Nr. 1075

 

Die Waffe der Porleyter

 

Mensch gegen Extraterrestrier – ein Kampf auf Leben und Tod

 

von Marianne Sydow

 

 

Nach neuen Erkenntnissen und Einblicken in die kosmische Bestimmung der Menschheit gründete Perry Rhodan Anfang des Jahres 3588, das gleichzeitig zum Jahr 1 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung (NGZ) wurde, die Kosmische Hanse, eine mächtige Organisation, deren Einfluss inzwischen weit in das bekannte Universum hineinreicht.

Gegenwärtig schreibt man das Jahr 425 NGZ, und die Hanse, die neben dem interstellaren Handel auch der kosmischen Verteidigung dient, fand sich schon mehrmals schweren Anschlägen der Superintelligenz Seth-Apophis ausgesetzt.

Um mit Hilfe weiterer Erkenntnisse gegen künftige Anschläge besser gewappnet zu sein, hat Perry Rhodan nach seiner Rückkehr von Khrat eine großangelegte Expedition zum galaktischen Kugelsternhaufen M 3 gestartet, weil er dort die Porleyter, die Vorläufer der Ritter der Tiefe, zu finden hofft.

Nach unbefriedigenden Resultaten und großen Schwierigkeiten hätten andere ihre Suchaktion sicherlich längst aufgegeben. Nicht so Perry Rhodan! Der langersehnte Erfolg stellt sich ein, sobald der Terraner die Dargheten für seine Zwecke einsetzen kann.

Über 2000 Porleyter werden schließlich nach äonenlanger Gefangenschaft in ihre Aktionskörper versetzt. Sie treten zusammen mit Perry Rhodans Flotte den Flug zur uralten 5-Planeten-Anlage im Zentrum von M 3 an – doch dort kommt es zum Kampf um DIE WAFFE DER PORLEYTER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Clifton Callamon – Ein Mann aus dem 25. Jahrhundert.

Alaska Saedelaere, Gucky, Nuru Timbon und Cerai Hahn – Sie fliegen zum Planeten Zhruut.

Turghyr-Dano-Kerg – Ein entarteter Porleyter.

Voire – Das Gewissen der Porleyter nimmt Gestalt an.

1.

 

Die Sonne Aerthan sank dem Horizont entgegen, und den Raumfahrern bot sich ein Bild von betäubender Schönheit. Blutrotes Licht ergoss sich über die Landschaft. Die Bäume standen wie gigantische Fackeln vor einem durchsichtigen, grünen Himmel, in dem zahllose glutrote Wolken schwammen, so fein und zart wie die Daunenfedern eines Riesenvogels. Wiesen verwandelten sich in Flächen aus purem Gold, Wälder in Ansammlungen krauser, rubinfarbener Kristalle, Wasserflächen in Spiegel aus schmelzendem Kupfer. In den Tälern lasteten Schatten von tiefem Violett, das in unzähligen Zwischentönen über Braun in Schwarz überging. Ganz in der Nähe grasten ein paar Tiere, die wie irdische Gazellen aussahen. Sie wirkten geradezu unwirklich schön in diesem Licht, wie lebende Figuren aus Gold und Bronze, Amethyst und Rauchquarz – je nachdem, wie intensiv sie von den letzten Strahlen Aerthans beschienen wurden. Die Gebäude der Porleyter waren bei dieser Beleuchtung kaum noch sichtbar, so vollkommen waren sie der sie umgebenden Landschaft angepasst.

»Ein schöner Planet«, sagte Cerai Hahn leise. »Ich kann verstehen, dass die Porleyter dieser Welt ganz besondere Sympathien entgegenbrachten, und ich bin froh, dass sie diese Pracht nicht zerstört haben.«

Nuru Timbon, der neben ihr in einer Schleuse der SODOM stand, nickte nachdenklich.

