Nr. 451

 

Die falschen Götter

 

Mit der MARCO POLO am Rand des Sombrero-Nebels – ein Sterbender nennt das neue Ziel

 

von H. G. EWERS

 

 

Auf Terra schreibt man Ende Juli des Jahres 3437. Somit sind drei Jahre seit dem Tage vergangen, als das Solsystem durch seinen Rücksturz in die Gegenwart aufhörte, das »Ghost-System« zu sein.

Mit dem Ende des Versteckspiels wurde auch das Ende des Diktators Dabrifa eingeleitet und die Gefahr gebannt, dass Menschen gegen Menschen kämpfen. Friede herrscht wieder zwischen Perry Rhodans Solarem Imperium und den anderen Sternenreichen der Terra-Abkömmlinge.

Dennoch besteht für die Galaxis eine Gefahr – und für die Menschheit Grund zur Beunruhigung! Der Cappin Ovaron, der bekanntlich per Nullzeitdeformator um 200 Jahrtausende in die Zukunft versetzt wurde, behauptet es jedenfalls. Ovaron befürchtet eine gegen die Menschheit gerichtete Cappin-Invasion – und gewisse Ereignisse scheinen seine Befürchtungen zu bestätigen.

Perry Rhodan ist kein Mann, der ungelöste Probleme lange anstehen lässt. Mit der MARCO POLO, dem neuen Fernraumschiff der Trägerklasse, will er sich schnellstens Gewissheit darüber verschaffen, was im Sombrero-Nebel oder in NGC 4594 oder in Gruelfin, wie Ovarons Heimatgalaxis auch genannt wird, wirklich vorgeht.

Rhodans neues Expeditionsschiff hat inzwischen ohne Schwierigkeiten die Randgebiete des Sombrero-Nebels erreicht. Hier nun beginnen die eigentlichen Komplikationen. Die Verhältnisse im bislang unbekannten Teil des Universums scheinen äußerst verworren zu sein. Tod und Zerstörung sind Trumpf – und ein Schwerverletzter, durch Perry Rhodans Eingreifen vor dem sicheren Tode bewahrt, gibt eine erste Information.

Diese Information bestimmt den Kurs der MARCO POLO. Er führt zur Begegnung mit den FALSCHEN GÖTTERN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Leiter der terranischen Expedition nach NGC 4594.

Ovaron – Der Ganjo ist in seine Heimatgalaxis zurückgekehrt.

Scholschowo – Patient an Bord der MARCO POLO.

Major Patulli Lokoshan – Ein Psychokopist.

Professor Heyne Kaspon – Chefchirurg – und Hundebesitzer – auf der MARCO POLO.

Oberstleutnant Menesh Kuruzin – Kommandant der 1. Kreuzerflottille der MARCO POLO.

Icho Tolot – Der Haluter verliert seine Stimmkraft.

Jeder Verständige kennt die Weisheit und zollt dem, der sie erlangt hat, Anerkennung. Diejenigen, welche Verständnis für Spruchreden besitzen, beweisen sich auch selbst als weise und strömen zutreffende Sinnsprüche in Menge aus.

Sirach 19

 

1.

 

Major Patulli Lokoshan verzog das Gesicht, als das Gekläffe lauter wurde. Er schätzte seine Chancen ein, noch vor den Hunden zu seinen Sachen zu kommen, die am Ufer des kleinen Sees lagen, und kam zu dem Ergebnis, dass er es nicht schaffen würde.

Wenig später bogen zwei untersetzte Bullenbeißer um eine Farngruppe, stürzten sich mit sabbernden Lefzen auf Lokoshans Kleidung und verstreuten sie mit unnachahmlicher Geschwindigkeit.

Der Kamashite war an und für sich ein friedlicher Mann, diesmal jedoch verlor er die Beherrschung und fluchte. In der Erregung vergaß er das Wassertreten – und versank unverhofft.

Nach Luft schnappend, tauchte er wieder auf, ruderte wild mit Armen und Beinen und gab gurgelnde Laute von sich. Als er wieder klar sehen und denken konnte, sah er einen Mann in schmutzig-grauer Freizeitkleidung gebückt am Ufer stehen. Der Mann legte soeben die beiden Bulldoggen an die Leine.

