Nr. 1262

 

Schule der Helden

 

Entscheidende Tage auf Terra – die Upanishad-Schule wird eröffnet

 

von Ernst Vlcek

 

 

Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man den Sommer des Jahres 429 NGZ. In den Monaten zuvor sind im Solsystem viele Dinge geschehen. Da war zum Beispiel der Angriff der beiden letzten Elemente des Dekalogs. Doch er wurde abgewehrt, und das Chronofossil Terra konnte aktiviert werden.

Damit ergibt sich eine neue Lage: Die Endlose Armada macht sich auf den langen Weg in Richtung Behaynien. Perry Rhodan geht auf die Suche nach EDEN II. Die Reste des Virenimperiums haben sich im Raum Terras zusammengeballt. Und viele Menschen beginnen, die Auswirkung der Aktivierung Terras zu spüren. Sie empfinden sich als Galaktiker und werden von akutem Fernweh ergriffen.

Dieses Fernweh wird durch die Virenschiffe gestillt, die mit ihren Passagieren Kurs in die Unendlichkeit des Alls nehmen.

Und während die Vironautengruppen zu ihrer großen Abenteuerreise aufbrechen, um die Wunder des Kosmos zu schauen, wird Terra wieder einmal zum Zentrum bedeutsamen Geschehens.

Da machen sich die Folgen der durch Perry Rhodan allein vorgenommenen und daher misslungenen Aktivierung des Chronofossils EDEN II unliebsam bemerkbar. Da ist Perry Rhodan selbst, hilflos im Geist des Herrn der Elemente gefangen, der sich als Opfer der Devolutionswaffe nach Terra geflüchtet hat. Und da ist Stalker – er eröffnet auf der Erde die SCHULE DER HELDEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Sheela Rogard – Eine junge Terranerin wird zur Schlüsselfigur.

Llyn'Vough – Der Herr der Elemente am Ende seines Weges.

Perry Rhodan – Ein hilfloser Gefangener.

Stalker – Der Gesandte von ESTARTU eröffnet die Schule der Helden.

Galbraith Deighton – Der Sicherheitschef auf der Spur des Herrn der Elemente.

Prolog

 

Mein Name ist Sheela Rogard.

Ich bin 35 Jahre, geboren auf Terra, Grönland.

Keine Krankheiten. Keine besonderen Kennzeichen. Größe 1,72 Meter, 60 Kilo, plus-minus 5. Zur Zeit habe ich mein Idealgewicht. Grün ist nicht meine echte Haarfarbe, aber Braun steht mir nicht. Das Grün meiner Augen ist dagegen echt. Meine Mutter hat mich als kleines Mädchen darum Kätzchen genannt ... Er auch ... Weiß nicht, ob er das irgendwie herausbekommen hatte, oder ob diese Übereinstimmung Zufall war. Ich hab' das nie erfahren. Aber ich bin darauf geflogen ... Na denn, Schwamm drüber.

Meine Körpermaße gehören wohl nicht hierher. Nun, ich finde mich leidlich attraktiv, und an Angeboten hat es nie gemangelt. Aber ich wollte mich nicht binden und bin solo geblieben. Aufgrund meiner Unabhängigkeit habe ich zwar Karriere gemacht, aber gelebt habe ich nicht, nicht richtig.

Meine letzte Anstellung habe ich durch die Sat-Technos verloren. Ich war bis zu dieser Zeit bereits drei Jahre bei der »Elbush Novitätenverwertungsgesellschaft« Chefsekretärin von Aldo Elbush jun. Die Firma hatte eine große Zukunft. Aldo hatte ein Gespür für absetzbaren Nonsens. Er bereiste die Galaxis auf der Suche nach Patenten von Erfindungen, die scheinbar für nichts nütze waren und die niemand haben wollte. Er kaufte sie billig ein, modifizierte sie ein wenig und brachte sie dann in ansprechender Form auf den Markt. Zuletzt war er in Verhandlungen mit Blues, die sich in einem Kulturklub zusammengeschlossen hatten und kinetische Objekte produzierten. Ich habe ein paar Prototypen gesehen, verrückt, zum irre werden, aber wetten, dass die Dinger ein Knüller geworden wären! Alles, was Aldo anpackte, wurde zu Geld.

