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Nr. 1252

 

Start der Vironauten

 

Sie sind kosmische Zugvögel – ihr Ziel ist die Unendlichkeit

 

von Ernst Vlcek

 

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Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man den Februar des Jahres 429 NGZ.

In den Tagen, die diesem Datum vorausgingen, sind im Solsystem viele Dinge geschehen. Da war zum Beispiel der gefährlichste Angriff des Dekalogs der Elemente, der von den Anin An vorgetragen wurde und der letztendlich zur »Traumwelt Terra« und zum Anbruch der »längsten Nacht« führte. Doch Kazzenkatts Angriff wurde abgewehrt, die Macht des Träumers zerbrach, und das Chronofossil Terra konnte aktiviert werden.

Damit ergibt sich eine neue Lage: Die Endlose Armada und das Loolandre machen sich unter der Führung von Ordoban/Nachor auf den langen Weg in Richtung Behaynien. Perry Rhodan bereitet sich vor, auf die Suche nach EDEN II zu gehen, um dieses letzte Chronofossil zu aktivieren. Die Reste des Virenimperiums, die den Kampf mit dem Element der Finsternis bestanden, haben sich im Raum Terras zu Tausenden kleinerer Wolken zusammengeballt. Und die Menschen und die Extraterrestrier in der Umgebung von Sol beginnen, die Auswirkung der Aktivierung Terras zu spüren. Sie entwickeln plötzlich ein Gefühl der engen Zusammengehörigkeit und empfinden sich als Galaktiker. Viele von ihnen werden sogar von einem unstillbaren Fernweh ergriffen.

Und dieses Fernweh führt schließlich zum START DER VIRONAUTEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Stalker – Der Abgesandte von ESTARTU sorgt für unangenehme Überraschungen.

Skorsh – Stalkers »Animateur«.

Ronald Tekener – Der Smiler versucht, das Geheimnis Stalkers zu enträtseln.

Reginald Bull, Irmina Kotschistowa, Srimavo und Leonard Frood – Einige von vielen Galaktikern, die zu Vironauten werden.

1.

 

Die Elysischen Ringe von Erendyra:

Sternenwanderer, lasse dich vom Sternbild der Jungfrau leiten, das der Katasterismus der Astraia ist, der Göttin der Gerechtigkeit, die zu Beginn des eisernen Zeitalters die Erde verließ und unter die Sterne ging. Als die alten Griechen ihre Sternsagen dichteten und damit begannen, ihre Götter und deren Kinder, ihre Herrscher und deren Angehörige unter die Sterne zu versetzen, da könnten sie bei der Benennung des Sternbilds der Jungfrau ebenso auch an ESTARTU gedacht haben.

Galaktiker, den die Sterne rufen, lasse dich bei deinem Flug in den Virgo-Haufen von der Vielzahl der Galaxien nicht verwirren, orientiere dich an NGC 4649, der Nummer 60 im Messier-Katalog. Dies ist Erendyra, eine von zwölf Galaxien, die dem Schoß der Superintelligenz ESTARTU entsprungen sind und die sie in ihrer Obhut hat. Erendyra ist mit einem maximalen Durchmesser von 48.000 Lichtjahren eine der kleineren Galaxien, zugleich aber auch die massivste, in der die Sonnen und Sonnensysteme am dichtesten stehen, sich um eine Zentrumsballung von unglaublicher Dichte drängen.

Hier findest du das erste Wunder von ESTARTU. Es sind dies die Elysischen Ringe, und du findest sie überall in Erendyra, diese Monumente des Heldentums, Zeugnisse von Größe und Kraft jener, die im Dienst ESTARTUS stehen und ihrer Schirmherrin zu Ruhm und Ansehen verholfen haben.

Du findest die Elysischen Ringe in unbedeutenden Sonnensystemen, sie umgeben Planeten, deren Bewohner längst schon ihre größte Zeit hinter sich haben, Planeten, deren Kulturen längst schon versunken sind, aber sie umringen auch solche Welten, deren Zivilisationen höher und höher streben. Es gibt Planeten mit nur einem Ring, andere wiederum besitzen mehrere, und manche besitzen sie in großer Zahl.

