Nr. 459

 

Der Archivplanet

 

Hinter stählernen Türen wartet das Wissen – und lauert der Tod

 

von HANS KNEIFEL

 

 

Auf Terra schreibt man Mitte November des Jahres 3437. Perry Rhodan, Regierungschef und Begründer des Solaren Imperiums der Menschheit, hält sich mit der MARCO POLO, dem neuesten und mächtigsten Fernraumschiff der Solaren Flotte, seit geraumer Zeit in NGC 4594, der Heimatgalaxis der Cappin-Völker, auf.

Perry Rhodan, von achttausend Terranern und Bewohnern anderer Welten der Milchstraße begleitet, will sich Gewissheit darüber verschaffen, was in »Gruelfin«, wie NGC 4594 von den Cappins genannt wird, wirklich vorgeht – und ob die Takerer tatsächlich eine Invasion der Milchstraße planen. Ovaron hingegen, dem die MARCO POLO zu einer Rückkehr in seine Heimatgalaxis verholfen hat, interessiert sich vor allem dafür, was aus dem vor 200 Jahrtausenden von ihm regierten Volk der Ganjasen geworden ist.

Weder Perry Rhodan noch Ovaron haben bislang etwas Konkretes in Erfahrung bringen können – abgesehen von der Erkenntnis, dass sich in den Randgebieten von Gruelfin schreckliche Dinge abspielen, die alle auf das Wirken der Takerer zurückzuführen sind.

Das kühne Kommandounternehmen auf der Arenawelt, das zur Festnahme Vavischons, des Henkers von Gruelfin, führte, sowie die darauffolgenden dramatischen Geschehnisse im Arsenal der Androiden erbrachten zusätzliche Informationen. Aber die grundlegende Klärung der Komplexe, an denen Perry Rhodan und Ovaron interessiert sind, steht noch aus.

Jetzt jedoch scheint es soweit zu sein! Während die MARCO POLO vom Arsenal-Planeten flieht, melden sich die Moritatoren. Sie geben einen Treffpunkt an und ein neues Ziel für die MARCO POLO. Dieses Ziel ist DER ARCHIVPLANET ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Kalabasch – Ein Moritator nimmt Verbindung mit der MARCO POLO auf.

Perry Rhodan – Leiter der terranischen Expedition nach NGC 4594.

Atlan – Perry Rhodans Freund und Stellvertreter.

Ybsanow – Patriarch des Archivplaneten Molakesch.

Ovaron – Der Ganjo soll ermordet werden.

Joaquin Manuel Cascal – Der Oberst wittert Unheil.

Misyen – Chef eines Kontrollkommandos der Takerer.

1.

 

Unweit des Planeten TCR, im System der Sonne Taimay, bahnte sich ein Schauspiel an, das seinesgleichen suchte. Eine riesengroße, dreidimensionale Bühne war vorhanden – der Weltraum. Die Dekoration jenes unendlichen Raumes, schwarz und ohne sichtbare Grenzen, waren die Sterne.

Das Zentrum der Bühne bildete die Sonne Taimay, und die leuchtenden Silberkugeln waren die Darsteller. Alles, was hier ablief, geschah lautlos, teilweise sehr schnell, dann wieder mit quälender Langsamkeit.

Zuerst hatte sich von dem geschwungenen Schild des großen Planeten TCR eine riesige Silberkugel gelöst, mit einem Wulst um den Äquator. Dann waren aus allen Richtungen, aus der Schwärze des Raumes, kleinere Kugeln herangeschossen, hatten den Punkt angeflogen, an dem sich in wenigen Sekunden das große Schiff befinden würde.

Dieses Schiff hatte abgebremst, war in den freien Fall übergegangen.

Die kleineren Raumschiffe, Teile des Trägerschiffes, waren eingeschleust worden. Kugel um Kugel verschwand in rechteckigen Löchern in der Bordwand des gewaltigen Trägerschiffes. Die glatten Flächen schlossen sich wieder, die Wandungen, die eigenartige, hellerleuchtete Öffnungen gezeigt hatten, glätteten sich und zeigten nahtlos ineinander übergehende Flächen.

Schließlich wurde auch das letzte Schiff in dem runden Wulst eingeschleust, und das Trägerschiff wurde schneller und schneller.

