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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Epilog

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 1761

 

Konfrontation auf Connox

 

Auf der Konferenzwelt der Crypers – Atlan und Tekener im Einsatz

 

von Peter Terrid

 

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Wie ein Heuschreckenschwarm sind Millionen von Galaktikern in der kleinen Galaxis Hirdobaan eingefallen, rund 118 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Ihr einziges Ziel: Sie wollen Imprint-Waren kaufen, wollen den »Zauber der Hamamesch« wieder spüren.

Die Imprint-Outlaws wurden durch einen bislang undurchschaubaren Plan der fischähnlichen Hamamesch nach Hirdobaan gelockt: Zuerst machten die Händler sie mit mysteriösen Waren süchtig, und dann sagten sie, man könne in ihrer Heimat mehr von diesem Zauber bekommen.

Als die BASIS im Sommer 1220 Neuer Galaktischer Zeitrechnung unter dem Kommando von Perry Rhodan vor der kleinen Galaxis eintrifft, werden auch Rhodan und seine Freunde mit dieser ungewohnten Situation konfrontiert. Sie erfahren einige Hintergründe über das Machtsystem der Hamamesch und über ihre Gegner, die Crypers. Bei der BASIS sammeln sich Hunderte von galaktischen Raumschiffen.

Kompliziert wird die Situation in Hirdobaan durch kampfstarke Einheiten der Imprint-Outlaws, die auf eigene Faust die Galaxis durchstöbern. Dazu gehören auch Schiffe der Unither, die in einem Raumgefecht mit den Fermyyd, der Ordnungstruppe der kleinen Galaxis, aufgerieben werden, sowie eine starke Akonen-Flotte.

Atlan und Ronald Tekener freunden sich mit Coram-Till an, dem Anführer einer Gruppe von Crypers. Coram-Tills Ziel ist, das System der Hamamesch zu stürzen. Die Galaktiker vereiteln ein verräterisches Spiel auf Ambraux, der Heimatwelt des Rebellen. Doch dann kommt es zur KONFRONTATION AUF CONNOX ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide gerät in eine Falle.

Ronald Tekener – Der Smiler im Intrigennetz der Crypers.

Coram-Till – Ein Cryper-Anführer soll getötet werden.

Homer G. Adams – Der ehemalige Hanse-Chef giert nach Imprint-Waren.

Radan-Mech – Ein dämonischer Oberpriester.

1.

 

»Sie belauern uns!«

Esker »Harry« Harrors Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln. Die grimmige Feststellung des Galaktikers an den Orterschirmen war zweifellos richtig, aber auch allzu offensichtlich.

Harold Nyman hatte seinen Sessel fast in die Horizontale gekippt, lag lang ausgestreckt auf den pneumatischen Polstern und hatte die Augen geschlossen. Es war nicht zu erkennen, ob er nur nachdachte oder tatsächlich schlief.

Harror warf einen Blick auf den Brustkorb seines Gefährten. Der Rhythmus der Bewegung verriet, dass Nyman vermutlich meditierte; für einen Schlafenden holte er zu oft Luft.

Der junge und ein wenig aufgeregte Galaktiker an der Ortung blickte hinüber zu Esker Harror.

»Ob sie uns angreifen werden?«

Die Frage war naheliegend.

Die ORMIGO mit Harror und Nyman an Bord war bis vor kurzem von Einheiten genau jenes Typs, der nun eine Belagerungsflotte gebildet hatte, durch den Burugar-Oktanten gejagt worden. Die charakteristische Form und die Regenbogen-Bemalung dieser Schiffe machten klar, dass die Galaktiker von Fermyyd eingekreist worden waren.

Wie die Besatzungen dieser Schiffe genannt wurden, wusste man; zu sehen bekommen hatte man allerdings keinen einzigen Angehörigen dieses Volkes. Man wusste nur, dass sie im Gebiet der Kleingalaxis Hirdobaan die Aufgaben einer sehr rabiaten und entsprechend gefürchteten Polizeiorganisation übernommen hatten.

Und damit war der Wissensstand der Galaktiker um Harror und Nyman auch fast schon erschöpft. Wer die Fermyyd waren, wie sie aussahen, wer ihnen die Befehle gab, welche Macht hinter ihnen stand – alles das war unbekannt. Viele Details zu Hirdobaan waren erst zum kleinsten Teil bekannt. »Werden sie uns wieder attackieren?«

»Höchstwahrscheinlich nicht«, antwortete Harror gelassen. »Jedenfalls nicht so schnell.«

Inzwischen war die Ortung nicht untätig gewesen; man wusste inzwischen, wohin man bei der rätselhaften Transition versetzt worden war. Die ORMIGO und ihre 385 Begleitschiffe bewegten sich nun in langsamer Unterlichtfahrt durch den Ammach-Oktanten.

