Kaum war Jan gegangen, sackte ich in meinen Sessel und starrte ins Leere. Es war die gleiche Leere wie vor meiner Abreise. Sie verschluckte mich einfach. In mir war alles in Aufruhr, und doch saß ich regungslos da und wusste nicht, wie ich wieder zur Ruhe kommen sollte. Meine Gedanken drehten sich rasend schnell. Ich bekam sie nicht zu fassen. Alles, was ich begriff, war, dass sich nichts geändert hatte. Panik kroch in mir hoch. Der Schmerz hing noch immer in den Wänden. Ich sprang auf, öffnete die Fenster und atmete tief durch. Aus der Küche drang das Röcheln der Espressomaschine zu mir. Kaffee. Ich wollte mir doch Kaffee kochen. Mit Baileys. Hatte ich Mimi schon gefüttert? Ich stolperte über mein Gepäck, das im Flur stand. Mimi huschte verschreckt durch ihre Klappe nach draußen.
„Nina, reiß dich zusammen“, zischte ich erbost. Ungeschickt hantierte ich mit dem Siebträger herum, nachdem ich mehr Espressopulver auf der Arbeitsplatte verteilt hatte, als in dem dafür vorgesehenen Sieb gelandet war. Ich legte alles aus den Händen, straffte die Schultern und konzentrierte mich auf jeden einzelnen Handgriff so, als würde ich ihn das erste Mal ausführen. Ich spielte mit dem Gedanken, auf der Stelle wieder abzureisen. Aber wohin? Tatsächlich Island?
Ich rief Julia auf dem Handy an und erreichte sie im Auto.
„Er ist wieder weg. Jan ist gegangen“, rief ich beinahe hysterisch ins Telefon.
„Nina. Oh weh“, seufzte Julia. „Warte, ich fahre schnell auf einen Parkplatz, dann bin ich für dich da.“
Die eine Minute, bis Julia sich wieder meldete, erschien mir wie eine Ewigkeit, in der nur ein Gedanke wie ein Damoklesschwert über mir hing: Er hat mich verlassen.
„Jan ist nicht weg“, begann Julia. „Er ist nur gerade nicht da. Beruhige dich wieder. Es ist nichts Schlimmes passiert.“
„Er hat mein Gepäck noch reingetragen und dann ist er gegangen“, erklärte ich ihr.
„Er wird dir Zeit geben wollen, erst einmal wieder anzukommen. Ich finde das sehr umsichtig von ihm.“
„Du meinst, er ist nicht weg?“
„Nein, Nina, er ist nicht weg.“
„Warum tut es dann so weh? Julia, warum?“ Ich fing an zu weinen. „Das Nichts tut so weh.“
„Das, was dir wehtut, hat vielleicht nichts mit Jan zu tun.“ Julias Stimme war besänftigend. „Versuch dich zu entspannen. Geh in deinen Hof, streichle deine Katze und rupf von mir aus Unkraut aus den Töpfen. Das habe ich nämlich nicht gemacht.“
„Hm.“
„Aber steh nicht nur herum und konzentrier dich auf deine Panik. Die ist unbegründet.“
„Ist gut, mache ich nicht“, versprach ich und war entschlossen, mein Versprechen nicht zu brechen. „Okay, bis dann“, beendete ich das Gespräch.
Noch so eine Panikattacke, und ich suche mir einen Therapeuten, dachte ich frustriert und verständnislos.
Der Zugang zu meiner Vernunft war wie blockiert. Er wurde erst etwas freier, nachdem ich tatsächlich die wuchernde Gänsekresse aus den Töpfen gerissen, Verblühtes abgeschnitten und zwölfmal die Gießkanne gefüllt und über den durstigen Pflanzen entleert hatte. Ich schnippelte noch etwas an den Rosen herum, die noch ein paar Blüten hatten, die wunderbar nach Zitrone und Marzipan dufteten. Das waren meine Rosen – David-Austin-Rosen, die ich direkt aus England importiert hatte.
Mit einem Latte macchiato ohne Baileys setzte ich mich in meinen Hof und versuchte anzukommen. „Mein blöder Kopf macht mir das Leben nur unnütz schwer“, grummelte ich.
Mimi tapste auf mich zu, sprang mir auf den Schoß und zwang mich so zum Stillsitzen. Wohlig rekelte sie sich, bis sie eine Position gefunden hatte, in der sie schlafen wollte und konnte. Der Duft von Lavendel und Thymian zog mir in die Nase. In der Ferne hörte ich Autos fahren und Mütter nach ihren Kindern rufen, und ich wusste, dass niemand die Grenze zum Hof überqueren und mich stören wurde. Meine Muskeln entspannten sich Minute für Minute mehr.
Erst als Mimi genug von unserer Mußestunde hatte und aufsprang, raffte auch ich mich auf und begann, den Koffer auszupacken und die Maschine mit Wäsche zu füllen. Nachdem ich den Koffer ausgewischt hatte, brachte ich ihn auf den Dachboden. Ich wollte ihn einfach nur in die Ecke stellen, als ich die Kiste mit Jans Geschenken sah. Ich hatte sie damals frustriert hierher gebracht und überlegte jetzt, ob ich seine Sachen nicht wieder mit nach unten nehmen sollte. Es gab keinen Grund mehr, sauer auf die Gummiente zu sein – die war sowieso an nichts schuld gewesen. Sie hier ins Dunkel verbannt zu haben, erschien mir jetzt äußerst albern. Ich nahm die Kiste hoch und stutzte. Sie stand auf einem Pappkarton, den ich längst vergessen hatte. In meiner Verzweiflung hatte ich nicht darauf geachtet, wo ich die Kiste abgestellt hatte. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich den alten Karton jetzt berührte. Ich wagte nicht, ihn zu öffnen. Ich starrte ihn nur an. Ich wusste nicht, wie lange ich dagestanden und auf den Deckel gestarrt hatte. Dann hob ich ihn an, und mein Herz krampfte sich zusammen, als ich Noels Baseballkappe zuoberst in dem Karton liegen sah. Erschrocken schnappte ich nach Luft und ließ den Deckel wieder sinken.
Eilig schnappte ich mir die Kiste mit Jans Sachen und flüchtete zurück in meine Wohnung. Ich nahm zwei, drei Stufen auf einmal und glitt mit der freien Hand am Treppengeländer entlang. Ich suchte nach Halt, weil ich ihn gerade komplett verloren hatte.
Jan war nicht weg, der Einzige, der weg war, war Noel, schoss es mir durch den Kopf. Jan war nur der Auslöser für den überwältigenden Schmerz, nicht der Grund.
Atemlos schloss ich meine Wohnungstür und lehnte mich schnaufend mit dem Rücken dagegen, so, als könnte ich damit alles aussperren, was ich nicht wissen wollte. Aber er war da. Noels Karton mit allem, was mir von ihm geblieben war. Der Schmerz brannte wie Feuer in meiner Brust und ich versuchte ihn – wie immer – mit Wein zu löschen.
Nach dem zweiten Glas kippte ich den Rest aus der Flasche in den Ausguss und warf die Flasche mit voller Wucht in den Mülleimer.
