Übungsaufgaben

Wenn Sie selbst intensiver an einem eigenen emotionalen Problem verändernd arbeiten und Ihre neu gewonnenen Erkenntnisse und Einsichten in den eigenen Lebensalltag einarbeiten wollen, finden Sie nachfolgend Übungsmöglichkeiten, um Ihnen dieses Umsetzen zu erleichtern.

Falls Sie einmal nicht ganz sicher sind, ob Sie Aufgaben richtig gelöst haben, können Sie die Antworten leicht im jeweiligen Kapitel nachschlagen. In der Regel stehen sie dort in einem der herausgehobenen Merksätze. Beantworten Sie die Fragen bzw. kreuzen Sie die richtige(n) Antwort(en) an.

Übungsaufgaben zur Kapitel 1

  1. Weshalb sind psychische Probleme auch immer emotionale Probleme?
  2. Weshalb reichen neue Einsichten in ein Problem meist nicht aus, um es auch erfolgreich und dauerhaft zu verändern?
  3. Die Kognitive Verhaltenstherapie will
    1. alle negativen Gefühle beseitigen.
    2. emotionale Hindernisse für Lernerfahrungen abbauen.
    3. Verhaltensdefizite verändern.
    4. krank machende emotionale Belastungen abbauen.
  4. Was heißt »kognitiv«?
  5. Bitte beschreiben Sie das Vorgehen und die Eigenheiten der Kognitiven Verhaltenstherapie.
  6. Welche Problemtypen von erlernten psychischen Problemen kennen Sie? Bitte beschreiben Sie sie.
  7. Weshalb sollte man die Ursachen und nicht die Symptome psychischer Probleme bearbeiten?

Übungsaufgaben zu Kapitel 2

  1. Wodurch wird die Art und Stärke von Gefühlen bestimmt?
  2. Ziel der Kognitiven Verhaltenstherapie ist es,
    1. sich besser zusammenreißen zu lernen.
    2. Denkmuster auf ihre Angemessenheit zu prüfen.
    3. Denkmuster bewusst zu machen.
    4. Gefühle durch logisches Denken zu ersetzen.
    5. Gründe und Schuldige für meine Probleme zu suchen.
    6. negative Gefühle nach und nach abzuschaffen.
    7. unangemessene Denkmuster durch angemessene zu ersetzen.
  3. Was ist beim Beschreiben der Ausgangssituation A wichtig?
  4. Warum ist unsere Realität immer »subjektiv«, nie objektiv?
  5. Wenn ein erwachsener Mensch emotional beeinträchtigt ist und bleibt, dann ist die Verantwortung dafür zu suchen
    1. in der Natur oder dem persönlichen Schicksal
    2. bei den Eltern und der Erziehung
    3. bei ihm und seiner Art des Denkens und Bewertens
    4. in der belastenden Situation oder bei anderen Personen
    5. in den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
  6. Beschreiben Sie andere Möglichkeiten als Bewertungen, durch die Emotionen entstehen oder gesteuert werden können. Begründen Sie, warum wir uns aber nur auf diejenigen konzentrieren, die durch Lernprozesse veränderbar sind.
  7. Weshalb ist es für uns so schwierig, Realität zu beschreiben?
  8. Was beschreibt das Bewertungssystem B? Wie kann es unterteilt werden?
  9. Wenn ich ein belastendes, krank machendes Gefühl dauerhaft loswerden möchte, dann kann ich dies erreichen, indem ich
    1. nicht mehr daran denke.
    2. meine Bewertung verändere.
    3. das Gefühl nicht zeige, es unterdrücke.
    4. mir darüber Klarheit verschaffe, warum das so ist.
  10. Wieso wäre es unsinnig, alle negativen Gefühle abzubauen?

Übungsaufgaben zu Kapitel 3

  1. Was ist ein Bewertungssystem?
  2. Wie entstehen Denkmuster? Wie kann man sie verändern?
  3. Unter welchen Umständen führen unangemessene, unsinnige Denkweisen zu psychischen Störungen?
  4. Weshalb sind Denkmuster beim Bearbeiten emotionaler Probleme so wichtig?
  5. Woran kann man erkennen, ob eine Denkweise angemessen oder unangemessen ist? Bitte nennen Sie die Beurteilungsmaßstäbe.
  6. Bitte beschreiben Sie die unterschiedlichen Teile von B und begründen Sie, wozu dieses Unterteilen hilfreich ist.
  7. Bitte kreuzen Sie die richtigen Lösungsmöglichkeiten an:
    1. Unangemessene Gefühle können psychische Störungen verursachen.
    2. Die Art der Bewertung bestimmt die Art und Intensität des daraus hervorgehenden Gefühls.
    3. Alle Bewertungen stützen sich auf Erfahrungen und Tatsachen.
    4. Unsinnige Bewertungen führen immer zu psychischen Problemen.
    5. Um psychische Störungen zu beheben, muss man immer erst die Normen und Bewertungen aufdecken, die man als Kind gelernt hat.
    6. Unbewusste oder verdeckte Denkmuster haben keine konkrete Auswirkung mehr auf das heutige Fühlen und Verhalten.
  8. Bitte erklären Sie den Ausdruck Bewertung-Gefühlslogik und geben sie dafür neun Beispiele an (für jedes Gefühl eines).
  9. Wann erstellt man Bewertungssysteme »von oben«, wann »von unten«?
  10. Wie erstellt man ein Bewertungssystem »von unten«?
  11. Was ist »Bahnung«? Wie funktioniert sie? Welche Folgen hat sie?
  12. Wie entstehen unbewusste Denkmuster?

Übungsaufgaben zu Kapitel 4

  1. Woran liegt es meist, wenn jemand unter emotionalen Problemen leidet? (Nennen Sie 14 Denkfallen).
  2. Was steht inhaltlich hinter Worten wie muss, sollte, verlangen, darf nicht, bestehen auf, fordern… usw.? Was sind in der Regel die Gefühls- und Verhaltenskonsequenzen von absoluten Forderungen und Muss-Gedanken?
  3. Was steht inhaltlich hinter Worten wie entsetzlich, schrecklich, furchtbar, unerträglich, katastrophal usw.? Was sind in der Regel die Konsequenzen von Katastrophendenken?
  4. Weshalb ist es unsinnig, Menschen insgesamt zu bewerten?
  5. Was sind in der Regel die Konsequenzen von generalisierendem Denken und Schwarz-Weiß-Malerei? Bilden Sie bitte sechs Beispiele für generalisierende Aussagen aus Ihrem eigenen Alltagsleben.
  6. Bitte beschreiben Sie die häufigsten, typischen Gefühls- und Verhaltenskonsequenzen von Null-Verzicht Denkern.
  7. Was ist das Kennzeichnende an Versicherungsdenkern? Beschreiben Sie die typischen Gedankenmuster dieser Bewertungsfalle. Was sind in der Regel ihre Konsequenzen?
  8. Weshalb taugt die Strategie der Selbstschutzexperten nicht?
  9. Wie lassen sich Meinungen von Tatsachenaussagen unterscheiden? Welche Konsequenzen hat es in der Regel, wenn uns dies nicht gelingt?
  10. Nennen Sie aus Ihrem Alltag sechs Beispiele für unlogische oder unsinnige Schlussfolgerungen und begründen Sie, warum sie unsinnig oder unlogisch sind.
  11. Erklären Sie, was Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit sind.
  12. Beschreiben Sie die typischen Konsequenzen von Gerechtigkeitsdenken.
  13. Beschreiben Sie die typischen Konsequenzen von unlogischen oder unsinnigen Schlussfolgerungen.
  14. Bitte beschreiben Sie die typischen Gefühls- und Verhaltenskonsequenzen von Applausfetischisten und die Gründe für deren Verhaltensweisen.