Über dieses Segment der Kleingalaxis Hirdobaan war bis jetzt nicht sonderlich viel bekannt; Harror kannte den Namen dieses Oktanten, und er wusste auch, dass der Fürst dieses Handelssektors Clarven genannt wurde.

Welche Pläne der Fürst verfolgte, war unbekannt. Wenn, wie zu erwarten war, sich die Nachrichten vom Auftauchen und vor allem vom Benehmen der Imprint-Outlaws in Hirdobaan herumgesprochen hatten, würde der Fürst wissen, dass er es mit einer großen Zahl von Galaktikern zu tun hatte, deren seelische Fassungskraft weitgehend erschöpft war.

Der lange Weg nach Hirdobaan war für viele, wenn nicht alle Imprint-Süchtigen ein wahres Martyrium gewesen. Und jetzt, am Ziel angekommen, waren sie mit der Tatsache konfrontiert worden, dass es keine Imprint-Waren gab, nicht einmal bei den Hamamesch. Dementsprechend lagen bei vielen die Nerven blank. Manche waren bis ins Mark deprimiert und zeigten alle Anzeichen eines ausgeprägten präsuizidalen Syndroms. Bei anderen äußerte sich die Anspannung in aggressiven Reden und Wunschträumen, die sehr leicht in offene Feindschaft umschlagen konnten.

»Hey!«, klang es plötzlich durch die Zentrale. »Wir werden angefunkt!«

»Verbindung herstellen!«, forderte Esker Harror.

»Wir bekommen nur Ton, kein Bild!«, wurde er informiert. »Die Signale kommen von einem der Regenbogenschiffe!«

Harold Nyman brachte seinen Sessel in die normale Position und öffnete die Augen. Er wechselte einen raschen Blick mit Harror.

Es hing von der Botschaft der Fermyyd ab, was sich als Nächstes ereignen würde.

»An die Schiffe der Eindringlinge, die sich Galaktiker nennen ...!«

Eine raue, mit technischen Mitteln leicht verzerrte Stimme klang durch die Zentrale der ORMIGO.

Harold Nyman wölbte die rechte Braue. »Wer immer man ist, man hält sich bedeckt«, murmelte er.

»Wir wissen, dass ihr gekommen seid, um gewisse Waren zu tauschen«, fuhr die Stimme fort. »Die Gelegenheit dazu sollt ihr bekommen!«

Von einem Augenblick auf den anderen war jeder in der ORMIGO und in den anderen Schiffen hellwach. Das war die Botschaft, auf die allgemein gewartet worden war. Nach Jahren endlich am Ziel: Imprint-Ware.

»Was müssen wir tun?«, fragte Harold Nyman schnell. »Was sind eure Bedingungen?«

Die Fermyyd waren keine Händler, von ihnen waren keine Waren zu erwarten. Wenn, dann würden Imprint-Güter wohl von den Hamamesch geliefert.

»Begebt euch zur Containerwelt Rixxo«, fuhr der Fermyyd fort. »Die Koordinaten werden euch zugespielt werden.«

»Wo liegt diese Welt?«, fasste Harror nach.

»In diesem Oktanten«, wurde ihm geantwortet. »Begebt euch sofort dorthin und bezieht dort Warteposition.«

Man musste kein geschulter Xeno-Psychologe sein, um in der ausklingenden Stimme ein drohendes »Andernfalls ...« herauszuhören.

»Und wenn wir eure Anweisung befolgt haben?«

»Die von euch gewünschte Ware wird dort angeliefert und verteilt«, beteuerte der unsichtbare Sprecher. »Es ist unbedingt nötig, dass ihr euch bis dahin ruhig verhaltet. Die Lieferung kann nicht gewährleistet werden, wenn ihr weiterhin eine Bedrohung für die öffentliche Sicherheit darstellt!«

»Pah!«, machte Harold Nyman leise.

Der Fermyyd verstummte, wenig später wurden kosmonavigatorische Daten an die ORMIGO überspielt, nach denen sich die Flotte der Galaktiker zu richten hatte.

»Es könnte eine Falle sein, ein Hinterhalt«, ließ sich Harold Nyman vernehmen.

Esker »Harry« Harror schüttelte den Kopf.

