich dieses Gefühl nur allzu gut. Letztes Jahr wurde in unserer Siedlung bei zwei Familien eingebrochen. Deshalb sagte meine Frau zu mir: »Wir brauchen unbedingt eine Alarmanlage.« Ich antwortete: »Nein, wenn jemand einbrechen will, dann lässt er sich auch nicht von einer Alarmanlage aufhalten.« Sie sagte: »Doch, wir brauchen eine.« Ich entgegnete: »Nein, wir brauchen keine.« Sie sagte: »Doch.« Ich: »Nein.« Sie kennen dieses partnerschaftliche Pingpong-Spiel, oder? Und es wäre wahrscheinlich noch ewig so weitergegangen, wenn ich nicht das große Geheimnis einer guten Beziehung kennen würde. Der Mann muss immer die letzten beiden Worte einer Diskussion haben: »Ja, Schatz.«
Also wurde zwei Wochen später die Alarmanlage installiert. Seitdem haben wir kein Türschloss mehr, und statt Schlüsseln benutzen wir kleine, programmierbare Plastikchips. Gesteuert wird das ganze System über eine Computereinheit, die bei mir im Arbeitszimmer hängt. Die ist ein wahres Multitalent. Sie programmiert die Bewegungsmelder, aktiviert die Anlage, deaktiviert sie wieder und ruft Sie sogar auf dem Handy an, wenn ein Alarm ausgelöst wird. Ziemlich kompliziert. Der Techniker fragte daher nach der Installation auch: »Soll ich Ihnen erklären, wie die Bedienung funktioniert?«
Nun gibt es ja die vier klassischen Veränderungsphasen: Verdrängung. Widerstand. Akzeptanz. Commitment. Und ich befand mich gerade mitten in Phase zwei. Heftiger Widerstand. Deshalb sagte ich: »Nein, nicht nötig.« Denn erstens wollte ich die Anlage ja gar nicht haben, und zweitens kann das ja so schwer nicht sein, oder? Nachdem ich diese mutige Aussage getroffen hatte, löste ich in den folgenden drei Tagen mit meinem neuen Chip gleich mehrfach Fehlalarm aus. Und jedes Mal musste meine Frau die Anlage entschärfen. Sichtlich genervt sagte sie daher: »Hör zu, Ilja, langsam werde ich sauer. Du gibst dir null Mühe. Dabei ist es ganz einfach. Bei Rot ist die Anlage scharf. Bei Grün ist sie aus. Und wenn der Alarm angehen sollte, dann musst du zum Deaktivieren nur deine PIN-Nummer eingeben. Hast du sie dir gemerkt?« Natürlich hatte ich das nicht. Trotzdem sagte ich wieder: »Ja, Schatz.«
Doch wenn Sie sich nicht aktiv verändern, dann werden Sie irgendwann verändert. Und ich weiß nicht, ob es Zufall oder Schicksal war, aber ein paar Tage später ist meine Frau mit den Kindern übers Wochenende zum Geburtstag ihres Vaters gefahren. Ich hielt an dem Tag einen Vortrag in Bayern und bin erst abends nach Hause gekommen. Nach einer anstrengenden Rückreise hatte ich mich schon auf mein gemütliches Bett gefreut und hätte wahrscheinlich zwölf Stunden durchgeschlafen. Wenn ich nicht nachts um vier Uhr von einem verdächtigen Piepen geweckt worden wäre. Und ich wusste sofort: Es ist die blöde Alarmanlage.