Übungsaufgaben zu Kapitel 5

  1. Wie lassen sich eigene Denkfallen aufspüren?
  2. Erklären Sie die Technik des Gedankenstopps und machen Sie sich mit seiner Hilfe einige Ihrer bislang unklaren Denkweisen bewusst. Wählen Sie Beispiele aus dem eigenen Problembereich. Halten Sie die herausgefundenen Gedanken in ABC-Modellen fest.
  3. Wieso ist es wichtig, vor Beginn der Veränderungsphase auch unbewusste, verdeckte Gedanken herauszuarbeiten und in das Bewusstsein zurückzuholen?
  4. Was sind Vorstellungsübungen und wozu nutzt man sie?

Übungsaufgaben zu Kapitel 6

  1. Wie lassen sich Denkmuster verändern?
  2. Was versteht man unter »Problembewusstsein«?
  3. Was sind notwendige Voraussetzungen für einen erfolgreichen Veränderungsprozess?
  4. Weshalb sind Ziele für den Veränderungserfolg so wichtig?

Übungsaufgaben zu Kapitel 7

  1. Wie prüft man Ziele auf Angemessenheit?
  2. Was beschreiben die Punkte Zielgefühl und Zielverhalten? Wozu dienen sie?
  3. Begründen Sie, weshalb es nicht sinnvoll ist, Angst mit Wut zu überdecken. Beschreiben Sie mögliche Konsequenzen solcher Verhaltensweisen. Was wäre sinnvoller?
  4. Was sind und woran erkennt man unangemessene, unrealistische oder unsinnige Zielsetzungen?
  5. Weshalb handelt es sich nicht um ein Problem-ABC, wenn die Gefühlsreaktion mit dem Zielgefühl übereinstimmt (egal, ob die Verhaltensreaktion dem Zielverhalten entspricht)?
  6. Woran erkennt man bei der Gefühlsreaktion und dem Zielgefühl typische Problem-ABCs?
  7. Was sind »Etappenziele« und wozu sind sie wichtig?
  8. Was ist eine Zielhierarchie und wozu dient sie?

Übungsaufgaben zu Kapitel 8

  1. Benennen Sie die fünf Qualitäts-Checks für Denkmuster und beschreiben Sie sie.
  2. Welche Kontrollfragen stellen wir beim Prüfen der persönlichen Sichtweise von A, den Schlussfolgerungen und vermuteten persönlichen Konsequenzen und der Bewertung?
  3. Welche zusätzlichen Kontrollfragen gibt es zum Prüfen der Schlussfolgerungen und vermuteten persönlichen Konsequenzen bei einem Angst-, Scham-, Deprimiertheits-, Ärger-, oder Trauer-ABC?
  4. Bitte erarbeiten Sie die für Ihre Problematik wichtigen Kontrollfragen für das Prüfen der persönlichen Sichtweise, der Schlussfolgerungen und vermuteten persönlichen Konsequenzen und der Bewertungen und lernen Sie sie auswendig.
  5. Wann bzw. wozu wendet man den Realitätscheck an?
  6. Wann bzw. wozu wendet man den Logikcheck an?
  7. Wann bzw. wozu wendet man den Moralcheck an?
  8. Wann bzw. wozu wendet man den Zielcheck an?
  9. Wann bzw. wozu wendet man den Lebenszufriedenheitscheck an?
  10. Welche logischen Rückschlussmöglichkeiten gibt es von C1 zu B3 und wozu kann man das nutzen?
  11. Welche logischen Rückschlussmöglichkeiten gibt es von C1 zu B2 und wozu kann man das nutzen?
  12. Welche logischen Rückschlussmöglichkeiten gibt es von B2 zu B1 und wozu kann man das nutzen?

Übungsaufgaben zu Kapitel 9

  1. Was beschreibt Bneu? Wozu dient es?
  2. Worauf soll man beim Erstellen eines Bneu achten?

Übungsaufgaben zu Kapitel 10

  1. Bitte Beschreiben Sie das SAE-Modell.
  2. Erstellen Sie zwei SAE-Beispiele zu typischen Problemsituationen.

Übungsaufgaben zu Kapitel 11

  1. Weshalb reichen Einsichten in der Regel nicht, um Probleme zu lösen?
  2. Wie kann man theoretische Einsichten und Erkenntnisse lernen und dann ebenso spontan parat haben wie zuvor die alten Denkweisen?
  3. Woran liegt es, dass es häufig so schwer ist, theoretisches Wissen und Erkenntnisse in neues Denken und Verhalten umzusetzen?
  4. Welche Nachteile hat es, wenn man auf der Erkenntnisebene verharrt?
  5. Erklären Sie das Prinzip des Bahnens neuer Erkenntnisse an einem Beispiel.
  6. Wie schafft man neue Bahnung?
  7. Wozu dienen Bneu-Übungen? Welche Bedingungen sollen sie erfüllen?
  8. Unter welchen Voraussetzungen werden neue Denkweisen leichter gelernt? Bitte nennen Sie 3 verschiedene Möglichkeiten, um neue Denkmuster zu üben.
  9. Was muss geschehen, damit wir neue Gedanken generalisieren?
  10. Was versteht man unter problemtypischen Übungen?
  11. Was sind Übungsleitern? Wozu dienen sie?
  12. Wie erstellt man Übungsleitern?
  13. Bitte erstellen Sie eine Übungsleiter für Ihren Problembereich. (Bei mehreren Problemen für jeden Problembereich eine eigene.)
  14. Beschreiben Sie das Vorgehen, wenn wir neue Denkmuster auf der theoretischen Ebene trainieren. Schreiben Sie dann Ihre Bneu zu einer Verhaltensübung auf und trainieren Sie sie auf der theoretischen Ebene.
  15. Beschreiben Sie den Einsatz von Drehbüchern in Vorstellungs- und in realen Alltagsübungen.
  16. Beschreiben Sie, was Übungen auf der Vorstellungsebene sind und wie man dabei vorgeht.
  17. Was ist ein inneres Drehbuch? Wozu dient es? Worauf ist beim Erstellen eines inneren Drehbuchs zu achten?
  18. Was sind Bneu-Übungen? Wozu dienen sie?
  19. Was ist ein Kontrolleur? Wobei kann er hilfreich sein?
  20. Wann sind Übungen als erfolgreich anzusehen und wann nicht?

