Nr. 1200
Ordoban
Das Rätsel des Armadaherzens
von Kurt Mahr
Der Kampf um die Kommandogewalt über die Endlose Armada ist entschieden. Die Voraussage des Armadapropheten, der Terraner Perry Rhodan würde den gigantischen Heerwurm von Raumschiffen eines Tages befehligen, hat sich erfüllt, in den Junitagen des Jahres 427 NGZ.
Dieses vollzog sich, obwohl die Armadaschmiede alles daransetzten, um die Pläne der Terraner zu durchkreuzen und sich selbst an die Schalthebel der Macht zu bringen.
Wenn dies den Silbernen letztlich nicht gelang, obwohl sie nach der Installation des Terasymbionten schon alle Trümpfe in den Händen hielten, so lag das vor allem daran, dass Nachor von dem Loolandre, der Armadaprinz, noch gerade rechtzeitig genug sein Erinnerungsvermögen zurückgewann, um wirkungsvoll in das Geschehen eingreifen zu können und die Wende zugunsten der Terraner herbeiführen zu können.
Nachor von dem Loolandre ist es auch, der nun die Geheimnisse des Armadaherzens preisgibt. Er, wie kein anderer, ist dazu befähigt, die uralte Geschichte der Endlosen Armada zu berichten –, und er, wie kein anderer, kennt die phantastische, tragische Geschichte eines Wesens, das zur Legende wurde, des Wesens mit dem Namen ORDOBAN ...
Ordoban – Ein Flottenchef wird zur Legende.
Saddreyu – Ordobans Freund und Vertrauter.
Heftergel – Ein Weltraumjournalist.
Hortevon – Ein Roboter.
Perry Rhodan – Der Terraner erfährt Ordobans Geschichte.
Carfesch – Der Sorgore erscheint wieder.
Vor Jahrtausenden hatte es begonnen. Drei raumfahrende Völker im zentrumsnahen Ashshatu-Arm der riesigen Spiralgalaxis Behaynien waren der blutigen Streitereien müde geworden und hatten einen Bund miteinander geschlossen. Der Notwendigkeit enthoben, einen großen Teil des Volksaufkommens an Dinge des Krieges zu verschwenden, nahmen die drei Zivilisationen alsbald einen erstaunlichen Aufschwung. Sie begannen, Behayniens weite Sternenräume zu erforschen.
Kontakte mit anderen Sternenvölkern wurden aufgenommen. Der Bund der Drei mit seiner blühenden Kultur entwickelte sich zur Quelle zivilisatorischer Gravitation: Immer mehr Völker wurden in seinen Bann gezogen. Es gab unter ihnen solche, die bereits selber über ein eigenes Sternenreich verfügten, als sie in den Sog des Bundes der Drei gerieten – und andere, die die Technik der interstellaren Raumfahrt erst seit wenigen Jahrhunderten beherrschten und froh waren, dass man sie als annähernd gleichberechtigtes Mitglied in den Bund aufnahm, anstatt sie zu unterjochen.
Es entstand das Imperium von Nor-Gamaner, bestehend aus siebzehn hauptsächlichen und 146 nachgeordneten Zivilisationen. Das Imperium betrachtete es als seine Aufgabe, die Galaxis Behaynien bis hinaus in die materiearmen Weiten des Halos zu erforschen und überall seinen Frieden zu verbreiten.
Im Jahr 12.370 Malkatu war dieses Ziel weitgehend erreicht. Lediglich eine Gruppe von Kugelsternhaufen in einem Gebiet, das ein Volumen von acht Billionen Kubiklichtjahren umfasste und dessen Mittelpunkt 550.000 Lichtjahre von Behayniens Zentrum entfernt lag, widersetzte sich der Befriedung durch das Imperium. Man nannte diese Zone Nagu Nakira, die Peripherie, und der Name war gleichbedeutend mit Blut und Tränen, Grausamkeit und Hinterlist, denn über der Nagu Nakira schien Zaara, die Göttin des Zorns, die Schale ihrer seelenvergiftenden Gaben mit besonderem Eifer entleert zu haben. Die Völker der Nagu Nakira waren blutdürstig und sahen im steten Kampf ihren einzigen Daseinszweck. Selbst die erfahrensten Xenopsychologen des Imperiums vermochten nicht zu sagen, warum es den Bewohnern der Peripherie unmöglich war, die Vorteile friedlichen Zusammenlebens zu erkennen.
