Eine bessere Kenntnis des Tierlebens ist gerade in unseren Zeiten wünschenswert, weil der Zusammenbruch unseres Vaterlandes uns zwingt, die Bearbeitung der heimischen Scholle mit allen Kräften zu fördern, und hierbei eine Vertrautheit mit den Eigentümlichkeiten unserer Haustiere von großer Wichtigkeit ist. Daher ist der Versuch gemacht worden, die Tiere in ihrem Tun und Treiben dem Herzen des Volkes und unserer Jugend dadurch näher zu bringen, daß gezeigt wird, wie manche uns befremdenden Handlungen der Tiere ganz verständlich werden, wenn man sich in ihre Lage hineinversetzt. Das Haustier hält unverbrüchlich an den Gewohnheiten seiner wilden Verwandten fest und richtet sich vielfach nach der Nase im Gegensatz zum Menschen, dessen wichtigster Sinn das Auge ist, – das ist der Schlüssel des Geheimnisses. Absichtlich ist bei der Darstellung von allem nicht unbedingt erforderlichen gelehrten Kram abgesehen worden.
Es wäre erfreulich, wenn namentlich die dem Tierleben so entfremdete Großstadtjugend sich davon überzeugte, daß die Beobachtung der Haustiere und anderer Tiere eine überreiche Quelle wahrer Freuden in sich birgt, die einen hinreichenden Ersatz für die manchmal recht zweifelhaften Genüsse der großen Städte bietet.
Die Begründung für die hier gegebenen Erklärungen findet sich in meinen Büchern. Ebenso sind dort die Dinge nachzuschlagen, die hier fortgelassen sind, weil sie nicht in den Rahmen des Buches passen, beispielsweise, weshalb die Pferde sterben, wenn sie Bucheckern fressen, die Katze Baldrian liebt, die Drohnen von den Bienen getötet werden und dergleichen.
Für die Hilfe, die mir auf pädagogischem Gebiet zuteil wurde, spreche ich dem unermüdlichen Vorkämpfer für Volksbildung, Herrn J. Tews, und Frau Dr. Anna Hamburger auch an dieser Stelle meinen aufrichtigen Dank aus.
Berlin W 57, September 1920.
Der Verfasser.
Durch das geöffnete Fenster schaue ich mit ein paar Knaben, die in meinem Hause wohnen und gern Näheres von unseren Haustieren wissen möchten, an einem schönen Frühlingsmorgen auf die Straße. In dem uns gegenüberliegenden Plättkeller wird die Tür geöffnet, und mit lautem Gebell stürzt sich der uns wohlbekannte Spitz »Peter« in das Freie. In diesem Augenblicke kommt gerade ein Radfahrer vorübergesaust. Auf drehende Räder scheint es Peter wie die meisten Hunde abgesehen zu haben, denn mit wahrer Wonne verfolgt er laut blaffend den Radler. Da dieser um die nächste Ecke biegt, so entschwindet auch Peter unsern Augen. Erst nach langer Zeit erscheint er wieder in unserm Gesichtskreis. Jetzt sehen wir ihn schnüffelnd überall am Boden umhersuchen. In der Zwischenzeit hat ein Vorübergehender ein Stück Unrat, anscheinend vollkommen verwestes Fleisch, auf die Straße geworfen. Mit Staunen sehen wir, daß Peter ausgerechnet dieses ekelhafte Zeug mit Wonne beriecht und dann zu fressen beginnt. Hunger kann ihn dazu nicht veranlassen, denn wir wissen seit Jahren, daß die beiden Schwestern, die im Plättkeller wohnen, große Tierfreundinnen sind. Sie darben es sich geradezu vom Munde ab, um es ihrem Lieblinge zuzuschanzen. Eigentlich hätten sie einen Hund zur Bewachung nicht mehr nötig, seitdem sich die eine Schwester verheiratet hat. Als aber vor zwei Jahren ihr damaliger Hund verunglückte, wurde freudig als Ersatz der damals sechs Wochen alte Peter gewählt, der ihnen als Geschenk aus ihrem Bekanntenkreise angeboten wurde.
Nach dem Fressen scheint Peter Durst zu bekommen, denn er läuft zum Brunnen, um aus der unten angebrachten Vertiefung seinen Durst zu löschen. Hierbei trinkt er nicht saugend wie ein Mensch, sondern lappt das Wasser schnell hintereinander mit der Zunge. Das lange Rennen scheint ihn ermüdet zu haben, denn er sucht sich in der Nähe des Plättkellers eine Stelle zum Hinlegen. Und zwar wählt er eine solche, wo die Sonne recht schön hinscheint. Während andere Hunde sich vor dem Hinlegen erst einige Male im Kreise herumzudrehen pflegen, können wir dieses Drehen bei Peter in diesem Falle nicht beobachten, denn er legt sich ohne große Umstände in die warme Sonne.
Wir wollen hier zunächst eine Pause machen, ehe wir das Tagewerk unseres Helden weiter schildern.
Alles das, was hier von dem Spitz erzählt worden ist, kann man alltäglich an zahlreichen Hunden beobachten, und selbst der Großstädter hat hierzu Gelegenheit, wenn er nur die Augen offen hält. So allbekannt diese Vorgänge sind, so erscheinen sie jedoch in einem ganz anderen Lichte, sobald wir uns die Frage vorlegen, weshalb der Hund so handelt.
Unser Peter hat zunächst gebellt. Warum bellt der Hund? Die Katze tut es doch nicht, ebenso denken Pferde, Kühe und andere Haustiere nicht daran.
Um das zu verstehen, müssen wir etwas ausholen.
