Dr. Hans-Joachim Eckstein ist Professor für Neues Testament an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen.
http://www.ev-theologie.uni-tuebingen.de/hjeckstein
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ISBN 978-3-7751-7156-4 (E-Book)
ISBN 978-3-7751-5505-2 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book:
CPI – Ebner & Spiegel, Ulm
Erweiterte Neuausgabe. Dieses Buch erschien zuvor mit dem Titel
"Glaubensleben - Lebenslust" unter der ISBN 978-3-7751-4816-0.
© der deutschen Ausgabe 2008 und 2013: Hans-Joachim Eckstein
Verlagsrecht dieser Ausgabe:
SCM Hänssler im SCM-Verlag GmbH & Co. KG · 71088 Holzgerlingen
Internet: www.scm-haenssler.de · E-Mail: info@scm-haenssler.de
Die Bibelstellen wurden eigenständig übersetzt oder nach der Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung 2006, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, zitiert.
Umschlaggestaltung: Christiane Marwecki
Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Wenn sich sogar der Himmel
an deinem Leben freut,
willst du ihm da die
Mitfreude verweigern?
Und wenn du dich schon
mit Gott freust,
warum nicht auch gleich
über andere Menschen?
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
In der überwältigenden Erfahrung, dass sich jemand von Herzen an uns freuen kann, gründet unser Selbstbewusstsein und unser eigener Lebensmut. Wenn wir Gott als dieses Gegenüber erkennen können, das sich uns zuwendet und unser Leben begründet, dann eröffnet uns das zugleich ein neues Glaubensleben wie auch eine ungekannte Lebenslust.
Zugegeben, es wird wohl nicht jeder den Begriff des »Glaubenslebens« ausgerechnet mit dem der »Lebenslust« verbinden. Ob eher von außen betrachtet oder aus der Perspektive eigener Frömmigkeitserfahrung – für viele bilden Glaube und Leben, noch mehr aber Glaube und Lebenslust oder Lebensfreude eher Gegensätze als innere Zusammenhänge. Nicht nur, dass der Glaube selbst oft lust- und freudlos gelebt wird, für das Glaubensverständnis vieler scheint mit ihm an sich schon eine gewisse Lebensferne und Lustfeindlichkeit verbunden zu sein.
Dabei sind die Motive der Freude und der Lebensfülle für die ersten Christen so zentral gewesen, dass sie darin das Ziel des Gekommenseins und der Verkündigung Jesu erkennen konnten. Und selbst der Begriff der »Lust« wird in den biblischen Schriften im Zusammenhang der Beziehung zwischen Gott und Mensch so positiv verwendet, dass es manche überraschen mag. Gott freut sich an seinen Menschen und hat Lust an ihnen – wie ein liebender Vater an seinen Kindern oder ein Bräutigam an seiner Braut. Die überschwängliche Zuneigung und Zuwendung Gottes wird von ihrer überwältigenden Wirkung auf die Menschen her beschrieben, die sich vollkommen freuen und im Überfluss leben sollen.
Um jedem Missverständnis vorzubeugen, es geht in diesen Zusammenhängen nicht um ein Überspielen von Wirklichkeit und ein Ausblenden eigener und fremder Leiderfahrung. Vielmehr finden sich die einfühlsamsten Zusagen des Trostes und die eindrücklichsten Einladungen zur Freude und Mitfreude gerade in Situationen der Verunsicherung und des Verlustes, des Scheiterns und der Schwachheit. Die Freude an Gott gewinnt nicht selten da ihre letzte Vertiefung, wo sich der Glaube nicht als vordergründig bestätigt und unangefochten erfährt.
Vielleicht liegt in der Fähigkeit zur ungeschönten Wirklichkeitswahrnehmung und zur zuversichtlichen Wirklichkeitsgestaltung gerade ein entscheidendes Merkmal der christlichen Lebensfreude. Sie lebt nicht davon, dass sie verdrängt, sondern dass sie das Wahrgenommene durchschaut. Sie freut sich nicht nur trotz der erfahrenen Wirklichkeit, sondern wegen der im Glauben schon wahrgenommenen Realität.
Als eine solche Einladung zur Freude und Mitfreude, als tröstender Zuspruch, aber auch als humorvolle Selbstkritik und ironische Wirklichkeitsbeschreibung wollen auch die folgenden Aphorismen, Gedichte und Meditationen verstanden werden. Ob sie alltägliche Erfahrungen umschreiben oder die biblischen Grundlagen des Glaubens nachzeichnen, sie sind bei aller Verschiedenheit von der einen Überzeugung getragen: Wenn der Glaube zum Leben wird, dann wird das Leben zur Lust. Denn die Lebensfreude gehört zum Glaubensleben wie das Wasser zur Quelle und wie der Lichtstrahl zum Licht.