Und es gibt Sonnen, die werden nicht von Planeten, sondern nur von einer Reihe von Elysischen Ringen umlaufen, von mehreren Planetoidengürteln. Und es gibt Systeme mit vielen Planeten und ebenso vielen Planetoidenringen, und die Planeten haben Monde und sind zudem noch durch Elysische Ringe geschmückt. Welch grandioses Schauspiel! Einmalig in diesem an Wunder so reichen Universum.

Geh hin, sternsüchtiger Galaktiker, und schau es selbst, dieses erste Wunder von ESTARTU.

 

*

 

»Ich kann das aus mir machen, was du dir wünscht«, hatte die Virenwolke zu Irmina Kotschistowa gesagt. Aber ganz so war es nicht.

Irmina stellte keine besonderen Ansprüche. Sie wollte nur eine medizinische Forschungsstation, die den letzten Stand der terranischen Technik repräsentierte. Die Virenwolke versicherte, dass sie zu einer solchen Medo-Station werden und jede gewünschte technische Einrichtung aus sich bilden könne.

»Aber natürlich ist dir nur mit einem mobilen Labor gedient, Irmina«, erklärte die Virenwolke. »Also brauchst du ein fliegendes Labor. Ein Laborschiff mit Überlichtantrieb.«

»Ja, das wäre natürlich ideal«, pflichtete Irmina bei und stellte bei sich fest, dass die Virenwolke diesen Wunsch erst in ihr geweckt hatte.

Als Form wählte Irmina die eines Spitzkegels. Die Masse der Virenwolke reichte für ein Spitzkegelschiff mit einer Kreisfläche von 30 Meter Durchmesser und derselben Höhe. Das Kreiselschiff hatte einen Gravo-Antrieb für den Normalflug, und es flog mit der Spitze nach unten. Für den Überlichtflug war es mit einem Enerpsi-Antrieb ausgerüstet.

»Ich nutze für den Überlichtflug die psionischen Linien, die das Universum wie ein Netzwerk durchziehen«, erklärte das Virenschiff. »Die Psionautik erlaubt theoretisch jede vorstellbare Geschwindigkeit bis hin zur Absoluten Bewegung. Aber in der Praxis sollte man sich nicht bis an die Absolute Bewegung wagen.«

»So eilig habe ich es ohnehin nicht«, meinte Irmina lachend. »Mir kommt es sowieso mehr auf die technische Einrichtung an.«

Sie dachte über die sich bietenden Möglichkeiten nach, und ihr wurde bei diesen Überlegungen ganz anders. Das Universum stand ihr offen. Sie konnte in Bereiche vordringen, die noch nie eines Menschen Auge gesehen hatte. Sie konnte fremde, exotische Lebensformen erforschen und nach den Ursprüngen des Lebens suchen. Es war keineswegs zu vermessen, an die Ergründung der Unsterblichkeit zu denken, aber sie wollte in erster Linie im Dienst der Kranken und Leidenden unterwegs sein, und dabei dachte sie nicht nur an Humanoide und Galaktiker.

Sie hatte einmal zusammen mit Geoffry Waringer am Prototyp eines Scanners gearbeitet, der auf ihre parapsychischen Impulse reagieren sollte. Es gab bereits Computer, die auf psionische Impulse ansprachen, aber keine technischen Geräte, die auf die besonderen Fähigkeiten einer Metabio-Gruppiererin abgestimmt waren. Der Prototyp des Scanners war im Versuchsstadium steckengeblieben, weil Geoffry wegen dringenderer Angelegenheiten die Arbeit daran abbrechen musste.

Daran musste Irmina denken, als sie sich der Möglichkeiten bewusst wurde, die ihr das Virenschiff bot. Die Viren hatten auf dem obersten Deck bereits ein komplettes Labor aus sich gebildet, das praktisch keine Wünsche offen ließ ... bis auf jenen einen.

Irmina hatte kaum ihre Gedanken geformt, als das Virenschiff auch schon reagierte.

»Ich kann dir auch ein kleines Versuchslabor einrichten, das speziell auf deine Fähigkeiten abgestimmt ist«, sagte es mit der wohlklingenden Stimme Vishnas. »Aber diese Gerätschaften wirst dann nur du bedienen können. Ich mache dich darauf aufmerksam, weil du vielleicht noch eine Begleitperson auf deine Forschungsreise in die Unendlichkeit mitnehmen möchtest.«

Irmina war klug genug zu erkennen, dass das Virenschiff sie in manchen Belangen beeinflussen wollte. Das war schon so gewesen, als sich die rohe, ungeformte Virenwolke anbot, zu einer überlichtschnellen Medo-Station zu werden. Dagegen hatte Irmina auch nichts einzuwenden gehabt, aber sie hatte nicht die Absicht, einen Begleiter mitzunehmen.