Hunde, Katzen, Pferde, Kühe usw. sind ohne Frage Haustiere. Haustiere nennen wir solche zahme Tiere, die in einem Lande des Nutzens oder des Vergnügens halber gezüchtet werden.
Was waren nun die Haustiere früher, ehe sie der Mensch in seine Gemeinschaft aufnahm? Von unseren Tauben wissen wir mit Bestimmtheit, daß alle Taubenrassen von einer einzigen Wildtaube, der Felsentaube, abstammen, die an den Küsten des Mittelländischen Meeres heimisch ist. Ebenso haben alle Kaninchenrassen ihre Vorfahren in den Wildkaninchen, die Ziegenrassen in der Bezoarziege usw.
Hiernach ist anzunehmen, daß der Hund früher als Wildhund lebte oder aus einer Kreuzung von hundeartigen Verwandten, wahrscheinlich von Wölfen und Schakalen, entstanden ist. Näheres soll hierüber am Schlusse gesagt werden.
Jedenfalls war der Hund früher ebenfalls ein Raubtier, wie es heute noch seine Verwandten, die Wölfe, Schakale und Füchse, sind.
Wie der Mensch nun das, was seine Vorfahren getrieben haben, gewöhnlich beibehält, so tut das Tier das noch in weit stärkerem Maße. Wir essen regelmäßig nur das, was bei uns üblich ist, mögen auch benachbarte Völker andere Leckerbissen haben. So schwärmt der Italiener für kleine Singvögel, der Franzose für Froschschenkel, während sich bei uns nur wenige Liebhaber dafür finden. Das Tier hält sich noch viel strenger an den Speisezettel seiner Vorfahren. Das kommt natürlich daher, weil es durch seinen Körperbau dazu gezwungen ist. Wie häufig sind in den Kriegsjahren die Hunde mit Kartoffeln gefüttert worden. Und doch bleiben sie fast unverdaut, weil der Hund ein früheres Raubtier ist, und Kartoffeln keine passende Nahrung für ein Raubtier sind.
Also der Hund war früher ein Raubtier ähnlich wie Wolf, Schakal und Fuchs. Die Lebensweise dieser Verwandten müssen wir also kennen lernen, um unsern Hund richtig zu verstehen.
Bellen nun Wölfe und Schakale? Sie denken nicht daran. Sie heulen sich wohl, wenn die Dämmerung einbricht, zusammen, um gemeinschaftlich auf Raub auszugehen. Denn sie sind Geschöpfe, die es umgekehrt machen wie der Mensch. Sie ruhen am Tage und sind in der Nacht tätig. Selbstverständlich gibt es auch bei uns in der Nacht tätige Personen, wie Nachtwächter, Verbrecher, Bummler, aber diese kommen gegenüber der großen Menge anderer Menschen nicht weiter in Betracht.
Wie Wölfe und Schakale ist der Hund ein Raubtier. Das will sagen, daß er nicht wie die Pflanzenfresser von Gräsern, Blättern, Moos, Rinde und andern Pflanzenstoffen lebt, sondern andere Tiere zu töten sucht, um sie zu fressen. Daraus können wir ihm keinen Vorwurf machen; auch der Mensch ist kein reiner Pflanzenfresser. Das trifft höchstens bei einem kleinen Kreise von Menschen zu, während die große Menge Schweine, Rinder, Gänse und andere wohlschmeckende Tiere mästet, um sie später zu verzehren. Ueberhaupt dienen fast alle unsere Haustiere unseren eigennützigen Zwecken.
Ein Raubtier, das ein anderes Geschöpf erbeuten will, muß natürlich vorsichtig zu Werke gehen. Denn der Pflanzenfresser hat durchaus keine Lust, sein Grab im Magen des Raubtiers zu finden, sondern sucht sich auf jede Weise davor zu bewahren. Würden Wölfe, die gern einen Hasen, einen Hirsch oder ein Reh fressen möchten, schon vor Beginn der Jagd bellen, so würden sich die Pflanzenfresser vorher in Sicherheit zu bringen suchen.
So ist es denn ganz selbstverständlich, daß wilde Hundearten, wie die in Indien hausenden Kolsums, nicht bellen, ebensowenig die Wölfe und Schakale. Man hat sich darüber gewundert, daß die Hunde, die Kolumbus in Amerika zurückließ, das Bellen verlernt hatten. Als man sie nach langer Zeit wiederfand, waren sie verwildert und stumm geworden. Das ist doch ganz natürlich. Sie mußten auf eigene Faust, nachdem sie von den Menschen verlassen worden waren, ihre Nahrung suchen. Bald merkten sie, daß sie um so schwerer Beute machten, je mehr sie vorher bellten. Deshalb ließen sie das Bellen sein, wie es ihre Vorfahren getan hatten.
Das Bellen ist also eine Eigenschaft des Hundes, die der Wildhund nicht besitzt. Wohl aber hat er eine Anlage hierzu, wie schon aus seinem Geheul hervorgeht. Genau so liegt es bei anderen Haustieren. Wildenten und Wildgänse hüten sich, so viel zu schnattern wie unsere Hausenten und Hausgänse. Wildenten und Wildgänse sind auf dem Lande fast immer stumm, um sich ihren zahlreichen Feinden nicht zu verraten. Auch das fortwährende Krähen hat sich der Hahn als Haustier erst angewöhnt.
