Nr. 402
UFOs in der Galaxis
Die Accalauries tauchen auf – die Schreckgespenster des vierten Jahrtausends
von CLARK DARLTON
Man schreibt Ende September des Jahres 3431. Seit dem Tage, da das Projekt Laurin durchgeführt wurde, ist etwa ein Jahr vergangen.
Für Außenstehende oder Nichteingeweihte sind Terra und die übrigen Planeten des Heimatsystems der Menschheit zusammen mit Sol in einem gewaltigen Energieausbruch untergegangen.
Die im Solsystem Lebenden wissen es jedoch besser: Sie wurden um exakt fünf Minuten in die Zukunft versetzt, auf dass die Flotten der antisolaren Koalition ins Leere stoßen und es zu keinem Kampf zwischen Menschenbrüdern kommen möge.
Perry Rhodan, der Großadministrator des Solaren Imperiums, hat, um Blutvergießen zu vermeiden, ganz bewusst einen spektakulären Rückzug angetreten. Dieser kosmische Schachzug ist Teil des solaren Fünfhundertjahresplans. Terra verschwindet, um aus der Anonymität heraus operieren zu können.
Und eine solche Operation wurde erstmals im Mai des Jahres 3431 notwendig. Ein Volk, das das Erbe der Menschheit vergessen hat, benötigte dringend Hilfe, als das Imperium Dabrifa, ein alter Gegner der Terraner, es unterjochen wollte.
Der Plan der Dabrifaner wurde durch die INTERSOLAR, Perry Rhodans neues Flaggschiff, durchkreuzt, und das Volk der Saparen blieb unbehelligt.
Bald muss die INTERSOLAR erneut eingreifen. Es geht um das überraschende Auftauchen der UFOs IN DER GALAXIS ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator geht auf UFO-Jagd.
Gucky – Der letzte der Mausbiber.
Oberst Korom-Khan – Kommandant der INTERSOLAR.
Screw Howard – Leiter der Hogaltanmine auf dem Planeten Salem.
Dr. Redskin – Ein Mann, der sich von den Accalauries einfangen lässt.
Gunnar Helgerson – Patriarch eines Prospektorenschiffes.
Lord Zwiebus – Perry Rhodans neuer »Instinktwächter«.
1.
Der Posbiraumer mit der Bezeichnung »BOX-23114« näherte sich mit einer Geschwindigkeit, die etwa ein Zehntel des Lichtes betrug, dem Sonnensystem. Um es genauer auszudrücken: Er näherte sich der Stelle im Universum, an der noch vor einem Jahr das Sonnensystem gewesen war.
Es existierte nicht mehr.
Wenigstens nicht mehr im Normalraum und Jetzt.
Die sechs lebenden Steuergehirne der BOX und vor allen Dingen der Robotkommandant wussten das, denn sie waren die engsten Verbündeten Perry Rhodans und seiner Terraner. Für sie bedeutete es kein Navigationsproblem, den riesigen und mit abenteuerlichen Auswüchsen versehenen Riesenwürfel durch die Temporalschleuse fünf Minuten in die Zukunft und damit ins Solare Imperium zu bringen.
BOX-23114 gehörte zur Nachschub- und Versorgungsflotte der Posbis, die das völlig isolierte Sternenreich der Terraner mit Gütern und Rohstoffen aller Art belieferten.
In dem Würfelschiff herrschte höchste Alarmbereitschaft. Der Robotkommandant flog nicht zum ersten Mal diesen Einsatz, aber diesmal warnte ihn sein organisches Plasmagehirn eindringlich vor der drohenden Gefahr. Nur die Tatsache, dass ihm diese Gefahr von Natur aus unbekannt war, hatte ihn bisher daran gehindert, den Kurs zu ändern und den Versuch zu unternehmen, im Linearraum unterzutauchen und dem Verfolger zu entkommen.
Hinzu kam noch ein anderer Grund:
Der Robotkommandant wusste, dass der Versuch zwecklos war.