»Ich möchte das Meta-Forming-Labor haben«, beschloss sie, und das Virenschiff richtete es auf dem Mitteldeck ein. In der nach unten gerichteten Spitze bildete das Virenschiff die Freizeiträume und die Unterkunft, und Irmina ärgerte sich ein wenig, dass es ohne ihr Einverständnis zwei zusätzliche Kabinen schuf. Aber der Ärger verflog rasch.

Eine Kommandozentrale im Sinne des Wortes gab es nicht, denn sie war in den Aufenthaltsraum integriert. Irmina benötigte keine Steuereinheiten, um bestimmte gewünschte Funktionen auszulösen. Das gesprochene Wort oder aber auch ein intensiver Gedanke genügten als Kommando für das Virenschiff.

»Hast du schon einen Namen für mich?«, erkundigte sich das Schiff.

Irmina nannte es, ohne lange zu überlegen, ÄSKULAP, nach dem Gott der Heilkunst. Sie konnte es kaum erwarten, einen Probeflug zu unternehmen und wollte bereits den entsprechenden Befehl geben, als das Virenschiff meldete:

»Ein Anruf für dich von Galbraith Deighton.«

»Was will er?«

»Willst du ihn das nicht selbst fragen? Oder nimmst du den Anruf nicht an? Ich könnte ihn abweisen.«

»Ich möchte hören, was er zu sagen hat«, entschied Irmina; es war nicht ihre Art, sich einfach verleugnen zu lassen.

Vor ihr, mitten im Raum, bildete sich die Holographie Deightons. Die Illusion war so perfekt, dass Irmina meinte, der Sicherheitschef stünde vor ihr.

»Wo hast du die ganze Zeit über gesteckt, Irmina?«, erkundigte sich Deighton mit leisem Vorwurf. »Du kannst doch nicht einfach das Amt einer Hanse-Sprecherin hinwerfen und dich aus dem Staub machen.«

»Doch, ich kann«, versicherte Irmina lächelnd. »Das war ursprünglich zwar nicht meine Absicht. Ich war nur neugierig und wollte mir eine der Virenwolken von innen ansehen. Doch jetzt habe ich mich entschieden. Ich habe eine neue Aufgabe gefunden, die mich weit mehr ausfüllt als meine bisherige Tätigkeit. Wenn du nur Kontakt zu mir aufgenommen hast, um mich umzustimmen, dann war deine Mühe vergebens.«

»Ich möchte dich nur um einen letzten Gefallen bitten«, sagte Deighton versöhnlich. »Es geht um Stalker. Könntest du ihn mal unter die Lupe nehmen?«

»Du meinst, als Metabio-Gruppiererin?«

»Ja. Vielleicht hast du mehr Erfolg als Fellmer und Gucky.«

»Es war doch von Anfang an klar, dass Telepathen Stalker nicht aushorchen können«, sagte Irmina, die Deightons Enttäuschung nicht ganz verstand. »Und darum liegt es auf der Hand, dass auch ich nichts ausrichten kann.«

»Wir dürfen keine Möglichkeit außer acht lassen«, sagte die Holographie von Deighton. »Vielleicht gelingt es dir, etwas über seine biologische Beschaffenheit herauszufinden. Ich wäre über jede noch so unwichtig scheinende Information dankbar. Obwohl Stalker sich kooperativ gibt, wissen wir noch so gut wie nichts über ihn. Du musst uns helfen, Irmina.«

»Na gut«, gab Irmina nach. »Aber erwarte dir von mir nicht zuviel.«

Die ÄSKULAP schwebte über den nördlichen Ausläufern des Himalaja. Das Virenschiff war zwar nicht besonders groß, aber Irmina wollte dennoch nicht damit nach Terrania fliegen, um kein unnötiges Aufsehen zu erregen.

