Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 71
Fehlsprung der TIGRIS
32 Männer des Solaren Sicherheitsdienstes im Sondereinsatz gegen den Robotregenten!
von KURT BRAND
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Clyde Ostal, ein erprobter Offizier des Solaren Sicherheitsdienstes, erhält in den Junitagen des Jahres 2042 von Perry Rhodan den Auftrag, den bewaffneten Frachtraumer TIGRIS zu übernehmen.
Clyde Ostal und 32 hundertfach gesiebte Angehörige des Solaren Sicherheitsdienstes sollen von der Erde aus in den Weltraum starten, um durch ihren Sondereinsatz zu ermitteln, ob der Robotregent von Arkon bereits in der Lage ist, die Eigenfrequenzen von Strukturkompensatoren anzumessen und damit die Standorte von transitierenden Raumschiffen zu ermitteln.
Bevor Major Ostal jedoch losfliegt, sind die Maschinen seines Schiffes und die Speicherbänke der Bordpositronik so präpariert worden, dass es planmäßig zum FEHLSPRUNG DER TIGRIS kommt ...
Perry Rhodan – Der Solare Administrator posiert bei den Ekhoniden als Alf Renning.
Major Clyde Ostal – Ein tüchtiger Offizier des Solaren Sicherheitsdienstes.
Peter H. Hasting und S. Seegers – Clyde Ostals Männer.
General Sutokk – Befehlshaber der arkonidischen Flotte auf Ekhas.
Egg-or – Der planetarische Abwehrchef von Ekhas.
Tako Kakuta, Fellmer Lloyd und Kitai Ishibashi – Drei Angehörige des Geheimen Mutantenkorps, die Perry Rhodan alias Alf Renning begleiten.
Drei Männer, deren Gesichter von Müdigkeit gezeichnet waren, atmeten tief durch, als die Rechenmaschine ihrer Abteilung mit einem hellen Klick die Folie ausstieß und diese leicht rasselnd vom Auffang festgehalten wurde. Zur gleichen Zeit schaltete sich das auf positronischer Basis arbeitende Gerät ab; das Summen und Vibrieren verschwand, und eine erlösende Stille machte sich im langgestreckten, von Tabakrauch geschwängerten Raum breit.
Cheflogistiker Nourag erhob sich, ging zum Aggregat und griff die Plastikfolie aus dem Auffang. Dann drehte er sich um und blickte triumphierend seine beiden Kollegen an.
Sie hatten es geschafft!
Das war der schönste Preis für eine Arbeit, die sie sechsunddreißig Stunden beschäftigt hatte.
Vor sechsunddreißig Stunden hatte der Marschall und Chef der Solaren Abwehr, Allan D. Mercant, Cheflogistiker Nourag zu sich bestellt.
»Ich benötige in vierzig Stunden präzise Koordinaten, nach denen die Position unseres Sonnensystems ... bitte, notieren Sie, Nourag ... auf Phi um 16 Grad 34 : 22, auf Psi um 03 Grad 05 : 45 und auf Chi um 44 Grad 43 : 01 versetzt erscheint. Lichtjahrabstand ... Sie haben Bewegungsfreiheit zwischen dreitausendfünfhundert und viertausendzweihundert Lichtjahren. Der erste Wert darf nicht unterschritten und der andere nicht überschritten werden. Welches System Sie sich auswählen, bleibt Ihnen und Ihren Herren überlassen.
Nach Erstellung dieser Koordinaten steht die interessante Aufgabe vor Ihnen, von diesem fiktiven Ort, an dem sich die Erde befinden soll, wiederum präzise festzulegen, wie weit es von dort aus zu den uns bekannten Systemen ist.
Mein Auftrag, auf den einfachen Nenner gebracht, lautet: Schaffen Sie mir in vierzig Stunden sämtliche Daten herbei, die erforderlich sind, ein Raumschiff unserer Flotte den Weg zur Erde nie wiederfinden zu lassen, aber wiederum solche Daten, die einer schärfsten Nachprüfung standhalten und in keinem Fall dabei den Verdacht aufkommen lassen dürfen, dass hier mit Absicht etwas Falsches erstellt worden ist.«
Damit war der Cheflogistiker entlassen.
Und jetzt hatten sie es geschafft: in sechsunddreißig Stunden, nach dem vierten Anlauf. Dreimal hatte die Positronik mitten in der Berechnung auf Null geschaltet. An fehlerhaften Daten, mit denen sie gefüttert worden war, brach sie zusammen, vergaß aber im Zusammenbruch nicht, anzugeben, wo die Fehler lagen.
