Nr. 358
Begegnung in M 87
Die Bestien warten auf den Tag der Rache – doch die Entscheidung kommt zu früh
von CLARK DARLTON
Auf Terra schreibt man Anfang Juni des Jahres 2436, und die Verantwortlichen, die während Perry Rhodans Abwesenheit das Solare Imperium lenken, wissen nicht, ob die verschollene CREST noch existiert. Sie hoffen es nur, und sie hoffen inbrünstig, dass Perry Rhodan bald zurückkehren möge, denn in der Stunde der tödlichen Gefahr, die der Menschheit von den Schwingungswächtern droht, wird der Begründer des Imperiums dringender denn je benötigt.
Inzwischen ist der Zeittransmitter, den die Akonen, die alten Gegner Terras, innerhalb des Imperiums aktiviert hatten, um die Schwingungswächter zum Angriff gegen Terra anzustacheln, vernichtet, und damit ist zu hoffen, dass die Zeitpolizisten der Flotte des Solaren Imperiums eine Atempause im erbitterten Abwehrkampf gönnen.
Einer der Schwingungswächter – Tro Khon nämlich, der sich von seinem Symboflex-Diktator befreit hat – ist sofort bereit, die Terraner zu unterstützen. Tro Khon kennt den Weg zu den Verschollenen und verschafft einem gemischten Einsatzkommando aus Terranern, Halutern und Posbis die Möglichkeit, nach M 87 zu fliegen.
Die neuen Eindringlinge in das Herrschaftsgebiet der legendären Zentrumskonstrukteure haben normalerweise kaum eine Chance, in den Weiten der fremden Kugelgalaxis die CREST zu finden. Doch Perry Rhodans Bluff mit den Bestien zeitigt unerwartete Resultate. Die Mooghs, die auf den Tag der Rache warten, haben das an die Stützpunktingenieure gerichtete Ultimatum der CREST aufgefangen. Sie halten die Terraner demnach für Verbündete in ihrem kommenden Kampf gegen die Zentrumskonstrukteure und sind bestrebt, den Neuankömmlingen in M 87 den Kontakt mit der CREST zu ermöglichen.
Es kommt zur BEGEGNUNG IN M 87!
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator interessiert sich für die Ursache eines mysteriösen Energieausbruchs.
Hisso Rillos, Pinar Alto, Harl Dephin, Camaron Olek und Rakal und Tronar Woolver – Die Sucher werden entdeckt.
Gucky – Der Mausbiber entwickelt eine Theorie.
Icho Tolot und Fancan Teik – Perry Rhodans Freunde von Halut.
Agen Thrumb – Stützpunktingenieur von M 87.
Argtz – Ein Raumfahrer aus dem Volke der Mooghs.
1.
Die CREST befand sich seit Wochen auf der Flucht. Immer wieder stieß der gewaltige Kugelraumer weite Strecken im Linearflug vor, um dann wieder viele Tage im Orterschutz einer unbekannten Sonne zu bleiben. Den Terranern an Bord des Schiffes war klar, dass eine ganze Milchstraße sie verfolgte. Es wies alles darauf hin, dass man ihre Spur verloren hatte.
Als die Flucht begonnen hatte, war die CREST IV knapp zehntausend Lichtjahre vom Zentrum der Kugelgalaxis M 87 entfernt. Es war gelungen, sich aus der Gefangenschaft des Stützpunktingenieurs Kibosh Baiwoff zu befreien und zu entkommen. Bei der Gelegenheit war Stützpunktingenieur Agen Thrumb an Bord der CREST geblieben. Und zwar als Gefangener. Gewisse Anzeichen hatten darauf schließen lassen, dass er endlich näheren Kontakt mit den Terranern wünschte.
Es war logisch, dass die Flucht nicht noch weiter in die Nähe des Zentrums führte, sondern vielmehr in entgegengesetzter Richtung. Perry Rhodan, der letzten Endes den Kurs bestimmte, hatte vorerst nur das Bestreben, das Sternengewirr der Zentrumsnähe hinter sich zu lassen. Die Karten der Galaxis M 87 waren ungenau. Sie genügten jedoch, die ungefähre Position der CREST innerhalb der Welteninsel festzustellen.
