Das Jahr 2058: Nach den umwälzenden Ereignissen in fernen Bereichen der Milchstraße konzentrieren sich Perry Rhodan und seine Gefährten auf die Erde und deren Probleme. Gemeinsam arbeiten die Menschen daran, die Verwüstungen der Vergangenheit zu beseitigen. Die Terranische Union wächst weiter zusammen.
Dann greifen unbekannte Außerirdische die Mondbasis an. Die Aliens sind offenbar unsichtbar und verfügen über eine hochstehende Technologie. Schnell wird klar: Hinter ihrem Vorstoß steckt die sogenannte Allianz – mit ihren Helfern haben es die Menschen zu tun, seit sie ihre ersten Schritte ins All unternommen haben.
Auf der Erde und in den Tiefen der Milchstraße tobt ein kosmischer Konflikt, der seit vielen Jahrtausenden geführt wird. Die Menschheit muss um ihre Zukunft kämpfen ...
Cover
Vorspann
Band 181 – Der Mond ist nur der Anfang
Vorspann
Prolog
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Band 182 – Festung der Allianz
Vorspann
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Band 183 – Sonnensturm
Vorspann
1. Sedna
2. Torransystem
3. Sedna
4. Torransystem
5. Sedna
6. RA
7. Terra
8. Luna
9. Luna
10. RA
11. Luna
12. RA
13. Luna
14. Torransystem
15. Luna
16. Torransystem
17. Vulkan
18. Luna
19. RA
20. Torransystem
Band 184 – Im Reich der Naiir
Vorspann
Disposition: Inkubation
1. Kriiyrsystem: MAGELLAN
2. Kriiyrsystem: FERNAO
3. Solsystem: Luna
4. Solsystem: Merkur
5. Kriiyrsystem: MAGELLAN
6. Kriiyrsystem: FERNAO
7. Solsystem: Luna
8. Solsystem: Merkur
9. Kriiyrsystem: MAGELLAN
10. Kriiyrsystem: Layl
11. Solsystem: Luna
12. Solsystem: Merkur
13. Kriiyrsystem: MAGELLAN
14. Kriiyrsystem: Layl
15. Solsystem: Luna
16. Solsystem: Merkur
17. Kriiyrsystem: MAGELLAN
18. Kriiyrsystem: Layl
19. Solsystem: Luna
20. Kriiyrsystem: Layl
21. Solsystem: Merkur
22. Kriiyrsystem: Layl
Band 185 – Labyrinth des Geistes
Vorspann
1. Thomas Rhodan
2. Thomas Rhodan
3. Perry Rhodan
4. Perry Rhodan
5. Thomas Rhodan
6. Thomas Rhodan
7. Perry Rhodan
8. Perry Rhodan
9. Thomas Rhodan
10. Thomas Rhodan
11. Perry Rhodan
12. Perry Rhodan
13. Thomas Rhodan
14. Thomas Rhodan
15. Perry Rhodan
16. Perry Rhodan
Band 186 – Aufstand der Goldenen
Vorspann
1. Erwachen
2. Zuvor: Die letzte Jagd
3. MAGELLAN
4. Monoceros-Ring, Ranaarsystem
5. Kontakt
6. Hoffnung oder nicht
7. Retroden-Alarm
8. DOLAN
9. Biofabrik, drei Stunden zuvor
10. »Wir wollen keine Feinde sein«
11. Ein anderer Plan
12. Am Abzug
13. Raumstation
14. Übernahme
15. Geschafft
16. Icho Tolot
17. Die Stille
18. Abschied
19. Kriiyrsystem
Band 187 – Schwarzschild-Flut
Vorspann
Prolog: Der Bündler
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3. Thomas Rhodan da Zoltral: Aus dem Wasser ...
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5. Thomas Rhodan da Zoltral: Vision
6. Thora da Zoltral: Sei kein Frosch
7. Thomas Rhodan da Zoltral: ... ins Weltall
8. Thora da Zoltral: Die Wendung
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10. Jie Tao: Whiskygespräche
11. Marcus Everson: Impuls und Wirkung
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14. Maui John Ngata: GHOST als Dank
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Band 188 – Die Bestie in mir
Vorspann
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Band 189 – Die Leiden des Androiden
Vorspann
Prolog: Der Nexus
1. Synchrofark: Struktur und ihr Zerbrechen
2. MAGELLAN / Drohne 845: Das Aufplatzen von Raum
3. Synchrofark: Kosmischer Wind
4. MAGELLAN: Anamnese
5. Synchrofark: Das Flimmern darunter
6. MAGELLAN: Ableitungen
7. Synchrofark: In Bewegung
8. MAGELLAN: Gespräche mit einem Unsichtbaren
9. Synchrofark: Die Bestie vor Ort
10. MAGELLAN: Eine Unmöglichkeit
11. Synchrofark: Tödlicher Bote
12. MAGELLAN-SD 34: Gekonntes Anschleichen
13. Synchrofark: Geschenke erhalten die Freundschaft
14. Synchrofark: Der Emissär
15. Synchrofark: Dazwischen
16. Synchrofark: Das Auslösen von Wut
17. Synchrofark: Brennpunkte und ihre Wirkung
18. Synchrofark: Bombenstimmung
19. MAGELLAN-SD 34: Kleine Geschenke
20. Synchrofark: Exit
21. MAGELLAN-SD 34: Abflug
22. Synchrofark: Der Fremde
23. MAGELLAN: Ähnlichkeiten und Unterschiede
24. MAGELLAN: Fernwarnung
Epilog: ... terminus!
Band 190 – Als ANDROS kam ...
Vorspann
1. Südaustralien
2. Stardust Tower
3. Stardust Tower
4. Mond
5. Forschungskreuzer THALES
6. Flaggschiff TERRANIA
7. Stardust Tower
8. Mond
9. Stardust Tower
10. Terrania
11. Mond
12. THALES
13. TERRANIA
14. MAGELLAN
15. Terrania
16. FERNAO
17. Terrania
18. Terrania
19. MAGELLAN
20. Mond
21. MAGELLAN
22. Stardust Tower
23. Goshunsee
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Band 181
Der Mond ist nur der Anfang
Kai Hirdt
Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
Im Jahr 2036 entdeckt der Astronaut Perry Rhodan auf dem Mond ein außerirdisches Raumschiff. Damit öffnet er den Weg zu den Sternen – ein Abenteuer, das den Menschen kosmische Wunder offenbart, sie aber immer wieder in höchste Gefahr bringt. Zuletzt musste sogar zeitweilig die gesamte Erde evakuiert werden.
Im Jahr 2058 ist die Menschheit mit dem Wiederaufbau ihrer Heimat beschäftigt und findet immer mehr zu einer Gemeinschaft zusammen. Die Terranische Union, Motor dieser Entwicklung, errichtet bereits Kolonien auf dem Mars und dem Mond.
Auf Luna, wo die Reise der Menschen in die Tiefen des Kosmos begonnen hat, kommt es zu sonderbaren Vorfällen. Perry Rhodan geht der Sache nach und macht beunruhigende Entdeckungen, die auf Aktivitäten eines alten Feinds hindeuten.
Der Terraner stellt erneut fest: DER MOND IST NUR DER ANFANG ...
2056
Das Raumschiff des Haluters sank lautlos herab, nur getragen von Antigravfeldern. Der Pilot hatte jede von außen sichtbare Beleuchtung abgeschaltet. Die DOLAN war nichts als eine schwarze Kugel im Sternenhimmel über der Wüste Gobi.