»Ein Bild des Friedens«, murmelte er zustimmend. »Ich könnte glatt vergessen, wo ich mich befinde ...«

»Tun Sie's besser nicht«, meldete sich eine spöttische Stimme zu Wort. »Es könnte Ihnen sonst leicht passieren, dass Ihnen dieser verdammte Porleyter ganz plötzlich den Hals umdreht.«

»Überwachst ... Überwachen Sie uns?«, fragte Timbon unwirsch, denn erstens widerstrebte es ihm, jemanden mit »Sie« anzureden, und zweitens ärgerte er sich über die Störung. »Ich dachte, Sie hätten jetzt andere Dinge im Sinn!«

»Genauso ist es«, erwiderte die Stimme sarkastisch. »Und das sollte auch Sie betreffen. Ich bitte Sie höflichst, sich umgehend in der Zentrale einzufinden. Was haben Sie überhaupt in dieser Schleuse zu suchen?«

»Wir halten nach der Kärraxe Ausschau«, erklärte Timbon unwillig. »Sehen Sie die Tiere dort draußen? Aus ihrem Verhalten lässt sich schließen, dass der Porleyter nicht in unmittelbarer Nähe ist.«

»Ich schätze Mitarbeiter, die Vernunft und Verstand zeigen«, erklärte die Stimme seidenweich. »Ich toleriere auch Leute, die Eigeninitiative zeigen.« Die Stimme wurde härter, beinahe zynisch. »Letzteres ist allerdings nur dann von Vorteil, wenn eine Synthese aus allen drei genannten Eigenschaften entsteht.« Und dann wurde die Stimme schneidend. »Ich kann die Tiere ebenfalls sehen. Dazu brauche ich aber nicht in eine Schleuse zu gehen, denn wir verfügen über Bildschirme, wie Ihnen möglicherweise schon einmal zu Ohren gekommen ist!«

»Was bildet dieser Kerl sich eigentlich ein?«, fuhr Cerai Hahn auf.

»Dieser Kerl«, erwiderte die Stimme gelassen, »ist der Ansicht, dass wir endlich starten sollten. Er ist der Überzeugung, dass es völlig nutzlos ist, nach dem Porleyter Ausschau zu halten. Entweder hat das Wesen in der Kärraxe unsere Spur verloren, oder es befindet sich bereits an Bord. Von der Schleuse aus werden Sie es jedenfalls weder beobachten noch aufhalten können.«

Es knackte. Cerai Hahn und Nuru Timbon sahen sich bedeutungsvoll an. Der Admiral hatte abgeschaltet.

Unterdessen hatte Aerthan den Horizont erreicht. Die Landschaft von Yurgill glühte ein letztes Mal auf, aber zwischen den glimmenden Federwolken leuchteten bereits die gleißenden Sterne auf. Man befand sich in unmittelbarer Nähe zum Mittelpunkt eines Kugelsternhaufens. Es würde nachts kaum dunkler werden. Nur die Farben würden sich verändern.

»Gehen wir«, seufzte Nuru Timbon. »Ich gebe ja zu, dass er möglicherweise recht hat – aber er könnte sich trotzdem rücksichtsvoller ausdrücken.«

Sie warteten gespannt darauf, dass Callamon sich erneut melden würde, aber er tat ihnen diesen Gefallen nicht.

»Warum will er unbedingt nach Zhruut?«, überlegte Cerai, während sie sich auf die Kommandozentrale zubewegten.

»Wegen der WAFFE«, murmelte Timbon. »Er gibt das zwar nicht zu, aber ich bin sicher, dass es so ist.«

»Nicht nur wegen der WAFFE«, widersprach Cerai. »Es steckt noch etwas dahinter: Voire!«

»Er hat dieses Wort irgendwann erwähnt, aber ich weiß nicht, was es bedeutet«, gestand Timbon.

»Ich habe es über den Computer versucht«, erklärte Cerai Hahn. »Es gibt dieses Wort in verschiedenen Sprachen. Die Übersetzungen reichen von ›wahrnehmen‹ über ›sehen‹ bis zu ›Wachsamkeit‹ oder ›Wächter‹. Das Wort kann aber auch ein Trugbild, eine Halluzination, eine Illusion oder eine Einbildung bezeichnen. Es kann sich um ein Idol, aber auch um ein Ideal handeln. Wir haben die freie Wahl.«

»Nein«, sagte Timbon bedächtig. »Eben die haben wir nicht. Wir müssen davon ausgehen, dass Voire etwas ist, das für die Porleyter außerordentlich wichtig ist. Voire wird nicht vieldeutig, sondern eindeutig festgelegt sein. Wie lautet die Übersetzung in der Sprache der Mächtigen?«