»Unwahrscheinlich«, analysierte er. »In der Falle haben sie uns schon hier. Unsere Kampfkraft ist zwar höher als ihre, aber das gilt für gut bemannte und technisch einwandfreie Schiffe auf unserer Seite, und damit trifft es nicht zu. Außerdem können sie jederzeit Verstärkung herbeirufen. Nein, es handelt sich nicht um diese Art von Falle. Aber irgendein undurchsichtiges Manöver könnten sie im Schilde führen. Und wenn es nur die Absicht ist, uns am langen Arm zappeln zu lassen und hinzuhalten.«

»Aber wir sollten uns vorsehen«, warnte Nyman.

Harror lächelte freudlos. »Das werden wir«, versprach er.

Die ORMIGO nahm Fahrt auf, die anderen Schiffe ebenfalls. Die Flotte der Galaktiker hatte bei weitem nicht mehr den technischen Standard, den sie beim Aufbruch von der Milchstraße gehabt hatte. Die Technik der Galaktiker hatte während des mehrjährigen Fluges naturgemäß gelitten, und die Imprint-Süchtigen an Bord waren keine hochkarätigen Spezialisten. Die Aggregate leidlich zu bedienen, waren sie imstande; sie sorgsam zu pflegen, zu warten und instand zu halten, das ging über die Kräfte der Imprint-Outlaws.

Infolgedessen hatte sich die ursprüngliche Flotte während des Fluges verkleinert, und auch jetzt musste befürchtet werden, dass die eine oder andere Einheit ausgemustert werden musste.

Die Beschleunigungswerte waren unterschiedlich, die Kurse wichen voneinander ab, eine wirkungsvolle Hierarchie zur Koordination der einzelnen Manöver hatte sich trotz der langen Jahre des Fluges nie entwickeln können. Die angeschlagene Psyche der Imprint-Outlaws ließ so etwas einfach nicht zu.

Die Bemühungen von Harror und Nyman, die Flotte beieinanderzuhalten, hatten wenig mit einem Oberbefehl oder Kommandogewalt zu tun; sie glichen mehr den Anstrengungen eines Hütehundes, eine nervös gewordene Herde zusammenzuhalten.

In gewisser Weise wurden ihre Aktionen von den Fermyyd unterstützt; die Regenbogenschiffe bildeten einen Kordon um die Flotte der Galaktiker, in weitem Abstand zwar, aber hinreichend deutlich, um jedem Kommandanten anzuzeigen, wohin er sich nicht bewegen durfte.

Bei einem Pulk wie diesem war an längere Hyperraum-Manöver nicht zu denken; immer wieder fiel die Flotte der Galaktiker in den Normalraum zurück, getreulich begleitet von den Fermyyd, die ihre »Schäfchen« nicht aus den Augen ließen. Jedes Mal wurde neu geortet, wurden die Kurse neu berechnet und ein neues Manöver gestartet.

Die Fermyyd blieben auch in der Nähe, als das Zielsystem erreicht war: das System der Containerwelt Rixxo.

»Kaum Schiffsbewegungen!«, meldete die Ortung. »Abgesehen von den Fermyyd und von uns selbst.«

Esker Harror starrte auf die Bildschirme, die Rixxo zeigten. Noch war von dem Planeten kaum mehr zu sehen als eine kleine Scheibe, blau, weiß und braun geädert – der Braunton überwog bei weitem.

»Vielleicht sind die Waren schon zur Stelle!«, murmelte Harold Nyman; seine Stimme klang angespannt. Das Ziel schien zum Greifen nahe.

Harror konnte seinen Gefährten gut verstehen. In ihm brannte die gleiche verzehrende Gier nach Imprint-Ware wie in jedem anderen an Bord. Aber noch funktionierte Harrors Verstand.

»Ich glaube nicht, dass sie schon vorrätig ist«, überlegte er laut. »Die Hamamesch werden sie nicht so ohne weiteres herausgeben. Sie haben ihren Profit im Sinn. Sie werden uns zappeln lassen.«

»Das werden sie nicht wagen ...!«, klang es in seinem Rücken auf.

»Abwarten!«, empfahl Harror grimmig. »Das ist alles, was wir im Augenblick machen können – abwarten.«

»Und wenn sich nichts tut?«, wurde er gefragt.

Esker Harror holte tief Luft.

»Dann werden wir uns eben holen müssen, was man uns nicht bringt«, sagte er halblaut.

»Mit Gewalt?«

Er schwieg einige Sekunden lang und dachte angestrengt nach.

Dann nickte er zögernd. »Notfalls auch das ...!«

2.

