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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2073

 

Welt der Kralasenen

 

Der Pakt gegen SEELENQUELL – Rhodan geht in die Offensive

 

von Ernst Vlcek

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Am 24. Januar 1304 Neuer Galaktischer Zeitrechnung wird das Grauenvolle zur Wahrheit: Mit einer kampfstarken Flotte von rund 380.000 Raumschiffen, der größten wohl, die seit Jahrtausenden in der Milchstraße in eine Schlacht gezogen ist, greifen die Arkoniden das Solsystem an. Sie stehen unter dem Einfluss der negativen Superintelligenz SEELENQUELL, die seit einiger Zeit in der Milchstraße ihre Macht ausweitet.

Die Posbis, die treuen Verbündeten der Menschheit, auf deren Hilfe sich Perry Rhodan verlassen hat, entpuppen sich als Verräter. Als die Roboter mit ihren Fragmentraumern, die eigentlich die besiedelten Planeten schützen sollten, auf die Raumschiffe der Terraner schießen, wird den Verantwortlichen klar, dass SEELENQUELL auch auf der Hundertsonnenwelt aktiv geworden ist.

Zuletzt bleibt Perry Rhodan nichts anderes übrig, als die Flucht anzuordnen. Die terranische Flotte zieht sich unter erheblichen Verlusten aus dem Solsystem zurück, und die Heimat der Menschheit wird von den Arkoniden erobert.

Nun müssen die Terraner ganz anders vorgehen. Rhodan entwickelt unpopuläre Pläne – er arbeitet künftig mit dem Ex-Imperator Bostich zusammen. Rhodans »Pakt mit dem Teufel« findet keine große Zustimmung bei den Raumfahrern, auch wenn er insgesamt sinnvoll erscheint.

Gemeinsam einigen sich Rhodan und Bostich auf ein neues Ziel – dabei handelt es sich um die WELT DER KRALASENEN …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Der Bekümmerte Kucurrt – Den Dryhanen treibt der Kummer um den Tod seines Herrschers fast in den Verrat.

Perry Rhodan – Im Kampf gegen SEELENQUELL muss der Terraner mit seinen bisherigen Feinden zusammenarbeiten.

Bostich I. – Bei allen Problemen entwickelt sich der ehemalige Imperator zum wichtigen Verbündeten.

Reginald Bull – Rhodans ältester Freund warnt vor zuviel Vertrauen.

Mooruut – Das wohl seltsamste Wesen auf dem Planeten Trumschvaar.

Prolog

 

»Sensationelle Neuigkeiten sind der Anlass für diese Sondersendung des Residenzfunks.« Die dreidimensionale Aufnahme des Ersten Terraners wurde von Dutzenden von Relaisschiffen in die Kommunikationsnetze der Milchstraße eingeschleust. Milliarden und aber Milliarden von intelligenten Wesen wurden von Maurenzi Curtiz im Namen aller »friedfertigen und freiheitsliebenden Galaktiker« begrüßt. »Heute wurde ein Grundstein dafür gelegt, dass die Kräfte der Liga Freier Terraner und des Kristallimperiums nach vielen Jahren des erbitterten Gegeneinanders an einer gemeinsamen Front Seite an Seite stehen werden.«

Der Erste Terraner machte eine Pause, um seine Worte einwirken zu lassen.

Das Antlitz des weißbärtigen Maurenzi Curtiz, das Symbol einer Vaterfigur schlechthin, drückte zumindest für die Humanoiden Liebenswürdigkeit und Zuversicht zugleich aus.

»Heute haben sich Bostich I., der arkonidische Imperator von Arkon, und Perry Rhodan, der Terranische Resident, zusammengefunden«, fuhr Maurenzi fort. »Sowohl der Imperator wie auch der Resident sind sich einig, dass sich die Völker der Milchstraße nie wieder unter der Knechtschaft einer außergalaktischen Macht befehden. Um ihren guten Willen zu besiegeln, haben Bostich I. und Perry Rhodan einen Staatsvertrag unterzeichnet, ein Bündnis zwischen Arkon und Terra.«

Maurenzi Curtiz machte wieder eine Atempause, bevor er hinzufügte: »Wir bringen nun eine Aufzeichnung dieses historischen Ereignisses.«

Der Erste Terraner verschwand, an seine Stelle trat für kurze Zeit ein stilisiertes Abbild der Solaren Residenz, das Signet des Residenzfunks. Dieses Abbild verwandelte sich im dreidimensionalen Hologramm langsam in eine Aufnahme aus dem Festsaal der Solaren Residenz, von der praktisch jeder Galaktiker wusste, dass sie inzwischen zum Raumschiff geworden war.

