Ich war neunzehn, als ich die beiden Lieben meines Lebens traf. Richtig, die Lieben. Plural. Mehr als eine.

Unmoralisch? Vielleicht. Ich würde sagen, unumgänglich. Unkontrolliert. Manche sagen, ich kann nicht für zwei Männer so fühlen. Die meisten nennen mich Hure, Flittchen oder Dorfschlampe.

Es ist mir egal.

Einfach gesagt: Beide nahmen sich ein Stück von dem, was ich geben wollte. Niemand wird je diese Sucht verstehen, in die sie mich gezogen haben. Beide Männer waren die Nadel für meinen nächsten Schuss. Für meinen schwindelerregenden Rausch. Sie waren so gegensätzlich wie Feuer und Eis, und doch sehnte ich mich nach beiden gleichermaßen.

Brauchte sie auf die gleiche Art.

Der eine war mein Fels. Mein Antrieb. Meine erste wahre … Besessenheit.

Der andere war meine Leidenschaft, mein Verlangen.

Sie beherrschten meinen Geist und all meine Gedanken, jeden Herzschlag, der durch meinen Körper fuhr, jede Ecke meiner zerrütteten Seele.

Sie waren der Blitz an meinem dunklen Himmel, der tobende Sturm, den ich nicht hatte kommen sehen, der unvorhersehbare Zusammenbruch am Rande einer gefährlichen Klippe.

Vier Monate vorher

Der Geruch von Fast Food steigt mir in die Nase, als ich die Mensa der Hadley University betrete. Betrunkene Sportstudenten, Bad Boys und hochnäsige Mädchen mit ihren Studentenverbindungen zu meiner linken, freakige Eigenbrötler, Hipster und unfreiwillige Außenseiter zu meiner rechten Seite. Hier sind wirklich sämtliche Charaktere vertreten – säuberlich sortiert an ihren Tischen je nach sozialer Zugehörigkeit.

Cliquen.

Wer auch immer behauptet, am College gehe es nicht um Cliquen, der muss bekifft sein.

Ich schaffe das. Ich schaffe das. Ich schaffe das, murmle ich vor mich hin und glaube nicht im Geringsten daran. Aber was, zum Teufel, ist schon Glaube? Ein einziger großer Irrglaube, wenn man mich fragt. Egal, das College muss einfach besser sein als die zwölf Jahre geistiger Langeweile in der Schule.

Zumindest hoffe ich das inständig.

Einatmen, ausatmen, den rechten Fuß vor den linken, so mache ich mich auf den Weg zu einem leeren Tisch, als ich merke, wie ich … falle?

Lass mich unsichtbar werden. Jetzt.

Ich habe mich so darauf konzentriert, zu diesem verdammten Tisch zu gelangen, dass ich die Tasche übersehen habe, die mitten im Weg liegt. Während ich vornüberfalle – Geschwindigkeit steigend ––, fliegen mir die Bücher und Papiere aus den Händen und das Herz aus meiner Brust.

Ohne jeden Halt lande ich mit dem Gesicht voran auf etwas Betonhartem, während meine Knie zwischen zwei in Jeans verpackten Oberschenkeln versinken. Der Stuhl, auf dem die Betongestalt sitzt, rutscht quietschend über den Laminatboden, und um mich herum brechen die Leute in schallendes Gelächter aus, das in meinen Ohren explodiert wie Granaten. Beschämt greifen meine Hände nach seinen starken Schultern, mein Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt.

Mein »Retter« schenkt mir ein umwerfendes Lächeln, seine Arme liegen um meine Taille, um unseren Zusammenprall abzuschwächen. Mein Atem bleibt in meiner Kehle hängen wie ein alter Strickpulli an einem rostigen Nagel.

Peinliche Verlegenheit überkommt mich, als mein Blick auf zwei tätowierte Arme fällt. Orange Flammen, schattierte Totenköpfe und so etwas wie chinesische Schriftzeichen bedecken jeden Zentimeter der angespannten Muskeln, von seinem Bizeps bis zum Handgelenk. Mein Blick wandert nach oben. Pechschwarzes, wirr nach oben stehendes Haar und die umwerfendsten Ich-kann-dich-bis-zur-Besinnungslosigkeit-vögeln-blauen Augen, die ich je gesehen habe, lassen mein Herz fast stillstehen.

In diesen Augen sehe ich Belustigung. Ich sehe aber auch Ärger, eine gesunde Portion Rebellion und puren, unverfälschten Sex. Ich greife seine Schultern noch fester, und sein Grinsen wird breiter. In diesem Grinsen liegt pure Arroganz, und etwas schreit mich förmlich an davonzulaufen – weil dieser Typ mein Untergang sein wird. Aber ich kann nicht. Ich stecke geradezu fest in seinem Schoß. Seine Züge sind entwaffnend, auf vollkommene Weise … unvollkommen. Üppige, wohlgeformte Lippen. Ein harter, kantiger Kiefer. Er vereint auf perfekte Weise jedes traumhafte Exemplar Mann von der Sorte, die man sofort anspringen und nie wieder loslassen möchte, in sich, das mir bis jetzt über den Weg gelaufen ist.

Hilf mir, lieber Gott.

Ein einsames Grübchen ziert seine Wange, die ich am liebsten sofort küssen möchte. »Hast du geplant, mein Mittagessen zu sein? Wenn das so ist, bin ich mit der Mahlzeit absolut einverstanden.«

»Wie bitte?« Ich versuche, seinen sauberen Geruch nach Seife und waldigem Eau de Cologne zu ignorieren. Waldig? Habe ich gerade einen Männerduft als waldig beschrieben? Was immer es auch ist, es macht mich high. Er macht mich high. »Was soll das heißen?«

Er schmunzelt, und als ich bemerke, wie idiotisch meine Frage war, will ich mich unter dem Tisch verkriechen und sterben.

»Das heißt, dass du auf meinem Schoß liegst und zum Anbeißen aussiehst.« Er streift mit seinen schwieligen Händen meine Arme rauf und runter. Seine Berührung lässt mich von Kopf bis Fuß erzittern. »Eigentlich«, fährt er fort, »ist anbeißen nicht das richtige Wort. Verschlingen trifft es eher.«

Eine gefährliche Spannung liegt in der Luft, und ich drehe meinen Kopf zur Seite. Irgendeine püppchenhafte Blondine wirkt sichtlich verärgert über unsere Unterhaltung. Ich funkle sie mit zusammengekniffenen Augen an und widme meine Aufmerksamkeit dann wieder dem Kerl, dessen Schenkel meinen Körper gefangen halten.

»Ach, wirklich?« Die Worte kommen sehr schnippisch hervor, sind aber das Einzige, was mir einfällt.

»Ja, wirklich«, antwortet er mit rauer Stimme. Seine zartblauen Augen fixieren meinen Mund, und er beißt sich auf die Unterlippe. Mit einem Schnalzen lässt er sie wieder los. »Verschlingen beschreibt es besser.«

Obwohl wir von lachenden Zuschauern umringt sind, habe ich plötzlich das dringende Bedürfnis, seine Lippen zu berühren.

Moment. Was ist bloß los mit mir?

Kontrolle. Er hat sie mir entrissen, und ich brauche sie zurück.