Also machte ich mich auf den Weg, um nachzuschauen, was los war. Weil es im ganzen Haus stockduster war, drückte ich den Lichtschalter im Treppenhaus. Nichts passierte. Ich ging zurück ins Schlafzimmer und probierte es dort. Wieder passierte nichts. Im ganzen Haus funktionierte nicht ein Lichtschalter. In meiner Verzweiflung öffnete ich die Taschenlampen-App von meinem iPhone und ging zum Sicherungskasten. Alles war in Ordnung. Alle Sicherungen drin. Langsam wurde mir richtig mulmig zumute. Ich schaute nach draußen. Nicht eine Laterne war an. In keinem Fenster brannte Licht. Die komplette Straße war dunkel. Das mulmige Gefühl wurde stärker. Und die Alarmanlage piepte immer noch. Mit meiner iPhone-Taschenlampe ging ich zur Steuereinheit und drückte hektisch ein paar Knöpfe. Und es musste der richtige dabei gewesen sein, denn auf einmal war Ruhe. Ich wollte mir gerade auf die Schulter klopfen, als eine verzerrte Stimme aus dem Kasten ertönte: »Die Alarmanlage wurde aktiviert.« Und drei Sekunden später löste ich über den Bewegungsmelder Alarm aus.
Stellen Sie sich zur völligen Dunkelheit nun bitte auch noch einen ohrenbetäubend lauten Alarmton vor. Ich wollte gerade in Panik verfallen, da klingelte mein iPhone. Ich ging ran und lauschte einer aufgezeichneten Nachricht: »Es wurde Alarm ausgelöst. Zum Bestätigen bitte die Neun drücken.« Doch ich hatte keine Zeit, ich musste ja den Alarm abstellen. Also zurück zur Steuereinheit. Und was stand dort, in großen, leuchtenden Buchstaben auf dem Display? »Bitte geben Sie Ihre PIN-Nummer ein.« Und genau in dem Moment kam mir der entscheidende Gedanke: »Hättest du bloß eher gehandelt.« Aber jetzt war es zu spät. Also konzentrieren. Wie war die PIN-Nummer? Ich wusste, dass es irgendetwas mit einem Geburtstag zu tun hatte. Ich gab vier Zahlen ein: 3175. Nichts. 7513. Wieder nichts. Ich probierte sämtliche Varianten aus. Nichts. Der Alarm hörte einfach nicht auf.
Was sollte ich tun? Obwohl es mir oberpeinlich war, schnappte ich mir mein iPhone und wählte die Nummer meiner Frau. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging sie ran. Die Mailbox. Jetzt fiel mir nur noch eine Möglichkeit ein: Nachts um halb fünf rief ich auf dem Festnetz meiner Schwiegereltern an. Und eine Minute und eine ordentliche Gardinenpredigt später wusste ich die PIN-Nummer wieder. Ich gab die vier Zahlen ein, und plötzlich war alles still. Ich hatte noch einmal Glück gehabt.
Wie gehen Sie mit dem Wandel um, liebe Leserinnen und Leser, verändern Sie sich aktiv, oder warten Sie lieber auf den richtigen Moment und hoffen darauf, dass Sie schon Glück haben werden? Heute kann ich über die Geschichte lachen, aber in dem Moment habe ich etwas sehr Wichtiges gelernt: Seien Sie immer vorbereitet und richten Sie Ihren Fokus auf Chancen und Möglichkeiten. Denn wenn Sie sich nicht aktiv verändern, dann werden Sie irgendwann verändert. Ich möchte Sie daher einladen, die Zeiten des passiven Abwartens ein und für alle Mal hinter sich zu lassen. Die PIN-Nummer Ihres Lebens selber festzulegen. Dem Wandel immer einen Schritt voraus zu sein. Und das beginnt mit der Entscheidung, Verantwortung zu übernehmen, auch wenn es nicht der leichte Weg ist. Mit der bewussten Wahl, in den Spiegel zu blicken und zu sagen: »Egal, wo ich mich heute befinde, egal, wie zufrieden oder unzufrieden ich mit meinen Ergebnissen bin, es liegt nur an mir. An niemand anderem. Und auch nur ich kann etwas daran ändern.«
Wenn die Zuhörer in meinen Vorträgen diesen Satz zum ersten Mal von mir hören, ernte ich regelmäßig ein zustimmendes Nicken. Aber lassen Sie sich bitte nicht täuschen. Denn auch wenn die dahinterstehende Philosophie theoretisch leicht zu verstehen ist, steht die praktische Umsetzung auf einem ganz anderen Blatt. Viele Menschen sind wirklich bemüht und wünschen sich nichts so sehr, wie die Fesseln der Abhängigkeit abzustreifen. Sie träumen davon, den eigenen Arbeitsplatz, das eigene Umfeld und die eigene Zukunft selbst zu gestalten. Doch oftmals fehlt ganz einfach der Glaube, dass eine solche Mentalität tatsächlich alltagstauglich ist. Denn schon früh im Leben werden wir davon überzeugt, dass ohne Titel, Geld und die Erlaubnis anderer keine Veränderungen möglich sind.
