Nr. 105

 

Die Geisterflotte

 

Sie steigen aus ihren Gräbern – und greifen die Erde an ...

 

von CLARK DARLTON

 

 

Mit dem Ende des 21. und dem Beginn des 22. Jahrhunderts ist eine neue Menschheitsepoche angebrochen.

Dem Arkoniden Atlan ist es mit Unterstützung der Menschen gelungen, seine Stellung als Imperator zu festigen. Das Bündnis zwischen Arkon und dem Solaren Imperium hat Früchte getragen – speziell für die Terraner, von denen viele bereits wichtige Positionen auf Arkon selbst einnehmen. Atlan muss dies dulden, da er sich auf die meisten seiner Landsleute nicht verlassen kann.

Das Solare Imperium ist zur bedeutendsten Handelsmacht am Rande der Milchstraße geworden. Seit 22 Jahren gibt es geradezu einen Strom von Auswanderern zu geeigneten Siedlungswelten. Desgleichen existieren auf vielen von anderen Intelligenzen bewohnten Planeten terranische Gesandtschaften und Handelsniederlassungen.

Aber die Lage ist trotzdem nicht rosig, denn man weiß ja inzwischen aus trüber Erfahrung, dass es eine Macht in der Milchstraße gibt, die weder für Arkoniden, noch für Terraner Sympathien empfindet: Die Akonen aus dem Blauen System!

Perry Rhodan ist über den mit Müh und Not abgewehrten Seuchenangriff der Akonen noch zutiefst beunruhigt. Alle Überlegungen führen zu dem Schluss, dass die Akonen, die geheimnisvollen Vorväter der Arkoniden, die Menschen als lästiges Ungeziefer betrachten und auch dementsprechend behandeln.

Was werden die Akonen als nächstes unternehmen ...?

Patrouillenschiffe bewachen das Blaue System, um jede Angriffsvorbereitung weiterzumelden – doch DIE GEISTERFLOTTE können sie nicht orten ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Erster Administrator des Solaren Imperiums.

Geral-Khor – Ein pflichtbewusster Arkonide.

Major Bellefjord, Kadett Rumpus und Sgt. Meister – Sie statten dem Blauen System einen Zufallsbesuch ab.

Gucky – Der Mausbiber wundert sich, weil man ihn nicht kennt.

Reginald Bull – Er will jemand erwürgen, den es gar nicht gibt.

Tanor und Gagolk – Zwei Arkoniden, die im Auftrag eines längst verstorbenen Herrschers handeln.

1.

 

Die blaue Riesensonne wurde von einem erdähnlichen Planeten umkreist. Er hatte eine Schwerkraft von 1,1 Gravos, eine dichte Sauerstoffatmosphäre mit einem ungewöhnlich hellblauen Himmel. Die Kontinente verrieten eindeutig die Besiedlung durch eine intelligente und technisch hochstehende Rasse.

Nicht nur die Sonne war blau, und nicht nur der Himmel des fünften Planeten besaß diese eigentümliche Farbtönung. Um das gesamte System legte sich wie eine Kugelschale der bläuliche Schimmer eines fast durchsichtigen Energieschirms, was Rhodan bei der Entdeckung dazu veranlasst hatte, das Imperium der Akonen »Blaues System« zu taufen.

Den Planeten nannte er »Sphinx«.

Sphinx hatte zwei Monde; der eine war klein und ohne Bedeutung, aber der andere, etwa so groß wie Merkur, ersetzte mit seinen Materietransmitteranlagen eine ganze Raumflotte. Im Grunde genommen war dieser Mond eine gigantische Sendestation. Von ihm aus konnten die Akonen Güter und Material, aber auch Waffen und sich selbst zu jedem Punkt der Milchstraße schicken, vorausgesetzt, dort befand sich die entsprechende Empfangsstation.

Gelänge es ihnen also, um ein Beispiel anzuführen, einen solchen Empfänger unbemerkt zur Erde zu schaffen und dort aufzustellen, so wären sie ohne weiteres in der Lage, eine Invasion einzuleiten – ohne auch nur ein einziges Raumschiff einzusetzen.

Einmal hatten sie es versucht und das Plasmamonster wüten lassen, wodurch die Menschheit an den Rand des Abgrunds geraten war.

Rhodan war sicher, dass es nicht bei diesem Versuch bleiben würde, aber er ahnte auch, dass bloße Defensive nicht das richtige Mittel war, einem heimtückischen Angriff der Akonen zu begegnen. Man musste im Gegenteil die Vorfahren der Arkoniden aus ihrem wohlbeschützten Blauen System herauslocken.