Trotz des Protests der Hure in mir, die gern zum festen Inventar auf seinem Schoß gehören würde, versuche ich, meine Fassung wiederzuerlangen, und stehe auf. Ich streiche mit den Händen durch mein welliges, schwarzes Haar und strecke mit stählerner Entschlossenheit den Rücken durch. Ich beabsichtige, einfach zu gehen, um es meinem Hirn nicht länger zu erschweren.

Doch meine Mühen sind vergebens, als er sich aufrichtet und sein Lächeln zu einem schiefen Grinsen wird. Sein Blick lässt mich nicht los, und die sexuelle Absicht dahinter peitscht nicht nur ein heftiges Gefühl von Verlangen durch meinen Körper, sondern saugt mir auch die Luft aus den Lungen.

Sofort schimpfe ich innerlich mit mir selbst.

Ich bin nicht so eine. Ein gut aussehender Kerl hat mich noch nie zu einem armseligen Häufchen idiotischer Hormone gemacht. Nun ja, bis jetzt jedenfalls. Mein verräterischer Körper macht Luftsprünge, während ich den Kerl von oben bis unten betrachte.

Er ist ein Schrank und gute dreißig Zentimeter größer als ich mit meinen eins sechzig. Ich komme mir vor wie ein Fleck – ein winziger, bedeutungsloser Fleck. Um die Sache noch schlimmer zu machen, entdecke ich, dass die verführerischen Tätowierungen nicht nur seine Arme verzieren. Rechts auf seinem Hals blitzen unter dem schlichten, weißen T-Shirt die Spitzen zweier Hörner hervor, die vom Teufel persönlich zu stammen scheinen.

Ich hatte recht. Das ist ein Omen. Er ist der Teufel, und ich befinde mich in einer himmlischen Hölle.

In dem Versuch, mich meiner absurden körperlichen Reaktion auf ihn zu entziehen, beschließe ich, dass es jetzt an der Zeit ist, meine Sachen einzusammeln und diese Hölle hinter mir zu lassen.

»Also, wann soll ich dich heute Abend abholen?«, fragt er, als ich mich hinknie, um mein Englischbuch aufzuheben. »Ich dachte, vielleicht so gegen sieben. Geh nach Hause, und ruh dich ein bisschen aus. Du wirst deine Energie brauchen. Ich werde dich auf jeden Fall lange wach halten.«

Ich starre ihn an, und mein Kiefer klappt so weit herunter, dass er fast den Boden berührt. Ich habe nichts gegen One-Night-Stands und normalerweise würde mich so ein arroganter Kerl sofort ins Bett kriegen. Aber aus irgendeinem Grund, den ich nie verstehen werde, geht mir dieser hier gehörig auf die Nerven. »Hast du sie noch alle?«

Er verzieht das Gesicht zu einem Grinsen. »Als ich heute Morgen in den Spiegel gesehen habe, war noch alles Wichtige dran.«

Er kniet sich hin und reicht mir mein Sozialkundebuch. Ich reiße es ihm aus den Händen. Na toll. Noch so ein Grinsen, das meine Entschlossenheit zum Bröckeln bringt.

Wir stehen beide auf, und ich kann die Belustigung in seinen Augen erkennen. Sein unverschämt gut aussehendes Gesicht befindet sich viel zu nah an meinem. Nah genug, dass ich seinen nach Minze riechenden Atem auf meiner Wange spüren kann.

»Bist du schon so eingebildet auf die Welt gekommen, oder wurdest du erst mit der Zeit zu so einem Arschloch?«

Er fasst sich ans Kinn und runzelt die Stirn, als ob er nachdenken müsste. »Ich denke, ich bin schon so auf die Welt gekommen, aber ich kann mich auch irren. Da müsstest du schon meine Mutter fragen, wenn du darauf eine ehrliche Antwort haben willst.« Er grinst und amüsiert sich sichtlich über meine Verblüffung. »Noch weitere Fragen? Ich finde deine Neugierde unglaublich süß.«

Ich schnaube, erstaunt, dass ich immer noch freiwillig an dieser Konversation teilnehme. »Ja klar. Ehrlich gesagt ist es mir scheißegal, ob du auch nur irgendetwas, was ich tue, süß findest.« Ich halte inne und lege meinen Kopf auf die Seite. »Danke, dass du mich aufgefangen hast. Aber ernsthaft: Könntest du mich jetzt bitte einfach in Ruhe lassen?«

Ein Lachen steigt aus seiner Brust. »Wow, immer mit der Ruhe. Ich wollte dir nur meine Dienste anbieten. Und was sich zwischen uns abspielt, ist sexuelle Spannung vom Feinsten. Es ist gut, gesünder als ein kaltes Glas Milch. Also lass es einfach geschehen.«

Oh. Mein. Gott. Das wird ja mit jeder Minute schlimmer.

»Dienste? Bist du stolz darauf, eine männliche Hure zu sein? Oh, warte.« Ich schlage mit der Hand gegen meine Stirn, als hätte ich eine Erleuchtung. »Natürlich bist du das. Dein Penis schießt bestimmt orgastische Flammen in den Körpers jedes Mädchens, richtig?«

Die Gruppe rund um den Tisch bricht in Gelächter aus, und er grinst noch frecher als zuvor. »Ja, du solltest meine Dienste dringend in Anspruch nehmen. Ein guter Fick wird deinem hübschen kleinen Hintern Freude bringen.« Beiläufig hält er mir seine Hand hin. »Ich bin übrigens Ryder Ashcroft.«

Wutentbrannt ignoriere ich seine Hand. Ich atme tief ein, bevor ich ihm mitten in sein hübsches Gesicht schlage. Der Schmerz, der sich in meiner Hand ausbreitet, ist es definitiv wert, als ich sehe, wie die Augen des Schönlings riesengroß werden. Von allen Seiten ertönt schallendes Gelächter, was mir diesen Moment der Genugtuung noch versüßt.

Ich habe kaum Zeit, den Blick in Ryders Gesicht zu genießen, da murmelt er schon: »Verdammt. Das war brillant.« Und dann verschlingt er meinen Mund mit seinen Lippen.

Ich schnappe völlig überrumpelt nach Luft, und meine verräterischen Lippen öffnen sich, empfangen seinen herrlich sündigen Kuss, der das Stöhnen, das aus meinem Hals kommt, in sich aufnimmt.

Irgendein Trottel schreit: »Mach sie klar, Kumpel!«

Ein Mädchen quietscht: »Jetzt hat er endgültig den Verstand verloren!«

Ich höre auch ein paar Buhrufe.

Eine Sekunde bevor ich meine Hände gegen Ryders Brust stemme, fühle ich seine weiche Zunge, die ein Piercing hat, wie ich jetzt weiß – eine kleine Hantel, um genau zu sein ––, sanft über meine gleiten. Oh Gott. Mir läuft es heiß und kalt den Rücken runter. Ich reiße meinen Körper aus seinem kurzzeitigen Rauschzustand heraus und stoße Ryder ein paar Schritte zurück. Keuchend stehen wir uns gegenüber.

Sein Blick – voller Lust und Schock –– verdunkelt sich und hält meinen gefangen. Während er mich betrachtet, bildet sich ein weiteres verruchtes Grinsen um seinen Mund herum.