Es war kalt. Perry Rhodan fröstelte, doch er wartete geduldig, bis das Schiff zehn Meter über dem Boden zur Ruhe gekommen war. Eine Schleuse öffnete sich. In der kreisrunden Öffnung wurde, scharf umgrenzt wie ein Scherenschnitt, die mächtige Silhouette von Icho Tolot sichtbar – ein gewaltiger Körper, im Stand dreieinhalb Meter hoch und zweieinhalb Meter breit. Die Beine stämmig wie die eines Elefanten, die vier Arme nicht minder kräftig. Drei tiefrote Augen prangten in dem halbkugelförmigen Kopf.
Statt ein Antigravitationsfeld aufzubauen, sprang Tolot einfach in die Tiefe. Der Aufprall wirbelte Steinstaub auf. Kurz verschwand der Haluter in einer wallenden Wolke, ehe die Partikel sich langsam wieder senkten.
Rhodan nahm es als Startsignal und ging dem schwarzen Riesen entgegen. Sie trafen sich auf halbem Weg. »Tolotos«, sagte er. »Ich freue mich, dass du gekommen bist.«
»Es war der einfache Teil der Reise, Rhodanos«, erwiderte der Haluter. »Der schwierige steht noch bevor.« Kurz schwiegen beide, dann fuhr Tolot leise fort: »Ich weiß nicht, ob ich es wagen soll.«
Rhodan presste die Lippen aufeinander. Er verstand die Vorbehalte seines fremdartigen Freundes nur zu gut. Aber er konnte ihm die Bürde nicht abnehmen.
»Warum treffen wir uns hier?«, lenkte Tolot ab. Mit großer Geste aller vier Arme wies er in die Wüste. Nur ein Schimmer am Horizont ließ die Lichter der Metropole Terrania erahnen.
»Es ist unauffälliger«, antwortete Rhodan. »Außerirdische sind derzeit nicht wohlgelitten auf der Erde.«
»Verständlich«, sah Tolot ein, »nach mehreren Invasionen und nachdem die gesamte Menschheit vier Jahre lang in der Arche der Memeter gefangen war. Gelingt der Wiederaufbau?«
Rhodan seufzte. »Wir bekommen jeden Tag ein paar Zehntausend Menschen aus den Notunterkünften in vernünftige Gebäude, aber das ist viel zu langsam. Viele sind unglücklich, weil ihr Besitz in den Jahren des Leerstands verfallen ist.«
»Kann ich helfen?«
Rhodan schüttelte den Kopf.
Tolot lachte freudlos. Es klang wie fernes Donnergrollen. »Du gibst mir keinen Vorwand, meine Reise zu verschieben, nicht wahr?«
Rhodan wiederholte die Geste. »Die Dinge geraten in Bewegung. Die Allianz wird auf das Geschehen in Andromeda und das Erwachen des Suprahets reagieren. Wir müssen vorbereitet sein.«
»Und unser einziger Anhaltspunkt ...«, begann Tolot.
»... ist Torran-Gar«, vollendeten sie den Satz gemeinsam.
Rhodan fühlte sich seltsam erleichtert, nachdem er den Namen ausgesprochen hatte. Die Festung der Allianz. Der Ort, an dem sie beide Schuld auf sich geladen hatten: Tolot mit dem, was er getan, Rhodan durch das, was er nach seiner Flucht von dort unterlassen hatte.
»Ich werde nichts riskieren«, informierte ihn der Haluter.
»Natürlich nicht«, sagte Rhodan. »Finde heraus, wie es heute dort aussieht. Was wir tun können. Ob wir etwas tun können. Aber lass dich auf keinen Fall erwischen!«
»Hast du mit Thora gesprochen?«, wechselte der Haluter scheinbar das Thema.
Rhodan fröstelte erneut. »Nein«, gab er zu. »Sie wird es verstehen, wenn es so weit ist.«
Wieder schwiegen sie einen Moment.
»Es gibt keinen Grund mehr, zu warten, oder?«, fragte Tolot.
»Nein«, antwortete Rhodan. »Ich fürchte nicht.«
Der Haluter wandte sich ab und stapfte zu seinem Raumschiff zurück.
»Tolotos!«, rief ihm Rhodan hinterher.
Icho Tolot wandte sich um.
»Viel Glück!«, sagte Perry Rhodan heiser.
Zwei Jahre nach dieser Nacht und an völlig anderer Stelle fragte sich Perry Rhodan, wann und wie sein Leben so furchtbar aus dem Ruder gelaufen war.
Er hatte in einer mehr schlecht als recht zusammengebastelten Rakete den Mond erreicht. Er hatte als erster Mensch Kontakt mit einer außerirdischen Spezies aufgenommen. Er hatte geholfen, Invasionen abzuwehren, hatte mehrere Galaxien und den Leerraum dazwischen bereist, hatte die entführte Menschheit gerettet und zur Erde zurückgebracht.
Womit also hatte er verdient, nunmehr in einer ermüdenden Vollversammlung der Terranischen Union festzuhocken, die einfach kein Ende nehmen wollte?
»Und deshalb müssen wir, unter Erwägung aller relevanten Faktoren, zu der Erkenntnis kommen, dass bereits eine umfassende Bewertung aller Risiken ein ganz eigenes Risiko birgt, nämlich irgendwann zu erkennen, dass man bei der Analyse den Zeitpunkt zum Handeln ungenutzt hat verstreichen lassen.«
Um Sdelo Willem, den Vertreter Belgiens, schien sich seit Kurzem eine isolationistische Bewegung zu formieren. Der von ihm aktuell eingebrachte Antrag war krude, aber niemand würde eine freie Diskussion unterbinden. Rhodan am allerwenigsten.
Willems jüngstes Agitationsziel war NATHAN, jene fremdartige Intelligenz, die seit einigen Jahren auf dem Mond wuchs und gedieh. Bisher wurde NATHAN in einem gemeinsamen Projekt von Terranischer Flotte und einem Zusammenschluss renommierter Universitäten erforscht. Willem wollte das beenden und stattdessen dem Geheimdienst die Verantwortung übertragen – inklusive der Bewertung, ob NATHAN eine Gefahr darstellte, auf die man frühzeitig adäquat reagieren sollte. Was nichts anderes hieß, als das von NATHAN beanspruchte Areal großflächig zu bombardieren.
Es war ein Rückfall in die Angstpolitik nach dem Erstkontakt mit den Arkoniden. Die Fürsprecher äußerten sich in epischer Breite, und Administrator Ngata hatte frühzeitig klargemacht, dass er niemanden in seiner Redezeit beschränken würde. Vier Stunden waren bereits verstrichen, und die Rednerliste war erst bei der Hälfte angelangt. Jeder war bestrebt, dem anderen keinen Vorteil einzuräumen. Der Streit um die Sache war längst zu einem gruppendynamischen Vorgang geworden.
Rhodan fixierte Willem. Bislang hatte der charismatische Belgier nicht in die Debatte eingegriffen. Sein Lächeln erreichte scheinbar die blitzblauen Augen, seine dunkelblonde Tolle hing ihm lässig in die Stirn. Er wirkte durch und durch sympathisch. Selbst Rhodan war bei den ersten Begegnungen auf ihn hereingefallen. Mittlerweile traten Willems Ressentiments jedoch immer deutlicher hervor.