Mehr als drei Dutzend Leichte und Schwere Kreuzer der terranischen Raumflotte patrouillierten am Rand des blauschimmernden Energieschirms und versuchten, eine Lücke zu finden. Aber es gab keine Lücke.

Es war daher für die Terraner auch nicht möglich, Kenntnis über die Vorgänge zu erhalten, die sich auf Sphinx und seinem größeren Mond abspielten. Es geschahen keine besonders aufregenden Dinge, wenigstens hatte es nicht den Anschein. Auf der Erde oder dem irdischen Mond starteten täglich Hunderte von Raumschiffen, ohne dass man dieser Tatsache eine Bedeutung beigemessen hätte.

Die Akonen aber besaßen so gut wie keine Schiffe, da sie den gesamten Güter- oder Personenverkehr mit Hilfe ihrer Transmitter abwickelten. Schiffe wurden höchstens dann benötigt, wenn man auf einem bisher unbekannten oder nicht erschlossenen Weltkörper eine Transmitterstation einzurichten hatte.

Auf dem Mond des fünften Planeten wurde ein Schiff startbereit gemacht.

Es war kein sehr großes Schiff, aber es besaß die typische Kugelform der arkonidischen Bauweise, wenn auch die beiden Pole auffallend stark abgeflacht waren. Techniker nahmen die letzten Inspektionen vor, und wie es schien, gingen sie dabei sorgfältiger zu Werke als jeder irdische Ingenieur. Aber auch das war nur eine Täuschung. Lediglich verlangte auch hier die besondere Aufgabe besondere Vorbereitungen. Denn das Schiff war kein gewöhnliches Schiff, sondern eine geheime und einmalige Konstruktion.

Auf Sphinx versammelte sich die Mannschaft des Akonen-Schiffes und erhielt die letzten Instruktionen. Der Einsatz wurde noch einmal durchgesprochen, die Wichtigkeit des Erfolges betont und die Wirksamkeit der absoluten Überraschung garantiert. Dieser Angriff auf Arkon und damit auch auf die Erde gleiche einem Experiment, betonte der Sprecher und streckte beide Arme zum Himmel, so dass die Handflächen gegen die blaue Sonne zeigten. Er sei eine geniale Mischung aus Technik und psychologischer Spekulation – und vom Gegner erst dann zu durchschauen, wenn es für ihn bereits zu spät sei.

Dann formierte sich die Kolonne, marschierte an den Mitgliedern der Regierung und den Wissenschaftlern vorbei, marschierte weiter, auf ein hellschimmerndes Kraftfeld zu, einen flammenden Lichtbogen – Tor eines großen Materietransmitters.

Als die erste Reihe der Akonen den Lichtbogen erreichte, verschwand sie einfach. Die Männer taten einen Schritt – und waren nicht mehr da. Es war, als habe das Nichts sie geschluckt. Die zweite Reihe folgte, die dritte und alle anderen, bis die gesamte Kolonne den Planeten Sphinx auf diese seltsame und fast unbegreifliche Weise verlassen hatte.

In der gleichen Sekunde aber materialisierte dieselbe Marschkolonne auf dem Mond. Die erste Reihe kam aus einem fast identischen Lichtbogen heraus. Sie hatte mit einem einzigen Schritt die Entfernung zwischen Planet und Mond zurückgelegt, in einer einzigen Sekunde – oder noch weniger.

Die Kolonne näherte sich dem Schiff mit den abgeflachten Polen. Offiziere erstatteten Meldung. Zwischen der geöffneten Einstiegluke des Schiffes und dem Boden entstand ein flimmerndes Antigravfeld. Die Besatzung ging an Bord.

Zwanzig oder dreißig Lichtstunden entfernt patrouillierten die terranischen Kriegsschiffe. Selbst ihre empfindlichsten Instrumente konnten nicht feststellen, was auf Sphinx oder dem Mond geschah. Sie registrierten nicht einmal den Start des relativ kleinen Kugelraumers, der mit steigender Beschleunigung den Grenzen des Blauen Systems entgegeneilte und seine unbekannte Technik einsetzte, die nur scheinbar undurchdringliche Mauer an der vorgesehenen Stelle zu durchbrechen.

Das war der Augenblick, auf den die Terraner unbewusst gewartet hatten. Wenn es einem Schiff gelang, die Energiewand von innen zu durchstoßen, dann musste es auch gleichzeitig in umgekehrter Richtung möglich sein.

Auf den Bildschirmen von drei in der Nähe patrouillierenden Kreuzern zeigte sich der vorbeirasende Schatten des Akonenschiffes. Ehe eine zielstrebige Verfolgung eingeleitet und der Kurs bestimmt werden konnte, überschritt das geheimnisvolle Raumfahrzeug die einfache Lichtgeschwindigkeit und glitt in den Halbraum. Damit wurde es für die beobachtenden Terraner unsichtbar.