Übungsaufgaben zu Kapitel 12

  1. Bitte nennen Sie typische Beispiele für unrealistische Ziele und begründen Sie, weshalb sie unangemessen sind.
  2. Beschreiben Sie, was Könnerziele sind. Geben Sie 4 Beispiele dafür. Wodurch sabotieren Könnerziele den therapeutischen Prozess?
  3. Was ist ein übergeordnetes Problem? Bitte nennen Sie 4 Beispiele für übergeordnete Probleme und erklären Sie, woran es liegt, wenn diese das Bearbeiten der ursprünglichen Problematik blockieren? Geben Sie Beispiele hierfür.
  4. Wie geht man im Veränderungsprozess vor, wenn ein übergeordnetes Problem vorliegt? Warum?
  5. Welche Fehlinterpretationen beim Bewerten körperlicher Begleitsymptome können den Veränderungsprozess behindern? Bitte geben Sie zwei Beispiele.
  6. Was ist eine Angstspirale? Beschreiben Sie den Prozess, der dazu führt.
  7. Was ist ein Krankheitsgewinn? Nennen Sie vier Beispiele für Krankheitsgewinne.
  8. Nennen Sie vier Möglichkeiten, um den inneren Schweinehund besser unter Kontrolle zu bringen.
  9. Welche Nachteile kann der Therapieerfolg mit sich bringen?
  10. Wozu und warum ist Eigenlob für Erreichtes so wichtig?

Hinweise zum Online-Material

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Inhalt

Vorwort
IWas ist mit mir los?
1Einleitend: Begriffsklärungen
1.1Integrative Kognitive Verhaltenstherapie – was ist das?
1.2Woran erkennt man psychische Probleme?
1.3Welche Problembereiche gibt es?
1.4Woran liegt es bei mir?
1.5Was kann ich dagegen tun?
2Gefühle: Was man darüber wissen sollte
2.1Was sind eigentlich Gefühle oder Emotionen?
2.2Wie entstehen Gefühle?
2.3Lassen sich Gefühle beeinflussen?
2.4Das ABC-Modell der Gefühle
3Zentral und gefühlsbestimmend: das Bewertungssystem
3.1Was ist ein Bewertungssystem?
3.2Wie komme ich meinen Denkweisen auf die Schliche?
3.3Wie entstehen Denkmuster?
3.4Angemessene und unangemessene Denkmuster
4Typische Denkfallen – eine Expedition in den Gefühlsdschungel
4.1Katastrophendenker
4.2Versicherungsdenker
4.3Absolute Forderer und Muss-Denker
4.4Gerechtigkeitsapostel
4.5Schwarz-Weiß-Maler und Generalisierer
4.6Menschenwertbestimmer
4.7Null-Verzicht-Spezialisten oder ewig unzufriedene Trockenschwimmer
4.8Meinungsverkäufer und Tatsachenverdreher
4.9Verrenkungsdeuter
4.10Applausfetischisten
4.11Selbstschutzexperten
4.12Punktekämpfer
4.13Verantwortungslose Untertanen
4.14Kindchenspielen oder Erwachsene Küken
4.15Psychische Probleme und ihre typischen Denkfallen
5Detektivarbeit: eigene Probleme und Denkfallen aufspüren
5.1Bewusste Konzepte »von oben« aufstellen
5.2Bewertungssysteme »von unten« rekonstruieren
5.3Bewertungssysteme durch Gedankenstopp rekonstruieren
IIWege aus dem Gefühlsdschungel: der Veränderungsprozess
6Voraussetzungen für Änderungserfolge
7Motiv und Maßstab allen Bewertens, Fühlens und Handelns: das Ziel
7.1Ziele - und was man darüber wissen sollte
7.2Ziele für das ABC-Modell
7.3Angemessene und unangemessene Ziele
7.4Zielsicher? Ziele auf Angemessenheit prüfen
7.5Realität und Ziele im Vergleich
8Der Gedanken-TÜV: Denkmuster auf dem Prüfstand
8.1Qualitätschecks für Denkweisen
8.2Beispiele für das Prüfen von Bewertungssystemen
9Austauschmuster: Bauen Sie sinnvolle Alternativen auf
10Jetzt helfe ich mir selbst: das Modell zur Selbstanalyse meiner Emotionen
11Startprobleme?
11.1Einsicht: ja. Und nun?
11.2Wo ist die Löschtaste? Oder: Wohin mit den Klapperweihnachtshasen?
11.3Sinnvolle Übungen bestimmen
11.4Übungsleitern erstellen
11.5Trockenübungen: theoretische Überzeugungsarbeit
11.6Das innere Drehbuch: Übungen in der Vorstellung
11.7Das praktische Umsetzen: Üben im Alltag
12Achtung: Stolpersteine und Fallgruben!
12.1Die Fallgrube der unrealistischen Ziele
12.2Die Könnerzielfalle
12.3Probleme mit dem Problem: übergeordnete Probleme
12.4Das Bewerten körperlicher Begleitsymptome von Emotionen
12.5Huch, der Krankheitsgewinn geht flöten!
12.6Kein Erfolg ohne Neider – auf dem Sockel weht eine steife Brise
12.7Der innere Schweinehund macht mobil
Anhang
Übungsaufgaben
Hinweise zum Online-Material

Anschrift des Autors:

Dr. Harlich H. Stavemann

IVT – Institut für Integrative Verhaltenstherapie

Osterkamp 58

22 043 Hamburg

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme.

Dieses Buch ist erhältlich als:

ISBN 978-3-621-28 608-4 Print

ISBN 978-3-621-28 625-1 ePub

1. Auflage 2001

3. Auflage 2018

© 2018 Programm PVU Psychologie Verlags Union

in der Verlagsgruppe Beltz • Weinheim Basel

Werderstraße 10, 69 469 Weinheim

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Natalie Brecht

Umschlagbild: gettyimages/Mirifada

Illustrator: ROBS – Robert Szecówka, Hamburg

Herstellung: Victoria Larson

Gesamtherstellung: Beltz Grafische Betriebe, Bad Langensalza

Weitere Informationen zu unseren Autoren und Titeln finden Sie unter: www.beltz.de

Vorwort

Worum geht’s hier?