»Selbst da gibt es verschiedene Möglichkeiten«, erklärte Cerai Hahn nachdenklich. »Die Sprache der Mächtigen ist sehr komplex, aber sie lässt sich in drei Bereiche unterteilen. Eine große Anzahl von Wörtern sind neutral. Sie bezeichnen Handlungen, Zustände, Eigenschaften. Im allgemeinen werden sie in der Ursprungsform gebraucht, aber durch bestimmte Nuancen in der Aussprache und in der Betonung kann man ihnen einen negativen oder positiven Wert verleihen, oder sie als indifferent erklären. Es gibt aber auch Wörter, die von vornherein wertend sind. Sadismus, Krieg und Mord zum Beispiel lassen sich in diesen Vokabeln nur negativ ausdrücken, Geburt, Tod, Verständnis und Liebe dagegen nur positiv.«

»Und zu welcher Gruppe gehört Voire?«

»Dieses Wort ist nie zuvor in die Speicher eingespeist worden«, erklärte Cerai bedrückt.

»Aber du hast doch eben gesagt ...«

»Ich weiß«, wehrte sie ärgerlich ab. »Aber das waren Ableitungen. Unsere Kenntnisse dieser Sprache sind ziemlich gering. Ich würde annehmen, dass Voire zur positiven Gruppe gehört, aber ich bin mir nicht restlos sicher. Außerdem ergibt es keinen Sinn.«

»Warum nicht?«

»Nach allen Ableitungen bezeichnet dieses Wort allem Anschein nach nur einen besonderen Zustand oder eine Fähigkeit«, sagte Cerai zögernd.

»Zum Teufel mit all der Theorie!«, brauste Timbon auf. »Wie würdest du es übersetzen?«

»Liebe«, sagte Cerai leise. »Und zwar die reinste und höchste Form der Liebe. Und nun frage ich dich: Wie passt das zu dem Begriff WAFFE? Es muss ein Fehler vorliegen. Irgendwo habe ich etwas falsch interpretiert.«

Timbon sah sie nachdenklich an.

»Vielleicht«, meinte er schließlich schulterzuckend. Dann blieb er plötzlich stehen und sah in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

»Haben wir eigentlich die Schleuse geschlossen?«, fragte er erschrocken.

»Natürlich haben wir das!«, sagte Cerai spontan, dann zögerte sie. »Oder nicht? Verdammt, was ist los mit uns? Was hatten wir dort überhaupt zu suchen? Wie, um alles in der Welt, konnten wir auf die Idee kommen, in einer solchen Situation dorthin zu gehen, nur um uns den letzten Sonnenuntergang hier auf Yurgill anzusehen?«

Timbon sah sie erschrocken an. Er strich sich über die Stirn, als müsse er angestrengt nachdenken, aber nach einigen Sekunden schüttelte er ärgerlich den Kopf.

»Es ist nichts Geheimnisvolles dabei«, murmelte er. »Wir sind eben auch nur Menschen. Yurgill ist ein sehr schöner Planet. Ich sah auf den Bildschirmen, wie dieses Farbenspiel sich anbahnte, und ich wollte es sehen – nicht nur auf dem Schirm. Ist etwas dagegen einzuwenden? Außerdem – wir wurden in der Zentrale nicht gebraucht. Die drei anderen konnten die Vorbereitungen allein übernehmen. Sie sind sowieso weitgehend auf die Roboter angewiesen. Warum hätten wir dort herumsitzen sollen? Und wir können nun sicher sein, dass der Porleyter nicht in der Nähe ist.«

»Vielleicht doch«, meinte Cerai beunruhigt.

»Wie meinst du das?«

»Komm!«, flüsterte sie und ergriff seinen Arm. »Ich habe so eine Ahnung – wir sollten uns beeilen!«

»He, nicht so schnell!«, protestierte Timbon. »Was ist überhaupt los? Wovon redest du?«

Cerai Hahn antwortete nicht. Sie zog den großen dunklen Mann mit sich, und er folgte ihr verständnislos.

 

*

 

Es war ein seltsames Gefühl. Die Kommandozentrale der gewaltigen SODOM war von Hektik erfüllt, aber sie war dennoch fast leer. Callamon, Gucky und Alaska Saedelaere wirkten fast verloren in diesem großen Raum, und den geschäftig hantierenden Robotern gegenüber wirkten sie wie die letzten Vertreter einer seltsamen Zivilisation, die auf verlorenem Posten kämpften. Die Hektik ging in erster Linie von den Robotern, aber auch von den übrigen technischen Geräten aus.