Wütend zeige ich ihm den Mittelfinger, wische mir mit dem Handrücken die Lippen ab, sammle meine restlichen Bücher auf und mache mich auf in Richtung des dämlichen Tisches, der mein eigentliches Ziel war, bevor ich mitten in seinen Schoß gefallen bin. Als ich den ersten Schritt mache, spüre ich eine starke Hand auf meiner Schulter. Mit der Absicht, den Aufreißer endgültig niederzustrecken, drehe ich mich um und blicke in große grüne Augen, die nicht zu dem Arschloch gehören.

Was, zum Teufel? Nimmt denn jeder Typ in diesem Gebäude Wachstumshormone? Dieser Kerl hier ist mindestens genauso groß wie Ryder Arschloch, wenn nicht noch größer.

Der Typ hebt schützend seine Hände vor sich, in denen er meinen Stundenplan hält. Dabei schenkt er mir ein zaghaftes, aber auch spitzbübisches Lächeln. »Das hast du vergessen.« Er legt den Stundenplan auf meine Bücher und zeigt mit dem Daumen über seine Schulter auf Ryder. »Lass dich von dem nicht ärgern.«

»Nicht ärgern lassen?«, wiederhole ich und blicke in Ryders Richtung, der jetzt an seinem Cliquentisch sitzt.

Die blonde Tussi, die vorher so eifersüchtig wirkte, sitzt auf seinem Schoß und tröstet ihn. Dabei umschlingt sie mit dem Arm seinen Hals, während sie ihm irgendeinen Blödsinn ins Ohr flüstert. Ryder blickt mich mit einem arroganten Grinsen im Gesicht an.

Verärgert, beschämt und sexuell total frustriert knirsche ich mit den Zähnen und drehe mich auf dem Absatz um. »Er ist ein Arschloch.«

»Dieses Arschloch ist mein bester Freund.«

Sofort will ich ihn anfahren, aber der Freund des Arschlochs nimmt die Spannung aus der Luft, bevor ich etwas sagen kann.

»Trotzdem steht es natürlich außer Frage, dass er ein Arschloch ist. Er ist die Definition von Grobheit, einer der schlimmsten Kerle hier.« Seine grünen Augen leuchten vor Belustigung, und ein Lächeln umspielt seine Lippen, während er sich an einen Metallpfeiler lehnt. »Ich glaube, seine Mutter hat ihn länger gestillt, als es gesellschaftlich angemessen gewesen wäre. Das könnte vielleicht sein Problem erklären.«

Ich runzle die Stirn und betrachte den Kerl, der vor mir steht und über seinen Witz lacht.

»Mein Name ist Brock Cunningham, und ich wurde mit der Flasche gefüttert. Ich bin also das Gegenteil von meinem Freund, und irgendwie habe ich das Gefühl, du könntest Hilfe gebrauchen.« Etwas zögerlich greift er nach dem riesigen Stapel Bücher und Papiere, der mir fast aus den Händen rutscht.

Ohne allzu große Gegenwehr lasse ich ihn die Hälfte des Stapels nehmen.

»Cunningham also?« Mein Ärger verschwindet allmählich, und ich gehe auf einen Tisch zu, an dem ein paar Streber aus dem Debattierklub sitzen. Da kann mir nicht viel passieren. »So wie Richie Cunningham?«

»Richie?«, fragt er mich verständnislos.

»Ja, Richie Cunningham aus Happy Days.« Ich setze mich neben einen Freak mit Brillengläsern so dick wie der Boden einer Colaflasche und lege meine Hälfte des Bücherstapels auf den Tisch. Brock setzt sich auf einen Stuhl gegenüber von mir. »Das ist die beste Sitcom der Siebziger«, fahre ich fort. »Die musst du kennen.«

Verwirrt kratzt er sich am Kinn. Die Sonne, die durch die Fenster scheint, spiegelt sich in seinen Augen wider und lässt sie wie goldene Diamanten funkeln. In den moosgrünen Tiefen sehe ich eine Verschmitztheit aufblitzen, die mir irgendwie bekannt vorkommt, die ich aber nicht einordnen kann.

Ich erstarre förmlich, als ich realisiere, wie verdammt gut der beste Freund des Arschlochs aussieht.

Um ehrlich zu sein, sieht er genauso gut aus, nur auf andere Weise. Seine Gesichtszüge sind nicht so hart und definiert, sondern weicher und freundlicher. Sein Haar ist heller, der dunkle Blondton erinnert mich an Karamelleiscreme. Ich lecke mir über die Lippen, und meine Finger würden gerne testen, ob seine Haarsträhnen so weich sind, wie sie aussehen. Sein verschmitztes Lächeln lässt mein Herz wie verrückt hüpfen, und ich verliere mich in dem süßen, verwirrten Ausdruck auf seinem Gesicht.

»Jetzt hast du mich aber neugierig gemacht«, sagt er. »Ich habe keine Ahnung, wer Richie Cunningham ist, oder Happy Days.« Er zuckt mit den Schultern und grinst noch breiter. »Du musst mir schon einen Tipp geben.«

Ich kann nicht glauben, dass ich das jetzt tue.

Ich räuspere mich, nehme meinen Mut zusammen und lege einfach los.

Ich singe das Titellied der Serie und versuche, die Töne zu treffen, ohne dass dabei die Fenster zerspringen. Ich ignoriere die Nomaden am Tisch, die mich jetzt ansehen, als wäre ich der Freak. Brocks Hals entwischt ein Glucksen, und ich würde mich am liebsten sofort zur nächsten Brücke begeben, um mich hinunterzustürzen.

»Obwohl du eine sehr schöne Stimme hast«, sagt Brock, »muss ich leider gestehen, dass ich dieses Lied noch nie zuvor gehört habe.«

»Das ist wirklich eine Bildungslücke, Cunningham. Das weißt du, oder?«

Ich will das einfach nicht glauben. Es ist tragisch, dass meine Generation aufwächst, ohne Mr und Mrs Cunningham dabei zuzusehen, wie sie eine perfekte Familie erziehen. Genau das ist Happy Days.

Glückliche Tage.

Tage, an denen die Eltern nicht high waren und ihren nächsten Schuss mehr begehrten als eine Umarmung ihres Kindes. Tage, an denen dieses Kind nicht verängstigt, hungrig und allein ohne auch nur ein bisschen Wärme zu Hause gelassen wurde, während der Winter die Stadt gefangen nahm. Tage, an denen unschuldige Augen nicht Zeuge einer Bluttat im eigenen Haus werden mussten, wo man sich eigentlich sicher, beschützt und geliebt fühlen sollte.

Als Brock die Hände hinter seinem Nacken verschränkt, schrecke ich aus den Gedanken an meine düstere Vergangenheit auf. »Es mag vielleicht eine Bildungslücke sein, diese Serie, von der du redest, nie gesehen zu haben, aber ich habe bereits das Gefühl gehabt, dass mir etwas fehlt, bevor du diese seltsame Melodie gesungen hast.«

»Seltsam?« Ich runzle die Stirn. »Die Melodie ist nicht im Geringsten seltsam.«

»Sie ist verdammt seltsam.« Brock schmunzelt und verschränkt die Arme, während er mich nicht aus den Augen lässt. »Aber trotzdem hast du mich dazu gebracht, sie jetzt mehr zu mögen, als ich sollte.«

Seine Flirtversuche lassen meinen Atem schneller gehen. Was, zum Teufel, ist heute nur mit mir los? Bestimmt war in dem Frappuccino, den ich vorhin getrunken habe, irgendeine Vergewaltigungsdroge. Das ist nämlich schon das zweite Mal in zehn Minuten, dass mich ein Vertreter des anderen Geschlechts ganz high macht.