„Du musst etwas tun, Nina! Und du weißt auch, was! Du weißt genau, was du tun musst!“, wiederholte ich so lange, bis mein Entschluss feststand.
Ich musste die Wurzel all meines Schmerzes, meine ständige Angst, Jan zu verlieren, packen und auf den Kompost schmeißen. Oder so, wie ich es in Irland weise gedacht hatte: Ich musste die Fäden, die mich lenkten, durchtrennen. Es war keine Woche her, dass ich all das noch gewusst hatte. Ich hatte verstanden, was ich zu tun hatte, es aber nicht getan und dann wieder vergessen. Das durfte nicht wieder geschehen.
Ich war nur froh, dass es nicht Jan war, den ich in meiner Panik angerufen hatte. Ich hatte ihn früher oft genug mit meiner Angst konfrontiert, dass er für immer aus meinem Leben verschwinden könnte. Es war an der Zeit, ihn darüber aufzuklären, woher diese Angst rührte, die ihm schon so manch seltsames Gespräch aufgezwungen hatte. Wir hatten nie direkt darüber gesprochen, aber an Jans Handeln konnte ich rückblickend erkennen, dass er alles getan hatte, um mich nicht zu verunsichern. Bis zu dem Moment, als es ihm zu viel wurde und meine Ängste ihn zu verschlingen drohten. Er hatte gehen müssen, sonst wäre auch er eine Marionette meiner Ängste geworden. Das wurde mir auf einmal bewusst. Ich musste es ihm sagen. Jetzt.
Sofort griff ich zum Telefonhörer und rief Jan an.
„Du hast mich nie gefragt, warum ich so bin, wie ich bin“, eröffnete ich ohne Umschweife das Gespräch.
„Nein, das habe ich nicht. Du wirst es mir irgendwann erzählen. Es ist auch nicht wichtig. Du bist, wie du bist: wertvoll!“
„Ich möchte dir etwas zeigen“, sagte ich, ohne auf seine wohltuenden Worte einzugehen. Ich hatte sie gehört und abgespeichert. Aber jetzt war etwas anderes mindestens genauso wichtig. Ich hatte Angst, dass ich kneifen würde, wenn ich nicht schnell das loswurde, was mir auf der Seele brannte.
„Können wir uns morgen treffen?“, fragte ich ohne weitere Erklärung. „Und kannst du mit dem Rad kommen?“
Jan spürte wohl, dass es wichtig war, und versprach mir, sich Zeit für mich zu nehmen.
„Ich bin gegen Mittag da – mit dem Fahrrad“, sagte er zu. Mir fielen tausend Felsbrocken von der Seele, denn jetzt würde es kein Zurück mehr geben. Mit einem belanglosen „Ich hatte Sehnsucht nach dir“ würde ich nicht davonkommen. Das würde Fragen nach sich ziehen, Ausflüchte, die er mir nicht glauben würde, und obendrein auch noch die Enttäuschung über mich selbst.
Jan klingelte um Punkt zwölf Uhr bei mir. Ich stand schon in Jacke und Schuhen da und wir konnten gleich los.
„Wohin fahren wir?“, fragte er, als ich mein Fahrrad aus dem Schuppen im Hof holte.
„In meine Vergangenheit“, sagte ich ernsthaft.
Wir radelten einmal quer durch Hamburg – hin zu einem der schönsten Parks der Stadt. Die alten Bäume wiegten ihre Äste im Wind. Nur ein leises Rauschen war zu hören. Eine friedliche Stille lag über den alten Engelsstatuen, den Grabsteinen und Mausoleen. Jan folgte mir wortlos über die Hauptstraße des Friedhofes, bis hin zu der Abzweigung, die mich unabwendbar in die Schatten der Vergangenheit führen würde.
Noels Grab zu finden war nicht schwer, obwohl ich seit fast zwanzig Jahren nicht hier gewesen war. Ich hatte mir die ausladenden Kronen der drei alten Eichen eingeprägt, unter denen der Pfarrer damals die Grabrede gehalten hatte. Im Schatten zweier Engel, deren mächtige Flügel Trost versprachen, stand damals das, was von meiner Familie übrig geblieben war, vor einem quadratischen Erdloch und ließ die Worte des Pfarrers über sich ergehen. In seinen Worten lag kein Trost, nur das Bewusstsein, dass es vorbei war. Noel würde nicht zurückkommen.
Wie lehnten unsere Räder an eine Bank und gingen die letzten Meter noch immer schweigend nebeneinander. Ich stoppte und deutete in Richtung des Findlings, den ich damals ausgesucht hatte. Bevor ich den letzten Schritt tat, legte ich drei Finger auf den silbernen Tortenheber-Anhänger, den ich am Morgen aus der Schatulle genommen und umgehängt hatte, und bat Corry um Beistand. Andächtig fuhr ich über die unebenen Diamanten und versprach meiner verstorbenen Tante, auch sie bald zu besuchen.
Niemand war in den vergangenen Jahren hier gewesen. Nur der Grabpfleger, der das Efeu um den Grabstein im Zaum gehalten und die goldenen Buchstaben auf der Grabplatte mehr schlecht als recht poliert hatte.
„Noel?“ Jan zog fragend die Augenbrauen hoch. „Er hatte am selben Tag, im selben Jahr wie du Geburtstag … Ist er …“ Jan verstummte.
„Mein Zwilling, ja“, beantwortete ich seine unausgesprochene Frage. „Er war mein Vertrauter – mein geliebter Bruder. Meine zweite Hälfte.“ Ich räusperte mich, bevor ich weitersprach. „Es gab bis zu seinem Tod nicht einen Tag, an dem ich nicht mit ihm gelacht oder geredet hatte. Ich sprach auch danach noch lange mit ihm, bis mir bewusst wurde, dass es nur noch Monologe waren.“
Jan nickte mitfühlend.
„Weißt du“, fuhr ich stockend fort, „er wusste alles über mich und ich wusste alles über ihn. Wir teilten das Leben miteinander – Tür an Tür im selben Haus. Erst im Elternhaus, später in dem Haus in der Lappenbergsallee. Er hatte die Wohnung links neben meiner. Wir wollten feiern. Ich hatte seit einer Stunde mein Diplom in der Tasche und wir fuhren ans Elbufer. Mit Blick auf die Sterne wollten wir anstoßen – mit Sekt und Selters. Aufs Leben! Der Tod kam uns dazwischen.“ Ich musste schlucken und kämpfte gegen die Tränen an. Wenn ich jetzt stoppte, würde ich es vielleicht niemals bis ans andere Ende der Brücke schaffen. Ich holte tief Luft.
„Ein anderes Auto rauschte einfach so in unseren Wagen … ohne Vorwarnung. Es gab einen Knall, ein Klirren …“
Jetzt, fast zwanzig Jahre später, hörte ich das Zerbersten der Scheinwerfer erneut. Ich hielt mir die Ohren zu.