In wenigen Worten: Sie erfahren hier, wie man sich mit krank machenden Denkweisen und damit einhergehenden belastenden Gefühlen den gesamten Alltag versaut … und wie man es bleiben lässt.

Sie erkennen am Modell der Integrativen Kognitiven Verhaltenstherapie, wie emotionale Probleme entstehen und bestehen bleiben, und Sie erleben an zahlreichen Fallbeispielen, wie sehr unser Denken das Gefühlsleben und Verhalten bestimmt, wie und wodurch krank machende Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen entstehen und was Sie dagegen ausrichten können.

Konkrete Übungsaufgaben und Tipps erleichtern es, die gewonnenen Einsichten auf eigene Probleme zu übertragen, und sie helfen dabei, selbst gesetzte Veränderungsziele zu planen und zu erreichen.

Wem und wobei nutzt dieses Buch?

Dieses Buch ist für psychologisch interessierte Laien gedacht, die Einblicke in ihr Gefühlsleben gewinnen möchten, die eigene psychische Probleme und emotionale Reaktionen (wie starke Angst, Wut, Scham oder Niedergeschlagenheit) verstehen wollen und die sich entschieden haben, diesem Leid ein Ende zu bereiten. Es wendet sich damit an Betroffene, also an diejenigen, die unter psychischen Problemen leiden. Es ist auch hervorragend als Therapiebegleitbuch für diejenigen geeignet, die ihre Probleme mithilfe der Integrativen Kognitiven Verhaltenstherapie bearbeiten möchten.

Auf Fachausdrücke und Psychologenkauderwelsch werde ich dabei weitestgehend verzichten. Mein Ziel ist es, Ihnen Einblicke in die Ursachen und Zusammenhänge Ihrer psychischen Probleme und Gefühlszustände zu vermittlen und Ihnen die notwendigen Veränderungsschritte für eine Problemlösung nahezubringen.

Für einen Laien ist es oft schwer, sich in der Vielfalt psychotherapeutischer Richtungen, der Unmenge an Selbsthilfebüchern oder »Psychogruppen« zurechtzufinden. Nun gibt’s also noch ein Buch. Wozu das? Soll das schon wieder etwas Neues sein?

Um mit Letzterem zu beginnen: Nein. Es ist nichts Neues. Ich beschreibe auf der Grundlage meiner Therapeutenfachbücher (»Integrative KVT. Die Therapie emotionaler Turbulenzen«, 5. Aufl., 2014, und »KVT-Praxis. Strategien und Leitfäden für die Integrative KVT«, 3. Aufl., 2014) ein sehr bewährtes psychotherapeutisches Verfahren, das besonders in den letzten Jahrzehnten starke Verbreitung gefunden hat und das wissenschaftlich nachgewiesen als das erfolgreichste, effektivste psychotherapeutische Verfahren gilt.

Dieses Buch wird Ihnen eine sehr wirksame Möglichkeit aufzeigen, krank machende Denkweisen und damit verbundene emotionale Reaktionen gezielt anzugehen und abzubauen. Es ist so konzipiert, dass auch bzw. gerade Leser ohne psychologische Fachkenntnisse damit an eigenen psychischen Problemen strukturiert und zielgerichtet arbeiten und persönlich davon profitieren können.

Es erhebt aber nicht den Anspruch, jeder könne damit auch garantiert alle denkbaren psychischen Störungen loswerden. Oft wird die angelesene theoretische Einsicht allein nicht ausreichen, um dauerhafte Änderungen im gewünschten Sinne zu erzielen.

Aber wer wüsste nicht, dass Einsichten leichter zu erarbeiten als umzusetzen sind? Wer wüsste oder ahnte nicht bereits, was er oder sie eigentlich zu tun oder zu lassen hätte? Gäb’s da nur nicht diese Angst, oder wär’s doch bloß nicht so lästig und so schwer!

Bücher können in der Regel keine Psychotherapie ersetzen. Sie sind aber nützlich, um Wissen und Einsichten zu vermitteln und einen fruchtbaren Boden für therapeutische Ansätze und Veränderungsprozesse zu schaffen.

Der Sinn und Zweck dieses Buchs ist hauptsächlich im systematischen Vorbereiten und Einleiten von Veränderungsprozessen sowie ggf. im Unterstützen einer Psychotherapie zu sehen.

Es vermittelt die Grundgedanken und Möglichkeiten der Integrativen Kognitiven Verhaltenstherapie, ist jedoch sicherlich nicht umfassend genug, um für jedes spezielle Problem auch jedes »Wenn« und »Aber« hinreichend zu beantworten.

Wie ist das Buch aufgebaut?

Nach kurzer Einführung in die unterschiedlichen psychischen Problembereiche und ihre speziellen Eigenheiten stelle ich nach einigen Begriffsklärungen dar, wie psychische Probleme entstehen und bestehen bleiben und wie sehr unsere Denkweisen unser Gefühlsleben und Verhalten bestimmen.

Diagnose. Hierzu beschreibe ich im ersten Teil des Buches, wie Sie mithilfe der beschriebenen therapeutischen Werkzeuge und Beispiele eigene verinnerlichte, teilweise schon automatisch ablaufende, krank machende Gedankengänge, Gefühle und Verhaltensweisen erkennen können. Dies ist also der Diagnoseprozess.

Veränderung. Im zweiten Teil, im Veränderungsprozess, lernen Sie dann diverse Methoden und Verfahren kennen, um die zuvor diagnostizierten Probleme zu bearbeiten. Sie erfahren nicht nur, wie man die im ersten Teil herausgearbeiteten Denk- und Verhaltensmuster daraufhin prüft, ob sie realistisch, logisch, moralisch und sinnvoll und auf die persönlichen (Lebens-)Ziele ausgerichtet sind oder nicht, sondern auch, wie man unnötig krank machende Denk- und Verhaltensweisen mithilfe spezieller Trainingsprogramme durch angemessene ersetzt.

Probleme und mögliche Strategien. Im Anschluss daran beschreibe ich die häufigsten Probleme und Hindernisse im Veränderungsprozess und die günstigsten Strategien, mit denen man diese Stolpersteine überwindet.

Oft haben Menschen mit psychischen Problemen ihre innere Struktur verloren und sind oft nur kurzfristig »aus dem Gleis gesprungen«. Mir kommt es daher besonders darauf an, Ihnen Fähigkeiten zu vermitteln, wie Sie den eigenen inneren roten Leitfaden wiederherzustellen lernen und wie Sie Gefühlsstürmen präzise, zielgerichtet und geplant begegnen. Dazu lege ich in diesem Buch großen Wert auf Klarheit, Struktur und inhaltliche Logik.