Ich atme tief ein und versuche, die Konversation in eine andere Richtung zu lenken. »Also, ähm … warum hast du denn schon das Gefühl gehabt, dass dir etwas fehlt, bevor ich meine seltsame Melodie gesungen habe?«

Ein winziges Lächeln umspielt seine Lippen. »Weil ich den Namen dieses hübschen Mädchens nicht kenne, das sich vorstellt, indem es seltsame Melodien summt.« Er zuckt mit den Achseln, wobei seine Brustmuskeln unter dem Poloshirt hervortreten. »Es ist einfach unmöglich, ohne diese Information zu leben. Finden Sie nicht, Miss …?«

Oh, er ist gut.

Ich stoße den Atem aus, den ich angehalten hatte, und bin so nervös, dass meine Antwort nur noch im Flüsterton hervorkommt. »Ber.«

»Ber?« Ungläubig zieht er die Augenbrauen hoch und grinst noch breiter. »Das ist ohne Zweifel ein … interessanter Name. Aber er gefällt mir.«

»Nein, warte!«, stoße ich beschämt hervor. »Mein Name ist nicht Ber!«

Brock kratzt sich am Kinn und lächelt unglaublich süß, während er mich betrachtet. »Willst du mich verwirren, hübsches Mädchen, dessen Name nicht Ber ist? Wenn das deine Absicht ist, hast du es geschafft.«

Jetzt will ich wirklich sofort im Erdboden versinken, damit diese peinliche Konversation ein Ende hat. »Nein, ich will dich nicht verwirren, ich …«

»Dann macht dich meine Gegenwart nervös.« Er befeuchtet seine Lippen mit der Zunge, was mir fast einen Herzstillstand beschert. »Ich habe recht, stimmt’s?«

»Nein«, erwidere ich schroff und bete zu jeder Gottheit des Universums, dass er die Lüge, die ich erfolglos zu verstecken versuche, nicht bemerkt. »Ich bin nicht nervös in deiner Gegenwart.«

»Doch, das bist du. Aber es ist verdammt sexy, also alles gut.« Brock lehnt sich nach vorne und sieht mir in die Augen. »Also wie heißt du wirklich Ber

Ich seufze, und ein weiteres Flüstern kommt aus meinem Hals. »Amber. Amber Moretti.«

»Amber«, wiederholt er und lässt meinen Namen über seine Zunge rollen. Mir gefällt die Art, wie er ihn ausspricht. »Also Am…ber, ich weiß, mein Arschlochfreund hat dir wahrscheinlich schon den Tag verdorben, aber ich würde seine fehlenden Manieren gern wieder wettmachen, wenn ich darf.«

Jetzt hat er mich am Haken.

Super. Ich fühle mich wie ein hilfloser Fisch am Ufer, den ein hungriger Angler gefangen hat. Aber gleichzeitig fühle ich mich auch wie ein oberflächliches Schulmädchen, dessen Bauch vor Aufregung zu kribbeln beginnt. Und um ehrlich zu sein, verursacht mir das Gänsehaut.

Genau wie der Glaube ist auch die Liebe eine falsche Vorstellung, an der diejenigen festhalten, die noch an Märchen glauben. Es gibt keine Märchen, genauso wenig, wie es Ritter auf weißen Pferden gibt. Ich bin der Meinung, dass jede Prinzessin in einer Geschichte eine dumme, naive Knalltüte ist.

Ich kann nicht leugnen, dass auch ich von der Liebe berührt werden möchte, um irgendetwas zu fühlen. Aber die Realität dessen, dass jede Liebe endet, lässt mich innerlich aufschreien, und tief in meinem tauben, hohlen Herzen schrillen alle Alarmglocken. Ich öffne den Mund, um Brock Cunningham zu sagen, dass er mit seinem weißem Pferd und seiner falschen Ritterrüstung in den Sonnenuntergang reiten soll – zusammen mit einer anderen dummen Kuh, die auf seine Lügen und Versprechungen hereinfällt. Aber bevor ich etwas sagen kann, redet er weiter.

»Außerdem glaube ich, dass es ziemlich cool wäre, mit dir Wiederholungen von Happy Days zu schauen.«

Ich schließe meinen Mund und verliere mich in seinem schüchternen Lächeln und den grünen Augen, die pure Freundlichkeit ausstrahlen. »Aber nur, wenn du versprichst, dass du diese seltsame Titelmelodie mitsingst, während wir uns viel zu viele Red Bulls und Unmengen an Popcorn reinziehen«, fügt er noch hinzu. Sein Lächeln wird durch einen ernsten Gesichtsausdruck ersetzt. »Und du musst mir die Geheimnisse verraten, die diese wunderbaren Augen vor der Welt zu verstecken versuchen.«

Es ist der erste Tag meiner Collegezeit, und hier in diesem Moment spüre ich, dass auf der Straße meines Lebens eine schreckliche Gabelung auftaucht.

Ein Teil von mir will sich auf Brock Cunninghams weißes Pferd schwingen und die Arme um seine Rüstung schlingen, um vielleicht, nur vielleicht, endlich doch etwas zu fühlen. Aber der andere Teil will fliehen und so weit wie möglich davonrennen.

Ich denke darüber nach und beschließe, die Rolle der naiven Prinzessin zu spielen, doch ich werde es dem Märchenprinzen nicht einfach machen. »Nicht schlecht«, sage ich. »Aber es braucht schon ein bisschen mehr als ein paar Anmachsprüche, um mich zu erobern.«

Er verschränkt die Arme vor der Brust. »Eine Herausforderung?«

»Ja, eine Herausforderung«, entgegne ich mit emotionslosem Ausdruck. Ich bin mir sicher, das wird ihn abschrecken. Emotionslose Mädchen wirken nicht gerade anziehend auf Jungs. Sie wollen zuckersüße Mädchen. Ich bin eher sauer wie Essig.

Er betrachtet mich aufmerksam, sein Gesichtsausdruck alles andere als emotionslos. Er runzelt die Stirn und überlegt, was er antworten soll.

Ja, das war’s.

»Herausforderung angenommen«, sagt er und schockiert mich damit etwas.

Ehrlich gesagt schockiert er mich so sehr, dass ich fast vom Stuhl falle. Ich hätte schwören können, er macht einen Rückzieher.

»Aber du musst mir ein paar Dinge erzählen, bevor du mit meinen Gefühlen spielst«, sagt er.

»Mit deinen Gefühlen spielen?«, frage ich spöttisch. Ich nehme das als fehlgeschlagenen Versuch, mich anzumachen. Der verletzte Junge, der umsorgt werden muss. Die meisten Mädchen fallen auf diesen Schwachsinn rein.