Seit seinem Start von dem Planeten »Salem«, auf dem er Hogaltan geladen hatte, beziehungsweise nach der zweiten Linearetappe, hatte er diesen Versuch unternommen. Der geheimnisvolle Verfolger war ihm selbst durch den Linearraum unbeirrt gefolgt. Die ganze Hoffnung des Posbi konzentrierte sich auf die letzte Etappe, die er doppelt so lang wie alle bisherigen ansetzte und programmierte. Sie führte ihn direkt bis kurz vor das Sonnensystem Sol.
Seine Taktik schien richtig gewesen zu sein. Von dem hartnäckigen Verfolger war nach der Rückkehr ins Normaluniversum nichts zu sehen gewesen. Der Posbi entschloss sich also, weiterhin sein Ziel anzusteuern, obwohl er die damit verbundene Gefahr einer Entdeckung des Solaren Imperiums kannte. Notfalls konnte er noch immer, wenn der Unbekannte wieder auftauchte, einfach weiterfliegen.
Die Orterschirme blieben leer. Das grellstrahlende Objekt, das ihnen über Tausende von Lichtjahren gefolgt war, konnte nicht festgestellt werden. Trotzdem blieb die höchste Alarmstufe bestehen.
Nicht nur die Entdeckung des verschwundenen Sonnensystems stand auf dem Spiel, sondern auch die wertvolle Ladung des Posbiraumers. Hogaltan war ein geringfügig hyperstrahlendes Element, das als Zusatz für wichtige Metalllegierungen verwendet wurde. Es wurde nur auf Riesenplaneten mit extrem hohen atmosphärischen Druckverhältnissen gefunden, weil es nur dort entstehen konnte, und auch nur dann, wenn die durchschnittlichen Temperaturen nicht höher als mindestens minus achtzig Grad Celsius betrugen. Planeten also wie etwa Jupiter, obwohl dort niemals Hogaltan entdeckt wurde.
Salem war ein solcher Planet. Aber er war fast fünfundzwanzigtausend Lichtjahre von der Erde entfernt.
Der Posbi verringerte seine Geschwindigkeit noch weiter, denn er näherte sich den unsichtbaren und nicht zu ortenden Beobachtungsstationen des Solaren Imperiums in der Nähe des Planeten Merkur. Er musste warten, bis er Kontakt erhielt.
Die Messungen konnten auch bei größter Exaktheit niemals so genau sein, dass ein direkter Anflug der Zeitschleuse möglich war. Selbst die relativ langsame Eigenrotation der Milchstraße war in die Berechnungen einbezogen worden, da sie die Stellung des gesamten Sonnensystems ständig veränderte. Doch auch hier gab es geringfügige Abweichungen, die nicht einkalkuliert werden konnten.
Schließlich wurde die Fahrt ganz aufgehoben. Relativ zur galaktischen Rotation stand der Posbi unbeweglich im Raum – und wartete.
Die Funkgeräte waren auf Empfang geschaltet, aber noch kam kein Signal über die Lautsprecher. Die Bildschirme blieben dunkel. In der Orterzentrale lief der Erkennungsdienst auf höchsten Touren. Im Umkreis von Lichtjahren gab es kein Objekt, das sie nicht hätten erfassen und identifizieren können.
Der Verfolger hatte sie verloren.
Aber dann, nach zwei Minuten ergebnislosen Wartens, geschahen zwei Dinge gleichzeitig.
Rhodans temporale Beobachtungsstationen nahmen Kontakt auf, und der unheimliche Verfolger erschien auf den Orterschirmen von BOX-23114.
*
Es war reiner Zufall, dass Perry Rhodan gerade vierundzwanzig Stunden vor diesen Ereignissen den Merkur aufsuchte. Seit der Inbetriebnahme des Antitemporalen Gezeitenfeldes am 10. 11. 3430 und der damit verbundenen Isolation des Sonnensystems stellte Rhodan zu seiner Überraschung fest, dass ihm auf einmal mehr Zeit blieb, sich um die internen Verhältnisse auf der Erde und innerhalb des Systems selbst zu kümmern. Es kam oft vor, dass er die Planeten besuchte und mit den gewählten Vertretern dieser Welten sprach.
Diese Vertreter der neun Planeten wurden vom Volk direkt gewählt, nicht mehr von den einzelnen Parteien aufgestellt, wie das bei den Demokratien der Frühzeit der Fall gewesen war. So erhielten die fünfundzwanzig Milliarden Menschen, die im Sonnensystem zu Hause waren, die Gelegenheit, sich ihren jeweiligen Regierungschef selbst auszusuchen.