Übungsaufgaben. Innerhalb der einzelnen Kapitel sowie im Anhang finden Sie Übungsaufgaben. Die Leser, die sich nicht nur einen grundlegenden Überblick über die Thematik verschaffen wollen, sondern selbst an eigenen Problemen verändernd arbeiten möchten, haben dadurch die Möglichkeit, zum Vertiefen und zum besseren Umsetzen der eigenen Veränderungsziele für jedes einzelne Kapitel Übungen durchzuarbeiten.

Gleichzeitig dienen Ihnen diese Aufgaben zum Prüfen, ob Sie die gelernten »Rezepte« auch noch nach einigen Wochen parat haben. Denn ähnlich wie bei Kochrezepten reicht es nicht, die einzelnen Schritte zu verstehen. Für das Anwenden im Alltag muss man sie im Kopf haben, um sie erfolgreich umsetzen zu können. Das gilt auch für die hier vermittelten Einsichten und Strategien.

Online-Materialien. Dieses Buch soll nicht nur Informationen vermitteln, sondern auch beim Umsetzen für die eigene Lebensgestaltung hilfreich sein. Zu diesem Zweck finden Sie zusätzlich diverse Arbeitsblätter, die Ihnen helfen werden, Ihre eigene Problematik zu erkennen und zu verändern. Achten Sie im Text einfach auf das entsprechende Symbol. Alle Materialien können kostenfrei online heruntergeladen und genutzt werden. Das Vorgehen wird im Anhang beschrieben.

Um der einfacheren Lesbarkeit willen wird nachfolgend darauf verzichtet, jeweils beide Geschlechterformen zu benennen.

Beim Umsetzen wünsche ich Ihnen viel Erfolg!


Vaisala (Savaii) im April 2018

Harlich H. Stavemann


IWas ist mit mir los?

Emotionale Probleme unter der Lupe

1Einleitend: Begriffsklärungen

In den letzten 50 Jahren sind unterschiedlichste psychotherapeutische Schulen entstanden. Sie traten und treten mehr oder weniger begründet mit dem Anspruch an, etwas völlig Neues gegenüber bisherigen Verfahren darzustellen und beim persönlichen Reifen oder Bearbeiten psychischer Probleme Entscheidendes zu bewirken.

Ich möchte an dieser Stelle nicht einzelne therapeutische Richtungen und Schulen beschreiben oder bewerten. Bislang sind jedoch nur drei von ihnen zur Abrechnung mit den gesetzlichen Krankenkassen zugelassen: Die Psychoanalyse, die Tiefenpsychologie und die Verhaltenstherapie. Zu Letzterer zählen auch die Kognitive Verhaltenstherapie und die Integrative Kognitive Verhaltenstherapie, mit der wir uns hier befassen.

1.1Integrative Kognitive Verhaltenstherapie – was ist das?

Hinter der Bezeichnung »Integrative Kognitive Verhaltenstherapie« (oder kurz: Integrative KVT) verbirgt sich eine sehr effektive psychotherapeutische Methode zum gezielten Behandeln psychischer Probleme. Aufgrund langjähriger wissenschaftlicher Begleitforschung wurde ihre besondere Wirksamkeit und Effizienz eindeutig nachgewiesen.

Die Integrative KVT ist eine Weiterentwicklung der Kognitiven Verhaltenstherapie, wie sie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts praktiziert wurde. Hierin fließen neue Therapieansätze ein, die in den letzten 20 Jahren entwickelt wurden und einstige Schwächen des alten Modells erfolgreich gelöst haben. Somit handelt es sich hierbei um die aktuellste und modernste Form von Kognitiver Verhaltenstherapie.

Aber lassen Sie uns zunächst zum besseren Verständnis dieser Methode einen Blick auf ihre Ursprünge werfen.

Kognitive Verhaltenstherapie

Im Gegensatz zur herkömmlichen Verhaltenstherapie konzentrieren sich Kognitive Verhaltenstherapeuten nicht mehr auf das Verändern von Verhaltensauffälligkeiten, sondern auf unangemessene, krank machende Gefühle und deren Ursachen. Dabei geht es ihnen in erster Linie um die Diagnose und das Lösen emotionaler Probleme und nicht, wie die leider völlig unzutreffende Bezeichnung Verhaltenstherapie nahelegt, um das Ändern von Verhaltensauffälligkeiten oder -defiziten.

»Kognitiv« heißt: das Erkennen, Wahrnehmen, Denken betreffend. Damit ist der Schwerpunkt dieses Ansatzes klar beschrieben, denn gerade die Art und Weise unseres Denkens, unsere Normensysteme und Wertmaßstäbe einerseits und die damit einhergehenden Gefühle andererseits sind Kognitiven Verhaltenstherapeuten besonders wichtig, da sie einen direkten Zusammenhang zwischen Gedanken und Gefühlen sehen.

Nun, auch diese Einsicht ist ebenso wenig neu wie psychische Probleme selbst. Bereits im ersten Jahrhundert n. Chr. hat der Philosoph Epiktet die Bedeutsamkeit der inneren Werturteile und Normensysteme für unser Fühlen und Verhalten erkannt und beschrieben. Als Beispiel hierfür steht sein Ausspruch.

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Die Menschen werden nicht durch Dinge beunruhigt, sondern durch die Ansichten, die sie darüber haben.

Insofern handelte es sich um ein Aktualisieren der wohl ältesten psychotherapeutischen Methode überhaupt, als man in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts begann, diese alten Einsichten und Erkenntnisse systematisch auszuwerten und in die moderne psychotherapeutische Behandlung emotionaler Erkrankungen einzubauen.

Denken und Fühlen. Aus diesem Bemühen heraus entstand die Kognitive Verhaltenstherapie. Sie legt besonderes Gewicht auf das Erkennen und Überprüfen von Wertmaßstäben, verinnerlichten Normen und häufig ablaufenden Gedanken. Denn wenn daraus offensichtlich gefühlsmäßige Probleme entstehen können, wird ihr Hauptziel im Überprüfen und gegebenenfalls im Verändern eben dieser Wertmaßstäbe und Normen liegen. Kognitive Verhaltenstherapeuten bemühen sich daher um ein Verändern solcher krank machenden Gedankenmuster. Danach gehen sie mithilfe eines strukturierten Arbeits- und Übungsprogramms daran, die neu gewonnenen Erkenntnisse von der Einsichtsebene in geänderte, zielgerichtete Denk- und Verhaltensweisen umzusetzen, um so das zunächst noch theoretische Wissen durch neue Erfahrungen auch glauben zu lernen.