»Ja, mit meinen Gefühlen spielen. Ihr Mädchen denkt anscheinend, wir Jungs sind die Einzigen, die das können. Aber es ist ein Fifty-fifty-Spiel.«

Ich bin davon überzeugt, dass er mich verarschen will. Trotzdem gehe ich darauf ein. »Okay, dir wurde also das Herz gebrochen. Wem nicht?«

»Wurde dein Herz schon mal gebrochen?« Sein Ausdruck wird weicher. »Ich bin mir nicht sicher, aber irgendetwas sagt mir, dass es so ist. Oder es ist eine andere Scheiße passiert, die dich davon abhält, dich zu öffnen. Eins von beiden.«

Wer ist dieser Kerl? Kann er Gedanken lesen?

Die Wahrheit ist, die verkorkste Ehe meiner Eltern hat mich emotional in Ketten gelegt. Da ist nichts als Wut, die all die Jahre in mir brodelt. Ihre Beziehung – oder vielmehr der Mangel davon –– hat mich vergiftet und meinen Geist verdorben. Aus mir wurde ein Mensch, der die Liebe hasst und niemals einen anderen Menschen in seine Welt lässt.

Aber das heißt nicht, dass mein Herz nicht gebrochen wurde. Es wurde in Stücke gerissen, wie es sich ein normaler Mensch nicht vorstellen kann. Während ich über einen blutdurchtränkten Teppich getaumelt bin, habe ich mehr Tränen vergossen, als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben weinen.

Trotzdem bin ich mir sicher, dass meine Vergangenheit nicht auf meiner Stirn geschrieben steht. Ich habe sie erfolgreich hinter einer Maske versteckt, die für die meisten auch nach Jahren nicht zu durchschauen ist. Das dachte ich zumindest bis jetzt. »Diese Frage werde ich nicht beantworten.« Ich bin entschlossen, ihm keine allzu tiefen Einblicke in mein Innerstes zu gewähren. »Du kannst mich alles fragen, aber nicht, was mein Herz durchgemacht hat oder nicht.«

»In Ordnung.« Brock lehnt sich zurück und fährt mit einer Hand durch sein Haar. »Verrätst du mir dann wenigstens deine Lieblingsfarbe?«

Nichts leichter als das. »Grün.«

»Florida oder Montana?«, fährt er fort.

»Ich hasse den Strand. Und Cowboys machen mich auch nicht an. Also keins von beiden.«

»Okay, junge Dame«, sagt er mit betont südlichem Akzent. »Mir gehört keine Ranch, und ich würde jederzeit einen scharfen, kleinen Skihasen künstlichen Implantaten vorziehen.«

Seine Antwort verwirrt mich ein bisschen, ich muss lachen. Er ist nicht wie die anderen. Das gefällt mir.

»Blumen oder Schokolade?«

»Wirst du jetzt klischeehaft?«

»Okay, notiert.« Er nickt und tut so, als ob er etwas aufschreiben würde. »Sexy High Heels oder dreckige Sneakers?«

Ich blicke auf meine drei Jahre alten Chucks hinunter, die schon bessere Tage gesehen haben. »Ähm, Sneakers.« Diese Antwort muss eigentlich offensichtlich gewesen sein, da ich außerdem eine Jeans von Wal Mart und ein ausgewaschenes Nirvana-T-Shirt trage.

Brock betrachtet mich einen Moment. »Das ist die Antwort, die ich mir erhofft hatte. Ich mag es anders.«

Ich spüre, wie meine Wangen erröten, während er mich weiterhin ansieht.

Als ob er meine Nervosität spüren würde, räuspert er sich. »Die erste Zahl, die dir in den Sinn kommt?«

»Sechzehn.«

»Bier oder harter Alkohol?«

Ich verdrehe die Augen. »Ähm … beides.«

Er kichert. »A Perfect Circle oder The Script?«

»Kann man nicht vergleichen. Das sind beides super Bands. Das ist, als würdest du mich fragen, wer mein Lieblings-Buchfreund ist. Das geht nicht.«

»Du hast recht. Aber ich habe keine Ahnung, was ein Buchfreund ist. Jetzt hast du mich neugierig gemacht.«

Ich grinse und habe nicht vor, darüber ins Detail zu gehen, wie wichtig es für Millionen Frauen ist, ihre Buch-Traummänner mit jedem Mann auf der Erde zu vergleichen. »Dieses Thema würde einen ganzen Tag in Anspruch nehmen.«

»Alles klar.« Er lacht und reibt sich die Hände. »Vanille, Schokolade oder Erdbeere?«

»Alle drei vereint in einem einzigartigen Geschmack.«

»Ein Spaziergang im Park oder eine Fahrt auf dem Motorrad?«

»Kennst du Deuce West?«

Er blickt mich verwirrt an.

Ich grinse erneut. »Auf jeden Fall eine Fahrt mit dem Motorrad.«

»Sehr cool«, antwortet er. »Sommer oder Winter?«

»Winter. Ich hasse Hitze.«

»Weihnachten oder Thanksgiving?«

»Ich würde jederzeit einen Truthahn einem dicken Mann im roten Mantel vorziehen.« Das bringt mir ein Lächeln ein.

»Lieblingsstellung beim Sex?«

Raffiniert. Das gefällt mir. Beinahe hätte ich rausgelassen, dass mir jede Position – an jedem öffentlichen oder privaten Ort –– recht ist, aber ich mache auf unschuldig und reiße die Augen auf.

»Einen Versuch war es wert«, gibt er mit einem Grinsen zu. »Lieblingsessen?«

»Sushi.«

Er rümpft die Nase.

»Ist das dein Ernst?«, frage ich und kann nicht glauben, dass es normale Menschen gibt, die nicht jeden Tag Sushi essen könnten. »Du magst kein Sushi?«

»Ich mag nur bestimmte weibliche Dinge roh.« Er zuckt mit den Augenbrauen.

»Ha-ha, sehr witzig«, erwidere ich, und mein Blick sagt ihm, dass ich genau weiß, was er meint.

Nicht Geld, sondern Sex ist die Wurzel allen Übels.

»Du bist schnell.« Er grinst und schiebt seinen Stuhl auf meine Seite des Tisches. Er setzt sich rittlings darauf und umschließt die Lehne mit seinen Armen, während er mich mit Argusaugen betrachtet. »Football oder Baseball?«

»Auf jeden Fall Baseball. Football ist scheiße.«

Plötzlich werden seine Augen groß, und seine Mundwinkel rutschen nach unten. Er sieht fast aus wie ein verlorenes, einsames Hündchen.

»Was ist los?« Diese plötzliche Sinneswandlung verwirrt mich ein bisschen. »Bist du ein überdrehter, verrückter Footballfan oder so was?«

»Captain.«

»Waaas?« Jetzt mache ich große Augen. »Oh Gott. Kein Sportler. Bitte sag mir, dass du kein Sportler bist.«

Mit einem Poloshirt und Dockers sieht er nicht gerade aus wie einer. Er wirkt eher kultiviert und von Steroiden unberührt. Na gut, eine sportliche Figur hat er schon: breite, definierte Schultern, muskulöse, aber dennoch schlanke Arme. Ich verrenke mir fast den Hals, um einen Blick auf seinen Bauch zu erhaschen. Unter seinem Poloshirt scheint ein Sixpack aus reinen Muskeln zu stecken. Trotzdem könnte er seinen Wahnsinnskörper ja durch Gewichtheben bekommen haben, vielleicht hebt er auch gern dürre Mädchen mit Brustimplantaten oder von mir aus auch Autos, wenn ihm danach ist.