Wie dem auch gewesen wäre, die Sat-Technos machten uns einen Strich durch die Rechnung ... Nun ja, die Traummotten waren eigentlich gar nicht für den Ruin der Firma verantwortlich. Nachdem sie Ordobans Ruf gefolgt und in die Endlose Armada zurückgekehrt waren, hätten wir den Betrieb schon wieder angekurbelt. Aber dann kam das Element der Finsternis, und als es wieder verschwand, da war auch Aldo verschwunden. Seit damals gilt er als vermisst, aber ich bin überzeugt, dass das Element der Finsternis ihn mitgenommen hat. Ohne Aldo war »Elbush Novitäten«, nicht weiterzuführen. Ohne seine Phantasie, seinen Geschäftssinn und seine irrwitzige Genialität waren die Berge von Nonsens unverkäuflicher Ramsch. Unsere Lager waren zum Bersten gefüllt, die Finsternis hat nichts davon mit sich genommen ... und auch dem Raumschimmel war das Zeug später wohl zu geringwertig. Wir mussten Konkurs anmelden, ich wurde zur Masseverwalterin bestimmt, und ich bin es immer noch, und noch immer sitze ich auf einem Berg von unverwertbaren Kuriositäten. Das Zeug lässt sich nicht einmal wiederverwerten, weil die Besitzverhältnisse noch nicht geklärt sind und es vermutlich nie werden. Einige der »Künstler« und »Erfinder« haben nämlich ihr Veto eingelegt und kämpfen erfolgreich dagegen an, dass ihre »Kunstwerke« dem Recycling zugeführt werden. Sie verhandeln mit Museen und Sammlern in der ganzen Galaxis, aber auch von denen will niemand den künstlerischen Wert oder einen materiellen Nutzen dieser Novitäten anerkennen.

Mir wurde es zu blöd, Masseverwalterin von ruhendem Lagergut zu sein, darum gab ich ein Stellengesuch auf. Unter den vielen Angeboten war auch eines vom Konsulat des Planeten Cptn. Hornex, Werbeslogan: »Wo Männer noch Männer sind«. Der Konsul Dr. Erasmus Espré Esperanto höchstpersönlich lud mich ein, bei ihm vorstellig zu werden. Aber als ich zu der Adresse in Terrania End-West kam, einem langgestreckten bunkerartigen Komplex mit zehntausend Büros, da wurde ich nur von einem Computer empfangen, mit dem ich schnell handelseinig wurde. Wer kann 100.000 Galax im Jahr auch ausschlagen, und das praktisch fürs Nichtstun!

Freilich, ich konnte vorher nicht ahnen, was für eine ruhige Kugel ich schieben würde, aber, wie gesagt, 100.000 Galax sind ein Argument.

Ich bekam den hochtrabenden Titel eines Vizekonsuls und war alleinige Herrscherin über fünf Büroräume und einen Festsaal, der jedoch nie für irgendwelche Anlässe benutzt wurde. Auch den Konsul bekam ich bis zu den Ereignissen, die die Sache ins Rollen brachten, nie zu Gesicht. Mein unmittelbarer Vorgesetzter war der Computer; er gab mir alle benötigten Informationen und erklärte mir stets, was ich zu tun hätte.

Zuerst einmal informierte ich mich über die Heimatwelt meiner generösen Brötchengeber. Wer hat denn auch schon einmal von Cptn. Hornex gehört?

Nun, dieser Cptn. Hornex lebte im 24. Jahrhundert und war Kommandant eines Explorerschiffs, das im Juni des Jahres 2349 in M 13 verschwand. Weder die Neu-Arkoniden, noch deren Alt-Abkömmlinge, die Springer, wollten etwas über den Verbleib der EXE-414 wissen.