„Es folgte Stille. Dunkle Stille“, sagte ich und ließ die Hände wieder sinken. Jan sah mich an, sagte aber nichts. „Als ich wieder zu mir kam, lag ich im Krankenhaus in der Notaufnahme – Noel im Keller.“
„Und deine Eltern? Du hast nie von ihnen gesprochen. Sind die auch tot?“
„Nein. Die habe ich seit Noels Beerdigung nicht mehr gesehen. Sie sind nach Gran Canaria ausgewandert.“
„Scheint eine Familienkrankheit zu sein.“
„Was meinst du?“
„Das Weglaufen!“, murmelte Jan.
„Ja“, stimmte ich ihm leise zu.
Jetzt fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Noel wollte auch immer weg – aber aus purer Abenteuerlust. Gleich nach seinem Anglistikstudium wollte er nach Südengland auswandern. Er hat es nie dorthin geschafft. Ich bin an seiner Stelle gefahren. Jahr für Jahr. Meine Reisen an die Südküste begannen gleich nach seinem Tod. Zuerst erzählte ich ihm in Gedanken noch von den Menschen, der Landschaft … von Dingen, die er hätte sehen wollen. Irgendwann ließ ich es bleiben. Den eigentlichen Grund meiner Reisen hatte ich über die Jahre verdrängt. Ich musste schlucken. Stellvertreterreisen – es waren Stellvertreterreisen gewesen.
„Meine Eltern schreiben Postkarten“, erklärte ich knapp, um schnell zurück ins Hier und Jetzt zu kommen, und fügte nachdenklich hinzu: „Zu Weihnachten – niemals zum Geburtstag.“
Ich beugte mich zum Grabstein hinab und strich liebevoll über das goldene N. Irgendwo in meinem Inneren erklang ein Lachen – Noels Lachen. Es war fröhlich. Klar und munter. Ich hörte ihn lachen. Nach so vielen Jahren … oh, was hatte ich sein Lachen vermisst!
„Noel …“, hauchte ich und kämpfte abermals gegen die Tränen. „Es tut so weh, Jan. So weh.“ All die Jahre, die ich diesen Schmerz nicht spüren wollte, straften mich jetzt. Meine Brust brannte, mein Hals zog sich zusammen, und meine Augen starrten einfach nur auf den Namen, der den Findling zierte. Jan legte den Arm um mich, zog mich sanft an sich und ich ließ es zu. Ich fühlte, wie ich innerlich zusammensackte und immer kleiner wurde. Ich ließ mich fallen. Immer tiefer sank ich zitternd in Jans Arme und nicht eine Faser in mir versuchte, aufrecht und kontrolliert zu bleiben. Ich weinte hemmungslos.
Endlich.
Ja, es tat weh.
Endlich.
Kurzbeschreibung:
Nachdem Ninas Traum von einer Liebesbeziehung mit ihrem besten Freund endgültig gescheitert ist, bricht sie mit ihrer besten Freundin Julia nach Irland auf. Bei einer Reise mit dem Pferdewagen über die wunderschöne grüne Insel will sie allen Schmerz vergessen und wieder zu sich selbst finden. Aber kann sie all die Gefühle, Hoffnungen und Zukunftspläne einfach so hinter sich lassen? Nicht nur Dauerregen und ungebetene Mitreisende machen ihr einen Strich durch die Rechnung, auch unerwünschte Erinnerungen klopfen immer wieder an. Bis jemand unerwartet an Ninas verletztem Herz rüttelt und gegen allen Widerstand Licht in ihr Leben bringt.
Zu Hause bei Dir
Roman
Edel Elements
Edel Elements
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Copyright © 2017 by Petra Steckelmann
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Langenbuch & Weiß Literaturagentur.
Covergestaltung: Anke Koopmann, Designomicon.
Konvertierung: Datagrafix
Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.
ISBN: 978-3-96215-044-0
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Für jene, ohne die es diese Geschichte nie gegeben hätte:
-für Corry, der ich so viel mehr verdanke als ihre Reisekasse,
-für Raguel, dem ich mehr Vertrauen schenkte als meinem Herzen,
-für Ulrike, die „wahre“ und weitaus schätzenswertere Julia,
-… und natürlich auch für Jan, der meist weitblickender war als ich.
In Liebe und Dankbarkeit
P. S.
Irland – du grüne Insel
Irland – du sanftes Land
Irland – du Quelle des alten Wissens
Empfange uns!
Irland, wir kommen!
Und Irland, ich erwarte Wunder von dir!
Und das tat ich wirklich.
„Du wirst nur grüne Hecken sehen, Nina, sonst nichts!“
„Danke, ich weiß.“
Das war die letzte Konversation, die wir in ruhigem Ton miteinander führten. Danach gab es noch einmal kurz Geschrei. Und das nicht wegen des Irlandurlaubs, den ich trotz des Hinweises auf die grünen Hecken gebucht hatte.
Was kann an Hecken schon verkehrt sein? Noch dazu, wenn sie grün sind.
Seitdem: Funkstille auf sämtlichen Kanälen. Er ging nicht mehr ans Telefon, wenn ich ihn anrief, beantwortete keine E-Mail mehr, und auch meine letzte SMS war ins Leere gelaufen. Er war einfach so und ohne ersichtlichen Grund aus meinem Leben verschwunden. Ghosting heißt dieses Verhalten, wie mich meine liebste Freundin Julia aufklärte. Aber wirklich erklärt hat das nichts.
Die Reise war gebucht. Für Julia und mich. Ich hatte bei der Buchung zwar nicht geahnt, dass ich mit Tränen im Gepäck reisen würde, aber gebucht ist gebucht. Zur Not müsste ich halt Übergepäck zahlen. Tränen wiegen schwer, sagt man.
Also flogen wir etliche Wochen später los. Auf nach Dublin. Wir, das waren, um genauer zu sein, meine kaum Englisch sprechende Freundin Julia, deren Angst vor Pferden ihr nicht mal das Theologiestudium nehmen konnte, und ich, Nina, eine Kinderbuchautorin, die zwar keine Angst vor Pferden hat, aber sonst vor ziemlich allem – und im Moment besonders vor Männern. Kein Wunder, hatte mein Herz doch gerade einen heftigen Tritt versetzt bekommen – von eben dem Mann, der den Einwand mit den Hecken gebracht hatte. Ein Kick ins Off – ausgelöst durch eine Nichtigkeit, die kaum der Rede wert war. Ich hatte ihm zu etwas mehr Urlaub geraten, denn seine Firma fraß nicht nur seine Zeit, sondern auch seine Kraft. Schlecht sah er aus, müde und erschöpft. Ich mischte mich wohl zu sehr in seine privaten Angelegenheiten ein und dafür hatte er mich verlassen. Hatte er das? Es fühlte sich so an. „Das geht dich nichts an!“, waren seine letzten Worte gewesen. Laut und verletzend.
