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Nr. 612

 

Das intelligente Raumschiff

 

Manifest J lässt bitten

 

von Peter Terrid

 

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Die Verwirklichung von Atlans Ziel, das schon viele Strapazen und Opfer gekostet hat – das Ziel nämlich, in den Sektor Varnhagher-Ghynnst zu gelangen, um dort den Auftrag der Kosmokraten zu erfüllen – scheint nun außerhalb der Möglichkeiten des Arkoniden zu liegen. Denn beim entscheidenden Kampf gegen Hidden-X wurde Atlan die Grundlage zur Erfüllung seines Auftrags entzogen: das Wissen um die Koordinaten von Varnhagher-Ghynnst.

Doch Atlan gibt nicht auf! Im Bewusstsein, sich die verlorenen Koordinaten wieder zu besorgen, folgt der Arkonide einer vagen Spur, die in die Randgebiete der Galaxis Xiinx-Markant führt, wo die SOL in erbitterte Kämpfe verwickelt wird, die auf das unheilvolle Wirken der so genannten »Mental-Relais« zurückzuführen sind.

Inzwischen herrscht durch die Ausschaltung einiger Relais im Umfeld der SOL Ruhe. Dafür aber ist in der SOL selbst der hoffnungslos anmutende Kampf gegen das Manifest C entbrannt, das das Schiff völlig zu übernehmen und in die Vernichtung zu führen droht.

Um sich die Handlungsfähigkeit und die Chance zur Rettung der SOL zu bewahren, verlässt Atlan nebst einer Anzahl von Getreuen mit zwei Beibooten das Schiff.

Auf ihrem Flug nimmt ein Geheimnisvoller Kontakt zu ihnen auf. Dieser Geheimnisvolle ist TAUPRIN, DAS INTELLIGENTE RAUMSCHIFF ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Tauprin – Ein Manifest lässt bitten.

Urselphyn und Gamselmartyn – Raumfahrer aus dem Volk der Ardslys.

Grrolph – Ein Haawer.

Ta Ch'u – Ein Findelwesen.

Atlan – Der Arkonide nimmt eine Herausforderung an.

1.

 

Auch der Blaue Mond über Gashatapitomayn vermochte in Urselphyn nicht jene Stimmung zu erzeugen, die er sich gewünscht hätte. Der Wind fegte in eisdurchklirrten heftigen Stößen über das Land, warf riesige Schneemassen in die Täler und ließ die Schollen auf dem nahen Meer gefährlich klingen.

Urselphyn verhärtete seine Außenhaut ein wenig mehr, um diesem Ansturm gewachsen zu sein. Er wartete darauf, dass Gamselmartyn endlich erschien, um ihn abzuholen. Die Nachricht hatte Urselphyn vor etwas mehr als einer Stunde erreicht und ihn in eine Erregung versetzt, wie er sie nie zuvor erlebt hatte. Ungeheuerliche Dinge schienen sich abzuzeichnen.

Wolken drifteten über die Scheibe des Blauen Mondes und tauchten das Land in tiefes Dunkel. Der Boden unter Urselphyn war hartgefroren, und er konnte spüren, wie die Kälte seinen Körper immer mehr durchdrang und seine Gedanken verlangsamte.

Urselphyn war nahe daran, die Geduld zu verlieren und in das Sporennest zurückzukehren, als endlich der Eisgleiter am Rand des Sichtfelds auftauchte. Gamselmartyn war ein vorzüglicher Pilot, selbst unter diesen Bedingungen verfehlte er sein Ziel niemals.

»Steig ein«, gab er durch, als er den Gleiter neben Urselphyn zum Stehen gebracht hatte. »Beeile dich, wir haben wenig Zeit.«

Das Thermoelement, das die Sitzbank des Gleiters aufheizte, ließ rasch die Lebensgeister in Urselphyn zurückkehren. Die Säfte flossen rascher, die Hautstruktur weichte auf, und die Gedanken kamen schneller. »Quäle mich nicht länger«, forderte Urselphyn den Stammgefährten auf. »Was treibt dich bei diesem Wetter an die Oberfläche?«

»Du wirst es erleben, warte ab«, erklärte Gamselmartyn. »Ich sage nur soviel – Ungeheuerliches.«

»Ungeheuer schlecht oder ungeheuer angenehm?«, erkundigte sich Urselphyn.