Noch ehe die kleinen Boote des Trägerschiffes eingeschleust worden waren, wussten die Insassen, dass sich ein Verband von rund dreihundert Raumschiffen näherte; nicht von Fremden, denn die Kugelschiffe waren die eigentlichen Fremden in diesem System, in dieser Milchstraße.

Dann raste das große Schiff los.

Es entfernte sich in gerader Linie, mit der Kraft aller Maschinen beschleunigend, von dem Planeten TCR, der, wie auch seine Sonne, kleiner wurde und vor dem übermächtigen Schwarz des Hintergrundes zurücktrat.

Die zweieinhalbtausend Meter durchmessende Kugel, zur Hälfte von der Sonne Taimay angestrahlt, zur anderen Hälfte schwarz wie das All, fegte in den freien Weltraum hinein. Flucht?

 

*

 

Der Mann, der in der Zentrale des großen Schiffes saß und die einzelnen Sektoren des Panoramaschirmes betrachtete, schien unruhig zu sein. Aber er verbarg seine Unruhe sehr geschickt; in seinem harten, kantigen Gesicht bewegte sich kein Muskel.

Er strich mit zwei Fingern über den Rücken seiner indianisch gekrümmten Nase und drehte dann den Kopf.

»Perry?«, sagte er halblaut.

Rhodan, der in der Nähe der Steuerung saß, schwang seinen Sessel herum und sah den Cappin an. Er glaubte, unter der Färbung der samtbraunen Haut Ovarons eine leichte Blässe zu sehen, aber das konnten die Merkmale der Erschöpfung sein, unter der die Besatzung der Schiffe litt.

»Ja?«, fragte der Großadministrator.

»Ich muss noch einmal vor der starken Bewaffnung der modernen takerischen Schiffe warnen! Warum haben Sie die Korvetten und Leichten Kreuzer nicht ausgeschleust?«

Rhodan hob den Kopf, kniff die Augen zusammen und sah auf die Schirme hinauf, die das Bild zeigten, das die MARCO POLO vor sich, also in Fahrtrichtung, auffing. Noch war nichts von den gemeldeten und georteten Angreifern zu sehen.

»Ich will mich auf kein Risiko einlassen«, sagte Rhodan dann zögernd. »Wir sind Fremde hier in der Galaxis.«

Ovaron schüttelte den Kopf und murmelte: »Ich bin es nicht; hier ist meine Heimat. Die Initialdopplerkanone, wie wir sie nennen, ist uns – beziehungsweise ist den Terranern – noch nicht genügend bekannt. Warum setzen Sie die MARCO POLO diesen Gefahren aus?«

In der Hauptzentrale herrschte die Stille der Müdigkeit, die über alle Schiffsbesatzungen gekommen war. Die Ereignisse der letzten Tage und Wochen hatten jeden Mann bis an die Grenze seiner physischen Leistungsfähigkeit belastet, stellenweise diese Grenze sogar überschritten.

»Aus dem Grund, den Sie erwähnten«, sagte Perry Rhodan. »Dieses Geschütz greift normalerweise Schutzschirme ebenso an wie Schirme mit fünfdimensionaler Energiestruktur. Die Schirme dieses Schiffes, also die der MARCO POLO, sind die stärksten und besten, die unsere terranische Technologie hervorgebracht hat. Als kompakte Einheit hat unser Schiff die größten Chancen, den Abwehrring zu durchbrechen.«

Ovaron schob mit beiden Händen sein Haar nach hinten und fragte: »Welchen Abwehrring?«

Perry Rhodan deutete auf einen Bildschirm, der in umgekehrter Farbwiedergabe die Ergebnisse aus der Ortungszentrale zeigte.

»Den Ring, den diese Einheiten bilden. In wenigen Minuten werden wir auf sie treffen. Ich ziehe es vor, die wesentlich weniger gut geschützten Korvetten und Leichten Kreuzer in Sicherheit zu wissen. Sicherheit gibt ihnen dieses Schiff. Deshalb haben wir sie eingeschleust. Denken Sie auch an sich, Ovaron.«

Ovarons Lächeln war bitter; er verschränkte die Finger ineinander.