Wir waren nie ein Liebespaar gewesen, das nicht. Das hatten wir nie geschafft. Wie waren ein „Was-auch-immer“ auf der Schwelle zum „Für immer!“. Aber diese Schwelle war so unendlich hoch, dass wir sie nach drei Jahren noch immer nicht erklommen hatten. Oft hatte ich mir gewünscht, er würde mich küssen. Aber dann, nach seinem plötzlichen Verschwinden, war ich dankbar, dass er es nie getan hatte. Womöglich wäre mein Schmerz jetzt noch heftiger gewesen. Meine Gefühle für ihn waren – und sind es noch – tief, tief wie der Ozean. Und ozeantief war der Schmerz, den er hinterließ. Nur nicht wasserblau … eher rabenschwarz. Dann legte sich in meinen Gedanken der irische Himmel darüber und durchzog das Schwarz mit leichten hellblauen Schleiern. Zumindest hoffte ich das. Ja, ich erwartete blauen Himmel in Irland! Ich erwartete, dass Irland die Schwärze vertreiben würde. Ich war voller Zuversicht. Irland, wir werden dich erobern – mit Pferd und Wagen.
Ich habe keine Ahnung, was mich auf die Idee gebracht hatte, diesen Trip zu buchen. Eigentlich galt meine Zuneigung, meine Verbundenheit seit vielen Jahren England. Warum jetzt Irland? War ich die Kreideklippen in Englands Süden leid geworden? Bildete ich mir ein, dort schon jeden Pfad zu kennen, und war des Brechens der Wellen an den malerischen Klippen überdrüssig? Vielleicht.
Eine Woche wollten Julia und ich mit Pferd und Caravan durchs County Laois, Irlands Midlands, ziehen und dankbar annehmen, was Gott uns dort bot. Immerhin hatte er uns diese Reise geschenkt – er hatte meine geliebte Tante Corry zu sich genommen und dabei vergessen, ihre Ersparnisse einzusacken. Ihre gut gefüllte Portokasse hatte sie mir vermacht. Juchhe! Einen Teil davon investierte ich in Pferdewagen, Pferd und Heu – nachdem ich schon Unmengen ihres Geldes für Füllfederhalter, Tinte, Halbedelsteine und schmucke Fassungen in Gold und Silber verpulvert hatte, ohne dadurch Befriedigung zu finden. Turmaline, Mandarinengranate, Aquamarine und ein Topas konnten lediglich für ein paar Stunden ein paar Farbkleckse ins tiefste Schwarz bringen. Erst das Eintreffen der Flugtickets nach Irland ließ die monatelange Dunkelheit, in die ich mich genussvoll leidend hatte fallen lassen, weichen.
Strahlend blauer Himmel und Julias weiches Wesen umgaben mich am Morgen der Abreise. Ich fühlte mich gut, als wir am Check-in-Schalter standen und unser Gepäck aufgaben. Den Mann mit den Hecken hatte ich auch aufgegeben – für den Moment. In mir schwappten noch immer viele Fragen hin und her. Und die wollte ich nun hinter mir lassen. Ebenso die Sehnsucht nach ihm. Auch meine Angst sollte in Hamburg bleiben. Die stete Angst, die über mir schwebte. Die Angst, ich könnte mich für immer verlieren. Die Angst, mir würde das Herz brechen. Jetzt wusste ich, dass meine Angst berechtigt gewesen war. Er hatte mein Herz zu Eis erstarren lassen – ein paar Frostzentimeter kamen mit jedem Tag, der ohne ein Wort von ihm verging, hinzu. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es zerbersten und mit frostigem Klirren in tausend Stücken zu Boden fallen würde.
Er war seit Wochen abgetaucht – einfach so verschwunden. Nun gab es keinen Grund mehr, Angst zu haben. Prophezeiung erfüllt. Also hatte ich die Angst wieder aus dem Koffer genommen und in den Kleiderschrank gelegt. Fein säuberlich zusammengefaltet lag sie jetzt da zwischen T-Shirts und Jeans und einem Top aus Wildseide. In Letzterem steckten noch Erinnerungen fest. Gedanken an ihn, die noch einmal aufgeflackert waren, als ich versucht hatte, die Angst wegzustapeln wie Kleidungsstücke. Momente mit ihm, in denen ich mich sicher gefühlt hatte. Glücksmomente. Oh, davon gab es viele. Ich wollte mich nicht erinnern, wollte dem Schmerz keine Nahrung geben. Aber das Top schrie mich an: „Du weißt es doch noch, oder? Das kannst du doch nicht vergessen haben!“
Und ja, der Tag, an dem ich das neue Top aus Wildseide zum ersten Mal trug, war einmalig gewesen. Zu schön zum Vergessen. Es war mein vorletzter Geburtstag. Wir schickten Seifenblasen in die sternenreiche Nacht. Im Mondlicht blau schimmernde Wunschblasen trieben über unseren Köpfen und wir kicherten wie Kinder. Er hatte mir ein besonderes Geschenk versprochen, es umständlich angekündigt: Du bekommst ein Stück vom großen Glück! Etwas aus Süße, Stärke, ein bisschen Natrium und viel H2O. Was für eine Mischung! Ich grübelte tagelang, was es wohl sein würde. Er war ein großes Stück vom Glück. Er war süß, er war stark, er bestand zu circa siebzig Prozent aus Wasser und aus ein paar Gramm Natrium und vielen anderen Bestandteilen. Ja, ich dachte tatsächlich, er wollte mir sich selbst zum Geschenk machen. Es war zwar eine kryptische Ankündigung, aber es hätte zu ihm gepasst. Innerlich sah ich schon eine riesige rote Schleife um seine schmalen Hüften gebunden mit einem Zettel, auf dem stand: „Deins!“
Stattdessen überreichte er mir ein großes Glas mit Flüssigkeit und einen Holzstab mit einer Schnur daran. Er grinste zuckersüß und spitzbübisch, als er mir mein Geschenk gab. Da stand ich also in meiner neuen Bluse, fein herausgeputzt und auf den großen Moment hoffend, und nahm dieses sehr eigenartige Geschenk entgegen. Ein Stück vom Glück. Was es mit dem Glück auf sich hatte, erfuhr ich in den darauffolgenden Stunden. Wir fuhren mit den Rädern in einen nahe gelegenen Park, erklommen einen Hügel – Berg wäre übertrieben gewesen –, und er zeigte mir den Sinn seines Geschenkes. Er schenkte mir Erinnerungen – seine Erinnerungen an eine unbeschwerte Kindheit. Mithilfe des Strickes an dem Holzstab ließen sich aus der seifigen Flüssigkeit Traumblasen formen. Riesige Seifenblasen waberten nach einigen missglückten Versuchen um unsere Köpfe. Es war herrlich, ihrem Schweben zuzusehen. Sie schimmerten sanft, und je weiter die Dämmerung fortschritt, desto mystischer waren die Dinge, die man in ihnen schimmern sehen konnte. Am Ende war ich so vom Glück umnebelt, dass ich glaubte, Waldgeister und Einhörner aus den am Boden zerplatzten Blasen herauskrabbeln zu sehen. Es wurde mein schönster Geburtstag. Und dass mein Seidentop am Ende von Seifenflecken ruiniert war, interessierte mich nicht. Das war ein kleiner Preis, den ich für die Stunden voll Glück gerne bereit war zu zahlen. Wir waren wie unbeschwerte Kinder. Einfach nur glücklich.
