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Titel

Der SCM-Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-7751-7285-1 (E-Book)
ISBN 978-3-7751-5683-7 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:
Satz & Medien Wieser, Stolberg

Überarbeitete Neuausgabe (3. Gesamtauflage)
Der Titel erschien zuvor mit zwei Auflagen unter der ISBN 978-3-7751-4197-0.
© der deutschen Ausgabe 2006 und 2015
SCM-Verlag GmbH & Co. KG · Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen
Internet: www.scmedien.de · E-Mail: info@scm-verlag.de

Umschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im Schönbuch
Titelbild und Kartengrafiken im Innenteil: © Daniel Hoost
Satz: Satz & Medien Wieser, Stolberg

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Das Osmanische Reich

Das Sykes-Picot-Abkommen

Die Friedenskonferenzen von Paris und San Remo

Das Churchill-Weißbuch

Das Passfield-Weißbuch

Die »Alijah« der 1930er-Jahre

Die Peel-Kommission

Die Woodhead-Kommission

»Mauer und Turm«

Das MacDonald-Weißbuch

Arabische Zuwanderung

Der Zweite Weltkrieg

Nach dem Holocaust

Der Morison-Grady-Plan

Ein jüdischer Vorschlag

Der Sonderausschuss UNSCOP

UN-Resolution 181

Die Waffenstillstandslinien von 1949

Der Sinai-Feldzug

Der Sechstagekrieg

Der Jom-Kippur-Krieg

Frieden mit Ägypten

Die Verträge von Oslo

Frieden mit Jordanien

Der »Anti-Terror-Zaun«

Der Gazastreifen

Israels Siedlungen in Judäa und Samaria

Jerusalem

Ein Wort zum Schluss

Vorwort

Israel ist ein schmales Land, flächenmäßig gerade einmal so groß wie Hessen, und zu 60 Prozent Wüste. In den Medien aber ist dieser kleine Staat an der südöstlichen Mittelmeerküste fast genauso präsent wie die Vereinigten Staaten von Amerika. Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern befeuert als Dauerbrenner die Diplomatie, erhitzt die Gemüter und sorgt regelmäßig für Schlagzeilen.

Die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern eskalieren immer wieder. In einem doppelten Sinn des Wortes sind die Grenzen, in denen Israel, seine Einwohner und die unmittelbaren Nachbarn leben müssen, eng gesteckt. Eines ist heute nur noch wenigen bewusst: Die Ursachen dieses Konflikts sind historisch nur teilweise von den Konfliktparteien selbst zu verantworten.

Willkürliche Grenzziehungen der Kolonial- und Siegermächte nach dem Ersten Weltkrieg hatten mit ethnischen, religiösen und kulturellen Prägungen der betroffenen Menschen oder geografischen Gegebenheiten in Vorderasien und Nordafrika überhaupt nichts zu tun. Es ging um Interessensphären, Erdöl und geostrategische Zugänge der Europäer zu wichtigen Wasserstraßen. So erklärte der britische Parlamentsabgeordnete Sir Mark Sykes, der mit dem französischen Diplomaten François Georges-Picot die bis heute prägenden Grenzen aushandelte, seine Vorgehensweise in London mit den Worten: »Ich ziehe einfach eine Linie vom ›e‹ in ›Acre‹ [der heutigen israelischen Hafenstadt Akko] zum letzten ›k‹ von ›Kirkuk‹ [im Nordosten des Irak].«

»Grenzenloses Israel. Ein Land wird geteilt.« – Das ist der beziehungsreiche Titel, den Heinz Reusch und Johannes Gerloff diesem bemerkenswerten kleinen Band gegeben haben. Die Autoren wollen geschichtliche Ursachen zurückverfolgen, Machtkonstellationen und Interessen verständlich machen und historische Entwicklungslinien plausibel nachzeichnen. In straffen Kapiteln, illustriert mit historischen Segmentkarten, zeigen sie die Entwicklung der Grenzen des jüdischen Staates bis in die Gegenwart auf.