Auch eine weitere Verfolgung wurde damit unmöglich, denn ein Transitionsschiff konnte niemals ein mit Linearantrieb ausgerüstetes Schiff im Pararaum finden oder einholen.

Eine entsprechende Meldung ging per Hyperfunk an die Erde, aber man maß ihr nicht die Bedeutung zu, die sie verdient hätte.

Niemand ahnte, dass der Angriff begonnen hatte.

Ein Angriff in einer Form, wie es ihn noch nie gegeben hatte.

Eine Gruppe Akonen war gestartet, um ein Sternenreich in seinen Grundfesten zu erschüttern. Durch Raum und Zeit griff eine unsichtbare Faust aus der Vergangenheit in die Gegenwart und schlug zu.

Jahrtausende schrumpften zu einem Nichts zusammen.

 

*

 

»Sie betrachten uns als eine Art von Ungeziefer«, stellte Reginald Bull, Rhodans Stellvertreter, sarkastisch fest. »Die Verachtung der alten Arkoniden, damals als sie uns zum ersten Mal auf dem Mond begegneten, ist Gold dagegen.«

Solar-Marschall Freyt nickte zustimmend, sagte aber nichts. Das überließ er Rhodan, der am Kopfende des Tisches saß. Hinter ihm war das große, breite Fenster, von wo aus man fast ganz Terrania überblicken konnte. Die Hauptstadt der Erde und des Solaren Imperiums war noch weiter gewachsen, und die Randbezirke lagen weit in dem Gebiet der ehemaligen Wüste Gobi, heute fruchtbares Land.

»Also gut«, nickte nun auch Perry Rhodan. »Sie verachten uns und wollen uns wie lästiges Ungeziefer beiseite schieben oder gar vernichten. Zeugt das nicht bereits von ihrer Überheblichkeit und damit von ihrer Dummheit? Jeder, der seinen Gegner unterschätzt, ist dumm. Außerdem sind sie intolerant, denn sie dulden unsere Gegenwart nicht, obwohl sie uns genau so wenig kennen wie wir sie. Und Intoleranz, Freunde, ist ebenfalls mit Dummheit identisch.«

Freyt sagte: »Wir sind bereit, Perry. Unsere Flotten können jederzeit starten, wenn ein Angriff erfolgen sollte. Und die Akonen kennen die galaktische Position der Erde – wenigstens müssen wir das annehmen.«

»Griffen sie wenigstens an!«, wünschte Rhodan. »Und zwar mit ihren Schiffen, offen und ehrlich! Aber ich fürchte, ihr nächster Vorstoß wird genau so heimtückisch wie der erste erfolgen. Sie scheuen den Krieg, aber sie scheuen nicht den Mord. Ist die DRUSUS startklar, Bully?«

»Klar!«, nickte Reginald Bull mit dem rothaarigen Stoppelkopf. »Immer!«

»Das Mutantenkorps?«

»An Bord!«

»Deringhouse?«

»Jederzeit zu erreichen. Schließlich ist er Kommandant.«

»Gut«, stellte Rhodan fest. »Dann werden wir bald etwas unternehmen. Wenn sich die Akonen nicht entschließen können, werden wir sie dazu zwingen.« Er zögerte. »Noch eine Frage, Freyt: wie weit ist der Einbau der Linear-Triebwerke vorgeschritten? Sind schon entsprechende Schiffe einsatzbereit?«

»Einige befinden sich auf Probeflügen, in der Mondwerft wird laufend gearbeitet. Falls notwendig, kann jederzeit von dort ein Schiff mit dem neuen Überlichtantrieb angefordert werden.«

»Danke, mehr wollte ich nicht wissen.« Rhodan sah Bully, Freyt und die anderen Männer an. »Noch Fragen für heute?«

Ein General erhob sich.

»Sir, beabsichtigen Sie, noch heute zu starten?«

Rhodan lächelte.

»Nein, natürlich nicht. Ich überzeuge mich nur immer gern davon, dass ich jeden Augenblick starten könnte. Unsere Pläne stehen noch nicht fest, aber Sie werden früh genug informiert. Noch etwas?«

Später, in Rhodans Wohnung, saßen er und Bully mit noch einigen Freunden zusammen. Der Mausbiber Gucky hockte auf einer Couch in der Ecke und schien zu schlafen. Wenn er nur dabei war ...!