Immer wieder ließ der Kommandant Oberst Merlin Akran den Kurs auf Veranlassung Rhodans ändern, um es eventuellen Verfolgern so schwer wie möglich zu machen. Perry Rhodan war sich klar, dass die Konstrukteure des Zentrums, die geheimnisvollen Herrscher der Kugelgalaxis M 87, nichts unversucht lassen würden, seiner habhaft zu werden. Vor allen Dingen deshalb, weil er damit gedroht hatte, sich mit den so genannten Bestien in Verbindung zu setzen, um sie als Verbündete zu gewinnen.
Diese so genannten Bestien konnten nichts anderes als die Vorfahren der Haluter sein. Das hatten auch Icho Tolot und Fancan Teik feststellen müssen, die mit ihrem einhundertdreißig Meter durchmessenden schwarzen Kugelraumer immer in der Nähe der CREST standen. Aber wenn auch eine äußerliche Ähnlichkeit vorhanden war, so vermuteten die beiden Haluter nach den bisher erhaltenen Informationen, dass der Unterschied zwischen den Bestien und ihnen genauso groß war wie der zwischen einem Neandertaler und einem Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts.
Rhodan hatte niemals im Ernst daran gedacht, sich mit den Bestien in Verbindung zu setzen. Diese Ankündigung war nur ein Bluff, und er hatte seinen Zweck erfüllt.
Etwa Mitte Mai des Jahres 2436 entdeckte die Astronomische Abteilung der CREST eine gelbe Normalsonne, die von vier Planeten umkreist wurde. Alle diese Planeten waren unbewohnt. Da immer noch keine Verfolger festzustellen waren, entschloss sich Rhodan, auf einem der Planeten zu landen, um wichtige Reparaturarbeiten an der Außenhülle der CREST vornehmen zu können. Die Auswertung der eingeholten Daten ergab, dass der zweite Planet für die Landung am besten geeignet war.
Während das Schiff der Haluter eine Kreisbahn um das System einschlug, um einen Überfall durch die Dumfries, der Soldatenrasse der Milchstraße M 87, zu verhindern, landete Oberst Akran den riesigen Kugelraumer auf dem zweiten Planeten der unbekannten Sonne.
Es handelte sich um eine erdähnliche Welt, mit Ozeanen, Kontinenten und eisbedeckten Polen. Die Atmosphäre war atembar. Die CREST war in der Steppe in der Nähe eines Gebirges und eines breiten Stroms gelandet. Es gab genügend Vegetation und niedere Tierarten. Während die technischen Arbeitskommandos sofort begannen, die CREST zu überholen und kleinere Schäden auszubessern, schickte Rhodan Jagdkommandos aus, um Frischfleisch zu besorgen. Da die Funkzentrale der CREST in ständiger Verbindung mit dem Schiff der Haluter stand, war keine Überraschung zu befürchten. Aus diesem Grund hatte Rhodan veranlasst, dass in der Nähe der CREST, bei einer Baumgruppe, ein Lager aufgeschlagen wurde. Man hatte Tische und Stühle aufgestellt, und als die Jagdexpeditionen unterwegs waren, lud Rhodan die leitenden Offiziere und die führenden Männer der Abteilungen zu einer Besprechung ein.
Über der Steppe spannte sich ein strahlend blauer Himmel, am Horizont war das Gebirge zu erkennen und zur Linken schimmerte der Strom. Rhodan, der mit Atlan und Roi Danton schon Platz genommen hatte, horchte plötzlich auf. Er hatte etwas gehört, das ferne Erinnerungen in ihm weckte. Das, war er vernommen hatte, war nichts anderes gewesen, als das Summen von Insekten.
Und plötzlich wusste er auch, woher die etwas sentimentale Stimmung kam, die ihn plötzlich befallen hatte. Er wurde an die Erde erinnert, an den mehr als dreißig Millionen Lichtjahre entfernten Heimatplaneten, den wiederzusehen er kaum noch hoffen durfte.
»Es ist seltsam«, sagte Atlan nachdenklich. »Auf fast allen Welten, die Leben tragen können, gibt es Insekten. Man findet sie überall. Sie stellen so ziemlich die widerstandsfähigste Lebensform dar, die man sich vorstellen kann.«
»Fliegen sind das Überflüssigste, das ich mir vorstellen kann«, sagte Roi Danton. Und mit einem Seitenblick auf Rhodan fügte er hinzu: »Mir scheint allerdings, dass ihr Gebrumm meinem Vater Probleme aufgibt.«
Rhodan sah den Mutanten entgegen, die sich der Baumgruppe näherten.