Rhodan blickte auf die Uhr. Noch zwei Stunden bis zu seinem Termin im Lakeside Institute, dem terranischen Forschungszentrum für Mutantengaben. Eine halbe Stunde würde er dorthin brauchen. Falls die Debatte nicht deutlich anzog, würde Rhodan seine vorbereitete Abschlussrede nicht mehr halten können. Sein Plädoyer für ein offenes Miteinander. Dann würde sich möglicherweise Willem bei der abschließenden Abstimmung durchsetzen. Wenn das ganze Forschungsprojekt NATHAN dem Geheimdienst unterstellt würde, konnte sich Rhodan das Ergebnis ausrechnen. Seit der Rückkehr der Menschheit zur Erde zeigten sich viele unangenehme Tendenzen; das schloss die Sicherheitsbehörden leider mit ein.
Rhodan erwog, den Lakeside-Termin abzusagen. Das wäre jedoch sehr unfair gegenüber seiner Tochter Nathalie. Und ihm graute davor, was er sich von seiner Frau Thora würde anhören dürfen.
Erneut betrachtete er Willem. Rhodan beschlich der Verdacht, dass der Mann die Debatte von seinen Gleichgesinnten in die Länge ziehen ließ. Als Protektor der Terranischen Union hatte Rhodan viele Verpflichtungen. Sein Terminplan war kein Staatsgeheimnis. Willem würde von Rhodans geplantem Besuch im Lakeside Institute wissen. Was der Belgier indes sicherlich nicht wusste: Rhodans Besprechung dort hing keinesfalls mit der aktuellen Mutantenkrise zusammen, sondern war rein privater Natur.
»... allein schon, weil diese Wesenheit sich ohne Einladung, Ankündigung oder Genehmigung auf dem Mond ausgebreitet hat. Die Ressourcen, die für ihre Eindämmung aufgewendet werden, sprengen jetzt schon jeglichen rechtfertigbaren Rahmen, insbesondere wenn man die schleppenden Wiederaufbaubemühungen ...«
Rhodans Kommunikationsarmband blinkte dezent. Eine eingehende Textnachricht – wie aufs Stichwort meldete sich Ras Tschubai, der Leiter des Lakeside Institute und Rhodans Weggefährte fast seit dem ersten Kontakt mit den Arkoniden vor zweiundzwanzig Jahren. Rhodan sah, dass Tschubai mit gleicher Post auch Thora angeschrieben hatte.
»Protestaufmarsch vor dem Lakeside«, stand in der Nachricht. »Kein guter Zeitpunkt, Nathalie vorbeizubringen. Stattdessen morgen Vormittag? 10 Uhr?«
Das Lakeside Institute war in den vergangenen Monaten immer wieder Ziel feindseliger Kundgebungen geworden, nicht nur wegen der xenomedizinischen Forschungen, die dort betrieben wurden. Einige Radikale hatten auch die menschlichen Mutanten zu Nichtmenschen erklärt, die angeblich eine Gefahr darstellten. Das Thema vermischte sich auf verhängnisvolle Weise mit den latenten Vorbehalten gegen Außerirdische. Die Spannungen waren so angewachsen, dass Rhodan als Protektor irgendwann würde eingreifen müssen.
Er hatte schon lange den Verdacht, dass Willem und dessen Leute diese Kampagne guthießen oder sogar heimlich förderten. Wahrscheinlich nahm Willem an, der Termin im Lakeside hätte mit dem Problem der Mutantenanfeindungen zu tun. Und eine aktuelle Demonstration mochte die Dringlichkeit von Rhodans Anwesenheit dort verschärfen. Es war zumindest ein ungewöhnlicher Zufall, dass die Parolengröler ausgerechnet an diesem Tag aufmarschierten.
»In Ordnung«, schrieb Thora zurück. »Danke für die Warnung. Perry, klappt das?«
Rhodan gönnte sich ein schmales Lächeln. Plötzlich hatte er alle Zeit der Welt.
Er sendete seiner Frau und dem Institutsleiter das kleine Symbol eines erhobenen Daumens.
»Kommst du dann heute Nachmittag nach Hause?«, fragte Thora weiter, nachdem Tschubai sich aus der Konversation verabschiedet hatte. »Du müsstest jetzt ja freihaben.«
»Leider nein«, schrieb er zurück. »Ich hänge in der Vollversammlung fest.«
Eine Antwort kam nicht, aber die brauchte Rhodan nicht. Er wusste auch so, dass seine Frau nicht begeistert war. Ein weiterer dieser unzähligen Tage, wo er sich zwischen der Erde und seiner Familie entscheiden musste.
Zwei Minuten später ging doch noch eine Nachricht ein. Er war gespannt, an welcher spitzzüngigen Bemerkung Thora so lange formuliert hatte. Überrascht stellte er fest, dass sie nicht von ihr stammte, sondern von Pete Roofpitter, dem ehemaligen Sicherheitschef der LESLY POUNDER, die damals noch unter dem Namen CREST geflogen war. Von Roofpitter hatte er seit Jahren nichts gehört. Rhodan hatte nicht einmal gewusst, dass der Mann noch seine Kontaktdaten besaß.
»Café Orion, Desert Gardens. Sofort. Wichtig.« Das war der ganze Text.
Rhodan grübelte. Er kannte Roofpitter als intelligenten, bodenständigen Mann. Diese Charaktereigenschaften hatten sich gewiss nicht geändert, seit er den Dienst bei der Flotte quittiert hatte – trotz dieser kryptischen Nachricht.
Desert Gardens war in zwanzig Minuten erreichbar. Hin, eine Stunde für das Treffen, zurück, zwanzig Minuten Puffer für unerwartete Entwicklungen. Rhodan konnte rechtzeitig zurück sein, um seine Rede zu halten. Und es blieb ihm erspart, weiter der ausufernden Diskussion zu lauschen. Seine zwischenzeitliche Abwesenheit würde zwar keinen guten Eindruck machen, aber damit konnte er leben, solange er nur rechtzeitig für seinen Einsatz zurück war.
Um das sicherzustellen, musste Rhodan lediglich dafür sorgen, dass die Debatte nicht auf einmal rasant voranschritt. Rhodan winkte Isatraub Merriner heran, die als Vertreterin Panamas die Redebeiträge gegen Willems Antrag koordinierte, und informierte sie über seinen neuen Zeitrahmen.
Merriner würde dafür sorgen, dass Rhodans Planung nicht über den Haufen geworfen wurde. Er mochte solche Spiele nicht, aber er beherrschte sie ebenso gut wie Sdelo Willem.
Perry Rhodan stand auf, lächelte in die Runde und ging.
Perry Rhodan sah auf die Uhr: Er hatte nur siebzehn Minuten nach Desert Gardens gebraucht. Er hatte sich wohl nach der Debatte ein wenig an der Gleitersteuerung abreagiert. Nach wildem Flug stellte er sein Fahrzeug nun ganz gesittet ab, ließ die Stummelflügel einfahren und betrat das Café.
Pete Roofpitter wartete bereits. Der einst graue Schnurr- und Kinnbart des Polizisten war in den zurückliegenden Jahren fast weiß geworden. Eine Sonnenbrille verbarg seine Augen, dazu trug er eine blaue Baseballmütze. Die Sonne schien zwar, aber nicht so stark, dass eine solche Kostümierung nötig gewesen wäre.