Fast liebevoll hatte ich dann, als ich vor dem Kleiderschrank gestanden hatte, über den Stoff gestrichen und die Tränen laufen gelassen. Doch kaum waren sie versiegt, spürte ich wieder den Schmerz. Ihm folgte unweigerlich die Angst. Die Angst, ihn nie wiederzusehen, die Angst, ihn wiederzusehen und mich doch noch zu verlieren. Ich hatte die Schultern gestrafft, den Schrank zugeknallt und das Top in den Müll geworfen. Tapfere Nina!
In Irland würde ich keine Angst haben müssen. Wer oder was sollte mich jetzt noch das Fürchten lehren? Julia? Nein. Das Pferd? Nein. Ich hoffte auf grüne Wiesen, kräftige reinigende Winde und beruhigendes Hufeklappern und auf ein paar wärmende Sonnenstrahlen. Warme Maisonne, die mich vergessen ließe, wie kalt der Winter gewesen war. Mein gefrostetes Herz sollte wieder auftauen. Es musste ja nicht gleich zum Schmelzen gebracht werden. Nur der Eisklumpen in meiner Brust sollte verschwinden. Wie gesagt, ich erwartete Wunder von Irland.
Lange hatte ich mich nicht so mild und weich gefühlt wie auf dem Weg zum Abflugbereich. Wohlig.
Aber es blieb leider bei einer sehr kurzen Wohligkeit. Die Aussicht auf eine schöne Woche hinderte mein Wesen nicht daran, den alten Murrkopp in mir schneller wieder an die Oberfläche kommen zu lassen, als mir lieb war. Es dauerte keine drei Minuten. Kaum saßen wir in den tiefen Ledersitzen im Wartebereich des Flughafens, erinnerte mich das Geplapper eines Kindes an mein strapaziertes Nervenkostüm. Das Kind brüllte nicht, es weinte auch nicht. Es plapperte einfach nur. Aber mit einer so durchdringenden Stimme, dass sich mir die Nackenhaare sträubten. Ich muss dazu sagen, dass ich mir durchaus der Tatsache bewusst war, schon seit Jahren, dass ich auf Kinder nicht sonderlich gut zu sprechen war. Sie haben mir nie etwas getan, ich schreibe auch gerne Geschichten für sie, denn es ist so leicht, sie zu unterhalten – mit guten Geschichten. Aber ich war stets froh, dass keine meiner Freundinnen mich je gebeten hatte, auf ihre Brut aufzupassen. Oder Schlimmeres! Ein Urlaub mit Kindern! Julia hatte ein Kind. Ein recht entzückendes und sehr eigenständiges Geschöpf, das innerlich reifer war als manch Erwachsener. Lena war Julias Tochter. Und da ich Julia mochte, mochte ich auch sie. Eine Ausnahme eben. Ansonsten war ich glücklich, keine Kinder in meinem Leben zu haben. In meiner kleinen Welt gab es keine. Ausgeblendet. Nicht vorhanden auf diesem Planeten. Fenster zu, Türen zu und abgetaucht ins Innere. Ich ignorierte die Existenz von Kindern bestmöglich. Ich glaube, dass es in Hamburg Kinder gibt – ich bin mir fast sicher … aber nicht in meinem Hamburg. Zumindest nicht immer.
Wo also kam nun dieses Kind her? Ich drehte mich um und sah das plappernde Mädchen an der Hand einer jungen Frau, und – oh Shit! Der Mann, der neben ihr ging, hatte auch ein Kind – auf dem Arm. Das allerdings plapperte nicht. Es schien in dem Alter zu sein, in dem Kinder noch brabbeln. Aber auch das tat dieses Kind nicht. Es blickte nur äußerst mürrisch drein. Die Stirn in Falten gelegt und mit hängenden Mundwinkeln schmollte es offensichtlich. Der Vater, ein attraktiver Mann, der ein bisschen Ähnlichkeit mit dem jungen Brad Pitt hatte, setzte sich neben mich und platzierte die Kleine auf dem Sitz mir gegenüber. Noch mal: Shit! Ich schickte ein Stoßgebet gen Himmel. Gott würde mich doch nicht wirklich mit der Anwesenheit zweier Kinder im selben Flugzeug wie ich für irgendetwas quälen wollen? Hatte ich vergessen, meine Topfpflanzen im Hinterhof zu wässern? War es falsch gewesen, dass ich im letzten Sommer ein Hummelvolk im Internet bestellt hatte, welches dann kümmerlich einging, weil mein kleiner Topfgarten nicht genügend Nahrung bot? Würde ich jetzt dafür bestraft werden? Gottes Unmut fährt manchmal blitzartig zur Erde – manchmal mit Verzögerungen von Wochen, Monaten oder gar Jahren, nur um einem nachträglich für so manchen Fehltritt ein schlechtes Gewissen zu machen. War das jetzt also die Strafe für das getötete Hummelvolk? Dummheit, es war pure Dummheit, die Hummeln für die Bestäubung meines Apfelbaumes nutzen zu wollen, ohne darüber nachzudenken, wovon sich die possierlichen Tierchen ernähren sollten, wenn die Apfelblüte vorbei war. Dummheit schützt vor Strafe nicht! Ha! Und jetzt würde Gott mich quälen, indem er mich zwei Stunden der hellen Kinderstimme aussetzte, die im Frequenzbereich einer Hundepfeife liegt, dem sich mein Gehör leider nie verschließen konnte. Kinderstimmen erreichen mich. Es sei denn, ich trage Kopfhörer mit ausrangierten hohen Tönen, was ich tatsächlich tue, wenn ich meine Ruhe haben möchte, um nette kleine Geschichtlein für kleine Menschlein zu schreiben. Ich würde diese Strafe annehmen. Beschlossen. Ja, ich würde ein gutes Schaf sein und demütig an die Hummeln denken, während der Zwerg seiner Mutter die aufregende Welt eines Flughafengebäudes erklärte. Wobei ich sicher war, dass die Mutter längst wusste, wie die riesigen Flugzeuge in den Himmel starten. Es konnte für sie auch nicht allzu neu sein, dass so viele Menschen auf einmal reisen. Ja, alle Wartenden von Gate 17 in nur einem Flugzeug. Das wusste sie bestimmt schon, bevor ihre Tochter, die im Kindergartenalter war – was ja für eine gewisse Denkfähigkeit spricht –, es ihr erklärte. Die Mutter war in den Zwanzigern, Tendenz zur Dreißig. Wie hätte sie es nicht wissen können?
Nur der Vater schien etwas unwissend. Zumindest was die Beschmutzung von Schuhsohlen anging, in denen die Füße der Eineinhalbjährigen steckten, die darauf bestand, getragen zu werden. Lautstark verbot er ihr, kaum dass er sie mir gegenüber drapiert hatte, mit den Schuhen auf dem Sitz herumzuturnen. Eigentlich ein netter Zug von ihm – schließlich müssen Kinder ja lernen, dass ihr ewiges Rumgehampel die Mitmenschen stören könnte. Das kennt man ja schon aus der Geschichte vom Zappelphilipp. Allerdings war seine Begründung lächerlich. Der Vater erklärte seiner Tochter aufgebracht, dass sie mit den dreckigen Sohlen den Sitz beschmutzen würde und dass sich das nicht gehört. Ich verstand das große Fragezeichen auf der Stirn des Minizwergs. Was ihr Vater da sagte, war unlogisch. Nachdem sie ausgiebig ihre sauberen Sohlen inspiziert hatte, plärrte sie los. Zu Recht. Fand ich. Dass ich in diesem Moment auf ihrer Seite war, gab ich nur ungern zu. Aber was Recht ist, soll auch Recht bleiben. Und ihr Vater war nun mal im Unrecht. Die Sohlen ihrer neuen Schuhe (das Preisschild klebte noch drauf) waren blitzblank! Sie plärrte zu Recht. Punktum. Ich war sauer auf den Vater und strafte ihn mit einem bösen Blick, denn er war schuld, dass jetzt auch noch ein plärrendes Kind an meinen Nerven zerrte.