Patulli Lokoshan murmelte eine Verwünschung, streckte sich und begann, zügig und kraftvoll zum Ufer zu schwimmen. Er erreichte es in dem Augenblick, in dem sich der Mann mit den beiden Hunden entfernen wollte.

»Bleiben Sie stehen, Bredel!«, stieß der Major zornig hervor. Er watete durch das seichte Wasser und stieg aufs Trockene.

Dr. Ingwar Bredel wandte sich zögernd um. Der Assistent von Professor Dr. Kaspon, dem Chefchirurgen der MARCO POLO, war ein mittelgroßer Mann mit leicht schwammigem Gesicht, etwas zu dicken Lippen und einer fleischigen Nase. Er errötete mädchenhaft, weil Patulli Lokoshan völlig nackt war. Dabei gab es keinen Grund zum Erröten, denn dieser Teil des Solariums war das offizielle Reservat der Freunde der Freikörperkultur.

»Sie – äh – wünschen, Major Lokoshan?«, fragte Bredel verwirrt.

»Was ich wünsche?« Lokoshan verschränkte die Arme vor der Brust. Von den kleinen Zöpfen, zu denen sein grünes Haupthaar geflochten war, ronnen Wasserbäche über die goldbraune Haut. »Ich wünsche, dass Sie den Schaden wiedergutmachen, den die verrückten Hunde angerichtet haben!«

»Oh!« Ingwar Bredels Lippen formten ein großes feuchtes Oval. »Major!« Er senkte die Stimme. »Wenn Professor Kaspon das gehört hätte! Phobos und Deimos sind ihm so teuer, als wären es seine Kinder.«

Patulli Lokoshan grinste und entblößte dabei zwei Reihen silbrig schimmernder Zähne. Sie waren nicht etwa falsch oder gefärbt; ihre Farbe war so naturgegeben wie die der ebenfalls silbrigen Finger- und Zehennägel.

»Furcht und Schrecken! Ein sehr sinniger Name für die Lieblinge eines Chirurgen. Los schon! Sammeln Sie meine Kleidung auf, die diese Köter verstreut haben!«

Ingwar Bredel schien ein Stück kleiner zu werden. Gekränkt und eingeschüchtert zugleich suchte er aus blinzelnden Augen nach Lokoshans Kleidungsstücken. Gleichzeitig versuchte er, die Doppelleine an einem Farnwedel zu befestigen. Damit war er hoffnungslos überfordert. Er stolperte und schlug mit dem Gesicht auf den kurzgeschorenen Rasen; die Bullenbeißer kläfften begeistert und stoben davon, sich wegen der sie verbindenden Leine mehrmals überschlagend.

Major Patulli Lokoshan blickte zuerst den Hunden nach, dann musterte er Bredel. Seufzend machte er sich anschließend daran, seine Kleidungsstücke selber einzusammeln.

Er schloss gerade die letzten Magnetsäume, als zwischen zwei Ginsterbüschen ein großer hagerer Mann hervortrat. Die rostroten Haare hingen ihm wirr und zerzaust bis auf die Schultern; die Hände steckten tief in den Taschen seiner Platrexhose.

»Kosum, der Edelgammler!«, entfuhr es Lokoshan.

Mentro Kosum, dritter Emotionaut der MARCO POLO, grinste belustigt und rief: »Wird's im Weltraum dir zu bunt, der Bredel bringt dich auf den Hund.«

Er beugte sich vor und lachte brüllend über seinen neuesten Knüttelvers.

Dr. Ingwar Bredel bewegte den Mund wie ein Karpfen auf dem Trockenen. Er wartete, bis sich Major Kosum beruhigt hatte, dann sagte er tonlos: »Ich werde dafür sorgen, dass man Sie auf einen Frachtkahn versetzt, wo Sie unter Ihresgleichen sind.«

Kosum grinste noch stärker.

»Der Deimos mit dem Schwanze wedelt, der Bredel hat mir eins verbredelt.«

Patulli Lokoshan konnte nicht anders, er musste sich setzen, weil er derartig von Lachkrämpfen geschüttelt wurde, dass er sich nicht auf den Beinen halten konnte.

Ingwar Bredel jedoch richtete den Blick nach oben, wandte sich um und stelzte gravitätisch davon. Die beiden Bullenbeißer des Chefchirurgen hatten sich mit ihrer Leine hoffnungslos um den Stamm einer Birke verheddert. Als sie merkten, dass ihr Betreuer sie offenbar vergessen hatte, begannen sie zu winseln.