Nourag, ein kleiner, schmächtiger Mann mit leicht gerundetem Rücken, strahlte jetzt. Die lange Plastikfolie mit ihren Schlüsselzeichen war für ihn ein aufgeschlagenes Buch in seiner Muttersprache.
»Miltau«, sagte er zu seinem engsten Mitarbeiter, »rufen Sie Marschall Mercant an. Sagen Sie ihm, wir wären fertig – mit der Arbeit und mit unseren Kräften auch.«
Aber der Chef der Solaren Abwehr war nicht zu erreichen.
»Gut«, beschloss Nourag, »dann warte ich auf ihn. Danke, meine Herren, Sie können gehen.«
Nourag war erst wenige Minuten allein, als er Besuch erhielt. Navigationsmathematiker Esting kam.
Müde ließ er sich in den Sessel fallen. »Diese Solare Abwehr«, stöhnte er. »Sie bringt uns eines Tages noch alle um. Ich habe Sprungkoordinaten errechnen müssen ... Du lieber Himmel, ich möchte mit dem Raumer nicht fliegen, der nach meinen Daten in Transition geht. – Wozu mag dieser Irrsinn nur gut sein?«
Aber es war kein Irrsinn.
Es war ein bis in alle Einzelheiten sorgfältig durchdachter Plan.
Perry Rhodan, Reginald Bull, Marschall Mercant und Major Clyde Ostal vom Solaren Sicherheitsdienst saßen schon seit zwei Stunden zur letzten Besprechung zusammen.
Allan D. Mercant schob Perry Rhodan, dem Administrator des Solaren Imperiums, neue Meldungen herüber. Rhodan überflog sie und nickte. »Das Bild rundet sich immer mehr ab, aber wir haben jetzt lange genug gewartet. Unsere Agenten bringen immer spärlichere Meldungen herein. Aus Erfahrung mit dem Robotregenten bedeutet es, dass Arkon wieder einmal versucht, falsch zu spielen. Hier«, er legte die Hand auf die Meldungen, die Mercant ihm herübergereicht hatte, »zeichnet sich ab, wie stark schon die Sicherheitsmauer ist, die Arkon um die Entwicklung seines neuen Kompensatorpeilers gezogen hat. Wie bedrohlich aber unsere Situation gerade in den letzten drei Tagen geworden ist, wissen nicht einmal Sie, Mercant!«
Der Chef der Abwehr blickte Rhodan erstaunt an. Rhodan griff hinter sich und legte einen Diagrammstreifen auf den Tisch.
Bully, Mercant und Oberst Ostal beugten sich neugierig darüber.
Das Diagramm stammte vom Frachtraumer ORINOKO und war drei Tage alt.
Die ORINOKO war vorgestern, von einem Frachtflug aus dem M 13-System zurückkommend, in Terrania gelandet; entgegen dem Plan um volle sechs Stunden zu spät.
Diese sechsstündige Verspätung war durch außerplanmäßige Transitionen zustande gekommen. Der Kommandant der ORINOKO gehörte glücklicherweise zu den Offizieren der terranischen Raum- und Handelsflotte, die es mit ihrer Arbeit sehr genau nahmen.
Ihn hatte das Diagramm, das jetzt drei Männer in Bestürzung versetzte, auch bis ins Mark erschüttert. Und deshalb hatte er, dreißig Minuten nach seiner Rückkehr in Terrania, darauf bestanden, Perry Rhodan zu sprechen.
»Das ist allerhand«, stieß Bully aus und wischte sich den Schweiß ab.
In Mercants Augen stand ein gefährliches Leuchten.
Major Clyde Ostal war grau bis zum Haaransatz.
Die Aussage des Diagramms war vernichtend.
Mercant begann zu dozieren. Das geschah sehr selten, aber dann immer, wenn er mit einer seelischen Erschütterung fertig werden musste. Sein Stift fuhr das Diagramm ab: »Hier ... das ist Transition der ORINOKO und uninteressant; aber hier, um 4:34,05 Uhr Bordzeit kommt das Schiff aus dem Hyperraum heraus. Und da ...« Mercants Hand zitterte. »Um 4:35,36 Uhr Bordzeit, also nach einer Minute neunundzwanzig Sekunden fliegt das erste Arkonschiff schon die ORINOKO an. Und das 1,23 Lichtjahre vom Landeziel unseres Frachtschiffes entfernt.