»Vielleicht hast du sogar recht, Roi. Das Summen der Insekten hat mich an die Erde erinnert. Es gibt viele Plätze auf der Erde, die genauso aussehen, wie dieser hier. Kannst du verstehen, mein Junge, dass ich Sehnsucht nach der Erde habe?«
Roi Danton nickte. Atlans Gesicht blieb ausdruckslos. Er war vielleicht der einzige, der wirkliches Verständnis für die sentimentale Anwandlung Rhodans hatte. Nie zuvor hatte es einen Menschen gegeben – und wenn Atlan auch ein Arkonide war, so blieb er doch ein Mensch – der länger auf der Erde gelebt hatte, als er. Zehntausend Jahre lang hatte er auf der Erde verbracht.
Plötzlich lächelte Atlan.
»Weißt du übrigens, Perry, dass du in vier Wochen genau fünfhundert Jahre alt wirst? Das wäre Gelegenheit für ein großes Fest, und es tut mir leid, dass wir es nicht auf der Erde feiern können. Aber ich weiß, dass wir zur Erde zurückkehren werden – eines Tages.«
Rhodan sah ihn fragend an, schwieg aber. Inzwischen hatten die anderen Männer den Treffpunkt erreicht.
Allen voran watschelte der Mausbiber Gucky, dem es sichtlich Vergnügen bereitete, wieder »festen« Boden unter den Füßen zu haben. Er ging zwischen dem Telepathen John Marshall und dem Teleporter Ras Tschubai. Hinter ihnen marschierte der Doppelkopfmutant Iwan Iwanowitsch Goratschin. Den Abschluss bildete der Kommandant der CREST, Oberst Merlin Akran.
Atlan deutete auf die freien Stühle.
»Setzen Sie sich, meine Herren. Eine Ruhepause tut uns allen gut. Wir werden eine Woche zur Überholung der CREST benötigen. In dieser Zeit wollen wir vergessen, dass wir Gefangene einer fremden Galaxis sind. Das soll natürlich nicht heißen, dass wir untätig bleiben wollen. Ganz im Gegenteil, wir wollen darüber nachdenken, welche Möglichkeiten wir haben, M 87 zu verlassen.«
Oberst Akran meinte: »Wenn uns die Konstrukteure des Zentrums keine Paratronkonverter zur Verfügung stellen, werden wir hier in dieser verdammten Galaxis verschimmeln. Es gibt technisch keine Möglichkeit, die gewaltige Strecke von dreißig Millionen Lichtjahren zu überbrücken. Es wäre nur mit Hilfe von Paratronkonvertern möglich – und die haben wir nicht.«
Rhodan betrachtete einen bunten Käfer, der über seinen Handrücken lief.
»Unsere Hauptsorge dürfte vorerst der Tatsache gelten, dass eine ganze Milchstraße Jagd auf uns macht. Wir sind den verfolgenden Flotten entkommen, und wir werden erst dann in ziemlicher Sicherheit sein, wenn wir die Randgebiete der kugelartigen Galaxis erreicht haben. Das aber kann nur auf Umwegen geschehen. Wie ich mit Hilfe unserer Karten feststellen konnte, sind wir noch zehntausend Lichtjahre vom Rand entfernt.« Er griff in die Brusttasche und zog eine Karte hervor, die er auf dem Tisch ausbreitete. Die Männer beugten sich darüber. »Wir haben unseren bisherigen Kurs genau eingetragen. Sie sehen, dass wir trotz mehrfacher Änderung der Flugrichtung eine generelle Richtung beibehalten haben.«
»Mir fällt auf«, sagte Atlan, nachdem er die Karte studiert hatte, »dass wir den Rand der Galaxis M 87 an jener Stelle erreichen werden, von der aus wir einen eventuellen Rückflug zur heimatlichen Milchstraße antreten würden. Ist das Zufall, Perry?«
Perry Rhodan betrachtete die Karte, dann schüttelte er verwundert den Kopf.
»Ehrlich gesagt, dass ist mir bisher überhaupt noch nicht aufgefallen. Es muss wirklich Zufall sein. Aber ich frage mich, warum wir auf die andere Seite hätten fliegen sollen. Als wir uns aus der Gefangenschaft der Stützpunktingenieure befreien konnten, befanden wir uns auf dieser Seite der Galaxis. Es war logisch, die eingeschlagene Richtung weiter zu verfolgen.«
Atlan lächelte.