Aber bitte, bitte kein Sportler.

Brock nickt, und ein Lächeln umspielt seinen Mund. »Ich bin der Captain der Uni-Footballmannschaft. Lässt das jegliche Hoffnungen, die ich hatte, zerplatzen?«

»Beinahe.« Nervös zupfe ich an der Ecke meines Stundenplans herum. »Sogar ziemlich sicher. Eigentlich müsste ich jetzt sofort aufstehen und gehen.«

Neugierig zieht er die Brauen nach oben. »Und warum, wenn ich fragen darf?«

»Einfach so. Aber egal. Ich kann damit umgehen, wenn du mir genug Gründe dafür lieferst.« Meine Gedanken wandern zurück zu der Nacht, in der ich meine Unschuld auf einem schlammigen Footballfeld der High School an einen Arsch namens Josh Stevenson verlor beziehungsweise fast verkaufte. Ich war vierzehn und wollte Bier. Er war siebzehn und hatte einen gefälschten Ausweis.

Wir hatten einen Deal.

Gott sei Dank dauerte die ganze widerliche Tortur weniger als fünf Minuten. Ich habe mich benommen wie eine Nutte, und er hat mich so behandelt. Am nächsten Morgen wusste sein gesamtes Team darüber Bescheid, und von da an riefen sie mir jedes Mal, wenn sie mich sahen, die passenden Namen hinterher.

In einem kleinen Fischerdorf außerhalb von Rivers Edge, North Carolina, war ich das neue Mädchen, das für Bier mit dem Captain der Footballmannschaft geschlafen hatte. Ich weiß nicht, ob es der zweite oder dritte Ort war, in dem ich bis dahin gelebt hatte. Ich weiß nur, dass es der Ort war, an dem mein Hass auf Sportler und meine Selbstverachtung für die Person, zu der ich wurde, ihren Anfang nahmen.

Unruhig rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her, während Brock mich ansieht, als würde er meine Gedanken lesen. »Was?«

»Ich bin nur froh, dass du bereit bist, mir und meinem … Sportlerdasein eine Chance zu geben.« Er schenkt mir ein Lächeln. »Und ich werde dir genug Gründe dafür liefern, damit klarzukommen.«

Ich habe das Gefühl, dass er noch mehr sagen will, dränge ihn aber nicht.

»Okay. Du sitzt allein auf einer einsamen Insel fest«, fährt er fort. »Und du kannst außer Wasser nur zwei weitere Dinge haben. Was wäre das?«

»Das ist einfach. Twizzlers und mein Tagebuch«, antworte ich und wünschte, ich hätte beides jetzt bei mir. Besonders die Twizzlers. Sie sind eine meiner vielen Krücken. Meine Droge, wenn ich nervös werde. Egal, welcher Geschmack – Hauptsache Twizzlers.

»Twizzlers?« Er guckt mich an, als wäre ich total verrückt. »Diese ineinander verdrehten Lakritzbänder? Die würdest du mitnehmen, wenn du dich für zwei Sachen entscheiden müsstest?«

»Du bist schnell«, gebe ich zurück und blicke ihn so amüsiert an, wie ich nur kann. »Sehr schnell, Cunningham.«

Er scheint kurz darüber nachzudenken, dann sagt er zuversichtlich: »Also gut, da wir beide junge Erwachsene mit einer sehr schnellen Auffassungsgabe sind und wir beide finden, dass Ryder das größte Arschloch des Universums ist, frage ich mich, wie ich dich dazu bringen kann, mit mir auszugehen.«

»Für ein richtiges Date musst du dich schon etwas mehr anstrengen.« Auch wenn ich die Worte mit Überzeugung ausspreche, kann sogar ich die Zweifel darin heraushören. Meine Sturheit regt mich auf, und ich frage mich, was, zum Teufel, mit mir los ist. »Da musst du schon ein bisschen Arbeit reinstecken.«

Brock nickt und hält mir seine Hand entgegen. Nach kurzem Zögern nehme ich sie, obwohl ich mir nicht sicher bin, was er vorhat.

Während er mir in die Augen sieht, streichelt er sanft mit dem Daumen über meine Knöchel. »Ich werde mir den Arsch aufreißen, damit du mit mir ausgehst. Aber ich warne dich, egal, was ich auch tun muss, ich werde einen Weg finden, in deinen hübschen Kopf einzudringen, Am-Ber.« Er grinst mich an. »Noch mehr, als ich es bereits getan habe. Du wirst schon sehen.«

Bevor ich auch nur zwinkern kann, führt er meine Hand an seine Lippen und küsst sie sanft. Ich zittere, und seine Bartstoppeln verursachen mir Gänsehaut. Er grinst, steht auf und geht ohne ein weiteres Wort durch den Speisesaal davon.

Mein Herz hüpft auf und ab wie ein Tischtennisball. Sprachlos lässt er mich zurück, und ich frage mich, ob Brock Cunningham gelingen wird, was noch keinem vor ihm gelungen ist.

Jede Mauer zu durchbrechen, die ich um mich herum aufgebaut habe.

»Sie benötigen die Einführung in die Biologie, Miss Moretti«, informiert mich die Frau im Studiensekretariat.

»Ich dachte nicht, dass ich diesen Kurs brauche«, entgegne ich frustriert. »Wenn ich ihn besuchen muss, wirft mich das ein ganzes Semester zurück.«

»Das ist aber in Ihrem Studienplan so vorgeschrieben. Ich kann Ihnen leider nichts anderes sagen.« Sie rückt ihre Brille auf der dünnen Nase zurecht und beäugt die wachsende Schlange von ungeduldigen Studenten hinter mir. »Machen Sie einen Termin mit einem Studienberater aus, wenn Sie meinen. Aber ich kann leider nicht mehr für Sie tun.«

Mehr als verärgert werfe ich meine Tasche über die Schulter, drehe mich um und renne prompt in den Gott der Arroganz persönlich.

Ryder Ashcroft.

Obwohl mich seine scharfen Gesichtszüge, der Ansatz eines Dreitagebarts auf seinem Kinn und das Grinsen um die Mundwinkel sofort faszinieren, verdrehe ich die Augen und versuche, an ihm vorbeizueilen. Aber er bewegt sich synchron zu mir und versperrt mir den Weg. Als er sich mir auch beim zweiten Versuch, an ihm vorbeizukommen, in den Weg stellt, werde ich wütend.

»Jetzt mal im Ernst, Ryder. Was ist dein Problem?«

»Du bist mein Problem.« Sein Grinsen wird breiter. »Es ist schon ein paar Tage her, seit wir uns getroffen haben. Hast du mich schon vermisst?«

»Nein«, sage ich und meine es todernst. Kann ich leugnen, dass ich mir die letzten vierundachtzig Stunden immer wieder den Kuss zwischen uns ins Gedächtnis gerufen habe? Oder das Verlangen, mit meinen Fingern durch sein dichtes, dunkles Haar zu fahren? Nein. Das kann ich nicht leugnen. Aber vermisst habe ich ihn trotzdem nicht.