»Ein unerwartetes Vergnügen.« Rhodan nahm Platz. »Haben wir Zeit für den Austausch von Höflichkeiten, oder brennt es, was auch immer es sein mag?«
»Es brennt«, erwiderte der Polizist trocken. »Die Vorläufe haben schon begonnen.«
Rhodan nickte weise. »Sie wissen, dass ich kein Wort verstehe, oder?«
Roofpitter nahm einen Schluck Espresso und wischte über seinen Schnäuzer. »Ich bin seit drei Jahren hier quasi der Sheriff in Desert Gardens. Ruhiger Job meistens. Der größte Ärger sind illegale Gleiterparcours-Rennen in ungenutzten Lagerhallen. Die Kids bauen sich eine schwer zu navigierende Strecke und rasen ohne Sicherheitsvorkehrungen hindurch. Große Party, laut, viele Drogen, illegale Wetten, häufig Unfälle. Nichts, was die Bürger eines feinen Vororts dulden wollen.«
Ein Kellner kam vorbei. Rhodan nutzte die Gelegenheit, ebenfalls einen Espresso zu bestellen, und wandte sich Roofpitter wieder zu. »Dafür tauscht man doch gern den Posten auf dem Einsatzschiff des Protektors ein. Wenn es Sie irgendwann juckt, zurückzukehren ...«
Roofpitter schüttelte den Kopf. »Ich bin zufrieden, auch ohne Fronteinsätze und hohe Politik. Deshalb bin ich ja so sauer gerade.«
Rhodan runzelte die Stirn. »Was ist passiert?«
»GHOST bittet um Amtshilfe.«
»Wobei?« Nun war Rhodans Interesse erwacht. Die General Human Organization of Security and Trust, der Geheimdienst der Terranischen Union, hatte im stillen Kämmerlein schon manchen Plan ausgebrütet, mit dem Rhodan nicht einverstanden gewesen war.
»Im Moment läuft eins dieser Rennen«, gab Roofpitter Antwort. »Wir hätten es normalerweise ignoriert, weil wir zurzeit ehrlich gesagt anderes zu tun haben. Aber wir sollen bei den Finalläufen zuschlagen und alle Piloten und Organisatoren verhaften.«
Rhodan war verwirrt. »Wieso interessiert sich der Geheimdienst für Rennen von Vorstadtkids?«
Der Kellner stellte den Espresso ab. Roofpitter griff in einen Stoffbeutel, zog den Ausdruck eines Überwachungskamerabilds heraus und reichte ihn herüber. »Habe ich mich auch gefragt. Also habe ich ein bisschen recherchiert.«
Perry Rhodan nahm die Aufnahme und betrachtete sie. Er erschrak. Seine Hand krampfte sich zusammen. »Wer weiß davon?«
»Hab ich also doch nicht gesponnen«, murmelte Roofpitter. »Ich habe keine Ahnung, von wem bei GHOST diese Anfrage ursprünglich kam, und selbst wenn, dürfte ich es Ihnen nicht sagen. Was ich aber weiß, ist, dass meine Leute Journalisten mit Kameradrohnen bei der Halle gesehen haben. Die Medien haben also einen Tipp bekommen und warten darauf, dass sich bei unserem Einsatz etwas Spektakuläres tut.« Pete Roofpitter schob Rhodan das Säckchen zu, aus dem er das Bild gezogen hatte. »In zwanzig Minuten müssen wir den Laden ausheben. Das kann ich nicht aufhalten. Mein Tipp wäre: Gehen Sie vorher da rein und verhindern Sie, dass Ihre Söhne dieses Rennen mitfliegen.«
Als sich die Gleiterkanzel öffnete, sah es für Außenstehende aus, als springe ein junger Mann mit dunklem, hochfrisiertem Haar, zu engen Jeans und einer schwarzen Lederjacke, wie sie vor hundert Jahren modern gewesen war, daraus hervor. Das war das Aussehen, mit dem der Spiegelfeldgenerator aus Roofpitters Stofftasche Perry Rhodan tarnte. Eine gute Wahl, fand Rhodan. Der Rockabilly-Look war seit etwa einem Jahr wieder erstaunlich populär unter Terranias Jugendlichen.
Er rannte über den Platz zu der Halle, die Roofpitter ihm gewiesen hatte. Eine Ecke vom Eingang entfernt wartete er kurz, bis sein Atem sich beruhigt hatte. Der Transportbeutel sah in der Tarnung aus wie ein Rucksack, den er lässig über einer Schulter trug. Er richtete sich auf und stolzierte in selbstgefälliger Haltung auf die geschlossene Hallentür zu.
Ein bulliger, kalkweißer Türsteher mit verschwitzter Glatze sah ihn abschätzig an. »Hast du dich verlaufen?«
»Ich will wetten«, behauptete Rhodan.
»Die Rennen laufen schon«, kam als Einwand.
»Ich wette nur aufs Finale.«
Der Dicke lachte. »Den Einsatz kannst du dir nicht leisten.«
Rhodan griff in seine Tasche und zog ein Bündel Euroscheine hervor, das ebenfalls aus Roofpitters Wundertüte stammte. Rhodan hatte lange kein Bargeld mehr in der Hand gehabt. Aber für Geschäfte, die nicht nachverfolgt werden sollten, stand die Währung der EU nach wie vor hoch im Kurs, mittlerweile auf dem gesamten Territorium der Terranischen Union.
Der Türsteher nahm die Scheine und blätterte sie mit dem Daumen durch. Er hatte nun eine andere Miene aufgesetzt. Nicht mehr herablassend, sondern misstrauisch. »Wer bist du?«
»Das ganze Ding hier ist illegal«, erwiderte Rhodan. »Glaubst du, ich verrate meinen Namen?«
Der Mann nickte. »Okay.« Er gab das Bündel zurück. »Meine Leute behalten dich im Auge. Mach keinen Ärger.«
»Ich doch nicht!« Rhodan lächelte und steckte die Scheine wieder weg.
Hinter der Tür wartete ein düsterer, kühler Raum von der Größe einer Eishockeyhalle. Unbequeme Sitztribünen zogen sich an allen vier Wänden hoch. Der Bereich im Zentrum war vollgestellt mit großen Warencontainern und Rampen, chaotisch aneinandergelehnt. Das Ganze mutete an, als hätte ein Riese seine Bauklötze ausgekippt.
Dazwischen schossen kleine Zweipersonengleiter mit irrwitziger Geschwindigkeit durch einen schwer nachvollziehbaren Parcours. Rhodan, selbst beileibe kein besonders vorsichtiger Flieger, traute seinen Augen kaum. »Häufig Unfälle«, hatte Roofpitter gesagt. Das dürfte die Untertreibung des Jahres gewesen sein. Bei den halsbrecherischen Manövern grenzte es an ein Wunder, wenn auch nur ein einziger Pilot heil aus der Sache herauskam. Drei schrottreife Maschinen am Rand deuteten darauf hin, dass es bloß in zweiter Linie darauf ankam, schnell das Ziel zu erreichen. Am ehesten gewann man wohl, wenn alle Gegner aus dem Rennen geflogen waren – im wahrsten Sinne des Wortes.
Rhodan sah einen Gleiter aus einem schmalen Spalt zwischen zwei Hindernissen hervorschießen. Das Fahrzeug bog sofort rechts ab, und zwar so scharf, dass höchstens zwei Handbreit Platz zur Wand blieben. Rhodan wusste, was das bedeutete: Das Sicherungsprallfeld war abgeschaltet. Ohne diesen Schutz konnte man engere Kurven nehmen und ein paar Zehntelsekunden herausholen. Aber ohne diesen Schutz war man auch tot, wenn man mit etwas kollidierte.
Bis eben hatte er gedacht, er müsste Tom und Farouq aus dieser Sache herausholen, um die öffentliche Peinlichkeit einer Verhaftung zu vermeiden. Nun erkannte er, dass sein leiblicher und sein adoptierter Sohn nicht weniger als ihr Leben oder zumindest ihre Gesundheit gefährdeten. Wut und Sorge kochten in ihm hoch und verdrängten alle Gedanken an Debatten und Abstimmungen.