Im Mittelpunkt: das emotionale Problem. Wir haben bereits bemerkt, dass der Ausdruck »Kognitive Verhaltenstherapie« manchen zu der Schlussfolgerung verleiten mag, es ginge beim Bearbeiten psychischer Probleme hauptsächlich und in erster Linie um ein Ändern von Verhaltensmustern. Das hieße jedoch, Ursache und Wirkung oder Problem und Symptom miteinander zu verwechseln. Wenn wir als Erwachsene bestimmte Fähigkeiten, Verhaltensweisen oder Fertigkeiten nicht gelernt haben, liegt das meist daran, dass wir dies stets für zu gefährlich, zu lästig oder zu peinlich hielten und es aus Angst oder Bequemlichkeit vermieden haben, uns damit zu beschäftigen. Sollten wir bestimmte Dinge nur nicht gelernt haben, wäre das allein kein Grund, sofort zum Psychotherapeuten zu gehen, denn wir könnten ja heute damit beginnen, unser Verhalten zu ändern. So könnten wir zum Beispiel lernen, Kritik angemessen auszudrücken oder zu ertragen, mit dem Alkoholtrinken oder Rauchen aufzuhören, Vorträge zu halten, uns Freunde oder Partner zu suchen, auf dem Eis Pirouetten zu drehen oder im Mittelpunkt einer Menschenmenge zu stehen.

Es sei denn, irgendetwas hielte uns davon ab, beispielsweise die Angst vor Blamage oder Ablehnung, Scham, Trauer oder Niedergeschlagenheit. Meist vermeiden wir wegen dieser unangenehmen Gefühle, uns mit Situationen, Personen oder Sachen so auseinanderzusetzen, wie es zum Aufbau angemessener Verhaltensweisen notwendig wäre. Dadurch entstehen Defizite oder unangemessene Muster, die längerfristig zu psychischen Beschwerden und nachfolgend zu weiteren Verhaltenseinschränkungen führen können. Grundsätzlich gilt für die Kognitive Verhaltenstherapie:

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Psychische Probleme sind immer auch emotionale Probleme.

Integrative KVT. Die Integrative KVT baut auf den Erkenntnissen der Kognitiven Verhaltenstherapie auf, führt aufgrund etlicher Verbesserungen, die in den letzten Jahrzehnten entwickelt wurden, jedoch zu deutlich schnelleren und anhaltenden Therapieerfolgen. Ein besonderer Aspekt darunter ist beispielsweise, sich von Beginn an auf die Problemursachen zu konzentrieren und zu bearbeiten und sich nicht mit dem Verändern von Problemkonsequenzen aufzuhalten.

Im Zentrum: die kognitive Ursache für emotionales Leid

Auf diese verursachenden Faktoren konzentrieren sich Integrative KVT-Therapeuten. Zunächst werden sie diagnostizieren, aus welchem Grund jemand leidet, um dann die Ursachen für dieses Leid direkt anzugehen. Die Behandlung bezieht sich daher nicht auf die schmerzlichen Symptome einer psychischen Erkrankung, sondern auf die dahinter stehenden Ursachen. Diese gilt es zu verändern, damit die Krankheitssymptome in Form der unangenehmen emotionalen Probleme verschwinden.

Therapeutisch steht also stets im Vordergrund, die Ursachen für die Symptome zu bearbeiten und nicht die Symptome selbst. So müssen auch Patienten mit psychosomatischen Beschwerden oder körperlichen Symptomen (wie zum Beispiel häufigem Erröten, Herzrasen, Magenbeschwerden, Schwindelanfällen) erst erkennen und akzeptieren lernen, dass es sich dabei nicht um körperlich bedingte Erkrankungen oder um Verhaltensdefizite handelt, sondern um (Begleit-)Symptome emotionaler Probleme.

Um diesen Unterschied zu verdeutlichen, hier einige Beispiele.

Beispiel

Bei einer Depression

Wenn ein Mensch unter Depressionen leidet, ist das ein emotionales Symptom. Ein Integrativer KVT-Therapeut wird nicht versuchen, die Depression selbst zu behandeln, sondern wird zunächst versuchen herauszufinden, weshalb diese Person depressiv reagiert, denn dazu könnte es völlig verschiedene psychische (aber auch nicht-psychische) Ursachen geben. So könnte z. B. jemand glauben, es sei hoffnungslos, jemals ein wertvoller Mensch zu sein. Ein anderer könnte so depressiv sein, weil er denkt, das Leben sei und bleibe unerträglich lästig und mühsam. Und noch ein anderer ist so niedergeschlagen, weil er glaubt, es sei ohnehin alles hoffnungslos, weil er ja doch irgendwann sterben müsse.

Im ersten Fall wird der Therapeut das Selbstwertproblem des Klienten bearbeiten, im zweiten Fall das vorhandene Frustrationsintoleranzproblem und im dritten das existenzielle Problem. (Was sich hinter diesen einzelnen Problembereichen verbirgt, betrachten wir im nächsten Abschnitt.) Ist das psychische Problem (die Ursache für die Depression) bearbeitet, verschwinden auch dessen emotionale Symptome.

Bei einem »Putzzwang«

In einem anderen Fall leidet ein Mensch unter einem »Putzzwang«. Er verbringt täglich mehrere Stunden damit, seine Wohnung sauber und keimfrei zu halten, sodass er kaum noch zu etwas anderen kommt und inzwischen heftige soziale und ökonomische Konsequenzen aus diesem Verhaltenssymptom erleidet.

Auch in diesem Fall wird der Integrative KVT-Therapeut zunächst die Ursache für die Verhaltensauffälligkeit herausfinden wollen. Erst wenn er verstanden hat, ob diese Person das Putzverhalten nur deswegen so exzessiv betreibt, weil sie sonst befürchtet, von anderen für eine »schmutzige« Wohnung abgelehnt zu werden und damit an Wert zu verlieren, oder ob die treibende Kraft dafür die Angst vor einem Erkranken aufgrund von Keimen und Viren mit anschließendem tödlichen Ausgang ist: Er wird genau diese Ursache bearbeiten. Sei es, dass er, wie im ersten Fall, das zugrunde liegende Selbstwertproblem therapiert oder, wie im zweiten Fall, das existenzielle Problem. Ist das Problem erfolgreich bearbeitet, verschwindet auch die Verhaltensauffälligkeit.

Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihr Therapeut sich in seinem Behandlungsplan nicht mit Ihren Verhaltensauffälligkeiten befasst, sondern mit den psychischen und emotionalen Ursachen dafür. Denn erst wenn es gelingt, diese Ursachen dauerhaft auszuschalten, ist das psychische Problem gelöst und die zuvor beklagten Verhaltensauffälligkeiten (wie z. B. Essstörungen, aggressives Verhalten, sozialer Rückzug, Alkohol- oder Drogenmissbrauch) sind nicht mehr notwendig, um es aushalten zu können.

1.2Woran erkennt man psychische Probleme?

Wir sind nun schon häufiger auf den Begriff »psychisches Problem« gestoßen. Aber was ist das eigentlich und woran erkennt man so etwas?