Unter den 17 hauptsächlichen Zivilisationen galt die der Saddreykaren als die älteste und angesehenste. Daher verwundert es nicht, dass Saddreykarisch die erste Amtssprache des Imperiums war. Nor-Gamaner war ein Wort dieser Sprache und bedeutete so viel wie »das Heer der fortschrittlichen Friedliebenden«. Der Konsensus der Völker, das Parlament des Imperiums, hatte seinen ständigen Sitz in Tatmu-Sharrata, der bedeutendsten Stadt des Planeten Saddreykar.
Die Zukunft sah vielversprechend aus. Im 124. Jahrhundert Malkatu schien es nichts zu geben, was der weiteren Ausdehnung des Imperiums im Wege hätte stehen können. Schon wurden in Tatmu-Sharrata Pläne entwickelt, die sich mit der Erschließung benachbarter Galaxien befassten. Denn Behaynien gehörte zu einem gewaltigen Cluster, der annähernd dreitausend individuelle Sterneninseln umfasste.
Es war ein trauriger Zug, der sich durch die äußeren Zonen des Sternhaufens Nammuratu 38 schob und Kurs auf die Wurzel des Ashshatu-Arms nahm. Eine marode Sammlung halbwracker Raumschiffe, von denen die Hälfte unterwegs auf der Strecke bleiben würde.
Der letzte Kampf des alten Recken, dessen Name seit vielen Jahren Legende war, hatte mit einer fürchterlichen Niederlage geendet. Von der XXV. Saddreykarischen Flotte, die einst stolze 16.000 Einheiten gezählt hatte, waren nur noch knapp 1200 Schiffe übrig, keines von ihnen unbeschädigt. Man hatte die Kampfkraft der Titalla, der Feuerwesen, bei weitem unterschätzt. Die XXV. Flotte war in eine Falle gelaufen, und nur der Schläue und Erfahrung des Feldherrn war es zu verdanken, dass der Gegner sie nicht vollends aufgerieben und zerstört hatte.
Desselben Feldherrn freilich, der die Warnungen seiner Ratgeber in den Wind geschlagen hatte.
Er hatte für seine Hartköpfigkeit gebüßt. Eine Explosion auf der Brücke seines Flaggschiffs hatte ihn lebensgefährlich verwundet. Seiner Wunden nicht achtend, hatte er mit eisernem Willen die Rückzugsgefechte noch selbst geleitet und sich den Luxus, ohnmächtig zusammenzubrechen, erst geleistet, als feststand, dass die Titalla die Verfolgung des Überrests der Flotte aufgegeben hatten.
Durch die wundgeschlagenen Leiber der saddreykarischen Raumschiffe eilte das entsetzliche Gerücht:
»Ordoban liegt im Sterben.«
Ordoban, die Legende. Ordoban, der unerschrockene Streiter für den Frieden. (So hörte er sich gerne nennen, wobei er die Widersinnigkeit des Namens geflissentlich übersah.) Ordoban, dem der Geruch der Unsterblichkeit anhaftete, nachdem er die statistische Grenze saddreykarischer Lebenserwartung vier Generationen weit hinter sich gelassen hatte.
Ordoban lag im Sterben.
»Bring mich nach Hause«, hatte er in einem seiner wenigen wachen Momente Azizbul, den Nächstkommandierenden, angefleht. »Einmal will ich Saddreys Wärme noch auf dem Gesicht spüren; dann mag es zu Ende sein.«
Die Ärzte brachten es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass keinerlei Aussicht auf die Verwirklichung seines Wunsches bestand. Das Tempo der Flotte wurde diktiert durch die Marschfähigkeit der am schwersten beschädigten Schiffe. Der jüngste Kadett konnte sich ausrechnen, dass unter solchen Bedingungen die Heimfahrt mehrere Jahre in Anspruch nehmen würde. Ordoban dagegen hatte vielleicht ein paar Tage zu leben.