Es plärrte auch noch, als wir das Flugzeug bestiegen.
Ich folgte den anderen Reisenden durch den schmalen Gang des Flugzeugs. Um meinen Hals baumelte der größte Kettenanhänger, den ich in meiner kürzlich aufgestockten Schmucksammlung finden konnte. Er sollte mir als Schutzschild dienen – feindliche Blicke sollten an ihm abprallen. Diamantbesetzter Kuchenheber nannte Julia das von einer Goldschmiedin gefertigte Wunderwerk aus Silber, Gold, uralten Rosendiamanten und einem Saphir. Dafür hatte ich einen Ring meiner Großmutter geopfert, der sich im Nachlass meiner Tante befunden hatte. Die alten Diamanten der Familie sollten mich in Irland daran erinnern, wem ich diese Reise zu verdanken hatte.
Kaum hatten Julia und ich unsere Plätze eingenommen, schickte ich einen Dank ins Jenseits.
Die Turbinen sprangen an und ich begann Dublin entgegenzufiebern. Julia fieberte nicht. Sie betete. Nicht weil sie ihre Religion so ernst nahm – eher, weil sie dem Piloten nicht traute. „Er hat getorkelt! Hast du das nicht gesehen?“
„Zu viel Weihrauch vielleicht?“, fragte ich und fing mir dafür einen leichten Schulterhieb von Julia ein. Sie mochte es nicht, wenn ich sie mit ihrem Esoterikkram aufzog. Wobei Weihrauch ja eher ein Symbol für die katholische Kirche ist. Aber die Esoterik bedient sich überall … egal. Julia glaubte fest an die Welle, die sie von Gott ein wenig weg- und zu den Esoterikern hingespült hatte.
Nein, ich hatte kein Torkeln beim Piloten bemerkt. Meine Aufmerksamkeit hatte sich auf die Stewardess gerichtet, deren fliehendes Kinn offensichtlich in Deutschland bleiben wollte und deren Nase so schmal war, dass ich nicht sicher war, ob sie damit überhaupt atmen konnte. Solche Gedanken hatten mich beschäftigt, während der Pilot ins Flugzeug torkelte (was er sicherlich nicht tat, aber Julia bestand darauf, es genau gesehen zu haben) – und natürlich Irland.
Die beiden Kinderstimmen, die mich zuvor so gestört hatten, gingen im allgemeinen Gemurmel an Bord unter. Ich vergaß kurz nach dem Start, dass die Kinder überhaupt im selben Flugzeug saßen. Vielleicht hatten ihre Münder aber auch einfach nur ermüdet das Reden eingestellt.
Knapp zwei Stunden später begrüßte Irland uns mit Eiseskälte. Es war Anfang Mai und das Thermometer zeigte keine zehn Grad an. Wo war die Maisonne, die ich gebucht hatte? Wo der hellblaue Himmel, für den ich bezahlt hatte? Stattdessen begleitete uns Nieselregen auf dem Weg zum Parkplatz, wo wir abgeholt werden sollten. Düstere Wolken hingen über dem Platz und ließen das Schlimmste befürchten: Der Frühling war an Irland vorbeigezogen.
Dennoch war unsere Laune bestens! Julia sog die neue Umgebung in sich auf. Man könnte fast sagen, sie inhalierte Kerosin und berauschte sich. Ihre tiefblauen Augen funkelten und sie schien aus jeder Pore ihres Gesichts zu strahlen. Der Regen konnte unsere Vorfreude auf die kommende Woche nicht trüben. Nach dem Marsch durch die stickigen Gänge des Dubliner Flughafens war er geradezu erfrischend.
„Danke, Corry“, sagte Julia und sprach auch mir aus der Seele. Ja, Hamburg war in weite Ferne gerückt. Danke, Tante Corry.
Auf dem Parkplatz angekommen, mussten wir nicht lange warten. Der Fahrer stand schon bereit und hievte nach einer kurzen Begrüßung unser Gepäck in den Van, der uns zur Horseland Farm bringen sollte. Die erste von sechs Farmen auf unserem Weg durch Irland. Dort würden uns der Caravan und die Reiseroute ausgehändigt werden, zusammen mit ein paar guten Tipps, wie man in der Wildnis Irlands überlebte.
„Wir warten noch auf Familie Hansen. Die müssten in derselben Maschine gesessen haben wie Sie. Ein Paar mit zwei kleinen Kindern. Die wollen auch zur Horseland Farm“, sagte der Fahrer, und in dem Moment wurde der Himmel noch dunkler.
Bitte? Mir klappte die Kinnlade runter. Bildlich! Ernsthaft. Ich muss geguckt haben wie ein ausgehungerter Straßenkater vor einer leeren Sardinendose, die zwar noch nach Futter roch, aber nicht hielt, was der lockende Duft versprach. Entsetzen! Bei mir.
Ich glaubte, mich verhört zu haben.