Der Mensch fand bald heraus, daß das Bellen des Hundes für ihn vom Vorteil war, weil es ihm den nahenden Feind oder einen Besuch anzeigte. Deshalb bevorzugte er die Hunde, die am meisten zum Bellen geneigt waren. Da solche Eigenschaften sich zu vererben pflegen, so hat der Mensch fast allen Hunden das Bellen angezüchtet. Am meisten eignen sich hierzu die kleinen Hunderassen, die den großsprecherischen Menschen gleichen, die mit Worten Helden sind, während ihre Taten zu wünschen übrig lassen. Sie haben zu dem Sprichwort Anlaß gegeben: Die Hunde, die da bellen, beißen nicht.
Zu den bellustigsten Hunderassen gehört der Spitz, und demnach auch unser Peter. Wegen seiner Kläffreudigkeit, die alles Verdächtige anzeigt, hat man ihn gern da, wo man auf Wachsamkeit Wert legt.
Wir sehen, daß die Frage, warum der Hund bellt, gar nicht so leicht zu beantworten ist. Nicht viel leichter sind seine anderen Taten zu erklären.
Peter hat wütend die Räder des vorüberfahrenden Radlers angekläfft. Was veranlaßt den sonst ziemlich harmlosen Hund zu solchem Aerger?
Hierfür müssen wir zwei Gründe annehmen. Wir wissen, daß unsere Hunde, wie die Wölfe, zu den Raubtieren gehören, die durch ihre Schnelligkeit Hasen und andere Pflanzenfresser erbeuten. Das tun andere Raubtiere, z. B. Katzen, nicht. Eine Katze rennt nicht hinter einem gesunden Hasen her, um ihn zu fangen, obwohl sie Hasenbraten mindestens ebenso gern frißt wie der Hund. Sie beschleicht den Hasen, was der Hund kaum jemals tut, weil er viel zu ungeschickt dazu ist. Der Hund ist also von Hause aus ein Hetzraubtier, die Katze dagegen ein Schleichraubtier.
Für jedes Hetzraubtier sind schnell vorüberrauschende Gegenstände von größter Bedeutung. Kann es doch ein Pflanzenfresser sein, der sich für den ewig hungrigen Magen erbeuten ließe. Darum muß sich der Hund beeilen. Denn wenn ein schnellfüßiger Pflanzenfresser erst einen gewissen Vorsprung hat, ist er schwer einzuholen. Die Katze dagegen lassen schnell sich bewegende Räder ganz kalt, denn sie weiß, daß sie schnell vorüberhuschende Gegenstände nicht einholen kann.
Es ist eine alte Erfahrung, daß ein Mensch, der vor einem fremden Hunde anfängt davon zu laufen, viel eher gebissen wird, als wenn er stehen bleibt. In dem Hunde werden eben durch die schnellen Bewegungen des Menschen die uralten Raubtierinstinkte wachgerufen.
Außer der Lebensweise der wilden Verwandten muß noch ein zweiter Punkt berücksichtigt werden, der den meisten Menschen vollkommen unbekannt ist: Die Sinne des Hundes sind durchaus verschieden von denen des Menschen.
Der Jäger weiß seit Urzeiten, daß der Hund viel besser mit seiner Nase das Wild aufspürt, als er es je mit seiner Menschennase zu tun vermöchte. Gerade deshalb hat er sich einen Hund angeschafft. Es ist selbst den meisten Großstädtern bekannt, daß die Hundenase der menschlichen überlegen ist. Aber die wenigsten wissen, daß das Auge des Hundes bei Tageslicht wenig taugt. Dafür seien einige Beispiele angeführt.
Ein Gutsbesitzer wunderte sich darüber, daß jedesmal, wenn er mit seinem Wagen an den weidenden Kühen vorüberfuhr, die beiden Hirtenhunde mit großem Geblaff die beiden vor dem Wagen gespannten Schecken, d. h. weiß und dunkel gefärbten Pferde, verfolgten. Er sprach mit dem Kuhhirten darüber, der ihm folgende Erklärung gab. Die Hunde halten die beiden Schecken wegen ihrer ähnlichen Färbung ebenfalls für Kühe und wollen verhindern, daß sie sich von der Herde entfernen. Deshalb laufen sie mit Gebell hinterdrein.
Die Erklärung des Kuhhirten dürfte durchaus richtig sein, wie man ja überhaupt unter solchen Leuten ausgezeichnete Tierbeobachter antrifft. Wie wenig muß aber das Hundeauge fähig sein, Einzelheiten zu unterscheiden, wenn es ein Pferd mit einer Kuh verwechseln kann.
Der Schweizer Bildhauer Urs Eggenschwyler schildert eine ähnliche Verwechselung. Er hielt sich einen jungen Löwen von etwa sechs Monaten, mit dem er spazieren ging. Ein Ziehhund hielt die mächtige Katze für Seinesgleichen und wollte mit ihr raufen. Erst als er sie vorher beroch und plötzlich merkte, wen er vor sich hatte, flüchtete er mit allen Zeichen großer Angst.
Ein deutscher Forstbeamter in Rußland berichtete vor dem Weltkriege folgendes Erlebnis. Sein Dachshund wurde von einem Wolf gepackt und fortgeschleppt. Schnell schoß er nach dem Räuber, der zwar nicht getroffen wurde, aber die Beute fallen ließ. Nachdem der Hund wiederhergestellt war, flüchtete das sonst so mutige Tier vor jedem grauen Geschöpf von Wolfsgröße, z. B. vor einem Schafe.
Von eigenen Erlebnissen möchte ich hier nur folgende anführen.