»Wo sind die Fahrer?«, fragte er einen hageren Mann, der definitiv nicht zum Vergnügen vor Ort war. Er war deutlich älter als das johlende Publikum und beobachtete das Rennen völlig desinteressiert.
Der andere sah ihn nur stumm an. Rhodan zog einen Hunderter aus dem Bündel und überreichte ihn. Der Mann verstaute den Geldschein und wies mit dem Daumen über die Schulter, eine schmale Auslassung zwischen den Tribünen entlang. Rhodan wollte diesem Pfad gerade folgen, da hörte er eine Kollision in seinem Rücken, das Kreischen von zwei Metallstücken, die mit großer Wucht aufeinandertrafen. Er wirbelte herum, und sein Herz setzte einen Schlag aus: Das war Toms Gleiter, schwarz mit rotem Flammenlack, der mit einem anderen kollidiert war! Beide Maschinen hatten sich ineinander verkeilt und rasten nun gemeinsam auf einen Stahlturm in der Mitte des Parcours zu. Wenn sie auftrafen ...
Toms Gleiter bremste abrupt ab, der andere gab weiter Schub. Durch die gegenläufigen Vektoren gerieten beide in eine wilde Kreiselbewegung. Immer noch flogen sie auf die Mittelsäule zu, wenngleich insgesamt langsamer. Sie kamen näher und näher ... Und dann traf der andere Gleiter dagegen. Toms Maschine riss sich los und flog, nun wieder völlig stabil, auf einen Landepunkt am Rand der Arena zu. Der andere Gleiter stürzte ab und blieb als Hindernis für das nächste Rennen liegen. Ordner in Flugmonturen bargen die beiden Piloten aus dem Wrack.
Toms schwarzer Flammenstolz setzte auf, und Tom und Farouq stiegen aus. Zu tosendem Applaus reckten sie die Fäuste in die Höhe.
Als seine Jungs in relativer Sicherheit waren, legte sich Perry Rhodans Sorge. Zurück blieb der Zorn.
Ein weiterer Hundert-Euro-Schein brachte ihn ins Innere des Pilotenlagers, kurz bevor Tom und Farouq breit grinsend als Sieger des letzten Vorrundenlaufs einzogen. Perry Rhodan sah auf die Uhr: Acht Minuten blieben ihm, um die beiden vor dem Polizeizugriff herauszuholen und ihnen eine Lektion zu erteilen. Er trat aus dem Schatten und stellte sich seinen Söhnen in den Weg.
»Was willst du denn?«, fragte Tom herablassend. Mit seinen siebzehn Jahren war Rhodans Sohn schon fast genauso groß wie sein Vater. Sein Haar war heller, und die grauen Iriden zeigten bei hellem Licht einen Rotstich, aber sonst war die Ähnlichkeit eigentlich nicht zu übersehen – zumindest wenn Rhodan sich nicht durch ein Spiegelfeld tarnte.
»Gegen dich fliegen«, sagte er mit bewusst breitem amerikanischem Akzent.
Tom lachte. »Nächsten Monat. Sofern du dich qualifizierst.«
Rhodan begriff, dass seine Kinder anscheinend regelmäßig an diesem Freizeitvergnügen teilnahmen. Sein Gesprächsbedarf wuchs. Aber das war ein Thema für später. »Jetzt!« Er zog die verbliebenen 9800 Euro aus der Tasche und hielt Tom das Bündel entgegen.
Der nahm es und blätterte es durch wie zuvor der Türsteher, allerdings mit deutlich weniger Routine. »Ist das dein Ernst?«, fragte er.
Farouq schüttelte unmerklich den Kopf. Rhodans Adoptivsohn war zwar der bessere Pilot von den beiden, aber vom Charakter her der Vorsichtigere.
Wenn er es schaffte, Tom die Herausforderung auszureden, hatte Rhodan ein Problem. Dann konnte er nur noch seine Tarnung fallen lassen – und was dann geschah, während Polizei und Medien die Halle stürmten, konnte er sich ausrechnen. Dann war es egal, ob er schon wieder weg war. Garantiert würde einer der anderen Fahrer plaudern, und der Skandal wäre perfekt.
Allerdings hatte Rhodan über Jahre beobachten können, was geschehen musste, damit auch sein Adoptivsohn sich zu Dummheiten hinreißen ließ. »Halt dich raus!«, herrschte er den Jungen an. »Ich rede mit dem echten Rhodan.«
Es tat Rhodan leid, und er würde sich später dafür entschuldigen müssen. Aber es erzielte seine Wirkung.
Eine Ader trat an Farouqs Hals hervor. Er schnappte das Geldbündel aus der Hand seines Bruders und klatschte es Rhodan vor die Brust. »Wir werden's dir zeigen!«, zischte der Jugendliche. »Wo ist dein Gleiter?«
»Draußen«, antwortete Rhodan. »Wir fliegen nicht hier im Parcours. Mein Rennen, meine Regeln.«
»Als würde dir das was nützen«, sagte Tom höhnisch. »Was hast du dir denn vorgestellt?«
»Ein Wüstenrennen«, erläuterte Rhodan. »Beide Gleiter starten mit fünf Prozent Energie. Wir fliegen Richtung Terrania Stadtgrenze. Wer zuerst da ist, gewinnt. Wenn beide Gleiter unterwegs liegen bleiben, gewinnt der, der weiter gekommen ist.«
Die beiden Jungs sahen einander an.
Ein älterer Mann kam hinzu. »Leute, ihr könnt nicht einfach abhauen! Ihr seid im Finale! Unsere Zuschauer ...«
»Zehntausend Euro«, forderte Tom, »dann fliegen wir hier. Andernfalls zeigen wir dieser Lederjacke, wo der Hammer hängt.«
Rhodan lächelte genauso herablassend wie Tom. Wenn er ehrlich war: In seiner Jugend hatte er ganz ähnliche Gespräche geführt. Allerdings hatte er dafür auch ein paarmal tüchtig »aufs Maul« bekommen, als er sich mit den Falschen angelegt hatte.
»Das werden wir nicht vergessen!«, versprach der Mann Furcht einflößend ruhig. Dann zog er sich zurück, ohne die Jungs aus den Augen zu lassen.
Normalerweise hätte Perry Rhodan sich Sorgen gemacht, aber er vertraute darauf, dass Roofpitter seine Arbeit erledigte. In fünf Minuten würde der Rennveranstalter kein Problem mehr sein.
»Holt euren Gleiter«, sagte er. »Wir starten in drei Minuten.«
»Hey!« Tom hielt die Hand auf. »Das Geld! Nicht dass du uns bescheißt!«
»Das Geld könnt ihr aus meinem Gleiter holen, wenn ihr weiter kommt als ich. Ansonsten behalte ich es sowieso.«
Tom und Farouq flogen aus der Halle und stoppten neben Perry Rhodans Maschine. Sie lachten, als sie das schmucklose Basismodell mit den klobigen, halb eingefahrenen Notflügeln sahen. Die Alltagsgleiter aus dem Regierungsfuhrpark sahen wahrlich nicht so aus, als könnte man Rennen damit gewinnen.
So, wie Farouq der bessere Pilot war, konnte Tom besser mit Positroniken umgehen. Er vergewisserte sich, dass es keine geheimen Upgrades im System gab, und ließ den Energiepegel auf den von Rhodan festgelegten Wert hinunterlaufen.