Die große Kammer, in der er ruhte, war abgedunkelt. Robotische Systeme wachten über seinen Zustand. Die Ärzte hatten ihre Bemühungen aufgegeben. Die, denen der große Feldherr im Leben nahe gewesen war, scheuten seine Nähe nun, da der Tod herannahte.
Nur ein einziges Wesen harrte in der Kammer aus: Zibbatu, der Bucklige. Man sah ihm auf den ersten Blick an, dass er kein Saddreykare war. Er war ein Zwerg. Sein Rücken war verwachsen. Er trug kein einziges Haar auf der kahlen Schädelplatte. Sein Gesicht war faltig und verrunzelt. Am auffallendsten aber war, dass er zwei kleine Augen besaß anstatt des einen großen, das als Artmerkmal der Saddreykaren galt. Dazu noch waren seine Augen von unterschiedlicher Größe. Kein Wunder, dass er von der Besatzung des Flaggschiffs nur »Missgeburt« genannt wurde.
Niemand wusste, woher Zibbatu kam. Er war eines Tages plötzlich aufgetaucht. Fest stand jedoch, dass Ordoban ihn in sein Herz geschlossen hatte. Zibbatus Leben an Bord des Flaggschiffs wäre unerträglich gewesen, wenn nicht der Feldherr die Hand über ihn gehalten hätte. Deshalb machte Zibbatu sich Sorgen. Wie würde es werden, wenn Ordoban ihn verließ?
»Komm her, mein Freund«, hauchte es vom Lager des Sterbenden her.
Zibbatu beeilte sich, der Aufforderung zu folgen.
»Ich weiß, dass die Ärzte mir etwas vormachen«, sagte der alte Recke mit kraftloser Stimme. »Ich werde Saddrey niemals wiedersehen. Aber sie sollen mich tarkcieren, damit wenigstens mein Bewusstsein eine Chance hat zu überleben. Ich weiß, dass du dir um die Zukunft Sorgen machst, Zibbatu. Aber fürchte dich nicht. Der Alte hat für dich gesorgt. Sie mögen dich verachten und dich Missgeburt nennen, aber dir Ungemach zu bereiten, werden sie nie wagen. Gib mir die Hand ...«
Zibbatu beugte sich nach vorne und streckte das schmächtige Ärmchen aus. Aber er bekam die Hand des großen Ordoban nicht mehr zu fassen. Die Hand des Alten zuckte, dann fiel sie schlaff auf das Polster. Das Auge brach. Sein roter Glanz erlosch.
Ordoban war nicht mehr.
Das Schott glitt auf. Azizbul stürmte herein. Lichter flammten auf und blendeten den Buckligen. Er hob einen Arm vors Gesicht, um die Augen zu schützen.
»Er will tarkciert werden«, sagte er mit schriller Stimme.
»Scher dich fort, Missgeburt«, herrschte der Nächstkommandierende ihn an.
*
Heftergel war sich seiner Bedeutung bewusst. Er nahm mit Gelassenheit zur Kenntnis, dass Sorkalan seiner Bitte um eine Unterredung sofort stattgegeben hatte. Dabei hatte der Dritte Jugendunterweiser den Rang eines Ressortministers und rangierte in der Hierarchie der saddreykarischen Administration unmittelbar unter dem Präsidenten.
Heftergel wusste, was er seinem Ruf als Globetrotter schuldig war. Seine Kleidung wirkte unordentlich. Seine Haut war tiefgebräunt, und sein großes, rubinrotes Auge zeigte unter gewissen Blickwinkeln jenen grünlichen Schimmer, den die länger dauernde Berieselung mit energiereicher Kosmischer Strahlung erzeugt. Seine Stiefel waren ausgetreten und im Übrigen viel zu schwer für Tatmu-Sharratas warmes Klima. Kurzum: Heftergel sah aus wie ein Landstreicher. Aber in eben dieser Aufmachung kannte ihn die Öffentlichkeit – ihn, den berühmtesten aller Weltraumjournalisten.