Wir hatten einmal einen Hund, der sich sehr zum Raufbold entwickelt hatte, weshalb ich ihn an der Leine führte. Wie alle Hunde, suchte er mit Vorliebe Hundebekanntschaften auf der Straße zu machen. In einer ziemlich leeren Straße eines Vororts zerrte er plötzlich mächtig an der Leine, was mich wunderte, da ich keinen anderen Hund erblicken konnte. Dagegen hatte ein Arbeiter das Pflaster aufgerissen und arbeitete in der Grube, wobei sein Rücken hervorschaute und sich hin und herbewegte. Wie ich den Blick des Hundes verfolgte und die Leine nachließ, wollte er wirklich auf diesen Mann zulaufen, dessen Rücken er für einen Hund hielt.
Sehr oft habe ich erlebt, daß Hunde die auf Zäunen verkehrt aufgestülpten Geschirre für Katzen hielten und anbellten.
Noch beweisender dürfte folgender Vorfall sein. Wir, d. h. ich und etwa ein halbes Dutzend Herren, waren bei einem Freunde zu einer Hasenjagd eingeladen. Jeder führte einen prächtigen Hund bei sich. Es war im Januar und schönster Sonnenschein, aber sehr windig. Wie wir das Revier betreten hatten, sahen wir mit einem Male, daß der Wind von der etwa einige hundert Schritt entfernten Chaussee ein Stück braunes Packpapier uns zutrieb. Ein menschliches Auge konnte mit Leichtigkeit bei dem klaren Sonnenschein erkennen, was es war. Die Hunde dagegen hielten das heranrollende Papier für einen Hasen, und als wir zum Zwecke einer Prüfung sie losließen, stürzten sie alle darauf. Erst als sie kurz vor dem Papiere in die Windrichtung gekommen waren, klärte sie ihre Nase über den Irrtum auf.
Das Auge des Hundes kann also bei Tageslicht keine Einzelheiten unterscheiden. Daher rühren die groben Verwechselungen.
Was man dagegen anführt ist nicht stichhaltig. So hört man oft erwidern: Ein Hase, der ein paar hundert Schritt entfernt lief, wurde von meinem Hunde gesehen. Folglich muß er gute Augen haben.
Der Schluß ist falsch. Der Hund hat nur gesehen, daß sich etwas Braunes bewegte. Er hat vermutet, daß es ein Hase war, aber nicht gewußt. Ebenso beweist es nichts, wenn er einen im Schaufenster ausgestellten ausgestopften Fuchs wütend anbellt. Denn er würde ebenso wütend bellen, wenn man diesen Fuchs mit einem rothaarigen Dachshund vertauschte.
Dagegen sieht der Hund unzweifelhaft in der Dunkelheit besser als der Mensch. Infolge der großen Pupillen, d. h. des Schwarzen im Auge, fallen alle Lichtstrahlen in das Auge. So findet sich der Hund in der Dunkelheit leicht zurecht, beispielsweise wenn wir mit ihm zur Nachtzeit durch einen Wald wandern. Das ist auch gar nicht wunderbar, denn wie Wölfe, Schakale und Füchse, ist auch der Hund ursprünglich ein nächtliches Tier.
Gewöhnlich heißt es von der Katze, daß sie ausnahmsweise ein nächtliches Leben führe. Das ist aber nicht zutreffend. Allerdings ist die Katze noch mehr Nachttier als der Hund. Das kommt aber daher, weil ihre Beutetiere, die Mäuse und Ratten, erst in der Dunkelheit aus ihren Löchern kommen. Sie muß also aus diesem Grunde ihre Haupttätigkeit in der Nacht ausüben, während der Hund sich mehr der Lebensweise des Menschen angeschlossen hat und deshalb als Haustier mehr am Tage tätig ist.
Sodann nimmt das Auge des Hundes infolge seines Baues Bewegungen schneller wahr als das des Menschen. Das muß man daraus schließen, weil alle Tiere mit schwachen Augen allgemein auf Bewegungen furchtbar achten. Für den Jäger früherer Zeiten ist es oft eine Lebensfrage gewesen, ein Stück Wild zu erbeuten, um seinen quälenden Hunger zu befriedigen. Er hat daher stets zu den besten Tierbeobachtern gehört. Nun ist es seit alter Zeit für den Jäger ein feststehender Grundsatz, angesichts eines Tieres, das er erbeuten will, niemals eine Bewegung zu machen. Ein Hirsch, ein Reh, ein Fuchs und andere feinnasige Tiere flüchten gewöhnlich nicht, wenn man regungslos stehen bleibt, namentlich wenn die Kleidung mit der Umgebung übereinstimmt. Deshalb trägt ja auch der Jäger ein der Waldfarbe angepaßtes Kleid. Die geringste Bewegung genügt jedoch, den Hirsch, das Reh oder den Fuchs zu einer blitzschnellen Flucht zu veranlassen.
Das Anbellen der Räder durch Hunde erscheint daher erklärlich, weil sie als frühere Hetzraubtiere gern alles, was sich schnell bewegt, verfolgen, damit es ihnen nicht entkommt, und weil das Auge der Hunde Bewegungen sehr gut sieht.
Peter hat, wie wir zu unserm Staunen sahen, schauderhaften Unrat mit Wonne verzehrt. Auch das kann man nur verstehen, wenn man weiß, daß der Hund ein früheres Raubtier war.
Wir wissen, daß, wenn ein Mensch oder ein größeres Tier stirbt, für die Beseitigung der Leichen gesorgt werden muß. Denn ohne eine derartige Vorsorge könnten gefährliche Krankheiten ausbrechen. Namentlich in heißen Ländern würde die Gefahr sehr groß sein. Es ist nun für die Menschen in diesen Gegenden sehr bequem, daß es zahlreiche Tiere gibt, die ihm diese gerade nicht sehr angenehme Arbeit abnehmen. Namentlich Geier, Hyänen und Schakale finden sich bei jedem toten Tier ein, und in kurzer Zeit ist alles aufgefressen.