Der Großadministrator musste im Turnus von sechs Jahren immer wieder neu bestätigt werden. Im Bereich der parlamentarisch gebilligten Notstandsgesetze besaß er in extremen Notlagen absolute Vollmachten und konnte nach eigenem Ermessen handeln, ohne das Parlament zu fragen. Er war jedoch verpflichtet, seine Handlungsweise später vor den Parlamenten und den Völkern des Solaren Imperiums zu rechtfertigen.
Es war die funktionsfähigste Demokratie, die es bisher gegeben hatte. Rede- und Pressefreiheit waren eine Selbstverständlichkeit, und konstruktive Kritik wurde von extra dafür eingerichteten Institutionen sachgemäß bearbeitet und weitergeleitet.
Es hatte in der Vergangenheit Stimmen gegeben, die das System als verfehlt bezeichneten, was auf eine totale Unkenntnis politischer Spielarten hindeutete. Ein Reich wie das Solare Imperium ließ sich nicht leicht regieren und halten. Es musste jemand geben, der die Verantwortung auf sich nahm, und zugleich musste die Möglichkeit gegeben sein, diesen Verantwortlichen zu entfernen, wenn er versagte.
Und diese Möglichkeit gab es.
Das Antitemporale Gezeitenfeld, auch kurz ATG genannt, war in der Lage, das gesamte Sonnensystem um fünf Minuten in die Zukunft zu versetzen und dort zu halten. Der Planet Merkur wurde zur Haupt-Schalt-Zentrale des ATG, und der Gezeitenwandler lag in der Nähe des Nordpols innerhalb der Zwielichtzone. Mit Hilfe des Hypertronzapfers wurde die notwendige Energie der Sonne entnommen, dem Paraverbundschalter zugeleitet, der sie an die einzelnen Planeten weitergab. Selbstverständlich auch zu den Außensatelliten innerhalb des Systems und jenseits der Plutobahn.
Das Sonnensystem befand sich somit zeitlich um fünf Minuten in die Zukunft versetzt, wenn es auch räumlich seine bisherige Stellung nicht veränderte. Allerdings hielt es sich nicht mehr im normalen Einstein-Universum auf, sondern in der so genannten Labilzone. Man konnte diese Zone mit dem Linearraum vergleichen, also einem Zwischenraum zwischen Einstein-Universum und Hyperraum. Die Labilzone jedoch galt als fester Bestandteil des Hyperraumes. Das antitemporale Gezeitenfeld wirkte in seiner Art wie eine Paratronblase, die stoffliche labile Körper vor einer Auflösung im Hyperraum schützte.
Am Himmel der Erde und der übrigen acht Planeten gab es keine Sterne mehr, nur noch die Sonne und die Planeten selbst. Sie standen vor dem Hintergrund eines sanften, roten Glühens, das aus dem Hyperraum stammte.
Und doch gab es noch eine Verbindung zurück in die ursprüngliche Gegenwart und damit zum Universum:
Die Temporalschleuse, auch Etappenschleuse genannt.
Die Zeitschleuse.
Sie war ein riesiger energetisch gebildeter Stollen, rund und mit unbestimmbarem Durchmesser. Auch seine Länge war ungewiss und ließ sich nicht rechnerisch erfassen. Wenn man über Merkur in diese Zeitschleuse eintauchte, leuchteten die Wände in einem tiefen Rot. Drang man weiter vor zur nächsten Etappe – mit einer Minute Zeitreise in die Vergangenheit zu vergleichen –, wurden sie hellrot. Dann kam Gelb, Hellgrün und schließlich, kurz vor dem Eintauchen in die Gegenwart, Grellweiß.
Mit seinen Raumschiffen konnten die Terraner jederzeit vom Merkur aus durch diese Temporalschleuse in die Jetztzeit zurückkehren.
Am Ende des Zeittunnels befand sich das Zeitfenster, verbunden mit Beobachtungsstationen, die zwar in der Normalzeit verankert waren, jedoch vom hyperenergetischen Streuungsfluss der Schleuse derart eingehüllt wurden, dass ihre Ortung von draußen her unmöglich wurde.