Ein psychisches Problem ist ein »seelisches« Problem. Es liegt vor, wenn jemand leidet, weil er mit bestimmten Einstellungen durch die Welt läuft, die zu erheblichen Konsequenzen im Gefühlsleben, im sozialen Bereich oder auf körperlicher Ebene führen. Im letzten Fall spricht man auch von »psychosomatischen« Erkrankungen.

Durch Psychotherapie behandelbare psychische Probleme zeichnen sich dadurch aus, dass es für sie keine körperliche (somatische) Ursache gibt. Bei psychischen Problemen mit körperlicher Ursache (z. B. wegen Störungen im Gehirnstoffwechsel oder bei hormonellen Störungen) sind Fachärzte gefragt, um zu prüfen, ob dieser organische Befund z. B. medikamentös zu behandeln ist.

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In diesem Buch werden wir uns ausschließlich mit den psychischen Problemen beschäftigen, die durch Psychotherapie, also durch Neu- oder Umlernen zu lösen sind.

Probleme und ihre Symptome

Wenn Menschen unter psychischen Problemen leiden, merken sie das in der Regel an den dadurch hervorgerufenen Konsequenzen (den Symptomen). Diese Konsequenzen können vielfältig, schillernd und hochgradig beeinträchtigend sein.

Emotionale Symptome. Manche Menschen leiden unter emotionalen Symptomen, wie z. B. unter Angsterkrankungen, andere unter unterschiedlichen depressiven Störungen bis hin zu Selbstmordgedanken oder selbstschädigendem Ärger mit oder ohne ausgelebter Aggression. Wieder andere leiden unter Scham und Selbstablehnung.

Verhaltenssymptome. Bei anderen zeigen sich die Symptome hauptsächlich auf der Verhaltensebene. Sie leiden unter den Konsequenzen ihrer Bewältigungsstrategien. Das sind die selbst gefundenen Tricks, mit denen sie bisher mehr oder weniger erfolgreich versucht haben, ihre emotionalen Probleme in den Griff zu bekommen. Das können bestimmte Zwangsrituale, sozialer Rückzug, aggressives Auftreten, Alkohol- oder Drogenmissbrauch oder auch Vermeidungsverhalten sein. Letzteres besteht darin, dass Menschen bestimmte Handlungen unterlassen, obwohl sie wissen, dass sie damit langfristig den eigenen Zielen schaden.

Körperliche Symptome. Die körperlichen (psychosomatischen) Symptome psychischer Probleme können ebenfalls vielfältig sein. Sie können z. B. das Herzkreislaufsystem betreffen, den Magendarmtrakt, die Muskulatur oder die Haut – je nachdem, welches Organ gerade das schwächste bei der betroffenen Person ist. Aber eines haben alle psychosomatischen Reaktionen gemein: Sie sind die Auswirkungen von emotionalem Stress. Je intensiver und länger dieser besteht, umso schädlicher ist sein Einfluss auf das Immunsystem und die natürlichen Abwehrkräfte unseres Organismus. Es ist bereits vielfach nachgewiesen, wie verheerend anhaltender emotionaler Stress auf unsere Gesundheit wirkt. Psychosomatische Symptome zeigen sich dann meist zuerst beim jeweils schwächsten Organ. Dass emotionaler Stress seinerseits durch psychische Probleme verursacht wird, haben wir ja bereits betrachtet.

Soziale Symptome. Manche Menschen leiden auch unter den sozialen Konsequenzen ihrer psychischen Probleme. Das kann Vereinsamung, Ausgrenzung oder Mobbing sein. Oder jemand powert sich für andere bis zur totalen Erschöpfung aus, z. B. weil er glaubt, nur so anerkannt und wertvoll zu sein.

1.3Welche Problembereiche gibt es?

Beobachtungen über mehrere Jahrzehnte haben gezeigt, dass nicht- organisch bedingte psychische Probleme relativ leicht in drei Typen eingeteilt werden können. Diese drei Problembereiche sind dann verantwortlich für die Vielzahl an unterschiedlichsten emotionalen, verhaltensmäßigen, sozialen und organischen Symptomen, die wir im vorangegangenen Abschnitt betrachtet haben.

Problemtypen psychischer Erkrankungen

Psychische Probleme, die wir in unserer eigenen Lebensgeschichte erlernt bzw. nicht verlernt haben, lassen sich recht gut in lediglich drei zugrunde liegende Bereiche kategorisieren:

  • Selbstwertprobleme (nachfolgend kurz: SWP)
  • Frustrationsintoleranzprobleme (nachfolgend kurz: FIP)
  • existenzielle Probleme (nachfolgend kurz: ExP)

Diese Aufteilung wird Ihnen später helfen, die eigene psychische Problematik zu erkennen und deren typische »symptomatische« Reaktionen leichter zu verstehen. Doch betrachten wir zunächst, was sich hinter diesen drei Problembereichen verbirgt und wie sie zu beschreiben sind.

Selbstwertprobleme. Bei einem SWP beziehen sich die krank machenden Denkweisen auf Regeln oder Eigenschaften, die den Zugewinn oder Verlust eigener Wertigkeit bedeuten. Sie werden sozial vermittelt und sind besonders stark von familiären und kulturellen Einflüssen, Moralvorstellungen und Erziehungsnormen geprägt. Befürchtungen und insbesondere soziale Ängstlichkeit beziehen sich dabei stets auf drohenden Selbstwertverlust, wenn der dafür gewählte Maßstab (z. B. Leistung, Anerkennung, Beliebtheit, Besitz) unzureichende Ergebnisse liefert. Ist der Wertverlust aus Sicht des Betroffenen bereits eingetreten, dominieren Scham, depressive Störungsbilder, Burn-out- und Trauerreaktionen als typische Symptome.

Der Anteil der Selbstwertprobleme liegt in der ambulanten psychotherapeutischen Praxis bei über 80 Prozent.

Frustrationsintoleranzprobleme. Probleme aufgrund eines FIP entstehen durch Anspruchshaltungen wie:

  • »Das Leben muss einfach und leicht sein.«
  • »Alles soll so sein, wie ich es möchte und es darf keinen Verlust oder Verzicht geben!«
  • »Eine gute Lösung muss die Vorteile aller Alternativen enthalten und darf keine Nachteile mit sich bringen; bevor diese Lösung nicht gefunden ist, sollte man besser gar nichts tun!«

Menschen mit einem FIP können auf zwei sehr unterschiedliche Arten reagieren, wenn ihre Forderungen und Anspruchshaltungen verletzt werden. Die einen, die »Forderer«, reagieren emotional meist ärgerlich bis wütend und im Verhalten aggressiv. Die anderen, die »Vermeider«, ziehen sich beleidigt oder schmollend zurück. Ihre typischen emotionalen Reaktionen bestehen in Angst vor Anstrengung oder Verzicht oder in Trauer und Niedergeschlagenheit, wenn sie die Hoffnung auf ein stets angenehmes Leben aufgegeben haben. Auf der Verhaltensebene überwiegen typischerweise Vermeidungs- und Ablenkungsreaktionen und »Aufschieberitis«.