In Europa sind besonders Wolf und Fuchs, außerdem aber auch das Wildschwein neben den rabenartigen Vögeln als Aasfresser bekannt. Der Hund ist seinen Verwandten in dieser Hinsicht sehr ähnlich und hat ebenfalls eine besondere Vorliebe für verweste Dinge. Manche Hunde pflegen sogar sich mit dem Rücken auf dem Unrat zu wälzen. Das ist für den Herrn besonders unangenehm, denn das Tier verpestet später die ganze Wohnung.
Reiche Leute sind oft entsetzt, wenn ihr Köter, der in ihrer Wohnung nur die besten Sachen vorgesetzt erhält, auf der Straße allerlei Unrat verzehrt. Sie eilen gewöhnlich dann mit dem Hunde zum Tierarzt, was ganz überflüssig ist. Im allgemeinen weiß jedes Tier viel besser, was ihm zuträglich ist, als der Mensch.
Ich bin oft gefragt worden, was man bei einem Hunde machen soll, der ein sogenannter »Parfümeur« ist, d. h. sich den Rücken mit Unrat einreibt. Manche Jäger haben schon ihren Hund erschossen, nachdem alles Prügeln vergeblich war. Sie haben das schweren Herzens getan, weil gewöhnlich Parfümeurs ausgezeichnete Hunde sind. Prügeln ist wertlos. Der Hund versteht ja gar nicht, weshalb er Strafe bekommt. Jedem Geschöpfe riecht das schön, was ihm bekömmlich ist. So riecht dem Hunde der Unrat wunderbar schön, weshalb er sich von dem Duft etwas mitnehmen möchte. Wie der Mensch sich ein Veilchen in das Knopfloch steckt, so wälzt sich der Hund mit dem Rücken im Unrat. Ich habe immer gefunden, daß die Leute es am besten machten, die ihren Hund bevor er die Wohnung betrat, erst nach einem Teich oder Graben führten und ihn etwas daraus apportieren ließen. Dann war er ohne große Umstände wieder gereinigt.
Jedenfalls darf ein Mensch, der auf Sauberkeit hält, niemals einen Hund küssen. Weil der Hund als früherer Aasfresser jeden Dreck beschnuppert, deshalb soll man namentlich Kindern aufs strengste verbieten, ein Hundemaul ihrem Gesicht zu nahe kommen zu lassen. Es wird später besprochen werden, daß hierbei noch andere Gefahren drohen.
Wenn wir einem Pferde oder Schafe beim Saufen zusehen, so bemerken wir, daß es die Lippen in das Wasser steckt und saugend trinkt. Hunde dagegen, wie die meisten Raubtiere, lecken das Wasser mit ihrer langen Zunge. Sie sind dadurch imstande, einen Teller mit einer Flüssigkeit ganz rein zu lecken, während der Mensch, wenn er das gleiche Ziel erreichen wollte, zu diesem Zwecke den Teller hochkippen müßte.
Die Pflanzenfresser, die den Tag über ein- oder zweimal zum Wasser laufen, um ihren Durst zu löschen, können sich eine Wasserstelle aussuchen, die tief genug ist, um das Trinken durch Saugen zu gestatten. Bei den Raubtieren aber liegt die Sache anders. Sie kommen bei der Verfolgung oft in Gegenden, wo weit und breit keine Trinkstellen anzutreffen sind, höchstens infolge eines vorhergegangenen Regens ganz flache Wasserpfützen. Trotzdem können sie mit ihrem Lappen den Durst stillen.
Unser Peter lappt also das Wasser unten am Brunnen, weil das große Hundemaul zum Saugen schlecht paßt, und weil das Schnellen mit der Zunge für Raubtiere vorteilhaft ist.
Uralter Aberglaube ist es, daß der Wolf, im Gegensatz zum Hunde, das Wasser nicht lappt, sondern wie ein Schaf säuft. Ich habe mir daraufhin im Zoologischen Garten sämtliche Wolfsarten beim Saufen angesehen und konnte feststellen, was so auch ganz selbstverständlich ist, daß sie genau wie unsere Hunde das Wasser mit der Zunge lappen. Da der Aberglaube unausrottbar ist, so sei hier das bei dieser Gelegenheit immer wieder aufgetischte Märchen erzählt.
Hiernach befänden sich unter den Jungen der Wölfe häufig solche, die aus einer Paarung mit Haushunden herrührten. Diese sogenannten Wolfshunde seien als ausgezeichnete Hunde von den Bewohnern besonders geschätzt. Deshalb warteten diese, bis die Wölfin ihre Jungen zum Wasser führte. Hierbei stellte sich nämlich der Unterschied zwischen den echten Wölfen und den Wolfshunden heraus. Jene söffen als Wölfe wie die Schafe, während die Wolfshunde, weil sie von Hunden stammten, wie diese lappten. Die Wölfin wäre über diese ungeratene Brut empört und stieße sie ins Wasser, damit sie ertränken. Die Landbewohner warteten auf diese Verstoßung der eigenen Kinder und fingen die zappelnden Wolfshunde auf, um sie großzuziehen.
Dieses Märchen ist ganz albern. Es ist nicht wahr, daß der Wolf anders trinkt als der Hund. Bei seinem großen Rachen ist das Trinken, wie das Schaf es tut, ausgeschlossen. Trotz seiner Albernheit wird dieses Märchen von ernsten Männern weiter erzählt, als wenn sie selbst ein Dutzend Wolfshunde in der geschilderten Weise aufgefangen hätten.