Die SODOM hatte seit gut 1600 Jahren in einem Hangar gestanden, und die Zeit war nicht spurlos an dem Schiff vorübergegangen. Das war auch der Grund, warum man sich noch immer auf Yurgill befand. An und für sich hatten sie sofort starten wollen, aber das wäre unter den bestehenden Voraussetzungen sehr unvernünftig gewesen. So hatten sie sich darauf beschränkt, das Schiff aus dem Hangar hinauszubringen und darauf zu warten, dass die Roboter mit den notwendigen Arbeiten fertig wurden. Auch danach würde die SODOM kein Schiff sein, mit dem man beispielsweise kreuz und quer durch diesen Sternenhaufen fliegen konnte, aber den kurzen Sprung zum Nachbarplaneten sollte sie wohl schaffen.

Mittlerweile waren die Reparaturarbeiten fast abgeschlossen. Einige Schäden hatten sich nicht beseitigen lassen. Die SODOM war dennoch flugfähig – jedenfalls behauptete Clifton Callamon das. Als Cerai Hahn und Nuru Timbon in der Zentrale eintrafen, war gerade eine lebhafte Diskussion über dieses Thema im Gange.

»Die SODOM schafft das!«, erklärte Callamon energisch.

»Niemand sagt, dass sie es nicht schafft«, wehrte Gucky ab. »Aber es wäre vernünftiger, eines der Beiboote zu nehmen. Wenn wir mit diesem riesigen Kasten über Zhruut erscheinen, könnte man uns das übel nehmen.«

»Dort lebt niemand mehr«, versicherte Callamon.

»Woher willst du das so genau wissen?«

»Von Dano. Er hat genug Informationen in meinem Schädel hinterlassen.«

»Glaubst du, dass man sich auf den Porleyter verlassen kann?«, fragte der Mausbiber skeptisch. »Der Bursche ist doch offensichtlich nicht mehr ganz richtig im Kopf, und abgesehen davon kann er unmöglich über alles informiert sein, was sich auf den übrigen vier Planeten von Neu-Moragan-Pordh abspielt.«

Clifton Callamon sah den Ilt nachdenklich an.

»Was ist los mit dir?«, erkundigte er sich schließlich. »Normalerweise wüsstest du doch längst, warum ich die SODOM nicht zurücklassen will, und dass es hoffnungslos ist, mich umstimmen zu wollen.«

»Ich kann es mir schon denken«, murmelte Gucky düster. »Dir spuken die alten Traditionen im Kopf herum. Du wirst dein Schiff nicht im Stich lassen – nicht, ehe es endgültig zu Schrott geworden ist.«

»Da hast du recht«, nickte der Terraner. »Aber diese Antwort genügt mir nicht.«

Und gleichzeitig dachte er:

Seit wann hast du eine so lange Leitung, Kleiner? Ist dein Gehirn mittlerweile ein bisschen eingerostet?

Er war nie in die Verlegenheit gekommen, von Gucky »Flugunterricht« zu erhalten, aber eine Reaktion auf eine so drastische Bemerkung hätte man wohl erwarten sollen. Statt dessen zuckte der Mausbiber die Schultern und erklärte: »Ich schnüffle eben nicht ständig in fremder Leute Gedanken herum!«

CC zuckte zusammen, denn diese Antwort klang so abweisend, als wären sie sich tatsächlich fremd. Zu allem Überfluss drehte Gucky sich um und watschelte ohne ein weiteres Wort davon.

»Welche Laus ist dem denn über die Leber gelaufen?«, stieß Clifton Callamon hervor. »Wissen Sie etwas?«

Alaska Saedelaere hatte sich allmählich halbwegs daran gewöhnt, gesiezt zu werden, aber angenehm war es ihm noch immer nicht.

»Nein«, brummte er. »Er wird schon darüber reden, wenn er die Zeit für gekommen hält. Es ist sinnlos, ihn ausfragen zu wollen.«

»Wem erzählen Sie das?«, fragte CC mit leisem Spott. »Ich kenne ihn selbst lange genug.«

Er drehte sich um und beobachtete Cerai Hahn, die an ein Kontrollpult getreten war und die Lagerräume der SODOM unter die Lupe nahm.

»Ausflug beendet?«, fragte er mit freundlichem Spott.

»Ja«, sagte sie einsilbig.

Callamon seufzte und ging zu ihr hinüber.