Sir, das habe ich tatsächlich nicht gewusst. Das ist ja die Katastrophe, die wir seit mehr als einem halben Jahrhundert versuchen zu verhindern. Jetzt ist sie da. Und morgen oder übermorgen landen hier schon die ersten Arkonkugelraumer, Typ TITAN, gleich zu Hunderten!«
Es war erstaunlich, dass Bully sich nicht äußerte. Das war etwas, das seiner Natur gar nicht entsprach. Er, der leicht explosive Mann, fuhr sich jetzt mit beiden Händen durch seine rötlichen Haare, schnaufte dabei sehr vernehmlich und platzte dann endlich mit der Bemerkung heraus: »Die Druuf rechts im Rücken, das hinterlistige Positronengehirn links im Rücken, die Position der Erde ihm bekannt ...«
»Das glaube ich noch nicht«, unterbrach Rhodan ihn. »Die Reichweite der arkonidischen Strukturkompensatoren ist noch begrenzt.« Er griff wieder hinter sich und legte das zweite Diagramm auf den Tisch. »Kommodore Lyst der ORINOKO ist auf die glückliche Idee gekommen, in einem Hypersprung vor M 13 die Leistungsfähigkeit des neuartigen Arkongerätes zu testen. Dieser Diagrammstreifen sagt nicht aus, weshalb das arkonidische Peilgerät die Eigenfrequenzen unserer Strukturkompensatoren auf Entfernungen über zehn Lichtjahre nicht mehr anmisst, aber er sagt aus, dass wir von der Erde keine Minute mehr verlieren dürfen und ...«, er ließ eine Pause aufkommen, die das schon vorher unterstrich, was er noch zu sagen hatte, »... und wir haben alle Vorbereitungen zu treffen, dass sämtliche Raumer auf ein Kodezeichen hin zur Erde zurückkehren, dabei aber wenigstens zwanzig Transitionen vorzunehmen haben, bis sie im letzten Sprung Kurs auf Terra nehmen! So, meine Herren, ist im Augenblick unsere Lage.«
»Was dieses heimtückische Positronengehirn uns schon für Scherereien gemacht hat!«, rief Bully wütend. »Perry, hast du keine Lust, den Mausbiber zum positronischen Robotregenten zu schicken, damit der mit ihm ein bisschen spielt?«
Trotz der ernsten Lage konnte nicht einmal Perry Rhodan ein Schmunzeln unterdrücken. Bullys Vorschlag, den telepathisch, telekinetisch und teleportativ äußerst aktiven Mausbiber Gucky dem Riesengehirn auf Arkon III als Gegner gegenüberzustellen, war kein Witz ohne reale Grundlage, aber allein die Vorstellung genügte, sich einen spielenden Gucky vorzustellen, um ins Schmunzeln zu geraten.
Gucky hätte bei Erteilung des Auftrages bestimmt seinen einzigen Nagezahn gezeigt und damit seiner Freude deutlich Ausdruck verliehen, um dann, innerhalb der Mammutpositronik, nach einem Teleportersprung zu rematerialisieren und mit dem »Spielen« zu beginnen – seine telekinetischen Kräfte wirken zu lassen und Teil um Teil des Positronengehirns zu zerstören.
»Ein solches Todeskommando kommt für Gucky nicht in Frage!« Damit erledigte Rhodan dieses Thema. »Mercant, drängen Sie Ihre Agenten nicht weiter, unbedingt nur ihr Augenmerk auf die Konstruktion des arkonidischen Peilgerätes zu lenken. Ich möchte viel lieber wissen, wann oder ob es schon in Großserie gegangen ist. Seine Konstruktion ist weniger wichtig ...«
Bully starrte den Freund entgeistert an. Rhodan übersah es. »Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen, Major Ostal, dass Sie um 12:45 Uhr starten können?«
Für Major Ostal antwortete Mercant: »Sie werden bis dahin abgeschlossen sein, Sir. Das Zusatzgerät ist fertig. Alles andere ist nur Routinearbeit.«
»Bully, ich hatte dich gebeten, den Leichten Kreuzer LOTUS überholen zu lassen. Wie steht es damit?«, wandte sich Perry Rhodan an seinen Freund.
Der hob verärgert die Schultern und ließ sie abrupt wieder sinken. Sein Mund verzog sich. »Wir sind fertig, aber diese Gurkenleute, die Swoon, finden kein Ende. Wenn ich wenigstens nur sehen könnte, was sie zu arbeiten haben. Diese mikroskopisch kleinen Geräte fangen an, mir unheimlich zu werden.«
»Mir auch, Bully, wenn ich sie im Besitz der Arkoniden wüsste!« Das war alles, was Rhodan darauf erwiderte, aber für Bully hatten diese Worte ihre eigene Bedeutung. Er kannte Perry Rhodan zu gut, und wenn dieser sich etwas rätselhaft ausdrückte, dann kam der Paukenschlag dazu später und stets im unerwarteten Moment.