Lokoshan zog ein kleines Wurfmesser und schleuderte es mit einer kaum sichtbaren Handbewegung. Es surrte durch die Luft und trennte die Doppelleine an genau der richtigen Stelle durch. Phobos und Deimos kläfften erleichtert, tobten kreuz und quer durch das Gelände und umkreisten schließlich den Assistenten ihres Herrchens.

Der Kamashite holte sein Messer zurück, säuberte die Klinge und murmelte: »Ein wahres Hundeleben ist das, seit Heyne Kaspon sich diese Viecher zugelegt hat.«

»Jaja«, meinte Kosum, »und dann noch dieser Bredel. Ich finde, der setzt dem Fass die Krone ins Gesicht.«

Lokoshan verstaute das Messer wieder. Er schüttelte den Kopf.

»Ach, Bredel kann doch nichts dafür. Er möchte schließlich einmal aufsteigen, und Professor Kaspon ist der Mann, der darüber entscheidet. Sie kennen das ja: Ausnutzung der Abhängigkeit.«

Er rieb sich seine scharfgekrümmte Nase und blickte zu Major Kosum auf. Mit seinen 1,96 Meter überragte Kosum ihn um genau achtundfünfzig Zentimeter. Dabei war Patulli für einen Kamashiten großgewachsen.

»Wann haben Sie Ihre Mähne eigentlich zum letzten Mal gewaschen, Sie Ferkel?«

Kosums Augen weiteten sich in gespieltem Entsetzen. Der Emotionaut drohte mit dem Zeigefinger.

»Wasche nie dein Haar zum Scherz, denn Tiere spür'n wie du den Schmerz.«

»Tiere ...?«, fragte Patulli verständnislos.

»Ektoparasiten, Monsieur«, warf eine affektierte Stimme ein. »Bewohner der höhergelegenen Regionen, die man auch unter dem ordinären Namen ›Läuse‹ kennt.«

Kosum und Lokoshan fuhren herum und starrten den Mann an, der sich ihnen unbemerkt genähert hatte und nun einen eleganten Kratzfuß produzierte: Roi Danton, Sohn Perry Rhodans von Mory Rhodan-Abro. Er trug die französische Stutzerkleidung des ausgehenden achtzehnten Jahrhunderts mit allen Details; sogar Lorgnette und Galanteriedegen fehlten nicht.

Mentro Kosum schnaufte vernehmlich, dann sagte er trocken: »Der Kavalier nahet im Trippelschritt, bringt von Papa ein Grüßchen mit.«

»Sei gegrüßt, edler Barde!«, rief Danton und schwenkte seinen Dreispitz. Er setzte den Hut wieder auf, wobei eine kleine Puderwolke aus der Perücke stob und nickte Major Lokoshan zu. »Ah, unser Pasha Basalok.« Roi blickte sich suchend um. »Wo ist denn der Große Erbgott Lulli?«

Lokoshan lächelte grimmig. Die Nennung seines Spitznamens hatte ihn nur verärgert, aber die Verdrehung von Lullogs Namen erzürnte ihn. Bevor er jedoch Rhodans Sohn zurechtweisen konnte, rutschte Roi Danton plötzlich aus.

Der ehemalige Freifahrerkönig setzte sich auf, fasste mit der Hand unter sich und blieb dann in steifer Haltung sitzen.

»Darf ich Ihnen aufhelfen, Mr. Danton?«, fragte Major Kosum, regte jedoch keinen Finger.

»Monsieur Danton!«, entrüstete Roi sich. »Nein, Sie dürfen nicht, Major. Ich bleibe noch ein Weilchen hier sitzen und genieße den Ausblick auf den See.« Er blickte starr geradeaus.

Patulli Lokoshan schlenderte zum nächsten Gebüsch und holte seinen Großen Erbgott Lullog aus dem Versteck, eine nur vierzig Zentimeter große Statuette, deren türkisfarbene Oberfläche von zahllosen haarfeinen Rissen durchzogen war und stets irgendwie unscharf oder unfertig wirkte.

»Diesmal bin ich einverstanden«, flüsterte er.

»Die Antiquität scheint tatsächlich ein Naturfreund zu sein«, sagte Kosum und schlenderte heran, die Hände in den Taschen. »Aber mich interessiert, warum er sich ins Gras setzt, wo doch in der Nähe eine Bank steht.«

Der Kamashite grinste und streichelte seinen Lullog.