Wer sich weitere anschauliche und persönliche Texte zu einem von Hoffnung und Liebe erfüllten Glauben wünscht, der wird in »Himmlisch menschlich« oder in der »Trilogie« zu den drei Wesensmerkmalen christlicher Existenz fündig werden – zu Glaube: »Ich habe meine Mitte in dir«, zu Liebe: »Du liebst mich – also bin ich« und zu Hoffnung: »Du hast mir den Himmel geöffnet«. Persönliche Vertiefungen und biblische Begründungen für die zentralen Gedanken des vorliegenden Buches finden sich vor allem in: »Du bist ein Wunsch, den Gott sich selbst erfüllt hat«.
Wer eher zusammenhängende Grundlegungen des Glaubens und elementare Zugänge zu zentralen theologischen Fragen sucht, der wird in »Glaube, der erwachsen wird« oder in den Beiträgen zu der Reihe: »Grundlagen des Glaubens 1-4« eine sinnvolle Ergänzung sehen: »Zur Wiederentdeckung der Hoffnung«, »Glaube als Beziehung«, »Wenn die Liebe zum Leben wird« und »Gesund im Glauben«.
Wer schließlich daran Interesse hat, zentrale biblische Aussagen leichter aufzufinden und zu erfassen, der mag im »Bibel-Anstreichsystem« und in »Du hast Worte des Lebens. Bibel-Lernsystem« ganz praktische Hilfestellungen finden. Sie alle – die lyrischmeditativen wie die sachlich-theologischen Bücher – laden auf je eigene Weise zu einer lebensorientierten Entfaltung des Glaubens in der Freude der Beziehung ein.
Hans-Joachim Eckstein
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Selbst das Leben
will gelebt sein,
und auch das
schönste Erleben
noch erlebt!
So liegt das Glück
der Lebensgestaltung
wohl weniger im
unbeteiligten und
untätigen Abwarten
als im gespannten
Entwickeln und
hoffnungsfrohen
Entfalten.
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Stell dir vor,
das Leben steht
vor deiner Tür
und klopft an,
um zu dir
zu kommen –
würdest du
es hören?
Und wenn du
es hörtest,
würdest du
ihm öffnen
und es zu dir
hereinlassen?
Du sagst:
»Warum nicht?
Es ist ja das Leben!«
Eben!
Offb 3,20
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Die Hoffenden genießen
schon gegenwärtig das Glück
der zukünftigen Erfüllung,
von der Hoffnungslose
nicht einmal ahnen,
dass sie kommen wird.
Denn Hoffende sind
bereits zu Beginn
so zuversichtlich,
wie es sich
vom guten Ende her
als begründet erweist.
Wer nicht hofft,
der hat sich im Fall
des guten Ausgangs
um die Hoffnung auf
das Glück gebracht,
in jedem Fall aber um
das Glück der Hoffnung.
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Nichts spricht dagegen,
dass wir täglich ganz
im Hier und Jetzt leben.
Das bedeutet aber nicht,
dass wir unseren Blick so
auf den jeweiligen Tag
beschränken sollten,
als gäbe es für uns –
wie für eine Eintagsfliege –
kein Gestern und kein Morgen.
Wäre ein Tagebuch nicht
zwangsläufig »einseitig«,
das nichts als einen Tag und
eine Seite zu beschreiben hätte?
Wie vielseitig und inspirierend
könnte unser Leben heute sein,
wenn wir es zugleich
in der dankbaren Erinnerung
an alles Glück und Gelingen
der vergangenen Tage
und mit der zuversichtlichen
und vertrauensvollen Perspektive
noch vor uns liegender Tage
genießen und gestalten würden.
Gibt es eine
bessere Grundlage
für ein erlöstes und
versöhntes Leben
im Hier und Jetzt
als das gewisse
Fundament
eines erlösenden
und versöhnenden
Dort und Dann?
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Für die Hoffenden
geht die Uhr rückwärts.
Ihre Zeit läuft nicht ab,
sondern an.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
»Können wir sonst noch
etwas gebrauchen?«,
rufe ich im Weggehen
und erhalte die unerwartete,
aber eindrückliche Antwort:
»Ja, ein Paradieschen!«
Stimmt, denke ich bei mir,
das ist es, was wir letztlich
in allem suchen:
Ein Stück Himmel auf Erden,
etwas Bleibendes in
der Vergänglichkeit,
etwas Wesentliches bei
aller Oberflächlichkeit,
einen Vorgeschmack auf
die kommende Erfüllung,
der uns Mut macht und
uns in Vorfreude motiviert.
»Denkst du auch an die
Radieschen?«, höre ich,
in Gedanken versunken,
vom Balkon her. –
»Welche Radieschen?«
Ach so! Ein
paar Radieschen
sollen es also sein. –
Wenn es uns denn an
den Himmel erinnert?!
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Die Welt ist ein Jammertal,
aber der Glaube bietet
Hilfe und Trost,
es leichter zu ertragen.
Man könnte meinen,
einige Gläubige erlebten
es gerade umgekehrt.
Ps 23,4
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Was immer wir auch allein
und losgelöst von anderen
über uns selbst wissen und
erkennen mögen,
letztlich werden wir uns
erst durch die Liebe anderer