Tausend Jahre später stellte sich heraus, dass die Springer das Explorerschiff über dem 3. Planeten einer Sonne vom Sol-Typ, 35 Lichtjahre vom Rusuma-System entfernt abgeschossen hatten. Die Überlebenden, Kapitän Wendelin Hornex und seine Mannschaft, hielten sich tapfer gegen die Springer. Sie gründeten eine Kolonie, vermehrten sich und fochten einen permanenten Überlebenskampf gegen die lebensfeindliche Natur dieser Welt und gegen die Springer, die immer wieder Sklavenhändler nach Cptn. Hornex schickten. Die kampfgeschulten Hornexer standen bald hoch im Kurs. Irgendwie schafften es die Hornexer im Lauf der Zeit, von Sklaven zu Verbündeten der Springer zu werden, und obwohl sie von den Terranern abstammten, fühlten sie sich den Springern mehr verbunden. Die Zeit heilte die Wunden, die Hornexer übernahmen das patriarchalische Sippentum der Springer, wurden viel konsequentere Patriarchen als die Springer selbst. Irgendwann erhielt das Wendelin-System mit dem 3. Planeten die Souveränität, aber die Hornexer dachten auch später nicht daran, engere Bande zu Terra zu knüpfen oder um Aufnahme in die GAVÖK zu ersuchen. Und sie richteten vor etwa einem halben Jahr dieses Konsulat ein, das vermutlich bis dahin noch nie von einem Hornexer betreten wurde, obwohl es mit den Springerschiffen einige von ihnen ins Solsystem geschwemmt hat.

Dem Vernehmen nach sollen einige Hornexer sogar Vironauten geworden sein. Warum auch nicht? Apropos Vironauten. Als die Reste des Virenimperiums aus sich heraus die Virenschiffe bildeten, da erhielt ich vom Computer den Auftrag, über Terravision eine Werbekampagne zu starten. Etwa nach dem Motto: Wenn ihr in die Tiefen des Weltraums zieht, um galaktische Wunder zu erleben, so schaut auch bei der Wunderwelt Cptn. Hornex vorbei, wo Männer noch Männer sind. Und die interessierten Vironauten wurden aufgefordert, weiteres Informationsmaterial von unserem Konsulat anzufordern. Aber es kam keine einzige Anfrage. Mich wunderte es nicht, denn wem sagte der Name Cptn. Hornex schon etwas?

Der Computer, zweifellos entsprechend vorprogrammiert und mit einem flexiblen Programm ausgestattet, der es ihm möglich machte, auf alle möglichen Eventualitäten zu reagieren, traktierte mich auch damit, Eingaben an LFT, Kosmische Hanse und GAVÖK zu machen. Aber nicht nur das, ich musste praktisch alle galaktischen Regierungen, jeden Hinterwäldler-Planeten mit Souveränität kontaktieren und das Angebot zu diplomatischen Beziehungen machen.

Der folgende Posteingang war beachtlich, und sogar die Haluter reagierten. Besser gesagt, ein einzelner Haluter, dessen Name ich aus dem Gedächtnis verloren habe, antwortete, dass er gerne Cptn. Hornex einen Besuch abstatten wolle – zur nächsten Drangwäsche.

Aber es kamen auch seriöse Angebote, und selbst die Kosmische Hanse war nicht abgeneigt, Handelsbeziehungen mit Cptn. Hornex aufzunehmen. Die GAVÖK wollte über eine Mitgliedschaft von Cptn. Hornex im neu zu gründenden Galaktikum verhandeln, und die LFT sandte regelmäßig Einladungen zu allen möglichen Sitzungen und Banketten.

Ich bin sicher, dass sich kaum einer die Mühe machte, im Sternkatalog unter dem Stichwort »Cptn. Hornex« nachzuschlagen, aber ganz sicher war dieser Begriff bald in allen Diplomaten-Computern eingespeichert.

Soweit der Überblick über meine Arbeit im Konsulat. Sie gefiel mir ganz gut, mal davon abgesehen, dass sie manchmal doch recht eintönig war, weil alle geknüpften Kontakte recht fiktiver Natur waren und ich das Gefühl nie los wurde, dass ich an Luftschlössern mitbastelte.

Das änderte sich, als ich zum ersten Mal den Besuch eines Hornexers bekam und ich etwas später auch Konsul Dr. Erasmus Espré Esperanto kennenlernte.

Diese Begegnung war nicht zuletzt darum so markant, weil sie mit einem anderen Ereignis zusammentraf: Ich wurde zum zweiten Mal von einem Zeitflecken erfasst. Das erste Mal war irgendwann im Juni, also einen Monat zuvor, als ich die 13 Uhr 11-Rohrbahn erwischen wollte, um rechtzeitig zu einem Rendezvous zu kommen. Aber ich machte einen Zeitsprung von zehn Minuten, verpasste den Zug und wurde so vielleicht vor der Schließung eines Ehevertrags bewahrt.