»Ich glaube, es gibt noch andere Gründe dafür. Es ist die Sehnsucht nach der Erde, die unbewusst unser Handeln beeinflusst. Es ist somit ganz natürlich, dass wir jene Stelle des galaktischen Randes ansteuern, die unserer eigenen Milchstraße um vierzig- bis fünfzigtausend Lichtjahre näher ist. Bei den gewaltigen Entfernungen spielen diese fünfzigtausend Lichtjahre keine praktische Rolle, aber sie tun es im Unterbewusstsein und in unserem Herzen.«
Oberst Akran gab nicht viel auf sentimentale Anwandlungen. Er war ein Mann der Tat.
»Ich habe die Sternkarten studiert, die wir von den Skoars erbeuteten. Ich habe den Eindruck, als würden die geheimnisvollen Konstrukteure des Zentrums ihre eigene Heimatgalaxis nicht bis in die letzten Einzelheiten kennen. Bei der Ausdehnung dieser Sterneninsel ist das durchaus nicht verwunderlich, aber die Erkenntnis hat mich trotzdem überrascht. Auf der anderen Seite ist diese Tatsache für uns beruhigend. Es wird unseren Verfolgern fast unmöglich gemacht, uns zu finden – falls wir uns nicht selbst bemerkbar machen. Es kann uns durchaus gelingen, den Rand der Galaxis unbemerkt zu erreichen. Aber wenn das geschehen ist, stellt sich uns die Frage: was nun? Wir stehen vor einem absoluten Nichts, vor einem sternenleeren Abgrund, wie es ihn größer in der galaktischen Geschichte und in der Geschichte der Menschheit noch nie gegeben hat. Was sind dagegen die eineinhalb Millionen Lichtjahre, die unsere Milchstraße von Andromeda trennen? Diesmal ist die Entfernung zwanzig Mal so groß. Was also ist, wenn wir mit der CREST und dem Schiff der Haluter vor diesem Abgrund stehen? Ich glaube, mit diesem Problem sollten wir uns befassen.«
Rhodan nickte ihm zustimmend zu.
»Selbstverständlich haben Sie recht, Oberst. Was Sie andeuten, ist unser Hauptproblem. Wir haben ja eben nichts anderes getan, als eine vernünftige Erklärung für den Zufall zu finden, der unserer planlosen Flucht eine Art Ziel gab. Ich sehe nicht ein, warum wir dieses Ziel verändern sollten. Wir werden auch weiterhin jene Stelle des Randgebietes ansteuern, von der aus wir – vielleicht – mit unseren starken Teleskopen in der unendlichen Leere des Weltalls ein winziges Pünktchen entdecken könnten, das unsere heimatliche Galaxis darstellt. Ich weiß nicht, ob Sie mich richtig verstehen, Oberst – aber ich möchte die Milchstraße mit meinen eigenen Augen sehen. Ich möchte sie im Nichts schweben sehen, mehr als dreißig Millionen Lichtjahre entfernt. Nennen Sie es ruhig Sentimentalität, ich selbst halte es für mehr. Ein Ziel, das man sieht, ist leichter zu erreichen, als ein solches, das unsichtbar bleibt.«
Oberst Merlin Akran gab keine Antwort.
Roi Dantons Telekom summte. Er hob den Arm und schaltete auf Empfang. Eine Stimme meldete sich und berichtete, dass der Fluss bestes Trinkwasser führe. Roi Danton ordnete an, dass nach entsprechender Aufbereitung die Tanks der CREST gefüllt werden sollten.
Der Käfer auf Rhodans Handrücken breitete plötzlich die Flügel aus und flog davon. Rhodan sah ihm nach. Er beneidete den Käfer, denn das Insekt war hier auf diesem Planeten zu Hause.
Die Terraner nicht.