Die kleinen Satelliten vermittelten optische Eindrücke durch die Temporalschleuse in die Zukunft, so dass Rhodan durchaus in der Lage war, von Merkur aus, wo er sich fünf Minuten in der Zukunft aufhielt, hinaus in die Jetztzeit zu blicken, Ortungen vorzunehmen und näherkommende Objekte genau zu identifizieren.
So auch jetzt.
»Ein Posbi, Sir. Hat sich soeben gemeldet, allerdings auf ungewöhnliche Art. Ein Notruf, Sir.«
Rhodan sah auf die Bildschirme, die alle Geschehnisse widerspiegelten, die sich fünf Minuten in der Vergangenheit und doch zur gleichen Zeit – nämlich jetzt – abspielten.
»Ein Notruf, Major Igenberg? Wie soll ich das verstehen?«
»Kein eigentlicher Notruf, Sir, mehr eine Warnung. Der Posbi gibt an, während seines ganzen Fluges von einem unbekannten Objekt verfolgt worden zu sein. Er behauptet weiter, den Verfolger nun abgeschüttelt zu haben und bittet um Einweisung in die Temporalschleuse.«
Rhodan sah wieder auf den Schirm.
Der Posbi war deutlich zu erkennen. Umgekehrt konnte natürlich der Robotkommandant des Fragmentraumers selbst mit seinen hervorragenden Instrumenten weder den Eingang zur Zeitschleuse noch die Beobachtungsstationen sehen oder auch nur orten.
»Haben Sie unsere Stationen angewiesen, nach dem geheimnisvollen Verfolger des Posbi zu forschen?«
»Selbstverständlich, Sir. Das Ergebnis traf eben ein. Im Umkreis von zwei Lichtjahren gibt es kein erfassbares Objekt – außer dem Posbi.«
»Danke, Major Igenberg. Dann muss sich der Verfolger noch im Linearraum aufhalten, oder er hat den Posbi verloren. Ich glaube, wir sollten Kontakt aufnehmen.«
Der Major nickte und nahm die entsprechenden Schaltungen vor. Es galt, aus der Zukunft heraus einen Funkkontakt mit einem Partner herzustellen, der sich fünf Minuten in der Vergangenheit aufhielt, und dazu im Normalraum.
Als sich der Posbi-Robotkommandant meldete, tauchte der Verfolger aus dem Linearraum auf und raste mit knapper Lichtgeschwindigkeit auf den Fragmentraumer zu.
Blitzschnell unterbrach Major Igenberg den Kontakt.
Sein Gesicht war plötzlich ganz weiß geworden.
Fassungslos starrte er Perry Rhodan an.
*
Geschichten gab es immer, sie würden nie aussterben. Außerdem sorgten sie für Gesprächsstoff auf weiten Reisen durch den Kosmos, bei langweiligen Wachen – und natürlich am Frühstückstisch auf den verstreuten Vorposten innerhalb des solaren Systems.
Im letzten halben Jahr jedoch hatte sich eine ganz bestimmte Geschichte immer mehr in den Vordergrund gespielt. Sie wurde dadurch nicht weniger geheimnisvoll oder uninteressanter, im Gegenteil.
Vor anderthalb Jahrtausenden waren es die so genannten »Unbekannten Flugobjekte« gewesen, die UFOs, die über Jahre hinweg die Gemüter der Menschen erregten, bis sich dann schließlich herausstellte, dass es sich zum größten Teil um Sinnestäuschungen handelte. Nur einige wenige Erscheinungen waren unerklärt geblieben, und man vermutete, dass es sich um Beobachtungssonden Außerirdischer oder in einzelnen Fällen sogar um Zeitmaschinen handelte, die aus fernster Zukunft kamen. Beide Behauptungen wurden nie bewiesen, denn als die Menschheit zusammenfand und Rhodan das Solare Imperium begründete, erschienen auch keine UFOs mehr am Himmel der Erde.
Und nun tauchten sie wieder auf, seit einem halben Jahr etwa, allerdings in einer anderen Form. Die UFOs des 20. Jahrhunderts hatten Durchmesser bis zu wenigen Dutzend Metern gehabt, waren mit einem Lichterkranz umgeben gewesen und konnten blitzartige Manöver durchführen.