John Marshall, Einsatzleiter des Mutantenkorps, saß neben Rhodan. Ras Tschubai, der afrikanische Teleporter, hatte sich neben der Japanerin Ishy Matsu niedergelassen. Im Hintergrund kam leise Musik aus einem Lautsprecher.

»Es ist fast wie damals, als wir den Arkoniden gegenüberstanden«, sagte Bully. »Nur waren mir die lieber. Man wusste wenigstens, mit wem man es zu tun hatte und wo man sie finden konnte.«

»Genau das ist es!«, stimmte Marshall ihm zu. »Diesmal tappen wir fast im dunkeln. Die Akonen, Vorfahren der Arkoniden, sind noch geheimnisvoller und arroganter als diese – aber leider nicht so schwach und dekadent. Wir werden noch viel Ärger mit ihnen haben.«

»Als ob wir nicht genug Sorgen hätten«, brummte Bully, stand auf und setzte sich zu Gucky, der ihn schläfrig anblinzelte, sich aber behaglich streckte, als sein Busenfreund begann, ihm das Nackenfell zu kraulen. »Wir sollten sie einfach ignorieren.«

»Eine Gefahr wird nicht dadurch beseitige dass man sie ignoriert«, wies Rhodan ihn zurecht. »Im Gegenteil! Man vergrößert sie dadurch.«

»Was haben Sie vor, Chef?«, fragte Ras Tschubai offen.

Rhodan lächelte ihm zu.

»Sie sind immer so direkt, Ras – aber Sie sollen Ihre Antwort haben. Wir werden morgen oder übermorgen mit einer kleinen Flotte zum Stützpunkt Blaues System in Transition gehen. Dort warten schon zweihundert Einheiten. Wir werden versuchen, mit einer gleichzeitigen Gewaltaktion den Schirm zu durchdringen. Vielleicht gelingt es, wenn alle Schiffe zugleich transitieren.«

Bully hörte auf, Gucky zu kraulen.

»Wie meinst du das – zugleich transitieren? Doch nicht etwa ...?«

»Genau das!«, nickte Rhodan gleichmütig, obwohl der Zweifel in ihm nagte. »Die Gewalt der Erschütterung sollte die Energiebarriere zusammenbrechen lassen. Wenn nicht ...«

Er sagte nicht, was dann sein würde.

Bully war bleich, als er sagte: »Ein verdammtes Risiko, Perry!«

»Dich geht es nichts an, Bully, denn du wirst diesmal zurückbleiben müssen. Ich möchte, dass während meiner Abwesenheit du hier die Augen offen hältst. Ich habe das ungewisse Gefühl, als würde sonst etwas geschehen, das uns allen sehr unangenehm sein könnte.«

»Ein Angriff der Akonen?«

»Ja, vielleicht sogar eine Invasion.«

Sie schwiegen. Jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, während Bully plötzlich erkannte, dass es für sein Zurückbleiben keine Gegenargumente gab. Also hielt er den Mund. Er kraulte weiter im rotbraunen Nackenfell des Mausbibers.

In die Stille hinein wirkte das plötzliche Abbrechen der leisen Musik wie ein Signal. Es knackte. Jemand hatte sich in die Leitung eingeschaltet. Unwillkürlich sah Rhodan zum Visifon hinüber, das auf einem Schreibtisch in der anderen Ecke des Zimmers stand. Aber dort rührte sich nichts, und kein Bildschirm leuchtete auf.

»Achtung! An Perry Rhodan! Wichtig! Hyperfunkverbindung mit Arkon! Bitte, sofort melden! Hyperfunkspruch von ...«

Rhodan war aufgesprungen und zum Visifon geeilt. Mit einem Knopfdruck stellte er die Direktverbindung zur Funkzentrale von Terrania her. Dann zur Nebenstelle: Hyperfunk-Zentrale.

Ein Gesicht erschien auf dem Bildschirm. Als der Mann sprach, war es die gleiche Stimme, die vorher im Radio gewesen war.

»Verzeihung, Sir, ich wusste nicht, ob Sie zu Hause weilten – und es eilt. Daher der allgemeine Aufruf über Radio.«

»Schon gut«, gab Rhodan etwas ungehalten zurück. »Stellen Sie den Kontakt mit dem Hypersender her. Ich spreche und empfange von hier aus.«

Der Mann nickte und verschwand vom Bildschirm. Schon wenige Sekunden später erschien auf der Mattscheibe das Gesicht Atlans, Gonozal VIII., Imperator von Arkon. Die vertrauten Züge des unsterblichen Arkoniden zeigten offene Bestürzung und Verwirrung. Seine Augen suchten die Rhodans – über vierunddreißigtausend Lichtjahre hinweg.