Perry Rhodan trug seinen blauen Galornenanzug als Symbol des Residenten, während Bostich I. in die weiße Paradeuniform des arkonidischen Imperators gekleidet war. Die beiden durchquerten gemessenen, feierlichen Schrittes den riesigen Festsaal und steuerten einem antik wirkenden Schreibtisch zu. Dort ließen sich beide nieder.

Zuerst setzte Perry Rhodan seine Unterschrift unter ein Dokument, dann folgte Bostich I. dem Beispiel des Terraners. Danach standen beide auf, blieben nebeneinander stehen. Perry Rhodan ergriff zuerst das Wort.

»Die Liga Freier Terraner und das Imperium von Arkon haben einen Staatsvertrag geschlossen. Darin verpflichten sich beide Mächte, sich gegenseitig im Kampf gegen die negative Superintelligenz SEELENQUELL zu unterstützen. Wir haben uns damit verpflichtet, diese destruktive Macht mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften zu bekämpfen und sie gemeinsam aus unserer Galaxis zu verjagen. SEELENQUELL muss besiegt werden, damit die Milchstraße wieder frei wird. Aber das wird nur möglich sein, wenn alle freien Kräfte der Galaxis zusammenarbeiten. Darum fordere ich hiermit alle raumfahrenden Nationen der Milchstraße auf, diesem Bündnis beizutreten.«

Danach ergriff Imperator Bostich I. da Arkon das Wort. Er strahlte ungebrochenen Stolz, unerschütterliche Würde und eine solche geballte Autorität aus, wie es nur ein arkonidischer Imperator vermochte.

»Diesen Pakt gegen SEELENQUELL zwischen dem Göttlichen Imperium und der Liga Freier Terraner vom 10. Februar 1304 NGZ habe ich kraft meines Amtes als rechtmäßiger Imperator von Arkon geschlossen, das mir auf Lebenszeit zusteht. Als ihr wahrer und einziger Begam fordere ich die arkonidischen Streitkräfte auf, sich diesem Pakt zu unterwerfen. Alles andere wäre Hochverrat gegen das arkonidische Volk und seine Grundrechte und wird von mir zu gegebener Zeit als solcher geahndet werden.«

Es wurde durch die dreidimensionalen Aufnahmen für die Ewigkeit festgehalten, wie Perry Rhodan und Bostich I. diesen »Pakt gegen SEELENQUELL« mit Handschlag bekräftigten.

1.

 

Er lauschte dem Drachen. Er erhoffte sich eine Botschaft von ihm, die ihm den Weg durch die Düsternis seines Herzens weisen konnte …

Der Bekümmerte Kucurrt war eindeutig die unglücklichste Person auf Trumschvaar. Diesen Status konnte dem Dryhanen keiner streitig machen. Weder einer der 5000 Kralasenen – von denen zur Zeit nur etwa 2000 in der Burg Tin Tissmany stationiert waren – noch einer der 35.000 Bewohner der Stadt Al Tripigh. Es gab nicht einmal einen, der ihn bedauerte oder gar Mitgefühl zeigte. Der Bekümmerte Kucurrt war ganz allein mit seinem Schmerz.

Manch anderem erschien es sogar, dass er diesen auskostete, sich an seinem Kummer weidete. Es gab jedenfalls niemanden auf dem Planeten der Kralasenen, der Verständnis für den Bekümmerten aufbrachte. Die meisten wussten nicht einmal etwas von seiner Existenz, und selbst die Kralasenen, denen er in Tin Tissmany über den Weg lief, wussten nichts über die genauen Aufgaben des einzigen Dryhanen von Trumschvaar.

Für die meisten, die ihn vom Sehen kannten, war Kucurrt ein Unikum. Ein seltsamer Kauz bloß, kaum 1,60 Meter groß, mit greisenhaftem Gesicht, das halb von einem weißen Rauschebart verdeckt war. Ein Fremdkörper innerhalb der Gemäuer der Festung Tin Tissmany. Der verhutzelte Zwerg passte nicht zu der Elitetruppe der arkonidischen Geheimdienste, er wirkte wie das karikierte Zerrbild eines jeden Kralasenen.