»Ich befürworte auf jeden Fall jeden Kurs, der zu den Randzonen führt«, sagte Oberst Akran. »Ich betone aber nochmals, dass es mir völlig gleichgültig ist, welche Richtung wir dabei einschlagen. Für mich ist es wichtig, dass in den Randzonen die Sterne weniger dicht stehen als hier, oder gar in der Nähe des Zentrums. Und das ist zweifellos am Rand der Fall.«
Ehe Rhodan antworten konnte, summte abermals Roi Dantons Telekom. Eine der Jagdexpeditionen gab bekannt dass man weit draußen in der Steppe vierbeinige Tiere entdeckt habe, deren Fleisch genießbar sei. Die galaktischen Psychologen hatten festgestellt, dass es sich um primitive und nichtdenkende Lebewesen handelte. Roi Danton warf Rhodan einen fragenden Blick zu, und als dieser nickte, erteilte er die Jagderlaubnis.
Niemand wusste, wann die nächste Gelegenheit kommen würde, Wasser und Fleisch zu besorgen.
»Ich habe nicht vor«, sagte Rhodan, »mir in den nächsten acht Tagen Sorgen um unsere Zukunft zu machen. Wir haben eine Welt gefunden, die in jeder Beziehung denkbar günstig ist. Die CREST wird nach diesem Aufenthalt wieder voll einsatzfähig sein. Wir selbst haben eine Pause, die wir lange verdienten. Was danach geschieht, können wir weder voraussehen, noch planen. Ich kann Ihnen allen also nur den guten Rat geben, diese acht Tage zu genießen. Wir haben selten genug Gelegenheit für einen Urlaub.«
Gucky legte die Hände auf den Tisch und sah sich pfiffig nach allen Seiten um, als er sagte: »Urlaub ...! Dieses Wort schmeichelt meinen Ohren. Machen wir also Urlaub. Und wo sind die süßen kleinen und hübschen Mausbibermädchen, die mir den Urlaub verschönern sollen?«
Roi Danton bedachte ihn mit einem strafenden Blick.
»Du bist verheiratet, mein Lieber! Aber um deine Moral brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, denn hier gibt es bestimmt keine Mausbibermädchen. Du wirst also schön solide bleiben müssen – genau wie wir.«
Gucky grinste und sein Nagezahn blitzte vor Vergnügen.
»Deine letzten drei Worte klangen aber sehr bedauernd, mein lieber Roi. Ich habe das Gefühl, dass du mir nur das nicht gönnst, was du selbst nicht haben kannst. Ätsch!«
Das Gespräch lockerte sich ein wenig auf, und bald kamen die ersten Bedienungsroboter und brachten das Mittagessen und die Getränke.
Es war wahrhaftig wie im Urlaub.
*
Anfang Juni 2436 erreichte die CREST die äußeren Bezirke der Kugelgalaxis M 87. Auf dem erdähnlichen Planeten, auf dem die wohlverdiente Ruhepause durch nichts gestört worden war, hatte man nicht nur Frischfleisch und Trinkwasser aufnehmen können, sondern auch wildwachsende und wohlschmeckende Gemüsepflanzen, die eine willkommene Abwechslung im Speisezettel der CREST darstellten. Nach Beendigung des Aufenthaltes konnte Kommandant Akran die CREST wieder voll einsatzfähig melden.
In der Randzone gab es Sektoren, in denen die einzelnen Sterne mehrere Lichtjahre voneinander entfernt waren. Für die Navigations-Abteilung der CREST stellte dieser Umstand eine große Erleichterung dar, insbesondere deshalb, weil es keine genauen Sternkarten gab, nach denen man sich richten konnte. Man flog sozusagen auf »Sicht«.
Zusammen mit seinem Sohn Roi Danton und Atlan hatte Rhodan die Beobachtungskuppel der CREST aufgesucht. Dr. Kirk, einer der Astronomen der Astrophysikalischen Abteilung, wandte sich um, und als er die Eintretenden erkannte, lief er ihnen aufgeregt entgegen.
»Da sind Sie ja, meine Herren! Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, aber die Wahrscheinlichkeit spricht für die Richtigkeit meiner Entdeckung. Sehen Sie selbst ...«
Dr. Kirk mochte etwa sechzig Jahre alt sein, war fast zerbrechlich schlank und hatte schüttere, silbergraue Haare. Er trug einen langen weißen Mantel und erinnerte an einen Assistenzarzt, dem eine schwierige Operation bevorstand.
Die Beobachtungskuppel der CREST war nichts anderes als eine flache Ausbuchtung auf der riesigen Hülle, die von einem transparenten Dach bedeckt war. Die Sicht nach den Seiten und nach oben war frei. In der Kuppel selbst standen die modernsten astronomischen Geräte terranischer Herkunft.