Es dürfte nur wenige Deutsche geben, die das Land zwischen Mittelmeer und Jordan so gut kennen wie der aus dem Schwäbischen stammende Heinz Reusch. Seit 1970 lebt er in Israel. Als staatlich anerkannter Reiseleiter ist er ständig im Land unterwegs. Johannes Gerloff bereist den Nahen Osten seit 1983. Seit 1999 ist der evangelische Theologe Korrespondent des Christlichen Medienverbundes KEP und dessen Publikationsplattform israelnetz.com.

Es ist das Verdienst dieses kleinen Büchleins, die historischen Zusammenhänge und Hintergründe für das »grenzenlose Israel« – das Land, dessen Grenzen bis heute umstritten sind – kurz und prägnant transparent gemacht zu haben.

Christoph Irion
Geschäftsführer des Christlichen Medienverbunds KEP

Einleitung

Israel ist ein einzigartiges Land. Drei Kontinente treffen hier aufeinander. Ägypter, Babylonier, Assyrer, Perser, Griechen, Römer, Osmanen, Briten und viele andere haben ihre Spuren hinterlassen. Juden, Christen und Muslime bezeichnen das Land zwischen Jordan und Mittelmeer als »Heiliges Land«, haben es für sich beansprucht und heilige Stätten gebaut.

Seit die römische Weltmacht das jüdische Volk im 2. Jahrhundert nach Christus endgültig aus seinem Lande vertrieben hat, unterstand das Land Israel fremden Herrschern. Die biblischen Städte lagen in Trümmern.

Heiden und Christen haben Juden in den ersten Jahrhunderten n. Chr. nicht nur aus ihrem Land vertrieben, sondern auch ihre Rückwanderung verhindert. Von Blut getränkt blieb das Land verlassen, verödet, versumpft, verwüstet und verachtet. Christliche und jüdische Pilger berichteten im Laufe der Jahrhunderte von abenteuerlichen Reisen.

In alle Welt zerstreut, ersehnte das jüdische Volk die Rückkehr nach Zion und betete täglich dafür. Einige wenige machten sich auf, um das verheißene Land zu erreichen. In den jüdischen Zentren Hebron, Jerusalem, Tiberias und Safed gab es auch in Zeiten christlicher und muslimischer Fremdherrschaft jüdische Gemeinden. Im Mittelalter trieb die ständige Diskriminierung in Europa Einzelne, Sippen, aber auch Schüler mit ihren Lehrern ins Land Israel, wo sie sich in den bestehenden jüdischen Gemeinden niederließen.

Nach den Kreuzzügen des Mittelalters zeigten erst Mitte des 19. Jahrhunderts gläubige Christen wieder ein neues Interesse am Land der Bibel. Christliche Organisationen bauten Pilgerherbergen und Krankenhäuser, Waisenhäuser und Schulen nach europäischem Standard für die Einheimischen. Westliche Länder entsandten Diplomaten, um ihre Missionare zu schützen. Die katholische Kirche richtete in Jerusalem ein Patriarchat ein, um den Einfluss der Protestanten einzuschränken.

Gleichzeitig setzte der Antisemitismus die Juden Europas, besonders in Russland, zunehmend unter Druck. Viele suchten Freiheit und ein neues Leben in Amerika. Doch das jüdische Volk hatte sein eigenes Land nie vergessen. Es träumte von Zion, sehnte sich nach Jerusalem und brachte dies in Gebeten und Liedern zum Ausdruck. So machten sich immer mehr Juden auf den Weg in das Land ihrer Väter, was zur ersten massiven Einwanderungswelle in den Jahren 1882 bis 1904 führte. 1.800 Jahre Verfolgung, Unterdrückung, Ausrottungsgefahr und Assimilationsversuche hatten das Volk Israel nicht vernichten können. Es hat die Kreuzzüge europäischer Christen, die spanische Inquisition, Erniedrigung und Verfolgung in der islamischen Welt, russische Pogrome und die deutsche »Endlösung« überlebt.