Dabei oblag ihm ein wichtiges Amt. Er selbst war sogar der Meinung, dass er die größte Verantwortung von allen zu tragen hatte und ihm mehr Bedeutung zukam als seinem direkten Vorgesetzten, dem Thantan Vogus ter Morgur. Ja, er glaubte, selbst wichtiger zu sein als der Kommandant der Festung, der De-Keon'athor Colteyn on Jartis.

Denn der Bekümmerte Kucurrt war der persönliche Quartiermeister Seiner Millionenäugigen Erhabenheit, Imperator Bostich I. da Arkon! Ihm hatte er seine Existenz geweiht, er lebte nur für den Tai Moas – für den »ersten Großen von Arkon«, den Imperator. Er diente ihm, so weit er zurückdenken konnte, exakt seit dessen Inthronisierung am 4. Prago des Tarman 21.369 da Ark. Das waren über 60 Jahre nach verpönter terranischer Standardzeit, ein halbes Leben fast.

Alles, was davor gewesen war, hatte der Bekümmerte Kucurrt aus seinem Gedächtnis gelöscht. Seine Kindheit, sein Elternhaus, seine Erziehung im Kreise der Artgenossen – wiewohl diese ganz im Sinne seiner jetzigen Bestimmung verlaufen war. Denn das kleine – und kleinwüchsige – Völkchen der Dryhanen zeichnete sich durch besondere Imperatorentreue aus und entwickelte eine besondere, ganz spezifische Affinität zum jeweiligen Tai Moas, die sich sogar in einer parapsychischen Fähigkeit manifestierte, dem sogenannten Dryhanensinn.

So war es dem Bekümmerten Kucurrt gewissermaßen in die Wiege gelegt worden, dem Imperator zu dienen. Dennoch erachtete er es als eine besondere Gnade, dass ausgerechnet er als einer von zehn Millionen für diese ehrenvolle Aufgabe berufen worden war.

Er hatte Seiner Millionenäugigen Erhabenheit, Imperator Bostich I. da Arkon, viele Jahre in dessen unmittelbarem Lebensbereich gute Dienste geleistet, war ihm treu bis in den Tod ergeben gewesen. Und das war er auch heute noch, obwohl er seit nunmehr zwölf Jahren als spezieller Quartiermeister für des Imperators Gemächer in der Burg Tin Tissmany Dienst tat.

Der Tai Moas hatte in dieser Zeit nicht oft seine Dienste beansprucht. Er war nur zweimal auf dem Planeten zu Besuch gewesen, um nach den Kralasenen zu sehen, seinen Bluthunden, wie sie im Imperium hinter vorgehaltener Hand ängstlich genannt wurden.

Für den Bekümmerten Kucurrt waren das jedes Mal unvergessliche Stunden gewesen, deren Erinnerung ihm über die Einsamkeit der Jahre hinweghalf. Und den Spott und die Ächtung, die ihm von den Kralasenen entgegenschlugen, auch wenn sie ihn vordergründig »normal« behandelten. Doch sein Dryhanensinn verriet Kucurrt, wie die Bluthunde des Imperators wirklich zu ihm standen. Er wusste, dass er ihnen ein Dorn im Auge war, sie ihn als Fremdkörper in ihrem Machtgefüge betrachteten.

Lediglich seine große Verantwortung und persönliche Beziehung zum Imperator bewahrte ihn vor Diskriminierung und echten Repressalien. Denn der stärkste Motor der Kralasenen waren Disziplin, Drill und unbeugsamer Gehorsam. Da auch sie ihr Leben dem Imperator gewidmet hatten, würden sie es nicht wagen, Hand an ihn zu legen, solange ihn sein Dryhanensinn mit Seiner Erhabenheit verband. Was die einfachen Celistas betraf, so hatten diese sowieso keine Ahnung von Kucurrts Bedeutung. Für diese existierte er nicht einmal.

Sie nannten Kucurrt den »Bekümmerten«, weil er stets in Sorge um das Wohlergehen seines Tai Moas war, was ihn mit einer ständigen Aura von Traurigkeit und Kümmernis umgab. Der Name gefiel ihm sogar, weil er meinte, dass er seinen Gemütszustand getreu wiedergab, und er nahm ihn an.