Bereits in der Schule werden unsere Kinder darauf vorbereitet, sich möglichst schnell anzupassen. Sie sitzen in Reih und Glied hinter ihren Tischen, orientieren sich an Lehrplänen, die schon seit Jahren nicht mehr zeitgemäß sind, und lernen auf die harte Tour, dass für Individualität, Kreativität und Eigenverantwortung im Klassenzimmer kein Platz ist. Und ehe man sichs versieht, hat sich diese Lernerfahrung tief ins Gehirn eingebrannt, und man vertraut darauf, dass andere schon die richtigen Entscheidungen für einen treffen werden. Zuerst die Lehrer, später der Chef und ganz am Ende der alles umsorgende Nanny-Staat. Titel, Macht und hierarchische Positionen werden zu Götzen, an denen man sich orientiert und auf die man sich verlässt. Man sitzt in einer geschützten Blase, wird ein braves Schaf in der Herde und funktioniert dann irgendwann nach den Ansprüchen, Erwartungen und Regeln anderer.
Aber wenn alle darauf warten, dass »die anderen« sich schon kümmern werden, ist der Stillstand vorprogrammiert. Es wird daher Zeit, aus diesem Teufelskreis auszubrechen und selbst ein Zeichen zu setzen. Mit dem Warten aufzuhören, und sich aktiv zu verändern. Die eigene Karriere, das eigene Unternehmen und die eigene Welt mit Ihrer Persönlichkeit zu gestalten. Und nur, um das auch ganz klar und deutlich anzusprechen: Natürlich ist es kein Hinderungsgrund, wenn Sie einen Titel haben, der Ihnen Macht und einen gewissen Handlungsspielraum gewährt. In diesem Fall haben Sie sogar noch mehr die Verpflichtung, für Ihr Umfeld ein Vorbild zu sein. Doch notwendig ist es nicht. Eine Position als Führungskraft oder Chef gibt Ihnen nur das große Privileg, die Philosophie dieses Buches ganz offiziell anzuwenden. Es geht allerdings auch ohne.
Das Ende der Ausreden
Wir leben in spannenden Zeiten. Noch nie war es so leicht, Erfolg zu haben. Und noch nie war es so schwer, sich dem immer schneller werdenden Wandel anzupassen. Aus diesem Grund spielen viele Menschen lieber auf »Nummer sicher«. Sie warten ab und verstecken sich hinter Vorschriften, hierarchischen Strukturen und dem berühmtesten Satz der Veränderungsresistenz: »Das haben wir noch nie so gemacht!« Und ehe man sichs versieht, hat man es sich in seiner eigenen Komfortzone noch ein wenig bequemer eingerichtet und verwaltet tagein, tagaus den liebgewonnenen Status quo. Doch um Veränderungen aktiv anstoßen zu können, ist es unbedingt notwendig, dass wir die eigene Bequemlichkeit überwinden und den Fokus stattdessen auf die riesigen Chancen und Möglichkeiten von Veränderungen richten.
Heißt das, dass Sie ab sofort alle Probleme ausblenden sollten? Nein, ganz im Gegenteil. Sie sollten sich sogar mit einer Tatsache möglichst schnell anfreunden. Die Welt ist nicht gerecht und das Leben ist beileibe kein Ponyhof. Es legt Ihnen viele Steine in den Weg, fordert Sie täglich aufs Neue heraus und stellt Ihnen so manche Prüfung, ob Sie es mit Ihren Zielen und Träumen auch wirklich ernst meinen. Ich würde mir wünschen, dass es anders wäre, aber es ist nun mal so, wie es ist. Auch das ist eine Tatsache, die wir grundsätzlich nicht ändern können. Richten wir unseren Fokus also lieber auf die Dinge, die in unserem Einflussbereich liegen. Und davon gibt es eine Menge.