Es ist nicht weiter wunderbar, daß unser Peter sich in die Sonne gelegt hat. Denn die Vorliebe des Hundes für einen warmen Platz ist sehr bekannt. Der Landbewohner, der das ganze Jahr über beobachten kann, mit welchem Wohlbehagen die Hunde in dem warmen Sonnenschein ihre Glieder strecken, sagt zu seinen Kindern, wenn sie ebenfalls ruhen und ihren Gliedern die bequemste Lage geben, sie sollen sich nicht »rekeln«. Rekel oder Räkel ist nämlich der Hund, und der Sinn der Worte ist natürlich der, sie sollen es nicht dem Hunde nachtun, der in der Sonnenwärme ruht.
Noch bekannter ist die Vorliebe des Hundes für den warmen Ofen, woher die Redensart stammt, »den Hund vom warmen Ofen fortlocken«. Allgemein heißt es, daß es für den Hund sehr schädlich sei, sich am warmen Ofen aufzuhalten, und daß es daher gut sei, ihn davon fortzujagen.
Wir haben schon früher darauf hingewiesen, daß ein Tier gewöhnlich weit besser versteht, was ihm frommt, als der Mensch. Der Hund gehört wie seine Vettern Wolf, Fuchs usw. eben zu den nächtlichen Tieren. Alle nächtlichen Tiere haben das Bedürfnis, zur Erhöhung ihrer Körperwärme warme Stellen aufzusuchen.
Es kommt einfach daher, daß die Katze, wenn sie sich sonnt, weit weniger auffällt, weil sie das mit Vorliebe auf Dächern tut, wo sie vom Menschen nicht gesehen wird. Füchse sind oft vom Jäger überrascht worden, wenn sie sich am Tage von den warmen Sonnenstrahlen bestrahlen ließen und hierbei die Annäherung des Jägers übersehen hatten. Die Eulen, diese ausgesprochenen Nachttiere, gehen in der Gefangenschaft zugrunde, wenn man ihnen nicht Gelegenheit gibt, sich von der warmen Sonne bescheinen zu lassen.
Wenn also ein sonst abgehärteter Hund hin und wieder am Ofen liegt, so braucht man sich darüber nicht aufzuregen. Denn im allgemeinen wird es für seine Gesundheit vorteilhaft sein.
Vor dem Hinlegen pflegen die meisten Hunde sich einige Male herumzudrehen. Der große Naturforscher Darwin erklärte diese merkwürdige Bewegung damit, daß sich die Wildhunde in der Vorzeit erst herumdrehen mußten, ehe sie in dem dichten Grase eine geeignete Stelle zum Niederlegen hatten. Diese Ansicht dürfte aus folgenden Gründen nicht richtig sein. Bei großer Hitze dreht sich der Hund überhaupt nicht vorher herum, sondern streckt alle Viere möglichst weit von sich. Auch drehen sich die Wildhunde dort, wo dichtes Gras steht, nicht vor dem Hinlegen herum. Der Hund dreht sich vielmehr immer dann herum, wenn er warm liegen und zu diesem Zwecke den Körper einen Kreis bilden lassen will, damit möglichst wenig Außenfläche vorhanden ist. Um den Kreis bei seinem ungelenken Rückgrat herauszubekommen, gibt sich der Hund vorher mehrmals einen Schwung durch Herumdrehen.
Wir sprachen vorhin davon, daß Peter etwa zwei Jahre alt ist. Welchem Alter des Menschen entspricht ein solches Hundealter?
Ein alter deutscher Ausspruch sagt, daß ein Menschenalter gleich drei Pferdealtern sei, und ein Pferdealter wiederum drei Hundealtern gleichkomme. Dieser Ausspruch ist recht ungenau. Setzt man ein Menschenalter auf 70 Jahre, so kämen auf das Pferd fast 25 Jahre, was etwas hoch ist. Auf den Hund kämen aber nur etwa acht Jahre, was viel zu wenig ist.
Gewöhnlich setzt man das Alter des Hundes auf 10 bis 12 Jahre fest. Manche nennen auch 15 Jahre, sogar 30 Jahre. Wie beim Menschen kommt es natürlich sehr auf die Lebensweise an. Es gibt Menschen, die hundert Jahre alt werden, während andere schon mit fünfzig Jahren verbraucht sind. Aehnliches beobachten wir bei den Hunden. Unter günstigen Verhältnissen erreichen sie ohne Frage ein Alter von etwa 18 Jahren. Das ist mir von verschiedenen Hundebesitzern bestätigt worden, und ich habe nach meinen eigenen Beobachtungen keinen Anlaß, daran zu zweifeln. So fällt mir folgendes Erlebnis ein, das sich im tiefsten Frieden vor etwa ein Dutzend Jahren ereignete. Ich war auf einer Wanderung begriffen und kehrte in dem Gasthof eines Dorfes nicht weit von Berlin ein. Die Besitzerin war eine reiche Bäuerin, die sehr viel Land und Vieh besaß. Mir fiel der Hund auf, da er anscheinend sehr bejahrt war, und ich erkundigte mich bei der Wirtin nach seinem Alter. Die Frau erzählte mir, daß er gleichzeitig mit ihrer Tochter, die jetzt achtzehn Jahre alt sei, Geburtstag feiere. Das wollte ich nicht glauben und ich fragte bei einem zweiten Besuche die Tochter nach dem Alter des Hundes. Diese machte die gleichen Angaben wie ihre Mutter und erzählte mir noch mancherlei von dem Tiere. Namentlich ist mir noch folgendes im Gedächtnis geblieben: Ihre Mutter könne sich von dem alten Tier nicht gut trennen und sei deshalb vor einiger Zeit mit ihm zum Tierarzt gegangen. Dieser habe sich den Hund angesehen und dann gesagt: »Frau Krüger, haben Sie nicht eine Schrotflinte zu Hause?« Da sei ihre Mutter furchtbar wütend geworden und mit dem Hunde fortgegangen. Seitdem wolle sie von dem Tierarzt nichts mehr wissen.