Doch ab nun würden sie ihn den Unglücklichsten taufen müssen. Denn ihm war ein Schicksalsschlag widerfahren, der zwar das gesamte Kristallimperium getroffen hatte, aber ihm allein den größten Schmerz verursachte.

Seine Millionenäugige Erhabenheit, Imperator Bostich I. da Arkon, war durch ein Attentat ums Leben gekommen!

Der Bekümmerte Kucurrt hatte dies lange nicht wahrhaben wollen, und er mochte es auch jetzt noch nicht glauben. Sein Tai Moas tot! Sein Abgott, den er mit einem der She'Huhan-Sternengötter gleichsetzte, sollte nicht mehr unter den Lebenden weilen?

Das machte den Bekümmerten Kucurrt zum unglücklichsten Wesen nicht nur von Trumschvaar, sondern der ganzen Galaxis. Sein Unglück, seine Verzweiflung brachten ihn fast um den Verstand.

Er lauschte dem Drachen. Doch der Drache schwieg. Nichts war von ihm zu hören. Kein Atmen. Kein Schniefen. Nicht die geringste Regung. Kein Lebenszeichen. Er schlummerte wohl irgendwo in seinem Revier, tief unten im Fels des Berges. Er hoffte, dass, wenn der Drache irgendwann erwachte, er ihm ein Zeichen schicken würde …

 

*

 

Dem Bekümmerten Kucurrt entging nicht, dass Vogus ter Morgur versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen. Es war dem zweitobersten Bluthund des Imperators wohl lästig, sich mit einem schwächlichen Dryhanen unterhalten zu müssen. Aber der Bekümmerte Kucurrt blieb hartnäckig und ging dem Dreiplanetenträger wohl irgendwann so auf die Nerven, dass er ihn schließlich empfing, nur um seine Ruhe zu haben.

»Was hast du mir denn so Wichtiges zu sagen, dass du mich immerfort belästigst, Kucurrt?«, schnauzte Vogus ter Morgur ihn an.

»Es geht um den Drachen, über den ich schon mehrfach berichtet habe, erlauchter Thantan«, sagte der Bekümmerte Kucurrt demütig. »Bisher sind alle meine Eingaben jedoch unbeachtet geblieben. Aber nun bin in großer Sorge, weil der Drache seit Tagen schweigt. Ich kann keine Schwingungen mehr von ihm empfangen. Das werte ich als schlechtes Omen. Und darum habe ich mich um diese Audienz bemüht.«

Der Thantan starrte zornig und ungläubig zugleich auf den kleinen, zierlich gebauten Dryhanen hinab.

»Und wegen dieses Unsinns kommst du zu mir, du abergläubischer Zwerg?« Der Thantan atmete schwer, wie um seine aufkommenden Aggressionen abzubauen und sie nicht an dem weißbärtigen Alten auslassen zu müssen. »Du hast mich nur aufgesucht, um mir von einem Drachen zu berichten, der im Fels unter Burg Tin Tissmany haust? Das fasse ich nicht!«

»Es geht nicht darum, die Existenz des Drachen zu erörtern, erlauchter Thantan«, widersprach der Bekümmerte Kucurrt. »Die ist längst durch das Vorhandensein wandernder psionischer Felder von schwankender Stärke bewiesen. Sie wurden eindeutig angemessen, das wissen die Wissenschaftler schon seit einigen tausend Jahren. Es gibt im Berg, auf dessen Spitze Tin Tissmany steht, diese starke psionische Kraft. Den Begriff des Drachen benutzen die Wissenschaftler praktisch nicht mehr, früher war er üblich. Ich benutze ihn aber als Synonym für das Unbekannte, dessen Erscheinung mir fremd ist. Frag deine Ortungsspezialisten, sie werden meine Aussagen bestätigen.«

»Ja, ja, schon gut«, sagte Thantan ter Morgur ungehalten, um sich weitere Ausführungen zu ersparen. »Du kannst diesen … äh … Drachen mit deinem Dryhanensinn also nicht mehr orten? Und was beunruhigt dich daran?«