Ich kenne Leute, die wurden ein Dutzendmal von Zeitflecken erwischt, und eine Freundin musste aus ihrem Appartement evakuiert werden, weil Raumschimmel sie beinahe im Schlaf überrascht hätte.

Ich wurde von den Frostrubin-Phänomenen, hervorgerufen durch Perry Rhodans Fehlaktivierung des Chronofossils EDEN II, also weitestgehend verschont, der Raumschimmel rückte nicht einmal in die Nähe unseres Konsulats. Und ich bekam auch Murphys Gesetz nur einmal zu spüren, weil ich, abgesehen von den offiziellen diplomatischen Empfängen, kaum in die Öffentlichkeit trat und sehr zurückgezogen lebte. Und Erasmus, ich meine Dr. Esperanto, schien dagegen immun; ich hatte immer das Gefühl, dass er eine Art Aura um sich aufbaute, die die Frostrubin-Phänomene von ihm und seiner Umgebung abhielten. Nach allem, was ich nun weiß, könnte es sogar so gewesen sein ...

Ich glaube, ich habe ihn geliebt, egal, was man über ihn auch sagt. Ich ... Ach, was soll ich mich herauszureden versuchen, ich habe nichts zu beschönigen – ich habe ihn wirklich geliebt!

Und egal, was man jetzt über mich denkt, ich bin der Überzeugung, er hat es verdient, geliebt zu werden.

1.

 

Es war an dem Tag, als die Nachricht von der Vernichtung LAGERS, der letzten noch existierenden Basis des Herrn der Elemente, durch die Galaxis ging. Sheela Rogard unterbrach ihre Arbeit, um sich den Holo-Report anzusehen. Gerade als die entscheidende Schlacht der gemischten GAVÖK-Flotte gegen die gigantische Robotanlage begann, läutete es an der Tür des Konsulats.

Sheela schaltete unwillig den Türspion ein. Er zeigte zwei Männer in strengen Kombinationen, wie nach Sheelas Meinung nur Leichenbestatter sie trugen. In ihrer Begleitung befand sich ein Kampfroboter mit dem Emblem des terranischen Sicherheitsdiensts.

»Ja, bitte?«, fragte Sheela irritiert.

»Bitte öffnen«, schnarrte der Robot; die beiden Männer gaben sich unbeteiligt. »Sicherheitsdienst«, schnarrte der Robot wieder. »Diese beiden Beamten haben einen Durchsuchungsbefehl. Wenn nicht geöffnet wird, muss ich den Beamten Zugang erzwingen.«

»Langsam, langsam«, sagte Sheela, die sich wieder gefasst hatte. »Dies ist das Konsulat von Cptn. Hornex, dritter Planet der Sonne Wendelin in M 13, und somit das Hoheitsgebiet eines souveränen Planetenstaats ...«

»Bitte öffnen!«, fiel ihr der Roboter ins Wort und hatte plötzlich eine Blind-Card in den metallenen Greifern, mit der sich jede Art von genormten Computerschlössern öffnen ließ.

»Okay, ich beuge mich der Gewalt«, sagte Sheela und betätigte den Türöffner. Sie sah ein, dass der Roboter sich auf keine Diskussion einlassen würde. Darum kamen Staatsbeamte immer in Begleitung von Robotern, das war der Trick.

Sheela hatte die Empfangshalle noch nicht erreicht, als ihr die beiden Beamten auch schon entgegenkamen. Sie hatten immer noch ihre ausdruckslosen Leichenbittermienen aufgesetzt, aber nun übernahmen sie die Initiative.

»Gerotas«, stellte sich der Größere vor; es klang wie eine Drohung. Er deutete auf den anderen. »Mandrill. Wir sind mit einer Routineüberprüfung beauftragt. Wir sollen feststellen, ob die politische Struktur von Hornex den galaktischen Menschenrechtsbestimmungen entspricht. Natürlich kann uns die Einsicht in die Unterlagen verwehrt werden. Dann würden wir jedoch das Konsulat schließen und alle Hornexer der Erde verweisen müssen.«

»Das ist Erpressung«, sagte Sheela fassungslos. »Ich bin übrigens Terranerin. Und die Welt, deren Interessen hier vertreten werden, heißt Cptn. Hornex.«

Gerotas feixte.