»Das wird sich uns noch erweisen müssen«, gab ihm Gamselmartyn Bescheid.

Er lenkte den Eisgleiter auf die Bucht. Diese Abkürzung war zwar sehr schnell, aber keineswegs ungefährlich. Immer wieder gab es Risse im Eis, und wenn der Gleiter in einer der Spalten verschwand, war es mit den Insassen für die nächsten Jahrtausende vorbei, vielleicht sogar für immer. Die Kälte auf Urselphyns Haut allerdings sagte ihm, dass das Eis kompakt sein musste und tragfähig.

Die Segel des Gleiters blähten sich im Wind, mit hoher Fahrt raste das Kufengefährt über den Eispanzer hinweg, der die Bucht bedeckte, von der seit Urzeiten niemand mehr etwas gesehen hatte. Es gab sie nur in uralten Bilderdarstellungen und in der Erinnerung der Bevölkerung in der Nähe. Ob es dort jemals wieder eine reichbestandene Bucht mit lockend warmem Wasser geben würde, war mehr als zweifelhaft, solange es nicht gelang, dem Feind einen endgültigen Schlag zu versetzen, der ihn niemals mehr zurückkommen ließ. Und selbst dann würden wohl Jahrtausende vergehen müssen, bis das Eis endlich geschmolzen war.

»Was macht Orhaturnix?«, wollte Urselphyn wissen. »Noch im Dienst?«

Gamselmartyn machte eine verneinende Geste.

»Er ist krank«, gab er zu verstehen. »Wurzelbrand, es sieht sehr böse aus.«

Urselphyn verstummte. Früher war Wurzelbrand auf Ardsly-Fandahar fast unbekannt gewesen, jetzt gehörte er zum lebensgefährlichen Alltag.

»Wohin geht die Reise?«, wollte Urselphyn wissen.

»Zum Blütenpalast«, verkündete Gamselmartyn und ließ Urselphyn nun endgültig verstummen.

In dessen Hirn überschlugen sich die Gedanken. Niemals zuvor hatte er den Blütenpalast betreten, ein Ardsly seiner Größe hatte nicht einmal in Notfällen eine Möglichkeit, so nahe an den Kernstamm heranzukommen. Gamselmartyn schien mit seiner Behauptung Recht zu haben, dass sich Ungeheures zutrug – ein Ardsly seiner Größenklasse im Blütenpalast. Wahrhaftig, es waren bemerkenswerte Zeiten – fraglich war nur, wie sie enden würden.

Es galt als offenes Geheimnis, dass der Kampf höchstens noch ein paar Jahrtausende dauern konnte – dann war die Entscheidung gefallen, so oder so, Leben oder Tod. Und die Aussichten auf einen Sieg der Ardslys wurden von Jahrhundert zu Jahrhundert schlechter.

Gamselmartyn ließ den Eisgleiter auslaufen. Knapp tausend Schritt vom offenen Meer entfernt kam das Gefährt zum Stillstand, unmittelbar neben einem Tragluftboot, das mit laufendem Motor dort stand und offenbar auf die beiden Ankömmlinge gewartet hatte. Das kurze Stück Weg durch die Kälte ließ die Bewegungen zwar wieder langsam werden, aber im Innern des Tragluftboots war es dann wieder wundervoll warm, so dass Urselphyn fast in eine euphorische Stimmung verfallen wäre.

Er musterte die anderen Fahrgäste, ausnahmslos Raumfahrer der unterschiedlichsten Größenklassen, die meisten entschieden ranghöher als Urselphyn, einige mit deutlichen Spuren von den letzten Kämpfen. In der Fahrgastzelle breitete sich ein leichter Harzgeruch aus, ein sicheres Zeichen dafür, dass keinem der Passagiere recht wohl war.

Das Boot setzte sich in Bewegung und schwebte hinaus auf das Meer. Weiß tanzte die Gischt auf grau rollenden Wogen, das Tragluftboot wiegte sich sacht.

Schwarz drängte sich die Silhouette des riesigen Berges durch den Nebel über dem Wasser. Es war nicht das erste Mal, dass Urselphyn den Zentralberg zu sehen bekam, und jedes Mal war er von der Wucht und Größe dieses steil aufragenden abgebrochenen Kegels beeindruckt. Eine würdigere Unterkunft für den Herrscher des Volkes als diesen Kegelberg konnte es kaum geben.