»Noch etwas, meine Herren?« Rhodan sah sie der Reihe nach fragend an.
»Ja, Sir«, meldete sich Major Ostal. »Das Ziel, Sonnensystem Naral, bleibt?«
»Es bleibt. Nach den letzten Agentenberichten hat sich der Verdacht verstärkt, dass auf dem Planeten Ekhas ein oder sogar mehrere Kompensatorpeiler stehen oder in Arkonschiffen eingebaut sind. Wenn wir jetzt auch durch den Kommodore der ORINOKO wissen, auf welchem arkonidischen Planeten bestimmt ein Peilgerät steht, so würde uns die Umprogrammierung des Zusatzgerätes Ihres Schiffes um volle fünf Tage zurückwerfen, und diese Zeit, meine Herren, haben wir nicht mehr. Schon in den nächsten Stunden oder Tagen kann es Arkon gelingen, die Reichweite der Kompensatorpeiler auf tausend und mehr Lichtjahre zu steigern. Was dann?«
»Ich bin doch dafür, dass Gucky dieses positronische Gehirn besucht«, brummte Bully erbost.
Perry Rhodan erwiderte ohne Zögern: »Wir benötigen alle beide: Gucky sowie das Positronengehirn auf Arkon III, und wir können es uns nicht leisten, den einen oder das andere zu verlieren!«
Mit dem Start des kugelförmigen Frachtschiffes TIGRIS, hundert Meter durchmessend, pünktlich um 12:45 vom Raumhafen Terranias abhebend, begann mit der Präzision einer Rechenmaschine ein Einsatz anzulaufen, der vom Solaren Imperium unbedingt erfolgreich zu Ende gebracht werden musste.
Kommandant des Schiffes war Major Clyde Ostal vom Solaren Sicherheitsdienst. Zweiunddreißig Mann Bordbesatzung rekrutierten sich auch aus Allan D. Mercants Abwehrdienst.
Sie wussten, worum es ging. Sie wussten auch, dass ihr Einsatz gefährlich war. Wenn das Naral-Sonnensystem auch nur 4536 Lichtjahre von der Erde entfernt war und Arkon I, II und III rund 34.000, so gehörte es doch zum Großen Imperium, denn die Menschen, die darauf lebten, waren arkonidische Abkömmlinge und hatten zu keiner Zeit vergessen, Arkoniden zu sein. Ihre Treue zum Imperium war sprichwörtlich; ihre Verbindung zu Arkon III so eng, wie sie nicht enger sein konnte.
Die TIGRIS schoss mit 0,85 Unterlicht aus dem solaren System heraus, passierte zum Schluss die Relaisstation auf Pluto und stürzte sich dann in den Abgrund zwischen den Sternen hinein.
Selten war ein Schiff mit so präzisen Ordern von der Erde aus unterwegs wie jetzt die einwandfrei als terranisches Handelsschiff zu erkennende TIGRIS.
Die großen Lagerhallen waren bis zum Rand mit Waren vollgepfropft, die schon im Tatlira-System ungeduldig erwartet wurden. Kreuz- und Quer-Hyperfunksprüche von irdischen Raumfrachtern mit terrestrischen Handelskontoren auf fremden Welten – Rückfragen und Durchrufe zwischen solaren Frachtern, die sich auf dem Flug befanden – das alles war schon vor drei Tagen unauffällig angelaufen, noch unauffälliger durchgeführt worden, und wer von der »anderen« Seite abhörte, sah in der letzten Meldung des Frachters EUGENIO, die besagte, dass die TIGRIS am 18. Juni 2042 Erdzeit eintreffen würde, nur eine übliche kommerzielle Mitteilung.
Funkspionage stand immer noch so hoch im Kurs wie eh und je. Die galaktischen Händler lauschten mit tausend Ohren auf allen Frequenzen; Arkon tat es aus dem Sternhaufen M 13 heraus oder von seinen vorgeschobenen planetarischen Stützpunkten her – und das Solare Imperium auch. Schließlich wollte man nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden.
Major Clyde Ostal schmunzelte, als er den letzten Hyperspruch der EUGENIO abhörte.
Order 17 war damit erledigt. Er konnte diese Anweisung zu den Akten legen.
Order 18 lautete: Transition 1 und 2 nur mit Zusatzgerät durchführen.