»Das tue ich unausgesetzt.«

Rhodan nickte und erwiderte grimmig: »Vielleicht findet die Überlegung, ein toter Ganjo nützt den Ganjasen wenig, ein lebendiger unter Umständen sehr viel, einen angemessenen Platz innerhalb Ihrer Gedanken?«

»Das ist ein Gesichtspunkt, den ich, glaube ich, noch nicht genügend durchdacht habe«, erwiderte der Cappin.

Rhodan ließ den Nebenschirm, der deutlich die beginnenden Formationsstrukturen der Takerer zeigte, nicht aus den Augen. Der Großadministrator sagte laut: »Überlegen Sie es sich etwas, Ovaron. Während wir versuchen, den Abwehrgürtel zu durchstoßen, haben Sie sicher Zeit genug dazu.«

»Ich will es versuchen«, meinte der Cappin.

Das unheimliche Wirken des Cappins Vavischon, der das Schiff und dessen Insassen in den Bann grauenvoller, rätselhafter und pausenlos wechselnder Geschehnisse und Aktionen geschlagen hatte, war an den Nerven aller Menschen hier nicht spurlos vorübergegangen. Und der bevorstehende Angriff ließ auch nicht zu, dass sie sich ausschlafen und erholen konnten.

»Wohin, Sir?«, fragte einer der Männer in der Zentrale.

Rhodan deutete auf die Stelle der stärksten Massierung.

»Dorthin!«, sagte er mit Nachdruck. »Und kurz davor einige überraschende Manöver!«

»Verstanden.«

Der Flug, der binnen weniger Minuten an die Grenze der Lichtgeschwindigkeit führen sollte, ging weiter.

Der Ring der Angreifer begann sich zu schließen.

 

*

 

Die dreifach gestaffelten Schirmfelder bauten sich nacheinander auf, von innen nach außen. Das Schiff, das sich immer mehr von der strahlenden Sonne Taimay entfernte, wurde zu einem dunklen, kaum mehr sichtbaren Körper in der unendlichen Dunkelheit der Galaxis. Zuerst hatten sich noch einzelne prominente Sterne in den Bordwänden gespiegelt – jetzt entfaltete sich der normale Abwehrschirm.

Der Kurs lag gerade – das Schiff beschleunigte mehr und mehr, und ein dünner Partikelstrom kennzeichnete seinen Weg durch die Finsternis. Die Sonne Taimay schrumpfte zu einem Lichtpunkt unter unzähligen anderen zusammen. Eine unbarmherzige Hetzjagd begann sich abzuzeichnen.

Die Verfolger warteten, und der Verfolgte raste mit halber Lichtgeschwindigkeit auf sie zu.

Der Hochenergie-Überladungsschirm wurde aufgebaut.

Auch er umschloss die Kugel wie ein hauchdünner Ballon, aber in einiger Entfernung von der schillernden, fast durchsichtigen innersten Blase. Jetzt war es schon eine grüne, wie Phosphor leuchtende Kugel, die dem Abwehrring entgegenjagte. Danach richtete sich der dritte, stärkste Schirm ein.

Der Paratronschirm, unter dessen Schutz auch das heimatliche Sonnensystem lag.

Während der grünschillernde, schemenhaft glühende HÜ-Schirm auf fünfdimensionaler Basis funktionierte, also das Schiff und alles, was sich innerhalb des schützenden Schirmes befand, gegen rein mechanische Angriffe unverwundbar machte und gegen Strahlungen aller Art schützte, die auf der Basis von vier Dimensionen arbeiteten, war der Paratronschutzschirm – in seiner Anwendungsstruktur ebenfalls fünfdimensional – durch die Überladung mit Energie eine Verbindung mit der Sextadimhalbzone. Er leitete sämtliche Kampfstrahlen in diese Halbzone ab.

Der Paratronschutzschirm war aufgebaut und stabilisiert, und jetzt erfassten die optischen Geräte des Schiffes auch die wartenden und sich formierenden Angreifer. Es bildete sich zunächst ein Ring aus, auf dessen Zentrum das große Schiff zustrebte, bereits weit außerhalb des Taimay-Systems. Vom inneren Rand dieses Ringes aus rasten einzelne Schiffe dem Zentrum entgegen, und binnen einiger Minuten hatte sich ein riesiger, runder Schild ausgeprägt, der sich jetzt dem einzelnen Schiff entgegenwölbte, also begann, eine konkave Schale zu bilden.