Rhodan tat dasselbe bei dem schwarz-roten Blitz. Anschließend prüften beide Parteien, dass wirklich nur die besprochenen Einstellungen vorgenommen worden waren – dann ging das Rennen los.
Tom beschleunigte mit einem Affenzahn. Der Schnellstart beeindruckte sogar Rhodan, obwohl er wusste, dass beide Jungs durchaus fliegen konnten. Er setzte nach und blieb dran, konnte aber nicht aufholen. Dazu war Toms Gleiter einfach zu stark. Das grämte Rhodan allerdings wenig. Er hatte von vornherein gewusst, dass er auf diesem Weg nicht gewinnen konnte. Er kannte die Leistungsdaten seiner Gegner – schließlich hatte er die Flugmaschine selbst vor anderthalb Jahren ausgesucht.
Aber das war ihm erst mal egal. Er sah auf die Uhr – genau zu dieser Zeit würde Roofpitter mit der Razzia beginnen. Und wer auch immer der Presse einen Tipp gegeben hatte, um die Familie Rhodan öffentlich zu blamieren, würde sich kräftig wundern. Es würde keine Kamerabilder von Tom und Farouq in Handschellen geben.
Nun galt es nur noch dafür zu sorgen, dass seine beiden missratenen Sprösslinge einen kleinen Dämpfer für ihr überbordendes Selbstbewusstsein erhielten.
Tom und Farouq bauten ihren Vorsprung stetig weiter aus. Terranias Stadtgrenze war noch etwa zwölf Kilometer entfernt. Rhodan schaute auf die Energieanzeige. Sie sprang gerade von zwei auf ein Prozent. Bei seinen Söhnen konnte es nicht anders aussehen. Keiner von ihnen würde das Ziel erreichen. Die Frage war, wer weiter kam.
Rhodan wendete Extraenergie auf, um seine Maschine hochzuziehen, dann schaltete er den Feldantrieb ab. Lediglich das Antigravfeld blieb aktiviert. Es würde ihn noch einige Minuten in der Luft halten. Er fuhr die Flügel vollständig aus und ließ sich, nur mit Restfahrt und beinahe schwerelos, von den Luftströmungen über der heißen Wüste Gobi tragen.
Tom und Farouq rasten davon, verwandelten sich in einen schwarzen Punkt in der Ferne – der dann gemächlich wieder näher rückte. Rhodan sah, dass ihr Gleiter liegen geblieben war, ziemlich genau an der Position, an der er das erwartet hatte. Er schüttelte den Kopf. Diese jungen Piloten von heute!, spottete er in Gedanken. Groß geworden mit Antigrav und Feldtriebwerken. Aber sie haben nie gelernt, den Wind zu lesen.
Als er die beiden Gestrandeten passierte, aktivierte er den Bildfunk. »Das Rennen geht wohl an mich«, stellte er fest.
»Du hast uns reingelegt!«, rief Tom zornrot aus dem Kommunikationshologramm. Farouq im Hintergrund wirkte eher fassungslos darüber, dass sie gegen die minderwertige Maschine verloren hatten.
»Stimmt.« Rhodan desaktivierte das Spiegelfeld.
Toms Gesichtsfarbe wechselte schlagartig zu kalkweiß. »Dad!«, entfuhr es ihm verblüfft und ängstlich zugleich.
»Ganz genau«, sagte Rhodan.
»Wir haben ...«, stammelte Tom.
Farouq rief darüber: »Wir wollten nicht ...«
»Ruhe!«, fauchte Rhodan. »Wir sprechen heute Abend darüber. Ich muss zurück. Und während ihr auf den Abschleppdienst wartet, schaut mal ins Liveprogramm von TNC. Da zeigen sie gerade die Razzia, bei der die verhafteten Söhne des Protektors die ganz große Nachricht gewesen wären. Wisst ihr, was das für unsere Familie bedeutet hätte? Seid ihr völlig bescheuert, bei so etwas mitzumachen?«
Die beiden Jungs, die vor wenigen Minuten im Fahrerlager noch so großspurig getan hatten, schwiegen kleinlaut.
Tom traute sich als Erster, wieder etwas zu sagen. »Wieso Abschleppdienst? Nimmst du uns nicht mit?«
»Nein«, antwortete Rhodan. »Wenn ich lande, komme ich nicht wieder hoch, und ich muss zurück in die Vollversammlung. Ich musste euretwegen eine enorm wichtige Debatte verlassen, vielen Dank dafür. Und jetzt kann ich nur hoffen, dass ich rechtzeitig zurück bin, um die nächste Katastrophe abzuwenden. Ihr schaut also schön selbst, wie ihr wieder nach Hause kommt. Und wehe, ihr lasst die Rechnung an mich schicken.«
»Aber bis wir in dieser Einöde abgeholt werden, dauert es sicher über eine Stunde!«, rief Farouq. »Und es sind fast vierzig Grad!«
»Ihr habt einen Trinkwassertank«, sagte Perry Rhodan. »Setzt euch halt in den Schatten.«
Er beendete die Verbindung.
Tatsächlich trugen ihn die Winde der Gobi bis an die Stadtgrenze. Vermutlich hätte er es sogar noch weiter geschafft, aber bei den diversen Wolkenkratzern der Stadt gab es stets das Risiko, dass eine Luftströmung plötzlich abriss. Rhodan wollte niemanden gefährden, also suchte er einen passenden Landeplatz und ließ sich von einer weiteren Maschine aus dem Fuhrpark abholen. Er tauschte mit dem Piloten, der sich mit frischer Energiezelle im Gepäck in Rhodans bisheriges Gefährt setzte.
Nicht weniger rasant als am Anfang seines Rennens flog Rhodan zum Parlamentsgebäude zurück. Eine Stunde und fünfundvierzig Minuten hatte die ganze Eskapade gedauert – nicht übel. Außerdem hatte er dabei erfahren, dass jemand mit Einfluss beim Geheimdienst ihm übel mitspielen wollte. Er musste sich also vorsehen. Steckten Willems Leute mit ihren GHOST-Kontakten hinter der kleinen Inszenierung?
Eine Frage für später. Nun musste er wieder umschalten auf das, was eigentlich auf seiner Tagesagenda gestanden hatte: Unheil von NATHAN abzuwenden.
Tatsächlich war der Meinungsaustausch während seiner Abwesenheit zügiger vorangeschritten. Gerade stand Sdelo Willem selbst am Rednerpult. »Vom ersten Kontakt der Menschheit mit Außerirdischen an haben diese Tod und Vernichtung auf die Erde gebracht. Der Eiffelturm – vernichtet von der Frau dieses Manns, der sich bis heute als Volksheld ausgibt!« Willem zeigte mit dem Finger auf Rhodan.
Rhodan fragte sich, was Willem wohl gemacht hätte, wenn er zu diesem Zeitpunkt noch nicht zurück gewesen wäre.
Willem sah ihn irritiert an und verlor kurz den Faden. »Von vielen dieser Völker«, fuhr Willem fort, nachdem er sich wieder gefangen hatte, »wissen wir, wie gefährlich sie sind. Die meisten verfügen über ausreichende Machtmittel, um uns zu zerstören. Und das sind nur die Gefahren, die wir kennen und einschätzen können! Auf dem Mond züchten wir aber gerade ein völlig unbekanntes Risiko heran! Mit Geldern, die wir für den Wiederaufbau brauchen, unterhalten wir eine Forschungsstation, die etwas uns völlig Unbekanntes hochpäppelt, das jederzeit einen vernichtenden Schlag gegen die Menschheit führen kann. Schluss damit! Wir müssen uns endlich gegen NATHAN wehren! Wir müssen den Feind in unserer Mitte ausschalten!«
Applaus tönte von knapp der Hälfte der Versammlungsteilnehmer, während die anderen totenstill blieben.