Einen krasseren Gegensatz zwischen ihm, dem Sternenbummler, und dem hochgewachsenen aristokratisch schlanken Sorkalan konnte man sich kaum vorstellen. Das Auge des Ministers leuchtete in klarem, hellem Rot. Seine Kleidung war korrekt bis auf den Sitz des kleinsten Zierknopfs und dabei von jener gewollten Einfachheit, die nur die teuersten Manufakturen zu erzeugen verstehen. Sorkalan verzichtete auf Schmuck, während Heftergel alle möglichen Ketten und Gehänge um den Hals baumelten.
Trotz der Gegensätzlichkeit begrüßten der Journalist und der Minister einander mit dem vertraulichen Gruß, indem sie die Hände gegeneinander klatschten.
»Man sagt mir«, eröffnete Sorkalan die Unterhaltung, nachdem er dem Gast einen Platz und den üblichen Willkommenstrunk angeboten hatte, »dass deine Suche nach Neuigkeiten dich lange Zeit durch gefährliches Gebiet geführt hat.«
»Ich bin nicht auf der Suche nach Neuigkeiten schlechthin«, antwortete Heftergel. »Ich war auf dieser Fahrt sechsundzwanzig Jahre lang unterwegs, zumeist in Gegenden, in denen es reguläre Kommunikation mit den Stätten der Zivilisation nicht gibt. Alles, was ich an Neuigkeiten zu berichten hätte, wäre ein paar Monate alt, bevor es die Öffentlichkeit erreichte. Nein, ich interessiere mich für Zusammenhänge, für fremde Kulturen, für die Gründe, warum sie auf das Vordringen des Imperiums so oder so reagieren. Verstehst du, Dinge, die Bestand haben und uns – hoffentlich – lehren, die Mentalität fremder Völker zu verstehen.«
»Ein äußerst verdienstvolles Unterfangen«, sagte Sorkalan. »Dein Ruf beweist, dass du darin erfolgreich bist. Wo hast du dich in den sechsundzwanzig Jahren herumgetrieben?«
»Im Halo«, antwortete Heftergel. So beiläufig, als gehöre es zu den selbstverständlichsten Dingen der Welt, fügte er hinzu: »Die letzten zwölf in der Nagu Nakira.«
»Ajju Saddrey!«, entfuhr es Sorkalan wider Willen. »Du wagst viel, um unsere Wissbegierde zu befriedigen.«
»Und dort geschah es«, fuhr Heftergel unbeeindruckt fort, »dass ich meinem Grundsatz untreu werden musste. Plötzlich hatte ich eine Neuigkeit, die der Öffentlichkeit sofort zugänglich gemacht werden musste. Ich brach meine Forschungen sofort ab und beschloss, mein eigener Bote zu sein. Deswegen bin ich hier.«
»Du machst mich neugierig«, bekannte der Minister. »Was ist die Neuigkeit?«
»Versteh mich recht: Ich habe keine Beweise. Was ich dir berichte, ist ein Gerücht – allerdings eines, das überall in der Peripherie verbreitet wird, und zwar von solchen, die gewöhnlich nichts auf Hörensagen geben. Ich halte es daher für zuverlässig.«
»Ich bitte dich, Heftergel ...«, drängte Sorkalan.
Heftergels Auge leuchtete in gutmütigem Spott.
»Die Fünfundzwanzigste Flotte operiert im Kugelsternhaufen Nammuratu 38. Ihr Kommandant ist nach wie vor Ordoban.«
Sorkalan sog hastig die Luft ein. Sein Auge wurde dunkel.
»Das ist ... das ist ... unmöglich!«, stieß er hervor. »Es ist mehr als sechzig Jahre her, seit wir das letzte Mal von der Fünfundzwanzigsten Flotte hörten. Damals war Ordoban weit über dreihundert Jahre alt. Nein, deine Gerüchtequelle muss falsch informiert sein. Die Fünfundzwanzigste ist verloren, und Ordoban muss, wenn er nicht in der Schlacht fiel, längst eines natürlichen Todes gestorben sein.«
»Das Imperium hat vor nicht allzu langer Zeit eine Ergebenheitsadresse des Volkes der Kishadati erhalten?«, erkundigte sich Heftergel ungerührt.