Das Tragluftboot schob sich auf die Küste und suchte dann einen Weg zur halben Gipfelhöhe hinauf. Mit großer Mühe war ein Weg so angelegt worden, dass das Boot ihn verwenden konnte. Die Steigfähigkeit dieser Konstruktion ließ stark zu wünschen übrig.

Der Zentralberg – er besaß keinen eigenen Namen, wann immer vom Berg die Rede war, war dieser gemeint – ragte fast viertausend Meter in die sturmzerwühlte Luft. Oben gab es einen drei Kilometer durchmessenden Krater, dessen Wände fast lotrecht abfielen.

Dieser Kessel war das Ziel der Fahrt. Dort lag der Blütenpalast – so genannt, weil seine Gestalt einer Blüte nachempfunden war. Dabei stellten die Kelchblätter Versorgungsgebäude dar, die Staubgefäße wurden durch in den Himmel ragende Energiegeschütze versinnbildlicht und eine goldfarbene, siebzehn Meter hohe Metallkonstruktion diente als Stempel. Dort konnte der Palast betreten werden, der hauptsächlich aus unterirdisch angelegten Räumen bestand.

Das Tragluftboot kam mit leiser werdenden Maschinen zum Stillstand.

»Ihr könnt aussteigen«, sagte Gamselmartyn.

Urselphyn und die anderen betraten den Boden des Blütenpalasts. So nahe dem Zentrum der Macht hatte sich Urselphyn noch nie aufgehalten.

Seltsam war die Ruhe, die über dem Land lag – die hohen Wände des Kraters schirmten die Fläche gegen fast alle Winde ab. Es war ein seltsames Gefühl, sich mit dem Körper nicht mehr gegen irgendeine Sturmbö legen zu müssen, wie man es auf dem Planeten sonst gewohnheitsgemäß machte.

»Dorthin!«

Gamselmartyn, sonst ein eher gesprächiger Geselle, war außerordentlich wortkarg geworden, vielleicht lag das an der Aura der Macht, von der diese Orte so spürbar umgeben waren.

Nacheinander betraten die Ardslys den Eingang zum Blütenpalast. Ein Fahrstuhl nahm sie auf und ließ sie sanft hinabsinken in die Tiefe.

Es wurde wärmer, Urselphyn konnte es deutlich spüren. Er weichte seinen Körper auf, um soviel von der köstlichen Wärme aufnehmen und speichern zu können wie nur irgend möglich. Den anderen erging es ähnlich, auch sie hatten die Körper aufnahmebereit gemacht – eine solche Flut von Wärme bekam ein Ardsly nicht alle Tage zu spüren.

Es tat unglaublich gut, die Energien durch den Körper fluten zu spüren. Nie zuvor hatten Urselphyns Kräfte sich derart bemerkbar gemacht, war sein Wahrnehmungsvermögen so empfindlich gewesen wie in diesen Augenblicken.

Und es wurde noch wärmer – es war kaum zu glauben.

Urselphyn schwindelte fast, als er die Wärme durch den Leib pulsen fühlte. Rasende Ströme schienen in seinen Bahnen zu sprudeln und jede Faser einzeln mit ungeheurer Energie aufzuladen. Es war wie ein Rausch.

Eine Ordonnanz tauchte auf und übernahm es, die Gruppe durch die weiträumigen Bezirke des Blütenpalasts zu führen. Jeder Gang, selbst die kleinste Nische, war von der alles durchdringenden, so rauschhaften Wärme erfüllt. Der verschwenderische Umgang, der hier mit der lebenspendenden Wärme getrieben wurde, erschien Urselphyn fast schon frevelhaft, sobald man die Üppigkeit des Blütenpalasts mit der frostigen Armut der restlichen Bevölkerung verglich. Urselphyn wunderte sich nun nicht mehr darüber, dass im Volk angeblich Umsturzpläne zirkulierten.

In einem großen Raum endete die Führung. Zwei ältere Ardslys erwarteten die Ankömmlinge. Ihre Haut war schon recht borkig, dennoch machten die Älteren einen so frischen und lebendigen Eindruck, als seien sie erst vor wenigen Jahren gekeimt.