 

Die Sydorrierin rührte sich nicht. Ihr Blick wanderte hinüber zu Homer G. Adams.

»Weg mit der Waffe!«, herrschte der Aktivatorträger den Plophoser an, der mit gezücktem Vibratormesser vor Kamhele stand. »Das bringt uns keinen einzigen Schritt weiter.«

»Ach was«, stieß der Plophoser hervor. Er hieß Qulor Desan. Seine Zähne mahlten unaufhörlich, sein Blick flackerte. »Sie weiß sicher, wo es Ware gibt. Schließlich ist sie die Freundin von Jeschdean von Mereosch, und der weiß ganz bestimmt, wo es Ware gibt.« Er wandte den Kopf und schickte einen herausfordernden Blick zu Adams. »Wenn ein Handelsfürst nicht Bescheid weiß, wer dann?«

»Jeschdean hat selbst keine Ahnung«, antwortete Adams.

»Das sagst du, aber woher wissen wir, dass er dich nicht getäuscht hat? Bist du unfehlbar?«

»So wenig wie du!«, gab Adams zurück. »Ich sag's zum zweiten Mal: Weg mit der Waffe!«

»Stell dich nicht so an«, gab der Plophoser zurück. »Ich will ihr ja nichts tun, nicht wirklich. Nur ein bisschen kitzeln, bis sie mit der Wahrheit herausrückt.«

Adams musterte ihn kalt.

Kamhele regte sich nicht, sie blickte den vor ihr stehenden Galaktiker lediglich mit ihren auffälligen Augen an: groß, dunkel und von langen Wimpern halb verschleiert. Was in ihrem Inneren vorging, ließ sich ihrem Gesicht nicht entnehmen.

»Du gefährdest damit die Versorgung für uns alle«, hielt Adams dem erregten Mann vor. »Wir haben eine Zusage, dass wir ...«

»Pah!«, fiel ihm der Plophoser ins Wort. »Von einer Geisterstimme, einem Unbekannten ... Was ist das schon?«

»Ich vermute sehr stark, dass dieser Unbekannte niemand Geringerer ist als Gomasch Endredde selbst«, entgegnete der Aktivatorträger ruhig.

»Für diese Vermutung können wir uns nichts kaufen, buchstäblich«, hielt ihm Qulor Desan entgegen. »Du kannst dich täuschen, er kann dich getäuscht haben. Vielleicht ist er gar nicht dieser Endredde, und selbst wenn – er könnte dich belogen haben.«

Homer G. Adams nickte sanft.

»Das könnte er«, stimmte er ruhig zu. »Aber warum sollte er? Weil er Angst vor uns hat? Lügen sind ein Zeichen für Schwäche, und in diesem Spiel sind wir die Schwächeren. Wir brauchen die Waren, das weiß Gomasch Endredde. Wenn er uns hinhalten will, dann wird er das tun; wir können ihn nicht zwingen.«

»Vielleicht doch«, knirschte Qulor Desan. »Wenn wir uns mit diesem Geschöpf hier ein wenig befassen. Vielleicht liegt ihm etwas an ihr, wer weiß? Ausprobieren kann man es ja!«

»Auf die Gefahr hin, unser Gegenüber zu verärgern und Wut in ihm zu erregen? Mit der Folge, dass wir alle von der Verteilung der Imprint-Waren ausgeschlossen werden? Du spielst um unser aller Glück und Wohlbefinden. Und ganz offenkundig stellst du deine persönlichen Bedürfnisse über die aller anderen an Bord der TANKSET!«

Der Plophoser zögerte.

»Zum letzten Mal«, sagte Homer G. Adams beherrscht, aber mit Nachdruck. »Weg mit der Waffe!«

Der Plophoser schüttelte den Kopf.

Im nächsten Augenblick zischte ein Strahlschuss durch die Zentrale der TANKSET. Tödlich getroffen brach Qulor Desan zusammen, das Messer landete mit leisem Klirren auf dem Boden.

Homer G. Adams wandte den Kopf.

Ein bronzehäutiger Marsianer versenkte ungerührt seine Waffe wieder im Halfter.

»Er war uneinsichtig«, sagte der Mann ruhig. »Und ich war es leid, dem Gezänk zuzuhören. Du hast Recht, er hätte uns alle möglicherweise in Schwierigkeiten gebracht.«

»Ist das vielleicht ein hinreichender Grund, ihn einfach umzubringen?«, fragte Homer G. Adams scharf.

Der Marsianer hob die Schultern.

»Nicht viel schlechter als alle anderen bekannten Gründe auch«, gab er zynisch zurück.