»Offiziersränge wurden längst schon abgeschafft. Und eine Welt, die sich um gute Kontakte mit Terra bemüht, sollte da gleichziehen. Im Übrigen gilt auf Terra für ein Konsulat und deren Vertreter keine politische Immunität. Dies ist terranischer Boden, Bürgerin Sheela Rogard.«

»Ihr wisst ja ganz gut Bescheid«, sagte Sheela verärgert. »Dann kennt ihr ohne Zweifel auch die politische Landschaft von Cptn. Hornex. Warum dann der Vorwand? Warum seid ihr wirklich hier?«

»Wir möchten Konsul Dr. Esperanto sprechen.«

»Das würde ich auch gerne«, erwiderte Sheela. »Aber er ist noch nicht eingetroffen. Vermutlich sind die Frostrubin-Phänomene daran schuld. Ich bin die einzige Angestellte.«

»Dürfen wir das überprüfen?«, fragte Mandrill und begann mit der Durchsuchung der Räumlichkeiten, ohne auf Sheelas Zustimmung zu warten.

»Beantworte mir inzwischen ein paar Fragen, Bürgerin Rogard«, verlangte Gerotas. »Uns interessiert vor allem, welche diplomatischen Beziehungen bisher von diesem Konsulat aus geknüpft wurden. Weiter möchten wir wissen, welcherart der Parteienverkehr ist. Welche Leute sind das, die hier ein und ausgehen? Kannst du Personen nennen, die dir auf irgendeine Weise verdächtig erscheinen?«

Sheela konnte nicht anders, sie musste lachen.

»Entschuldigung«, sagte sie dann. »Aber es ist zu komisch. Ich glaube nämlich, dass, seit diese Räumlichkeiten gemietet wurden, ich das einzige Lebewesen bin, das seinen Fuß in diese gesetzt hat.«

»Wie ist das zu verstehen?«

Sheela erklärte es in umständlicher Ausführlichkeit, dass sie mit dem Computer allein war und dass es so etwas wie einen »Parteienverkehr« nicht gab.

»Seltsam«, murmelte Gerotas, ohne zu erklären, warum er es seltsam fand. Er stellte noch eine Reihe von Fragen, die Sheela alle belanglos erschienen und nicht erkennen ließen, worum es den Sicherheitsbeamten wirklich ging.

»He, wo ist denn dein Kollege?«, wunderte sich Sheela nach einer halben Stunde. Mandrill tauchte gleich darauf in ihrem Büro auf, wenig später folgte auch der Roboter. Mandrill nickte seinem Kollegen zu und ging grußlos.

»Entschuldige die Störung, Bürgerin Rogard«, sagte Gerotas zum Abschied und zeigte sogar eine menschliche Regung: Er lächelte andeutungsweise. »In den nächsten Tagen wird eine offizielle Stellungnahme der LFT eintreffen.«

Eine solche Stellungnahme traf nie ein. Aber zwei Tage später tauchten die beiden Sicherheitsbeamten und der Roboter wieder auf.

»Was denn noch?«, fragte Sheela ungehalten. Sie hatte gerade eine Einladung von Homer G. Adams für Konsul Dr. Esperanto bekommen, an einer Hanse-Sitzung teilzunehmen. Der Computer hatte sie bevollmächtigt, stellvertretend für den Konsul hinzugehen. Entsprechend aufgeregt war sie natürlich.

»Irgendwelche persönliche Kontakte in den letzten Tagen?«, erkundigte sich Gerotas freundlich. Sheela verneinte. Sie taute etwas auf und bot den beiden Beamten Kaffee an. Sie nahmen an. Der Roboter verschwand wiederum in einem der anderen Büroräume. Als Sheela es merkte, sagte Mandrill streng:

»Unser Durchsuchungsbefehl hat immer noch Gültigkeit. Bist du dir darüber im Klaren, dass dieses Konsulat kein Asylrecht hat? Du darfst niemandem politisches Asyl gewähren. Und du bist verpflichtet, einen solchen Fall sofort zu melden.«

Sheela blickte zu Gerotas und fragte:

»Weiß er denn nicht, dass wir kein Gästehaus sind?«

»Er will dich nur über die Gesetzeslage aufklären, Bürgerin Rogard«, sagte Gerotas freundlich. »Es könnte ja sein, dass jemand hier Zuflucht sucht ...«