Wenn Sie meine bisherigen Bücher kennen, dann wissen Sie, dass ich davon überzeugt bin, dass das Leben schwarz oder weiß ist. Sie können sich entweder verändern – oder Sie bleiben, wie Sie sind. Sie können sich für oder gegen etwas entscheiden. Sie können Verantwortung übernehmen oder zum Spielball der äußeren Umstände werden. Dass ich so wenig an Graubereiche glaube, ist übrigens eine zwangsläufige Begleiterscheinung meines eigenen Entwicklungsprozesses. Denn je mehr Sie wie ein Changemaker denken und handeln, desto weniger haben Sie Lust auf das übliche Herumwurschteln. Stattdessen werden Sie schnell am Gefühl der Zufriedenheit Gefallen finden, das Sie zwangsläufig erfahren werden, je mehr Sie sich festlegen.
Der vor uns liegende Weg beginnt mit einer solchen Entscheidung. Gerade wenn die äußeren Umstände hart, der Weg steinig und das Risiko hoch sind, stehen Sie vor einer fundamentalen Richtungswahl. Flüchten Sie sich in die Passivität und suchen Sie nach Ausreden und Gründen, warum Sie ja doch nichts ändern können? Nehmen Sie Ihr Herz in die Hand und werden Sie zu einem Changemaker, der sich und sein Umfeld aktiv verändert. Der Verantwortung übernimmt, auch wenn das Schicksal es vermeintlich nicht besonders gut mit ihm meint. Der sich mit seinen Zielen und Träumen committet, auch wenn der Weg steinig ist. Der mutige Entscheidungen trifft, auch wenn das Risiko hoch ist. Während ich diese Zeilen schreibe, wird mir sehr bewusst, wie harmlos diese Aussagen klingen, wenn Sie hier auf dem Papier stehen. Aber lassen Sie sich davon bitte nicht täuschen, denn die praktische Auswirkung könnte größer nicht sein. Die Entscheidung, ob Sie lieber ein Zögerer oder ein Macher sein wollen, stellt nämlich die Weichen für Ihre weitere Zukunft. Beruflich wie privat.
Die naheliegende Wahl ist die vermeintlich sichere. Sie entscheiden sich dafür, den Weg des geringsten Wiederstands zu gehen, und tun das, was alle tun. Sie machen es sich in Ihrer Komfortzone richtig schön bequem und arrangieren sich mit der Tatsache, dass die Zeiten hart, die Umstände schwer und die Zukunftsaussichten düster sind. Und nur um sicherzugehen, reden Sie sich zusätzlich noch ein, dass ohne Titel und Geld ja sowieso nichts geht. Gekleidet wird diese Attitüde dann in die unterschiedlichsten Ausreden, mit denen man sich das eigene Verharren in der Komfortzone schmackhaft machen will.
Wenn Sie mit offenen Ohren durchs Leben gehen, werden Sie schnell feststellen, in welch fantasievollen Variationen Ihnen diese Ausreden begegnen. Mal sind sie offen formuliert, mal etwas verschleiert, und dann wiederum ganz subtil. Und immer wieder werden Sie beobachten, dass Menschen eine nie dagewesene Kreativität an den Tag legen, wenn es darum geht, nach einer die Umsetzung verhindernden Ausrede zu suchen. Ein Mentor zu meiner Zeit im Einzelhandel sagte vor vielen Jahren folgenden Satz zu mir: »Grzeskowitz, merken Sie sich eins, das können Sie fürs ganze Leben gebrauchen: Wer etwas nicht will, der sucht nach Ausreden und Gründen, warum es nicht geht. Und wer etwas wirklich will, der findet auf jeden Fall eine Lösung.« Recht hatte er. Ich habe das große Privileg, täglich mit Menschen, Organisationen und Unternehmen an vielfältigen Veränderungen arbeiten zu dürfen. Die Inhalte sind dabei sehr unterschiedlich. Aber eines ist immer gleich: die Art und Weise der Ausreden.