O Gott, das hätte nicht passieren dürfen! Warum tust du mir das an? Ich wusste nicht, wofür er mich dieses Mal strafen wollte. Und Julia offensichtlich auch nicht – die sah mich nur mit großen Augen an. Das mit den Hummeln hatten Gott und ich geklärt, dachte ich. Was also konnte es noch gewesen sein? Ich überlegte fieberhaft, ob ich genügend Katzenfutter eingekauft hatte. Aber so viel ich auch hin und her rechnete, Mimi war versorgt. Fünfunddreißig Schälchen Katzenfutter sollten ausreichen, um meinen kleinen weißen Mitbewohner für mehr als sieben Tage zu ernähren. Hatte ich am Ende etwa vergessen, dem Nachbarn meinen Wohnungsschlüssel auszuhändigen? Dann wäre diese Strafe vielleicht gerecht gewesen. Hatte ich aber nicht. Und selbst wenn, dann hätte er doch immer noch den Schlüsselnotdienst rufen können. Nein, nein, meine Katze war von mir ganz sicherlich nicht der Gefahr des qualvollen Hungertodes ausgesetzt worden. Sie glich sowieso eher einem Toastbrot auf vier Beinen denn einer Katze. Mein Fehler. Aber auch der ihre. Hätte sie ihr Futter mal mit den Hummeln geteilt, statt alles gierig zu verschlingen, was ich ihr hinstellte! Hätte, wäre, wenn … Dann wäre (sag ich ja) mir wahrscheinlich schon der plappernde Zwerg im Flugzeug erspart geblieben … Wenn (sag ich ja) Mimi nicht immer so gierig gewesen wäre! Schon als Kind lernen wir alle (dank solcher tollen Väter wie dem doppelten Kindsvater, auf den wir jetzt warteten), dass man teilen muss. Für eine Sekunde überlegte ich, womit Gott wohl meine Mimi strafen würde, wenn die Zeit dafür reif war. Nicht-Teilen wird bestimmt bestraft! Vor allem, wenn dabei ein ganzes Hummelvolk zugrunde geht. Obwohl ich nicht sicher war, ob eine Portion Katzenfutter für Hummeln eine ebensolche Delikatesse war wie für mein verwöhntes Toastbrot. Aber diesen Gedanken schob ich rasch wieder zur Seite. Ich hatte echt andere Sorgen. Die Aussicht, die nächste Woche mit dem Vierergespann im Schlepptau verbringen zu müssen, behagte mir nicht. Ganz und gar nicht! Blieb nur zu hoffen, dass sie sich für eine andere Reiseroute entscheiden würden als Julia und ich. Immerhin hieß es im Prospekt, dass man sich aus zwei unterschiedlichen Routen eine aussuchen konnte. Die eine führte vorbei an Burgen, alten Gärten und malerischen Seen – so hieß es. Auch eine alte Mühle sei zu besichtigen. Die andere Route hatte ich vergessen, da Julia und ich uns schnell einig waren, dass wir an altem Gemäuer interessiert waren. Dass sich eine vierköpfige Familie mit zwei kleinen Kindern für Sightseeing begeistern würde, konnte ich mir nicht vorstellen. Wollte ich mir nicht vorstellen. Und die erste gemeinsame Nacht auf einer großen Wiese, auf ein und derselben Farm, Caravan neben Caravan, würde ich schon überstehen. Alles halb so schlimm. Ich war hier, um mein Leben mal wieder zu genießen. Nicht um dem alten Grummel in mir Futter zu geben.
Relativ entspannt fiel die kurze Begrüßung aus, als Familie Hansen dann samt ihren Kindern ebenfalls in den Van kletterte. Der kleinste Zwerg schlummerte die ganze Fahrt über in den Armen der Mutter, während der andere auf dem Schoß des Vaters saß und den Autos, die auf der Autobahn vor, hinter und neben uns fuhren, seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte. Die einzigen Geräusche, die uns auf der Fahrt begleiteten, waren das Prasseln des stärker gewordenen Regens und das beständige Klick-klack des Scheibenwischers.
Dublin und die angrenzenden Industriegebiete ließen wir bald hinter uns. Vor uns erstreckten sich in der Ferne die Slieve Bloom Mountains, zu deren Fuß wirklich malerische Felder und Wiesen eine geruhsame Kutschreise versprachen. Hier und da schlängelte sich ein Fluss durchs Grün und ich sah mich schon mit nackten Füßen im kühlen Nass planschen. Dann, wenn das kühle Nass von oben Ruhe geben und der Himmel seine Pforten geschlossen haben würde.
An diesem Nachmittag allerdings dachte der Herrgott gar nicht daran, die Wolken zu verschieben und uns ein paar Sonnenstrahlen zu schicken.
Der Fahrer des Vans parkte auf einer matschigen Wiese und sagte, dass die Besitzerin der Farm jeden Augenblick kommen und uns einweisen würde. Die beiden Caravans standen schon bereit. Und Pferdegewieher hallte auch durch die Luft.
Das waren auch die einzigen Anhaltspunkte dafür, dass wir hier richtig waren. Stunden später, als der Fahrer längst wieder abgefahren war und zwei herbeigehuschte Jungen, die uns kurz erklärt hatten, dass die Farmerin sich verspäten würde, gegangen waren, fühlten wir uns alle sechs etwas verloren. Wir hatten Unterschlupf in einer Art „Aufenthaltsraum“ mit angrenzenden Sanitäranlagen gefunden und versuchten, den kleinen Kamin anzufeuern. Was mit getrocknetem Torf nicht gerade leicht war. Aber zumindest saßen wir im Trockenen. Und recht unterhaltsam war es auch. Wir maulten alle gemeinsam über das schlechte Wetter, den nicht brennen wollenden Torf und den Zustand der Caravans, die sicherlich schon bessere Zeiten erlebt hatten. So wie offensichtlich die ganze Farm. Das Wenige, was wir bisher gesehen hatten, war runtergewirtschaftet. Genauso wie von den Türen der Stallungen blätterte der Lack auch von der Fassade der Farmerin. Abgekämpft wirkte sie, als sie nach drei Stunden endlich auftauchte. Auch sie hatte sicherlich schon bessere Zeiten erlebt.
„Die Rezession“, erklärte sie knapp, als hätte sie unsere Gedanken erahnt. „Das schlechte Wetter“, fügte sie noch hinzu, als sei damit wirklich alles gesagt.
Für Julia und mich hieß das: Klappe halten und abwarten, was kommt. Wir waren noch immer guten Mutes. Wir wollten Irland so nehmen, wie es sich anbot. Auch die Horseland Farm. Ebenso den Regen und den düsteren Himmel (mit dem hatte ich am meisten zu hadern … ich hatte bezahlt! Für blauen Himmel!).
Schwierig wurde das Klappehalten, als sich herausstellte, dass es tatsächlich nur eine einzige Reiseroute geben würde.
„Ihr seid die ersten Touristen in diesem Jahr. Die Weiden sind noch nicht alle eingezäunt, nicht jede Farm ist vorbereitet“, erklärte uns die Farmerin, und damit war das Thema erledigt. Sollten wir rummaulen, weil der Prospekt mehr versprochen hatte, als die Realität zu bieten hatte? Ich warf einen fragenden Blick zu Julia. Sie strahlte noch immer. Also versuchte auch ich, die fehlende Ausweichmöglichkeit bestmöglich zu verdauen. Kein Kommentar von mir. Drei Sekunden blieb ich still. Dann fragte ich, welche Sehenswürdigkeiten auf dieser einen Tour denn zu bestaunen seien. Die Farmerin druckste herum … nuschelte irgendetwas von Schwierigkeiten, die es gegeben hätte, und murmelte etwas Unverständliches. „Der Weg ist das Ziel“, sagte sie schließlich und quälte sich ein Lächeln ab, das augenblicklich gefror, als sie ihren Kopf zu mir drehte. Sie sah wohl eine grantige alte Schachtel vor sich – ich spürte, wie ich aussehen musste –, die gleich den Regenschirm schwingen und ihr über den Kopf ziehen würde. Gnadenlos. Aber ich schwieg. Und meinen imaginären Regenschirm ließ ich auch wieder sinken. Ich wollte nicht austicken. Ich wollte Irland genießen!
