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Über den Autor
Hinter dem Namen Erin Hunter verbergen sich gleich mehrere Autorinnen. Während Victoria Holmes meistens die Ideen für die Geschichten hat und das gesamte Geschehen im Auge behält, bringen Cherith Baldry, Kate Cary und Tui Sutherland die Abenteuer der KatzenClans zu Papier. Ebenfalls aus der Feder dieses erfolgreichen Autorinnenteams stammt die Bärenfantasyreihe SEEKERS. Die Abenteuer der SURVIVOR DOGS schreiben Gillian Philip und Inbali Iserless.
Impressum
Dieses E-Book ist auch als Printausgabe erhältlich
(ISBN 978-3-407-74537-8)
www.beltz.de
© 2013, 2015 Beltz & Gelberg
in der Verlagsgruppe Beltz · Weinheim Basel
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
© 2013 Working Partners Limited
Die Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel Warriors, Short Story, Cloudstar’s Journey als EPub Edition bei HarperCollins Children’s Books, New York
Aus dem Englischen von Friederike Levin
Lektorat: Susanne Härtel
Neue Rechtschreibung
Einbandgestaltung: © Johannes Wiebel/punchdesign, München
E-Book: Beltz Bad Langensalza GmbH, Bad Langensalza
ISBN 978-3-407-74442-5
Besonderen Dank an Victoria Holmes
WARRIOR CATS
In die Wildnis (Band 1)
Feuer und Eis (Band 2)
Geheimnis des Waldes (Band 3)
Vor dem Sturm (Band 4)
Gefährliche Spuren (Band 5)
Stunde der Finsternis (Band 6)
WARRIOR CATS
Die neue Prophezeiung
Mitternacht (Band 1)
Mondschein (Band 2)
Morgenröte (Band 3)
Sternenglanz (Band 4)
Dämmerung (Band 5)
Sonnenuntergang (Band 6)
WARRIOR CATS
Die Macht der drei
Der geheime Blick (Band 1)
Fluss der Finsternis (Band 2)
Verbannt (Band 3)
Zeit der Dunkelheit (Band 4)
Lange Schatten (Band 5)
Sonnenaufgang (Band 6)
WARRIOR CATS
Zeichen der Sterne
Der vierte Schüler (Band 1)
Fernes Echo (Band 2)
Stimmen der Nacht (Band 3)
Spur des Mondes (Band 4)
Der verschollene Krieger (Band 5)
WARRIOR CATS
Special Adventure
Feuersterns Mission
Das Schicksal des WolkenClans

Blausterns Prophezeiung
Streifensterns Bestimmung
WARRIOR CATS
Short Adventure
Wolkensterns Reise
WARRIOR CATS
Die Welt der Clans
Das Gesetz der Krieger
Alle Abenteuer auch als Printausgaben bei Beltz & Gelberg
www.warriorcats.de

DIE HIERARCHIE DER KATZEN

WOLKENCLAN
Anführer
WOLKENSTERN – hellgrauer Kater mit weißen Flecken und sehr hellen blauen Augen
Zweiter
Anführer
BUSSARDFEDER – hellbrauner Kater mit grünen Augen
Heilerin
REHAUGE – hellbraun getigerte Kätzin
Krieger
(Kater und Kätzinnen ohne Junge)
 
NACHTPELZ – schwarzer Kater; Mentor von EICHELPFOTE
 
WACHTELHERZ – getupfter grauer Kater
 
ILTISPELZ – rot-weißer Kater; Mentor von GÄNSEPFOTE
 
WIESELBART – braunroter Kater; Mentor von ZAPFENPFOTE
 
HEIDEPELZ – dunkelbraun getigerte Kätzin
 
MAUSEZAHN – sandfarbene Kätzin; Mentorin von SCHNECKENPFOTE
 
REGENSPRUNG – silbern getigerte Kätzin mit blauen Augen; Mentorin von MINZPFOTE
Schüler
(über sechs Monde alt, in der Ausbildung zum Krieger)
 
EICHELPFOTE – grau getigerter Kater
 
ZAPFENPFOTE – hellbrauner Kater
 
SCHNECKENPFOTE – dunkelbraun getigerter Kater
 
GÄNSEPFOTE – cremefarbene Kätzin
 
MINZPFOTE – hellgrau getigerte Kätzin
Königinnen
(Kätzinnen, die Junge erwarten oder aufziehen)
 
VOGELFLUG– hellbraun gestreifte Kätzin mit flauschigem Fell und bernsteinfarbenen Augen
 
HASELFLUG – hellrot getigerte Kätzin mit grünen Augen; Mutter von Spinnenjunges, Heckenjunges, Spatzenjunges und Misteljunges
Älteste
(ehemalige Krieger und Königinnen, jetzt im Ruhestand)
 
BLUMENFALL – rötlich cremefarbene Kätzin mit grünen Augen.
 