»Du lügst«, sagt er und lässt mich schließlich vorbei.

»Und du gehst mir auf die Nerven.«

Er folgt mir aus dem Büro und geht mir nach in den überfüllten Gang. »Mag sein. Aber du bist wundervoll und gehst mir auf die Nerven. Das ist eine tödliche Mischung.«

Ich halte an und drehe mich mit zusammengekniffenen Augen zu ihm um. »Ich geh dir auf die Nerven?«

»Ja, die ganze Zeit.« Er zuckt mit den Schultern und steckt die Hände in die Taschen seiner Jeans. »Du machst mich komplett wahnsinnig.«

Ich blinzle ihn an. »Ich mach dich wahnsinnig? Wie kann das denn sein?«

Er grinst und kommt näher, wobei seine Brust fast meine berührt. Ich atme tief ein, und mein Puls schlägt höher, während ich versuche, die knisternde Spannung zwischen uns zu ignorieren.

»Das kann sogar sehr gut sein. Und schon wieder stellst du deine süßen Fragen.« Er nimmt eine meiner Haarsträhnen, lehnt sich vor und riecht daran, bevor er flüstert: »Mmmhh … Himbeere.«

»W…was?«, stottere ich. Das Blut strömt so laut durch meine Adern, dass ich die lärmenden Gespräche im Gang überhaupt nicht mehr wahrnehme.

»Dein Shampoo.« Er lässt mein Haar durch seine Finger streifen, tritt einen Schritt zurück, und sein Blick gleitet langsam über mich. »Es duftet nach Himbeere. Das gefällt mir. Es ist nur ein kleiner Teil von dir, der mich verrückt macht. Ganz zu schweigen von deinem angepissten Schmollmund oder deiner krassen, sexy Einstellung. Ich werde nicht näher darauf eingehen, was das alles in mir hervorruft, aber ich bin mir sicher, du kannst es dir vorstellen. Du hast vor ein paar Tagen auf meinem Schoß gesessen. Ich denke, du konntest fühlen, was das in mir hervorruft.«

Mein Körper reagiert zweifellos auf ihn – in einer verstörenden, aber auch wunderbaren Art und Weise. Beim Klang seiner tiefen, rauen Stimme setzt mein Herz fast aus. Der heiße Blick in seinen blauen, schimmernden Augen lässt meine Atmung schneller werden. Und zu guter Letzt gehen mir Visionen von animalischem, leidenschaftlichem Sex durch den Kopf, wenn er mit seiner gepiercten Zunge über seine Lippen fährt.

»Hast du etwas gesagt?«, frage ich und versuche mich ernsthaft zu erinnern.

»Dein Shampoo«, sagt er mit leichter Verwirrung in der Stimme. »Es duftet nach Himbeere.« Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem Lächeln. »Du warst in Gedanken verloren, stimmt’s?«

Ja, verdammt, das war ich.

Irgendwo zwischen seinen Bemerkungen über den Duft meiner Haare und meine Augen habe ich mich in einer Art Nebel aus seinem betörenden Rasierwasser verloren, der mein Hirn innerhalb weniger Sekunden komplett ausgeschaltet hat. Es gefällt mir gar nicht, dass er weiß, was er mit mir anstellt, und ich schenke ihm ein schiefes Lächeln. »Hör mal, ich bin mir sicher, dass eine Horde von Mädchen nur allzu gerne für dich auf Kommando die Beine breit machen würde. Aber zwischen uns wird das nicht passieren, Kumpel.«

»Mein Name ist Ryder«, antwortet er trocken. »Und glaub mir, es wird passieren.«

»Ich weiß, wie du heißt«, seufze ich. »Und es wird nicht passieren.«

Mit einem Schmunzeln folgt Ryder mir durch den Gang, der mich zu meiner blöden Biologieeinführung bringen wird.

»Außerdem«, fahre ich fort und bahne mir einen Weg durch die Massen an Studenten, »wird dir die Blonde, die meinen Platz auf deinem Schoß so eilig wieder besetzt hat, mit einer Machete die Eier abschneiden, wenn sie herausfindet, dass du versuchst, mich anzumachen.«

»Blondie hat beobachtet, wie ich dich geküsst habe, und meine Eier sind noch intakt. Wenn dich das nicht davon überzeugt, dass sie nur eine flüchtige Bekanntschaft ist, dann weiß ich nicht, was es sonst könnte.«

Ich könnte mich ohrfeigen. Er hat mich so irritiert und sexuell frustriert, dass ich dieses Detail total vergessen habe.

»Und überhaupt … War das Eifersucht in deiner Stimme?«, fügt er wiederum besserwisserisch hinzu.

Ich bleibe vor dem Biologieraum stehen und drehe mich um zu Ryder, der eine Hand hinter sein Ohr hält.

»Mmhhh … ja. Ja, das klingt nach Eifersucht.« Er schließt die Augen, sodass ich seine langen, dunklen Wimpern in voller Pracht bewundern kann, und lässt ein tiefes, langsames und aufreizendes Stöhnen aus seinem Mund.

Ich verschlucke fast meine eigene Zunge, als ich mir dieses Stöhnen an meinem Ohr vorstelle, während er mich von hinten nimmt.

Er öffnet die Augen wieder und heftet sie an meine Lippen. »Und was für ein süßes Geräusch das ist aus deinem hübschen Mund.«

»Es ist keine Eifersucht«, beharre ich. Und das stimmt auch. Es ist … es ist … ach Scheiße, ich weiß verdammt noch mal nicht, was es ist. Aber ich weiß, dass es keine Eifersucht ist. Meine Knöchel werden weiß, so fest umklammere ich die Riemen meiner Tasche. »Das hättest du wohl gern.«

Er beißt sich auf die Unterlippe und schüttelt den Kopf, als er langsam rückwärts den Gang hinunterläuft. »Es ist Eifersucht«, ruft er laut. »Aber es ist okay, dass du es nicht zugeben willst. Das macht dich nur noch süßer. Kein Problem!«

Ich verdrehe die Augen und stöhne innerlich auf.

»Und du hast noch immer nicht auf meine Frage geantwortet«, fügt er hinzu.

»Welche Frage?« Mit einer Hand schon am Türknauf runzle ich die Stirn. Ich bin mir bewusst, dass mich die letzten fünf Minuten mit ihm in eine unzurechnungsfähige Irre verwandelt haben, die gerade aus der Klinik entlassen wurde. Aber ich kann mich beim besten Willen an keine Frage erinnern, die ich ihm nicht beantwortet hätte.

»Wie lautet der Name, der zu diesem hübschen Gesicht gehört?«

Ich stemme die Hände in die Hüften. »Das hast du mich nicht gefragt.«

»Aber … das habe ich doch gerade getan.« Er schenkt mir ein umwerfendes Lächeln und geht weiter den Gang hinunter. »Oder etwa nicht?« Er kratzt sich mit gespielter Verwirrung am Kinn. »Na gut, ich könnte mich irren. Es war ein langer Tag, aber ich könnte bei Gott schwören, dass ich dich gerade gefragt habe.«

Dieser Kerl findet sich ernsthaft komisch. Und wahrscheinlich findet das ein perverser Teil von mir auch.