Im letzten Jahrzehnt haben die berichteten Probleme aufgrund von Frustrationsintoleranz stark zugenommen. Immer weniger Menschen erlernen, Frustrationen angemessen zu ertragen. Die vielfältigen, meist erzieherischen Gründe dafür sollen an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden. Heute sind über 75 Prozent der Beschwerden von Klienten in der ambulanten Praxis darauf zurückzuführen.

Existenzielle Probleme. Bei existenziellen Problemen dreht sich alles um Bedrohungen für die eigene körperliche Existenz. Menschen mit einem solchen Problem fürchten sich davor, möglicherweise bald sterben zu müssen. Sie verallgemeinern oder überzeichnen meist prinzipiell tatsächlich mögliche existenzielle Gefahren und fordern typischerweise zu deren Abwehr Sicherheit und Kontrolle.

Angst ist das dominierende emotionale Symptom. Typische Beschwerdebilder sind die meisten Zwangs- und Angsterkrankungen (nicht die Soziale Angst), Hypochondrie, »Herzneurosen« und etliche körperliche oder »psychosomatische« Störungen. Die typischen Verhaltenssymptome bestehen in Schon- und Sicherungsverhalten sowie häufigen körperlichen Untersuchungen, die ohne Befund bleiben.

Existenzielle Probleme liegen bei etwa 15 Prozent der Klienten vor, die in die ambulante Psychotherapie kommen.

1.4Woran liegt es bei mir?

Nach dem bisher Gelesenen ist es nun an der Zeit, dies alles einmal auf die eigene Lebenssituation zu übertragen und eine erste Selbstdiagnose zu versuchen. Hierzu gehen Sie am besten wie nachfolgend beschrieben vor.

Und jetzt Sie
  1. Denken Sie zunächst darüber nach, unter welchen unerwünschten Gefühlen wie Angst, Ärger, Scham, Trauer oder Niedergeschlagenheit Sie in der letzten Woche wie oft und wie intensiv gelitten haben. Notieren Sie diese Gefühle, ihre Häufigkeit und Stärke. Die Intensität können Sie am besten wiedergeben, indem Sie dafür die Stärkegrade (1) bis (10) benutzen. Dabei steht (1) für ganz schwache und (10) für extrem starke Gefühle.
  2. Überlegen Sie nun bitte, auf welches oder welche der oben beschriebenen Ursachen diese belastenden Gefühle zurückzuführen sind.
  3. Liegt die Ursache dafür in einem Selbstwertproblem, Frustrationsintoleranzproblem oder Existenziellen Problem?
  4. Scheiben Sie nun dazu bitte einige typische Beispielsituationen auf, in denen Sie die belastenden Gefühle hatten.
  5. Falls Sie mehrere Problembereiche angekreuzt haben, versuchen Sie nun, die einzelnen Beispielsituationen den jeweiligen Problembereichen zuzuordnen (z. B.: Scham in der Stärke (8), als ich letzten Mittwoch in der Betriebskantine den Teller fallen ließ: gehört zu SWP).

1.5Was kann ich dagegen tun?

Wir haben schon gesehen, dass psychische Probleme durch ungesunde Denkweisen, durch krank machende Lebensphilosophien und -einstellungen hervorgerufen werden. Wenn wir unnötiges emotionales Leid beenden wollen, werden wir uns als erstes damit beschäftigen müssen, die konkreten Ursachen dafür herauszufinden. Dazu suchen wir nach eben diesen verinnerlichten, häufig schon unbewusst ablaufenden Denkmustern, die für unser psychisches Problem verantwortlich sind. Wie dies funktioniert, werden wir ausführlich in den nächsten Kapiteln betrachten und Schritt für Schritt auf die eigene Problematik übertragen.

Ist es uns gelungen, die krank machenden Konzepte zu identifizieren, werden wir uns im nächsten Schritt damit beschäftigen, sie ganz genau daraufhin zu prüfen, was an ihnen so ungünstig ist und weshalb wir darunter so leiden.

Wie wir auch sonst aus unserem Alltag wissen, reicht es allerdings nicht aus, nur zu wissen, dass etwas ungünstig ist und krank macht. Um ein dadurch verursachtes Leid abzustellen, benötigen wir einen Plan B, ein alternatives Konzept, eine neue Perspektive, aus der heraus wir die Welt künftig betrachten wollen. Dementsprechend besteht der nächste Schritt darin, ein solches neues angemessenes Konzept zu erarbeiten.

Im letzten Schritt geht es dann darum, dieses neue Denkmuster in unseren Lebensalltag einzubauen. Dazu werden wir es auf unterschiedliche Weise so lange üben, bis wir künftig »automatisch« danach funktionieren.

Nun, das alles klingt nicht nur nach viel Arbeit, das ist es leider auch. Aber ich verspreche Ihnen, es ist ein sehr wirksames Vorgehen!

Ursachen statt Symptome bearbeiten

Nochmals zur Erinnerung für all die, die ihre Symptome möglichst schnell loswerden wollen: Um die Konsequenzen eines Problems loszuwerden, muss man deren Ursachen bekämpfen. Deshalb wird es künftig nicht darum gehen, direkt Ihr Ess- oder Trinkverhalten, Ihre Ängste oder Depressionen, Ihren psychosomatischen Hautausschlag oder Schmerz, Ihr Zwangs- oder Kontrollverhalten zu verändern, sondern die psychischen Ursachen dafür. Nur so haben Sie Aussicht auf dauerhaften Erfolg. Machen wir uns das an einem Beispiel deutlich.

Beispiel

Jemand leidet furchtbar unter Zahnschmerzen (letzteres ist das Symptom). Die Ursache dafür ist eine Karies, die bereits so tief vorgedrungen ist, dass der Zahnnerv entzündet ist. Ein guter Freund kennt ein wirksames Schmerzmittel. Es wirkt sofort, die Symptome verschwinden – vorübergehend.

Ein Zahnarzt würde nicht die Schmerzen »behandeln«, sondern deren Ursachen. Er wird eine Wurzelbehandlung vornehmen und die Karies behandeln. Dieses Vorgehen ist sehr viel unangenehmer. Es ist langfristig jedoch der sinnvollste Weg, da nur so dauerhafter Symptomverlust erreicht wird.

Wir konzentrieren uns also künftig darauf, die Ursachen für unsere emotionalen, psychosomatischen oder verhaltensmäßigen Symptome in Form von krank machenden Konzepten und Denkstilen zu erkennen und diese dann zu bearbeiten. Damit werden wir uns in den nächsten Kapiteln befassen.