»Wie wär's mit der Kegelspitze als Beiboot?«, schlug das Virenschiff vor. »Noch ist dieser Umbau möglich, und ein Beiboot brauchst du später auch. Es wäre auch recht nützlich, einen Transmitter zu installieren.«

Irmina stimmte beidem zu, wählte dann aber das Beiboot für den Flug ins HQ-Hanse, um sich mit dem Gravo-Antrieb vertraut zu machen. Sie konnte mit dem Miniaturkegel, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit einer der Raumkapseln des 20. Jahrhunderts hatte, mühelos auf einem der Dachparkplätze landen.

Sie hoffte, dass sie sich dieser unangenehmen Verpflichtung bald würde entledigen können, um zu ihrem Virenschiff zurückzukehren.

 

*

 

Stalker hätte genauso gut ein Androide mit einem Positronengehirn sein können. Es sprach nichts dagegen, zumindest ließ sich das Gegenteil nicht beweisen.

Sein Rückentornister hatte ein Schutzfeld aufgebaut, das ein Durchleuchten von Stalker unmöglich machte. Er hatte schon einmal eine Biomaske getragen, um menschliches Aussehen vorzutäuschen, so dass auch die Gestalt, in der er sich gerade präsentierte, nur Maske sein konnte.

Er weigerte sich strikt, eine eingehende Untersuchung seines Metabolismus zu erlauben, und redete sich auf seinen Kodex heraus. Er verriet jedoch auch nicht, welcherart Kodex das war, sondern erklärte:

»Wer mir aufs Maul sieht, wer meine Mimik und meine Gesten beachtet, der kann mir in die Seele blicken.«

Stalkers Verhalten wirkte durch und durch ritualisiert, und wer ihn für einen Androiden halten wollte, der hätte auch sagen können, programmiert. Aber wer länger mit ihm zusammen war, den überraschte er gelegentlich durch völlig unverhoffte Verhaltensweisen. Stalker war stets für Überraschungen gut.

Obwohl er wissen musste, dass er in seiner Unterkunft im HQ-Hanse rund um die Uhr überwacht wurde, gab er das durch nichts zu erkennen. Wenn er mit seinem Animateur Skorsh allein war, dann verhielten sie sich so, als fühlten sie sich unbeobachtet. Das konnte aber nur gespielt sein.

Als Homer G. Adams ihn bei einem seiner vielen Besuche darauf ansprach, sagte Stalker unschuldsvoll:

»Ich hatte Angst, euch zu verletzen. Natürlich ist es mir nicht entgangen, dass Skorsh und ich unter Beobachtung stehen. Das ist das Recht des Gastgebers, von dem auch ich Gebrauch machen würde. Ihr wollt schließlich herausfinden, mit wem ihr es zu tun habt. Aber da ihr ein Geheimnis daraus gemacht habt, konnte ich auch nicht das Thema zur Sprache bringen. Ich bin froh, dass du das Tabu gebrochen hast, Gershwin.«

»Du könntest uns dabei helfen, mehr über dich in Erfahrung zu bringen, Stalker«, sagte Adams darauf.

»Wenn es nicht gegen meinen Kodex verstößt, dann gerne«, erwiderte Stalker. »Worum geht es, Gershwin, mein Freund? Hab keine Scheu, es mir zu sagen. Mit mir kann man über alles reden, wenn man sich nicht in ganz bestimmte Antworten verrennt.«

»Hättest du etwas dagegen, dich mit Telepathen zu unterhalten, Stalker?«

»Aber keineswegs, Gershwin«, sagte Stalker und lächelte erfreut. »Ich wollte Gucky und Fellmer Lloyd schon längst näher kennenlernen.«

Und wieder deutete Stalker mit keinem Wort an, ob er bereits wusste, dass die beiden Telepathen schon einige Zeit in seiner Nähe waren, um seine Gedanken auszuspionieren. Nur Skorsh, der Stalker rittlings im Nacken saß, machte eine abfällige Bemerkung.

»Auch in ESTARTU gibt es Gedankenschnüffler«, keifte er. »Aber man gewöhnt sich an sie.«

Gucky und Fellmer Lloyd hörten in der nahegelegenen Überwachungszentrale das Gespräch mit.

»Wieder nichts«, seufzte der Mausbiber. »Es ist, als würden die beiden überhaupt nicht denken. Ich verspreche mir von einer Gegenüberstellung auch nicht mehr.«

»Was Skorsh gesagt hat, war ein Wink mit dem Zaunpfahl«, sagte Fellmer Lloyd. »Wir könnten uns die Mühe wirklich sparen, aber tun wir Galbraith den Gefallen.«

Die beiden Telepathen machten sich auf den Weg. Bevor sie jedoch die Tür erreichten, ergriff Gucky rasch Fellmers Hand und teleportierte in Stalkers Unterkunft. Skorsh stieß einen schrillen Schrei aus, als die beiden Mutanten unvermittelt auftauchten, suchte Deckung hinter Stalkers Tornister und spähte dann zornig über dessen Schulter auf die beiden.