Heute waren es grell leuchtende Energieblasen mit einem Durchmesser bis zu vier Kilometern, die urplötzlich aus dem Linearraum auftauchten und wieder in ihm verschwanden. Überall waren diese geheimnisvollen Leuchtkörper gesichtet worden, und noch niemals hatte es einen Kontakt oder gar eine Verständigung mit ihnen oder ihren Insassen gegeben.
Denn es galt als sicher, dass es sich bei der Leuchtblase um eine Art Energie- und Schutzschirm handelte, der ein kleineres Objekt in sich einhüllte – wahrscheinlich das eigentliche Raumschiff.
UFOs in der Galaxis! Ein Gesprächsstoff ohne Ende.
Jemand hatte den Namen für sie geprägt: die Accalauries.
*
Nur zehn Menschen hatten das letzte Jahrtausend mit Hilfe der Zellaktivatoren überleben können. Dies waren außer Perry Rhodan und Atlan noch Solarmarschall Julian Tifflor, Staatsmarschall Reginald Bull, Finanzsenator Homer G. Adams, Professor Dr. Geoffry Abel Waringer und die Mutanten Ras Tschubai, Fellmer Lloyd, Iwan Iwanowitsch Goratschin sowie der langlebige Siganese Harl Dephin.
Und selbstverständlich der Mausbiber Gucky.
Damit war er das letzte Exemplar der Rasse der Ilts.
Neu hinzugekommen war Lord Zwiebus, der Neandertaler. Er hatte tief unter dem Grund des Pazifischen Ozeans ein Experiment überlebt, das unbekannte Außerirdische vor zweihunderttausend Jahren auf der Erde durchführten. Seitdem war er Rhodans ständiger Begleiter und Guckys spezieller Freund.
Lord Zwiebus war ein Typ für sich. Zur Überraschung aller Wissenschaftler lernte er schnell Interkosmo, sprach es aber holprig und oft unverständlich. Er verwechselte die Worte und Begriffe, rief dadurch manches Missverständnis hervor, konnte sich jedoch auf die Dauer recht gut verständigen. Sein gewaltiger Brustkasten war, wie der übrige Körper, mit einem braunschwarzen Fell bedeckt. Dicke Muskelpakete zierten seine langen Affenarme, und hinter der fliehenden Stirn saß ein leistungsfähiges Gehirn.
Er wurde nicht nur Rhodans Freund, sondern auch sein so genannter Instinktwächter, denn er besaß alle Eigenschaften, die man dem Menschen der terranischen Frühzeit nachsagte. So konnte er eine drohende Gefahr ahnen, ehe der normale Mensch sie bemerkte.
Riechen konnte er wie ein Hund, sehen wie ein Adler und hören wie ein Luchs.
Er stützte sich auf seine schwere und plumpe Holzkeule, die er allen modernen Waffen vorzog, zupfte an seinem roten Trikot, das nur mit einem Schulterband auf der linken Seite gehalten wurde. Die rechte Schulter blieb frei und unbedeckt.
»Krrrch ...!«, machte er wütend und stampfte mit dem linken Fuß auf. »Schummes Liff!«
Gucky seufzte abgrundtief und nahm seine Beschäftigung wieder auf.
Er knackte Haselnüsse und saß dabei auf seinem Bett.
»Was ist ein Liff?«, erkundigte er sich, obwohl er natürlich in den Gedanken des Neandertalers las, was dieser damit meinte. Die übliche Verballhornung und Verwechslung der Buchstaben. »Und warum bist du wütend wie ein Höhlenbär?«
»Nicht nur wütend, ich auch böse!«, knurrte Zwiebus und setzte sich vorsichtig auf einen Stuhl, um ihn nicht zu zerbrechen. »Chef geht in die Zeitschleuse, ich hocke dei bir.«
»Bei dir«, verbesserte Gucky und kaute auf einer Nuss herum. »Du hast also ›dummes Schiff‹ gemeint. Warum? Die INTERSOLAR ist ein großartiges Schiffchen, und gar nicht dumm. Höchstens du bist dumm.«
Lord Zwiebus erhob sich drohend und baute sich vor Gucky auf. Er war mehr als zweimal so groß wie der Mausbiber.