»Ich kann es nicht gut in Worte fassen, es nicht logisch begründen, weil ich auch nicht einmal erklären kann, auf welche Weise ich mit dem Drachen verbunden bin. Aber ich vermute, dass er ruht, um Kräfte zu sammeln.«

»Kräfte sammeln? Wofür?«

»Vielleicht, um sie dann urplötzlich freizusetzen. Um den Berg zu sprengen und seine Freiheit zu erlangen. Ich weiß es nicht. Aber ich bin in Sorge, weil ich kein Lebenszeichen mehr von ihm erhalte. Das beunruhigt mich sehr, erlauchter Thantan.«

»Und was, meinst du, sollte man tun?«

»Burg Tin Tissmany schnell zu evakuieren wäre natürlich am sinnvollsten. Die Kralasenen könnten vorübergehend in den subplanetaren Trainingsgründen Quartier beziehen.«

Vogus ter Morgur nickte schwer atmend. Der Bekümmerte Kucurrt merkte, dass der Dreiplanetenträger nahe daran war, die Beherrschung zu verlieren. Darum schwächte er sofort ab.

»Vielleicht wäre eine solche rasche Reaktion aber auch überzogen. Ich denke, es könnte genügen, wenn ich wachsam bleibe und beim geringsten Anzeichen verstärkter psionischer Aktivitäten Alarm schlage. Wäre das akzeptabel, erhabener Thantan?«

»Es gibt meinerseits keinerlei Akzeptanz mehr!«, schrie Vogus ter Morgur aus voller Brust. »Und ich möchte nichts mehr über diesen Schwachsinn hören. Kein Sterbenswort mehr!«

Der Bekümmerte Kucurrt senkte ehrerbietig das Haupt. Er merkte, dass er zu weit gegangen war oder sein Anliegen mit den falschen Worten vorgetragen hatte. Er war bereit, das Büßergewand überzustreifen und sich in aller Demut zurückzuziehen. Aber Vogus ter Morgur war noch nicht bereit dazu, nachdem der Bekümmerte Kucurrt ihn in Rage gebracht hatte.

»Was glaubst du denn, wo wir hier sind, Dryhane?«, brüllte der Dreiplanetenträger. »Meinst du gar, dies sei ein Ort wie Gorians Planet, wo Mythos und Phantasterei gedeihen können? Aber dies ist nicht der richtige Platz, Aberglauben zu verbreiten. Wir sind hier auf Trumschvaar, dem Hauptquartier der Kralasenen. Dem Hort der Celista-Spezialisten. Das hier …«

Vogus ter Morgur verstummte, als resigniere er. Er wandte seinem Besucher den breiten Rücken zu, auf dem die Muskeln zuckten, und sagte mit unterdrückter Stimme: »Geh mir aus den Augen! Verschwinde, Dryhane!«

Als er das letzte Wort aussprach, klang es wie ein Schimpfwort. Der Bekümmerte Kucurrt wollte tun, wie ihm geheißen, und sich lautlos zurückziehen.

Doch da wandte sich Vogus ter Morgur abrupt um und rief barsch: »Hast du denn wirklich keine anderen Probleme, als dich mit solchen Hirngespinsten auseinanderzusetzen? Oder aber lenkst du dich damit nur ab?«

Der Bekümmerte Kucurrt verstand. Natürlich verstand er, worauf der Thantan anspielte. Und das schmerzte.

»Ich bin der lebende Beweis dafür, dass es das absolute Nichts gibt«, sagte der Bekümmerte Kucurrt, er konnte nicht anders. »Ich bin so leer und inhaltslos, dass ich nicht einmal mehr Schmerz empfinden kann.«

Er musste seinen Zustand in die Welt entlassen und auf ein Echo hoffen – wie immer das auch ausfiel.

Es war Vogus ter Morgurs Pech, dass kein anderer zur Verfügung stand und darum er als Stellvertreter für die Welt herhalten musste.

 

*

 

»Jetzt tu nicht so, als habest du die Verzweiflung des gesamten Universums gepachtet, Kucurrt!«, herrschte der Thantan den Dryhanen an, der jetzt nicht nur einen kummervollen, sondern geradezu einen geknickten Eindruck machte. Ein wahres Häufchen Elend. Thantan ter Morgur klang vielleicht deswegen irgendwie versöhnlich. »Reiß dich zusammen, damit du weiterhin deinen Pflichten nachkommen kannst!«