Perry Rhodan stand auf und nahm Willems Platz am Rednerpult ein. »Unsere Freunde von anderen Welten«, sprach er, »verfügen über Machtmittel, um uns zu zerstören. Das prangert Mister Willem an. Aber genauso verfügen wir über Mittel, um sie zu zerstören. Und vor allem verfügen wir über Mittel, uns selbst zu zerstören.«
Er sah in die Runde. »Wir verdrängen es gern, und es fällt mit jedem Jahr leichter. Aber im Grunde wissen wir alle, was mit der Erde geschehen wäre, hätten wir nicht auf dem Mond die gestrandete AETRON und die Arkoniden entdeckt. Vor zweiundzwanzig Jahren stand die Menschheit am Rande des Atomkriegs. Das ist keine Spekulation. Wir wissen von John Marshall, der dank seiner Paragabe zwischen verschiedenen Realitätsebenen wechseln kann, dass sich die Menschheit in allen Szenarien ohne Kontakt mit Außerirdischen selbst vernichtet hat.«
»Behauptet ein Mutant!«, rief der Vertreter Südafrikas. Der Administrator rief ihn zur Ordnung.
»Und wir wissen«, fuhr Rhodan unbeeindruckt fort, »dass unsere Welt lange im Zentrum bedeutsamer Ereignisse stand, schon Jahrzehntausende, bevor ein Homo sapiens auf die Idee kam, einen Faustkeil zu benutzen. Wir haben in unserem Sonnensystem die Hinterlassenschaften der Liduuri auf Erde, Mars und Jupiter entdeckt. Arkonidische Raumschiffe, vor zehntausend Jahren abgestürzt. Den Kleinstplaneten Vulkan mit seiner gigantischen Raumwerft. Die Sternenkinder. All das ist hier und schon ewig hier gewesen, ob wir es wollen oder nicht.
Ich sage Ihnen die Wahrheit: Natürlich sind diese Dinge zum Teil gefährlich. Aber das sind sie, egal ob wir uns um sie kümmern oder nicht. Je besser wir die Welt und die Völker um uns herum verstehen, desto besser können wir Gefahren begegnen, desto besser können wir die Erde und die Menschheit schützen. NATHAN ist ein unbekannter Faktor. Vielleicht ist NATHAN eine Gefahr, wie Mister Willem befürchtet. Vielleicht ist NATHAN der beste Freund, den die Menschheit sich wünschen kann. Wir werden es nur herausfinden, wenn wir uns mit ihm beschäftigen – ergebnisoffen. Das ist es, was die Wissenschaftler auf dem Mond tun und was sie weiter tun sollten.
Ich vertraue diesen Leuten. Ein kleiner Anteil ihrer Arbeit ist militärische Forschung, die unter Verschluss gehalten wird. Aber achtundneunzig Prozent der Forschungsarbeit ist völlig transparent. Ich glaube nicht, dass die Arbeit besser wird, wenn GHOST die Kontrolle über die komplette Basis übernimmt und nur noch ausgewählte Forschungsergebnisse nach außen dringen lässt. Unser Geheimdienst hat wichtige Aufgaben. Die Zensur wissenschaftlicher Erkenntnisse gehört nicht dazu.
Ganz ehrlich: Das ist sogar das Gegenteil von Wissenschaft, das ist das Gegenteil von Aufklärung, das ist das Gegenteil von Vernunft. Lassen Sie uns NATHAN im Auge behalten, selbstverständlich – um jeden Preis sogar! Aber tun wir das in einer offenen, ehrlichen Struktur, ohne Drohungen, ohne Zensur. Nur so können wir wirklich erfahren, ob uns dort Freund oder Feind heranwächst. Und sobald wir das wissen, können wir entsprechend handeln. Ich danke Ihnen.«
Rhodan verließ das Pult, und ein Tumult brach los. Nun applaudierten die Gegner von Willems Antrag.
Maui John Ngata, Administrator der Terranischen Union und Sitzungsleiter der Vollversammlung, hieb mit einem altmodischen Hammer auf sein Pult, um für Ordnung zu sorgen. »Die Rednerliste ist am Ende«, stellte er fest. »Kommen wir zur Abstimmung. Der Antrag lautet, die Lunar Research Area unter die Leitung der General Human Organization of Security and Trust zu stellen, mit dem Ziel einer adäquaten Risikobewertung und Einleitung eventuell notwendiger Folgemaßnahmen. Bitte stimmen Sie ab.«
Rhodan kräuselten sich die Nackenhaare bei dem Politikersprech. Folgemaßnahmen. Sie wollten mit NATHAN ein intelligentes Wesen vernichten, auf einen bloßen Verdacht hin, aus reiner Angst.
Nun musste sich zeigen, wie überzeugend er gewesen war. Die stimmberechtigten Versammlungsteilnehmer bedienten ihre Geräte. Beide Lager waren etwa gleich stark. Den Ausschlag würden jene rund dreißig Vertreter der TU-Mitgliedsstaaten geben, die sich bislang nicht zu einer der beiden Tendenzen bekannt hatten.
Die Zeit, bis der Computer das Endergebnis zeigte, zog sich schier endlos. Dann blinkte die Auswertung im Hologramm auf: Der Antrag war abgelehnt, mit zwölf Stimmen Vorsprung für das Nein-Lager. Die Luna Research Area blieb frei!
Rhodan atmete erleichtert durch. Diesmal hatte er das Unheil verhindern können. Aber das Ergebnis war knapp. Zu knapp.
Auch Ngata war das nicht entgangen. »Zudem ordne ich eine Inspektion der Lunar Research Area durch Gesandte des Unionsrats an. In der aktuellen Lage wollen wir uns nicht nur auf Berichte verlassen, sondern sollten uns selbst vor Ort umsehen. Protektor, würden Sie eine solche Mission leiten?«
Rhodan nickte gemessen. »Selbstverständlich.«
Die Anhänger von Willems Position wurden unruhig, doch Ngata war noch nicht fertig. »Mister Willem, würden Sie die Mission als Beobachter begleiten?«
Sdelo Willem fixierte Perry Rhodan und zeigte ein Lächeln, bei dem man seine Zähne sah. »Selbstverständlich«, versicherte er.
Spät am selben Abend saß Rhodan müde am Schreibtisch seines Bungalows und starrte auf seine Arbeitshologramme. Er hatte ein wenig Zeit gewonnen, die nicht ungenutzt verstreichen durfte. Ngata hatte die Mondinspektion bereits in drei Tagen angesetzt.
Das war Fluch und Segen zugleich. Willem würde die Reise für Propagandazwecke ausschlachten wollen, aber er hatte nicht viel Zeit, um vorab Schwachstellen auszukundschaften. Die Kehrseite der Medaille war, dass Rhodan seinerseits kaum Gelegenheit blieb, eventuelle Mängel rechtzeitig zu finden und zu beseitigen.
Insbesondere hatte er keine Ahnung, was er mit den leitenden Wissenschaftlern der Anlage machen sollte. Doktor Eduard Brömmers war seit Jahren auf dem Mond tätig, ein Experte für NATHAN und sicher einer der klügsten Köpfe seiner Generation. Allerdings war er auch ein Mann, der fortwährend mit einem holografischen roten Frosch sprach. Und Eric Leyden war ... sowieso ein Phänomen ganz eigener Art.