DROSSELFEDER – dunkelbrauner Kater mit bernsteinfarbenen Augen
 
HABICHTSCHNEE – brauner Tigerkater mit weißen Flecken
DONNERCLAN
Anführer
ROTSTERN – rotbrauner Kater
Zweite
Anführerin
MOHNPELZ – graue Kätzin mit dunklen Flecken
Heiler
FALKENFLÜGEL – dunkelbraun getigerter Kater
Krieger
NESSELKRALLE – kräftiger, grauer Kater
 
BERNSTEINKRALLE – orangeroter Kater
SCHATTENCLAN
Anführerin
MORGENSTERN – cremebraune Kätzin
Heiler
WÜHLPELZ – kleiner, schwarzer Kater
WINDCLAN
Anführer
BLITZSTERN – dunkelgrauer Kater
Heilerin
LERCHENFLÜGEL – silbern und schwarz getigerte Kätzin
FLUSSCLAN
Anführerin
BIRKENSTERN – hellbraun getigerte Kätzin

1. Kapitel

Sonnenstrahlen übersäten den Waldboden mit Tupfen und die Luft war erfüllt vom Duft feuchter, junger Blätter. Wolkenstern riss den Kopf hoch, als er etwas Dunkelgraues über sich hinweghuschen sah: Ein Eichhörnchen sauste durchs Geäst, sein Schweif wehte wie eine Feder hinter ihm her.
»Willst du ihm bloß nachschauen?«, miaute Bussardfeder mit zuckender Nase. Der kräftige hellbraune Kater lief zum Stamm des Baumes und spähte hinauf. »Oder hoffst du, dass es selbst seinen Weg zum Frischbeutehaufen findet?«
Wolkenstern schnaubte. »Soll es doch einer der Schüler fangen.« Er hob eine Pfote und kratzte sich hinter dem Ohr. »Die Sonne tut meinen alten Knochen so gut, da kann ich auf die Jagd in den Bäumen verzichten.«
»Was redest du da für einen Unsinn über alte Knochen?«, fragte Bussardfeder. »Du bist kaum älter als ich und ich habe mit dem Jagen und Kämpfen ganz bestimmt noch nicht abgeschlossen.«
Wolkenstern lief auf eine Stelle mit hellgrünen Farnen zu. »Mag sein, aber mich hat die schwere Belastung meiner Anführerpflichten erschöpft«, erklärte er scherzhaft.
Flinke Pfoten trommelten über den Boden, als Bussardfeder hinter Wolkenstern herrannte und ihm einen Klaps auf den Hinterlauf verpasste, allerdings mit eingezogenen Krallen. »Die einzige Belastung, die dir bevorsteht, sind deine Jungen, die dich wach halten werden, wenn sie einmal auf der Welt sind. Ich habe gehört, wie Vogelflug zu Haselflug gesagt hat, dass sie die Jungen in deinem Bau schlafen lassen wird, damit sie sich ein bisschen erholen kann.«
Wolkenstern schnurrte. »Das soll sie nur tun«, miaute er. »Ich kann’s kaum erwarten, sie endlich kennenzulernen.«
Bussardfeder rollte mit den Augen. »Das wird sich schnell ändern, wenn sie anfangen, dich am Schwanz zu ziehen, und dir die Schnurrhaare anknabbern.«
»Soweit ich mich erinnere, hast du auch selten Nein gesagt, wenn deine drei mit dir spielen wollten!«, erinnerte ihn Wolkenstern. Schneckenpfote, Gänsepfote und Minzpfote waren inzwischen Schüler, alle drei kräftig, und kletterten geschickt wie alle WolkenClan-Krieger in den Bäumen umher. Aber nach ihrer Geburt war Bussardfeder weich wie Honig mit ihnen gewesen.
»Wir werden sehen«, brummte Bussardfeder. »So ein Eichhörnchen zu jagen, wird dir leicht vorkommen, wenn du erst mal Junge hüten musst!«
Ein knackender Ast erregte ihre Aufmerksamkeit und beide Katzen starrten ins Farnkraut. Zwischen den grünen Wedeln war eine verschwommene Gestalt zu erkennen. Wolkenstern öffnete das Maul und prüfte die Luft. »Ist das eine DonnerClan-Patrouille?«, rief er.