Mir war klar, dass wir nun die ganze Zeit über die durchaus reizende, aber leider mit zwei Kindern gesegnete Kleinfamilie im Nacken haben würden. Unter anderen Umständen hätte mich weder die Mutter noch der Vater gestört. Ich mochte die Art, wie sie auf ihre Kinder eingingen. Das Wenige, was ich bisher mitbekommen hatte, war der liebevolle Ton, den beide Elternteile hatten. Außerdem hatte die Mutter strahlende, lustige Augen. Sie zog noch nicht einmal die Stirn kraus, als ihre älteste Tochter anfing, mit einem Stock den Zaun vor der Unterkunft zu malträtieren. Das monotone Klopfen unterbrach sie, bevor es allzu nervig wurde, indem sie ihrer Tochter den Stock einfach aus der Hand nahm. Keine Diskussion, keinerlei Erklärungen. Kein Geschrei! Sie lächelte nur und sagte: „Louisa, gut jetzt!“ Und Louisa gehorchte und widmete ihre Aufmerksamkeit dem Reißverschluss an ihrer Jacke. Das machte keinen Lärm. Gutes Kind. Gute Mutter. Auch wie der Vater mit der anderen Tochter umging, gefiel mir. Sie zog einen Flunsch und keiner wusste, warum. Er versuchte nicht, sie zu bespaßen, kraulte ihr nicht das Bäuchlein und zwickte sie auch nicht in die Seite, um sie zum Lachen zu bringen. Er nahm es einfach hin, dass sein kleiner Sonnenschein eher aussah wie eine Gewitterwolke. Sie durfte mürrisch sein. Auch das gefiel mir.
Dennoch: So nett sie alle vier auch zu sein schienen, ich wollte meine Reise nicht mit ihnen verbringen. Ich war nicht in der Stimmung, nette Menschen um mich zu haben. Julia war die Einzige, die ich bereit war zu ertragen. Nein, falsch: Sie wollte ich um mich herum haben. Da gab es nichts zu ertragen. Sie war mein Stück Geborgenheit.
Doch vor der Kleinfamilie gab es kein Entkommen. Keine Flucht auf eine Burg, kein Verstecken hinter Mehlsäcken, kein Abtauchen in einem kühlen See. Ich wollte lieber gar nicht genauer darüber nachdenken, was das bedeutete. Ich wollte eigentlich nur eines: warm werden. Vielleicht hätte die lodernde Wut in mir ausgereicht, um ganz Irland zu erhitzen. Aber ich hielt sie unter Verschluss, ließ sie nicht aus mir heraus, und mir blieb weiterhin kalt. Was weder der Torf noch das Brennen der guten alten Eiche vermochte, schaffte später ein heißer Kaffee mit einem ordentlichen Schuss Baileys. Irischer Whiskeylikör heizt definitiv besser als irischer Torf. Eingemummelt in mindestens drei Decken plauschten Julia und ich noch eine Weile. Die Kleinfamilie hatte sich in ihren Caravan zurückgezogen, und das Maulen der Kinder verstummte bald.
Als es an der Zeit war, das Nachtlager aufzuschlagen, mussten wir erst einmal unser Reisegepäck und die Einkäufe verstauen. Der Fahrer, der uns vom Flughafen abgeholt hatte, hatte noch vor einem winzigen Supermarkt in irgendeinem irischen Dorf gehalten, das wir passiert hatten. Er riet uns, ausreichend Lebensmittel für die nächsten Tage einzukaufen, da wir so bald keinen Supermarkt mehr sehen würden. Und das hatten wir auch getan. Jetzt machten wir uns auf Entdeckungsreise im Caravan. Unter den Sitzflächen befanden sich Kisten, über dem Herd ein Regal mit Runterfallschutz, neben dem Herd war ein Einbauschrank, zwei weitere und höhere im Mittelteil des Gefährts. Ich hätte nie gedacht, dass wir so viel Stauraum haben würden. Erst als der Tisch heruntergeklappt und die erste Schlaflandschaft erkennbar war, wurde es dann doch eng. Julia würde im hinteren Teil des Wagens schlafen und ich auf der breiteren Bank gegenüber der Kochnische. Würde Julia in der Nacht mal rausmüssen, müsste sie über mich drüberklettern. „Ich halte schon durch“, sagte sie, als sie meinen fragenden Blick sah.
Na, dann war ja alles geklärt.
„Gute Nacht, Irland!“
Dass ich in dieser Nacht fünf Decken brauchen würde (unsere Caravanvermieterin hatte gut vorgesorgt!), um auch ohne Baileys die Eiseskälte zu überstehen, hatte ich nicht geahnt. Julia war abgehärteter als ich. Die Minusgrade schienen ihr nichts auszumachen. Mir schon. Und auch der Salatgurke, die wir bei der Proviantjagd am Vortag ergattert hatten. Milch und Käse hatten die dunklen Stunden ohne Sonnenstrahlen ebenfalls nicht so gut überstanden. Wir waren also zu viert – die Milch, der Käse, die Gurke und ich. Alle vier hatten wir einen Kälteschock erlitten. Schockgefroren nach einer irischen Nacht ohne Harfengeklimper oder sonstiges romantisches Zeug, das man mit Irland gerne mal verbindet – gedanklich zumindest.
Das laute Gekrächze aus den Kehlen von sieben offenbar gelangweilten Papageien weckte uns in den frühen Morgenstunden. Ich warf einen raschen Blick aus dem Caravan rüber zur Voliere. Nebel schlug mir entgegen. Besten Dank auch! Mir war kalt. Meine Kleidung fühlte sich klamm an und auch sonst war mir nicht sonderlich wohl. Allerdings war es zu früh für Baileys im Kaffee. Also nur Kaffee. Im Caravan gab es einen Propangasherd, der nicht nur zum Kaffeekochen geeignet war. Julia strahlte schon wieder. Ich war sicher, das Funkeln in ihren Augen gehörte zur Standardtagesausstattung ihres liebreizenden Wesens. Als ich einen Blick in den Spiegel warf, um mir meine Kontaktlinsen einzusetzen, wusste ich, dass meine Augen meilenweit vom Strahlen entfernt waren. Auch wenn ich dankbar war, dass es nicht der Hamburger Straßenlärm war, der mich weckte. Der Geruch von sattem Grün, vermischt mit dem typischen Pferdegeruch, ließ mich innerlich ein wenig lächeln. Ja, das war zumindest besser, als morgens von einem Sandstrahler geweckt zu werden und Autoabgase zu riechen. Pluspunkt für Irland! Der erste!
Das Wiehern der grasenden Pferde erreichte uns, und wir beschlossen, uns gänzlich aus unseren Decken zu pulen. Mir war noch immer kalt. Warm wurde mir erst, als wir zur Weide liefen, das Pferd, welches uns die nächsten Tage begleiten würde, suchten und Julia erfuhr, was Liebe auf den ersten Blick bedeuten kann. Ich wusste das schon länger. Und dank des Herrn mit den Hecken wusste ich auch, wie schmerzhaft das enden konnte.
„Hast Du Lears Augen gesehen?“, fragte Julia mich, und ihr war anzusehen, dass sie innerlich zitterte. Nicht vor Angst, obwohl Lear wirklich riesig war. Ihre Furcht vor Pferden, die sie seit Kindertagen nicht losgeworden war, schien plötzlich wie weggeblasen. „Man muss sich seinen Ängsten irgendwann stellen, nur dann kann man sie überwinden!“, hatte sie mir beim Buchen der Reise in bester Küchentischpsychologie-Manier erklärt. Wie recht sie hatte, wurde mir in dieser Sekunde klar.
Mrs Schwabbelbauch