Und – plötzlich änderte das Riesenschiff seinen Kurs. Die lautlose Jagd begann.

Jetzt!

 

*

 

Joaquin Manuel Cascal, die Ärztin Claudia Chabrol und Penka Manishe, der Chef der Dritten Kreuzer-Flottille, befanden sich zur Zeit des Durchbruchversuchs in der privaten Kabine Manishes. Der Kreuzer war das Schiff mit der Nummer CMP-21. Sie alle trugen die Bordkleidung – es konnte sich jede Sekunde eine umfassende Lageänderung ergeben, die die Schiffe zum schnellen Start zwang.

Die drei Terraner lagen in den zurückgeklappten Sesseln, schauten halb schläfrig wegen der vorangegangenen Anstrengungen, halb wach wegen der bevorstehenden Aktionen, in die sie im Augenblick nicht eingreifen konnten und die sie völlig passiv über sich ergehen lassen mussten, auf die beiden Schirme, die in die Instrumentenwand eingearbeitet waren.

Claudia murmelte erschöpft: »Ich habe Angst, Joak ... nein, das ist nicht ganz richtig. Ich habe eine Reihe von Befürchtungen, die ich eigentlich nicht laut aussprechen sollte.«

Joaquin sagte: »Fürchten Sie sich vor mir, Schönste?«

Manishe gestattete sich ein schläfriges Grinsen und drehte den Kopf so, dass er die Schirme weiterhin im Auge behalten konnte.

»Keineswegs, noch vor einem anderen Mann. Nein, ich fürchte um die Idee. Um die zentrale Bedeutung dieses ›Fluges der Achttausend‹.«

»Also um Ovaron und Rhodan?«

Manishe hatte sich aufgerichtet und zwinkerte die dunkelhaarige Ärztin überrascht an.

»Mehr um Ovaron. In erster Linie um den Cappin, ja. Sehen Sie ... er ist der Ganjo. Der Mann, der in der Lage ist, diese politisch zerrissene, teilweise verwüstete und von rücksichtslosen Takerern unterjochte Galaxis befreien und einigen kann.«

»Richtig!«, sagte Penka Manishe.

»Er kommt mit Fremden in einem fremden Schiff, kämpft sich durch alle möglichen Gefahren und findet trotzdem wenig Echo und wenig Glauben. Bisher war es jedenfalls so. Er wird es auch die nächsten tausend Lichtjahre sehr schwer haben. Was geschieht, wenn er bei einem der waghalsigen Unternehmen das Opfer eines Angriffs, eines Attentats wird? Alles ist umsonst, und die Invasion der Takerer nach Terra findet dann statt.«

Cascal fuhr fort: »Und es gibt einen Krieg zwischen zwei Galaxien. Etwas, was wir uns aus keinem Grund leisten können. Sie haben den Kern des Problems erfasst, Claudia – darum geht es. Wir sollten den Cappin heil und unversehrt bis an seinen Thron bringen und profitieren davon selbst am meisten. Nämlich durch einen Frieden zwischen den beiden Galaxien.«

Manishe sagte trocken: »Wenn ich diese Versammlung von Takerern dort auf den Schirmen ansehe, dann glaube ich, dass Claudias Theorie sehr schnell zur furchtbaren Wahrheit werden kann!«

Cascal beugte sich vor.

»Sieht verdammt kritisch aus«, sagte er. »Und wir sind hier eingesperrt und können nichts tun!«

»Warten Sie es ab!«

Cascal bemerkte sarkastisch: »Es wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben!«

Vor ihnen auf den Schirmen änderte sich jetzt das Bild. Die runde, konkave Schale der takerischen Schiffe war nur noch zum Teil sichtbar; ihre Ränder befanden sich außerhalb des Aufnahmebereiches der Mitteldistanz-Linsenaggregate.

Plötzlich waren die drohenden Schiffe der Takerer sehr nahe.