Natürlich würden diese Menschen niemals zugeben, dass es sich um Ausreden handelt, mit denen man sich die eigene Komfortzone schönredet und das Gewissen beruhigt. Stattdessen spricht man davon, realistisch zu sein, dass die Dinge nun mal so seien oder dass man eben nicht so viel Glück habe wie andere Menschen. Doch am Ende des Tages sind diese verbalen Nebelkerzen trotzdem nichts anderes als Ausreden, warum man lieber wartet, statt eine gewünschte Veränderung in die Tat umzusetzen. Woher ich das weiß? Warum ich das mit einer solchen Deutlichkeit behaupten kann? Ganz einfach. Die meisten dieser Ausreden habe ich selber verwendet. Nicht nur ein Mal, sondern über sehr viele Jahre hinweg. Und in meiner täglichen Arbeit als Redner, Motivationstrainer und Veränderungscoach höre ich sie in verschiedensten Varianten und unterschiedlichsten Ausprägungen immer wieder. Auch wenn nichts mehr zu gehen scheint, für eine gepflegte Ausrede reicht es dann am Ende doch immer noch.
Das große Dilemma ist dabei, dass es den meisten Menschen nicht einmal mehr auffällt, wenn sie eine der typischen Ausreden benutzen. Man hat sich die einzelnen Ausflüchte schon so häufig selber erzählt, dass man es irgendwann als tiefe und unerschütterliche Wahrheit akzeptiert. Und es geht so schnell. Auch ich ertappe mich immer noch dabei, dass ich bei einer Idee, einem Argument oder einer anstehenden Veränderung fast schon reflexartig zu einer klassischen Ausrede greifen will. Zum Glück trainiere ich aber auch die Fähigkeit des kritischen Denkens, sodass es mir in der Regel auffällt und ich eine bewusste Entscheidung treffen kann, die volle Verantwortung zu übernehmen.
Der Schlüssel für die Transformation einer passiven Zögerer-Attitüde zu einer gestaltenden Macher-Mentalität liegt im Bewusstsein des Status quo. Nur wenn Sie wissen, wie häufig Sie zu einer Ausrede greifen, um nicht handeln zu müssen, können Sie etwas verändern. Ich möchte Sie daher an dieser Stelle einladen, den ehrlichen Blick in den Spiegel zu wagen, und zu überprüfen, wie häufig Sie in die Denkfalle des »Das haben wir schon immer so gemacht, warum sollte ich etwas ändern!« tappen, anstatt Verantwortung zu übernehmen. Und glauben Sie mir, Ausreden lauern wirklich überall. Meist klingen sie so dermaßen harmlos und vertraut, dass sie uns schon gar nicht mehr auffallen.
Doch sie sind da. Jeden Tag. In so gut wie jeder Lebenslage. Im letzten Jahr habe ich die Leser meines Blogs dazu aufgerufen, gemeinsam mit mir die längste Ausredensammlung der Welt zu starten. Mittlerweile sind schon fast 200 Ausreden in der Liste zusammengekommen, und ich würde mich freuen, wenn Sie durch Ihren Beitrag noch weiter wachsen würde (http://www.grzeskowitz.de/das-ende-der-ausreden-ein-manifest/). Bei jedem einzelnen Kommentar ist mir sehr bewusst geworden, wie häufig mir eine bestimmte Aussage im Alltag begegnet, wie sehr sich Menschen damit selbst blockieren und den eigenen Erfolg sabotieren. Damit Sie einen kleinen Vorgeschmack bekommen, möchte ich Ihnen an dieser Stelle meine ganz persönlichen Top Ten der gängigsten Ausreden vorstellen.