Bordpositronik abschalten. Daten und Speicherbänke abschalten. Dreifache Kontrolle! Es kontrollieren in zehnminütigem Abstand:
Major Clyde Ostal
Leutnant S. Seegers
Leutnant Peter H. Hasting.
Das Zusatzgerät war speziell für die beiden ersten Transitionen der TIGRIS gebaut worden und in Wirklichkeit nichts anderes, als eine kleine Positronik mit der Aufgabe, von einem bestimmten Ort des Weltraumes aus das Handelsschiff sicher durch zwei Hypersprünge 1375 Lichtjahre weit im Raum wieder werden zu lassen.
Zweimal erlebte die kleine Besatzung des Kugelraumers den unangenehmen Transitionsschock. Als sich auch der letzte Mann in der Steuerzentrale der TIGRIS davon befreit hatte, blickte über den Rundsichtschirm ein fremder Sternenhimmel zu ihnen herein.
Noch einmal trat das Zusatzgerät in Aktion. In wenigen Sekunden hatte es mit fünffacher Sicherung die Koordinaten des Handelsschiffes festgestellt, und bei Vergleich zwischen der Folie der kleinen Positronik und der Order 19 stellte Major Ostal hundertprozentige Übereinstimmung fest.
Order 20 war jetzt zu erledigen.
In der Kabine VIII summte der Wecker zweimal kurz, einmal lang. Vier Männer hatten darauf gewartet. Eilig verließen sie ihre Kabine in Richtung der Kommandozentrale. Wortlos machten sie sich dort an die Arbeit, das immerhin drei Zentner schwere Zusatzgerät von der bis jetzt stilliegenden Bordpositronik abzuschalten und jeden Hinweis zu beseitigen, dass jemals ein Aggregat dem großen Rechengehirn vorgeschaltet gewesen war.
Sie waren noch mit den letzten Arbeiten beschäftigt, als ein Arbeiterrobot hereinstampfte und auf die Anweisung wartete, das Zusatzgerät fortzuschaffen.
Seine stählernen Glieder knackten nicht einmal, als er das 3-Zentner-Aggregat anhob und damit die Zentrale verließ.
An der kleinen Schleuse B wurde er schon erwartet. Die innere Schleusentür öffnete sich, der Robot trat ein, und dann rollte die Tür hinter ihm wieder zu.
Major Clyde Ostal und drei Offiziere beobachteten den Rundsichtschirm. Plötzlich zeigte er einen eckigen Gegenstand, der draußen im Raum am Schiff vorbeischwebte: das Zusatzgerät, das vom Arbeiterrobot hinausgeworfen worden war.
Für wenige Minuten schaltete Ostal sämtliche Schutzschirme der TIGRIS ab. Mit konstanter Geschwindigkeit schwebte das Aggregat immer weiter davon.
Leutnant S. Seegers schaltete sein Rillenmikrophon ein und rief die Desintegrator-Feuerstellung an. »Feuer frei auf treibenden Körper!«
Drei Sekunden später schlossen alle Männer in der Zentrale kurzfristig vor der Blendung, die über den Schirm hereinstürzte, die Augen. Das Zusatzgerät war in einer Feuerkaskade eines blitzschnellen atomaren Zerfallprozesses untergegangen.
Nichts mehr verriet, dass die TIGRIS mit Hilfe eines technischen Tricks, der ziemlich kostspielig gewesen war, bis zu diesem Punkt im Weltraum gekommen war.
Order 21, die vorletzte, war zu befolgen.
Major Clyde Ostal stellte die Verbindung zur Funkzentrale seines Schiffes her. »Melden Sie unserer Niederlassung auf Goszuls Planet im Tatlira-System, dass Frachter TIGRIS, Heimathafen Terrania, Terra, in drei Stunden zehn Minuten zur Landung ansetzt. Spruch wie angeordnet, nur in Handelskode verschlüsselt und mit Normalraffer abgestrahlt. Ende.«
Es war dem Solaren Imperium seit einigen Wochen bekannt, dass die galaktischen Springer wieder einmal den terranischen Handelskode entschlüsseln konnten sowie auch in der Lage waren, Hyperfunksprüche über Normalraffer ohne Schwierigkeiten auf ihre natürliche Länge zu bringen.
»Leutnant Hasting?« Major Clyde Ostal drehte sich nach ihm um und übergab ihm den Ordner mit den Befehlen 1 bis 22. »Vernichtung der Unterlagen wie besprochen. Sie haften mir dafür, dass nicht einmal Asche übrigbleibt!«