»Vor zwei Jahren, ja. Wir wunderten uns sehr darüber.«
»Ich war bei den Kishadati«, sagte der Journalist. »Sie waren dem Imperium wohl gesinnt, weil eine unserer Flotten sie aus der Knechtschaft eines anderen Volkes befreite. Die Kishadati stehen am Anfang der raumfahrttechnischen Zivilisation. Sie besaßen keine Unterlagen, die sich auf die Befreiungsaktion bezog. Aber sie schilderten mir den Kommandanten der Flotte. Warum würden Wesen, die von den großen Zusammenhängen innerhalb des Imperiums nicht die geringste Ahnung haben, mir eine Beschreibung liefern, die genau auf Ordoban passt? Oder glaubst du, dass man Ordoban mit jemand anderem verwechseln kann?«
»Nein, nein«, wehrte der Minister ab. »Aber nach so langer Zeit? Ich meine, warum hat sich der Fünfundzwanzigste sechzig Jahre lang nicht gemeldet?«
»Du fändest deine Frage leichter zu beantworten, wenn du dich in Nammuratu 38 umsähest. Ich sage dir, Jugendunterweiser, es ist dort schlimmer als in der Hölle der Göttin Ishatu, an die unsere Vorfahren glaubten.«
»Das ist ganz außerordentlich ...«, hauchte Sorkalan.
Heftergel erhob sich.
»Ich habe einen umfangreichen Bericht abgefasst, der alle Einzelheiten enthält«, sagte er. »Er liegt deinem Computer vor. Du brauchst ihn nur abzurufen. Kennbegriff: Ordoban. Jetzt wäre es mir lieb, wenn ich mich von dir verabschieden dürfte ...«
Noch lange, nachdem der Journalist gegangen war, saß der Minister nachdenklich vor seinem Arbeitstisch. Schließlich fasste er einen Entschluss. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er eine Verbindung mit Attanal, dem Vorsitzenden des Monumentalkomitees hergestellt hatte.
»Aufregende Nachrichten, Vorsitzender«, sagte er. »Wenn das wahr ist, was ich soeben gehört habe, dann weiß ich ein großartiges, unübertreffliches Kernmotiv für dein Denkmal.«
*
Es war nämlich just in diesem Jahr 12.370 Malkatu den Verantwortlichen des Imperiums der Gedanke gekommen, dass es nun an der Zeit sei, den bisherigen Errungenschaften ein Denkmal zu setzen – eines, das die Größe und die Macht des Imperiums annähernd maßstäblich wiedergab und bis in alle Ewigkeit bestehen bleiben würde.
Eine Schale für das Monument war bereits gefunden. Draußen im Halo gab es die Überreste eines Protosterns, dem es die Natur aus irgendeinem Grund versagt hatte, den entscheidenden Schritt zur Bildung eines Sonnensystems mit einem Zentralgestirn und einer Familie von Planeten zu vollziehen. Was übrigblieb, war ein brauner Zwerg inmitten einer Wolke aus kosmischen Trümmerstücken. Die Astrophysiker hatten errechnet, dass es nicht allzu schwierig sein werde, den braunen Zwerg und die Trümmerwolke zu einem stabilen, annähernd scheibenförmigen Gebilde zusammenzubacken. Freilich würde die Arbeit ein gutes Jahrhundert in Anspruch nehmen, aber was daraus erwuchs, war ein Werk, das sich sehen lassen konnte: ein Mammutmonument von der Größe eines mittleren Sonnensystems. Freilich musste dafür gesorgt werden, dass das Gebilde nicht unter dem Einfluss seiner gewaltigen Masse kollabierte und sich unter Bildung eines Schwarzen Loches selbst verschlang. Aber auch dagegen wussten die Experten Mittel.
Zur Ausstattung des Monuments lagen bereits Zehntausende von Entwürfen vor. Jede Phase der Entwicklung des Imperiums würde in belebten Gigantschaugruppen dargestellt werden. Jede der 163 Zivilisationen erhielt ihren eigenen Abschnitt, in dem sie sich der noblen Kunst der Selbstporträtierung hingeben konnte. Die Technik von Nor-Gamaner sollte in einem gesonderten Abschnitt repräsentiert werden. Kurz und gut, es war an eine permanente Ausstellung gedacht, in der einer, der den Wunsch dazu verspürte, sein ganzes Leben verbringen konnte, ohne eine einzige Darbietung zweimal sehen zu müssen.