»Brock hat dir nicht erzählt, wie ich heiße?« Das kann ich mir kaum vorstellen. Jungs reden miteinander. Wenn man bedenkt, dass sie beste Freunde sind, haben sie doch sicher auch über mich geredet. »Du hast ihn doch bestimmt gefragt, was zwischen uns war.«

»Da ist was Wahres dran. Hätte ich ihn seit diesem Tag gesehen oder gesprochen, hätte ich das bestimmt getan. Aber wir haben uns nicht gesehen. Darum frage ich dich jetzt.«

Ich stoße einen langen Seufzer aus und weiß, dass ich auf verlorenem Posten stehe. »Amber.«

Er hält inne, und ein Lächeln formt sich um seinen Mund. »Aha, jetzt ergibt alles einen Sinn.«

»Was ergibt einen Sinn?«

»Na, warum dich deine Eltern Amber genannt haben.«

Ich starre ihn an und habe keine Ahnung, wovon er spricht.

»Deine bernsteinfarbenen Augen, schönes Mädchen.« Er zwinkert und lächelt mich aufrichtig an. »Und bitte, nimm nicht alles so persönlich, was ich von mir gebe. So bin ich einfach.« Sein Lächeln verschwindet und verwandelt sich in ein teuflisch gutes Grinsen, als eine Gruppe Studenten hinter ihm vorbeigeht. »Aber keine Angst, Süße. Du wirst dich daran gewöhnen. Wahrscheinlich verliebst du dich sogar in all meine schlechten Eigenschaften. In jede einzelne von ihnen. Und wenn ich dich jeden verdammten Tag nerven muss, was ich mir an deiner Stelle ruhig zutrauen würde – ich werde es tun. Glaub mir, ich werde es tun. Und wenn ich damit fertig bin, garantiere ich dir, werde ich das Erste sein, was dir am Morgen nach dem Aufwachen durch den hübschen Kopf geht, und das Letzte, was du vorm Schlafengehen vor deinen bezaubernden Augen sehen wirst.« Er zuckt mit den Schultern und lächelt erneut. »Ich gebe dir nur die angemessene Warnung, die du verdienst.«

Dann dreht er sich um, winkt mir über die Schulter zu und verschwindet um die Ecke.

Als ich in den Biologieraum gehe, immer noch heftig atmend wegen seiner Erläuterungen, kommt mir in den Sinn, dass Ryder Ashcroft mit all seinen nervigen, sexuell frustrierenden Eigenschaften, die ich nicht allzu persönlich nehmen soll, mit einer Sache recht haben könnte. Vielleicht haben mich meine Eltern wirklich wegen meiner bernsteinfarbenen Augen Amber genannt.

Aber wie kann man seinen lieben Verstorbenen Fragen stellen?

Richtig … gar nicht.

Als ich aus meinem Auto steige, lässt mich die warme Augustluft fast ersticken. Sie ist so schwer wie ein dickes, nasses Handtuch und hindert mich am Atmen. Im Bruchteil einer Sekunde bin ich von Kopf bis Fuß schweißgebadet. Obwohl ich mir in der vergangenen Woche einen Job als Kellnerin gesichert habe und die Kurse an der Uni mit jedem Tag besser werden, hasse ich Maryland genauso sehr, wie ich mich nach Washington sehne. Ich vermisse es, dort zu leben. Auch wenn dort meine verkorkste, ruinierte Vergangenheit ihre Wurzeln hat, war es wenigstens nie so schwül, und es hat nicht überall nach Krabben gerochen.

Ich wische mit der Handfläche über meinen verschwitzten Nacken, in Gedanken an eine verlorene Kindheit versunken, knalle die Autotür zu und gehe über den Studentenparkplatz. Ich will so schnell wie möglich in das klimatisierte Gebäude kommen und nehme zwei Stufen auf einmal. Dabei remple ich andere Studenten mit hängenden Schultern und schlaffen Armen an, die ihre Bücher nach oben tragen. Obwohl ich sofort eine Entschuldigung murmle, treffen mich ihre bösen Blicke. Sie scheinen genauso genervt vom Wetter wie ich.

Ich reiße die Türen auf, und jeder Zentimeter meines Körpers wird sofort von kühler Luft geweckt, wie vom Kuss eines Liebhabers auf der nackten Haut. Während ich mich durch das ruhige, zweistöckige Gebäude in Richtung Bibliothek bewege, kühle ich langsam ab auf eine normale Körpertemperatur und bin bereit zum Lernen – was ich dringend nötig habe.

Nachdem ich meine Sachen auf einem der Tische platziert habe, gehe ich durch die Gänge und lasse meine Finger über die Ledereinbände in den altmodischen Mahagoniregalen streifen. Ich nehme den Anblick der Reihen voller Bücher mit gierigen Augen auf, und meine Nase saugt ihren vertrauten Duft ein, der es immer geschafft hat, mich zu beruhigen und ein bisschen Normalität in meine Gedanken zu bringen, die von der Vergangenheit beherrscht sind. Wenn auch nur ein bisschen.

Ich entdecke eine überarbeitete Ausgabe von John Miltons Das verlorene Paradies und blättere durch die Seiten. Als ich zum Kampf zwischen den treu ergebenen Engeln und den Mächten des Teufels gelange, bin ich sofort ergriffen und auch etwas verstört von dem, was sich auf den Seiten vor mir ausbreitet. Völlig vertieft in das Buch spüre ich plötzlich, wie eine Hand das Haar aus meinem Nacken streicht. Vor lauter Schreck bleibt mir die Luft weg.

»Psst«, macht Brock und hält einen Finger über seine Lippen. »Wir sind hier in einer Bibliothek, Miss Moretti.« Verführerisch legt er eine Hand auf das Regal genau über meiner Schulter. »Obwohl mir dein … Keuchen gefallen hat.«

»Ich habe nicht gekeucht«, gebe ich ruhig zurück und lächle dabei verlegen.

»Du hast gekeucht. Aber ich beschwere mich gar nicht.«

Ich muss schlucken und kann die Chemie zwischen uns nicht ignorieren. »Was machst du hier? Eine Bibliothek ist doch nicht gerade ein Ort für einen Sportler.«

»Da irrst du dich. Auch Sportler gehen in Bibliotheken, wenn sie wissen, dass dort hübsche Mädchen sind, die auf einer einsamen Insel Twizzlers jeder Überlebenshilfe vorziehen würden.« Mit einem müden Lächeln fischt er eine Packung Twizzlers aus der Hosentasche. Seine grünen Augen scheinen dunkler zu werden, als er mit der Packung sanft über meine Lippen streift. »Du siehst heute hübsch aus.«

»Du auch.« Mein Atem geht schneller, und sexuelle Spannung liegt in der Luft. Meine Handflächen, die ich auf die Bücher presse, werden feucht, und als er damit fortfährt, das Päckchen langsam und sanft über meine Lippen zu streifen, beginnt mein Herz zu rasen.

Sein Gesicht ist jetzt nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt. »Zu mir hat noch nie jemand hübsch gesagt, aber da es von dir kommt, nehme ich es als Kompliment.«