Bei gesundem Leben auf dem Lande, wo der Hund sich unter natürlichen Verhältnissen befindet, ist also ein Lebensalter von achtzehn Jahren nicht unmöglich.
Wenn ein Geschöpf kaum zwei Jahrzehnte alt wird, so muß es natürlich früher als der Mensch erwachsen sein. Das ist auch bei dem Hunde der Fall. Mit sechs Wochen entwöhnt man ihn gewöhnlich von der Milch der Hündin, und mit sechs Monaten pflegt er die volle Größe zu erreichen. Aber richtig ausgewachsen ist er erst mit zwei Jahren.
Hier liegt ein großer Unterschied zwischen Mensch und Hund vor. Der Hund erreicht seine volle Größe schon nach einem halben Jahre, während der Mensch etwa achtzehn Jahre alt werden muß. Ist der Mensch aber mit achtzehn Jahren zu seiner vollen Größe gelangt, so ist er sicherlich mit 24 Jahren vollkommen ausgewachsen. Diese Verschiedenheit muß natürlich ihren Grund haben und hat ihn auch. Die Aufklärung finden wir wieder dadurch, daß wir an die Lebensweise der wilden Verwandten denken.
Die Wölfe paaren sich im Januar oder Februar. Nach 63 Tagen, also etwas über zwei Monaten, gewöhnlich im April, wirft die Wölfin etwa drei bis zwölf, gewöhnlich vier bis sechs Junge.
Die im Frühjahr geworfenen Welpen (Wolfsjunge) können sich in der schönen Jahreszeit prächtig entwickeln. Kommt der Herbst heran, so haben sie schon die Größe eines Wolfes und müssen sie haben. Denn jetzt rudeln sich die Wölfe zusammen, um gemeinsam während der kalten Jahreszeit auf alles Getier Jagd zu machen. Wären die jungen Wölfe nicht schon so groß wie die alten, so würden sie nicht imstande sein, gemeinsam langdauernde Hetzen zu machen. Auch würden sie, wenn endlich der Elch oder der Hirsch erbeutet ist, bei den gemeinschaftlichen Mahlzeiten weggebissen, wohl gar getötet werden.
Da Hund und Wolf die gleiche Tragezeit haben, so verstehen wir, weshalb sich jeder Hundekenner einen im April oder Mai geworfenen Hund zur Aufzucht wählen wird. Genau so liegt die Sache bei der Katze. Bei dem Menschen ist es gleichgültig, ob er im Winter oder im Sommer geboren ist. Denn er kann das Versäumte nachholen. Ein Hund dagegen oder eine Katze, die im August geboren ist, kann niemals die mangelnde Entwicklung nachholen. Denn wenn der nächste Sommer kommt, sind sechs Monate schon vorüber, und die Entwicklung bereits abgeschlossen.
Die jungen Hunde können bei der Geburt weder sehen noch hören. Erst nach neun bis zwölf Tagen öffnen sich ihre Augen.
Allgemein herrscht der Glaube, daß man das vortrefflichste Junge an folgendem Merkmal erkennen kann. Man bringt die Jungen auf eine andere Stelle, dann wird es zuerst von der Mutter zum Lager zurückgetragen werden. Erfahrene Hundezüchter bestreiten jedoch, daß das richtig sei.
Warum hat nun der Mensch nur ein Kind, höchstens zwei bis vier, der Hund dagegen manchmal 15 und 18 Junge? Auch das hat natürlich seinen Grund, den wir ausfindig machen, wenn wir uns die Lebensweise der wilden Verwandten näher ansehen.
Im Winter zwingt der Hunger die Wölfe, sich an große wehrhafte Pflanzenfresser, also Wildrinder, Wildschweine, Elche usw. zu wagen. Wenn auch gewöhnlich das Rudel Wölfe siegreich bleibt, so verkaufen die Pflanzenfresser ihr Leben nicht billig. Ein paar Wölfe müssen gewöhnlich daran glauben. So sagt schon ein altes Jägersprichwort: Wer Eberköpfe haben will, muß Hundeköpfe daransetzen. Das heißt also, daß die Ueberwindung eines starken Keilers, d. h. männlichen Wildschweins, ein paar Hunde kostet, die von den Hauern des Borstentieres zuschanden geschlagen werden. Bei den anderen Wildhunden liegt die Sache ähnlich. Die Hyänenhunde in Afrika sollen den Löwen, die Kolsums in Asien den Tiger angreifen, wobei natürlich ein Rudel sehr viel Mitglieder verliert.
Der Hund muß also deshalb so viel Junge haben, weil er in jedem Jahre bei seinen Angriffen zahlreiche Kameraden verliert. Diese Lücken müssen notgedrungen ausgefüllt werden.
An mancherlei Eigentümlichkeiten ersieht man, daß der Hund, wenn er auch mit sechs Monaten bereits die volle Größe erlangt hat, doch erst mit zwei Jahren wirklich erwachsen ist. Die Jugend ist am meisten zum Spielen aufgelegt, und so sind auch junge Hunde sehr spiellustig.
Die Einflößung des Spieltriebes bei jungen Menschen und jungen Tieren dient natürlich gewissen Zwecken. Die Kinder und die Jungtiere sollen sich nämlich für ihre künftigen Lebensaufgaben die Glieder stärken.