All jenen zum Trotz, die dieses Volk tot geglaubt oder tot gewünscht haben, bekannte der russische Schriftsteller Lew Nikolajewitsch Tolstoi im Jahre 1908:

Der Jude ist das Sinnbild der Ewigkeit. Er, den weder Blutbad noch Folter über Tausende Jahre zerstören konnte. Er, den weder Feuer noch Schwert noch die Inquisition vom Erdboden ausrotten konnte. Er, welcher der Erste war, der die Wunder Gottes erlebte. Er, der für so lange Zeit der Hüter der Prophetie war und sie dem Rest der Welt vermittelt hat. So eine Nation kann nicht zerstört werden. Der Jude ist so ewig wie die Ewigkeit selbst.

Tolstoi erlebte mit, wie sich das jüdische Volk aufmachte, um in seine uralte Heimat zu ziehen. Volk und Land begannen, wieder zueinanderzufinden.

Weil man sie nirgends in Ruhe leben ließ, kehrten Juden in ihre alte Heimat zurück. Die Väter der zionistischen Bewegung hatten andere Orte als Möglichkeit zur Gründung eines jüdischen Staates in Erwägung gezogen, etwa Uganda oder Argentinien. Doch alle Möglichkeiten zerschlugen sich. Nach dem Ersten Weltkrieg blieb allein das britische Mandatsgebiet Palästina, in dem sich nach der Staatsgründung 1948 die Politiker Israels um eine sichere Heimat, einen Zufluchtsort für ein verfolgtes Volk, bemühten. Doch auch in Israel sollte das Volk der Juden nicht zur Ruhe kommen.

Zeitgleich mit Europäern und Juden strömten Ende des 19. Jahrhunderts verarmte Araber aus den umliegenden Wüsten in das Land westlich des Jordans, um Arbeit zu finden. Das versumpfte und verkarstete Land, von dem die arabischen Bewohner des Orients kaum etwas wissen wollten, dessen Boden sie der Verödung überließen, wurde nun auch wieder für sie interessant. Arabische Großgrundbesitzer und die Steuereintreiber des osmanischen Sultans witterten gute Geschäfte. Felsige Berge und trostlose Steppen, bis dato kaum karges Weidegebiet für Schafe und Ziegen, wurden zum Verhandlungsgegenstand, verkauft und erworben. Das Land wurde wieder bepflanzt und bebaut. Nicht wenige arabische Lohnarbeiter konnten so den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien bei jüdischen Pionieren verdienen.

Von Anfang an sträubte sich ein beträchtlicher Teil der Araber des Landes gegen die jüdischen Einwanderer. In den 20er- und 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts führte neu aufgeflammter Judenhass zu Pogromen an der alteingesessenen jüdischen Bevölkerung. Heute muss sich der Staat Israel inmitten einer arabisch-islamischen Welt gegen einen Hass behaupten, der teilweise durch die jüngsten Konflikte, teils durch rassistische Ressentiments, nicht selten aber auch durch uralte religiöse Vorurteile geschürt wird.

Ein entscheidendes Element des israelisch-arabischen Konflikts ist die Landfrage. Bereits im vergangenen Jahrhundert wurden wiederholt Versuche zur Lösung dieser Frage unternommen. Detaillierte Pläne für eine Teilung des Landes unter Juden und Arabern wurden entworfen. Skizzen, Vorschläge und Pläne aus einem Jahrhundert werden in diesem Buch vorgestellt. Sie legen Zeugnis ab von den Bemühungen, durch die Teilung des Landes zu einer Lösung des Jahrhundertkonflikts im Nahen Osten zu kommen.

Bislang hat die arabisch-palästinensische Seite alle Teilungsvorschläge von Briten, Juden, Amerikanern und Israelis abgelehnt und bekämpft. Angefangen vom Palästina-Mandat, das der Völkerbund im Juli 1922 an Großbritannien übertrug – West-Palästina, das Gebiet zwischen Jordan und Mittelmeer, sollte damals zum nationalen, jüdischen Heimatland werden – über den UNOUS