»Haben Sie wirklich keine Ahnung, worauf Roi Danton ausgerutscht ist ...?«

Mentro Kosum wölbte die Brauen, dann verklärte sich jählings sein Blick.

»Tatsächlich? Die Hunde haben ... ähem ..., und er ist darauf ausgerutscht?«

Lokoshan nickte ernsthaft.

»Verstehen Sie nun, warum er nicht aufsteht?«

Kosum blies die Backen auf und prustete.

»Mann! Mann! Das muss ich Gucky erzählen. Der Ilt könnte Danton telekinetisch anheben, damit die Bescherung ...«

»Achtung! Achtung!«, dröhnte eine Stimme aus den Lautsprechern der Rundrufanlage. »Major Kosum sofort zur Kommandozentrale! Ich wiederhole: Major Kosum sofort zur Kommandozentrale, aber ein bisschen dalli! Vor fünfzehn Sekunden sollten Sie Ihre Zentralewache antreten!«

»Ach, herrje!«, entfuhr es Kosum. »Das ist Hartkopf Manis.« Er startete wie ein Kurzstreckenläufer und war Sekunden später aus Lokoshans Blickfeld verschwunden.

Der Kamashite lächelte und klemmte sich seinen Großen Erbgott unter den Arm. Er kannte die gegenseitige Abneigung zwischen Major Kosum und Oberst Hartom Manis. Der ertrusische »Estekom« (Abkürzung für »Erster stellvertretender Kommandant«) war ein Choleriker und zudem noch Kosums Vorgesetzter. Über Mentro würde wohl ein Donnerwetter niedergehen.

»Nur gut, dass Mentro Kosum ein so sonniges Gemüt hat«, sagte Patulli zu Lullog.

Und dass er genau dreißig Sekunden zu früh ankommen wird!, erklärte der Große Erbgott auf seine unhörbare Art.

Auf Lokoshans Stirn bildete sich plötzlich ein Netz feiner Schweißperlen.

»O Gott! Du hast die Uhren verstellt, du Höllenhund! Mache das sofort wieder rückgängig, oder es gibt ein Chaos in den kosmonautischen Computern!«

Lullog schwieg sich aus, weshalb Patulli Lokoshan nach einem flüchtigen Blick auf den im Gras sitzenden Danton davoneilte, um die Chronographen der Kommandozentrale heimlich zu überprüfen.

 

*

 

Die heitere Szene im Solarium des neuen terranischen Flottenflaggschiffes täuschte.

Die MARCO POLO befand sich weder auf einer heiteren noch friedlichen Reise.

Sie befand sich auf der Flucht.

Nach dem Rückzug aus dem System USy-1 waren die ausgeschleusten Kreuzer und Korvetten am vereinbarten Treffpunkt wieder an Bord genommen worden. Anschließend hatte der Schiffsgigant seine vorsorgliche Flucht im Linearflug fortgesetzt. Perry Rhodan war nicht daran interessiert, in die internen Auseinandersetzungen der Zivilisationen von NGC 4594 hineingezogen zu werden.

»Wir haben einiges mehr an Beschleunigungswerten aufzubieten als die anderen Schiffe«, erklärte Oberst Korom-Khan händereibend. Der Kommandant des Trägerschlachtschiffes hatte die Führung an Oberst Hartom Manis übergeben und sich zum Großadministrator an den Kartentisch gesetzt.

»So soll es auch sein«, erwiderte Rhodan mit feinem Lächeln. »Ein Wolf muss schneller sein als die Hunde, in deren Meute er sich wagt.«

Lordadmiral Atlan lächelte beifällig. Der Arkonide spielte unbewusst mit der Bernstein-Halskette, die ihm eine terranische Verehrerin geschenkt hatte.

Ovaron jedoch wiegte nachdenklich den Kopf. Der Ganjo des Cappin-Volkes der Ganjasen war bemüht, seine innere Unruhe nicht zu zeigen. Diese Unruhe hatte ihn ergriffen, seit die MARCO POLO die Galaxis NGC 4594 angeflogen hatte und sich noch gesteigert, nachdem der Moritator Scholschowo aus seinem brennenden Raumschiffswrack geborgen worden war.