Die Farne teilten sich und ein geflecktes graues Gesicht kam zum Vorschein. »Wolkenstern? Du würdest einem Eichhörnchen doch nicht bis in unser Territorium nachjagen, oder?«
Wolkenstern schnaubte. »Natürlich nicht, Mohnpelz. WolkenClan-Katzen wissen die Grenzen zu respektieren«, miaute er leichthin, denn er würde sich nicht grundlos von der Zweiten Anführerin des DonnerClans herausfordern lassen.
Mohnpelz trat aus dem Farn, bis sie nur noch eine Fuchslänge von den WolkenClan-Katzen entfernt stand. Sie reckte den Hals und schnupperte.
»Unsere Geruchsmarken sind da, wo sie hingehören«, knurrte Bussardfeder.
Mohnpelz sah ihn mit großen blauen Augen an. »Natürlich sind sie das«, schnurrte sie. »Ich habe euch keine Vorwürfe gemacht.«
»Diesmal nicht«, murmelte der Zweite Anführer des WolkenClans.
»Gibt es Probleme, Mohnpelz?«, rief hinter ihr eine Stimme aus dem Farn.
»Nein, alles in Ordnung, Nesselkralle«, antwortete Mohnpelz, ohne Wolkenstern aus den Augen zu lassen. Leiser fragte sie: »Beim WolkenClan ist doch hoffentlich auch alles in Ordnung?«
»Ja, wieso denn auch nicht?« Wolkenstern sträubte das Nackenfell.
Mohnpelz’ Augen blitzten. »Es kommt selten vor, dass ein Anführer selbst eine Patrouille anführt. Fette Beute für einen feindlichen Clan, der auf Streit aus ist, wenn du mich fragst.«
»Wir haben keine Angst vor euch«, fauchte Bussardfeder. Er trat einen Schritt vor, aber Wolkenstern hielt ihn mit einem Schwanzschnippen zurück.
»Lass dich von ihr nicht provozieren«, mahnte er seinen alten Freund. »Mohnpelz, mein Respekt gebietet mir, nicht zu kontrollieren, wo ihr eure Grenzmarkierungen setzt, aber wir werden keine einzige DonnerClan-Pfote in unserem Territorium tolerieren.«
Mohnpelz neigte den Kopf. »Das würden wir im Traum nicht wagen.«
Mit einem Ohrenzucken bedeutete Wolkenstern Bussardfeder, ihm zu folgen, und die beiden Katzen verschwanden im Wald. Sobald sie außer Hörweite der DonnerClan-Patrouille waren, fauchte Bussardfeder: »Wie kann es diese Fellkugel wagen, uns als leichtes Ziel für rivalisierende Grenzpatrouillen zu bezeichnen?«
»Mohnpelz wollte doch nur von der Tatsache ablenken, dass sie sich mit ihrer Patrouille zu nah an der Grenze aufgehalten hat«, antwortete Wolkenstern gleichmütig. »Dieser Farnflecken hier war schon immer die Grenze zwischen den Territorien, und die DonnerClan-Patrouillen müssen ihre Markierungen auf der anderen Seite anbringen.«
Bussardfeder blieb hinter ihm stehen und sträubte den Pelz. »Sie können sich glücklich schätzen, dass wir ihnen nicht die Ohren zerfetzt haben!«
Wolkenstern lief weiter. »Ich bin mir sicher, dass Mohnpelz erschrocken ist, als sie uns dort gesehen hat, und jetzt weiß sie, dass wir dort künftig nach DonnerClan-Markierungen Ausschau halten werden.«
Immer noch vor sich hin brummelnd, stapfte Bussardfeder weiter hinter ihm her: »Die glauben, sie könnten jagen, wo es ihnen gefällt. Seit Abendstern ihnen diesen Streifen WolkenClan-Territorium abgetreten hat, laufen sie überall herum, ohne sich um unsere Grenzmarkierungen zu kümmern. Ich weiß, dass er unser Anführer war, aber das war wirklich eine mäusehirnige Entscheidung von ihm.«