Jetzt verstehen wir, weshalb junge Hunde regelmäßig Haschen spielen, junge Katzen aber nicht. Hunde sind Hetzraubtiere, schnelles Laufen ist demnach bei ihnen die Hauptsache. Katzen erbeuten aber ihre Nahrung nicht durch Hetzen.
Der junge Hund ist nicht nur spiellustig, sondern ihm fehlt auch noch der feste Grundzug seines Wesens, der sogenannte Charakter. Sehr oft wollen Leute ihren jungen Hund weggeben, weil er zu Fremden zu zutraulich ist, keinen Mut zeigt und überhaupt zu waschlappig ist. Da viele Hunde, die in der Jugend zu solchen Beanstandungen Anlaß gegeben haben, sich mit zwei Jahren vollkommen verändert haben, so kann man über den Grundzug eines Hundes vor Erreichung dieses Alters kein Urteil abgeben.
Peter ist, wie schon erwähnt wurde, ein Spitz, und zwar ein sogenannter Wolfsspitz von grauer Farbe. Die Hunde gehören zu den Säugetieren, denn sie werden von ihren Müttern gesäugt. Mit den Vögeln, Fischen, Reptilien, z. B. Schlangen, und Amphibien, z. B. Fröschen, gehören die Säugetiere zu den Wirbeltieren d. h. den Rückgrattieren, deren Körper eine Wirbelsäule durchzieht, im Gegensatz zu den andern Stämmen des Tierreichs. Zu den letztgenannten gehören z. B. die Schnecken und andere Weichtiere, die Insekten und andere Gliederfüßer, die Würmer und andere mehr.
Die Säugetiere zerfallen in zahlreiche Ordnungen, so in die Affen, die dem Menschen ähnlich sind, die Nager, z. B. die Ratten mit ihren Nagezähnen, die Huftiere, z. B. die Pferde mit ihren harten Hufen, die im Gegensatz zu denen der meisten anderen huftragenden Tieren nicht gespalten sind, und in die Raubtiere. Ein Kennzeichen für das Raubtier ist das Gebiß. Denn wenn ein Tier nicht von Pflanzen, sondern von anderen Tieren leben will, so muß es sie vorher töten. Da Tiere kein Handwerkszeug besitzen, so müssen sie hierzu geeignete Gliedmaßen haben, also entweder bewehrte Füße wie die Katzen oder ein zum Töten geeignetes Gebiß.
Hunde haben keine Wehrpfoten, ebenso auch die anderen hundeartigen Geschöpfe nicht (die sogenannten Kaniden). Wehrpfoten nennt man auch Pranken oder Branten. Es ist also falsch, wenn man von den Pranken des Wolfes spricht, denn er besitzt keine. Wölfe, Schakale, Wildhunde, Füchse usw. können mit ihren Pfoten nicht kämpfen. Sie können damit nur rennen oder graben. So kann ein Hund sehr schnell ein Mäuseloch aufbuddeln, was die Katze nicht nachmachen kann. Ebenso können sie Ställe unterwühlen, um zu den Insassen zu gelangen. Hunde haben also Renn- oder Grabpfoten.
Als Ersatz für die fehlenden Wehrpfoten, womit die Katzen außer ihrem Gebiß ausgestattet sind, haben die Hunde ein mächtiges Gebiß. Ein Dachshund kann einen Fuchs abwürgen, was die gleichgroße Katze mit ihrem kleinen Maule nicht könnte.
Der Hund, der wie der Mensch zunächst ein Milchgebiß bekommt, hat ausgewachsen 12 Schneidezähne 4 langhervorragende Eckzähne, oben 12 und unten 14 Backenzähne. Er hat dünne Beine und vorn meist fünf, hinten vier Zehen an den Füßen. Seine Krallen sind nicht zurückziehbar. Er ist ein Zehengänger, d. h. er geht nicht wie der Mensch oder Bär auf der Fußsohle, sondern auf den Zehen. Sein Knie befindet sich daher am Bauche, nicht, wie man so häufig hört, in der Mitte des Beines. Wenn wir recht schnell fortkommen wollen, laufen wir übrigens auch auf den Zehen.
Von den Hunderassen sollen nur die in Deutschland bekanntesten angeführt werden.
Auf den ersten Blick sieht man, daß die Spitze mit den Schäferhunden große Aehnlichkeit haben. Am häufigsten dürfte jetzt der deutsche Schäferhund zu sehen sein, während es früher der Colly oder schottische Schäferhund war. Zwergform des Spitzes ist der sogenannte Zwergspitz.
Zu den Schäferhunden muß man auch die Pudel und Pinscher stellen. Den Pudel kennt jedes Kind wegen seines auffallenden Haarwuchses. Von den Pinschern sieht man jetzt sehr häufig den Dobermann-Pinscher, während der früher sehr beliebte Schnauzer seltener ist. Auch hier gibt es Zwergformen, nämlich die glatthaarigen Pinscher, z. B. Rehpinscher, und die rauhhaarigen Pinscher, die sogenannten Affenpinscher.
Ein echter deutscher und sehr schöner großer Hund ist die deutsche Dogge. Etwas kleiner ist der deutsche Boxer, der im Gegensatz zur englischen Bulldogge auf geraden Beinen steht. Die Zwergform der Doggen ist der Mops, den man jetzt selten zu Gesicht bekommt. Sehr beliebt dagegen ist jetzt die französische Zwergbulldogge mit ihren Fledermausohren. Andere hierher gehörige große Hunde sind der Neufundländer und die Bernhardiner.