Die Scheinwerfer zweier Gleiter im Garten lenkten ihn ab. Durch das Panoramafenster sah er Thoras Flugmaschine und Toms schwarz-roten Blitz. Die Kollisionsspur vom Rennen war ausgebeult und überlackiert worden.
Rhodan grinste unwillkürlich. Selbstverständlich. Thora lebte seit mehr als zwanzig Jahren auf der Erde, aber das änderte nichts an ihrer Herkunft aus dem arkonidischen Hochadel. Unter keinen Umständen würde sie zulassen, dass ihre Kinder öffentlich in beschädigten Fahrzeugen herumkutschierten. Rhodan sah das lockerer. In Toms und Farouqs Alter hatte er einen Dodge gefahren, bei dem einige Karosserieteile nur von Klebeband an Ort und Stelle gehalten worden waren.
Die Lichter draußen erloschen, eine halbe Minute später erhellte sich dafür der Flur. Rhodan hörte die Tür ins Schloss fallen, dann die Schritte seiner Frau und seiner Kinder. Zielsicher steuerten sie sein Zimmer an.
»Du arbeitest noch?«, fragte Thora.
Er nickte. »Viel zu tun.«
»Was macht Nathalie?«
Er lachte leise. »Schlafen, hoffentlich. Auch wenn man bei unserem Töchterchen nie ganz sicher sein kann.«
»Die Jungs hatten einen Unfall.«
»Ach ja?« Er sah Tom und Farouq an, die beide uncharakteristisch still hinter ihrer Mutter standen. »Was ist passiert?«
Tom antwortete etwas zu hastig. »Wir haben einen Rundflug über der Wüste gemacht, da ist unsere Energiezelle ausgefallen. Wir sind abgestürzt, aber nur aus geringer Höhe. Es ist alles in Ordnung. Wir mussten leider bloß eine Weile auf den Abschleppdienst warten.«
Hinter Thoras Rücken führte Farouq eine kleine Pantomime auf und flehte Rhodan an, die Wahrheit für sich zu behalten.
»Soso«, sagte Rhodan, ohne die Miene zu verziehen. »Das ist ja wirklich Glück im Unglück. Für einen Moment hatte ich Angst, ihr wärt mit jemandem kollidiert oder irgendwo gegengeflogen.«
»Ich habe den Gleiter reparieren und eine neue Energiezelle einsetzen lassen«, berichtete Thora. »Die Werkstatt hat keinen Fehler gefunden, aber sicher ist sicher.«
»Definitiv.« Rhodan machte eine mentale Notiz, die Kosten für den völlig überflüssigen Austausch vom Taschengeld der Jungs abzuziehen. Das Geld hätten sie sparen können, wenn sie ihrer Mutter die Wahrheit erzählt hätten.
»Dann haben wir das vor unserem Abstecher zum Mars erledigt«, fuhr Thora fort.
Rhodan erstarrte. Das hatte er vergessen. Der Marsausflug. Der Besuch ihres alten Exils in den Jahren, in denen die Erde unbewohnbar gewesen war. Sie alle hatten noch Freunde dort, und die Reise war seit Monaten geplant.
Geplant für den Tag, an dem er nun mit Sdelo Willem auf den Mond musste.
Rhodans Gedanken überschlugen sich. Man nannte ihn einen Sofortumschalter, weil er sich blitzschnell auf neue Situationen einstellen konnte. Doch meistens ging es dabei nur darum, Sonnensysteme vor dem sicheren Untergang zu bewahren oder intergalaktische Kriege zu verhindern. Selten drohten so schwerwiegende Konsequenzen wie der Zorn einer arkonidischen Ehefrau.
Er atmete durch und schaute Tom und Farouq durchdringend an. »Ach ja, der Mars«, sagte er mit einer Ruhe, die er nicht empfand. »Die Jungs haben mir heute Mittag gesagt, dass sie eigentlich viel mehr Lust hätten, mal die Lunar Research Area zu besichtigen.«
Thora drehte sich um. »Was? Wieso das denn plötzlich?«
Tom rang sich ein Lächeln ab. »Wir haben in der Schule etwas darüber gehört und fanden es spannend. Und wir dachten, Dad kann das doch bestimmt mal möglich machen ...«
Erfreut stellte Rhodan fest, dass die Gabe des Sofortumschaltens offensichtlich vererbt worden war.
»Aber ausgerechnet jetzt?«, fragte Thora.
Rhodan übernahm wieder. »Ngata hat eine Inspektion der Forschungsbasis angeordnet. Da können wir uns anschließen, ohne dass wir die Abläufe in der Station stören. Die findet aber leider genau in drei Tagen statt. Das habe ich den beiden heute Mittag vor ihrem kleinen Ausflug vorgeschlagen. Bitte entschuldige, ich wollte es dir sagen, wenn wir uns sehen, aber du warst unterwegs, als ich gekommen bin ...«
»In der Werkstatt, ja.« Thora zog den Mund schief. »Das hättet ihr auch ruhig schon mal erwähnen können«, rügte sie die Kinder.
»Entschuldige, Mom«, baten Tom und Farouq einmütig mit gesenktem Blick.
Rhodan nickte zufrieden. Erst mal hatten die beiden genug gebüßt für die Teilnahme an dem idiotischen Rennen, auch wenn das ernste Gespräch noch kommen würde. In Gedanken erhöhte er ihr Taschengeld wieder.
»Dann alle ab ins Bett!«, entschied Thora. »War mal wieder ein langer Tag. Kommst du auch?«, fragte sie Rhodan.
Er musterte die Diagramme der Mondbasis, die den vermuteten Ausbreitungsstand des seltsamen Wesens namens NATHAN zeigten, das teils auf, teils unter der Mondoberfläche wuchs. »Ein bisschen muss ich noch«, erwiderte er. »Ich komme gleich nach.«
Sie nickte, aber ihr Blick zeigte ihre Zweifel.
Und sie hatte recht damit. Perry Rhodan vertiefte sich wieder in die Arbeit. Als er die Zahlenreihen im Holo nicht mehr auseinanderhalten konnte, war es nach drei Uhr morgens, und der Rest seiner Familie schlief tief und fest.
Die grauweiße Scheibe des Monds wurde gemächlich größer. Perry Rhodan erinnerte sich an seinen ersten Besuch vor zweiundzwanzig Jahren, festgeschnallt in einem von Menschen geschaffenen Konstrukt, das im Vergleich zu ihren modernen Raumschiffen so stabil und sicher gewesen war wie ein Kanu im Atlantik bei Orkan. Eigentlich war es ein Wunder, dass seine lange Reise nicht schon am ersten Tag in einem großen Feuerball geendet hatte.
Nicht nur die terranischen Transportmittel hatten sich seitdem verändert, auch ihr Ziel zeigte ein anderes Gesicht. Statt der winzigen amerikanischen, russischen und chinesischen Mondbasen gab es nun zehn ausgedehnte Forschungskomplexe, jeder einzelne vom Format einer Kleinstadt. Der größte davon, die Lunar Research Area, war schon ohne Vergrößerung mit bloßem Auge sichtbar.
Tom und Farouq wechselten sich mit der Navigation der Space-Disk ab und hatten einen Heidenspaß. Im All zu fliegen, war doch etwas anderes, als einen Gleiter durch einen Parcours zu steuern. Rhodan saß hinter den beiden und amüsierte sich.
Thora war deutlich weniger begeistert. Mit Leichenbittermiene und verschränkten Armen saß sie neben Rhodan.
»Na komm«, raunte er ihr zu. »So schlimm ist es doch nicht.«
Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Wir wollten einen Ausflug