»Es tut mir leid«, sagte er leise. »Aber Sie werden selbst zugeben müssen, dass es unvernünftig war, sich so lange in eine geöffnete Schleuse zu stellen. Was hätten Sie denn gemacht, wenn der Porleyter Sie dort angegriffen hätte?«

»Er hat nicht angegriffen«, stellte sie fest. »Warum sollte er auch? Hinter uns ist er ja nicht her. Er will Sie haben, und ich bin sicher, dass er Sie nicht so leicht entkommen lässt.«

»Es wird ihm schwer fallen, uns nach Zhruut zu folgen«, bemerkte Callamon mit leichtem Spott. »Zu Fuß wird er nicht gehen können.«

Sie sah ärgerlich zu ihm auf.

»Sie halten mich wohl für sehr dumm, wie?«, fragte sie unwillig.

»Aber nein«, versicherte er eilig. »Ganz im Gegenteil. Aber im Augenblick weiß ich nicht, worauf Sie hinauswollen.«

Cerai Hahn deutete auf die Bildschirme, die die Umgebung der SODOM zeigten.

»Wir befinden uns nun schon seit Stunden an diesem Ort«, sagte sie leise. »Wundert es Sie nicht, dass er uns so lange in Ruhe gelassen hat? Ich hatte erwartet, dass er alles versuchen würde, um uns von der SODOM fernzuhalten, aber er hat sich einfach zurückgezogen.«

»Und das beunruhigt Sie?«

»Sehr sogar«, erklärte sie ernst. »Sagen Sie, was werden wir auf Zhruut finden?«

»In erster Linie die zentrale Schaltstation. Wenn wir da hineinkommen und die richtigen Knöpfe erwischen, wird die Barriere um Neu-Moragan-Pordh erlöschen.«

»Ja«, murmelte Cerai Hahn nachdenklich. »Und dann kann Perry endlich diese Anlage näher in Augenschein nehmen.«

Callamon wirkte für einen Augenblick schockiert. Es erschien ihm nach wie vor als geradezu unanständig, den Großadministrator beim Vornamen zu nennen – einfach so. Andererseits war Perry Rhodan kein Großadministrator mehr. Die Zeiten hatten sich geändert. Clifton Callamon war sich der Tatsache bewusst, dass er ein Anachronismus war. Die Geschichte war über ihn hinweggegangen, und es fiel ihm schwer, den richtigen Anschluss zu finden. Er zweifelte jedoch nicht daran, dass es ihm irgendwann gelingen würde.

»Die zentrale Schaltstation ist nur eines von den Zielen, die Sie im Auge haben«, sagte Cerai Hahn mitten in seine Gedanken hinein. »Da ist noch etwas. Sie haben es mal erwähnt.«

»Sie meinen die WAFFE?«

»Ja.«

Callamon lachte.

»Ich werde sie wohl kaum finden«, behauptete er. »Und wenn ich sie doch finde, werde ich nicht wissen, was ich damit anfangen soll. Die Technik der Porleyter ist fremdartig und schwer zu verstehen.«

»Auch für Sie?«

Unwillkürlich sah Callamon an sich hinab. Er wusste, dass der Porleyter einschneidende Maßnahmen getroffen hatte, um diesen Körper für sich bewohnbar zu machen. Callamons Herz war entfernt und gegen ein technisches Gebilde ausgetauscht worden, und sein Stoffwechsel wurde von einem anderen Gerät reguliert. Er besaß die relative Unsterblichkeit. Aber er wusste deshalb noch lange nicht, wie das alles funktionierte.

Ähnlich ging es ihm mit vielen anderen porleytischen Einrichtungen. Er sah sie, wusste, welchem Zweck sie dienten und wie man sie in Betrieb setzte – aber die tieferen Geheimnisse blieben ihm verborgen.

»Warum inspizieren Sie die Lagerräume?«, wich er auf ein anderes Thema aus.

»Es geht um Turghyr-Dano-Kerg«, sagte Cerai Hahn leise. »Ich habe den Verdacht, dass der Porleyter im Körper der Kärraxe bereits an Bord der SODOM ist.«

»Die Kärraxe ist gut zwanzig Meter lang«, bemerkte Callamon. »Sie ist also kaum zu übersehen.«

»Da bin ich mir nicht so sicher«, murmelte die Terranerin. »Wir sollten eines der Beiboote benutzen, am besten eine Space-Jet. Da passt dieses Ungetüm wenigstens nicht hinein.«

Porleyter.