»Nehmt Platz«, sagte der ältere der beiden Palastbewohner. »Nennt mich Ühlandorgher. Ich bin es gewesen, der euch hat hierher rufen lassen.«

Urselphyn nahm Platz. Er war gespannt auf das, was sein Gegenüber vorzutragen hatte.

»Wie gefällt es euch hier?«, fragte Ühlandorgher.

Er sah Urselphyn an, und er antwortete sofort – und wie es seine Art war – wahrheitsgemäß.

»Die Wärme empfinde ich beinahe als Rausch, ich habe nie erlebt, dass damit so verschwenderisch umgegangen worden wäre.«

Ühlandorgher machte eine Geste der Erheiterung.

»Du irrst dich«, sagte er halblaut. »Wir gehen mit der Wärme nicht verschwenderisch um, nur haushälterisch, du wirst es noch erleben. Ich vermute, dass die anderen im Raum ähnliche Gedanken haben? Irre ich? Nein. Nun seht euch diese Bilder an.«

Er schaltete ein Gerät ein. Der Raum wurde verdunkelt, auf einer Seite schob sich die Täfelung in den Boden und gab den Blick auf einen Bildschirm frei.

»Diese Aufnahmen sind uralt«, erklärte Ühlandorgher.

Sie waren vor allem gefälscht, fand Urselphyn. Er erkannte die Szenerie sofort wieder – es war die Gegend um den Zentralberg herum. Allerdings fehlten auf diesen Aufnahmen das Eis, der Nebel und die Kälte. Ein weißsandiger Strand war zu sehen, hellblaue Wasserflächen, Vögel, die in der Luft kreisten – und am Strand ein so pralles Leben, wie man es nur mit Trickaufnahmen darstellen konnte.

»Was soll das?«, fragte Urselphyn leicht verärgert.

»So hat unsere Welt früher einmal ausgesehen«, sagte Ühlandorgher. »Vor Tausenden von Jahren. Es war eine warme, fruchtbare Welt, auf der unser Volk entstanden ist und zu hoher Blüte kam.«

»So soll unsere Welt einmal ausgesehen haben?«, fragte Gamselmartyn ungläubig.

»Genauso. Die Wärme, die ihr jetzt nur noch im Blütenpalast antreffen werdet, herrschte damals auf dem ganzen Planeten. Es ist nicht so, dass ihr in diesen Räumen einen wahren Wärmerausch erlebt – ihr wacht lediglich aus der abstumpfenden Betäubung der Kälte wieder auf. Hier ist es nicht verschwenderisch warm – draußen ist es entsetzlich kalt.«

»Wie ist es dazu gekommen?«, wollte Urselphyn wissen. Er konnte sich an den Bildern kaum satt sehen.

»Auch das werdet ihr sehen. Wir wurden angegriffen, von einem Feind, der aus den Tiefen des Raumes gekommen ist.«

Es waren Bilder des Grauens, die nun auf der Projektionsfläche erschienen.

Die Ardslys hatten damals schon eine recht beachtliche Raumfahrt entwickelt gehabt, aber ihre Schiffe waren den Konstruktionen der Fremden in jeder technischen Beziehung hoffnungslos unterlegen. Zum größten Teil wurden sie noch vor dem Start auf dem Boden zerstört.

»Weiß man, warum diese Feinde uns angegriffen haben?«

Ühlandorgher machte eine Geste der Verneinung.

»Wir wissen es nicht«, sagte er dumpf. »Vielleicht werden wir den Grund niemals erfahren. Die Angreifer hatten jedenfalls nur ein Ziel – den Planeten unbewohnbar zu machen.«

Auf der Projektionsfläche war zu sehen, wie die Fremden das bewerkstelligt hatten.

»Wir nennen diese Waffe Hypervereiser«, erklärte Ühlandorgher. »Sie bewirkt, das haben wir herausfinden können, dass am Ziel alle Wärmeenergie abgezogen wird. Material gleich welcher Art kühlte sich nach Stärke des Beschusses bis fast auf den absoluten Nullpunkt ab.«

Urselphyn konnte einen Treffer mit dieser Waffe sehen. In Bruchteilen von Sekunden verwandelte sich eine sonnenüberschienene Meeresbucht in eine sturmübertoste Eisfläche. Blitzschnell ließ der Hypervereiser das ganze Wasser zu einem kompakten Block gefrieren.