»Das war ein ganz übler Trick«, schimpfte er. »Es kann auch auf Terra nicht zum guten Ton gehören, seine Gäste derartig zu erschrecken.«

Stalker brachte Skorsh durch einen Klaps zum Schweigen und strahlte seine beiden Besucher an.

»Willkommen in meinem kleinen Reich«, begrüßte er sie mit ausgebreiteten Armen. »Aus den Unterlagen der TSUNAMI-114 habe ich einiges über euch erfahren. Es ist eine Ehre für mich, dass ihr mir eure Aufmerksamkeit schenkt.«

Stalker hatte darauf bestanden, seine mehrere Zimmer umfassende Unterkunft mit terranischen Möbeln einzurichten, obwohl sie nicht ganz seinen Bedürfnissen entsprachen. Besonders deutlich wurde das bei den Sitzgelegenheiten, die für seine überlangen Unterschenkel zu niedrig waren. Er konnte in den Sesseln nicht entspannt sitzen, sondern musste die Beine entweder ausstrecken oder aber eine kauernde Haltung einnehmen.

»Das ist kein reiner Höflichkeitsbesuch«, sagte Fellmer Lloyd. Er hatte von Anfang an eine Abwehrhaltung gegen Stalker eingenommen, aber im Lauf ihres Gesprächs baute er sein Misstrauen allmählich ab. Alles, was Stalker sagte, klang ehrlich und überzeugend, nie war ein spöttischer Unterton herauszuhören. Selbst als er sein Bedauern darüber ausdrückte, dass seine Gedanken nicht von Telepathen gelesen werden konnten, klang das für Fellmer aufrichtig.

Nicht aber für Gucky. Der Mausbiber konnte seinen Ärger über sein Versagen nicht verkraften.

»Du könntest deine Mentalsperre aufheben, wenn du nichts vor uns zu verbergen hast, Stalker«, sagte er herausfordernd. »Oder denkst du wirklich nicht, so dass du keinerlei psionische Ausstrahlung hast?«

Fellmer fand, dass Gucky etwas zu weit ging und nicht den richtigen Ton fand. Derselben Meinung war offenbar auch Skorsh, denn er rief aufgebracht:

»Was sind denn das für Manieren, du pelzverpackter Nagezahn. Weißt du denn überhaupt, wen du vor dir hast? Du sprichst mit dem Gesandten von ESTARTU. Stalker ist die rechte Hand der Superintelligenz!«

Aber Stalker lächelte nur.

»Halt den Schnabel, Skorsh!«, wies er seinen Animateur zurecht, ohne die Aufmerksamkeit von seinen Besuchern zu lassen. An Gucky gewandt, fuhr er fort: »Ich habe durchaus Verständnis für deine angeborene Neugier. Wozu haben Telepathen ihre Fähigkeit, wenn sie davon nicht Gebrauch machen dürfen? Aber ich kann nichts für dich tun. Selbst wenn ich dir meine Gedankenwelt offenbaren wollte, ich könnte es nicht. Ich bin einfach nicht in der Lage, ›laut‹ zu denken. Tut mir leid, das hat ESTARTU so bestimmt, es ist ein bedingter Reflex, Bestandteil meines Kodex. Man könnte sagen, dass ich mentalstabilisiert bin, aber das ist eine unzulängliche Bezeichnung. Meine Immunität gegen parapsychische Beeinflussung ist eher schon selbst als Psi-Fähigkeit zu bezeichnen. Gershwin hat diese Fähigkeit sehr treffend als Psi-Reflexion bezeichnet.«

»Das ist mir bekannt«, erwiderte Gucky. »Aber gerade wegen dieser Fähigkeit wundert es uns, dass du keinerlei psionische Ausstrahlung hast. Das kann nur bedeuten, dass du dich abschirmst.«

Stalkers dreieckige Augen schlossen sich für einen Moment. Als er sie öffnete, wirkte der gelbe Augapfel etwas getrübt.