 

*

 

Das große Schiff, inzwischen acht Zehntel lichtschnell, war bisher auf das Zentrum des Schildes zugerast. Jetzt, nur zwei oder drei Lichtsekunden von den ersten Schiffen entfernt, änderte sich der Kurs um zwei Strich, also knapp fünfundzwanzig Grad der Skala.

Das Manöver zersplitterte die Masse der Angreifer.

Zuerst waren die Abstände der Schiffe untereinander gleich gewesen. Die Angreifer trieben mit reduzierter Fahrt auf den einzelnen Punkt zu. Durch die Kursänderung wurden aus gleichen Abständen, weil die Schiffe ohne Koordination plötzlich vorpreschten, auf den Gegner losrasten, längere und dichtere Abstände. Dort, wo sich sechs Schiffe besonders weit voneinander entfernt hatten, war eine Öffnung entstanden.

Auf diese Öffnung raste das Schiff zu, dicht davor, als die Angreifer ihren Fehler erkannten, wechselte der Kurs abermals. Eine Schiffskonzentration an einer anderen Stelle wurde angeflogen, und die Öffnung blieb bestehen.

Eine halbe Lichtsekunde vor der ersten Gruppe der Angreifer vollführte das große Schiff abermals eine harte Wendung.

... und steuerte genau auf dieses Loch zu.

Von allen Seiten rasten jetzt die Schiffe heran, nahmen den fast lichtschnellen Boten einer fremden Rasse in die Zielkreuze und jagten ihm nach. Die ersten Strahlenbahnen zuckten auf, konzentrierten sich auf das fliehende Schiff.

Ein prächtiges Schauspiel, bis zum Rand angefüllt mit absolut tödlicher Gefahr, erfüllte die Bühne des Weltalls.

Zwischen insgesamt vier Schiffen erschienen die geraden Bahnen der mörderischen, blassblauen Lichtstrahlen.

Und in der gleichen Sekunde durchstieß, mehr als neun Zehntel lichtschnell, die MARCO POLO den Kordon der gegnerischen Schiffe.

 

*

 

Innerhalb der letzten Monate war in dem »exotischen Import der Sonderklasse«, wie Joaquin Manuel das Mädchen Merceile zu wiederholten Malen genannt hatte, eine mehr als erstaunliche Wandlung vorgegangen. Dies war sehr deutlich zu merken.

Merceile ...

Sie hatte eine kleine Kabine innerhalb der MARCO POLO bezogen und wartete dort, wie wohl jeder an Bord. Merceile trug ihr Haar, das wie geschmolzenes Kupfer aussah, in einer modernen terranischen Frisur nicht mehr bis zu den Hüften fallend, sondern gekürzt und hochgesteckt in einem aparten Wirbel um den Kopf. Die Kleidung der Cappins, nämlich enganliegende silberfarbene Anzüge, die entfernt an Raumanzüge oder Polizeiuniformen erinnerten, war ebenfalls durch einen teuren, hervorragend geschnittenen terranischen Hosenanzug ersetzt worden – Merceile und Claudia Chabrol waren in Terrania City einkaufen gegangen.

Merceile, ebenso erschöpft wie der Rest der Besatzung, sah dem wechselnden Spiel von Dunkelheit, Strahlenbahnen und Lichtpünktchen zu. Auch das Cappin-Mädchen beobachtete den Sichtschirm in ihrer Kabine und verfolgte, angstvoll und mit angespannten Nerven, die Manöver der MARCO POLO und der meisten der dreihundert anderen Schiffe.

Ihre Gedanken aber waren bei Ovaron.

Er war die wichtigste Figur dieses Spieles zwischen zwei Galaxien.

Wenn Ovaron umkam, dann scheiterte nicht nur er persönlich, sondern auch seine Idee. Er war – auch für Merceile war dies nunmehr klar geworden – der Ganjo, also der Herrscher dieser Galaxis.

Zweihundert Jahrtausende trennten seinen Herrschaftsanspruch von der Realität. Gelang es ihm, während dieses Fluges seine Rasseangehörigen von seiner Herkunft zu überzeugen, konnte diese Galaxis befriedet werden.

Gelang es nicht, waren alle Anstrengungen vieler Menschen umsonst gewesen.