»So haben sie unsere Welt bearbeitet«, stieß Ühlandorgher hervor. Seine Stimme verriet eher Betroffenheit als Wut. »Viele Stunden lang haben sie ein wahres Trommelfeuer auf unseren Planeten durchgeführt – bis sie glaubten, genug getan zu haben. Als die erste Schlacht um Ardsly-Fandahar beendet war, lebten nur noch wenige der Unsrigen. Und die Oberfläche des Planeten war bis auf sieben Kilometer Tiefe vollständig durchgefroren, eine einzige kompakte Masse aus Eis, Schnee und kaltem Gestein.«

Ühlandorgher machte eine kleine Pause.

»Unser Volk hat diese Katastrophe überstanden. Es hat Jahrtausende gedauert, bis wieder einigermaßen erträgliche Lebensverhältnisse geschaffen waren. Der glutflüssige Kern unseres Planeten hat den Boden langsam wieder aufgewärmt, das gleiche tat die Sonne. Und wieder erschien der Feind und nahm unsere Welt unter Beschuss, wieder erstarrte fast alles Leben auf Ardsly-Fandahar.«

Die Aufnahmen aus dieser Zeit waren entsetzlich anzusehen.

»Der Gegner hatte sich wohl ausgerechnet, dass die Wärme der Sonne allmählich den Eispanzer erwärmen und auflösen würde. Also kehrten sie zurück, um den Frostpanzer zu erneuern. Das haben sie seither einige Male getan. Aber ihre Berechnungen haben einen entscheidenden Fehler – sie haben vergessen, dass Ardsly-Fandahar auch von innen erwärmt wird. So haben wir uns allmählich immer mehr Lebensraum verschaffen können, ohne dass der Feind davon etwas bemerkt hätte.«

Auf dem Bildschirm erschienen nun Aufnahmen, die aus einem Raumschiff gemacht worden waren. Urselphyn kannte diese Bilder, er hatte sie bereits etliche Male gesehen, wenn er vom Blauen Mond zurückgekehrt war.

»In einigen Jahrhunderten, so haben wir errechnet, wird es wieder soweit sein – der Gegner wird auftauchen und unsere Welt erneut mit einem Eispanzer überziehen. Aber dieses Mal wird eines anders sein – bereits lange vorher wird das Eis geschmolzen sein, und wenn der Gegner kommt, wird er sofort erkennen, welchen Fehler er gemacht hat.«

Urselphyn schwieg. Die Schlussfolgerung, die sich aus diesen Ausführungen ergab, war eindeutig und naheliegend.

»Sie werden den damaligen Fehler kein zweites Mal begehen«, sagte Ühlandorgher. »Wenn wir nicht bis zu diesem Zeitpunkt eine Methode gefunden haben, dem Feind erfolgreich entgegenzutreten und ihn zurückzuschlagen, wird er sein Vernichtungswerk nun abschließen, und diesmal wird der Beschuss aus den Hypervereisern erst aufhören, wenn der Planet bis zum Zentrum durchgekühlt ist. Leben wird dann auf Ardsly-Fandahar nicht mehr möglich sein.«

Urselphyn war wie betäubt. Die Datenfülle, die über ihn und die anderen wie ein Sturzbach hereingebrochen war, verwirrte ihn, und obwohl er sich geistig niemals beweglicher gefühlt hatte als in diesen Augenblicken, verkraftete er all das nicht. Es war zuviel.

Das Leben, das er und die anderen Ardsly bisher geführt hatten, war nicht der Normalfall, sondern ein von einem unbekannten Feind bewirktes Leben. Normal waren Bedingungen, die jedem Ardsly als Traumland vorkommen mussten. Ein paar Jahrzehnte lang, so sah es aus, würden die Ardslys wieder zu diesem früheren Leben zurückkehren können, um dann aber für immer aus der Geschichte vertrieben zu werden.

»Warum erzählst du uns das alles?«, fragte Gamselmartyn nach längerem Schweigen.

Ühlandorgher machte eine bedeutungsvolle Pause.

»Wir haben in den letzten Jahrhunderten viel getan«, sagte er. »In diesem Palast mit seiner gedankenfördernden Wärme haben wir nachgegrübelt, wie das Schicksal unseres Volkes gerettet werden könnte. Und wir haben eine Lösung gefunden.«

»Sie lautet?«

»Kampf!«, sagte Ühlandorgher.

2.