Wolkensterns Blick schweifte durch den Wald hinter der Grenze. Dort wuchsen die Bäume dichter als im übrigen WolkenClan-Territorium, überwiegend Eichen mit kräftigen Stämmen und knorrigen, schweren Ästen, die sich bis zum Boden neigten. Er war noch nicht auf der Welt gewesen, als Abendstern zum Erstaunen aller auf einer Großen Versammlung verkündet hatte, er werde diesen Teil seines Territoriums an den DonnerClan abtreten, und trotzdem hatte sich sein Clan immer noch nicht damit abgefunden.
»Abendstern hatte seine Gründe«, miaute er Bussardfeder zu.
»Weil er Bienen im Kopf hatte?«
Wolkenstern schüttelte den Kopf und versuchte, sich in Abendstern hineinzuversetzen, den die unablässigen Kämpfe um ein Waldstück mit alten, brüchigen Ästen und dichtem Blattwerk, in dem sich Eichhörnchen und Vögel viel zu gut verstecken konnten, erschöpft hatten. »Dieser Teil des Waldes ist für die Jagdtechniken des DonnerClans besser geeignet als für uns. Außerdem wusste er, dass die DonnerClan-Königinnen damals viele Junge geworfen hatten und mehr Nahrung brauchten, als ihr Territorium hergab. Auch wenn wir Rivalen sind, hat es doch immer fünf Clans im Wald gegeben. Wenn einer von ihnen wegen Beutemangel auszusterben droht, müssen wir ihm helfen, damit er überlebt.«
»Das Gesetz der Krieger verlangt das aber nicht von uns«, knurrte Bussardfeder.
»Nein, aber es sagt, dass du auf deinen Anführer hören sollst«, erklärte Wolkenstern streng. »Was wir übrigens Abendstern zu verdanken haben. Erinnerst du dich, dass er für dieses Gesetz verantwortlich ist? Und jetzt befiehlt dir dein Anführer, ins Lager zurückzukehren und nachzusehen, was die Jagdpatrouillen für uns erbeutet haben!«
»Er ist wieder da!«
Wolkenstern und Bussardfeder waren kaum unter den Brombeeren hindurchgeschlüpft, die das WolkenClan-Lager schützten, als vier kleine Gestalten über die festgetretene Erde angetrappelt kamen. »Wolkenstern! Haselflug hat gesagt, du würdest uns Kampftechniken zeigen! Ach, bitte!«
Wolkenstern befreite sich vorsichtig aus dem Gewirr aus grauen und roten Pelzen. »Im Anspringen seid ihr eindeutig schon ziemlich gut«, miaute er.
Eine hellrot getigerte Kätzin kam herbeigeeilt. »Ihr Rabauken! Hört auf, den armen Wolkenstern zu quälen!« Sie wandte sich ihm zu, ihre grünen Augen baten um Entschuldigung. »Es tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht, wo sie ihre Energie hernehmen. Ich wusste nicht mehr, was ich noch anstellen könnte, damit Vogelflug ein bisschen Ruhe bekommt, deshalb habe ich ihnen versprochen, du würdest ihnen eine Angriffstechnik zeigen.«
Wolkenstern blickte in die vier eifrigen Gesichter zu seinen Vorderpfoten. »Das macht doch nichts, Haselflug. Ich kann sie bestimmt eine Weile beschäftigen.«
Das größte Junge, ein hellgrauer Kater, hüpfte auf seinen Pfoten auf und ab. »Heißt das, dass wir mit unserem Kampftraining beginnen?«, maunzte es.
»Nicht so ganz, Spinnenjunges«, miaute Wolkenstern. »Darauf müsst ihr noch fünf Monde warten. So, jetzt geht schon mal vor zum Haselstrauch und macht ein paar Dehnübungen, um euch aufzuwärmen.« Die Jungen rannten davon, Spinnenjunges sauste mit seinem Bruder Heckenjunges voraus, ihre beiden Schwestern Spatzenjunges und Misteljunges folgten ihnen mit ein paar Schritten Abstand.
»Glaubst du, dass wir auch so lebhafte Junge bekommen werden?«, flüsterte eine leise Stimme neben Wolkenstern.