»Was ist geschehen?«, fragte Rhodan. »Du kannst offen sprechen; bei mir sind nur engste Freunde.«

»Was geschehen ist ...? Wenn ich es nur wüsste. Etwas Grauenhaftes und Unvorstellbares ist geschehen. Jemand ist nach Arkon vorgedrungen, hat den Festungsring durchstoßen und ist auf Arkon III, der Welt des Krieges, gelandet. Ohne dass ihn jemand aufhalten konnte! Ohne dass die automatischen Geschütze feuerten! Ohne dass Alarm gegeben wurde!«

Rhodan starrte Atlan fassungslos an. Was der Imperator schilderte, war völliger Irrsinn! Es gab kein Schiff, dass den planetarischen Festungsring von Arkon durchdringen konnte! Das gab es einfach nicht! Atlan musste sich irren! Ein Missverständnis ...

»Du glaubst mir nicht?« Atlan schüttelte verwundert den Kopf. »Du musst mir glauben, Perry! Ich bin verloren, wenn wir den Fremden nicht stellen! Er sitzt auf Arkon III! Dort stehen Arkons Raumschiffwerften, die Ausbildungslager – das Robotgehirn! Das Robotgehirn! Rhodan, wenn es beschädigt wird! Wenn es in fremde Hände fällt! Ja, ich weiß, was du sagen willst: Es kann sich wehren. Aber – kann es das wirklich? Bedenke, dass die Fremden den Ring durchbrachen und dass die Geschütze nicht feuerten! Dann werden sie auch das Gehirn überlisten können.«

»Was ist mit den Wachschiffen? Haben sie den Eindringling nicht rechtzeitig bemerkt?«

»Natürlich – aber die Verfolgung war zwecklos. Sie konnten nur noch beobachten, dass der Fremde auf Arkon III landete. Dort verschwand er. Als unsere Schiffe näher herangingen, wurden sie unter Feuer genommen. Und zwar von unseren eigenen Geschützen!«

Es dauerte zehn Sekunden, ehe Rhodan antwortete: »Ich werde noch heute mit der DRUSUS und zehn weiteren Einheiten starten und Arkon direkt anfliegen. Sorge dafür, dass wir die Sperren ungehindert passieren können.«

Atlans Gesicht verriet Erleichterung.

»Ich danke dir, Perry. Vielleicht finden wir gemeinsam einen Ausweg. Dieser Fremde – kennst du ihn?«

»Wie sah das Schiff aus?«

»Eine große Kugel, aber die beiden Pole waren auffällig abgeplattet. Der Antrieb ...«

»Danke, das genügt. Die Akonen! Sie haben bereits versucht, die Erde auszuschalten. Jetzt kommen sie zu dir. Es gibt keine gefährlichere Rasse im Universum. Warte auf mich. Nimm sofort Verbindung auf, wenn etwas Auffälliges geschieht. Der Sender auf der DRUSUS bleibt auf Empfang und besetzt. Du kannst mich so jederzeit erreichen.«

»Nochmals – danke. Akonen ...? Du wirst mir Näheres über sie mitteilen?«

»Soweit ich kann, Atlan. Achte du inzwischen auf das, was auf Arkon geschieht. Beobachte die Kriegswelt. Ziehe deine Flotten zusammen und schließe Arkon III hermetisch ab. Sobald das fremde Schiff zu starten versucht, vernichte es – wenn du kannst.«

»Ich rufe dich, wenn etwas geschieht«, versprach Atlan. Dann erlosch sein Bild auf der Mattscheibe. Die Verbindung war abgebrochen worden.

Rhodan kehrte an seinen Platz zurück und setzte sich. Er sah seine Freunde an, die bisher geschwiegen hatten. Gucky war wach geworden und blickte erwartungsvoll zurück. Bully sah nicht gerade glücklich aus. Er wusste, dass der Start der DRUSUS vorverlegt werden würde.

»Heute?«, fragte er.

»Sofort!«, nickte Rhodan zurück und seufzte. »Die Arkonen greifen nach Arkon – ihrer Kolonie. Wenigstens muss sie es vor fünfzehntausend Jahren gewesen sein. Ob sie den Pakt zwischen Atlan und mir kennen?«

Bully rutschte unruhig hin und her.

»Was soll ich hier in Terrania? Die Akonen werden doch nicht Arkon und Terra zugleich angreifen. Ich bin hier überflüssig ...«

»Wo wärst du das nicht ...?«, piepste Mausbiber Gucky undankbar. Er schien vergessen zu haben, dass Bully ihn gekrault hatte, was selten genug passierte. »Ob hier oder an Bord der DRUSUS ...«