Bevor der alte Mann endgültig das Bewusstsein verlor, hatte er drei Worte gesagt, drei Worte, über die sich Ovaron seitdem den Kopf zerbrach.

Ganjo wird kommen!

Der Cappin räusperte sich.

»Hüten Sie sich davor, Oberst Korom-Khan, diese Feststellung zu verallgemeinern.« Er sprach sachlich, ohne emotionelle Beteiligung. »Es steht fest, dass in den rund zweihunderttausend Jahren, die ich sozusagen übersprungen habe, die Galaxis meines Volkes von fürchterlichen Kriegen erschüttert wurde. Die überlebenden Zivilisationen haben sich ganz sicher unterschiedlich entwickelt. Es ist also durchaus möglich, dass wir schon in den nächsten Tagen Raumschiffen begegnen, die der MARCO POLO ebenbürtig – oder gar überlegen sind.«

Atlans Finger hörten auf, mit der Bernsteinkette zu spielen. Der Lordadmiral musterte Ovaron aus seinen rötlich schimmernden Augen und nickte dann ernst.

»Eine logische Überlegung.« Er wandte sein Gesicht dem terranischen Großadministrator zu. »Perry, ich rate dir, diesmal äußerste Vorsicht walten zu lassen.« Seine Stimme klang eindringlich, fast beschwörend.

»Darauf kannst du dich verlassen!«, antwortete Perry Rhodan aus tiefstem Herzen. »Ich habe meine Lektionen gelernt.« Seine Augen leuchteten auf, als im offenen Ausstieg des zentralen Liftschachtes die Titanengestalt Icho Tolots auftauchte.

Der Haluter schwang sich heraus und landete mit dumpfem Nachhall auf dem Bodenbelag der Kommandozentrale. Tolot trug seine neue Kampfkombination, deren silberblaue Farbe makellos schimmerte. Kugelgelenke und Halskrause hoben sich blaurot ab.

Das Teeglas vor Ovaron klirrte, als der halutische Gigant auf den Kartentisch zukam. Die drei Augen in den schwarzen Höhlen glühten tiefrot. Vorsichtig ließ Icho Tolot sich in den eigens für ihn gebauten Spezialsessel sinken.

»Was gibt es Neues, Rhodanos?«, fragte er, zum Großadministrator gewandt.

Rhodan zuckte die Schultern.

»Nicht gerade viel. Wir bewegen uns im Zwischenraum auf das nördliche Randgebiet der Sombrero-Galaxis zu. Einen bestimmten Plan verfolgen wir nicht dabei.«

»Wie geht es Scholschowo?« Diesmal sah der Haluter Ovaron an.

Das Gesicht des Cappins verdüsterte sich.

»Äußerst schlecht, Tolot. Die umfassenden Verbrennungen stellen zwar für die Biotechniker der MARCO POLO kein Problem dar, aber das Herz, die Lungen und die Nieren sind so stark angegriffen, dass sie jeden Moment ausfallen können. Merceiles Blut hatte glücklicherweise die gleiche Blutgruppe, so dass sie als Spenderin fungieren konnte.«

»Die größte Schwierigkeit«, warf Atlan ein, »ergibt sich aus den biochemischen und biophysikalischen Unterschieden zwischen Mensch und Cappin. Sonst brauchten wir den Moritator nur an eine Organkultur anzuschließen.«

Er runzelte missbilligend die Stirn, als vom Kommandostand her lautstarkes Schimpfen herüberhallte.

»Das ist Oberst Manis«, erläuterte Korom-Khan. »Er schimpft wieder einmal mit Major Kosum. Eines Tages werde ich beide Männer aus dem Schiff werfen lassen.«

»Hartom Manis meint es nicht so«, warf Atlan ein. »Ich kenne diesen Typ. Er fühlt sich am wohlsten, wenn er brüllen kann – und er brüllt nur Leute an, die er mag. Wenn er Mentro Kosum hasste, würde er flüstern.«

»Ich kann schon verstehen, dass er mit Kosum schimpft«, sagte Rhodan. »Mit seinen faulen Witzen und Knüttelversen bringt er Manis noch zur Verzweiflung.«

»Man gewöhnt sich an alles«, sagte der Arkonide. »Fachlich ist Major Kosum jedenfalls erstklassig. Er hat die Abschlussprüfung an der USO-Akademie mit Auszeichnung bestanden, und das will etwas heißen.«